ET 3: Martin Luthers Bibelübersetzung
Im frühen 16. Jahrhundert wurde die Bibel ausschließlich auf Latein gelesen – das bedeutete, dass nur gebildete Menschen und Theologen das Wort Gottes verstanden und interpretieren konnten. Martin Luther kritisierte das, denn er wollte, dass jeder Christ die Botschaft der Bibel verstehen konnte.
Im Jahr 1521 übersetzte Luther während eines Aufenthalts in der Stadt Wittenberg das Neue Testament in nur elf Wochen ins Deutsche. Anders als viele andere Theologen seiner Zeit übersetzte er den Text direkt aus dem Griechischen, der Sprache des Neuen Testaments, da es in der lateinischen Übersetzung der Bibel zahlreiche Fehler gab. Für seine deutsche Übersetzung benutzte er einen Dialekt aus seiner Region, der in ganz Deutschland verstanden werden konnte. Weil in dieser Zeit kein Buch so wichtig wie die Bibel war, hatte seine Übersetzung eine enorme Wirkung auf die Entwicklung der Sprache in ganz Deutschland. Auch viele moderne Wörter und Phrasen, wie zum Beispiel das Wort „Sündenbock“ oder die Redensart „im Dunkeln tappen“, hat Martin Luther damals erfunden. Diese Wörter stehen auch heute noch im Duden. Es ist also keine Übertreibung zu behaupten, dass die Lutherbibel ein wichtiger Schritt für die Entwicklung des modernen Deutsch ist.
Etwa um die gleiche Zeit übersetzte William Tyndale in England die Bibel ins Englische. Seine Motivation war ähnlich wie die Motivation Luthers; auch er wollte, dass die einfachen Leute die Botschaft der Bibel verstehen konnten. Weil die Übersetzung der Bibel aber damals noch illegal war, musste er mit seinem Leben dafür bezahlen. Trotz allem hatte auch seine Übersetzung einen gewaltigen Einfluss auf die Entwicklung der englischen Sprache: Tyndales Übersetzung war eine wichtige Inspiration für die berühmte King-James-Bibel.