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Nachrichten, Wie sicher ist AstraZeneca wirklich?

Wie sicher ist AstraZeneca wirklich?

(erschöpft:) Oh, AstraZeneca

Okay, so viel Verwirrung und jetzt endlich wieder Klarheit.

Oder ... noch mehr Verwirrung?

Erst wurde der Impfstoff wegen eventueller Nebenwirkungen gestoppt.

Dann hat gestern Abend die EMA, die Europäische Zulassungsbehörde,

die Ergebnisse ihrer Untersuchungen veröffentlicht, und jetzt -

soll es doch wieder weitergehen.

Was ist hier eigentlich los?

Was hat die EMA genau gesagt?

Und können sich wirklich alle

bedenkenlos mit AstraZeneca impfen lassen?

Das klären wir jetzt, los geht's.

(Lässiger Beat)

Ich will mit etwas Superwichtigem anfangen,

dass in der öffentlichen Diskussion leider etwas unter den Tisch fällt,

denn das, was gerade mit AstraZeneca passiert ist,

kann mit jedem anderen Impfstoff auch passieren.

Deswegen lasst uns bevor wir zur EMA und so kommen,

erst mal ein paar Basics verstehen zu Phase 4, also der Phase,

in der wir uns gerade befinden.

Wir haben uns in Europa gegen Notzulassungen entschieden -

alle Coronaimpfstoffe durchlaufen den normalen Zulassungsprozess.

Denn Sicherheit hat bei Impfstoffen allerhöchste Priorität.

Aber wenn eine Nebenwirkung in einem von 100.000

oder von einer Millionen Fälle auftritt,

dann fällt das in der klinischen Studie mit "nur" 10.000 Probanden

statistisch nicht auf.

Das heißt, Impfstoffe werden immer

mit einem gewissen Restrisiko zugelassen.

Für eventuelle, seltenere Nebenwirkungen

die sich erst in der breiten Anwendung,

also nach der Zulassung zeigen würden.

Und dieses Restrisiko kann, also muss man in Kauf nehmen.

Denn noch mal:

In der statistischen Risikoabwägung kommt man irgendwann an einen Punkt,

wo man klar mehr Schaden anrichtet, wenn man einen Impfstoff zurückhält,

der schon an 10.000 getestet sich als sicher erwiesen hat,

als wenn man den noch weiter testet, nur um das bereits geringe Risiko

noch ein Stück mehr zu verringern.

Das Risiko steht ohnehin schon

in keinem Verhältnis zu dem von Covid-19.

Was nicht heißt, dass seltenere Nebenwirkungen egal sind.

Im Gegenteil: Deswegen gibt es ja nach den klinischen Studien -

Phase 1, 2, und 3, noch die Phase 4, in der befinden wir uns jetzt.

Und Phase 4 bedeutet, alles was nach einer Impfung auftritt

und über eine normale Impfreaktion hinausgeht,

muss dem Paul-Ehrlich-Institut gemeldet werden.

Das machen Ärzte, das kann auch jeder selbstständig machen,

zum Beispiel über dieses Formular.

Und diese Meldepflicht ist sogar gesetzlich vorgeschrieben.

Nur deswegen, übrigens, sind diese Sinusvenenthrombosen,

ich komm da gleich noch drauf zurück,

überhaupt erst aufgefallen.

Eben weil Auffälligkeiten so sorgfältig beobachtet werden.

Okay, jetzt werden aber natürlich

nach Impfungen so oder so unterschiedliche Dinge passieren.

Beispiel: 2019 starben rund 900 Menschen pro Tag

an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Darunter 120 Menschen pro Tag an 'nem Herzinfarkt.

Das heißt, sowas wird natürlich zufälligerweise

nach einer Impfung passieren.

Gerade bei unserer Impfstrategie wo zuerst ältere geimpft werden,

die mehr Beschwerden oder eine höhere Sterblichkeit haben.

Die Frage ist also nicht ob nach einer Impfung Beschwerden auftreten,

denn das werden sie.

Sondern ob es häufiger passiert als sonst.

Und wenn das der Fall ist, dann ist das verdächtig.

Jetzt hatten wir einen Verdachtsfall.

In Deutschland zum Beispiel sind sieben Fälle

einer Sinusvenenthrombose aufgetreten.

Eine Sinusvenenthrombose ist ein Blutgerinnsel

in der Hirnhaut.

Nicht zu verwechseln mit der klassischen Thrombose,

die man vom Flugzeug kennt.

Diese Sinusvenenthrombosen sind schwieriger zu behandeln,

und gefährlicher als die normalen Thrombosen.

Sie sind selten, wie gesagt,

also insgesamt sind weniger als 20 Fälle bekannt bisher.

Aber davon sind auch mindestens sieben Menschen schon verstorben.

Und es sind ziemlich junge Menschen, zwischen 20 und 50 Jahre alt.

In Deutschland kommen sieben Fälle auf rund 1,6 Millionen geimpfte.

Das ist erst mal wenig.

Aber alle Fälle traten vier bis 16 Tage nach der Impfung auf.

Und in diesem Zeitraum würde man nur einen statt sieben Fälle erwarten.

Das heißt, es ist ganz richtig, dass die Zulassungsbehörden,

also das Paul-Ehrlich-Institut und die EMA

alles noch mal genau überprüfen wollen.

Was man also verstehen muss, ist, dass genau dafür Phase 4 da ist.

An der ganzen Sache sieht man die Sorgfalt

und die hohe Priorisierung der Impfstoffsicherheit.

Also alles, was man immer versprochen kriegt,

nämlich: "Wir passen höllisch auf, dass die Impfstoffe sicher sind."

Das wird hier umgesetzt.

Ob's notwendig war den Impfstoff ganz auszusetzen, ist eine andere Frage.

Darauf kommen wir noch mal.

Aber was sagt die EMA?

In der Videobeschreibung verlinke ich euch ein informatives Factsheet

vom Science Media Center, in dem unter anderem beschrieben wird,

wie genau die Verdachtsfälle untersucht wurden und werden.

Hier jetzt die Ergebnisse dieser Untersuchung:

Erstens, die AstraZeneca-Impfung zeigt kein erhöhtes Risiko,

für allgemeine Thrombosen.

Unter den Geimpften beobachtete man sogar weniger Thrombosefälle

als man erwarten würde.

Und weil Covid-19 auch das Risiko für Thrombosen erhöht,

geht man eher davon aus, dass die Impfung mit dem Schutz vor Covid-19

das Thromboserisiko sogar senkt.

Zweitens, man beobachtet Fälle einer speziellen Thromboseart,

oder einer speziellen Kombi, nämlich diese Sinusvenenthrombosen

in Kombination mit einem Mangel an Blutplättchen

und inneren Blutungen.

Das ist eher ungewöhnlich.

Diese seltenen Spezialfälle müssen nicht mit der Impfung zusammenhängen.

Möglich ist es aber.

Das wird derzeit noch weiter untersucht.

Anscheinend sind eher Jüngere und eher Frauen betroffen.

Doch Alter und Geschlecht alleine reichen noch nicht als Erklärung.

Dafür ist es zu selten.

Man kann derzeit nur spekulieren.

Möglicherweise erhöht

eine frühere, asymptomatische Covid-19-Erkrankung das Risiko.

Möglicherweise ist das Risiko bei Frauen die die Pille nehmen erhöht.

Möglicherweise spielen genetische Prädispositionen eine Rolle,

oder Dinge wie Rauchen - man weiß es derzeit noch nicht.

Übrigens: Auch alle anderen zugelassenen Impfstoffe,

Biontech-Pfizer, Moderna und auch Johnson & Johnson werden jetzt auf diese Nebenwirkungen untersucht.

Drittens, selbst wenn man vorsichtshalber mal davon ausgeht,

dass diese Sinusvenenthrombosen eine echte Nebenwirkung der Impfung sind.

Steht das Risiko in keinem Verhältnis zu dem Risiko von Covid-19.

Derzeit sind es 18 Fälle dieser Sinusvenenthrombosen.

Bei fast 20 Millionen geimpften.

Während täglich Tausende Menschen an und mit Covid-19 sterben.

Deswegen betont die EMA,

dass der lebensrettende Nutzen dieser Impfung

die Risiken für mögliche Nebenwirkungen

ja, völlig in den Schatten stellt, und kommt deswegen zu dem Fazit:

Wichtig ist jetzt eben,

dass verständlich und ausführlich aufgeklärt wird

über die Nebenwirkungen.

Ähnlich, wie man bei einem Medikament auch den Beipackzettel kennen sollte.

Und, dass Auffälligkeiten nach einer Impfung weiterhin gemeldet werden.

Und hoffentlich kriegt man durch diese erhöhte Aufmerksamkeit

auf diese seltenen Thrombosen auch schneller neue Erkenntnisse.

Also, dass ein Verdacht kommuniziert wird, richtig.

Dass dem Verdacht nachgegangen wird und es geprüft wird, auch richtig.

Aber ob man während der Überprüfung die Impfungen hätte aussetzen müssen,

darüber gehen auch in meinem Team die Meinungen auseinander.

Lars fand es gut und richtig, dass ausgesetzt wurde.

Man stelle sich vor, was los wäre,

wenn sich der Verdacht bestätigt hätte.

Dann wäre das Vertrauen erst recht hin,

hätte man Menschen trotz Verdacht weiter gefährdet.

Jens fand das Aussetzen zu früh, zu vorsichtig.

Vor allem angesichts der aktuellen Pandemielage.

Fakt ist: Durchs Nichtimpfen schadet man deutlich mehr Menschen

als durchs Impfen.

Melanie und ich fanden beides vertretbar.

Aber in einer Sache sind wir uns alle einig.

Das jetzt, nach der Untersuchung der EMA und ihrem klaren Fazit,

die Impfungen wieder aufgenommen werden.

Das finden wir absolut richtig und gut.

Ja, würde ich.

Dasselbe sagen auch Lars, Jens und Melanie.

Dafür gibt es einen ganz rationalen Grund.

Selbst wenn wir davon ausgehen, dass all diese Hirnthrombosefälle

eine echte Nebenwirkung der Impfung sind.

Dann erhöht eine Impfung das Risiko um fünf bis zehn Fälle pro Millionen.

Meanwhile liegt die Sterblichkeit von Covid-19

in der entsprechenden Altersgruppe

bei der Größenordnung von Tausend pro Millionen.

Das steht nach wie vor in keinem Verhältnis.

Und wir reden nur über Sterblichkeit,

nicht noch über andere Folgen wie Long-Covid.

Auch wenn ich zu gut verstehen kann,

dass so eine nüchterne Betrachtung schwer fällt,

angesichts der chaotischen Nachrichten rund um AstraZeneca.

Und nicht nur jetzt - von der Wirksamkeit,

über die Zulassung verschiedener Altersgruppen, ich kanns verstehen.

Ich kann nur an die Regierung, an das Bundesgesundheitsministerium

und das Paul-Ehrlich-Institut appellieren,

Bitte nehmt die berechtigten Sorgen und Verunsicherungen

der Bevölkerung ernst.

Ich find's unmöglich,

so was wie das Aussetzen von AstraZeneca zu droppen,

ohne ausführlichere Erklärungen mitzuliefern.

Ja, es gab einen Tag später dieses nützliche FAQ.

Aber sorry, das ist in meinen Augen zu spät.

Wir wissen doch, wie schnell so etwas hochkocht.

Wie so was durch alle Medien und soziale Medien gejagt wird.

So was hätte mit der ersten Pressekonferenz

mitkommuniziert werden müssen.

Es kann nicht sein, dass Zeitungsartikel oder Twitterthreads,

ausführlichere Erklärungen liefern als offizielle Stellen.

Die guten darunter verlink ich euch unten.

Natürlich stoßen so News neue Desinformationen an,

und Verschwörungsmythen.

Und natürlich auch ganz normale Skepsis und Verunsicherung.

Das erschüttert das Vertrauen in meinen Augen viel stärker,

als das Auftreten seltener Nebenwirkungen.

Denn es ist ja alles rational erklärbar.

Man muss es nur erklären.

Aufklärung ist eine der wichtigsten Maßnahmen für diese Pandemie.

Das dürfen wir uns nicht verspielen.

Wenn euch das Video geholfen hat, bitte teilt es mit euren Freunden.

Hier kommt ihr zu einem unserer Lieblinksfunkkanäle: Psychologeek.

Und zu unserem letzten Impfvideo.

Wir sehen uns bald, bleibt sicher.


Wie sicher ist AstraZeneca wirklich? How safe is AstraZeneca really? Quanto è davvero sicura AstraZeneca? Até que ponto a AstraZeneca é realmente segura?

(erschöpft:) Oh, AstraZeneca

Okay, so viel Verwirrung und jetzt endlich wieder Klarheit. Ok, tant de confusion et maintenant enfin de la clarté.

Oder ... noch mehr Verwirrung? Ou ... encore plus de confusion ?

Erst wurde der Impfstoff wegen eventueller Nebenwirkungen gestoppt. First the vaccine was stopped because of possible side effects. D'abord, le vaccin a été stoppé en raison d'éventuels effets secondaires.

Dann hat gestern Abend die EMA, die Europäische Zulassungsbehörde, Then yesterday evening the EMA, the European approval authority,

die Ergebnisse ihrer Untersuchungen veröffentlicht, und jetzt - published the results of their investigations, and now -

soll es doch wieder weitergehen. it should go on again.

Was ist hier eigentlich los? What is going on here?

Was hat die EMA genau gesagt? What exactly did the EMA say?

Und können sich wirklich alle And really everyone can

bedenkenlos mit AstraZeneca impfen lassen?

Das klären wir jetzt, los geht's. We'll sort that out now, let's go.

(Lässiger Beat)

Ich will mit etwas Superwichtigem anfangen, I want to start with something super important

dass in der öffentlichen Diskussion leider etwas unter den Tisch fällt, that unfortunately something falls under the table in public discussion

denn das, was gerade mit AstraZeneca passiert ist, because what just happened to AstraZeneca

kann mit jedem anderen Impfstoff auch passieren. can happen with any other vaccine as well.

Deswegen lasst uns bevor wir zur EMA und so kommen, So before we get to the EMA and all, let's

erst mal ein paar Basics verstehen zu Phase 4, also der Phase, first understand a few basics about phase 4, i.e. the phase

in der wir uns gerade befinden. that we are in right now.

Wir haben uns in Europa gegen Notzulassungen entschieden -

alle Coronaimpfstoffe durchlaufen den normalen Zulassungsprozess.

Denn Sicherheit hat bei Impfstoffen allerhöchste Priorität.

Aber wenn eine Nebenwirkung in einem von 100.000

oder von einer Millionen Fälle auftritt,

dann fällt das in der klinischen Studie mit "nur" 10.000 Probanden

statistisch nicht auf.

Das heißt, Impfstoffe werden immer

mit einem gewissen Restrisiko zugelassen.

Für eventuelle, seltenere Nebenwirkungen

die sich erst in der breiten Anwendung,

also nach der Zulassung zeigen würden.

Und dieses Restrisiko kann, also muss man in Kauf nehmen.

Denn noch mal:

In der statistischen Risikoabwägung kommt man irgendwann an einen Punkt,

wo man klar mehr Schaden anrichtet, wenn man einen Impfstoff zurückhält,

der schon an 10.000 getestet sich als sicher erwiesen hat,

als wenn man den noch weiter testet, nur um das bereits geringe Risiko

noch ein Stück mehr zu verringern.

Das Risiko steht ohnehin schon

in keinem Verhältnis zu dem von Covid-19.

Was nicht heißt, dass seltenere Nebenwirkungen egal sind.

Im Gegenteil: Deswegen gibt es ja nach den klinischen Studien -

Phase 1, 2, und 3, noch die Phase 4, in der befinden wir uns jetzt.

Und Phase 4 bedeutet, alles was nach einer Impfung auftritt

und über eine normale Impfreaktion hinausgeht,

muss dem Paul-Ehrlich-Institut gemeldet werden.

Das machen Ärzte, das kann auch jeder selbstständig machen,

zum Beispiel über dieses Formular.

Und diese Meldepflicht ist sogar gesetzlich vorgeschrieben.

Nur deswegen, übrigens, sind diese Sinusvenenthrombosen,

ich komm da gleich noch drauf zurück,

überhaupt erst aufgefallen.

Eben weil Auffälligkeiten so sorgfältig beobachtet werden.

Okay, jetzt werden aber natürlich

nach Impfungen so oder so unterschiedliche Dinge passieren.

Beispiel: 2019 starben rund 900 Menschen pro Tag

an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Darunter 120 Menschen pro Tag an 'nem Herzinfarkt.

Das heißt, sowas wird natürlich zufälligerweise

nach einer Impfung passieren.

Gerade bei unserer Impfstrategie wo zuerst ältere geimpft werden,

die mehr Beschwerden oder eine höhere Sterblichkeit haben.

Die Frage ist also nicht ob nach einer Impfung Beschwerden auftreten,

denn das werden sie.

Sondern ob es häufiger passiert als sonst.

Und wenn das der Fall ist, dann ist das verdächtig.

Jetzt hatten wir einen Verdachtsfall.

In Deutschland zum Beispiel sind sieben Fälle

einer Sinusvenenthrombose aufgetreten.

Eine Sinusvenenthrombose ist ein Blutgerinnsel

in der Hirnhaut.

Nicht zu verwechseln mit der klassischen Thrombose,

die man vom Flugzeug kennt.

Diese Sinusvenenthrombosen sind schwieriger zu behandeln,

und gefährlicher als die normalen Thrombosen.

Sie sind selten, wie gesagt,

also insgesamt sind weniger als 20 Fälle bekannt bisher.

Aber davon sind auch mindestens sieben Menschen schon verstorben.

Und es sind ziemlich junge Menschen, zwischen 20 und 50 Jahre alt.

In Deutschland kommen sieben Fälle auf rund 1,6 Millionen geimpfte.

Das ist erst mal wenig.

Aber alle Fälle traten vier bis 16 Tage nach der Impfung auf.

Und in diesem Zeitraum würde man nur einen statt sieben Fälle erwarten.

Das heißt, es ist ganz richtig, dass die Zulassungsbehörden,

also das Paul-Ehrlich-Institut und die EMA

alles noch mal genau überprüfen wollen.

Was man also verstehen muss, ist, dass genau dafür Phase 4 da ist.

An der ganzen Sache sieht man die Sorgfalt

und die hohe Priorisierung der Impfstoffsicherheit.

Also alles, was man immer versprochen kriegt,

nämlich: "Wir passen höllisch auf, dass die Impfstoffe sicher sind."

Das wird hier umgesetzt.

Ob's notwendig war den Impfstoff ganz auszusetzen, ist eine andere Frage.

Darauf kommen wir noch mal.

Aber was sagt die EMA?

In der Videobeschreibung verlinke ich euch ein informatives Factsheet

vom Science Media Center, in dem unter anderem beschrieben wird,

wie genau die Verdachtsfälle untersucht wurden und werden.

Hier jetzt die Ergebnisse dieser Untersuchung:

Erstens, die AstraZeneca-Impfung zeigt kein erhöhtes Risiko,

für allgemeine Thrombosen.

Unter den Geimpften beobachtete man sogar weniger Thrombosefälle

als man erwarten würde.

Und weil Covid-19 auch das Risiko für Thrombosen erhöht,

geht man eher davon aus, dass die Impfung mit dem Schutz vor Covid-19

das Thromboserisiko sogar senkt.

Zweitens, man beobachtet Fälle einer speziellen Thromboseart,

oder einer speziellen Kombi, nämlich diese Sinusvenenthrombosen

in Kombination mit einem Mangel an Blutplättchen

und inneren Blutungen.

Das ist eher ungewöhnlich.

Diese seltenen Spezialfälle müssen nicht mit der Impfung zusammenhängen.

Möglich ist es aber.

Das wird derzeit noch weiter untersucht.

Anscheinend sind eher Jüngere und eher Frauen betroffen.

Doch Alter und Geschlecht alleine reichen noch nicht als Erklärung.

Dafür ist es zu selten.

Man kann derzeit nur spekulieren.

Möglicherweise erhöht

eine frühere, asymptomatische Covid-19-Erkrankung das Risiko.

Möglicherweise ist das Risiko bei Frauen die die Pille nehmen erhöht.

Möglicherweise spielen genetische Prädispositionen eine Rolle,

oder Dinge wie Rauchen - man weiß es derzeit noch nicht.

Übrigens: Auch alle anderen zugelassenen Impfstoffe,

Biontech-Pfizer, Moderna und auch Johnson & Johnson werden jetzt auf diese Nebenwirkungen untersucht.

Drittens, selbst wenn man vorsichtshalber mal davon ausgeht,

dass diese Sinusvenenthrombosen eine echte Nebenwirkung der Impfung sind.

Steht das Risiko in keinem Verhältnis zu dem Risiko von Covid-19.

Derzeit sind es 18 Fälle dieser Sinusvenenthrombosen.

Bei fast 20 Millionen geimpften.

Während täglich Tausende Menschen an und mit Covid-19 sterben.

Deswegen betont die EMA,

dass der lebensrettende Nutzen dieser Impfung

die Risiken für mögliche Nebenwirkungen

ja, völlig in den Schatten stellt, und kommt deswegen zu dem Fazit:

Wichtig ist jetzt eben,

dass verständlich und ausführlich aufgeklärt wird

über die Nebenwirkungen.

Ähnlich, wie man bei einem Medikament auch den Beipackzettel kennen sollte.

Und, dass Auffälligkeiten nach einer Impfung weiterhin gemeldet werden.

Und hoffentlich kriegt man durch diese erhöhte Aufmerksamkeit

auf diese seltenen Thrombosen auch schneller neue Erkenntnisse.

Also, dass ein Verdacht kommuniziert wird, richtig.

Dass dem Verdacht nachgegangen wird und es geprüft wird, auch richtig.

Aber ob man während der Überprüfung die Impfungen hätte aussetzen müssen,

darüber gehen auch in meinem Team die Meinungen auseinander.

Lars fand es gut und richtig, dass ausgesetzt wurde.

Man stelle sich vor, was los wäre,

wenn sich der Verdacht bestätigt hätte.

Dann wäre das Vertrauen erst recht hin,

hätte man Menschen trotz Verdacht weiter gefährdet.

Jens fand das Aussetzen zu früh, zu vorsichtig.

Vor allem angesichts der aktuellen Pandemielage.

Fakt ist: Durchs Nichtimpfen schadet man deutlich mehr Menschen

als durchs Impfen.

Melanie und ich fanden beides vertretbar.

Aber in einer Sache sind wir uns alle einig.

Das jetzt, nach der Untersuchung der EMA und ihrem klaren Fazit,

die Impfungen wieder aufgenommen werden.

Das finden wir absolut richtig und gut.

Ja, würde ich.

Dasselbe sagen auch Lars, Jens und Melanie.

Dafür gibt es einen ganz rationalen Grund.

Selbst wenn wir davon ausgehen, dass all diese Hirnthrombosefälle

eine echte Nebenwirkung der Impfung sind.

Dann erhöht eine Impfung das Risiko um fünf bis zehn Fälle pro Millionen.

Meanwhile liegt die Sterblichkeit von Covid-19

in der entsprechenden Altersgruppe

bei der Größenordnung von Tausend pro Millionen.

Das steht nach wie vor in keinem Verhältnis.

Und wir reden nur über Sterblichkeit,

nicht noch über andere Folgen wie Long-Covid.

Auch wenn ich zu gut verstehen kann,

dass so eine nüchterne Betrachtung schwer fällt,

angesichts der chaotischen Nachrichten rund um AstraZeneca.

Und nicht nur jetzt - von der Wirksamkeit,

über die Zulassung verschiedener Altersgruppen, ich kanns verstehen.

Ich kann nur an die Regierung, an das Bundesgesundheitsministerium

und das Paul-Ehrlich-Institut appellieren,

Bitte nehmt die berechtigten Sorgen und Verunsicherungen

der Bevölkerung ernst.

Ich find's unmöglich,

so was wie das Aussetzen von AstraZeneca zu droppen,

ohne ausführlichere Erklärungen mitzuliefern.

Ja, es gab einen Tag später dieses nützliche FAQ.

Aber sorry, das ist in meinen Augen zu spät.

Wir wissen doch, wie schnell so etwas hochkocht.

Wie so was durch alle Medien und soziale Medien gejagt wird.

So was hätte mit der ersten Pressekonferenz

mitkommuniziert werden müssen.

Es kann nicht sein, dass Zeitungsartikel oder Twitterthreads,

ausführlichere Erklärungen liefern als offizielle Stellen.

Die guten darunter verlink ich euch unten.

Natürlich stoßen so News neue Desinformationen an,

und Verschwörungsmythen.

Und natürlich auch ganz normale Skepsis und Verunsicherung.

Das erschüttert das Vertrauen in meinen Augen viel stärker,

als das Auftreten seltener Nebenwirkungen.

Denn es ist ja alles rational erklärbar.

Man muss es nur erklären.

Aufklärung ist eine der wichtigsten Maßnahmen für diese Pandemie.

Das dürfen wir uns nicht verspielen.

Wenn euch das Video geholfen hat, bitte teilt es mit euren Freunden.

Hier kommt ihr zu einem unserer Lieblinksfunkkanäle: Psychologeek.

Und zu unserem letzten Impfvideo.

Wir sehen uns bald, bleibt sicher.