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Youtube-Lektionen - April 2020, Gerhard Schröder: Der 'Genosse der Bosse'

Gerhard Schröder: Der 'Genosse der Bosse'

Eine kleine Quizfrage für euch.

Wer ist das?

Als junger Mann hat er nach einem

knappen Abend am Zaun des

Kanzleramts in Bonn gerüttelt und

gerufen Ich will da rein.

Der junge Abgeordnete, der dann

später tatsächlich Bundeskanzler

geworden ist, heißt

Gerhard Schröder,

ehemalige Kanzler.

Der erste Kanzler einer rot grünen

Bundesregierung ist jetzt das

Thema dieses Videos.

Gerhard Schröder amtierte zwischen

1998 und 2005

als Bundeskanzler.

Auch wenn sei damals schon einige

Jahre vergangen sind, ist das noch

gar nicht so lange her.

Für ein ausgewogenes historisches

Urteil fehlt also noch der zeitliche

Abstand.

Der sehr langfristige Folgen

von Schröders Politik sichtbar

machen würde.

Deshalb sage ich es ganz

vorsichtshalber gleich am Anfang.

Ich bewerte diesen Video nicht, ob

die Politik von Gerhard Schröder und

seiner rotgrünen Regierungskoalition

richtig, falsch, schlechter

gewesen ist?

Ich zeichne sie eher nach als

Chronist, wenn ihr so wollt.

Trotzdem ist das Thema ganz

spannend, denn der Bundeskanzler

a.D. lebt ja noch.

Er mischt sich immer mal wieder mit

Wort und Tat ein.

Und vor allem Er betreibt eine

eigene Website, und auf dieser

Website können wir ganz gut ablesen,

wie er in Erinnerung bleiben will.

Da gibt es zwei Bereiche, die heißen

Mut zu Reformen und Mut

zum Frieden.

So sieht sich Schröder selbst

als Mann, der die Dinge anpackt,

die getan werden müssen, der nicht

den bequemen Weg geht, sondern das

Richtige tut, er notfalls für seine

überzeugungen, die Karriere aufs

Spiel setzt.

Schauen wir mal, was man

zeitgeschichtlich dazu sagen kann.

Gerhard Schröder kommt 1944

zur Welt.

Seine Mutter muss den

Lebensunterhalt durch Putzen und

Fabrikarbeit selbst verdienen.

Schröders Vater fällt im Zweiten

Weltkrieg.

Schröder stammt wirklich aus kleinen

Verhältnissen.

Die Familie kann sich wenig leisten,

die Familienmitglieder verfügen oft

über keine höhere Schulbildung.

Schröder selbst geht nach der

Volksschule in die Lehre.

Erst über die Abendschule und andere

Weiterbildungsangebote holt er das

Abitur nach, studierte

Rechtswissenschaften in Göttingen,

wird später Rechtsanwalt.

Schon seit 1961 ist Gerhard

Schröder Mitglied bei der SPD und

bei den Jusos, den Jungsozialisten.

Das ist die Jugendorganisation der

SPD.

1978 wird er Bundesvorsitzender

der Jusos.

1980 wird er in den Bundestag

gewählt. 1986

wechselt er in den niedersächsischen

Landtag.

1990 steigt er zum

Ministerpräsidenten auf.

Das hört sich nach einer sehr

glatten Karriere an, aber jeder

Schritt ist hart erkämpft.

Schröder rackert sich immer wieder

in der eigenen Partei durchsetzen,

Niederlagen einstecken.

Er arbeitet sich nach und nach nach

oben. Und dabei lernt er durchaus

Härte gegen sich selbst und gegen

andere.

Schröder ist ein Aufsteiger.

Er ist stolz darauf, dass er es

geschafft hat.

Und das versteckt er auch nicht.

Ebenso wenig seinen Ehrgeiz.

Er präsentiert sich den Wählern als

Mann, der die Zusammenhänge

versteht, der weiß, wie es

funktioniert, auch wirtschaftlich.

Ein Mann, der anpackt.

Da kommt das Stichwort Mut vor,

das heute noch auf seiner Homepage

steht.

Einer, der mutig die Probleme

angeht, ein Macher.

Inhaltlich ist er Generalist, also

jemand, der sich um das große Ganze

kümmert.

Die Menschen bekommen also ein ganz

gutes Bild, wie er so tickt?

Klar, jeder Politiker inszeniert

sich. Vielleicht kennt ihr die

Szene, als Schröder schon

Bundeskanzler ist und Autogramme

gibt, sagt dazu eine hohe, schmale

Flasche. Wer so schreibe ja nicht

weiter.

Stefan Raab hat dazu auch einen

bekannten Song gemacht.

Schröder setzt sich hier als

volksnaher Politiker in Szene.

Normalerweise erwartet man ja, dass

ein Bundeskanzler sagt Könnten Sie

mir mal bitte ein Bier reichen?

Schröder duzt und es kumpelhaft

ruppig, Obama eine Flasche Bier.

Aber das ist nicht künstlich,

sondern kommt ganz echt rüber.

Dass sich Schröder wenig um

Konventionen schert, schadet ihm

allerdings manchmal auch.

Zum Beispiel lässt er sich als

frisch gewählter Bundeskanzler im

teuren Anzug ablichten.

Er raucht gern Zigarre und trinkt

teure Weine.

Das wiederum schreckt die

sogenannten kleinen Leute eher ab.

Unter Gerhard Schröder amtiert die

erste rot grüne Bundesregierung.

Sie startet mit großen Zielen

den Ausstieg aus der Nutzung der

Atomenergie einleiten, das

Steuersystem ökologisch gerecht

umbauen, die Arbeitslosigkeit

bekämpfen, die doppelte

Staatsbürgerschaft einführen und

vieles mehr.

Die rot grüne Regierung, die sich

auch auf die Tradition und die

Ideale der Friedensbewegung beruft,

muss zudem den ersten Kriegseinsatz

der Bundeswehr verantworten.

Im Kosovo kämpfen bewaffnete

albanische Einheiten für eine

Unabhängigkeit von Serbien, und die

serbische Armee schlägt

erbarmungslos zu.

Angesichts der massiven

Vertreibungen und Tötungen erklärt

der Kanzler im Bundestag Wir

können uns unserer Verantwortung

nicht entziehen.

Das ist der Grund, warum deutsche

Soldaten zum ersten Mal seit

dem Zweiten Weltkrieg in einem

Kampfeinsatz stehen,

die Nato Luftangriffe nicht durch

ein UN-Mandat gedeckt sind.

Gibt es besonders bei den Grünen

große Widerstände?

Letztlich stimmen die aber zu.

Und damit kann auch die

Bundesregierung weitermachen.

Nach nicht einmal fünf Monaten im

Amt tritt der Bundesfinanzminister

und SPD-Parteichef Oskar Lafontaine

wegen Differenzen mit Schröder

zurück.

Verschiedene Projekte der Regierung

bleiben stecken.

Kompromisse verwässern die

ursprünglichen Ideen.

Nach gut einem Jahr steht Gerhard

Schröder in der Kritik.

Zum Amtsantritt verspricht er,

vieles besser, aber nicht alles

anders machen zu wollen.

Ein Jahr später.

Die Stimmung auf dem Tiefpunkt.

Alle Wahlumfragen sehen die CDU

CSU bei fast 50 Prozent.

Da kommt im November 1999

und in den kommenden Monaten der CDU

Spendenskandal von Helmut Kohl ans

Tageslicht. Mehr dazu erfahrt ihr in

dem Video oben auf dem.

Absofort läuft es für die Regierung

wieder besser.

Es werden etliche Reformen

beschlossen, unter anderem die

Riester-Rente, also die Einführung

einer privat finanzierten

Altersversorgung, für die der Staat

unter bestimmten Voraussetzungen

Zuschüsse gibt.

Gerhard Schröder feilt an seinem

Image als Macher, indem er Kritikern

dieser Rente entgegenhält.

Es ist notwendig, und wir werden das

machen. Basta, basta.

Kanzler ist geboren.

Ein anderer bekannter Satz Schröders

lautet Was jetzt wichtig ist,

ist eine Politik der ruhigen Hand.

Das bedeute, dass größere Reformen

und Veränderungen erst mal nicht

kommen werden.

Die innenpolitische Lage hat sich

verschlechtert.

An der Börse gibt es im Jahr 2000

einen Crash.

Das bringt die Wirtschaft in

Schwierigkeiten.

Der Abbau der Arbeitslosenzahlen

stagniert.

Deutschland leidet ja schon seit

Jahrzehnten darunter, dass es um die

Wettbewerbsfähigkeit des Landes

schlecht bestellt ist.

Die dringend nötigen Reformen

bringt aber auch die Regierung

Schröder nicht zustande.

Stattdessen verkündet der Kanzler

die Politik der ruhigen Hand.

Da ändert sich mit einem Schlag

die Weltlage.

Nach den Terroranschlägen vom

11. September 2001 hat Gerhard Schröder den USA die

uneingeschränkte Solidarität

Deutschlands zu.

Deutschland beteiligt sich am

Nato-Einsatz in Afghanistan.

Zwar liegt ein UN-Mandat diesmal

vor, aber es ist fraglich, ob

die rot grüne Koalition eine

Mehrheit im Bundestag hat.

Viele Abgeordnete der SPD und der

Grünen wollen dem Einsatz nicht

zustimmen. Kanzler Schröder kann

zwar mit der Zustimmung der

Opposition rechnen.

Aber er weiß, dass er für solche

weitreichenden Entschlüsse eine

eigene Mehrheit braucht.

Deshalb stellt er die

Vertrauensfrage.

So diszipliniert er die rot grünen

Abgeordneten und erreicht eine

knappe Mehrheit.

In der folgenden Zeit verschärft

Deutschland seine Sicherheitsgesetze

enorm.

Denn die Attentäter haben sich in

der Bundesrepublik auf den Anschlag

vorbereitet.

Das sind alles schwere Debatten für

die Regierungskoalition.

Am schwersten wiegt aber die

schlechte wirtschaftliche

Entwicklung.

Die Arbeitslosenzahlen steigen,

als im Jahr 2002 Wahlen

zum Bundestag anstehen.

Ist die Regierung also nicht in

bester Verfassung?

Zwei Ereignisse und vor allem die

Reaktionen Gerhard Schröders darauf

sichern ihm die Wiederwahl.

Zum einen poliert er sein Image

auf, indem er bei einer

Flutkatastrophe im Sommer mit

Gummistiefeln im von

überschwemmungen betroffenen

Gemeinden die Lage inspiziert.

Zum anderen positioniert er sich

klar gegen einen möglichen Krieg im

Irak, den die US-Regierung seit

einiger Zeit propagiert.

Die SPD verliert zwar nur

sechs tausend sieben und zwanzig

Stimmen mehr als die CDU CSU.

Aber weil die Grünen zulegen, kann

Rot-Grün weiterregieren.

Aber die innen und wirtschaftspolitische

Lage zwingt Gerhard Schröder nur ein

halbes Jahr nach der Bundestagswahl

zu einer Kurskorrektur.

Die Strukturkrise Deutschlands geht

ihrem Höhepunkt entgegen.

Die Arbeitslosigkeit ist hoch.

4,7 Millionen Deutsche

sind ohne Job.

Die Wirtschaft schwächelt und wächst

nicht, die Sozialsysteme sind

überlastet.

Deutschland gilt als schwacher Mann

Europas.

Der Kanzler erklärt daher im

Bundestag Wir werden Leistungen

des Staates kürzen,

Eigenverantwortung fördern

und mehr Eigenleistung von jedem

Einzelnen abfordern müssen.

Das Maßnahmenpaket, das vor allem

den Arbeitsmarkt flexibilisiert,

bekommt den Namen Agenda 2010.

Besonders die arbeitsmarktpolitischen

Maßnahmen haben es in sich.

Wer arbeitslos wird, bekommt nur

noch zeitlich begrenzt das

sogenannte Arbeitslosengeld 1,

das sich am letzten Einkommen

orientiert.

Danach erhält er das

Arbeitslosengeld II, eine

unbefristete Grundsicherung.

Im Volksmund nennt man dieses

Arbeitslosengeld II nur Hartz

IV.

Das Prinzip lautet Fordern und

Fördern. Und es führt dazu, dass

Arbeitslose im Grunde jede zumutbare

Arbeit annehmen müssen.

Ansonsten greift die Grundsicherung.

Kritiker sagen, das bedeute Armut

per Gesetz.

Diese harten Reformen werden vor

allem in der SPD und in den

Gewerkschaften sehr kontrovers

diskutiert.

Gerhard Schröder muss sogar den

Parteivorsitz an Franz Müntefering

abgeben. Man könnte sagen Die Agenda

2010 ist wirklich mutig.

Denn wer sich zeigt, riskiert

Schröder damit das Ende seiner

politischen Karriere.

Denn die SPD verliert bei den

anstehenden Landtagswahlen

dramatisch.

Es gründet sich eine neue Partei die

Wahlalternative Arbeit und soziale

Gerechtigkeit, kurz ASD.

Gegen Hartz IV und die Agenda 2010

finden riesige Demonstrationen

statt.

Als die SPD die Landtagswahlen in

ihrem Stammland Nordrhein-Westfalen

verliert, verkündet SPD-Chef

Müntefering in Absprache mit Gerhard

Schröder, dass man Neuwahlen

des Bundestages anstrebe.

Schröder will klare Verhältnisse.

Leider ist es nicht so einfach, das

Parlament aufzulösen.

Daher stellt der Kanzler die

Vertrauensfrage in der Absicht,

seine eigenen.

Nicht aussprechen.

Als die Regierung damit

dokumentiert, dass sie keine

Mehrheit mehr im Parlament hat,

setzt der Bundespräsident Neuwahlen

an. Schröder tritt zum dritten Mal

als Spitzenkandidat der SPD an.

Und seine SPD verliert.

Aber auch Angela Merkel, die

Vorsitzende der CDU, verliert leicht

an Stimmen.

Es bleibt eigentlich nur eine

Möglichkeit die große

Koalition zwischen der stärksten

Partei CDU, zwischen CDU

CSU oder zweitstärksten der

SPD.

In der berühmt berüchtigten

Fernsehdiskussion der

Spitzenkandidaten greift Schröder

nicht nur Angela Merkel, sondern

auch die Medien frontal an.

Später bezeichnet er seinen Auftritt

als Zitat suboptimal.

Und tatsächlich meinen viele, dass

er an diesem Abend überzieht und so

sein Amt endgültig verliert.

Aber Schröder ist eben ein Kanzler,

der sich gerne mit dem politischen

Gegner gezofft hat.

Er hat Widerspruch hervorgerufen,

und auch nach dem Ende seiner

Kanzlerschaft sorgt er immer wieder

für Verwunderung und bei manchen

auch für ärGer.

Zum Beispiel arbeitet Schröder für

das Unternehmen Nord Stream,

das wiederum mit dem staatlichen

russischen ölkonzern Gasprom

und dem Kreml verbunden ist.

Er sagte ja am Anfang schon, dass

ich mich mit einer Bewertung in

diesem Video zurückhalte, weil die

Ereignisse relativ kurz

zurückliegen.

Eines ist aber unstrittig

Der wirtschaftlichen Entwicklung,

der Wettbewerbsfähigkeit der

deutschen Wirtschaft hat die Agenda

2010 auf jeden Fall genutzt.

Und es ist auch unstrittig,

dass die Arbeitsmarktreformen die

deutsche Gesellschaft über Jahre

hinaus in Befürworter und Gegner

gespalten haben.

Auch die SPD ringt jahrelang

mit sich selbst. Im Prinzip bringt

sie auch heute noch mit, sich selbst

zu sein. Deshalb frage ich euch

War Rot-Grün eine erfolgreiche

Regierung?

Hat Gerhard Schröder die richtigen

Entscheidungen getroffen?

Was bleibt am Ende von ihm

nur eine Randnotiz in der

Geschichte?

Oder gehört er vielleicht sogar zu

den bedeutenden Kanzlern der

Bundesrepublik?

Eure Meinung gerne unten in die

Kommentare. Und hier?

Neben der findet die eine Playlist

mit allen anderen deutschen Kanzlern

vor Gerhard Schröder und direkt

darunter ein weiteres Video der

Kollegen von Funk und natürlich

auch bei Instagram vorbeischauen.

Da gibts jeden Tag einen

geschichtlichen Happen, abonniert

uns da gerne, abonniert uns auch

hier. Und ansonsten sage ich Vielen

Dank für Abonnieren,

Kommentieren, für Zuschauen und bis

zum nächsten Mal.


Gerhard Schröder: Der 'Genosse der Bosse' Gerhard Schröder: o camarada dos patrões

Eine kleine Quizfrage für euch.

Wer ist das?

Als junger Mann hat er nach einem

knappen Abend am Zaun des

Kanzleramts in Bonn gerüttelt und

gerufen Ich will da rein.

Der junge Abgeordnete, der dann

später tatsächlich Bundeskanzler

geworden ist, heißt

Gerhard Schröder,

ehemalige Kanzler.

Der erste Kanzler einer rot grünen

Bundesregierung ist jetzt das

Thema dieses Videos.

Gerhard Schröder amtierte zwischen

1998 und 2005

als Bundeskanzler.

Auch wenn sei damals schon einige

Jahre vergangen sind, ist das noch

gar nicht so lange her.

Für ein ausgewogenes historisches

Urteil fehlt also noch der zeitliche

Abstand.

Der sehr langfristige Folgen

von Schröders Politik sichtbar

machen würde.

Deshalb sage ich es ganz

vorsichtshalber gleich am Anfang.

Ich bewerte diesen Video nicht, ob

die Politik von Gerhard Schröder und

seiner rotgrünen Regierungskoalition

richtig, falsch, schlechter

gewesen ist?

Ich zeichne sie eher nach als

Chronist, wenn ihr so wollt.

Trotzdem ist das Thema ganz

spannend, denn der Bundeskanzler

a.D. lebt ja noch.

Er mischt sich immer mal wieder mit

Wort und Tat ein.

Und vor allem Er betreibt eine

eigene Website, und auf dieser

Website können wir ganz gut ablesen,

wie er in Erinnerung bleiben will.

Da gibt es zwei Bereiche, die heißen

Mut zu Reformen und Mut

zum Frieden.

So sieht sich Schröder selbst

als Mann, der die Dinge anpackt,

die getan werden müssen, der nicht

den bequemen Weg geht, sondern das

Richtige tut, er notfalls für seine

überzeugungen, die Karriere aufs

Spiel setzt.

Schauen wir mal, was man

zeitgeschichtlich dazu sagen kann.

Gerhard Schröder kommt 1944

zur Welt.

Seine Mutter muss den

Lebensunterhalt durch Putzen und

Fabrikarbeit selbst verdienen.

Schröders Vater fällt im Zweiten

Weltkrieg.

Schröder stammt wirklich aus kleinen

Verhältnissen.

Die Familie kann sich wenig leisten,

die Familienmitglieder verfügen oft

über keine höhere Schulbildung.

Schröder selbst geht nach der

Volksschule in die Lehre.

Erst über die Abendschule und andere

Weiterbildungsangebote holt er das

Abitur nach, studierte

Rechtswissenschaften in Göttingen,

wird später Rechtsanwalt.

Schon seit 1961 ist Gerhard

Schröder Mitglied bei der SPD und

bei den Jusos, den Jungsozialisten.

Das ist die Jugendorganisation der

SPD.

1978 wird er Bundesvorsitzender

der Jusos.

1980 wird er in den Bundestag

gewählt. 1986

wechselt er in den niedersächsischen

Landtag.

1990 steigt er zum

Ministerpräsidenten auf.

Das hört sich nach einer sehr

glatten Karriere an, aber jeder

Schritt ist hart erkämpft.

Schröder rackert sich immer wieder

in der eigenen Partei durchsetzen,

Niederlagen einstecken.

Er arbeitet sich nach und nach nach

oben. Und dabei lernt er durchaus

Härte gegen sich selbst und gegen

andere.

Schröder ist ein Aufsteiger.

Er ist stolz darauf, dass er es

geschafft hat.

Und das versteckt er auch nicht.

Ebenso wenig seinen Ehrgeiz.

Er präsentiert sich den Wählern als

Mann, der die Zusammenhänge

versteht, der weiß, wie es

funktioniert, auch wirtschaftlich.

Ein Mann, der anpackt.

Da kommt das Stichwort Mut vor,

das heute noch auf seiner Homepage

steht.

Einer, der mutig die Probleme

angeht, ein Macher.

Inhaltlich ist er Generalist, also

jemand, der sich um das große Ganze

kümmert.

Die Menschen bekommen also ein ganz

gutes Bild, wie er so tickt?

Klar, jeder Politiker inszeniert

sich. Vielleicht kennt ihr die

Szene, als Schröder schon

Bundeskanzler ist und Autogramme

gibt, sagt dazu eine hohe, schmale

Flasche. Wer so schreibe ja nicht

weiter.

Stefan Raab hat dazu auch einen

bekannten Song gemacht.

Schröder setzt sich hier als

volksnaher Politiker in Szene.

Normalerweise erwartet man ja, dass

ein Bundeskanzler sagt Könnten Sie

mir mal bitte ein Bier reichen?

Schröder duzt und es kumpelhaft

ruppig, Obama eine Flasche Bier.

Aber das ist nicht künstlich,

sondern kommt ganz echt rüber.

Dass sich Schröder wenig um

Konventionen schert, schadet ihm

allerdings manchmal auch.

Zum Beispiel lässt er sich als

frisch gewählter Bundeskanzler im

teuren Anzug ablichten.

Er raucht gern Zigarre und trinkt

teure Weine.

Das wiederum schreckt die

sogenannten kleinen Leute eher ab.

Unter Gerhard Schröder amtiert die

erste rot grüne Bundesregierung.

Sie startet mit großen Zielen

den Ausstieg aus der Nutzung der

Atomenergie einleiten, das

Steuersystem ökologisch gerecht

umbauen, die Arbeitslosigkeit

bekämpfen, die doppelte

Staatsbürgerschaft einführen und

vieles mehr.

Die rot grüne Regierung, die sich

auch auf die Tradition und die

Ideale der Friedensbewegung beruft,

muss zudem den ersten Kriegseinsatz

der Bundeswehr verantworten.

Im Kosovo kämpfen bewaffnete

albanische Einheiten für eine

Unabhängigkeit von Serbien, und die

serbische Armee schlägt

erbarmungslos zu.

Angesichts der massiven

Vertreibungen und Tötungen erklärt

der Kanzler im Bundestag Wir

können uns unserer Verantwortung

nicht entziehen.

Das ist der Grund, warum deutsche

Soldaten zum ersten Mal seit

dem Zweiten Weltkrieg in einem

Kampfeinsatz stehen,

die Nato Luftangriffe nicht durch

ein UN-Mandat gedeckt sind.

Gibt es besonders bei den Grünen

große Widerstände?

Letztlich stimmen die aber zu.

Und damit kann auch die

Bundesregierung weitermachen.

Nach nicht einmal fünf Monaten im

Amt tritt der Bundesfinanzminister

und SPD-Parteichef Oskar Lafontaine

wegen Differenzen mit Schröder

zurück.

Verschiedene Projekte der Regierung

bleiben stecken.

Kompromisse verwässern die

ursprünglichen Ideen.

Nach gut einem Jahr steht Gerhard

Schröder in der Kritik.

Zum Amtsantritt verspricht er,

vieles besser, aber nicht alles

anders machen zu wollen.

Ein Jahr später.

Die Stimmung auf dem Tiefpunkt.

Alle Wahlumfragen sehen die CDU

CSU bei fast 50 Prozent.

Da kommt im November 1999

und in den kommenden Monaten der CDU

Spendenskandal von Helmut Kohl ans

Tageslicht. Mehr dazu erfahrt ihr in

dem Video oben auf dem.

Absofort läuft es für die Regierung

wieder besser.

Es werden etliche Reformen

beschlossen, unter anderem die

Riester-Rente, also die Einführung

einer privat finanzierten

Altersversorgung, für die der Staat

unter bestimmten Voraussetzungen

Zuschüsse gibt.

Gerhard Schröder feilt an seinem

Image als Macher, indem er Kritikern

dieser Rente entgegenhält.

Es ist notwendig, und wir werden das

machen. Basta, basta.

Kanzler ist geboren.

Ein anderer bekannter Satz Schröders

lautet Was jetzt wichtig ist,

ist eine Politik der ruhigen Hand.

Das bedeute, dass größere Reformen

und Veränderungen erst mal nicht

kommen werden.

Die innenpolitische Lage hat sich

verschlechtert.

An der Börse gibt es im Jahr 2000

einen Crash.

Das bringt die Wirtschaft in

Schwierigkeiten.

Der Abbau der Arbeitslosenzahlen

stagniert.

Deutschland leidet ja schon seit

Jahrzehnten darunter, dass es um die

Wettbewerbsfähigkeit des Landes

schlecht bestellt ist.

Die dringend nötigen Reformen

bringt aber auch die Regierung

Schröder nicht zustande.

Stattdessen verkündet der Kanzler

die Politik der ruhigen Hand.

Da ändert sich mit einem Schlag

die Weltlage.

Nach den Terroranschlägen vom

11\. September 2001 hat Gerhard Schröder den USA die

uneingeschränkte Solidarität

Deutschlands zu.

Deutschland beteiligt sich am

Nato-Einsatz in Afghanistan.

Zwar liegt ein UN-Mandat diesmal

vor, aber es ist fraglich, ob

die rot grüne Koalition eine

Mehrheit im Bundestag hat.

Viele Abgeordnete der SPD und der

Grünen wollen dem Einsatz nicht

zustimmen. Kanzler Schröder kann

zwar mit der Zustimmung der

Opposition rechnen.

Aber er weiß, dass er für solche

weitreichenden Entschlüsse eine

eigene Mehrheit braucht.

Deshalb stellt er die

Vertrauensfrage.

So diszipliniert er die rot grünen

Abgeordneten und erreicht eine

knappe Mehrheit.

In der folgenden Zeit verschärft

Deutschland seine Sicherheitsgesetze

enorm.

Denn die Attentäter haben sich in

der Bundesrepublik auf den Anschlag

vorbereitet.

Das sind alles schwere Debatten für

die Regierungskoalition.

Am schwersten wiegt aber die

schlechte wirtschaftliche

Entwicklung.

Die Arbeitslosenzahlen steigen,

als im Jahr 2002 Wahlen

zum Bundestag anstehen.

Ist die Regierung also nicht in

bester Verfassung?

Zwei Ereignisse und vor allem die

Reaktionen Gerhard Schröders darauf

sichern ihm die Wiederwahl.

Zum einen poliert er sein Image

auf, indem er bei einer

Flutkatastrophe im Sommer mit

Gummistiefeln im von

überschwemmungen betroffenen

Gemeinden die Lage inspiziert.

Zum anderen positioniert er sich

klar gegen einen möglichen Krieg im

Irak, den die US-Regierung seit

einiger Zeit propagiert.

Die SPD verliert zwar nur

sechs tausend sieben und zwanzig

Stimmen mehr als die CDU CSU.

Aber weil die Grünen zulegen, kann

Rot-Grün weiterregieren.

Aber die innen und wirtschaftspolitische

Lage zwingt Gerhard Schröder nur ein

halbes Jahr nach der Bundestagswahl

zu einer Kurskorrektur.

Die Strukturkrise Deutschlands geht

ihrem Höhepunkt entgegen.

Die Arbeitslosigkeit ist hoch.

4,7 Millionen Deutsche

sind ohne Job.

Die Wirtschaft schwächelt und wächst

nicht, die Sozialsysteme sind

überlastet.

Deutschland gilt als schwacher Mann

Europas.

Der Kanzler erklärt daher im

Bundestag Wir werden Leistungen

des Staates kürzen,

Eigenverantwortung fördern

und mehr Eigenleistung von jedem

Einzelnen abfordern müssen.

Das Maßnahmenpaket, das vor allem

den Arbeitsmarkt flexibilisiert,

bekommt den Namen Agenda 2010.

Besonders die arbeitsmarktpolitischen

Maßnahmen haben es in sich.

Wer arbeitslos wird, bekommt nur

noch zeitlich begrenzt das

sogenannte Arbeitslosengeld 1,

das sich am letzten Einkommen

orientiert.

Danach erhält er das

Arbeitslosengeld II, eine

unbefristete Grundsicherung.

Im Volksmund nennt man dieses

Arbeitslosengeld II nur Hartz

IV.

Das Prinzip lautet Fordern und

Fördern. Und es führt dazu, dass

Arbeitslose im Grunde jede zumutbare

Arbeit annehmen müssen.

Ansonsten greift die Grundsicherung.

Kritiker sagen, das bedeute Armut

per Gesetz.

Diese harten Reformen werden vor

allem in der SPD und in den

Gewerkschaften sehr kontrovers

diskutiert.

Gerhard Schröder muss sogar den

Parteivorsitz an Franz Müntefering

abgeben. Man könnte sagen Die Agenda

2010 ist wirklich mutig.

Denn wer sich zeigt, riskiert

Schröder damit das Ende seiner

politischen Karriere.

Denn die SPD verliert bei den

anstehenden Landtagswahlen

dramatisch.

Es gründet sich eine neue Partei die

Wahlalternative Arbeit und soziale

Gerechtigkeit, kurz ASD.

Gegen Hartz IV und die Agenda 2010

finden riesige Demonstrationen

statt.

Als die SPD die Landtagswahlen in

ihrem Stammland Nordrhein-Westfalen

verliert, verkündet SPD-Chef

Müntefering in Absprache mit Gerhard

Schröder, dass man Neuwahlen

des Bundestages anstrebe.

Schröder will klare Verhältnisse.

Leider ist es nicht so einfach, das

Parlament aufzulösen.

Daher stellt der Kanzler die

Vertrauensfrage in der Absicht,

seine eigenen.

Nicht aussprechen.

Als die Regierung damit

dokumentiert, dass sie keine

Mehrheit mehr im Parlament hat,

setzt der Bundespräsident Neuwahlen

an. Schröder tritt zum dritten Mal

als Spitzenkandidat der SPD an.

Und seine SPD verliert.

Aber auch Angela Merkel, die

Vorsitzende der CDU, verliert leicht

an Stimmen.

Es bleibt eigentlich nur eine

Möglichkeit die große

Koalition zwischen der stärksten

Partei CDU, zwischen CDU

CSU oder zweitstärksten der

SPD.

In der berühmt berüchtigten

Fernsehdiskussion der

Spitzenkandidaten greift Schröder

nicht nur Angela Merkel, sondern

auch die Medien frontal an.

Später bezeichnet er seinen Auftritt

als Zitat suboptimal.

Und tatsächlich meinen viele, dass

er an diesem Abend überzieht und so

sein Amt endgültig verliert.

Aber Schröder ist eben ein Kanzler,

der sich gerne mit dem politischen

Gegner gezofft hat.

Er hat Widerspruch hervorgerufen,

und auch nach dem Ende seiner

Kanzlerschaft sorgt er immer wieder

für Verwunderung und bei manchen

auch für ärGer.

Zum Beispiel arbeitet Schröder für

das Unternehmen Nord Stream,

das wiederum mit dem staatlichen

russischen ölkonzern Gasprom

und dem Kreml verbunden ist.

Er sagte ja am Anfang schon, dass

ich mich mit einer Bewertung in

diesem Video zurückhalte, weil die

Ereignisse relativ kurz

zurückliegen.

Eines ist aber unstrittig

Der wirtschaftlichen Entwicklung,

der Wettbewerbsfähigkeit der

deutschen Wirtschaft hat die Agenda

2010 auf jeden Fall genutzt.

Und es ist auch unstrittig,

dass die Arbeitsmarktreformen die

deutsche Gesellschaft über Jahre

hinaus in Befürworter und Gegner

gespalten haben.

Auch die SPD ringt jahrelang

mit sich selbst. Im Prinzip bringt

sie auch heute noch mit, sich selbst

zu sein. Deshalb frage ich euch

War Rot-Grün eine erfolgreiche

Regierung?

Hat Gerhard Schröder die richtigen

Entscheidungen getroffen?

Was bleibt am Ende von ihm

nur eine Randnotiz in der

Geschichte?

Oder gehört er vielleicht sogar zu

den bedeutenden Kanzlern der

Bundesrepublik?

Eure Meinung gerne unten in die

Kommentare. Und hier?

Neben der findet die eine Playlist

mit allen anderen deutschen Kanzlern

vor Gerhard Schröder und direkt

darunter ein weiteres Video der

Kollegen von Funk und natürlich

auch bei Instagram vorbeischauen.

Da gibts jeden Tag einen

geschichtlichen Happen, abonniert

uns da gerne, abonniert uns auch

hier. Und ansonsten sage ich Vielen

Dank für Abonnieren,

Kommentieren, für Zuschauen und bis

zum nächsten Mal.