OMIK K. | GERMANIA
Ich musste mich in der Schule und auf dem Heimweg durchkämpfen.
Ich musste mich wieder zur Schule durchkämpfen.
Damit ich überhaupt reindurfte. In der Pause musste ich mich durchkämpfen.
Bis ich irgendwann keine Lust mehr hatte auf Schule.
* Musik *
Mein Name ist Gilberto Ruben Guillen Hernandez
Ich bin Kubaner, 28 Jahre alt, wohne seit '96 in Deutschland in Leipzig.
Und ich bin Rapper und mein Name ist Omik K.
Wir hatten die Möglichkeit, '96 nach Deutschland zu kommen.
Haben halt das Leben genutzt, wie es war, halt so.
Und haben das Beste draus gemacht, sind halt hier geblieben.
Um halt der Familie drüben zu helfen
und gewisse Sachen auf Vordermann zu bringen.
Es war jetzt eine gute Chance und eine gute Option.
Da haben wir uns dafür entschieden, hierzubleiben.
Was eigentlich eine gute Entscheidung war, so.
Als Kind hatten wir gar nicht viel gehabt.
Wir hatten gar nichts Großartiges eigentlich. Keine Xbox, keine PlayStation.
Wir waren immer barfuß unterwegs oder mit Flip-Flops, kurzen Hosen, oben ohne.
Mit einem Fahrradreifen und einem Stock sind wir dann durch die Hood gerannt.
Ich war, als ich klein war, in 'ne Colaflasche getreten
und habe sogar so 'ne Splitter regelmäßig gehabt.
Kaputte Kinder halt einfach so.
Einfach treffen an der Corner, an der Ecke. Da hat man sich immer getroffen.
Dann sind wir raus und haben Faxen gemacht.
Natürlich hat man da viele Probleme, so.
Man hat viele Probleme, sage ich mal. Im Finanziellen könnte es immer besser sein.
Man könnte viel mehr haben, sage ich mal.
Aber das, was man da als Kind hatte in Kuba,
hat eigentlich völligst gereicht.
Nach der Ankunft war es schwierig, ich konnte kein Deutsch.
Ich bin direkt in die Grundschule rein. Hier, ins kalte Wasser.
Jetzt komm damit klar, so.
Und ich hatte sehr viele Probleme, mich zu integrieren.
Mit den anderen Kids klarzukommen.
Ich hatte Probleme mit der deutschen Sprache, den Lehrern, mit allen.
Ich war auch in psychologischer Behandlung als Kind schon.
Weil ich mit dem allen nicht klar kam, so.
War schwierig, so. Viel Hänselei, viel Mobbing.
Mich hat das halt seelisch geprägt, sage ich mal.
Und deswegen war ich immer so einsam als Kind in Deutschland. So die erste Zeit.
Und hab mein Ding alleine gemacht.
Ich habe Trickfilme geschaut, Filme geschaut. So dies, das.
So habe ich versucht, Deutsch zu lernen.
Ich wollte unbedingt Deutsch lernen, weil mich keiner verstanden hat.
Es ist schwierig als Kind so in der Schule. Mit 1000 verrückten Kindern.
Als einziger Ausländer teilweise. Und dann kein Deutsch. Schwierig.
Aber mit der Zeit habe ich alles hinbekommen.
Und habe versucht, mich zu integrieren und habe es halbwegs geschafft.
Und so kamen die ersten Freunde
und dann ging's dann los, das Leben hier so ein bisschen.
* Musik *
Nach der Schule musstest du ordentlich rennen.
Da gab es halt so Nazigruppen. Damals hatten wir auf jeden Fall krass gelitten.
Als Fremde so hier. Vor allen Dingen im Osten.
Und in Ostbezirken des Ostens noch so.
Wo es auf jeden Fall ein bisschen rauer zuging
und die Leute ein bisschen hinterher waren.
Was sich aber auch eingepegelt hat jetzt.
War schwer. Man musste sich halt durchkämpfen.
Ich habe irgendwann gesagt, "Mama, kein Bock. Ich bleibe zu Hause."
* Musik *
Wenn du dich benimmst, wenn du klarkommst mit dir selber,
ein bisschen was im Kopf hast -
egal, was du versuchst in diesem Land, irgendwas.
Und wenn das nicht klappt, klappt die nächste Tür auf oder die nächste Tür.
Und irgendwann findest du schon was für dich.
Wo du sagst, das ist mein Ding so. Das gibt dir Deutschland.
Und ich bin stolz, hier zu leben.
Ich bin froh, dass Deutschland mich so angenommen hat, so wie es passiert ist.
Ich bin Papa, hab zwei Kinder.
Einkaufen gehen, Essen machen.
So, dann mit meinen Jungs rausgehen, durchdrehen ein bisschen.
Ich bin ein normaler Mensch.
Ich mache Musik jetzt, ich nehme die ernst.
Ich sehe mich auch nicht als Gangsterrapper oder irgendwas.
Ich mache einfach Rap, aus meinem Leben gegriffen.
Und das ist mein Lifestyle, so.
Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2018