heute journal vom 21.04.2021 - Debatte - Berlin streitet um Bundesnotbremse
Guten Abend,
der viel geschmähte Flickenteppich bei den Pandemie-Maßnahmen
ist nicht weg.
Aber er bekommt Grenzen.
Wenn es richtig ernst wird,
wenn Inzidenzzahlen genau bestimmte Grenzen überschreiten,
können die Bundesländer nicht mehr machen, was sie für richtig halten.
Dann sagt ein neues Bundesgesetz, wo es langgeht.
Heute hat es den Bundestag passiert.
Christian von Rechenberg nennt die entscheidenden Punkte.
Die Bundesnotbremse greift, wenn in einem Landkreis oder einer Stadt
an drei Tagen hintereinander die 7-Tage-Inzidenz über 100 liegt.
Dann darf von 22.00 Uhr bis 5.00 Uhr
niemand seine Wohnung oder sein Grundstück verlassen.
Ausnahmen gibt es, etwa bei Notfällen, wenn man zur Arbeit muss,
um Pflege und Betreuung zu ermöglichen
oder die Versorgung von Tieren.
Joggen und spazieren geht bis Mitternacht, aber alleine.
Ein Haushalt darf nur eine weitere Person treffen.
Kinder bis 14 Jahre zählen nicht mit.
Auch hier gibt es Ausnahmen: etwa für Menschen,
die Sorge- und Umgangsrechte wahrnehmen müssen
und bei Trauerfeiern.
Normal geöffnet bleiben etwa Lebensmittelläden, Drogerien,
Buch- oder Blumengeschäfte.
Woanders sind zum Einkaufen
ein negativer Corona-Test und ein Termin nötig.
Bei Inzidenz über 150
wäre nur noch das Abholen bestellter Ware erlaubt.
Präsenzunterricht ist bei einer Inzidenz über 100
im Wechsel möglich.
Steigt der Wert über 165, macht die Schule zu.
Ausnahmen für Abschlussklassen und Förderschulen sind möglich.
Die Bundesnotbremse soll bis Ende Juni gelten.
Das meiste davon würde längst gelten,
wenn die Ministerpräsidenten das immer umgesetzt hätten,
was sie vorher in den Runden mit der Kanzlerin beschlossen hatten.
Haben sie oft nicht.
Deshalb jetzt die zentrale Steuerung und Verschärfung.
Das ist ein erheblicher Eingriff
in die föderalen Strukturen der Republik.
An vielen Stellen sind es Eingriffe
in Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit der Bürger,
die man nicht mit einem Achselzucken abtun kann.
In einem demokratischen Staat muss so etwas umstritten sein.
War es und ist es, ziemlich heftig.
Nicht nur im Plenum des Bundestages, wie Heike Slansky berichtet.
Draußen vor dem Parlament:
Tausende, die gegen die Notbremse protestieren.
Schluss mit dem Lockdown, fordern sie.
Darunter auch Querdenker, Corona-Leugner
und AfD-Bundestagsabgeordnete.
Drinnen versuchte die AfD,
das Infektionsschutzgesetz noch zu kippen – vergeblich.
Das Gesetz muss überarbeitet werden.
Wir beantragen die Rücküberweisung in die Ausschüsse.
Es muss runter von dieser Tagesordnung.
Hören Sie auf zu jammern und arbeiten Sie inhaltlich mit.
Da haben Sie nichts zu sagen.
Eine hitzige Debatte
im Ringen um eine verbindliche bundeseinheitliche Notbremse.
Mit erheblichen Grundrechtseinschränkungen,
wenn die Infektionszahlen nicht unter eine Inzidenz von 100 gehen.
Befristet bis Ende Juni.
Es geht nicht um einen Dauerzustand.
Es geht darum, die Pandemie zu überwinden.
Und darum sind die Regeln auch richtig.
Deswegen verstehe ich die Logik nicht,
dass einige immer warten wollen,
bis die Intensivstationen überfüllt sind,
bevor sie Maßnahmen machen.
Wenn wir Leid vermeiden können,
sollten wir es vermeiden, rechtzeitig,
und Infektionen gar nicht erst entstehen lassen.
Es hagelt Kritik von allen Seiten.
Zweifel an der Wirksamkeit der Maßnahmen.
Die FDP will vor Gericht ziehen.
Ausgangssperren seien nicht verhältnismäßig.
Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz, die belegt,
dass Ausgangssperren die Verbreitung des Virus verhindern.
Wir haben eine 35er Inzidenz, eine 100er, 165er und 150er.
Das versteht kein Mensch.
Ich kann alle Eltern verstehen,
die nur noch mit dem Kopf schütteln können.
Woher haben Sie eigentlich diese Zahlen, würfeln Sie die aus?
Zahlenakrobatik, die auf immer mehr Widerstand stößt.
Die 100 für die Vollbremsung
hält nicht nur der Präsident der Bundesärztekammer für ungeeignet.
Die 7-Tages-Inzidenz ist allein als Kriterium nicht mehr ausreichend,
weil es nicht ausreichend darstellt,
welche Krankheitslast sich dahinter verbirgt.
Insofern schlagen wir vor, dass man zusätzlich
die Belegungsquote und die Belegungsentwicklung
auf den Intensivstationen hinzunimmt.
Ich halte es für ganz offensichtlich,
dass dieses Merkmal nicht alleine entscheiden kann.
Es ist ein Indiz und ein leicht feststellbares Merkmal.
Damit macht man es sich einfach,
aber das kann nicht die Grundlage sein
für so massive Grundrechtseinschränkungen.
Der Kampf gegen die dritte Welle im 14. Monat der Pandemie.
Der Schutz des Lebens gegen anderen Grundrechte.
Statt Impfstoff zu beschaffen,
wo immer es welchen zu beschaffen gibt,
wollen Sie das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik
die Freiheitsrechte des Grundgesetzes einschränken.
Die Demonstration draußen wurde von der Polizei aufgelöst.
Zu viele hielten sich nicht an die Auflagen.
Kein Abstand, keine Masken.
Wenn die Einsicht fehlt,
droht die Pandemiebekämpfung ins Leere zu laufen.
Volker Wissing ist der Wirtschaftsminister
von Rheinland-Pfalz und auf Bundesebene Generalsekretär der FDP.
Und er ist von Haus aus Jurist.
Guten Abend, Herr Wissing.
Die Grundrechtseingriffe sind massiv.
Das muss gut begründet werden.
Diese Begründung ist nicht gut gelungen.
Deswegen sind die Maßnahmen meines Erachtens nach unzulässig.
Sie sagen, das ist vor allem bei der Ausgangsbeschränkung in der Nacht
der Fall. Warum ist das so schlimm?
Wir leben nicht in einer Schön- Wetter-Demokratie.
Und auch in dieser schwierigen Situation gilt,
dass die Bürger sich nicht erklären müssen, warum sie draußen sind.
Der Staat kann nicht einfach in Grundrechte eingreifen.
Die jeweils konkreten Maßnahmen müssen verhältnismäßig sein.
D. h., sie müssen geeignet sein, um Leben zu schützen.
Hier ist die Begründung nicht ausreichend gegeben.
Die Oxford Universität hat jetzt aber eine Studie vorgelegt,
dass es die Infektionen um 10-20 % gedrückt hat.
Das klingt erst mal nicht viel, ist aber viel.
Wir maßen uns nicht an, etwas besser zu wissen als Epidemiologen.
Aber wir sind in der Lage zu beurteilen, ob Freiheitsrechte
eingeschränkt sind. Und hier haben wir eine klare Meinung.
Aber Sie haben keine Studie, die das belegt.
Das kann auch keine Studie sagen, sondern das muss das
Bundesverfassungsgericht entscheiden.
Die Bundesregierung kann nicht erklären, warum ein geimpftes
Ehepaar nicht nachts spazieren gehen darf.
Es geht aber darum, dass die spazieren gehen,
sondern was ist davor und danach.
Und die Polizei kann nicht jeden daraufhin zu überprüfen, ob
derjenige danach zu Freunden oder Bekannten geht.
Das ist ein Problem der Polizei und rechtfertigt nicht
Grundrechtseingriffe.
Der Staat kann nicht sagen, es ist leichter für mich, die Leute ab
22:00 Uhr einzusperren, anstatt zu kontrollieren.
Die Dauer hat nichts damit zu tun, ob es verfassungswidrig ist.
Viele Fachleute zweifeln an der Wirksamkeit der Maßnahmen.
Nur die Inzidenz von 100 heranzuziehen wird auch von Ärzten
infrage gestellt. Die Bundesregierung machte sich sehr
einfach.
Das Grundgesetz so konzipiert, dass es auch in schwierigen Zeiten
dem Staat Handlungsmöglichkeiten gibt.
Sagen wir, dieses Gesetz wird zu Fall gebracht
und später stellt sich raus, dass deswegen viel mehr Leute gestorben
sind. Wie gehen Sie damit um?
Wir müssen die Freiheitsrechte und die freiheitliche Grundordnung
schützen.
Vielleicht ist es ja politisch angezeigt für die FDP, ein Signal zu
setzen: Niemand verteidigt eure Grundrechte so wie wir
und dann ist es vielleicht egal, ob Sie gewinnen oder nicht.
Die FDP wird immer darauf achten, dass die Grundrechte nicht
eingeschränkt werden.
Wir haben auch eigene konstruktive Vorschläge gemacht,
wie man diese Pandemie bekämpfen kann.
Die Bundesregierung überzeugt nicht.
Die verfassungsrechtlichen Bedenken sind enorm.
Wir werden alles tun, um es vor Gericht prüfen zu lassen.
Es gab heute noch interessante Entwicklungen um AstraZeneca.
Der Impfstoff ist in schiefes Licht geraten.
Statistiken zeigen nach wie vor, dass es wesentlich riskanter ist,
eine Impfung auf die lange Bank zu schieben
als sich mit dem Produkt impfen zu lassen.
Trotzdem ist die Skepsis dagegen so weit verbreitet,
dass einige Bundesländer anfangen,
Impftermine mit AstraZeneca auch an jüngere Leute zu vergeben,
die eigentlich noch nicht dran sind.
Es soll ja nichts ungenutzt liegenbleiben.
Ein Überblick von Dominik Lessmeister.
Menschen in der Schlange vor dem Impfzentrum.
Für übrig gebliebene Impfdosen von AstraZeneca.
Wie hier in Waren, Müritz, hat man mit solchen Angeboten
für über 60-Jährige bereits gute Erfahrungen gemacht.
Jetzt will Mecklenburg-Vorpommern und Sachen AstraZeneca
für alle Altersgruppen öffnen.
AstraZeneca wird freigegeben,
weil wir die Prioritätenlisten dafür aufheben wollen.
Wir wollen die Möglichkeiten geben, sich schnell impfen zu lassen.
Wir haben mitbekommen, in den letzten Wochen,
dass die bei AstraZeneca noch Reserven haben.
Und die wollen wir anbieten.
Keim Impfstoff soll liegen bleiben - das Ziel.
Den in vielen Impfzentren verweigern Über-60-Jährige AstraZeneca.
Aus Hessen gibt es Zahlen, dass jeder vierte Impftermin
nicht wahrgenommen wird.
Außerdem erwarten die Länder bis Ende Juni 1.98 Mio. Dosen.
Auch Bayern hat deshalb am Abend angekündigt,
den Impfstoff breiter einzusetzen.
Und wir haben jetzt auch beschlossen, AstraZeneca außerhalb
jeder Priorisierungsgruppe in den Hausarztpraxen freizugeben.
Wer diesen Impfstoff will, der kann ihn bei Hausärztinnen und Hausärzten
auch bekommen, das gilt ab jetzt.
Es gibt allerdings die Bedingung:
Die Impfung darf nur nach einer ausführlichen Beratung erfolgen.
Sowohl der Arzt als auch der Impfwillige müssen zustimmen.
Das Image von AstraZeneca ist zwar nicht das Beste.
Der Impfstoff wirkt aber.
Auch deshalb bekommt Schleswig-Holstein
aus Dänemark 55.000 Dosen überlassen,
um die Impfkampagne im Norden zu beschleunigen.
Und wieder zwingt die Pandemiebekämpfung
wichtige Neuigkeiten in konzentriert kurze Nachrichten.
Die EU hat nach langem Ringen eine Einigung zum Klimaschutz erzielt,
kurz vor dem Klimagipfel von US-Präsident Biden.
Umweltverbänden und Grünen gehen die Beschlüsse aber nicht weit genug.
Die EU-Staaten und das Europaparlament
haben sich auf ein verbindliches Gesetz
für Klimaneutralität bis 2050 verständigt.
Und auf das Zwischenziel einer CO2-Reduzierung um 55 % bis 2030.
Dafür müsse auch Deutschland mehr tun, so Umweltministerin Schulze,
etwa schneller raus aus der Kohleverstromung.
Die Bundesregierung sieht in der Verschärfung der EU-Klimaziele
einen wichtigen Erfolg.
Der russische Präsident Putin
hat in seiner alljährlichen Rede an die Nation
den Westen vor Einmischung in innere Angelegenheiten gewarnt,
vor so "dem Überschreiten einer roten Linie".
Vor hunderten Vertretern aus Politik und Wirtschaft
warf Putin dem Westen
Umsturzversuche auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion vor
und bezog sich auf Geheimdienstinformationen.
Weiterer Schwerpunkt von Putins Rede:
die Pandemie und ihre schweren wirtschaftlichen Folgen.
Er forderte die Russen auf, sich impfen zu lassen.
Kein Wort kam von Putin zum inhaftierten Kreml-Kritiker Nawalny.
Für dessen Freilassung gingen in ganz Russland
Tausende auf die Straßen.
In Nowosibirsk waren es rund 4.000 Menschen,
die auch den Rücktritt Putins forderten.
Auch in Deutschland gab es mehrere Mahnwachen für Nawalny.
In Moskau beteiligen sich tausende Anhänger von Nawalny
an den nicht genehmigten Protesten.
Mehr als 1.000 Menschen wurden festgenommen,
darunter enge Mitarbeiter Nawalnys.
Der Gesundheitszustand des 44-Jährigen
soll sich im Straflager verschlechtert haben.
Das Oberlandesgericht Düsseldorf hat eine Syrien-Rückkehrerin
zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.
Die Richter sprachen die Frau aus Leverkusen
u.a. wegen Kriegsverbrechen im Namen der Terrormiliz IS
sowie der Beihilfe zur Versklavung einer Jesidin schuldig.
Die inzwischen 35-jährige Frau
war 2015 mit ihrer kleinen Tochter nach Syrien ausgereist.
Dort hatte sie einen IS-Terroristen geheiratet
und sich selbst der Terrormiliz angeschlossen.
Es ist kein Jahr her, 25. Mai 2020, da gab die Polizei von Minneapolis
einen unauffälligen Polizeibericht raus.
Eine Streife habe sich um einen Mann kümmern müssen,
der Schwierigkeiten machte.
Und wohl ein medizinisches Problem hatte.
Sie hätten ihm Handschellen anlegen müssen.
Und haben einen Notarzt gerufen.
Leider sei er dann bald verstorben, nichts weiter.
So hätte der Fall in den Akten verschwinden können,
hätten nicht Menschen die ganze Szene gefilmt.
Die quälenden Minuten, in denen Officer Chauvin
mit ganzem Gewicht auf dem Hals von George Floyd kniete.
Das amerikanische Rechtssystem hat immer wieder Wege gefunden,
Polizisten auch nach solchen Fällen freizusprechen - diesmal nicht.
Officer Chauvin ist schuldig gesprochen,
ihm droht schwerste Strafe.
Zum ersten Mal entsteht in diesem furchtbaren Fall
so etwas wie Hoffnung.
Zu spät für George Floyd und seine Familie.
Aber vielleicht endlich eine Zeitenwende
für das Recht in den USA - berichtet Elmar Theveßen.
Ein Bild für Georg Floyd heute am Mahnmal in Minneapolis.
Die Kinder hier wissen noch nicht,
was das Urteil für sie bedeutet, bedeuten könnte,
denn es ist wohl nur ein kleines Signal, dass Mord
mit einem Polizeiabzeichen, so steht da, immer noch Mord ist.
Derek Chauvin hörte ungerührt zu,
als der Richter den dreifachen Schuldspruch verkündete.
Ihm drohen schon allein für Mord zweiten Grades ohne Tötungsvorsatz
40 Jahre Haft.
Ein weißer Ex-Polizist in Handschellen,
zur Rechenschaft gezogen für die Tötung eines Schwarzen.
Dieses Bild steht für ein Stück Hoffnung.
Gerechtigkeit rufen sie vor dem Gerichtsgebäude, aber sie wissen,
dass es nur ein Anfang ist.
Weil der Rassismus tief verankert ist
in der amerikanischen Gesellschaft.
Ich glaube, dass das System seit seiner Gründung Fehler hat
und jede Veränderung hart erkämpft werden muss.
Das System arbeitet ja seit über vierhundert Jahren so,
wie es von vornherein immer gedacht war.
Jetzt muss es aufgebrochen werden.
George Floyds Familie weiß das,
auch wenn sie den Schuldspruch als historisch feiert.
Ich werde jeden Tag weiterkämpfen.
Denn ich kämpfe nicht nur für George,
sondern für jeden auf dieser Erde.
Die Familie bekam einen Anruf
von US-Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris.
Beide versprechen, eine landesweite Polizeireform voranzutreiben.
Schwarze Amerikaner, besonders schwarze Männer,
wurden in unserer Geschichte behandelt,
als wären sie keine Menschen.
Schwarze Männer sind Väter, Brüder, Söhne,
Onkel, Großväter, Freunde und Nachbarn.
Ihre Leben müssen wertgeschätzt werden.
Wir dürfen, wir können nicht wegschauen.
Wir haben eine Chance, die Richtung zu ändern in diesem Land.
Aber das Gesetz für die Polizei- reform steckt im Kongress fest.
Das Justizministerium soll nun Polizeibehörden verklagen,
die nichts unternehmen gegen Rassismus und Brutalität.
Wäre es eigentlich ohne das Video
von George Floyds Tod, die 9 Minuten und 29 Sekunden,
überhaupt zu einer Verurteilung des Täters gekommen?
Wenn die siebzehnjährige Daniella das nicht gefilmt hätte,
dann wäre es nur ein weiterer Schwarzer, getötet von der Polizei -
aus eigener Schuld.
Sie hätten gesagt, wegen der Drogen oder anderer Sachen.
Und wir würden heute nicht mal drüber reden.
George Floyds Tod könnte auch sein Leben verändern,
aber nur, wenn Amerika die Lehren zieht
aus seiner düsteren Geschichte.
Bundeskanzlerin Merkel
hat die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts
für den Corona-Wiederaufbaufonds der EU begrüßt.
Mit der vorläufigen Freigabe im Eilverfahren
könne der 750-Mrd.-Fonds der EU starten.
Sina Mainitz, wie wird denn den Bedenken
wegen der geplanten gemeinschaftlichen Verschuldung
Rechnung getragen?
Genau das wird im anstehenden Hauptverfahren geprüft.
Und es könnte dauern, teilte der Zweite Senat mit.
Der Bundespräsident kann das Gesetz nun unterschreiben.
Mitte des Jahres
könnten dann erste Gelder des Corona-Hilfsfonds fließen.
Er soll den besonders von der Pandemie betroffenen Staaten helfen.
Das meiste Geld geht nach Italien und Spanien -
Länder mit vielen Corona-Fällen,
die unter dem weggebrochenen Tourismus
wirtschaftlich besonders leiden.
Die insgesamt im EU-Corona-Hilfsfonds
zur Verfügung stehenden 750 Mrd. Euro
teilen sich auf in 360 Mrd. für Darlehen -
sie werden durch das jeweilige Empfängerland getilgt -
und 390 Mrd. an Zuschüssen,
die gemeinschaftlich über den EU-Haushalt laufen.
Es war absehbar, dass der Aufschrei der Kritiker groß sein würde.
Wieder ist von einer Vergemeinschaftung der Schulden die Rede.
Befürworter sehen es als unausweichlich,
dass man als EU einander solidarisch hilft.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz unterstrich:
Das Geld soll in den entsprechenden Ländern
v.a. in Klimaschutz- und Digitalisierungsprojekte fließen.
Letztendlich Felder, die allen EU-Mitgliedern zugutekommen,
aber die nachfolgende Generationen mit ihren Steuern bezahlen müssen.
Der Schauspieler und Synchronsprecher Thomas Fritsch
ist im Alter von 77 Jahren gestorben.
Der Sohn der UFA-Legende Willy Fritsch
konnte auf 60 Jahre Karriere
in Film, Fernsehen und auf der Bühne zurückschauen.
Große Bekanntheit erreichte er
durch die ZDF-Serie "Drei sind einer zu viel"
und in den 80er Jahren mit "Rivalen der Rennbahn".
Als Synchronsprecher
gab er Russell Crowe und Marlon Brando eine deutsche Stimme.
Jetzt erkennen mich die jüngeren Menschen eigentlich gar nicht.
Aber wenn ich dann sage:
"Ich hätte gerne zwei von den Bananen" oder so,
dann merke ich, dass sie denken: "Den kenne ich."
"Das ist doch die Stimme von den 'Drei Fragezeichen'".
Die Gewinnzahlen vom Lotto am Mittwoch, wie immer, ohne Gewähr:
Zum Fußball: Die viel kritisierte Super League
ist bereits nach zwei Tagen wieder Geschichte.
Nach dem Rückzug mehrerer Teams
wurden die Pläne für eine neue Elite-Liga wieder verworfen.
Europaweit hatten Fans
gegen das umstrittene Milliardenprojekt protestiert.
Entsprechend groß war, wie hier in London, der Jubel,
nachdem das Aus bekannt wurde.
Die Super League sollte aus 20 europäischen Top-Clubs bestehen
und in Konkurrenz zur Champions League stehen.
Unser letzter Beitrag muss schwarz-blau tragen, traurig sein:
Schalke 04 steigt ab, ist so - selber schuld, muss man sagen.
Dominik Müller-Russells Bericht aus Gelsenkirchen
hat, klar, mit Fußball zu tun,
aber es geht auch um die Seele einer Region.
Die Verzweiflung bricht sich auf verschiedene Weisen Bahn.
Bei manchen schlägt sie auch in Aggressionen um.
Jagdszenen nach dem Spiel,
Schalker Profis müssen vor pöbelnden Fans flüchten.
Doch die meisten trauern still und für sich.
Wie Thomas Wesselborg, der Wirt von Thommis Destille,
der gestern Abend alleine in seiner Kneipe mit abgestiegen ist.
Also die Seele ist sehr stark angekratzt
und das Selbstbewusstsein leidet unglaublich,
weil wir von Gelsenkirchen heraus in unserer Präsenz
gar nicht stattfinden und weil wir es auch wirklich nötig haben,
uns zu repräsentieren.
Schalke, der ganze Stolz der Menschen in Gelsenkirchen,
im Revier, immer eng mit dem Bergbau verbunden.
Ein Malocherverein, für den man mit ganzer Seele kämpfte.
Auch auf dem Platz, erinnert und ärgert sich Klaus Fischer,
Schalkes Mittelstürmerlegende der 70er Jahre.
Ein ganz anderer Einsatz als heute.
Das war damals so, der Malocherverein Schalke 04,
weil Sczepan, Kuzorra, die haben unter Tage gearbeitet
und sind abends zum Training gegangen.
Der Arbeiterverein Schalke 04, das war es damals.
Und zu meiner Zeit waren welche dabei, die unter Tage waren.
Und die waren natürlich mit Herz bei der Sache, bei diesem Verein.
Eine Rückbesinnung auf diese Wurzeln fordern Schalke-Fans.
Denn die Leidenschaft, der Vorschuss,
den sie ihrem Verein entgegenzubringen bereit sind,
ist so groß wie kaum irgendwo sonst.
Schalke ist einfach der Verein
mit den zweitmeisten Mitgliedern in Deutschland.
Schalke ist einer der wenigen Vereine,
der einen Stadtteil im Namen trägt.
Manche Leute fragen immer, wo ist Schalke,
ist es Gelsenkirchen, ist es neben Gelsenkirchen?
Nee, Schalke ist ein Stadtteil von Gelsenkirchen.
Und diese Identifikation gilt es, sich wieder zu erarbeiten.
Einen eigenen Pfarrer hat Schalke 04 sogar.
Hans Joachim Dohm hat in der Arena auf Schalke
Kinder getauft, Ehen geschlossen.
So groß ist diese Identifikation, die nun schmerzt.
Jetzt kommt es drauf an,
dass das, was den Verein so oft im Gesang ausgezeichnet hat:
"Steh auf, wenn du ein Schalker bist",
dass der, der fällt, aufstehen muss.
Und wer liegenbleibt, das wäre verkehrt.
Und beim Aufstehen kann man sich gegenseitig helfen.
Ich hoffe und wünsche mir, dass wir bereit sind,
uns gegenseitig aufzuhelfen.
Zusammenhalten, in harten Zeiten, aufstehen, sich wieder hochkämpfen.
Das kann man eigentlich im Revier, auf Schalke.
Morgen sind Marietta Slomka und Heinz Wolf
wieder an dieser Stelle.
Hier folgt das "auslandsjournal", u.a. mit einem Bericht aus Indien,
wo am Ganges jetzt zehn Millionen Menschen zusammenkommen
zum größten Fest auf Erden.
Sonst sind es 100 Mio. Menschen, aber unter Corona-Bedingungen
sind auch zehn Millionen
ein gewaltiges Bild und erschreckend viele.
Und später, gegen 0.30 Uhr, meldet sich Wulf Schmiese
mit unserem "heute journal up:date".
Wieder kommt die Luft aus dem Norden - die Luft ist kalt.
Mit dieser Kaltfront sind auch einige Schauer dabei.
Die meiste Zeit in diesem Monat
hatten wir eine nördliche, meridionale Strömung.
So ist es in diesem Monat recht kühl gewesen.
So wird die Kaltluft langsam abgedrängt.
Man sieht, dass das Tief verschwindet
und die Kaltluft mitnimmt.
Dann haben wir eine normale Luftmasse für diese Jahreszeit.
In der Nacht gibt es einige Schauer, die verschwinden.
Die Strömung ist aus Nordwest.
Im Süden gibt es einige Schauer, die lassen auch nach.
Morgen ziehen eine Schauer im Nordosten durch -
einmal Richtung Südost.
Im Süden gibt es auch einige Schauer, nach Westen hin scheint die Sonne.
Dort lockert es größtenteils auf und die Temperaturen steigen.
Am Freitag gibt es im Westen noch kompakte Wolken,
sonst zeigt sich immer häufiger die Sonne.
Ab Samstag werden es wieder über 20 Grad und dazu viel Sonnenschein.