heute journal vom 16.11.2020 - hinter den Kulissen der Ernst der Lage ausbreitet
Guten Abend.
Es gab wohl viel Streit - und keine Lösungen.
Bei der Corona-Konferenz der Ministerpräsidenten
mit der Bundeskanzlerin.
Ein Versprechen, noch mal heftig nachzudenken
und dann nächste Woche Mittwoch Ergebnisse vorzulegen,
ist das einzig greifbare Ergebnis.
Nicht greifbar, aber spürbar ist,
wie sich hinter den Kulissen der Ernst der Lage ausbreitet.
Niemand verspricht den Familien mehr ein halbwegs normales Weihnachtsfest.
Und immer offener wird über Langzeit-Perspektiven gesprochen,
bis weit ins nächste Jahr hinein.
Thomas Reichart hat das verfolgt.
Wie groß ein Streit sein muss,
lässt sich in Berlin manchmal in Minuten messen oder Stunden.
Um 15.30 Uhr dürfen die Journalisten heute ins Kanzleramt.
Um 16.30 Uhr warten sie noch immer
auf die Beschlüsse zur Corona-Bekämpfung.
So auch um 17.30 Uhr und um 18.30 Uhr.
Es ist 19.21 Uhr, als Kanzlerin Merkel verkündet,
was so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner
an diesem Abend ist, eine weitere Beschränkung von Kontakten.
Jeder Kontakt, der nicht stattfindet,
ist gut für die Bekämpfung der Pandemie.
Das heißt, das absolut nötige Minium an Kontakten ist zu gewährleisten.
Private Zusammenkünfte mit Verwandten und Bekannten
sind auf einen weiteren festen Hausstand zu beschränken.
Merkel wollte mehr Verschärfung, doch viele Länder zogen nicht mit.
Der Streit ließ sich ablesen, an den verschiedenen Beschlussvorlagen,
die durch Berlin kursierten.
Die erste am Sonntagabend:
Merkel will u.a. Einschränkungen bei den Schulen.
Am Montagmorgen dann, die Schulen werden vertagt.
Am Mittag ein Entwurf der Länder mit weiteren Streichungen.
Es wirkt, als zerpflückten sie Merkels Vorschläge.
Das Kanzleramt hatte jetzt doch sehr kurzfristig nun Papiere erarbeitet.
Aber wir müssen es ja zwischen 16 Ländern ja auch noch beraten können.
Und das dann in Schalten am Sonntagabend um 23 Uhr
machen zu müssen und am Montagfrüh geht es dann gleich weiter,
dient oft auch der Sache nicht.
So wird heute Abend vor allem gemahnt.
Die Infektionszahlen müssten weiter runter.
Und vertröstet: Auf einen großen Wurf in der nächsten Woche.
Vor allem aber wird ein Versprechen kassiert.
Beim letzten Treffen noch hieß es unisono:
Deshalb brauchen wir jetzt im Monat November, beginnend vom 2. November,
noch einmal eine nationale Kraftanstrengung.
Eine befristete Kraftanstrengung.
Heute klingt das ganz anders.
Wenn man alle Zahlen sieht und berechnet,
gibt es zunächst mal keinen Anlass zu glauben,
ab Anfang Dezember sei alles wieder wie früher.
Und im Zweifel müssen wir auf Sicherheit setzen.
Das Schlechteste wäre ein ständiges Auf und Ab.
Wenn sich in den kommenden Tagen, kein deutlicher Abwärtstrend zeigt,
werden wir um strengere Maßnahmen nicht herumkommen.
Das könnte dann auch die Schulen wieder treffen.
Halbierte Klassen, Maskenpflicht für alle,
darüber beraten die Länder nun.
Mal wieder viel zu spät, kritisiert die Opposition in Berlin.
Mich ärgert ehrlich gesagt persönlich ziemlich,
dass wir offensichtlich wieder in einer ähnlichen Situation sind
wie im Frühjahr.
Dass man sich jetzt Gedanken macht,
wie kommen wir eigentlich über den Winter in den Schulen.
Und dass jetzt doch noch mal im Schnellschuss
die Kultusminister sich dann eine Woche lang überlegen müssen,
was wir machen.
Am Ende gibt es noch ein Versprechen, das zeigt,
wie wenig diesmal erreicht wurde.
Es soll einen längerfristigen Corona-Plan geben.
Beim nächsten Treffen, nächste Woche.
Physisch war das heute eine Video- Konferenz hinter geschlossenen Türen.
Tatsächlich drangen immer wieder Nachrichten und Text-Entwürfe raus.
So hatte Shakuntala Banerjee quasi ihr Ohr an der Tür.
Die haben fast sechs Stunden getagt, um sich anschließend zu vertagen.
Was war so streitig?
Auf der einen Seite der Umgang.
Da war der Unmut sehr groß, über die kurzfristige Informierung über das,
was heute eigentlich erst beschlossen werden sollte.
Die schlechte Stimmung zog sich durch die ganze Sitzung durch, das
hört man aus Teilnehmerkreisen.
Das senkt die Gesprächsbereitschaft beim Inhaltlichen.
Die Länder wollten keine weiteren Zwischenschritte bis zur nächsten
Woche.
Wenn man sich die Texte anschaut, was da verändert wurde, sieht man,
dass die Länder wahrscheinlich eher auf einen etwas freundlicheren Kurs,
auf weniger Mahnung, auf weniger düstere Formulierungen gesetzt
hätten.
Sie haben eine Passage raus streichen lassen, in der es um einen
Hinweis ging,
auf erste Anzeichen der Belastung des Gesundheitssystems.
Heißt das, der Streit wird nächsten Mittwoch nur weitergehen?
Das hängt von den Ländern ab. Die müssen den nächsten Entwurf
formulieren. Die Kanzlerin hat heute gesagt,
dann wollen wir mal sehen, ob dein Entwurf herauskommt, auf den man
sich schneller einigen kann.
Söder hat gesagt, er ist auch nicht sicher, ob das ein besseres Ergebnis
gibt.
Ein Kern- und Streitthema heute waren die Schulen.
Was tun, wenn die Wähler energisch offene Schulen und Kitas verlangen?
Und Kinder, gerade, weil viele von Corona nicht erkennbar krank werden,
das Virus von einer Familie in die andere transportieren können.
Es gäbe Lösungen - aber nicht einfach so.
Es braucht Kreativität und v.a. Digital-Technik und Know-how.
Dorthe Ferber über eine Schule, die einen Mittelweg findet.
Leider nicht die Regel.
Fünfte Stunde an der Bochumer Schiller-Schule.
Die 6b kommt zum Deutschunterricht.
Reichlich eng ist es im Klassenraum.
Räumlich sieht es schlecht aus, technisch sehr gut.
Alle hier haben eigene Tablets, der Unterricht läuft komplett digital.
Als die Schulen im Frühjahr geschlossen waren,
haben sie nur so gelernt – die Kinder haben damit Übung.
Wir haben auch viele Materialien, wo wir dann auch nachgucken können,
oder Videokonferenzen, da können wir fragen
oder die Lehrer per Email anschreiben.
Auch wenn du mal krank bist,
kannst du die Hausaufgaben immer haben und zu Hause bearbeiten.
Aber die Klasse teilen, die Hälfte online unterrichten,
um das Infektionsrisiko zu minimieren, das dürfen sie nicht.
Das nordrhein-westfälische Schulministerium
schreibt bis auf wenige Ausnahmen Präsenzunterricht vor.
Ein großer Wunsch von uns wäre es schon, dass wir entscheiden können,
jede Schule entscheiden kann, dass wir Klassen teilen können.
Und diese Entscheidung bei den einzelnen Schulen liegt
und nicht eine Top-down-Entscheidung ist,
die für alle Schulen des Landes gilt.
Um den Präsenzunterricht wird gerungen,
im nordrhein-westfälischen Landtag, im Bund.
Schule für alle vor Ort sei einfach am gerechtesten.
Noch nie waren sich alle Kultusminister*innen so einig,
dass kein flächendeckendes Wechsel- modell eingeführt werden darf.
Und sie tun es auch nicht.
Solingens Oberbürgermeister schaut besorgt auf die Infektionszahlen.
Die Inzidenz liegt heute bei 235, vor zwei Wochen war sie noch höher.
Die Stadt wollte ein Wechselmodell für alle Schulen,
das Schulministerium lehnte ab – Unverständnis.
Im Moment kann ich nur mit Kopfschütteln zuschauen,
wie wir jede Woche eine Schule nach der anderen schließen müssen.
Ist es denn gerechter,
dass wir jetzt aktuell etwa 2.000 Schüler*innen in Quarantäne haben?
Was ist denn mit denen, wenn die jetzt zu Hause sitzen?
Nur an den weiterführenden Schulen wollte Solingen Wechselunterricht,
schon damit hätte man überfüllte Schulbusse entlasten können.
Und auch Elternverbände wollen weniger Kinder und Jugendliche
zugleich in der Schule.
Wir setzen auf Sicherheit, das heißt also:
Präsenz in halber Stärke.
Wenn wir das Infektionsgeschehen
so schnell wie möglich in den Griff kriegen wollen,
dann ist die einzige Möglichkeit,
jetzt auch auf Abstand in Schule zu gehen.
Nur ist mit Abstand vorerst nicht zu rechnen,
an Bochums Schiller-Schule genauso wenig wie in Solingen.
Es heißt weiter: Präsenzunterricht für alle.
Schulbetrieb in Zeiten von Corona
ist für Bürger und Wähler ein ganz entscheidender Punkt.
An dem Familien beurteilen,
ob sie die Pandemiepolitik überzeugt oder nicht.
Gerade in den Ländern.
Der stellvertretende Ministerpräsident
von Nordrhein-Westfalen und Familienminister dort
ist Joachim Stamp, ein Mann der FDP.
Im Land Mitglied der Regierung, für den Bund ein Mann der Opposition.
Guten Abend.
Es gab ja offenbar einigen Zoff heute zwischen Bund und Ländern.
Nehmen Sie also mal doppelt die Rolle der Opposition
zur Bundesregierung ein.
Was würden Sie anders machen in der Sache?
Zunächst mal muss man sagen, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, wenn
dort auch gerungen wird um die entsprechenden Maßnahmen.
Alle, die politisch verantwortlich sind, stehen vor großen
Herausforderungen.
Ich bin froh, dass wir heute keine Beschlüsse haben,
sondern dass wir das weitere Pandemiegeschehen angucken.
Ob die Maßnahmen wirken.
Ich hätte mir andere Maßnahmen vorstellen können.
Ich freue mich darüber, dass erkennbar ist, dass man sich in der
kommenden Woche
nicht auf kurzfristige Maßnahmen verständigen will, sondern dass es
um eine längerfristige Perspektive geht.
Denn die Bürger müssen sich dauerhaft auf eine gewisse
Verlässlichkeit einstellen.
Müssen sie sich darauf einstellen, dass uns diese Sache bis nächsten
Sommer begleiten wird?
Wir haben große Hoffnungen, dass durch den Impfstoff die Sache sich
deutlich verändert.
Wenn es gelingen sollte, im ersten Quartal nicht nur vulnerable
Gruppen, sondern auch das medizinische Personal entsprechend
zu impfen,
ergibt das eine andere Stabilität.
Und auch Souveränität für Entscheidungen.
Das wäre ein Erfolg.
Kommen wir auf das Thema Schule.
Was würden Sie anders machen?
Die Kinder werden selbst nicht schwer krank.
Dennoch können Sie das Virus weitertragen.
Das ist das große Problem.
Wir haben gerade ein Beispiel einer Schule gesehen, wo offensichtlich
ist, dass das eine Virenschleuder ist.
Warum erlauben die für die Schulen verantwortlichen Länder nicht den
halben Unterricht?
An der Stelle würde ich Ihnen widersprechen wollen.
Die Schulen sind keine Virenschleudern.
Das haben Studien gezeigt.
Eine neue Studie aus München belegt das.
Die Kinder werden krank und man sieht es ihnen oft nicht an.
Die Dunkelziffer ist sechsmal höher als bei Erwachsenen.
Experten sind sich einig, man müsste etwas tun.
Da ist man sich nicht einig.
Es ist so, sie können nicht sagen, wir machen halbe Klassen.
Sie brauchen dann im Grunde das Doppelte an Lehrern, die wir nicht
haben.
Sie brauchen einen digitalen Anschluss des Klassenzimmers an das
real existierende Klassenzimmer.
Solingen hat das nicht bewiesen.
Solingen wollte eine flächendeckende Maßnahme treffen, die so nicht in
Ordnung war, weil das dort nicht alle Schulen wollten.
Wir haben in Nordrhein-Westfalen die Möglichkeit, wenn alle anderen
Möglichkeiten nicht funktionieren,
dass eine einzelne Schule das in Absprache mit dem Schulträger
treffen kann.
Das kann nicht flächendeckend sein.
Es geht uns um die Bildungschancen für alle.
Dann kommen vielleicht diejenigen, die nicht aus bildungsnahen Familien
kommen,
unter die Räder.
Wir haben jetzt Probleme mit den Kindern, die beim Lockdown
im Frühjahr unter die Räder gekommen sind.
Die Kinderärzte und Kinder- Psychologen raten dazu, den
Präsenzunterricht beizubehalten.
Die Ministerpräsidentenkonferenz war heute per Videoschalte.
Dort trifft sich keiner mehr im Raum.
Aber die Schüler sollen das.
Es ist naiv zu glauben, man kann einfach eine Klasse teilen.
Herr Altmaier sagt, wir sollten leer stehende Gaststätten nutzen.
Wer will denn dort unterrichten?
Ich glaube, wir kommen da heute Abend nicht mehr zusammen.
Herzlichen Dank.
Schweden ist in der Corona-Krise bis jetzt grundsätzlich
andere Wege gegangen als praktisch alle anderen europäischen Staaten.
Nicht ohne Erfolge.
Ein Lockdown und drastische Kontaktbeschränkungen
blieben den Schweden erspart - bisher.
Jetzt wird der Kurs korrigiert.
Henner Hebestreit ist unser Mann für Skandinavien.
In Stockholm erreichte sie die Nachricht kurz vor Feierabend:
Angesichts rasant steigender Infektions- und Todeszahlen
reichen die bisherigen Empfehlungen im Kampf gegen Corona nicht mehr aus
Regierungschef Stefan Löfven
verbietet jetzt größere Versammlungen.
Ab Dienstag, den 24. November
dürfen noch maximal acht Personen zusammenkommen.
Für schwedische Verhältnisse ist dies der größte Eingriff
in die Bürgerrechte der Neuzeit.
Aber mit zuletzt täglich über 6.100 Neuinfektionen
und rund 40 Verstorbenen im Zusammenhang mit Corona
leidet Schweden erneut stärker
als alle anderen Staaten Nordeuropas unter dem Virus.
Entsprechend groß ist die Zustimmung bei den Pendlern in Stockholm.
Vielleicht sollte es einfach direkt damit losgehen.
Jetzt warten Sie bis zum 24.,
aber ich kann ja nichts tun, außer den Behörden
und Spezialisten zu vertrauen.
Das sind die die härtesten Einschränkungen, die es bisher gab.
Von 50 Personen runter auf acht, das ist ein riesiger Schritt,
der Konsequenzen für den Alltag aller Schweden haben wird.
Aber wir haben es bisher geschafft und wir werden auch damit klarkommen
Ministerpräsident Löfven
möchte Bilder trauernder Hinterbliebener
vor frischen Gräbern wie im Frühjahr vermeiden,
als Schweden für seinen vergleichsweise lockeren Umgang
mit der Pandemie in die Kritik geraten war.
Jetzt leitet er die Abkehr vom schwedischen Weg
vergleichsweise geringer Einschränkungen ein
und verlangt von seinen Landsleuten, Kontakte zu vermeiden.
Gehen Sie nicht ins Fitnessstudio, in die Bibliothek,
oder zu gemeinsamen Abendessen, machen Sie keine Partys.
Sollte auch nur eine Person das für eine gute Idee halten,
lassen Sie es bleiben.
Die Kontaktbeschränkungen gelten zunächst vier Wochen
und müssen noch vom Parlament bestätigt werden.
Aber jetzt droht auch den Schweden
ein langer, trüber Winter des Verzichts.
Um die Versorgung mit einem Corona-Impfstoff sicherzustellen,
will die EU-Kommission auch mit der Tübinger Firma Curevac
einen Vertrag über mehr als 400 Mio. Impfdosen vereinbaren.
Es wird der fünfte Rahmenvertrag der EU mit einer Pharmafirma,
der morgen gebilligt werden soll.
Die EU ist auch mit dem US- Unternehmen Moderna im Gespräch.
Das teilte jetzt mit, der von ihm entwickelte RNA-Impfstoff
habe eine Wirksamkeit von 94,5 %.
Vor einer Woche hatten die Mainzer Firma BioNTech
und ihr US-Partner Pfizer
erfolgversprechende Studienergebnisse vorgelegt.
Der gewählte US-Präsident Biden
hat der in der Pandemie geschwächten US-Wirtschaft
Hilfen in Aussicht gestellt.
Vor Geschäftsleuten und Gewerkschaftsführern sagte er,
die USA befänden sich gerade in einer ziemlich düsteren Lage.
Biden plant ein weiteres Corona-Hilfspaket.
Das erste, zwei Billionen Dollar schwere Programm,
ist größtenteils aufgebraucht.
In Äthiopien dauern die Kämpfe zwischen Regierungstruppen
und der Minderheit der Tigray im Norden des Landes an.
Deren Miliz hat Angriffe auf Flughäfen
im Nachbarland Eritrea zugegeben.
Seit Beginn der militärischen Auseinandersetzung
vor fast zwei Wochen wurden hunderte Menschen getötet,
tausende gefangen genommen und tausende sind auf der Flucht.
Mehrere afrikanische und europäische Staaten, darunter Deutschland,
fordern Verhandlungen für eine friedliche Lösung.
Peru hat den dritten Präsidenten binnen einer Woche.
Der 76-jährige Ingenieur Francisco Sagasti
soll das südamerikanische Land nun aus der Krise führen.
Seit fast einer Woche gehen v.a. junge Peruaner auf die Straßen.
Bei Zusammenstößen mit der Polizei kamen zwei Menschen ums Leben,
viele wurden verletzt.
Der Andenstaat leidet unter einer massiven Wirtschaftskrise
und Korruption,
sowie unter einer besonders hohen Sterberate in der Pandemie.
China hat gestern in einem förmlichen Vertrag bekommen,
was es schon lange wollte.
Eine von China dominierte Freihandelszone,
die ein Viertel der Weltbevölkerung
und knapp ein Drittel der Weltwirtschaftsleistung umfasst.
Die Unterzeichnung gestern war nur das Einkassieren eines Geschenks,
das Donald Trump China am Anfang seiner Amtszeit servierte,
als er ein von Amerika beherrschtes Freihandelsabkommen kündigte.
Die Weltordnung ist anders geworden.
Es wäre höchste Zeit,
dass ein einiges Europa sein Gewicht ins Spiel bringt.
Stattdessen gibt es neuen, grundlegenden Streit.
Ungarns Victor Orban blockiert ein EU-Budget von 1,8 Billionen Euro,
weil ihm eine Vorschrift im Haushaltspaket nicht passt.
Blufft er oder meint er das ernst?
Es ist ihm ernst.
Hier hat man sich in den letzten Wochen und Tagen eingeredet, dass
Polen und Ungarn nur bluffen würden.
Seit heute wissen wir es besser.
Viktor Orban will den Rechtsstaatlichkeitsmechanismus
loswerden, aus dem Haushalt herauslösen.
Er versucht den Spaniern und Italienern zu sagen, ihr braucht die
Hilfsgelder doch dringend,
da wollen wir uns doch deswegen nicht zerstreiten.
Irgendeine Lösung gibt's fast immer, wo könnte die liegen?
Dieses Mal ist der Handlungsspielraum für die deutsche
Ratspräsidentschaft äußerst gering.
Denn macht Merkel nur ein kleines Schrittchen auf Viktor Orban oder
Polens Staatschef zu, verliert sie auf der anderen Seite die
Niederländer und die Skandinavier.
Die haben ihren Ländern versprochen, es werde nur einen EU-Haushalt mit
dem Rechtsstaatlichkeitsmechanismus geben.
Viele sagen, dass den Staats- und Regierungschefs und auch Angela
Merkel auf die Füße fällt, dass sie in diesem langen, schmerzhaften Juli
Gipfel
um einen Kompromiss gerungen haben, der windelweich ausfiel.
Die nächste Konferenz sollte eigentlich zu Corona stattfinden.
Jetzt wird es ein Haushaltskrisengipfel.
Auch jetzt, in der zweiten Welle der Pandemie,
werden schwerkranke Patienten aus Frankreich in Deutschland behandelt.
Frankreichs Gesundheitsminister konnte heute berichten,
dass die harten Kontaktbeschränkungen der letzten zwei Wochen was bringen.
Die Zahl der Neuinfektionen rast nicht mehr immer schneller nach oben.
Sie pendelt sich ein - muss aber noch nach unten.
Auch die Börsenkurse waren corona-infiziert.
Erholen sich offenbar schneller als die Menschen.
Die Studienerfolge bei der Entwicklung von einem Impfstoff
gegen Corona, das sind die guten Nachrichten,
auf die auch die Finanzmärkte dringend warten.
Mit BioNTech und CureVac
sind deutsche Unternehmen in der internationalen Konkurrenz.
Frank Bethmann, was heißt das für den Wirtschaftsstandort Deutschland?
Während die Staaten jetzt bei die Zuteilung der Impfstoffe ihre Muskeln
spielen lassen, wer bekommt jetzt von den Herstellern am schnellsten
und vor allem in welchen Mengen das Serum, gibt es auch
in einer anderen Branche einen hitzigen Wettlauf um Aufträge.
Und da reden wir über die Logistik
hinter den temperaturempfindlichen Impfstoffen.
Der Transport und die Lagerung stellen die Logistik
vor große Herausforderungen.
Erfreulich ist,
dass deutsche Unternehmen dabei eine wichtige Rolle spielen.
So hat der Würzburger Hersteller von Thermoboxen, va-Q-tec,
einen Millionen-Großauftrag
für den Transport eines der ersten Corona-Impfstoffe erhalten.
Auftraggeber, ein nicht näher genannter Top-Pharmahersteller.
Auch Schott, der Mainzer Spezialglashersteller,
bereitet sich darauf vor, Milliarden Fläschchen für den Impfstoff
liefern zu können und weitet seine Produktionskapazitäten aus.
Eine bedeutende Rolle als Umschlag- platz für Corona-Impfstoffe weltweit
wird auch der Frankfurter Flughafen spielen.
Der Betreiber Fraport, die Lufthansa und Abfertiger
bereiten sich seit Monaten auf das große Geschäft vor.
Ähnlich gut gerüstet sieht sich die Deutsche Post DHL,
die rund um den Globus mehr als 180 auf die Bedürfnisse
der Pharmaindustrie zugeschnittene Standorte betreibt.
Auf die neuerlichen Erfolgsmeldungen von der Impfstofffront
reagierte der DAX heute allerdings nicht wieder mit einem großen,
sondern nur noch mit einem kleinen Plus.
Auf einen Corona-Impfstoff setzt auch der Sport.
Die wegen der Pandemie auf den Sommer 2021 verschobenen
Olympischen Spiele in Tokio sollen wie geplant stattfinden
und das auch mit Zuschauern.
Ihre Entschlossenheit bekräftigten der Präsident
des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach,
und Japans Ministerpräsident Suga.
Die Kosten für die Impfung möglichst vieler Athleten und Zuschauer
sollen IOC und Nationale Olympische Komitee übernehmen.
Zwei ukrainische Fußball- Nationalspieler
sind nach dem Länderspiel vergangenen Samstag gegen Deutschland
positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Das gab der ukrainische Fußballverband heute bekannt.
Bei den deutschen Spielern, so Bundestrainer Löw,
seien gestern und heute alle Tests negativ ausgefallen.
In den USA wird der erfolgreiche Start eines bemannten Raumschiffes
zur Internationalen Raumstation ISS gefeiert:
Gut neun Jahre nach Ende der Flüge heute durchgeführt
in Cape Canaveral von dem privaten Unternehmen SpaceX
von Tesla-Gründer Elon Musk, als Dienstleister der NASA.
Die US-Raumfahrtbehörde war jahrelang auf russische Raketen angewiesen.
Mit den SpaceX-Kapseln
sind nun wieder Raumflüge von amerikanischem Boden aus möglich.
An Bord der Falcon-9-Rakete: zwei US-Astronauten
und eine Astronautin der NASA sowie ein Japaner.
Noch etwa sieben Stunden dauert ihre Reise zur ISS.
So viel von uns, wir wünschen Ihnen noch einen angenehmen Abend, tschüss.
Hurrikan "Iota" zieht allmählich weiter Richtung Nicaragua.
Es ist der 30. Sturm in dieser Saison,
so viele Stürme gab es noch nie auf dem Atlantik.
Vor zwei Wochen hat schon mal ein Sturm Nicaragua getroffen,
das war ein Kategorie-4-Sturm.
Der ist noch stärker, wird morgen mit 265 km/h an Land gehen.
Je wärmer die Ozeane sind, desto stärker werden solche Stürme.
In Deutschland gibt es zz. keinen stärkeren Sturm.
Das Hoch dehnt sich aus und bringt ruhiges Wetter.
Es regnet etwas im Norden, das zieht aber morgen ostwärts ab.
Heute Nacht regnet es im Osten, das verlagert sich ostwärts.
Von Westen kommen neue Wolken mit Regen auf.
Im Südwesten bildet sich Nebel.
Morgen gibt es im Norden viele Wolken und teilweise Regen,
der immer weiter ostwärts zieht.
Wind kommt aus Südwesten, teils stürmisch.
Ganz im Süden scheint die Sonne.
Hier macht sich der Hochdruckeinfluss bemerkbar.
Am Mittwoch gibt es v.a. in der Südhälfte viel Sonnenschein.
Am Donnerstag kommt Regen auf.
Am Freitag gibt es normale Novembertemperaturen.