tagesschau Sendung vom 17.02.2021, 17:00 Uhr - Britische Virus-Mutation verbreitet sich schnell
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Heute im Studio: Susanne Holst
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
Der Kampf gegen die Corona-Mutationen
ist in den Mittelpunkt gerückt.
Je schneller sich diese ausbreiten,
umso mehr Tempo
ist bei der Impfstrategie gefragt.
Gesundheitsminister Spahn berichtete,
die Mutationen hätten inzwischen
einen Anteil von 23 Prozent
an den gemeldeten Infektionen.
Zugleich wies er Zweifel
am AstraZeneca-Impfstoff zurück.
Knapp 740.000 Dosen des Mittels
wurden bisher ausgeliefert.
Hier wird der Impfstoff
von AstraZeneca
vorerst nicht mehr verimpft:
Personal des Klinikums Emden
zeigte auffällige Beschwerden.
Der Landkreis stoppte den Einsatz.
Damit ist zusätzlich
zur Impfbeschränkung für Ältere
der AstraZeneca-Impfstoff
erneut in der Diskussion.
Wegen Unterschieden
in der Wirksamkeit
fordert der Weltärztepräsident
Konsequenzen.
Diese Diskussion
kriegen wir nicht mehr weg.
Mein Vorschlag geht dahin:
Die Risikogruppe zwei jetzt
mit diesem Impfstoff zu impfen
und den hochwirksamen Impfstoff
für Risikogruppe eins zu behalten.
Neben alten Menschen bekämen
auch beruflich exponierte Gruppen
den AstraZeneca-Impfstoff nicht mehr.
Der Gesundheitsminister
sieht Gefahren für den Impferfolg.
Wir müssen aufpassen,
dass wir uns als Gesellschaft
da nicht in was reinreden.
Und ein wirksames Instrument,
eine Impfung mit einem zugelassenem
Impfstoff, infrage stellen.
Stärkere Vorgaben, welcher Impfstoff
wo und wie breit eingesetzt wird,
könnten aus Sicht der Opposition
helfen.
Die Grünen fordern
einen genaueren Impfplan.
Wichtig ist,
dass wir den Impfstoff nicht
bei allen gleichzeitig verimpfen.
Sondern gestaffelt, sodass es
bei normalen Impfreaktionen
auch die Möglichkeit gibt,
sich ein, zwei Tage zu erholen.
Derweil wachsen die Erwartungen
in die Schnelltests.
Der Gesundheitsminister will diese
ab März zur Verfügung stellen.
Der Koalitionspartner SPD
formuliert Forderungen
für einen gezielten Einsatz.
Regelmäßige Testung
in Schulen und in Betrieben
plus bei Symptomen
Schnelltests durch jeden Einzelnen.
Dazu sollten Tests
für Bürger kostenlos sein
oder zumindest stark subventioniert.
Finanzminister Scholz sagte
eine mögliche Kostenübernahme
durch den Bund zu.
Die Corona-Impfungen liefen
in Deutschland eher schleppend an.
Bis heute erhielten
laut Robert Koch-Institut
2.896.000 Menschen eine Erstimpfung,
also 3,5 Prozent der Bevölkerung.
Die EU musste sich für ihre Strategie
bei der Impfstoffbeschaffung
viel Kritik anhören.
Kommissionspräsidentin von der Leyen
stellte heute Besserung in Aussicht.
Sie teilte mit,
dass sich die EU 300 Millionen Dosen
des Moderna-Impfstoffs gesichert hat.
Zudem sollen Genehmigungsverfahren
und Produktion beschleunigt werden.
Die Impfkampagnen der EU-Staaten
liefen wegen Produktionsengpässen
bislang nur schleppend an.
Budapest bekommt
den Impfstoff Vero aus China -
die erste Lieferung von
fünf Millionen bestellten Impf-Dosen.
Zum zweiten Mal schert das Land aus
aus der europäischen
Impfstoffstrategie.
Ungarn nutzt auch
den russischen Impfstoff Sputnik.
Beide haben keine Zulassung durch
die Europäische Arzneimittelagentur.
Die Zulassungsverfahren der EMA
sollen beschleunigt werden.
Damit reagiert die EU auf die Kritik
an ihrem Impfstoff-Management.
Wir brauchen für künftige Impfstoffe
und deren schnelle Zulassung
moderne und
vorhersehbare Prozeduren.
Die den Bürgern das Gefühl
von Sicherheit und Vertrauen geben.
Die EU-Kommission
bestätigt auch eine Lieferung
von bis zu 300 Millionen Impf-Dosen
des Herstellers Moderna.
Und Impfstoff-Produzenten sollen in
einem Netzwerk mit Wissenschaftlern,
Biotech-Unternehmen und Behörden
zusammenarbeiten.
Das Ziel:
Genomsequenzierung.
Um die verschiedenen Varianten
zu identifizieren.
Wir müssen viel
über die Facetten des Virus wissen,
um dagegen vorzugehen.
Die Wissenschaft
muss die Impfstoffe anpassen.
Es braucht Forschung
und klinische Tests.
An den Plänen gibt es Kritik,
auch von den Grünen.
Es fehle ein Plan
zur Freigabe von Patenten,
um die Impfstoff-Produktion
ausweiten zu können.
Keine vollen Hallen,
Stammtisch daheim statt Bierzelt:
Wegen Corona
findet der politische Aschermittwoch
zum ersten Mal nur online statt.
Nicht nur die Form
des Polit-Spektakels
stand im Zeichen der Pandemie.
Sieben Monate vor der Bundestagswahl
knöpften sich die Parteien auch
die Corona-Politik
der Bundesregierung vor.
Es wurde kräftig ausgeteilt.
Kein Publikum, kein Bierzeltlärm,
stattdessen Botschaften
aus dem Bühnen-Wohnzimmer.
CSU-Chef Söder spricht in Passau
vor allem über Corona.
Doch es ist
politischer Aschermittwoch:
Da kriegen auch die Grünen
als politischer Gegner sein Fett ab.
Wenn sie in der Regierung sind,
sind sie wie alle anderen.
Grüne fällen Bäume, teeren Straßen
und fahren große Autos.
Wenn die Grünen regieren,
dann wechseln sie die Farbe.
Zugeschaltet ist der neue CDU-Chef.
Laschet lobt Söder,
die CSU und Bayern.
Zur Kanzlerkandidatenfrage
nur Verbindendes:
Wenn CDU und CSU so eng
beieinander stehen wie im Moment,
dann werden wir dieses Wahljahr
für Deutschland gemeinsam bestehen.
Die AfD nimmt Söder aufs Korn,
verspottet ihn als Chef einer
christlich-sozialistischen Union.
Söder hielt noch 2019 eine Koalition
mit den Grünen für abwegig.
Heute kann er nicht schnell genug
den Steigbügelhalter
für das grüne Utopia spielen.
Die Grünen scheinen
des Parteienstreits enthoben,
sehen auf die nächste Regierung
staatspolitische Aufgaben zukommen.
In Zeiten globaler Beschleunigung
und des Wettbewerbs mit Autokratien,
in denen externe Schocks schnelles,
und entschiedenes Handeln erfordern:
Da muss Demokratie die Kunst
des schnellen Handelns werden.
SPD-Kanzlerkandidat Scholz
demonstriert Gelassenheit,
sieht seine Partei gut aufgestellt
für den Wahlkampf.
Die SPD ist geschlossen.
Die SPD hat einen Kanzlerkandidaten.
Die SPD hat
einen Plan für die Zukunft.
Alle anderen arbeiten noch an allem.
FDP-Chef Lindner
tritt für eine andere Politik ein.
Die Bundestagswahl im September
sei eine Zäsur, ein Epochenwechsel,
nach 16 Jahren Merkel.
Wir wollen eine andere,
eine Politik nach der Ära Merkel:
Wo wir neue inhaltliche Schwerpunkte
definieren, Defizite beseitigen,
die sich in der Pandemie zeigten.
Die Notwendigkeit
eines Systemwechsels sieht die Linke.
Es gibt Geld wie Heu in diesem Land,
aber es ist sehr ungerecht verteilt.
Die wachsenden Unterschiede
zwischen Arm und Reich zeigten,
dass die Gesellschaft
anders organisiert werden müsse.
Kooperation statt Konfrontation
erhofft sich die NATO
von der neuen US-Führung.
Erster Test ist das Treffen
der NATO-Verteidigungsminister.
Beraten wird über den Abzug
der Truppen aus Afghanistan.
Bisher ist vereinbart,
dass 10.000 internationale Soldaten
bis Ende April das Land verlassen.
Doch der Termin wackelt.
Verteidigungsministerin
Kramp-Karrenbauer
warnte vor einer erhöhten Bedrohung.
Mit ihm soll wieder
in kollegialerer Ton
in die NATO einziehen:
Lloyd J. Austin (67), Ex-General
und neuer US-Verteidigungsminister.
Während Donald Trump das Bündnis
als obsolet bezeichnet hatte,
sendet Austin eine andere Botschaft:
Wir glauben an die NATO.
Die erste wichtige Frage nun:
Wie geht es weiter in Afghanistan?
Trump hatte
mit den Taliban vereinbart,
die US-Soldaten abzuziehen.
Doch ohne Schutz der Amerikaner
wäre das nicht möglich:
Rund 10.000 NATO-Soldaten bilden
afghanische Sicherheitskräfte aus.
Ein NATO-Abzug könnte das Ende
des Friedensprozesses bedeuten,
und dass die Taliban
wieder das Kommando übernehmen.
Wir haben mit dem Einsatz
dieser Kräfte erreicht,
dass ein Friedensprozess
in Gang gekommen ist.
Die Verhandlungen sind aber
noch nicht so abgeschlossen,
dass die Truppen
Afghanistan verlassen können.
Die Taliban bestehen
auf dem vereinbarten Abzug
der ausländischen Truppen
bis Ende April.
Sie drohen sonst mit neuen Angriffen.
Zu Dorothee Holz
in die Frankfurter Börse.
Gute Nachrichten kommen aus den USA.
Dort stieg der Konsum
offenbar enorm an, was bedeutet das?
Das bedeutet,
dass die Konjunkturprogramme wirken.
Die Regierung
setzt auf Direkthilfen.
Im Januar
bekamen die meisten Amerikaner
einen Scheck über 600 Dollar.
Das hat
zu einem Konsumrausch geführt.
Davon kann der Einzelhandel hier
nur träumen.
Die Aussichten sind rosig,
weil weitere Konjunkturspritzen
winken.
Die US-Wirtschaft könnte
die Wirtschaft in der Eurozone
deutlich abhängen.
Die deutsche Exportwirtschaft
könnte vom US-Wachstum profitieren.
Die Anleger
sind heute aber nicht im Kaufrausch:
Auch die US-Börsen
treten auf die Bremse.
Vielen Dank, Dorothee Holz.
In Spanien
protestierten Tausende Menschen
gegen die Inhaftierung
eines katalanischen Musikers.
Es kam zu Ausschreitungen
mit Verletzten.
Die Unterstützer des Rappers
fordern seine Freilassung.
Auch 200 Künstler
unterschrieben eine Petition,
darunter Regisseur Pedro Almodovar
und Schauspieler Javier Bardem.
Pablo Hasel war wegen Beleidigung der
Monarchie und Gewaltverherrlichung
zu neun Monaten Gefängnis
verurteilt worden.
Die Proteste in Myanmar
gegen den Putsch der Armee
bekommen immer mehr Zulauf.
In mehreren Städten des Landes
protestierten Zehntausende
gegen die Absetzung der bisherigen
De-Facto-Regierungschefin Suu Kyi.
Mit Sit-ins und
vorgetäuschten Autopannen
wurden Straßen
für Polizei und Militär blockiert.
Die Sicherheitskräfte
setzten Wasserwerfer ein.
Seit Beginn der Proteste wurden
laut Menschenrechtsorganisationen
etwa 450 Menschen festgenommen.
Mehr als 40 Jahre herrschte
der Diktator Gaddafi über Libyen,
bis 2011 der Arabische Frühling
auch das Land erfasste.
Viele Hoffnungen
schwangen damals mit.
Monatelange Kämpfe folgten,
Gaddafi wurde abgesetzt und getötet.
Doch bis heute leiden die Menschen
unter den Folgen des Bürgerkriegs.
Auch in Misrata,
damals eine Hochburg der Rebellen.
Wenn sie die Videos von damals
anschauen, kommt Stolz auf.
Vor zehn Jahren kämpften sie
in Misrata gegen Gaddafi
und für ein besseres Libyen.
Ihre Bilanz heute fällt gemischt aus.
Die Revolution war ein Erfolg,
auch wenn Menschen zu Tode kamen,
Blut floss.
Aber Politiker
und ideologische Grabenkämpfe
haben den Triumph zunichte gemacht.
Am 17. Februar 2011
ziehen in mehreren Städten Libyens
Zehntausende auf die Straße
gegen Langzeitdiktator Gaddafi.
Der lässt die Sicherheitskräfte
brutal zurückschlagen.
Die NATO unterstützt die Rebellen
aus der Luft.
Gaddafi ergreift die Flucht,
wird gefasst und getötet.
Der Staat driftet ins Chaos ab.
Rivalisierende Milizen
bekriegen sich.
Wahlen führen
zu keinen stabilen Regierungen.
Im Osten
greift General Haftar nach der Macht.
Seine Offensive auf Tripolis
scheitert.
Nach einem Waffenstillstand
soll eine neue Einheitsregierung
Wahlen im Dezember vorbereiten.
Experten sehen Grund zu Optimismus.
Es gibt klare Signale,
dass die Politiker verstanden haben:
Man muss
den Reichtum im Land nutzen.
Libyen hat
die größten Erdölreserven Afrikas.
Sonst verliert man
den Rückhalt der Bevölkerung.
Misrata wurde für den Jahrestag
feierlich geschmückt.
In der Hoffnung
auf ein besseres Libyen.
Er ist der höchste
und aktivste Vulkan Europas:
Der Ätna auf Sizilien.
In unregelmäßigen Abständen
liefert er spektakuläre Bilder -
so wie gestern.
Aufnahmen im Zeitraffer zeigen,
wie nach der Explosion Lavafontänen
und später Dampf- und Aschewolken
aus dem Krater schießen.
Laut Experten bestand für die Dörfer
in der Umgebung keine Gefahr.
Menschen wurden nicht verletzt.
Die Wetteraussichten:
Morgen nach örtlichem Nebel
teils aufgelockert, teils bewölkt
und meist trocken.
Hier geht es weiter mit Brisant.
Um 20 Uhr haben wir
eine neue tagesschau für Sie.
Ihnen noch einen guten Abend.
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