heute journal vom 11. Juli 2023 - ZDFmediathek
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt, das "heute journal" mit Heinz Wolf und Marietta Slomka.
Guten Abend.
Sollte es in Moskau Befürchtungen gegeben haben,
dass die NATO ihre Tore für die Ukraine öffnet,
so kann man sich im Kreml jetzt halbwegs beruhigt zurücklehnen:
Das ist nicht geschehen.
Um einen Beitritt jetzt noch während des Krieges ging es eh nicht.
Gestritten wurde nur darüber, wie konkret man der Ukraine
eine Perspektive für die Zeit danach gibt.
Eine förmliche Einladung etwa, darauf hatte Kiew gehofft.
Eine Mehrheit der NATO-Mitglieder
wäre für ein solch deutliches Zeichen gewesen.
Aber einige Staaten -
angeführt von den USA und Deutschland - waren dagegen.
Und so endete dieser erste Gipfeltag früher als erwartet
mit einem Kompromiss, ohne Zusagen.
Ulf Röller zeichnet diesen Tag in Vilnius nach.
Es geht bei diesen Treffen auch um Größe.
Symbolik bedeutet viel in der Gipfelhierarchie.
Eine Regierungsmaschine, sie irritiert.
Ein Totenkopf ziert sie, wer fährt so vor?
Mehr später dazu,
denn beginnen wollen wir mit dem Sieger des Gipfels:
Schwedens Regierungschef - bald wohl Nato-Mitglied.
Wir suchen Schutz durch das Bündnis, aber alle sollten auch wissen,
dass auch wir das Bündnis sicherer machen werden.
Und wann steht die Ukraine mit auf dem Familienfoto der Nato?
Bald, sagen alle, aber was heißt bald -
für die Osteuropäer direkt nach dem Kriegsende.
Unter anderem die USA und Deutschland sind da vorsichtiger,
sprechen von Bedingungen,
die die Ukraine vor dem Beitritt erfüllen muss.
Der Nato-Generalssekretär vermeidet zu Beginn des Gipfels
deshalb konkrete Zusagen.
Unsere Botschaft wird positiv stark und einig sein.
Und nicht konkret.
Und damit stößt sie dem ukrainischen Präsidenten bitter auf.
Ganz undiplomatisch macht er auf Twitter seinem Unmut Luft:
Der Gipfel hat einen Streit,
das wollte die Nato eigentlich vermeiden.
Gerade beim Thema Ukraine will das Bündnis Geschlossenheit zeigen.
Die Außenministerin versucht die Wogen zu glätten,
zeigt Verständnis für die Wut von Selenskyj.
Es ist vollkommen klar,
dass all das, was wir hier gemeinsam beschließen,
an weiterer militärischer Unterstützung,
an weiterer Zusammenarbeit an Vertiefung, dass das für ein Land,
was in einem brutalen Angriffskrieg ist, alles zusammen
nicht genug sein kann.
Der Bundeskanzler kommt wie immer mit Aktentasche
und bringt ein Versöhnungsgeschenk für die Ukraine mit.
Ein Militärpaket im Wert von 700 Millionen Euro.
Jetzt geht es darum,
dass wir die Ukraine aktiv unterstützen bei der Verteidigung
ihrer Souveränität und Integrität, auch mit den Waffenlieferungen,
die all die Staaten jeweils mobilisieren.
Selenskyj ist in Vilnius angekommen
und lässt sich von der litauischen Bevölkerung feiern.
Es ist ein emotionaler Auftritt, ein Auftritt an die Nato gerichtet.
Die Ukraine wird die Nato stärker machen.
Aber die hat keinen Zeitplan für einen Beitritt beschlossen
und damit auch keine Einladung ausgesprochen.
Stoltenberg versucht dies dennoch der Ukraine positiv zu verkaufen.
Wir haben etwas entscheidend verändert.
Es ist jetzt nur noch ein Schritt und nicht mehr
zwei Schritte für die Ukraine zur Mitgliedschaft.
Immer noch einen Schritt zu viel für Selenskyj.
Es wird wohl noch dauern, bis die Ukraine zur Nato gehört.
Ach ja, da war ja noch was.
Aus dem Regierungsflieger mit dem Totenkopf stieg
die Delegation von Luxemburg aus.
Sie hatte ihn für den Gipfel von einer Rockband gemietet.
Wie ist dieses NATO-Ergebnis einzuordnen,
darüber wollen wir
mit dem Politikwissenschaftler Nico Lange sprechen,
er hat unter der vorherigen Bundesregierung
den Leitungsstab im Verteidigungsministerium geführt.
Guten Abend, Herr Lange.
Guten Abend.
Sie sind gerade bei einer Zeitenwende-Veranstaltung
der Münchner Sicherheitskonferenz im Saarland.
Zeitenwende ist wahrscheinlich nicht der Begriff,
den Sie für das Ergebnis des heutigen NATO-Gipfels verwenden würden oder?
Es ist keine Zeitenwende in Bezug auf die Perspektive für die Ukraine.
Die Ukraine hat gehofft,
dass die abstrakte Perspektive aus Bukarest von 2008
jetzt zu einer konkreten Perspektive wird.
Und das ist leider nicht passiert.
Es ist eine Politik der offenen Tür,
aber nicht das, was die Ukraine sich erhofft hat.
Was hat denn ihrer Einschätzung nach den Ausschlag gegeben?
Es hat nicht nur die Ukraine gehofft,
und es gab auch eine Mehrheit der NATO-Mitgliedsländer,
die konkreter werden wollten.
Warum war das am Ende nicht möglich?
In der NATO muss im Konsens entschieden werden.
Es gab eine Gruppe von Staaten,
die keine konkreteren Formulierungen wollte, in diesem Papier.
Für die Ukraine ist das besonders bedauerlich,
weil sie, glaube ich, Verbündete hat in der NATO,
die wissen, es geht nicht um Worte.
Es geht nicht um Beschlüsse und Papier,
sondern es geht um den Existenzkampf der Ukraine.
Und da ist diese NATO-Perspektive
einfach die einzige Garantie für Sicherheit, die man kennt,
die funktioniert
und die die Ukraine aus ihrer Sicht braucht.
Und auch Partner in Mittelosteuropa
brauchen diese Perspektive für die Ukraine,
weil sie glauben,
dass das für ihre Sicherheit ein ganz entscheidender Schritt wäre.
Nun hatte der US-Präsident im Vorfeld dieses Gipfels
in einem Interview von einem Modell Israel gesprochen,
also besonderen Schutzzusagen der USA für die Ukraine.
Ähnlich, wie bei Israel.
hat sich daraus noch irgendetwas ergeben?
Das ist heute nicht weiter besprochen worden.
Aber natürlich weiß man, das Modell Israel...
in der Ukraine wird manchmal vom Modell Stachelschwein gesprochen.
Also eine Ukraine,
die sich selbst mit eigenen Mitteln verteidigen kann.
Das beinhaltet natürlich im Falle Israels Atomwaffen.
Und auch die Ukraine wird über alle Möglichkeiten nachdenken müssen.
Der ukrainische Präsident
hat ein starkes Mandat von seinen Bürgern,
für die Sicherheit der Ukraine zu sorgen.
Und wenn die NATO sich dann nicht zu konkreten Dingen durchringen kann,
dann hat er den Auftrag, alle Möglichkeiten zu durchdenken,
um irgendwie eine sichere Nachkriegsordnung
für die Ukraine aufbauen zu können.
Damit deuten Sie an, dass die Ukraine darüber nachdenken könnte,
sich quasi selbst Atomwaffen zu besorgen.
Das würde sie aber international gewaltig in die Bredouille bringen.
Oder?
Die Ukraine ist in einem Überlebenskampf
und wird alle Überlegungen anstellen,
die dafür notwendig sind.
Und wir tun leider manchmal so,
als wäre die NATO- Mitgliedschaft für die Ukraine
ein Almosen oder eine Gefälligkeit,
die wir geben.
Und ich glaube, dass Präsident Selenskyj zu Recht darauf hinweist,
dass es um ganz grundlegende Fragen
der Sicherheitsordnung in Europa geht.
Er wird jedenfalls weiter daran arbeiten.
Er hat eine sehr bewegende Rede gehalten,
heute Abend in Vilnius.
Wir können vielleicht ein bisschen darauf hoffen,
was denn die erste Sitzung des NATO-Ukraine-Rates morgen bringt.
Vielleicht gibt es da mehr Verständnis für einen Prozess,
der am Ende zu einer konkreteren Perspektive
für die Ukraine führen könnte.
Sagt der Sicherheitsexperte Nico Lange,
danke Ihnen für die Analyse. Gerne.
Nicht nur die Ukraine hatte sich mehr erhofft.
Unterstützt wurde sie darin v.a. von Staaten,
die zum ehemaligen Ostblock gehörten und ihre ganz eigenen Erfahrungen
mit der Sowjetunion und Russland gemacht haben.
Mit Ausnahme Ungarns waren v.a. diese Ländern
von Kriegsbeginn an für Waffenlieferungen
und drängten auch frühzeitig
auf eine raschere NATO-Perspektive für die Ukraine.
Zu dieser Gruppe gehört die Tschechische Republik,
mit ihrem Außenminister habe ich darüber am Nachmittag gesprochen,
als in den Verhandlungen noch einiges an Bewegung war.
vor diesem Interview blicken wir die Ukraine,
dort hat Dara Hassanzadeh Stimmen in Kiew eingefangen.
Auch heute gibt es Luftalarm in Kiew,
seit Kriegsbeginn schon fast Normalität.
Der NATO-Gipfel in Litauen ist auch hier Thema.
Die Menschen, gerade die jungen, wollen dazugehören -
zur Europäischen Union und zur NATO.
Ich denke, solange Krieg herrscht, werden wir nicht akzeptiert.
Vielleicht nach unserem Sieg können wir ein Mitglied der NATO werden.
Wenn wichtige Verhandlungen stattfinden,
an denen unser Präsident teilnimmt,
dann wird die Ukraine immer besonders stark angegriffen.
Provokationen, Luftangriffe auf uns werden intensiviert.
Das ist macht krank.
Ich weiß, dass es ein schwieriger bürokratischer Prozess ist.
Es ist ein Prozess,
der eher langfristig angelegt ist als kurzfristig enden wird.
In einem Außenbezirk von Kiew treffen wir Pfarrer Anatoli.
Seit Kriegsbeginn ist er mehr Logistiker
für Hilfsgüter denn Seelsorger.
Ich sehe die Fakten.
Die EU hat Angst vor Russland, das war der Grund,
warum wir unsere Chance auf die NATO-Mitgliedschaft
vor 15 Jahren verloren haben.
Die heutige Entscheidung, fürchte ich, wird wieder ausweichend sein.
Einzelstimmen.
Wie das ukrainische Volk in seiner Gesamtheit denkt,
weiß Anton Grushetsky.
Er leitet das Kiewer Institut für Soziologie.
Es erforscht die politischen Einstellungen
der Ukrainer seit 30 Jahren.
Vor dem russischen Angriffskrieg sprachen sich nur 50 Prozent
der Ukrainer für einen NATO-Beitritt aus.
Die Mehrheit im Süden und Osten im Land war sogar dagegen.
Aber jetzt, nach Beginn des Angriffskrieges,
wollen fast 90 Prozent der Ukrainer in die NATO-Familie.
Mit einer Mehrheit von über 80 Prozent in allen Landesteilen.
In der Ukraine hat man sehr auf ein klaren Zeichen
vom NATO-Gipfel gehofft.
Jetzt wissen sie, dass sie noch lange nicht dazu gehören werden.
Die Enttäuschung darüber wird groß sein.
Über die Perspektiven der Ukraine auf diesem Gipfel
wollen wir mit dem Außenminister der Tschechischen Republik sprechen,
mit Jan Lipavsky, guten Abend.
Guten Abend, danke, dass ich bei Ihnen sein kann.
Tschechien gehört zu den starken Unterstützern der Ukraine.
Sie sprechen sich auch für einen möglichst raschen Beitritt
der Ukraine nach einem Waffenstillstand
oder einem Friedensvertrag aus.
Haben Sie keine Sorge, dass das zu einer zusätzlichen Eskalation
mit Russland führen könnte?
Ich glaube, das führt zum Gegenteil.
Die Ukraine und die NATO
werden zum Schluss endlich Sicherheit nach Osteuropa bringen.
Russland hat auf verschiedene Art und Weise
Osteuropa destabilisiert, jahrzehntelang.
Russland hat nie abgelassen, von seinem imperialistischen Traum,
Territorien außerhalb der russischen Grenzen zu beherrschen.
Die Ukraine in der NATO ist eine großartige Möglichkeit,
für Osteuropa eine Lösung zu finden,
sodass die Ukraine wieder in den Grenzen von 1994 steht.
Russland hat gegen das Angriffs- kriegsverbot der UN verboten.
Das wird dann berichtigt.
Es geht bei der Ukraine darum, Frieden nach Europa zu bringen.
Nun sind sich die NATO-Mitglieder bislang nicht einig,
wie es weiter vorangehen soll.
Sie sind sich aber zumindest alle einig,
dass eine richtige Mitgliedschaft der Ukraine
erst nach einem Friedensvertrag
oder Waffenstillstand in Frage kommt.
Ist das nicht ein Anreiz für Russland,
diesen Krieg ewig am Kochen zu halten,
damit genau das nicht eintritt?
Diese Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO?
Deswegen müssen wir weiterhin die Ukraine unterstützen,
in ihrem Kampf gegen den russischen Aggressor.
Das ist der Grund, warum wir weitermachen
mit politischen, wirtschaftlichen un militärischen Hilfe für die Ukraine,
um die Ukraine zu verteidigen.
Das ist ein Krieg, den sich die Ukraine nicht ausgesucht hat.
Wenn das vorbei ist, kann die Ukrain ein Mitglied der NATO werden.
Warten wir mal darauf, was im Kommunique morgen
am Ende des Gipfels steht.
Wir sprechen am Nachmittag.
Präsident Selenskyj ist gerade in Vilnius eingetroffen.
Er hat ja hohe Erwartungen, er will wenigstens
eine formale Einladung zu einem Beitritt haben.
Nun ist insbesondere die deutsche Regierung bislang jedenfalls dagegen
und sagt "Nein, eine Einladung,
solange Krieg ist, das machen wir nicht mit".
Sind Sie zuversichtlich, dass es zu einer gemeinsamen Linie
unter den NATO-Mitgliedern kommen wird?
Es ist noch zu früh, die Situation zu bewerten.
Ich glaube, jeder stimmt überein, auch die Ukrainer,
dass die Ukraine nach dem Krieg beitreten wird.
Dieses "Nach dem Krieg" ist ein Datum,
von dem wir alle nicht wissen, wann es eintritt.
Deshalb gibt es auch in Deutschland Stimmen, die sagen,
man sollte möglichst schnell auf auf einen Waffenstillstand,
auf ein Einfrieren des Konflikts hinarbeiten.
Damit nicht noch mehr Menschen in diesem Krieg sterben,
damit es nicht noch mehr eskaliert
und womöglich Putin irgendetwas völlig Irrationales tut.
Diese Befürchtungen haben Sie nicht, dass er das tun könnte?
Russland wird über Jahrzehnte eine Bedrohung für Europa sein,
auch wenn es Putin nicht mehr gibt.
Da gibt es den russischen Imperialismus
und danach wird Russland so seltsam reagieren
und entsprechende Maßnahmen treffen.
Das ist die Ostflanke der NATO.
Deswegen müssen wir helfen, dass die Ukraine gewinnt
und dass Russland sich an die Prinzipien der UN-Charta hält
Russland hat Territorien der Ukraine annektiert
und das muss wieder rückgängig gemacht werden.
Das ist nicht akzeptabel, das sind Prinzipien,
die, als sie verwundet wurden, verletzt wurden,
über Jahrhunderte zu Blutvergießen in Europa führten.
Es geht hier um ein wirtschaftliches ein Friedensprojekt.
Wir müssen aufbauen auf diese Werte, die wir erarbeitet haben.
Mein Land, Tschechien, ist ein unabhängiges Land.
Wir haben eine halbe Million Kriegsflüchtlinge
aus der Ukraine akzeptiert.
Wir haben einen großen Zustrom gehab und wir hatten einen schweren Winter
Die Energiepreise sind durch die Decke geschossen,
weil Putin sich entschlossen hat, di Energiekrise in Europa zu befördern.
Wir müssen einfach finden,
wie wir diese Sicherheitsfragen in Europa endlich lösen können.
Wir können das nur dadurch, dass wir die Ukraine nicht schon versetzen,
seine Demokratie und Souveränität zu verteidigen
und gute Prinzipien und Werte durchzusetzen.
Selenskyj will demokratische Wahlen, damit hat Putin keine Erfahrung
und wir sollten daraufhin arbeiten.
Sagt der Außenminister der Tschechischen Republik.
Ich danke Ihnen für dieses Gespräch, Herr Lipavsky.
Ich danke Ihnen, es war mir ein Vergnügen.
Gewissermaßen im Schatten der Weltpolitik gab es bei der CDU heute
ein kleines Erdbeben - anders formuliert:
eine überraschende Personalentscheidung.
Damit beginnen die Nachrichten, Heinz.
HW: CDU-Chef Merz wechselt nach gut eineinhalb Jahren
den Generalsekretär aus.
Mario Czaja und Merz hätten sich heute
einvernehmlich darauf verständigt, ihre Zusammenarbeit
an der Parteispitze zu beenden, teilte die CDU mit.
Nachfolger soll demnach Carsten Linnemann werden,
Bundestagsabgeordneter und Chef der Grundsatzkommission der CDU.
Merz werde morgen dem CDU-Präsidium und Bundesvorstand vorschlagen,
Linnemann zum kommissarischen Generalsekretär zu bestellen.
Noch eine Meldung zur CDU: Der wegen umstrittener Äußerungen
in der Kritik stehende Ex- Verfassungsschutzpräsident Maaßen
kann nach der Entscheidung eines Kreisparteigerichts in Thüringen
in der CDU bleiben.
Wie Maaßen mitteilte,
sei das Parteiausschlussverfahren abgelehnt worden.
Die Anordnung, ihm seine Mitgliedsrechte zu entziehen,
sei aufgehoben worden.
In Deutschland sind im vergangenen Jahr
deutlich mehr Fälle von häuslicher Gewalt gemeldet worden,
als im Jahr zuvor.
Das zeigt das aktuelle Lagebild des Bundeskriminalamtes.
V.a. die Zahlen zu Gewalt in Partnerschaften sind gestiegen.
2022 wurden hier mehr als 157.000 Fälle gemeldet - 432 Taten pro Tag,
9,4 Prozent mehr als im Vorjahr.
80 Prozent der Opfer waren Frauen.
Das Dunkelfeld ist laut BKA erheblich,
die tatsächlichen Zahlen dürften also weit höher liegen.
Nach der Bund-Länder-Einigung für eine Krankenhaus-Reform
werden Forderungen nach Übergangshilfen lauter.
Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gaß,
warnte mit Blick auf akute Finanznöte davor,
auf positive Reformeffekte in einigen Jahren zu warten.
Man werde verlorene Standorte nicht wiederbeleben können.
Ärztevertreter, Kommunen, Krankenkassen und Gewerkschaften
forderten baldige Klarheit über die Finanzierung von Kosten,
die durch einen Umbau des bundesweiten Kliniknetzes
zu erwarten sind.
Die humanitären Hilfslieferungen der Vereinten Nationen
In Israel treibt die rechts-religiöse Regierung
ihre umstrittene Justizreform weiter voran.
Das Parlament stimmte in der Nacht in erster Lesung dafür,
die Rechte des Verfassungsgerichts zu beschränken.
Erneut protestierten daraufhin Zehntausende landesweit.
Seit dem Morgen blockieren die Demonstranten wichtige Straßen.
Dutzende Menschen wurden inzwischen festgenommen.
Präsident Herzog nennt das Vorgehen der Regierung
einen Fehler von historischem Ausmaß.
Die letzte Woche soll die weltweit heißeste erste Juliwoche
seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
gewesen sein.
Diese Woche gehts so weiter.
In den südlicheren Ländern, Frankreich, Spanien, Griechenland,
steigen die Temperaturen bereits über 40 Grad.
Für Athen werden Ende der Woche
gar Höchsttemperaturen von 45 Grad erwartet.
Da sollte man sich den Gang auf die Akropolis sparen.
Wie gefährlich solche Temperaturen sind,
war schon in der Hitzewelle letzten Sommer zu sehen,
mit mehr als 60.000 Hitzetoten in Europa.
In Deutschland starben mehr Menschen an Hitze
als durch Unfälle im Straßenverkehr.
Für Deutschland wird ein nationaler Hitzeschutzplan erst noch entwickelt,
einzelne Städte und Landkreise gehen da schon voran.
Jutta Sonnewald berichtet.
Es ist wieder einer dieser Tage mit Temperaturen über 30 Grad,
doch im niederbayerischen Straubing sind sie dafür längst gerüstet.
Mit Sprühnebelanlagen,
Schattenbänken und einem kostenlosen Trinkwasserbrunnen.
All das haben sich die Bürger hier selbst gewünscht,
bei einer Umfrage nach Maßnahmen gegen die Hitze.
Auf alle Fälle finde ich das Konzept gut,
dass sich da mal was tut, auch zum Beschatten vom Stadtplatz.
Finde ich gut, sollte jede Stadt machen.
Man hat zum einen natürlich den Umweltaspekt mit der Begrünung,
aber man tut auch was für die Leute und die Stadt,
um die Hitze einfach weg zu halten.
Genau das ist sein Ziel:
Alfred Solleder, Arzt und zugleich Bürgermeister von Straubing
hat für seine Stadt einen Hitzeschutzplan entwickelt.
Bisher ist das einzigartig in Bayern.
Wir haben ganz viele große Plätze bei uns im Land,
die einfach Hitze ansaugen und in denen es einfach heiß ist
und da müssen wir städtebaulich dagegen arbeiten.
Das Schlagwort ist grün vor grau.
Heißt im Klartext, wir brauchen viel Pflanzen,
wir brauchen Bäume, wir brauchen Beschattungen.
Wir brauchen einfach eine Umstrukturierung unserer Umwelt.
Die Auswirkungen der immer heißer werdenden Sommer
spüren sie auch in den Notaufnahmen, wie hier an der Münchener Uniklinik.
Bei Hitzewellen leiden deutlich mehr Menschen
unter Herz-Kreislauf-Problemen und Schlaganfällen.
Auch Lungen- und Nierenerkrankungen
können akuter werden bei hohen Temperaturen.
Zum Beispiel ganz schwere Krankheitsbilder sind Hitzeschlag,
ein schwerer Hitzeschlag, kommt bei älteren Menschen vor.
Aber auch bei jungen Sportlern, die sich übernehmen,
Marathonläufer, die können sehr hohe Temperaturen entwickeln,
bis über 40 Grad Körpertemperatur.
Das ist ein akuter Notfall.
Deutschland sei schlecht auf solche Hitzewellen vorbereitet,
so Martin Herrmann.
Seit Jahren beschäftigt sich der gelernte Arzt
mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit.
Er fordert eine Energiewende,
auch um einen gesundheitlichen Kollaps abzuwenden.
Es kann zu Situationen kommen, mit denen wir nicht mehr umgehen können,
weil über längere Zeit ein Hitzeszenario da ist,
wo ganz viele Menschen versterben,
wo wir eine Hitzekatastrophe haben,
die über weiten Teilen Deutschlands hängen kann.
Deswegen ist es extrem wichtig, dass wir Klimaschutz ernst nehmen
und so schnell wie möglich aus den fossilen Energien rauskommen.
Bürgermeister Solleder setzt mit seinem Pilotprojekt
gegen Hitze bereits Maßstäbe.
Als nächstes will er in Straubing Klinik, Hausärzte,
Apotheken und Seniorenheime miteinander vernetzten,
als Frühwarnsystem, wenn die Temperaturen
hier wieder über 30 Grad steigen.
Und mit Extremwetter gehts jetzt auch bei dir nochmal weiter.
Es gibt aktuelle Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes.
Gewarnt wird vor schweren Gewittern mit heftigem Starkregen und Hagel
in Teilen des Saarlandes und von Rheinland-Pfalz
und auch in großen Teilen Baden-Württembergs,
wo noch die Warnung vor Orkanböen hinzu kommt.
In den vergangenen Stunden sind bereits einige Unwetterfronten
über Deutschland hinweggezogen.
Aus Frankreich zog eine "Superzelle" heran
und erreichte am Abend Baden-Württemberg.
Sie brachte Starkregen und Hagel mit sich.
In Freisen im Saarland soll sogar ein Tornado gewütet haben,
zahlreiche Dächer wurden abgedeckt und hunderte Bäume entwurzelt.
Die Feuerwehr aus dem ganzen Landkreis war im Einsatz.
Eine der Begleiterscheinungen der Corona-Pandemie
war mehr Homeoffice-Arbeit.
Nun zeigen neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes,
dass weiterhin Viele zumindest teilweise im Homeoffice sind.
Valerie Haller, da gibt es natürlich, je nach Branche große Unterschiede.
VH: Deutliche - bestimmte Berufsgruppen
können kaum im Home Office arbeiten.
In der Medizin, der Pflege, beim Bau, Handwerk, Einzelhandel
gibt es so gut wie gar kein mobiles Arbeiten.
Andererseits profitieren IT-Dienstleister
und Büro-Beschäftigte von der neuen Freiheit am meisten.
Für die, die es können und dürfen, ist es zur Normalität geworden.
In Zeiten von Fachkräftemangel
Nach der Pandemie ist die Home- Office-Quote kaum zurück gegangen.
Fast ein Viertel aller Erwerbstätigen
arbeitete vergangenes Jahr zumindest tageweise von zuhause aus.
Vor Corona waren es nur rund halb so viele.
Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit
leicht über dem EU-Schnitt.
Am meisten arbeiten die Niederländer von zuhause aus.
HW: Viele Arbeitnehmer nutzen Homeoffice also gerne.
Wie gehen die Arbeitgeber damit um?
VH: Ganz unterschiedlich.
Die ersten versuchen schon, ihre Leute zurück ins Büro zu holen.
Arbeitgeber machen sich Sorgen um die Mitarbeiterbindung,
Produktivität und Motivation im Home Office.
Auch, weiß man, dass Kreativität bspw. in Präsenz besser funktioniert
als in einem Video Call.
Andererseits sparen Konzerne Bürokosten,
weil sie zum Teil deutlich weniger Fläche brauchen.
Komplexes Thema, das noch nicht ausgehandelt ist.
Aber viele haben sich ans Arbeiten zuhause gewöhnt.
Die Zahnpasta kriegt man nicht zurück in die Tube.
HW: Valerie Haller, vielen Dank.
Die Inflation ist im Juni wieder stärker gestiegen.
Die Verbraucherpreise zogen gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,4 Prozent an,
teilte das Statistische Bundesamt mit
und bestätigte damit vorläufige Daten.
Stärkster Preistreiber seien nach wie vor die Nahrungsmittel.
Zum Sport:
Bei der Para-Leichtathletik-WM in Paris
hat Yannis Fischer die zweite Goldmedaille
für das deutsche Team geholt.
Der 21-jährige Kugelstoßer gewann mit einer Weite von 11,43 Meter
und stellte bei seinem Debüt gleich noch einen neuen WM-Rekord auf.
Für Fischer ist es der bislang größte Erfolg seiner Karriere.
Georg Zimmermann hat bei der Tour de France
den ersten deutschen Etappensieg in diesem Jahr nur knapp verpasst.
Er kam als Zweiter hinter dem Spanier Bilbao ins Ziel.
Der Augsburger liegt kurz vor dem Ziel in Führung,
kann dem Antritt von Pelle Bilbao beim Sprint um den Tagessieg
aber nichts mehr entgegensetzen.
Nach dem ersten Ruhetag bei der Tour
fehlen Zimmermann nach mehr als 100 Kilometern in der Ausreißergruppe
die nötigen Kräfte.
Der Spanier Bilbao vom Team Bahrain-Victorious
widmet den Sieg seinem Mannschaftskameraden Gino Mäder
aus der Schweiz, der im Juni bei der Tour de Suisse
nach einem schweren Sturz gestorben war.
Auf der Nordatlantik-Insel Island ist das dritte Jahr in Folge
ein Vulkan nahe der Hauptstadt Reykjavik ausgebrochen.
Der Vulkan befindet sich in einem unbewohnten Tal.
Die Behörden warnten davor, sich dem Vulkan zu nähern -
dort könnten sich hohe Mengen an giftigen Gasen sammeln.
Nach der ersten heftigen Eruption
tritt aus einer etwa 900 Meter langen Erdspalte Lava aus.
Der Ausbruch hatte sich durch teils heftige Erdbeben angekündigt.
Das wars von uns,
gleich geht's satirisch weiter mit der "Anstalt".
HW: Um 0.20 Uhr meldet sich dann Nazan Gökdemir
mit unserem "heute journal up:date".
MS: Bis morgen, Auf Wiedersehen.
KH: Guten Abend,
vor der Kaltfront eines Tiefs über der Nordsee haben sich heute hier
bei Frankreich kräftige Gewitter entwickelt.
Die höchsten Wolken habe ich rot eingefärbt.
Daher kennen Sie schön, wieder Gewitterkopf wächst.
Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zuerst.
Diese dehnen sich weiter nach Osten aus.
Erst am frühen Morgen verlassen Sie Deutschland,
Regenschauer und Gewitter gibt es auch im Nordwesten,
die fallen nicht so heftig aus.
In den Alpen gab es bereits Orkanböen.
Auch jetzt müssen wir hiermit Orkanböen rechnen.
Es Sind wohl auch schon Bäume umgestürzt.
7 cm wurden schon berichtet,
es kann auch sehr heftig regnen.
40 l Regen pro Quadratmeter.
Es ist auch eine tropische Nacht,
in der die Temperaturen nicht unter 20° sinken.
Morgen ist es angenehmer bei den Temperaturen.
Die liegen zwischen 20 und 30°.
Es gibt morgen einige Gewitter in Vorpommern.
Auch im südlichen Brandenburg
Schauer und Gewitter nicht ausgeschlossen.
Nachmittag brodelt es im Alpenvorland.