Muskelbedingte Knieschmerzen wegtrainieren | Die Bewegungs-Docs | NDR
(go to 5:35) Es könnte aber auch sein, dass das verstärkt wurde durch die Muskulatur.
Mit dem Isokineten, einem Kraftmessgerät,
testet der Orthopäde die Stärke von Strecker und Beuger der Beine.
Mehr! Viel, viel mehr! Das reicht noch nicht.
Ja, klasse! Stark, super.
So ist gut!
Das war's schon.
Die Werte der vorderen und hinteren Muskulatur des Oberschenkels
werden im Verhältnis zueinander bewertet.
Ist das ausgeglichen?
Es ist recht ausgeglichen, das sollte es aber nicht sein.
Man braucht kein gleiches Verhältnis zwischen Streckern und Beugern,
sondern ein Verhältnis von 60 % zu 40 %.
Das driftet bei Ihnen weit auseinander.
Bei Jörg Riemer sind vor allem zwei Muskeln zu schwach:
1. die Glutealmuskulatur. Diese Muskelgruppe ist über eine Faszie mit dem Knie verbunden.
Starke, trainierte Muskulatur
hält das Knie in der richtigen Position.
Sind die Muskeln zu schwach, kann das Gelenk nicht stabil
in der Achse gehalten werden und weicht nach innen ab.
2. der Vastus Medialis. Durch seine Schwäche verliert das Gelenk zusätzlich an Stabilität.
Folge: Die Kniescheibe rutscht nach außen.
Das verursacht Schmerzen und führt auf Dauer zu einer schweren Arthrose.
Mit Übungen muss das Gleichgewicht wiederhergestellt werden.
Zuerst: Training für die Pomuskulatur.
Einbeinige Kniebeugen mit Gegenzug.
Wichtig ist, immer drauf zu achten, das Kniegelenk bleibt in der Ebene.
Als nächstes drauf achten, dass Sie ihre Pomuskulatur nutzen,
Die anspannen, wenn Sie in die Tiefe und wieder hoch gehen.
Perfekt. Und nochmal.
Übung 2 trainiert den gesamten Rumpf, Po und inneren Oberschenkelmuskeln.
Die Füße bequem auf den Ball.
Den Ball zwischen die Beine einklemmen
und die ganze Zeit das Einklemmen behalten.
Nun ist der erste Schritt, in die Brücke zu gehen.
Wenn Sie die Brücke stabil halten, strecken und wieder runtergehen.
Dabei immer den Druck auf den Ball aufgebaut halten.
So und jetzt sind Sie dran.
Nur die Brücke reicht.
Gar nicht so einfach.
Der wackelige Untergrund
macht die Übung schwerer, aber effektiver.
Das trainiert Koordination, Gleichgewicht und Kraft.
Bauchmuskeln, Po ...
Hier muss mehr kommen.
Perfekt, super.
Halten, halten, und runter!
Jetzt die dritte Übung.
Jetzt werden die Oberschenkel brennen.
Nehmen Sie an der Wand Platz - ohne Stuhl.
Einfach in die Knie gehen.
Das Erste ist, dass Sie 90 Grad im Kniegelenk haben.
Wenn wir gucken, sind das ungefähr 90 Grad.
Nun kommt wieder der Ball dazu:
Zwischen die Beine nehmen und anspannen.
Diese Position 'n paar Sekunden halten,
vielleicht 'ne Minute im Verlauf, dann haben Sie die dritte Übung.
Alle Übungen finden Sie als Videoanleitungen
bei den Bewegungs-Docs im Internet.
In drei Monaten sehen wir uns, dann wird es härter.
Wir steigern das Programm, schauen zu,
dass wir die Muskeln noch fitter kriegen.
Vielen Dank, ich freu mich.
Ich war sehr überrascht mit der Diagnose.
Bin aber sehr glücklich, dass es etwas ist,
was man muskulär wieder in den Griff bekommt.
Ich fühl mich total motiviert.
Die gucken wir uns mal an.
Gewicht geht auf das rechte Bein.
Dann vorne die Ferse aufsetzen, hinten die Fußspitze - im Wechsel.
Die Videos für Muskelaufbau- und Gleichgewichtstraining
finden Sie bei den Bewegungs-Docs im Internet.
Als Steigerungs-Variante: das Ganze ohne Absetzen.
Der Oberkörper ist aufgerichtet.
Die Arme werden abwechselnd gebeugt und gestreckt.
Weil es zu Hause geht, können Sie es auch häufiger machen:
Fünfmal die Woche.
Hinzu kommt zweimal leichtes Krafttraining im Fitnessstudio.
Wichtig: Weil Jeannette Raube unter Bluthochdruck leidet,
darf sie sich nicht überfordern, nur geringe Lasten sind erlaubt.
Dann hab ich mir noch was besonderes ausgedacht,
was mir einfiel, als ich Sie das erste Mal sah:
Was kann das sein? Musik. Genau.
Sie gehen einmal die Woche zum Zumbatanzen.
Tanz ist ein wunderbares Training für Ihren Gleichgewichtssinn.
Wichtig nach der Chemotherapie.
Macht fröhlich, ist ideal für Sie geeignet.
Das spricht mir aus der Seele.
Einmal die Woche dazu.
Sport ist Balsam für die Seele.
Durch regelmäßige Bewegung werden Botenstoffe im Körper frei,
die wie ein Antidepressivum wirken und die Stimmung heben.
Jetzt heißt es trainieren und dranbleiben.
Ob Jeannette Raube das schafft?
Zurück bei Jörg Riemer.
Der Tanzlehrer setzt seine Motivation in die Tat um.
Nicht nur zu Hause, auch im Urlaub zieht er das Programm durch.
Freunde und Familie unterstützen ihn.
Es wird gemeinsam geschwitzt.
Mir geht's besser - das muss ich wirklich feststellen.
Hätt ich nich gedacht, wenn ich ehrlich bin.
Ich hatte solche Schmerzen, dass ich dachte:
Ich komme um diese Prothese nicht herum.
Aber im Moment bin ich guter Dinge.
Drei Monate nach Beginn des Programms trifft sich Helge Riepenhof
mit ihm zu einer besonderen Trainingseinheit.
Es ist Zeit, die Intensität zu steigern.
Wir machen das, um die Beine zu trainieren.
Gerade den innenseitigen Oberschenkel.
Hab ich grade gemerkt.
Ich dachte, Klettern kommt mehr aus den Armen.
Das ist wohl ein Vorurteil.
Dann trainieren sie etwas, und klettern weiter nach oben.
Ich freu mich.
Mit der Muskelkraft müssen an der Wand
die Schwerkraft und das eigene Gewicht überwunden werden.
Davon profitiert v.a. die Beinmuskulatur.
Trainiert werden auch Schultergürtel, Rücken, Arme, die Finger,
der Herzmuskel und auch das Gehirn.
So vielseitig ist kein Fitnessgerät.
Leicht erkältet kommt Jörg Riemer auf das Praxisboot.
Konnte der Trainingsplan der Bewegungs-Docs
seine Kniebeschwerden lindern?
Wie hat es mit dem Training geklappt?
Ich hatte vor, siebenmal die Woche reinzuknallen.
Das hat einfach nicht gepasst.
Man hat nicht immer Zeit.
Dreimal die Woche habe ich es hinbekommen.
Ob das ausgereicht hat, um die Schmerzen
durch die Kniescheibenfehlstellung in den Griff zu bekommen?
Fühlen Sie sich weniger eingeschränkt?
Ja, es läuft läuft besser, wenn ich tanze.
Normale Absenkbewegungen sind wirklich schon besser geworden.
Ich muss mich beim Treppensteigen nicht mehr richtig abstützen.
Das kriege ich auch freihändig gut hin.
Spaziergänge laufen auch sehr gut, Ich kann wieder weiter laufen.
Wir wollen Zahlen und Fakten.
Wir haben hier eine Schmerz-Skala von eins bis zehn.
Ordnen Sie mal ein, wie es war,
als wir uns das erste Mal getroffen haben.
Und wie es heute ist.
Ich war auf einer acht, würde ich sagen.
Heute bin ich aber schon auf einer vier.
Also eine schöne Verbesserung? Definitiv ja.
Doch lässt sich das auch messen?
Erneut musste Jörg Riemer zur Kraftmessung auf den Isokineten.
Vor einem halben Jahr war das Kräfteverhältnis
von vorderer und hinterer Oberschenkelmuskulatur fast gleich.
Ein Problem - und heute?
Wir sehen zwei super Sachen.
Sie sind auf einem viel besseren Niveau.
Sie haben über 20 % an Kraft dazugewonnen.
Jetzt sind sie bei 180 Newtonmeter.
Das Zweite ist das Verhältnis von vorderer zur hinterer Muskulatur.
Es ist eher sechzig zu vierzig.
Das Ganze normalisiert sich.
Sie sind noch nicht am Ziel,
aber sie haben einen großen Schritt getan.
Die Zahlen belegen, dass der Druck im Kniegelenk
an diesen kritischen Stellen nachgelassen hat.
Vor allem das linke Knie ist schon viel stabiler.
Dadurch kann er auf Schmerzmedikamente öfter verzichten.
Im wahren Leben und im Gerät: Beides zeigt verbesserte Werte.
Die Idee des Kunstgelenks können wir wegschieben.
Das passiert erst mal nicht - ein ganz tolles Ergebnis.
Das letzte halbe Jahr hat mir viel Lebensqualität zurückgebracht.
Ich bin sehr dankbar, dass ich hier gewesen bin.
Wer in jungen Jahren die Empfehlung für ein künstliches Knie bekommt,
der sollte eine zweite Meinung einholen.
Bei einem aktiven Menschen ist das eigene Gelenk immer noch das Beste.