heute journal vom 04.01.2021 - Schulstart und Shutdown - Wie weiter nach
Guten Abend.
Wie es nach dem 10. Januar weitergeht, wird zwar erst morgen
entschieden, in der Corona-Runde von Kanzleramt und Bundesländern.
Aber nach allem, was bisher zu hören ist,
dürfte der Shutdown mindestens bis Ende Januar verlängert werden.
Auch die Schulen werden vorerst wohl nicht wieder aufmachen.
Einige Kultusminister*innen hätten das zwar gerne,
auch ungeachtet des hohen Infektionsgeschehens in Deutschland.
Und auch ungeachtet neuer Studien, die zeigen,
dass Kinder und Jugendliche
im Schnitt genauso infektiös sind wie Erwachsene.
In Großbritannien derzeit sogar deutlich höhere Infektionsquoten
aufweisen als die erwachsene Bevölkerung.
Vor diesem Hintergrund werden sich die Ministerpräsidenten morgen kaum
darauf einlassen, die Schulen schnell und umfänglich zu öffnen.
Von solchen Forderungen rückten die Kultusminister dann heute auch ab.
Jutta Sonnewald berichtet.
In den letzten Wochen hat Familie Wahl
viel Zeit miteinander verbringen können,
denn in Bayern wurden die Weihnachtsferien coronabedingt
vorgezogen und damit verlängert.
Almut und Bernd Wahl sind beide Schulleiter
und zugleich Lehrer an einer Münchener Mittelschule.
Im letzten Jahr haben sie einige Erfahrungen gesammelt
mit den verschiedensten Unterrichtsmodellen.
Die Präsenz ist nicht wirklich zu ersetzen,
auch wenn wir uns vorbereitet haben und die Mittel zu Verfügung haben.
Es ist schon so, dass auch nicht bei uns alle Schüler*innen
gleich gut ausgestattet sind.
Insofern wäre mir persönlich ein Wechselunterricht lieber,
aber wir setzen natürlich das um, was uns vorgegeben wird.
Die Kultusminister der Länder
haben heute bei ihrem virtuellen Treffen vorgeschlagen,
dass jedes Bundesland selbst entscheiden sollte,
ob und wann die Schulen wieder geöffnet werden.
Zudem haben sie sich auf einen Drei-Stufen-Plan
zur Rückkehr in den Präsenzunterricht geeinigt.
Zunächst sollen die Jahrgänge eins bis sechs
wieder in der Schule unterrichtet werden.
In einer zweiten Stufe soll dann für Schüler ab Klasse sieben
Wechselunterricht in geteilten Klassen möglich sein.
In einer dritten Stufe folgt dann wieder Präsenzunterricht für alle.
Abschlussklassen sollen von den Beschränkungen ausgenommen sein.
Wenn es dann den Stufenplan gibt,
und der nicht nur auf dem Papier steht, sondern dann auch klar ist:
Wenn die Stufe so und so bei den Inzidenzwerten erreicht ist,
dann erfolgt die und die Maßnahme.
Das ist auch für die Lehrkräfte wichtig.
Wenn man sich in Bayern die Zahlen anschaut, die Infekte, die wir haben
Wenn man sich in Bayern die Zahlen anschaut, die Infekte, die wir haben
dann halte ich im Moment, auch in der nächsten Woche,
einen vollen Präsenzunterricht nicht für angemessen.
Wir werden da sicherlich den Lockdown verlängern
und dann wird man sehen, wenn die Zahlen sinken,
ob man am 18. wieder mit Wechselunterricht loslegen kann.
Dass Schulen vorerst weiter geschlossen bleiben,
um die Pandemie einzudämmen, ist umstritten.
Auch da lange unklar war, welche Rolle Kinder und Jugendliche
bei der Übertragung und Verbreitung von Covid-19 spielen.
Einige aktuelle Studien kommen nun zu dem Schluss,
dass die Jüngeren zwar seltener Symptome zeigen,
sich aber genauso häufig anstecken
und das Virus weitergeben wie Erwachsene.
Wenn man die ganzen Erkenntnisse versucht zusammenzufassen,
dann ist es so, dass die kleinen Kinder zwar 1:1 das Virus
weitergeben können an Mitschüler, an die Familie,
aber nicht für diese großen Ausbreitungen,
diese Superspreader-Events verantwortlich sind.
Das sind dann eher die oberen Klassen, die Berufsschüler,
die eben neben den Schulkontakten viele Sozialkontakte haben.
Bayerns Kultusminister Piazolo befürwortet zwar Präsenzunterricht,
vor allem für die Jüngsten,
doch momentan schließt er eine Rückkehr in die Klassen aus.
Sie wünschen sich vor allem Klarheit für sich,
ihr schulpflichtigen Kinder und die Schüler*innen an ihren Schulen.
Wann wird das Leben endlich wieder besser?
Besser im Sinne von: wieder normal.
Immerhin, das ist vielleicht ein positiver Nebeneffekt
dieser Pandemie, dass man vieles wieder mehr zu schätzen weiß,
was früher selbstverständlich war.
Alle Hoffnungen dafür liegen auf den Impfstoffen.
Umso größer ist die Enttäuschung,
dass die Impfungen so schleppend anlaufen.
Warum geht das nicht schneller?
Und wenn ausgerechnet in Deutschland der erfolgreichste Impfstoff
entwickelt wurde, der weltweit als erster die Zulassung bekam,
warum hat Deutschland dann nicht mehr davon zur Verfügung?
Das sind die Fragen, die jetzt in der politischen Debatte stehen.
Lars Bohnsack berichtet.
Immer noch sind Eröffnungen von Impfzentren
wie heute in Schleswig-Holstein Medienereignisse.
Wirklich viel zu filmen gibt es für die Kameraleute aber nicht.
Bisher sind lediglich 265.000 Menschen in ganz Deutschland
geimpft worden.
Viel zu wenige, klagt die Opposition.
Leider zeigt sich, dass das nächste Versagen der Bundesregierung
nach dem Masken-Desaster, nach dem Schutzkleidungs-Desaster,
bereits Anfang des Jahres im März,
haben wir jetzt ein Impfstoff-Desaster,
weil einfach viel zu wenig Impfstoff bestellt wurde,
in der Hoffnung auf die EU-Kommission.
Tatsächlich hat die Einkaufsstrategie
v.a. einen politischen Hintergrund.
Die Bundesregierung wollte ein Zeichen setzen
gegen Impf-Nationalismus und machte mit der EU gemeinsame Sache.
Genug Impfstoff wollte die EU garantieren, im dem sie sich
bei sechs Herstellern das Vakzin sicherte.
"Es gab die Annahme,
Schon im Sommer hat sich abgezeichnet, dass der Impfstoff
von Biontech/Pfizer sehr aussichtsreich ist.
Wir als freie Demokraten kritisieren, dass die EU-Kommission
und die Bundesregierung nicht bei allen aussichtsreichen Kandidaten
die komplette Menge bestellt hat.
Nach unseren Berechnungen hätte das Mehrkosten
von 7 Mrd. Euro ausgemacht.
Das ist im Vergleich zu den Kosten des Lockdowns
und den wirtschaftlichen Schäden
allerdings ein überschaubarer Betrag.
Andere Länder haben offenbar frühzeitig
deutlich mehr Geld in die Hand genommen
und konnten damit mehr Impfstoffe beschaffen.
Jens Spahn könne sich nicht hinter der EU verstecken,
heißt es beim Regierungspartner.
Also wenn Jens Spahn da unzufrieden war,
dann hätte er ja den Vorschlag aufgreifen können,
und hätte für Deutschland zusätzlich noch Impfstoff gekauft.
Das war ja nicht verboten.
All das will zumindest der Unionsteil der Bundesregierung
nicht gelten lassen.
Merkels Sprecher verteidigt die Beschaffung des Impfstoffs
durch die EU.
Wir haben ganz bewusst ein gemeinsames Vorgehen
mit den Partnern in der Europäischen Union gewählt
und wir sind überzeugt, dass das der richtige Weg war und ist.
Der Gesundheitsminister hat indessen ein Impfangebot für alle Bürger
bereits im zweiten Quartal in Aussicht gestellt.
Angesichts der derzeitigen Schwierigkeiten
eine gewagte Ankündigung.
Wie gewagt diese Ankündigung ist, darüber habe ich dann auch vorhin
mit dem Bundesgesundheitsminister gesprochen.
Vor dem Interview gibt Annegret Oster aber noch einen kurzen Überblick,
wo wir im Moment in Sachen Impfstoff stehen.
Der BioNTech-Impfstoff allein
wird jedenfalls so bald nicht ausreichen.
Da müssen noch andere hinzukommen.
Aus Brüssel ist zu hören, dass für die EU schon morgen
die Zulassung für den Impfstoff des US-Herstellers Moderna erfolgen soll.
Und auch mit dem Impfstoff von AstraZeneca
soll es möglichst schnell gehen.
In Großbritannien wird er bereits verabreicht.
Dieser Brite bekommt ihn zuerst: den AstraZeneca-Impfstoff.
Als erstes Land weltweit setzt Großbritannien seit heute
das in Oxford entwickelte Vakzin ein.
Was die weltweite Impfquote betrifft,
steht Großbritannien an Platz 3, Israel ist Vorreiter.
Deutschland schneidet deutlich schlechter ab, liegt auf Platz 9.
1,3 Mio. Impfdosen von BioNTech/Pfizer
wurden bislang ausgeliefert.
Welches Bundesland wieviel bekommt,
hängt u.a. von der jeweiligen Bevölkerungsgröße ab.
Bei den Impfungen gibt es zwischen den Bundesländern
allerdings große Unterschiede.
und auch insgesamt verläuft der Impfprozess schleppend.
In erster Linie, weil es zu wenig Impfstoff gibt.
Tatsächlich hat die EU bei mehreren Unternehmen geordert.
Denn niemand wusste, welcher Impfstoff das Rennen machen würde.
Dass es auch anders geht, zeigt die USA:
Bei einer Gesamt- bevölkerung von 330 Mio. Menschen
wurden hier 600 Mio. Impfdosen von BioNTech/Pfizer bestellt.
In der EU leben 450 Mio. Menschen.
Die Anzahl der bestellten Impfdosen hier: 300 Mio.
Die Neurologin Frauke Zipp
wirft den Verantwortlichen grobes Versagen vor.
In Deutschland könnte bei genügend verfügbarem Impfstoff
eine Durchimpfung von 60 % der Bevölkerung
Deutschland wird das wohl nicht schaffen.
Und darüber wollen wir mit dem Bundesgesundheitsminister sprechen.
Guten Abend Herr Spahn. Schönen guten Abend Frau Slomka.
Es heißt, Sie haben in Aussicht gestellt, dass schon im 2. Quartal
dieses Jahres, der Impfstoff sozusagen allen,
also der breiten Bevölkerung, zugänglich ist.
Wie soll das denn klappen, so langsam, wie das im Moment anläuft?
Das Ziel ist tatsächlich, dass wir bis zum Sommer jedem ein Impfangebot
in Deutschland machen können.
Das hängt aber davon ab, das hab ich auch immer sehr klar gesagt,
dass die Zulassung, die wir jetzt noch erwarten
in den nächsten Wochen, nicht nur von Moderna jetzt in diesen Tagen,
sondern auch von Johnson & Johnson, AstraZeneca, CureVac, auch ein deutscher Hersteller, dass auch die erfolgen.
Es sieht sehr gut aus.
Und wenn das gelingt, werden wir auch zügig dort Lieferungen haben
und impfen können.
Also von Biontech, der als erster zugelassen wurde,
soll es bis zum Ende des ersten Quartals 11 bis 13 Mio. geben.
Wenn alles glatt läuft.
Das wären dann 6 Mio. Personen, so Pi mal Daumen.
Damit kommt man aber doch nicht hin, dass man dann im zweiten Quartal
der breiten Bevölkerung, also 40, 50, 60 Mio. Menschen,
ein Angebot machen kann.
Deswegen ist es auch so wichtig, immer das "wenn" zu sehen,
wenn es weitere Zulassung gibt.
Das sage ich immer ausdrücklich dazu.
Aber wir sind grundsätzlich optimistisch,
weil die Studiendaten im Moment sehr, sehr gut aussehen.
Gleichzeitig arbeiten wir daran, dass auch bei Biontech
in der Produktion, etwa durch ein neues Werk in Marburg,
entsprechend hochgefahren werden kann,
mehr Impfdosen zur Verfügung stehen.
Was ich übrigens wichtig finde Frau Slomka,
die Herdenimmunität, also, dass ein großer Teil,
der größte Teil geimpft ist der Deutschen,
ist sozusagen das Ziel, das wir erreichen wollen, Richtung Sommer.
Aber es gibt ja Zwischenziele.
Wenn wir schaffen, und das ist das Ziel mit den Ländern,
im Januar alle Pflegeheimbewohner- innen und Bewohner zu impfen,
wenn wir schaffen, in der Folge alle über 75-, alle über 80-Jährigen
zu impfen, dann nehmen wir dieser Pandemie schon einen großen Teil
ihres Schreckens.
Jeder zweite Todesfall ist jemand über 80 leider.
Wir wissen ja noch nicht, ob dieser Impfstoff auch immun macht.
Wir wissen ja bisher nur, dass er vor schweren Krankheiten schützt.
Genau, aber gerade bei den Älteren,
bei den Pflegeheimbewohnerinnen und Bewohnern sehen wir ja
die schwersten Verläufe, sehen wir dann nicht selten
auch die Notwendigkeit zur Intensivstation, zur Beatmung.
Das heißt also, wenn es gelingt, durch die Priorisierung
v.a. die Bevölkerungsgruppen jetzt zuerst zu impfen,
die besonders ein Risiko für schwere und schwerste
und leider auch tödliche Verläufe haben,
nimmt das schon einen Teil des Schreckens der Pandemie.
Das ist noch nicht das Ziel.
Aber es ist ein wichtiges Zwischenziel.
Lassen Sie uns noch mal zurückblicken,
warum dann doch vergleichsweise wenig von Biontech bestellt wurde,
warum die EU zum Teil auf die falschen Pferde setzte,
also z.B. auf die von den Franzosen präferierte Sanofi,
die kommenden gar nicht aus den Puschen.
Was ist da schiefgelaufen, das dann im Sommer doch so schwerfällig
die Entscheidungen getroffen wurden?
Zuerst einmal ist es weiterhin aus meiner Sicht richtig,
diesen europäischen Weg gegangen zu sein und zu gehen.
Europa ist ja nicht nur 'ne Schönwetter-Gemeinschaft,
sondern eine Schicksalsgemeinschaft, grad auch in dieser schwierigen Zeit
Und deswegen heißt es eben jetzt auch zusammenstehen,
zusammen zu beschaffen.
Wir haben von Anfang an, das habe ich seit dem Sommer gesagt,
auf mehrere Pferde gesetzt, um das Bild zu nehmen,
also auf mehrere Kandidaten, mehrere Technologien, mehrere Hersteller.
Weil ja nicht klar war, wer kommt zuerst.
Und wer kommt überhaupt ins Ziel?
Eins ist nur wichtig bei der aktuellen Debatte:
Dass wir jetzt am Anfang so wenig haben,
dass wir priorisieren müssen, hat nichts zu tun
mit der Bestellmenge, also wie viel wir bestellt haben.
Das hat was damit zu tun, dass jetzt am Anfang
die Produktionskapazität knapp ist, dass bis Ende letzten Jahres
nur 50 Mio. Dosen weltweit hergestellt wurden.
Liegt natürlich auch daran, wer zuerst bestellt,
bekommt auch zuerst.
Die Amerikaner haben das schon im Juni gesagt, klar,
Biontech, da bestellt man direkt mal 600 Mio.
Also die haben sozusagen auf dieses Pferd schon alles gesetzt.
Das hätten die Europäer ja auch tun können,
auf ihre verschiedenen Pferde, um im Bild zu bleiben,
jeweils große Summen zu setzen,
wird man auf jeden Fall den richtigen Kandidaten erwischen.
Das wurde aber nicht getan, da wurde aufs Geld geguckt.
Es wurde auch auf alle Pferde sehr hohe Summen gesetzt,
auch bei Biontech und Moderna.
Aber ja, natürlich gab es auch Diskussion über die Technologie.
Im Übrigen auch mRNA ist ein ganz neuer Impfstoff.
Im Sommer hätte noch jeder auf AstraZeneca gewettet,
als ersten Impfstoff, der zugelassen wird.
Dort gab es dann Rückschläge, sodass das eben am Ende ein Abwägen war,
aber dann doch jeweils in Hunderten Millionen Größenordnung.
Eine Bestellung der Europäischen Union für diese Impfstoffe.
Aber eins ist mir auch da wichtig:
Ich sage seit Wochen:
Am Anfang ist es knapp, und wir müssen priorisieren.
Auch darüber haben wir in dieser Sendung schon gesprochen.
Warum haben wir eine Priorisierung vorgenommen?
Weil es knapp ist am Anfang, das heißt also,
all das, was gerade passiert, die Knappheit, Notwendigkeit,
Schwerpunkte zu setzen, ist doch das was wir seit Wochen sagen.
Aus dieser Knappheit heraus werden die Briten jetzt anfangen,
die zweite Dosis weiter nach hinten zu strecken.
Davor warnen einige Virologen und Impfstoff-Spezialisten.
Auch Biontech sagt, wir wissen nicht, wie nachhaltig unser Impfstoff
dann noch wirkt.
Werden solche Überlegungen trotzdem auch noch für Deutschland angestellt?
Ich habe die Ständige Impfkommission,
also Wissenschaftler, gebeten,
genau diese Frage für uns zu erörtern und zu beleuchten.
Weil das auch eine Frage erstens der Zulassung ist,
die im Moment ein Abstand von maximal 42 Tagen vorsieht
und zum zweiten ja auch die Frage, wie lange die erste Impfung
und überhaupt, in welchem Umfang sie zu einem Schutz führt.
Und gerade bei älteren Patienten kann es Sinn machen,
dieses Boosten, wie das ja heißt, also die zweite Impfung
zum Verstärken der Schutzwirkung, dann auch zeitnah zu machen,
weil die Immunsysteme bei Älteren tendenziell schwächer sind.
Und all das muss sauber abgewogen werden.
Das ist keine politische Entscheidung,
sondern aus meiner Sicht eine wissenschaftliche Abwägung.
Und da warten wir jetzt auch das Votum
der Ständigen Impfkommission ab.
Das mit dem Impfen wird auf jeden Fall noch dauern,
derweil einem die Zahlen um die Ohren fliegen und Krankenhäuser
unter Druck sind.
Morgen werden ja die Bundesregierung und die Bundesländer
wieder zusammensitzen und gucken, was passiert nach dem 10. Januar.
Verlängert wird ja wohl auf jeden Fall. Wird auch verschärft?
Aus meiner Sicht geht es v.a. auch um eine Verlängerung.
Wir sehen ja im Moment zwar eine Tendenz, aber die ist auch
schwer einzuschätzen nach den Feiertagen, auch den Meldeverzügen,
die es über die Feiertage gegeben hat,
aber eine Tendenz hin zu niedrigeren Zahlen bei den Infektionen.
Was wir aber auch sehen, ist, dass die Intensivstation
so viele Intensivpatienten "Covid19" haben, wie noch nie zuvor
in dieser Pandemie, dass dort alle sehr, sehr belastet sind.
Und das macht es eben notwendig, aus meiner Sicht,
die Maßnahmen und Beschränkungen zu verlängern.
Lieber jetzt, so hart das ist, ich weiß das,
ein paar Tage länger, aber dann richtig
die Infektionen runterbringen und unter Kontrolle behalten,
als möglicherweise in einigen Wochen merken,
dass es nicht gereicht hat.
Was heißt denn für sie richtig?
Auf 50 oder auf 25 pro 7-Tage-Inzidenz?
Es ist natürlich eine Frage der regionalen Unterschiede,
auch da aber bundesweit deutlich unter 50 ist aus meiner Sicht
schon ein wichtiges Ziel, weil wir eins sehen:
Wenn wir es dann wirklich schaffen, durch Nachverfolgung
und durch all die Maßnahmen, die Zahlen da unten zu halten
und dann im Fall der Fälle schnell frühzeitig auch wieder einzugreifen,
dann ist das mit viel, viel weniger Einschränkungen verbunden,
als all das, was wir in den letzten Wochen gesehen hat.
Herr Minister, danke Ihnen für das Gespräch.
Sehr gerne.
Und mit Corona geht's jetzt auch bei Heinz erstmal noch weiter.
Wegen der deutlich steigenden Zahl an Corona-Infektionen
und der Ausbreitung einer neuen Virus-Variante
hat die britische Regierung die Maßnahmen erneut stark verschärft.
In ganz England gilt ab Mitternacht eine Ausgangsperre.
Das gab am Abend Premierminister Johnson bekannt.
Das Haus dürfe nur noch für notwendige Aktivitäten
wie Arztbesuche oder die Arbeit verlassen werden,
Schulen müssten schließen.
Die Maßnahmen würden vermutlich bis Mitte Februar in Kraft bleiben.
In Großbritannien hat ein Gericht die Auslieferung
des WikiLeaks-Gründers Julian Assange an die USA abgelehnt.
Assange ist in Großbritannien in Haft
wegen Verstoßes gegen Kautionsauflagen.
Die US-Justiz wirft ihm vor, geheimes Material von US-Militäreinsätzen
im Irak und in Afghanistan gestohlen und veröffentlicht zu haben.
Die Richterin in London
begründete ihre Entscheidung gegen eine Auslieferung
mit dem psychischen Gesundheitszustand Assanges
und den Haftbedingungen, die ihn in der USA erwarten würden.
Vor dem Gericht bejubelten Assanges Anhänger die Entscheidung,
gegen die die USA aber noch Berufung einlegen können.
Im Streit um sein Atomprogramm
hat Iran seine Ankündigung in die Tat umgesetzt und begonnen,
auch hochangereichertes Uran herzustellen.
Die EU bezeichnete den Schritt als "erhebliche Abweichung"
von den Verpflichtungen des Atomabkommens.
Irans Außenminister Sarif erklärte,
die Ausweitung der Anreicherung sei umkehrbar,
sobald wieder alle die vertraglichen Verpflichtungen einhielten.
2018 hatten die USA das Atomabkommen einseitig aufgekündigt
und neue Sanktionen gegen Iran verhängt.
Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland ist nach 14 Jahren
Wachstum im Corona-Jahr 2020 erstmals wieder zurückgegangen.
Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, hatten im Jahresschnitt
44,8 Mio. Menschen hier einen Arbeitsplatz
oder waren selbstständig, 1,1 % weniger als im Jahr davor.
Allerdings hätte auch ohne Pandemie der Beschäftigungszuwachs
voraussichtlich nicht mehr lange angehalten,
da durch die Alterung der Bevölkerung
immer weniger Menschen für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
Deutschland hat sein Klimaschutzziel für 2020 übertroffen:
Laut der Denkfabrik Agora Energiewende ging im Vergleich
zu 1990 der Ausstoß von Treibhausgasen um 42,3 % zurück.
Ursprüngliches Ziel waren 40 %.
Rund zwei Drittel des Rückgangs
seien allerdings Folgen der Corona-Pandemie,
etwa weniger Reisen und der geringere Ausstoß der Industrie.
Hinzu kämen hohe CO2-Preise und ein milder Winter.
Für 2021 rechnet die Denkfabrik wieder mit mehr Emissionen.
Man weiß nicht so recht,
ob es nur Unverfrorenheit und Demokratieverachtung ist,
die Donald Trump bewegte, als er zum Telefonhörer griff.
Oder ob er in einer eigenen Realität gefangen ist
und tatsächlich nicht glauben kann,
dass er die Präsidentschaftswahl rechtmäßig verloren hat.
Sein Telefonat mit dem Wahlleiter des Bundesstaates Georgia ist jedenfalls
atemberaubend und weckt in den USA Erinnerungen
an die "Watergate-Tapes", die einst Richard Nixon zum Verhängnis wurden.
Nicht weniger Aufsehen erregt,
dass jetzt zehn ehemalige US-Verteidigungsminister,
darunter Hardcore-Konservative wie Dick Cheney,
eine gemeinsame Warnung an Donald Trump richten.
Aus Washington: Britta Jäger.
Ein Meinungsartikel in der "Washington Post",
geschrieben von allen noch lebenden früheren US-Verteidigungsministern,
zehn an der Zahl.
Sie fordern von Donald Trump, das Wahlergebnis zu akzeptieren
und warnen ihn, das US-Militär zu nutzen, um sich im Amt zu halten.
Trump nährt solche Ängste – auch mit seinem neusten Versuch,
den Wahlausgang doch noch zu drehen.
Am Telefon bearbeitet er wütend den Innenmister von Georgia,
ihm die Stimmen zu verschaffen, die ihm dort angeblich gestohlen wurden.
Ich will einfach nur 11.780 Stimmen finden.
Es kann nicht sein, dass ich Georgia verloren habe.
Es kann nicht sein.
Wir haben mit Hunderttausenden von Stimmen gewonnen.
Innenminister Raffensperger
ist Republikaner und Wahlleiter in Georgia.
Er hatte nach mehreren Nachzählungen
das Ergebnis und den Sieg Bidens bestätigt.
Von Trumps Wahlbetrugstheorien will er nichts wissen.
Wir hatten hier mehrere Klagen.
Und wir haben vor Gericht
zu diesen Klagen und Behauptungen Stellung genommen.
Wir stimmen nicht zu, dass Sie gewonnen haben.
Sie wissen, was getan wurde, aber Sie berichten es nicht.
Wissen Sie, das ist eine Straftat.
Das ist ein großes Risiko für Sie und Ihren Anwalt.
Trump drängt und droht einem Landesminister.
Manche Juristen sehen darin
eine von Trump selbst strafbare Anstiftung zum Wahlbetrug.
Es scheint ziemlich klar, dass er unzulässig gehandelt hat,
als er versuchte, den Innenminister zu überzeugen,
dem Trump-Lager ein paar mehr Stimmen zuzurechnen.
Das Repräsentantenhaus könnte ihn dafür des Amtes entheben.
Dieser Vorgang jetzt ist ungeheuerlicher, als das Telefonat
mit der Ukraine, für das er im Haus bereits des Amtes enthoben wurde.
Das Ziel dabei wäre, ihm nach seiner Amtszeit in Zukunft
den erneuten Weg in ein Regierungsamt zu versperren.
Scharfe Kritik vor allem auch von den Demokraten.
Die künftige Vizepräsidentin Harris, gerade auf Wahlkampftour in Georgia,
spricht von Machtmissbrauch.
Aus dem abgewählten Präsidenten spreche die Stimme der Verzweiflung.
In Georgia werden am Abend auch der künftige Präsident Biden
und Donald Trump selbst auftreten.
Morgen steht dort eine wichtige Stichwahl um zwei Senatssitze an,
die bestimmen wird,
welche Partei im Senat künftig die Mehrheit und damit das Sagen hat.
Jetzt noch mal Heinz, zunächst mit Meldungen aus der Wirtschaft.
Die Aktionäre des Opel-Mutterkonzerns PSA und von Fiat Chrysler
haben einer Fusion zugestimmt.
Entstehen soll ein Autoriese mit dem Namen: Stellantis.
Frank Bethmann - wie soll der neue Konzern aussehen?
Künftig deutlich schlanker
und in Teilen auch deutlich wettbewerbsfähiger.
Denn während die beiden Konzernlenker
heute von dem Zusammenschluss zweier gesunder Autobauer sprachen,
sehen das Branchenkenner weit weniger euphorisch.
Die Fusion sei eine Frage des Überlebens gewesen.
Auf wichtigen Absatzmärkten
und bei der Elektromobilität fahre man hinterher.
Mit der heute durchgewunkenen Fusion entsteht ein Konzern
zu dem neben Marken wie Peugeot, Fiat, Opel,
Chrysler auch Alfa Romeo Lancia, Dodge oder Jeep zählen.
Insgesamt 14 Marken unter einem Dach,
gefertigt von rund 400.000 Mitarbeitern.
Zu seinen besten Zeiten produzierten alle Marken
zusammengerechnet 9 Mio. Fahrzeuge.
Doch fertigen könnte der Autogigant viel mehr,
nämlich sogar 13 Mio. Autos.
Offiziell, heißt es, sollen keine Werke geschlossen werden.
Doch ohne wird es schwer,
die jährlichen Einsparpotentiale von 5 Mrd. Euro zu erzielen.
Der künftige Chef Carlos Tavares gilt als harter Sanierer.
Unter seiner Ägide schreibt Opel wieder schwarze Zahlen.
Der Preis dafür hoch: 6.000 Stellen wurde gestrichen.
Nicht wenige vermuten,
mit dem Zusammenschluss geht die Rosskur weiter.
Opel-Chef Lohscheller sieht den deutschen Autobauer
dafür allerdings gut aufgestellt.
Man habe bei Opel viele Entwicklungen angestoßen
und fertige inzwischen auch für andere Marken im Konzernverbund.
Beim Fußball-Bundesligisten Mainz 05 wird Bo Svensson,
früher Spieler und Co-Trainer in Mainz, neuer Cheftrainer.
Die Mainzer stehen in der Bundesliga
aktuell auf dem vorletzten Tabellenplatz.
Bei der Vierschanzentournee
geht es auf die Entscheidung um den Gesamtsieg zu.
Die letzte Station ab morgen: Bischofshofen.
Vorne liegt nach den ersten drei Springen Kamil Stoch aus Polen.
Die DSV-Springer Karl Geiger und Markus Eisenbichler
liegen auf den Plätzen 4 und 5 der Gesamtwertung
nach dem letzten Springen in Innsbruck.
Die Trophäe für den Gesamtsieg bei der Tournee müssen die Deutschen
wohl auch in diesem Jahr wieder anderen überlassen.
Denn die Innsbrucker Schanze auf dem Bergisel
wurde erneut zum Spielverderber.
Karl Geiger nur 16., Markus Eisenbichler immerhin 6.
In Bischofshofen ist das Ziel
nun wenigstens das Podest in der Gesamtwertung.
Wir sind mit dem klaren Ziel hierher gefahren,
um den Tourneesieg zu kämpfen.
Das hat leider nicht geklappt.
Jeder hat sein Bestes gegeben.
Der Tournee-Fluch verfolgt uns jetzt weiter.
Weiter auf der Erfolgsspur ist der Pole Kamil Stoch,
der morgen die Grundlage für seinen dritten Gesamtsieg schaffen kann.
Die Qualifikation dafür live im ZDF von 16 Uhr an.
Friedrich Dürrenmatt - da denken viele sofort an Deutschunterricht.
"Die Physiker", "Der Besuch der alten Dame" - klassische Schullektüre,
im ebenso klassischen Reclam-Büchlein.
Großes Theater, große Dramaturgie, zeitlos in den Themen.
Dennoch würden vielleicht manche Schüler*innen sich
für den großen Schweizer noch mehr interessieren, wenn sie nicht nur
wüssten, was für ein schräger Typ dieser Friedrich Dürrenmatt war.
Sondern auch, dass er als verarmter Künstler
von einer frühen Form des Crowdfundings profitierte.
Morgen wäre er 100 Jahre geworden.
Ein Lebensbild von Christhard Läpple.
Was für eine Idylle im Schweizer Emmental.
Doch von hier gingen bald Sätze hinaus wie dieser:
“Die Welt ist ein Pulverfass, in der das Rauchen nicht verboten ist.“
Typisch Dürrenmatt, dieser Pfarrerssohn, Schulschwänzer,
Hilfssoldat, Einzelgänger und Provokateur aus Überzeugung.
Zudem Schweizer Nationaldenkmal, Fahndungsobjekt der Geheim-Polizei
und Klassiker der Moderne.
All das wissen wir. Was nicht?
Dass er vom Schreiben
seine fünfköpfige Familie nicht ernähren konnte.
Mit 31 war er pleite.
In größter Not rief der Schweizer Beobachter 1952 zu Spenden auf.
So könne “ein Talent allerersten Ranges“ gefördert werden.
170 Förderer spendeten drei Jahre lang fünf Franken pro Monat.
Am Ende kamen umgerechnet fast 100.000 Euro zusammen.
Deswegen, aus diesem Grund urteilte der Beobachter,
es sei besser, den Leuten während sie leben zu helfen,
das Schaffen zu ermöglichen,
als ihnen später Gedenksteine zu setzen.
Dank Crowdfunding lieferte Dürrenmatt
einen Bestseller nach dem anderen.
1952 "Der Richter und sein Henker", 1956 "Der Besuch der alten Dame"
und 1962 "Die Physiker", über die Welt als Irrenanstalt.
Millionenfach gelesen und bis heute Pflichtlektüre in vielen Schulen.
Er glaubte durchaus an die Chance der Vernunft und ja,
er war einfach ein großartiger Erzähler.
Seine Themen: Gerechtigkeit, Mitläufertum und Verdrängung.
Seine Leidenschaft: Essen und Trinken.
Seine Spezialität: Tragikomödien.
Den Nobelpreis bekam er nicht, dafür stets heftigen Gegenwind.
Aufmerksam machen auf etwas, was morsch ist oder schiefläuft,
das war seine Sache.
Ich war überhaupt ständig in meiner ganzen Jugend
in einer Opposition gegen meine Umwelt und eben in der Weise,
dass meine Fantasie immer viel größer war als die Wirklichkeit.
War Dürrenmatt ein Sexist, wie es jetzt heißt?
Er sei ein Mann seiner Zeit gewesen, sagt sein Biograf.
Im "Besuch der alten Dame" habe er klare Antworten gegeben:
Eine Frau nimmt Rache an der Männerwelt.
Sie führt die Männer vor
und zeigt ihnen eigentlich die ganze Scheinheiligkeit
dieser patriarchalischen Gesellschaft.
Zum Hundertsten noch ein letzter Dürrenmatt-Satz:
"Wer verzweifelt, verliert den Kopf.
Wer Komödien schreibt, gebraucht ihn."
Weiter geht's im Montagskino mit einem Westernklassiker,
neu verfilmt: "Die glorreichen Sieben".
Um 0.20 Uhr dann unser heute journal update
mit Hanna Zimmermann.
Bis morgen, auf Wiedersehen.
Dass dieses Jahr noch jung ist,
sehen Sie spätestens beim Blick auf diese Wetterkarte.
Denn im vergangene Jahr waren die Hochs männlich,
das Hoch "Alexander" stammt also noch von 2020,
und die Tiefs weiblich.
Tief "Lisa" stammt auch noch von 2020.
Aber die neuen Tiefs sind alle männlich.
Für uns interessant wird das Tief "Ahmet", das erste getaufte Tief 2021
Am Mittwoch bringt es Schnee und Schneeregen,
besonders in den Nordosten.
Heute Nacht fällt auch Schnee und Schneeregen, z.T. auch Regen.
Es kann im Osten gefährlich glatt sein auf den Straßen.
Im Süden bleibt es trocken, da bildet sich auch mal Nebel.
Es wird ein sehr bedeckter Tag.
Ab und zu fällt etwas Schnee, Schneegriesel oder Schneeregen,
aber viel wird das in keinem Fall.
Nur an den Alpen gibt es eine geringe Chance auf Sonnenschein.
Am Mittwoch kommt das Tief "Ahmet" an,
bringt von Nordosten Schnee und Schneeregen.
Am Donnerstag erreicht der dann auch den Westen.
Am Temperaturentrend von Berlin ist schön zu sehen,
dass die Temperaturen in den nächsten zehn Tagen tagsüber und nachts
um den Gefrierpunkt liegen.
Und es bleibt winterlich.