Sendung: tagesschau 18.03.2020 17:00 Uhr - Corona-Virus bremsen Wirtschaft aus
Vorsorge-Maßnahmen gegen Corona-Virus bremsen Wirtschaft aus, Kleinbetriebe treffen Corona-Einschränkungen besonders hart, Zahl der Infizierten steigt in Deutschland weiter an, Merkel kündigt Fernsehansprache an, Einreiseverbot für Nicht-EU-Bürger in Kraft, Rückholaktion für gestrandete Touristen, Lebensmittelhandel reagiert auf Kundenverhalten in Zeiten von Corona, Die Börse, "Flüchtlingsdeal": Merkel will EU-Gelder für Türkei aufstocken, Vorwahlen in den USA: Joe Biden liegt weiter vorn, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Heute im Studio: Susanne Holst
Willkommen zur tagesschau.
Vorsorge-Maßnahmen gegen das Virus
bremsen die Wirtschaft aus.
Lieferketten brechen zusammen,
Mitarbeiter fallen aus.
Durch die Schließung von Geschäften
fehlt auch die Nachfrage.
Die Bundesregierung hat schnelle,
unbürokratische Hilfen zugesagt.
Wie die aussehen werden,
ist noch unklar.
Über Details berieten Arbeitsminister
Heil und Wirtschaftsminister Altmaier
mit Vertretern
von Arbeitgebern und Gewerkschaften.
Auch hier, ein Reinkommen
nur in Ausnahmefällen möglich.
Aus Gesundheitsschutzgründen wird
im Jobcenter fleißig telefoniert.
Zu Wochenbeginn
waren es in Spitzenzeiten
bundesweit 150 Anrufversuche
pro Sekunde.
Weitere Beruhigungsmaßnahmen
auf politischer Ebene.
In Krisenzeiten
sei die Sozialpartnerschaft stabil.
Es gibt Unterstützung:
Wir brauchen zügig rückwirkend
die Regeln zur Kurzarbeit.
Wir werden gemeinsam Lösungen finden
zwischen Arbeitgebern
und Gewerkschaften und Politik.
Lohnlücken werden abgefedert.
Es gehe um Menschen mit mittlerem
und geringerem Einkommen,
für die 60 % Lohnersatzleistungen
ein zu harter Einschnitt wären:
Das kann keiner wollen.
Wir brauchen Lösungen,
um die soziale Schieflage
zu minimieren.
Tarifvertragliche Lösungen
sind das beste Instrument.
Außerdem suche man Lösungen
für Lohnfortzahlung
bei Kinderbetreuung sowie Hilfen für
Kleinunternehmer und Selbstständige.
Auch im Kabinett wurden
weitere Maßnahmen beraten
sowie der Haushalt 2021 beschlossen.
Die darin angestrebte schwarze Null
wird kaum zu halten sein.
Kleinbetriebe treffen
die Einschränkungen besonders hart.
Etwa in der Gastronomie:
Die Öffnungszeiten
wurden eingeschränkt,
aber Personalkosten und Miete
müssen weiter bezahlt werden.
Das geht schnell an die Substanz,
denn in der Branche
wird knapp kalkuliert.
Es gibt keine Reserven, mit denen
eine Flaute überbrückt werden kann.
Adam Kozlowski
macht aus der Not eine Tugend:
Sein Restaurant musste er schließen -
eine Anordnung der Stadt Duisburg.
Deshalb verkauft er jetzt
an Selbstabholer.
Das ist weiter erlaubt.
Die Leute haben angerufen,
vorgestellt für morgen,
freitags haben wir immer
frischen Fisch.
Solange die Ausgangssperre
nicht kommt, muss es klappen.
Falls keine Kunden
mehr kommen dürfen,
fürchtet Kozlowski die Pleite.
Seine Aushilfen
kann er gerade nicht beschäftigen.
Restaurants, Geschäfte Bars
und Hotels kämpfen um ihre Existenz.
Der Hotel- und Gaststättenverband
fordert Hilfe.
Die Branche braucht jetzt
klare Zusagen aus der Politik.
Die Personalkosten laufen weiter
und die Nebenkosten.
Bedroht sehen sich auch
Sozialeinrichtungen.
Werkstätten
für Menschen mit Behinderung
müssen teils geschlossen bleiben.
Das könnte zu Insolvenzen führen,
warnt der
Paritätische Wohlfahrtsverband.
Der Staat müsse weiter zahlen.
Dass man sagt:
Das Geld fließt erst mal weiter.
Für Kitas
oder Tagespflegeeinrichtungen.
Unabhängig von der Belegung gerade.
In vielen Branchen
und sozialen Einrichtungen heißt es:
Ohne Hilfe vom Staat
wird es nicht gehen.
Die Zahl der Corona-Infizierten
in Deutschland ist weiter gestiegen.
Laut Robert Koch-Institut
auf knapp 8200.
Die Johns Hopkins Universität
meldet sogar
mehr als 10.000 Fälle in Deutschland.
In der Oberpfalz nahe
der deutsch-tschechischen Grenze
hat das Landratsamt Tirschenreuth
eine Ausgangssperre verhängt.
Sie gilt für das Stadtgebiet
Mitterteich,
wo vermehrt Corona-Fälle auftraten.
Kanzlerin Merkel hat für den Abend
eine Fernsehansprache angekündigt.
Es werde nicht
um neue Einschränkungen gehen,
so eine Regierungssprecherin.
Das Erste überträgt die Ansprache
innerhalb einer ARD-Extra-Sendung
nach der 20-Uhr-tagesschau.
Thomas Kreutzmann in Berlin:
Was ist zu erwarten,
was wird die Kanzlerin wohl sagen?
Man muss festhalten,
dass das ungewöhnlich ist.
Normalerweise wendet sich
die Kanzlerin nur zu Neujahr
an die Bürger.
Ich erwarte
keine Blut-Schweiß-Tränen-Ansprache.
Ich glaube auch nicht,
dass Merkel die Bürger
auf harte Maßnahmen einstimmen wird,
etwa auf eine Ausgangssperre.
Vor drei Stunden
sagte die Regierungssprecherin,
dass die Kanzlerin
zur Disziplin aufrufen werde.
Dass man körperlichen Abstand
wahren solle,
um die Ausbreitung des Virus
zu verlangsamen.
Alle wollen Zeit gewinnen.
Was heißt das konkret?
Konkret heißt das,
dass man nicht zufrieden ist,
wie die Menschen damit umgehen.
Für Risikogruppen
ist die Lungenkrankheit tödlich.
Man erwarte, dass mehr Menschen
zu Hause bleiben.
Man solle Disziplin wahren.
Es könnte wohl auch
einen Anklang geben:
Wenn ihr das nicht macht,
gibt es größere Einschränkungen.
Stichdatum wird wohl
nach Ostern sein.
Man wird sehen,
ob es mit den Maßnahmen reicht.
Das Einreiseverbot
für Nicht-EU-Bürger ist in Kraft.
Die Bundespolizei
hat erste Fluggäste abgewiesen
am Frankfurter Flughafen
und in München.
Sie müssen im Transitbereich
auf Rückreisemöglichkeiten warten.
Die Regelung gilt für 30 Tage
und soll die Ausbreitung
des Corona-Virus eindämmen.
Am Flughafen in Frankfurt/Main
sind vom Einreiseverbot
für Nicht-EU-Bürger
heute über 100 Flüge betroffen.
Die Bundespolizei
hat ihre Kontrollen massiv verstärkt.
150 Fluggäste müssen zurück.
Der Flugverkehr ist stark reduziert.
Somit können wir die neuen
Herausforderungen bewältigen.
Wir sind in enger Abstimmung
mit den Fluggesellschaften.
Wir müssen die Fluggesellschaften
auffordern,
Passagiere
gleich wieder mit zurückzubefördern.
Viele Airlines nehmen Nicht-EU-Bürger
gar nicht mit.
Wer doch in Frankfurt gestrandet ist,
muss im Transitbereich warten.
Auch Mohammad Salar Sazesh
wartet auf seinen Bruder, vergebens.
Der landete heute aus Teheran
über Qatar in Frankfurt:
Mein Bruder ist nach zehn Jahren
konnte nach Deutschland kommen,
mit Einladung.
Das war nicht von Iran einfach.
Heute wir haben das geschafft.
Mein Bruder hat angerufen
und gesagt:
Die wollen uns zurückschicken.
Die Bundespolizei rechnet damit, dass
solche Fälle immer weniger werden,
da ohnehin immer mehr Flugzeuge
am Boden bleiben.
Dieses Ende
der "schönsten Wochen des Jahres"
hatten sich viele deutsche Urlauber
nicht vorstellen können.
Sie müssen frühzeitig nach Hause.
Gestern startete die Bundesregierung
eine Rückholaktion.
30 bis 40 Sonderflüge
sind geplant in Länder,
aus denen es wegen der Pandemie
kaum noch Rückkehroptionen gibt:
Von den Malediven über die Philippen
und Spanien bis nach Ägypten.
Aufbruchsstimmung in Hurghada.
Deutsche am Roten Meer
auf dem Weg in die Heimat.
Meist früher als geplant,
nach einem hektischen Vormittag.
Am Montag war der zweite
deutsche Tourist in Ägypten
am Coronavirus gestorben.
Auch er war in Hurghada.
Die Bundesregierung fliegt heute
4000 Deutsche aus dem Land.
Andere müssen warten.
Wir fühlen uns hier
noch wohl, es läuft alles.
Hotel ist noch schön sauber.
Heute Morgen war es stressig
mit der TUI, Flug hin, Flug her.
Ich fühl mich wohl hier
und bin gut aufgehoben.
Ägyptische Mitarbeiter
in Hotels und Gaststätten
stehen unter Quarantäne.
Eine Vorsichtsmaßnahme,
so die Regierung.
Es ist das Beste,
wenn wir 14, 15 Tage hierbleiben.
Dann können wir sicher sein,
das Coronavirus nicht zu haben,
wenn wir unsere Familien besuchen.
Leere Traumstrände in Mallorca,
wie weltweit vielerorts.
Deutsche verlassen
ihre Urlaubsdomizile.
40 Maschinen für 100.000 Urlauber
hat die Bundesregierung gechartert
aus Ägypten, Marokko,
Tunesien und anderen Ländern:
Die größte Rückholaktion
der deutschen Geschichte.
Ansammlungen meiden, Abstand halten
zum Schutz gegen das Coronavirus.
In Supermärkten schwierig.
Noch immer sind Hamsterkäufe
an der Tagesordnung.
Viele Supermarktbesitzer handeln,
den Kunden zuliebe
und fürs Personal.
Kassiererinnen hinter Plastikwänden,
leere Salatbars,
Absperrbänder
an Fleisch- und Käsetheke.
Lebensmittelhändler,
wie hier in Hamburg,
ergreifen erste Schutzmaßnahmen
für Mitarbeiter und Kunden.
Die bedanken sich,
dass wir uns Gedanken machen,
sie zu schützen.
Die Kassiererinnen
sind besonders gefährdet.
Sie haben Desinfektionsmittel
an der Kasse.
Außerdem soll hier
möglichst mit Karte bezahlt werden.
Wer mit Bargeld zahlen will,
legt sein Geld in eine Schale.
Ich fühle mich geschützt.
Ich werde ein bisschen sicherer.
Diese Streifen vor der Kasse
sollen für Abstand sorgen.
Das Ziel:
Das Ansteckungsrisiko
unter den Kunden zu minimieren.
In einem Supermarkt in Lüneburg
darf dieser Halbkreis vor der Kasse
nicht mehr betreten werden.
Der Landkreis
hat eine Verordnung erlassen:
Ab morgen ist nur noch ein Kunde
pro 20 Quadratmeter erlaubt.
Mitarbeiter
müssen Einweghandschuhe tragen,
die stündlich zu wechseln sind.
Wir sind dabei,
für die Bediensteten,
wenn sie es denn wünschen,
auch Atemschutzmasken zu besorgen.
Das ist nicht einfach,
wo kritische Infrastrukturen auf
Schutzausrüstung angewiesen sind.
Es sei wichtig, dass besonders
die Mitarbeiter gesund blieben,
um die Lebensmittelversorgung
sicherzustellen.
Zur Börse zu Klaus-Rainer Jackisch
in Frankfurt.
Weltweit stehen auch heute
die Aktienkurse unter Druck.
Was bringt die Aktionäre dazu,
ihre Papiere zu verkaufen?
Es gibt weitere Hiobsbotschaften,
die Sorgen machen.
Eine Institution der UN
geht davon aus,
dass die Pandemie weltweit
25 Millionen Arbeitslose verursacht.
Ökonomen gehen auch davon aus,
dass Deutschland
vor einer schweren Rezession steht.
Es geht um einen Einbruch der
Wirtschaftskraft um 2,5-5 Prozent.
Auch bei Unternehmen
gibt es schlechte Nachrichten.
Bei der Lufthansa wurde die
Kreditwürdigkeit herabgestuft.
Ryanair
will sämtliche Flüge einstellen.
Der DAX ist stark im Minus.
In den USA gibt es Panikstimmung.
Der Ruf nach einer Schließung
der Börsen wird lauter.
Die Betreiber wollen
bislang nicht mitmachen.
Deutschland und Frankreich
erklärten sich bereit,
die EU-Gelder für Flüchtlinge
aufzustocken.
Das gab Kanzlerin Merkel
nach einer Videokonferenz
mit dem türkischen Präsidenten
Erdogan bekannt.
Die Türkei will im Gegenzug
ihre Grenzen zu Griechenland
und Bulgarien
um Mitternacht wieder schließen.
An der Konferenz hatten auch
der französische Präsident
und Großbritanniens Premier
teilgenommen.
Alle Seiten hätten sich
zu dem Flüchtlingspakt bekannt.
Bei den Präsidentschaftsvorwahlen
der US-Demokraten
hat Ex-Vizepräsident Biden
drei weitere Siege errungen.
Im bevölkerungsreichen Florida
ließ er seinen Rivalen Sanders
mit fast 40 % hinter sich.
Nach der neuen Wahlschlappe
ließ Sanders mitteilen,
er werde prüfen,
ob er im Rennen bleibe.
Unsere Wettervorhersage für morgen:
In der Nacht
ist es im Norden meist bedeckt
mit gebietsweise leichtem Regen,
sonst teils klar.
Im Süden bilden sich an Seen
und Flüssen einige Nebelfelder.
Morgen reißt die Wolkendecke im Laufe
des Vormittags von Dänemark her auf.
In der Mitte teils Sonne,
teils dichte Wolken
und einzelne Schauer.
Südlich der Donau
verläuft der Tag sonnig.
Um 20 Uhr gibt es
die nächste tagesschau.
ARD Extra um 20.15 Uhr in DGS
auf tagesschau24
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