Manifest der Kommunistischen Partei 3
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Aufgenommen von Rainer Obgenrein.
Manifest der Kommunistischen Partei von Karl Marx und Friedrich Engels
Kapitel 3 Sozialistische und Kommunistische Literatur
1. Der reaktionäre Sozialismus. Ah, der feudale Sozialismus.
Die französische und englische Aristokratie war in ihrer geschichtlichen Stellung nachberufen,
Pamphlete gegen die moderne bürgerliche Gesellschaft zu schreiben.
In der französischen Julirevolution von 1830, in der englischen Reformbewegung,
war sie noch einmal dem Verhassten im Pork-Humbling erlegen.
Von einem ernsten politischen Kampfe konnte nicht mehr die Rede sein.
Nur der literarische Kampf blieb ihr übrig.
Aber auch auf dem Gebiet der Literatur waren die alten Redensarten der Restaurationszeit unmöglich geworden.
Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe von 1888 zum Begriff Restaurationszeit.
Gemeint ist nicht die englische Restaurationszeit 1660 bis 1689,
sondern die französische Restaurationszeit 1814 bis 1830. Ende der Anmerkung.
Um Sympathie zu erregen, musste die Aristokratie scheinbar ihre Interessen aus dem Auge verlieren
und nur im Interesse der exploitierten Arbeiterklasse ihren Anklageakt gegen die Bourgeois formulieren.
Sie bereitete so die Genugtuung vor, Schmählieder auf ihren neuen Herrscher singen
und mehr oder minder unheilschwangere Prophezeiungen ihm ins Ohr raunen zu dürfen.
Auf diese Art entstand der feudale Sozialismus, halb Klagelied, halb Paskill, halb Rückhall der Vergangenheit,
halb Dreu in der Zukunft, mitunter die Bourgeois ins Herz treffend,
durch bitteres, geistreich zerreißendes Urteil, stets komisch wirkend durch gänzliche Unfähigkeit,
den Gang der modernen Geschichte zu begreifen.
Den proletarischen Bettelsack schwenkten sie als Fahne in der Hand, um das Volk hinter sich her zu versammeln.
So oft es ihnen aber folgte, erblickte es auf ihrem Hintern die alten feudalen Wappen
und verlief sich mit lautem und unehrwütigem Gelächter.
Ein Teil der französischen Legitimisten und das junge England gaben dies Schauspiel zum Besten.
Wenn die Feudalen beweisen, dass ihre Weise der Ausbeutung anders gestaltet war als die bürgerliche Ausbeutung,
so vergessen sie nur, dass sie unter gänzlich verschiedenen und jetzt überlebten Umständen und Bedingungen ausbeuteten.
Wenn sie nachweisen, dass unter ihrer Herrschaft nicht das moderne Proletariat existiert hat,
so vergessen sie nur, dass eben die moderne Bourgeois ein notwendiger Sprössling ihrer Gesellschaftsordnung war.
Übrigens verheimlichen sie den reaktionären Charakter ihrer Kritik so wenig,
dass ihre Hauptanklage gegen die Bourgeois eben darin besteht,
unter ihrem Regime entwickeln sich eine Klasse, welche die ganze alte Gesellschaftsordnung in die Luft sprengen werde.
Sie werfen der Bourgeois mehr noch vor, dass sie ein revolutionäres Proletariat, als dass sie überhaupt ein Proletariat erzeugt.
In der politischen Praxis nehmen sie daher an allen Gewaltmaßregeln gegen die Arbeiterklasse teil
und im gewöhnlichen Leben bequemen sie sich, allen ihren aufgeblähten Redensarten zum Trotz die goldenen Äpfel aufzulesen
und Treue, Liebe, Ehre mit dem Schacher in Schafswolle, Rünkelrüben und Schnaps zu vertauschen.
Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe von 1888
Dies bezieht sich hauptsächlich auf Deutschland,
wo der Landadel und das Junkertum einen großen Teil ihrer Güter auf eigene Rechnung durch ihre Verwalter bewirtschaften lassen
und daneben noch Großproduzenten von Rübenzucker und Kartoffelschnaps sind.
Die reicheren englischen Aristokraten sind noch nicht so weit heruntergekommen,
aber auch sie wissen, wie man das sinkende Rente wettmachen kann
durch die Hergabe ihres Namens an mehr oder weniger zweifelhafte Gründer von Aktiengesellschaften.
Ende der Anmerkung
Wie der Pfaffe immer Hand in Hand ging mit dem feudalen,
so der pfäfische Sozialismus mit dem feudalistischen.
Nichts leichter, als dem christlichen Asketismus einen sozialistischen Anstrich zu geben.
Hat das Christentum nicht auch gegen das Privateigentum, gegen die Ehe, gegen den Staat geeifert?
Hat es nicht die Wohltätigkeit und den Bettel, das Zölibat und die Fleischestötung,
das Zellenleben und die Kirche an ihrer Stelle gepredigt?
Der christliche Sozialismus ist nur das Weihwasser, womit der Pfaffe den Ärger des Aristokraten einsegnet.
Die feudale Aristokratie ist nicht die einzige Klasse, welche durch die Bourgeois gestürzt wurde,
deren Lebensbedingungen in der modernen bürgerlichen Gesellschaft verkümmerten und abstarben.
Das mittelalterliche Pfahlbürgertum und der kleine Bauernstand waren die Vorläufe der modernen Bourgeois.
In den weniger industriell und kommerziell entwickelten Ländern vegetiert diese Klasse noch fort,
neben der aufkommenden Bourgeois.
In den Ländern, wo sich die moderne Zivilisation entwickelt hat, hat sich eine neue Kleinbürgerschaft gebildet,
die zwischen dem Proletariat und der Bourgeois schwebt und als ergänzender Teil der bürgerlichen Gesellschaft
stets vom Neuen sich bildet, deren Mitglieder aber beständig durch die Konkurrenz ins Proletariat hinabgeschleudert werden.
Ja, selbst mit der Entwicklung der großen Industrie einen Zeitpunkt herannahen sehen,
wo sie als selbstständiger Teil der modernen Gesellschaft gänzlich verschwinden
und im Handel, in der Manufaktur, in der Agrikultur durch Arbeitsaufseher und Domestiken ersetzt werden.
In Ländern wie Frankreich, wo die Bauernklasse weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmacht,
war es natürlich, dass Schriftsteller, die für das Proletariat gegen die Bourgeois auftraten,
an ihre Kritik des Bourgeois-Regimes den kleinbürgerlichen und kleinbäuerlichen Maßstab anlegten
und die Partei der Arbeiter vom Standpunkt des Kleinbürgertums ergriffen.
Es bildete sich so der kleinbürgerliche Sozialismus.
Sismondi ist das Haupt dieser Literatur, nicht nur für Frankreich, sondern auch für England.
Dieser Sozialismus zergliederte höchst scharfsinnig die Widersprüche in den modernen Produktionsverhältnissen.
Er enthüllte die gleißnerischen Beschönigungen der Ökonomen.
Er wies unwiderleglich die zerstörenden Wirkungen der Maschinerie und der Teilung der Arbeit nach,
die Konzentration der Kapitalien und des Grundbesitzes, die Überproduktion, die Krisen,
den notwendigen Untergang der kleinen Bürger und Bauern, das Elend des Proletariats, die Anarchie in der Produktion,
die schreienden Missverhältnisse in der Verteilung des Reichtums,
den industriellen Vernichtungskrieg der Nationen untereinander, die Auflösung der alten Sitten,
der alten Familienverhältnisse, der alten Nationalität.
Seinem positiven Gehalte nach will jedoch dieser Sozialismus entweder die alten Produktions- und Verkehrsmittel wiederherstellen
und mit ihnen die alten Eigentumsverhältnisse und die alte Gesellschaft,
oder er will die modernen Produktions- und Verkehrsmittel in den Rahmen der alten Eigentumsverhältnisse,
die von ihnen gesprengt wurden, gesprengt werden mussten, gewaltsam wieder einsperren.
In beiden Fällen ist er reaktionär und utopisch zugleich.
Zunftwesen in der Manufaktur und patriarchalische Wirtschaft auf dem Lande, das sind seine letzten Worte.
In ihrer weiteren Entwicklung hat sich diese Richtung in einen feigen Katzenjammer verlaufen.
c. Der deutsche oder der wahre Sozialismus
Die sozialistische und kommunistische Literatur Frankreichs, die unter dem Druck einer herrschenden Bourgeois entstand
und der literarische Ausdruck des Kampfes gegen diese Herrschaft ist, wurde nach Deutschland eingeführt,
zu einer Zeit, wo die Bourgeois soeben ihren Kampf gegen den feudalen Absolutismus begannen.
Deutsche Philosophen, Halbphilosophen und Schöngeister bemächtigten sich gierig dieser Literatur
und vergaßen nur, dass bei der Einwanderung jener Schriften aus Frankreich
die französischen Lebensverhältnisse nicht gleichzeitig nach Deutschland eingewandert waren.
Den deutschen Verhältnissen gegenüber verlor die französische Literatur alle unmittelbar praktische Bedeutung
und nahm ein rein literarisches Aussehen an.
Als müßige Spekulation über die Verwirklichung des menschlichen Wesens musste sie erscheinen.
So hatten für die deutschen Philosophen des 18. Jahrhunderts die Forderungen der ersten französischen Revolution
nur den Sinn, Forderungen der praktischen Vernunft im Allgemeinen zu sein
und die Willensäußerungen der revolutionären französischen Bourgeois bedeutete in ihren Augen die Gesetzen des reinen Willens,
des Willens wie er sein muß, des wahrhaft menschlichen Willens.
Die ausschließlich Arbeit der deutschen Literaten bestand darin,
die neuen französischen Ideen mit ihrem alten philosophischen Gewissen in Einklang zu setzen
oder vielmehr von ihrem philosophischen Standpunkt aus die französischen Ideen sich anzueignen.
Diese Aneignung geschah in derselben Weise, wodurch man sich überhaupt eine fremde Sprache aneignet,
durch die Übersetzung.
Es ist bekannt, wie die Mönchemanuskripte, worauf die klassischen Werke der alten Heidenzeit verzeichnet waren,
mit abgeschmackten katholischen Heiligengeschichten überschrieben.
Die deutschen Literaten gingen umgekehrt mit der profanen französischen Literatur um.
Sie schrieben ihren philosophischen Unsinn hinter das französische Original.
Zum Beispiel hinter die französische Kritik der Geldverhältnisse schrieben sie Entäußerungen des menschlichen Wesens.
Hinter die französische Kritik des Bourgeois-Staates schrieben sie Aufhebung der Herrschaft des abstrakt Allgemeinen.
Die Unterschiebung dieser philosophischen Redensarten unter die französischen Entwicklungen tauften sie Philosophie der Tat,
wahrer Sozialismus, deutsche Wissenschaft des Sozialismus, philosophische Begründung des Sozialismus usw.
Die französische sozialistisch-kommunistische Literatur wurde so förmlich entmannt.
Und da sie in der Hand der Deutschen aufhörte, den Kampf einer Klasse gegen die andere auszudrücken,
so war der Deutsche sich bewusst die französische Einseitigkeit überwunden,
statt wahre Bedürfnisse das Bedürfnis der Wahrheit und statt der Interessen des Proletariats die Interessen des menschlichen Wesens,
des Menschen überhaupt vertreten zu haben, des Menschen der kleiner Klasse, der überhaupt nicht der Wirklichkeit,
der nur dem Dunsthimmel der philosophischen Fantasie angehört.
Dieser deutsche Sozialismus, der seine unbeholfenen Schulübungen so ernst und feierlich nahm und so marktschreierisch ausposaunte,
verlor indes nach und nach seine pedantische Unschuld.
Der Kampf der Deutschen, namentlich der preußischen Bourgeois gegen die Voldalen und das absolute Königtum,
mit einem Wort, die liberale Bewegung, wurde ernsthafter.
Dem wahren Sozialismus war so die erwünschte Gelegenheit geboten,
der politischen Bewegung die sozialistischen Forderungen gegenüberzustellen,
die überlieferten Anatheme gegen den Liberalismus, gegen den Repräsentivstaat, gegen die bürgerliche Konkurrenz,
bürgerliche Pressfreiheit, bürgerliches Recht, bürgerliche Freiheit und Gleichheit zu schleudern
und der Volksmasse vorzupredigen, wie sie bei dieser bürgerlichen Bewegung nichts zu gewinnen, vielmehr alles zu verlieren habe.
Der deutsche Sozialismus vergaß rechtzeitig, dass die französische Kritik, deren geistloses Echo er war,
die moderne bürgerliche Gesellschaft mit den entsprechenden materiellen Lebensbedingungen
und der angemessenen politischen Konstitutionen vorausgesetzt,
laut der Voraussetzungen, um deren Erkämpfung es sich erst in Deutschland handelte.
Er diente den deutschen absoluten Regierungen mit ihrem Gefolge von Pfaffen, Schulmeistern, Krautjunkern und Bürokraten
als erwünschte Vogelscheuche gegen die derohend aufstrebende Bourgeois.
Er bildete die süßliche Ergänzung zu den bitteren Peitschenheben und Flintenkugeln,
womit dieselben Regierungen die deutschen Arbeiteraufstände bearbeiteten.
War der wahre Sozialismus dergestalt eine Waffe in der Hand der Regierungen gegen die deutsche Bourgeois,
so vertrat er auch unmittelbar ein reaktionäres Interesse, das Interesse der deutschen Pfahlbürgerschaft.
In Deutschland bildete das vom 16. Jahrhundert her überlieferte und seit der Zeit in verschiedener Form
hier immer neu wieder auftauchende Kleinbürgertum die eigentliche gesellschaftliche Grundlage der bestehenden Zustände.
Seine Erhaltung ist die Erhaltung der bestehenden deutschen Zustände.
Von der industriellen und politischen Herrschaft der Bourgeois fürchtet es den sicheren Untergang,
einerseits infolge der Konzentration des Kapitals, andererseits durch das Aufkommen eines revolutionären Proletariats.
Der wahre Sozialismus schien ihm beide Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
Er verbreitete sich wie eine Epidemie.
Das Gewand, gewirkt aus spekulativem Spinnenweb, überstickt mit schöngeistigen Redeblumen,
durchtränkt von liebeschwülstigen Gemütsstau.
Dies überschwängliche Gewand, worin die deutschen Sozialisten ihre paar knöchernen, ewigen Wahrheiten einhüllten,
vermehrte nur den Absatz ihrer Ware bei diesem Publikum.
Seinerseits erkannte der deutsche Sozialismus immer mehr seinen Beruf,
der hochtrabende Vertreter dieser Pfahlbürgerschaft zu sein.
Er proklamierte die deutsche Nation als die normale Nation und den deutschen Spießbürger als den Normalmenschen.
Er gab jeder Niedertracht desselben einen verborgenen, höheren, sozialistischen Sinn, worin sie ergegenteil bedeutete.
Er zog die letzte Konsequenz, indem er direkt gegen die rohdestruktive Richtung des Kommunismus auftrat
und seine unparteiische Erhabenheit über alle Klassenkämpfe verkündete.
Mit sehr wenigen Ausnahmen gehört alles, was in Deutschland von angeblich sozialistischen und kommunistischen Schriften zirkuliert,
in den Bereich dieser schmutzigen, entnervenden Literatur.
Anmerkung von Englisch zur deutschen Ausgabe von 1890
Der Revolutionsturm von 1848 hat diese gesamte schäbige Richtung weggefegt
und ihren Trägern die Lust benommen, noch weiteren Sozialismus zu machen.
Hauptvertreter und klassischer Typus dieser Richtung ist Herr Karl Grün.
Ende der Anmerkung.
Zweitens, der konservative oder bourgeois Sozialismus
Ein Teil der Bourgeois wünscht den sozialen Missständen abzuhelfen, um den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern.
Es gehören hierher Ökonomisten, Philanthrofen, Humanitäre, Verbesserer der Lage der arbeitenden Klassen,
Wohltätigkeitsorganisierer, Abschaffer der Tierquälerei, Mäßigkeitsvereinsstifter, Winkelreformer der buntschäckigsten Art.
Und auch zu ganzen Systemen ist dieser Bourgeois Sozialismus ausgearbeitet worden.
Als Beispiel führen wir Proudhon's Philosophie de la Misere an.
Die sozialistischen Bourgeois wollen die Lebensbedingungen der modernen Gesellschaft
ohne die notwendig daraus hervorgehenden Kämpfe und Gefahren.
Sie wollen die bestehende Gesellschaft mit Abzug der sie revolutionierenden und sie auflösenden Elemente.
Sie wollen die Bourgeois ohne das Proletariat.
Die Bourgeois stellt sich die Welt, worin sie herrscht, natürlich als die beste Welt vor.
Der Bourgeois Sozialismus arbeitet diese tröstliche Vorstellung zu einem halben oder ganzen System aus.
Wenn er das Proletariat auffordert, seine Systeme zu verwirklichen und in das neue Jerusalem einzugehen,
so verlangt er im Grunde nur, dass es in der jetzigen Gesellschaft stehenbleibe,
aber seine gehässigen Vorstellungen von derselben abstreife.
Eine zweite, weniger systematische, nur mehr praktische Form dieses Sozialismus
suchte der Arbeiterklasse jede revolutionäre Bewegung zu verleiden.
Durch den Nachweis wie nicht diese oder jene politische Veränderung,
sondern nur eine Veränderung der materiellen Lebensverhältnisse,
der ökonomischen Verhältnisse ihr auch von Nutzen sein könne.
Unter Veränderung der materiellen Lebensverhältnisse versteht dieser Sozialismus
aber keineswegs die Abschaffung der bürgerlichen Produktionsverhältnisse,
die nur auf dem revolutionären Wege möglich ist,
sondern administrative Verbesserungen, die auf dem Boden dieser Produktionsverhältnisse vor sich gehen,
also in dem Verhältnis von Kapital und Lohnarbeit nichts ändern,
sondern im besten Fall der Bourgeois die Kosten ihrer Herrschaft vermindern
und ihren Staatshaushalt vereinfachen.
Seinen entsprechenden Ausdruck erreichte Bourgeois Sozialismus erst da,
wo er zur bloßen rednerischen Figur wird.
Freier Handel im Interesse der Arbeitendenklasse,
Schutzzölle im Interesse der Arbeitendenklasse,
Zellengefängnisse im Interesse der Arbeitendenklasse,
das ist das letzte, das einzig ernstgemeinte Wort des Bourgeois Sozialismus.
Der Sozialismus der Bourgeois besteht eben in der Behauptung,
dass die Bourgeois Bourgeois sind, im Interesse der Arbeitendenklasse.
Drittens, der kritisch-utopistische Sozialismus und Kommunismus.
Wir reden hier nicht von der Literatur, die in allen großen modernen Revolutionen
die Forderungen des Proletariats aussprach, Schriften bei Boeuf etc.
Die ersten Versuche des Proletariats in einer Zeit allgemeiner Aufregung,
in der Periode des Umsturzes der feudalen Gesellschaft,
direkt sein eigenes Klasseninteresse durchzusetzen,
scheiterten notwendig an der unentwickelten Gestalt des Proletariats selbst
wie an dem Mangel der materiellen Bedingungen seiner Befreiung,
die eben erst das Produkt der bürgerlichen Epoche sind.
Die revolutionäre Literatur, welche diese ersten Bewegungen des Proletariats begleitete,
ist dem Inhalt nach notwendig reaktionär.
Sie lehrt einen allgemeinen Asketismus und eine rohe Gleichmacherei.
Die eigentlich sozialistischen und kommunistischen Systeme,
die Systeme Saint-Simon, Fourier, Owens etc.
tauchen auf in der ersten unentwickelten Periode des Kampfes zwischen Proletariat und Bourgeois,
die wir oben dargestellt haben, siehe Bourgeois und Proletariat.
Die Erfinder dieser Systeme sehen zwar den Gegensatz der Klassen
wie die Wirksamkeit der auflösenden Elemente in der herrschenden Gesellschaft selbst,
aber sie erblicken auf der Seite des Proletariats keine geschichtliche Selbsttätigkeit,
keine ihnen eigentümliche politische Bewegung.
Da die Entwicklung des Klassengegensatzes gleichen Schritt hält mit der Entwicklung der Industrie,
finden sie ebenso wenig die materiellen Bedingungen zur Befreiung des Proletariats vor
und suchen nach einer sozialen Wissenschaft, nach sozialen Gesetzen, um diese Bedingungen zu schaffen.
An die Stelle der gesellschaftlichen Tätigkeit muss ihre persönlich erfinderische Tätigkeit treten.
An die Stelle der geschichtlichen Bedingungen der Befreiung fantastischer.
An die Stelle der allmählich vor sich gehenden Organisation des Proletariats zur Klasse
eine eigens ausgeheckte Organisation der Gesellschaft.
Die kommende Weltgeschichte löst sich für sie auf in die Propaganda
und die praktische Ausführung ihrer Gesellschaftspläne.
Sie sind sich zwar bewusst, in ihren Plänen hauptsächlich das Interesse der arbeitenden Klasse
als der leidendsten Klasse zu vertreten.
Nur unter diesem Gesichtspunkt der leidendsten Klasse existiert das Proletariat für sie.
Die unterentwickelte Form des Klassenkampfes wie ihre eigene Lebenslage bringen es aber mit sich,
dass sie weit über jenen Klassengegensatz erhaben zu sein glauben.
Sie wollen die Lebenslage aller Gesellschaftsklieder, auch der Bestgestellten, verbessern.
Sie appellieren daher fortwährend an die ganze Gesellschaft ohne Unterschied,
ja vorzugsweise an die herrschende Klasse.
Man braucht ihr System ja nur zu verstehen,
um es als den bestmöglichen Plan der bestmöglichen Gesellschaft anzuerkennen.
Sie verwerfen daher alle politische, namentlich alle revolutionäre Aktionen.
Sie wollen ihr Ziel auf friedlichem Wege erreichen und versuchen durch kleine,
natürlich fehlschlagende Experimente, durch die Macht des Beispiels,
dem neuen gesellschaftlichen Evangelium Bahn zu brechen.
Die fantastische Schilderung der zukünftigen Gesellschaft entspringt in einer Zeit,
wo das Proletariat noch höchst unentwickelt ist,
also selbst noch fantastisch seine eigene Stellung auffasst,
seinem ersten ahnungsvollen Drängen nach einer allgemeinen Umgestaltung der Gesellschaft.
Die sozialistischen und kommunistischen Schriften bestehen aber auch aus kritischen Elementen.
Sie greifen alle Grundlagen der bestehenden Gesellschaft an.
Sie haben daher höchst wertvolles Material zur Aufklärung der Arbeiter geliefert.
Ihre positiven Sätze über die zukünftige Gesellschaft,
zum Beispiel Aufhebung des Gegensatzes zwischen Stadt und Land,
der Familie, des Privaterwerbs, der Lohnarbeit,
die Verkündigung der gesellschaftlichen Harmonie,
die Verwandlung des Staates in eine bloße Verwaltung der Produktion,
alle diese ihre Sätze drücken bloß das Wegfallen des Klassengegensatzes aus,
der eben erst sich zu entwickeln beginnt,
den sie nur noch in seiner ersten gestaltlosen Unbestimmtheit kennen.
Diese Sätze selbst haben daher noch einen rein utopischen Sinn.
Die Bedeutung des kritisch-utopischen Sozialismus und Kommunismus
steht im umgekehrten Verhältnis zur geschichtlichen Entwicklung.
In demselben Maße, worin der Klassenkampf sich entwickelt und gestaltet,
verliert diese fantastische Erhebung über denselben,
diese fantastische Bekämpfung desselben, allen praktischen Wert,
alle theoretische Berechtigung.
Waren daher die Urheber dieser Systeme auch in vieler Beziehung revolutionär,
so bilden ihre Schüler jedes Mal reaktionäre Sekten.
Sie halten die alten Anschauungen der Meister fest
gegenüber der geschichtlichen Fortentwicklung des Proletariats.
Sie suchen daher konsequente Klassenkampf wieder abzustumpfen
und die Gegensätze zu vermitteln.
Sie träumen noch immer die Versuchsweise Verwirklichung ihrer gesellschaftlichen Utopien,
Stiftung einzelner Phalanstere, Gründung von Home-Kolonien,
Errichtung eines kleinen Ikarians,
Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe von 1888,
Phalanstere war die Bezeichnung für die von Charles Fourier geplanten sozialistischen Kolonien,
Ikarian nannte KB seine Utopie und später seine kommunistische Kolonie in Amerika.
Ende der Anmerkung.
Anmerkung von Engels zur deutschen Ausgabe von 1890,
Home-Kolonien oder Kolonien im Inland,
nennt Aon seine kommunistischen Mustergesellschaften,
Phalanstere war der Name der von Fourier geplanten gesellschaftlichen Paläste,
Ikarian hieß das utopische Phantasieland, dessen kommunistische Einrichtungen KB schilderte.
Ende der Anmerkung.
Sie träumen noch immer die Versuchsweise Verwirklichung ihrer gesellschaftlichen Utopien,
Stiftung einzelner Phalanstere, Gründung von Home-Kolonien,
Errichtung eines kleinen Ikarians,
Duod's Ausgabe des neuen Jerusalems.
Und zum Aufbau aller dieser spanischen Schlösser,
müssen sie an die Philanthropie der bürgerlichen Herzen und Geldsäcke appellieren.
Allmählich fallen sie in die Kategorie der oben geschilderten,
reaktionären oder konservativen Sozialisten
und unterscheiden sich nur noch von ihnen durch mehr systematische Pedanterie,
durch den fanatischen Aberglauben an die Wunderwirkungen ihrer sozialen Wissenschaft.
Sie treten daher mit Erbitterung aller politischen Bewegung der Arbeiter entgegen,
die nur aus blindem Unglauben an das neue Evangelium hervorgehen konnte.
Die Aonisten in England, die Fourieristen in Frankreich,
regieren dort gegen die Chartisten, hier gegen die Reformisten.
Ende von Kapitel 3
Kapitel 4
Stellung der Kommunisten zu den verschiedenen oppositionellen Parteien
Nach Abschnitt 2 versteht sich das Verhältnis der Kommunisten
zu den bereits konstituierten Arbeiterparteien von selbst,
also ihr Verhältnis zu den Chartisten in England
und den agrarischen Reformern in Nordamerika.
Sie kämpfen für die Erreichung der unmittelbar vorliegenden Zwecke
und Interessen der Arbeiterklasse.
Aber sie vertreten in der gegenwärtigen Bewegung zugleich die Zukunft der Bewegung.
In Frankreich schließen sich die Kommunisten an die sozialistisch-demokratische Partei an
gegen die konservative und radikale Bourgeois,
ohne darum das Recht aufzugeben,
sich kritisch zu den aus der revolutionären Überlieferung herrührenden Phrasen und Illusionen zu verhalten.
Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe von 1888
zum Begriff sozialistisch-demokratische Partei
Die Partei, die damals im Parlament,
von L'Édouard Rollin, in der Literatur von Louis Blanc
und in der Tagespresse von La Reformé vertreten wurde.
Der Name Sozialdemokratie bedeutete bei diesen ihren Erfindern
eine Sektion der demokratischen oder republikanischen Partei
mit mehr oder weniger sozialistischer Färbung.
Ende der Anmerkung.
In der Schweiz unterstützen sie die Radikalen,
ohne zu verkennen, dass diese Partei aus widersprechenden Elementen besteht,
teils aus demokratischen Sozialisten im französischen Sinn,
teils aus radikalen Bourgeois.
Unter den Polen unterstützten die Kommunisten die Partei,
welche eine agrarische Revolution zur Bedingung der nationalen Befreiung macht,
dieselbe Partei, welche die Krakauer Insurrektion von 1846 ins Leben rief.
In Deutschland kämpft die Kommunistische Partei,
sobald die Bourgeois-Revolutionär auftritt,
gemeinsam mit der Bourgeois gegen die absolute Monarchie,
das feudale Grundeigentum und die Kleinbürgerei.
Sie unterlässt aber keinen Augenblick,
bei den Arbeitern ein möglichst klares Bewusstsein
über den feindlichen Gegensatz zwischen Bourgeois und Proletariat herauszuarbeiten,
damit die deutschen Arbeiter sogleich die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen,
welche die Bourgeois mit ihrer Herrschaft herbeiführen muss,
als ebenso viele Waffen gegen die Bourgeois kehren können,
damit nach dem Sturz der reaktionären Klassen in Deutschland,
sofort der Kampf gegen die Bourgeois selbst beginnt.
Auf Deutschland richten die Kommunisten ihre Hauptaufmerksamkeit,
weil Deutschland am Vorabend einer bürgerlichen Revolution steht
und weil es diese Umwälzungen unter fortgeschritteneren Bedingungen der europäischen Zivilisation überhaupt
und mit einem viel weiter entwickelten Proletariat vollbringt,
als England im 17. und Frankreich im 18. Jahrhundert.
Die deutsche bürgerliche Revolution also nur das Vorspiel einer proletarischen Revolution sein kann.
Mit einem Wort.
Die Kommunisten unterstützen überall jede revolutionäre Bewegung
gegen die bestehenden gesellschaftlichen und politischen Zustände.
In allen diesen Bewegungen heben sie die Eigentumsfrage,
welche mehr oder minder entwickelte Form sie auch angenommen haben möge,
als die Grundfrage der Bewegung hervor.
Die Kommunisten arbeiten endlich überall an der Verbindung und Verständigung
der demokratischen Parteien aller Länder.
Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen.
Sie erklären es offen, dass ihre Zwecke nur erreicht werden können
durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung.
Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern.
Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten.
Sie haben eine Welt zu gewinnen.
Proletarier aller Länder, vereinigt euch!