tagesthemen 20.04.2021, 22:30 Uhr - Stimmungsbild der Unions-Basis nach dem Machtkampf
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (20.04.2021)
Heute im Studio: Caren Miosga
Guten Abend.
Die Union hat einen Kanzlerkandidaten.
Nach neun Tagen haben sich CDU und CSU zur Ordnung gerufen
und einen Sieger präsentiert, wenn auch keinen strahlenden.
Armin Laschet soll es machen, mit einer Zweidrittelmehrheit im Rücken.
Dabei sind Enthaltungen nicht mitgerechnet.
Was nicht überwältigend ist, aber immerhin:
Es reicht, um der Union Einmütigkeit zu verordnen,
an die sich alle zu halten versuchen.
Auch der Kontrahent aus Bayern.
Fragt sich nur, wie lange das hält.
Nadine Bader.
Es waren turbulente Tage für die CDU-Spitze -
eine Woche lang.
Erst heute: das versöhnliche Signal aus München.
Die Würfel sind gefallen.
Armin Laschet wird Kanzlerkandidat der Union.
Das waren klare Worte, für die ich Markus Söder danke.
Alle wollen den Erfolg der Union
und alle wissen, was auf dem Spiel steht.
Zuletzt schien das weniger so.
Tagelang ein Machtkampf zwischen Laschet und Söder.
In der vergangenen Nacht das Finale.
In Berlin stimmt die Mehrheit des CDU-Bundesvorstands für Laschet.
Stunden später richten sich alle Augen nach München.
Am Mittag erklärt Söder,
er akzeptiere die Entscheidung für Laschet.
Wir werden ihn ohne Groll, mit voller Kraft unterstützen.
Das kann ich für mich aber auch für unsere CSU sagen.
Ohne Groll will der machtbewusste Söder nach vorne blicken.
Aber man muss heute nicht zwischen den Zeilen lesen.
Ich bedanke mich sehr bei Arbeitsgemeinschaften.
Gerade bei den Jungen, den Modernen, denen, die auf Zukunft aus waren,
für ihre überragende Unterstützung.
Mehr als deutlich, dass die kleine Schwesterpartei
auf eine andere Entscheidung gehofft hatte.
Markus Söder war erkennbar der Kandidat der Herzen.
Auch in der Fraktion gab es viele Unterstützer für Söder.
Wie also die Gräben in der Union zuschütten?
Mit viel Pragmatismus, sagt Fraktionschef Ralph Brinkhaus.
Die Lust am Siegen ist bei uns viel größer
als das Augenmerk auf Gräben.
Das wird uns ganz schnell einen.
Tatsächlich kommt schon Unterstützung von denen,
die zuvor für Söder waren.
Wichtig ist, dass eine Entscheidung getroffen wurde,
dass wir uns alle hinter dem Kandidaten versammeln:
Armin Laschet.
Die Frage ist entschieden.
Markus Söder hält Wort, bleibt verlässlich.
Er sagt, er unterstützt Armin Laschet,
auch wir werden als CDU Armin Laschet unterstützen.
Diese Unterstützung wird Laschet für den Wahlkampf brauchen.
In der ARD-Sendung "Farbe bekennen" sagt er,
er werde Söder eng einbinden.
Er wird eine prägende Figur in diesem Wahlkampf sein.
Er hat gesagt, er bringt sich ein.
Wir werden das auch gemeinsam stemmen.
Denn das ist meine Botschaft:
Nicht einer allein kann diese große Aufgabe schultern.
Armin Laschet, der Kanzlerkandidat der Union.
Sein Wahlplakat im Adenauer-Haus hängt schon bereit.
Und hier wird sein Gesicht bald zu sehen sein:
Beim Plakatwahlkampf der Union an der Straße.
Der Bundestag wird Ende September gewählt.
Vielleicht werden sich dann jene mit ihrem Kandidaten angefreundet haben,
die seinen Kontrahenten für den besseren gehalten haben.
Anders als in den zentralen Gremien
gelten viele Mitglieder an der Basis als Söder-Fans, besonders im Osten.
In Sachsen-Anhalt könnte sich bei den Landtagswahlen zeigen,
ob Armin Laschet der CDU dort gut tut.
Julia Grünwald.
Dass er der Richtige ist,
da ist man sich bei der CDU in Sachsen-Anhalt einig.
Sie will mit Ministerpräsident Haseloff weiterregieren,
stellte heute die Plakatkampagne für die Landtagswahl im Juni vor.
Der Hauptgegner ist die in den Umfragen starke AfD.
Den nötigen Rückenwind hatten sich die ostdeutschen Landesverbände
vom konservativeren Söder erhofft.
Es hätte eine Mehrheit für Markus Söder im Kreisverband gegeben.
Aber auch die Mitglieder im Kreisverband Magdeburg
akzeptieren die Entscheidung und werden gemeinsam kämpfen.
Bei der Entscheidung über den Kanzlerkandidaten
hatte die Basis auf mehr Mitspracherecht gehofft.
Doch der Vorschlag über ein Votum wurde abgelehnt.
Das kritisiert Landtagsabgeordneter Guido Heuer.
Wir stehen vor einer Landtagswahl am 6.6.
Manchmal hab ich das Gefühl,
dass für Berlin Sachsen-Anhalt gar nicht existiert.
Aber trotzdem ist Laschet ein guter Kandidat.
Davon sind viele in Armin Laschets Heimatland NRW schon überzeugt.
Großer Zuspruch für den CDU-Chef und Ministerpräsidenten:
In NRW weiß man die Arbeit von Armin Laschet zu schätzen.
Aus dem Grund glaube ich,
dass in NRW die Mehrheit für Laschet war.
Aber ich hatte auch Kollegen, die im konservativen Bereich sind,
die sagen, Söder wäre der richtige Kandidat gewesen.
Söder oder Laschet.
In Zörbig in Sachsen-Anhalt ist Bürgermeister Egert froh,
dass die K-Frage geklärt ist.
Damit die CDU ihre Mitglieder wieder vereinen kann,
komme es nun auf Inhalte und Gradlinigkeit an.
Die Frage wird sein:
Wie bauen wir die Wirtschaft wieder auf nach Corona?
Das wird hinter Personen zurückstehen müssen.
Da reicht es nicht, ein Wochenende nachzudenken,
da muss das wirklich da sein.
Die Erwartungen an Laschet sind hoch, auch bei der CDU in Sachsen-Anhalt.
Der Ausgang der Landtagswahl
ist ein erster Gradmesser für die Bundestagswahl im September.
Der Mann, der sich um den Wahlkampf kümmern muss,
ist der CDU-Generalsekretär, Paul Ziemiak. Guten Abend.
Guten Abend.
Wenn Markus Söder der Kandidat der Herzen ist,
was ist dann Armin Laschet?
Auch ein Kandidat der Herzen.
Wir haben als Union das Glück, zwei Kandidaten der Herzen zu haben.
Aha. Wer ist Ihr Lieblingsherz-Kandidat?
Ich mag und schätze beide.
Sie sind zwei erfolgreiche Ministerpräsidenten.
Ich freu mich jetzt, dass der CDU-Vorsitzende Kanzlerkandidat ist.
72 % der Unionsanhänger sprachen sich für Söder aus.
Viele fühlen sich übergangen.
Kann das richtig sein, das zu ignorieren?
Nein, das ist nicht richtig.
Darum spielte es gestern im Vorstand eine große Rolle.
Die Debatte dauerte sechs Stunden lang.
60 Wortmeldungen, alles kam auf den Tisch.
Alle haben mitgewirkt.
Die Ministerpräsidenten, auch die Vertreter der Vereinigungen,
die der Jüngeren, der Frauen, der Älteren, der Arbeitnehmer.
'ne fette Mehrheit ist das nicht.
Alle haben diskutiert.
Auch die Stimmung an der Basis spielte eine große Rolle.
Daher muss so was berücksichtigt werden.
Dann wurde aber abgestimmt.
Eine große Mehrheit ist das nicht.
Das war im Vorstand ein eindeutiges Ergebnis,
wenn Sie die Enthaltungen nicht berücksichtigen, 77 %.
Aber wir haben zwei gute Kandidaten.
Sie haben die Umfragewerte angesprochen,
Markus Söders Beliebtheit in der Bevölkerung und in der Partei.
Da war es eine Auswahl zwischen zwei sehr guten Bewerbern.
Ist Armin Laschet der Kandidat der Vernunft?
Denn mit Söder hätten die CDU und deren Vorsitzender Schaden genommen.
Wenn man sich für einen Bewerber für das Kanzleramt entscheidet,
geht es nicht darum, wer wie Schaden nehmen könnte.
Sondern man sagt, mit wem man ins Rennen gehen will.
Und der Vorstand hat sich gestern entschieden.
Wir müssen über diese neun Tage reden,
die hinter Ihnen liegen.
Montag vor einer Woche steht der Bundesvorstand hinter Laschet.
Dienstag sagt Söder: Interessiert mich nicht!
Er lässt Laschet in der Fraktion ins offene Messer laufen,
denn dort sprechen sich immer mehr Abgeordnete für ihn aus.
Wie konnten Sie diese Dynamik und auch Markus Söder so unterschätzen?
Es war eine intensive Woche mit vielen Gesprächen.
Aber das gehört auch dazu.
Wir entscheiden durch Abstimmungen.
Durch Vorabstimmungen muss man sich ein Bild machen.
Es gab eine sehr offene Aussprache.
Nun ist eine Entscheidung getroffen,
es war gut, dass wir das so breit gemacht haben.
Aber es ist richtig,
sich jetzt wieder mit anderen Dingen zu beschäftigen.
Mit der Pandemie hauptsächlich, denn das kam zu kurz.
Die Söder-Unterstützer haben das ja offenbar erfolgreich orchestriert
und Laschet wirkte überrumpelt.
Was lernen Sie daraus?
Ich würd das so nicht teilen, das gehört dazu.
Man muss offen seine Meinung sagen.
Das Verhältnis zwischen CDU und CSU ist gut,
die Zusammenarbeit ist gut, auch zwischen den Generalsekretären.
Es war ein intensiver Prozess, nun ist die Entscheidung getroffen.
Ich freu mich jetzt
auf das inhaltliche Arbeiten beim Regierungsprogramm.
Und am Ende auch auf eine heiße Wahlkampfphase.
Wie können sich die Lager versöhnen und in den Wahlkampf ziehen?
Söder bedankte sich bei denen, die "auf Zukunft aus waren".
Laschet ist also für ihn der Mann der Vergangenheit.
Geht schon gut los.
Markus Söder hat Armin Laschet die Unterstützung zugesagt,
und wir freuen uns auf den Wahlkampf.
Denn es wird eine entscheidende Wahl für Deutschland.
Es geht um die Frage, ob das Land nach links rutscht.
Oder bleibt es in der Mitte, und dafür kämpfen wir
mit einem klaren Programm, einem großen Team.
Es ist keine One-Man-Show.
Ich bin leidenschaftlicher Politiker,
leidenschaftlicher Generalsekretär.
Jeder, der das leidenschaftlich macht, freut sich auf den Wahlkampf.
Schönreden ist eine Einstellungsbedingung
eines Generalsekretärs.
Man sollte kein Pessimist sein und auch die guten Dinge sehen.
Und es geht um die Zukunft unseres Landes.
Es ist 'n Privileg von uns alle, die wir mitwirken,
und darauf freu ich mich.
Danke, Paul Ziemiak. Danke Ihnen.
Das Gespräch habe ich vor der Sendung geführt.
Die Meinung von Kristin Schwietzer vom MDR.
Es war kein Sieg für Armin Laschet.
Es war der Versuch, die letzte Volkspartei zu retten.
Hier ging es nicht mehr
um einen Machtkampf zwischen Laschet und Söder.
Es ging um den Selbsterhalt der CDU.
Die gute Nachricht: Es ist gelungen. Die schlechte: Es hat wehgetan.
Der Preis ist hoch, Teile der Basis sind auf Zinne.
Klar ist: So sollte nie wieder ein Kanzlerkandidat bestimmt werden.
Wenn nur die Gremien entscheiden, das ist Politik von gestern.
Armin Laschet muss das ändern.
Ich denke an die Mitglieder der Ortsvereine,
die helfen, wenn der Kindergarten einen Spielplatz braucht.
Die man aus dem Bett klingeln kann, wenn bei der Feuerwehr einer fehlt.
Dafür steht die CDU, vernetzt bis in die Kommunen.
Laschet muss erst mit den Machern vor Ort reden
und dann eine Entscheidung in Berlin treffen.
Und er braucht Frauen, nicht nur an der Parteispitze.
Vor allem an der Basis fehlen junge Frauen,
auch weil man mit Kind schlecht am Stammtisch sitzen kann.
Vielleicht geht das ja digital.
Da muss die CDU besser werden, weiblicher, digitaler.
Auf dem Weg zur Kandidatur ließ Laschet Konkurrenten hinter sich.
Merz und Söder, die hatten und haben viele Unterstützer.
Sie alle muss Laschet geschickt einbinden,
auch die Parteifreunde aus dem Osten, die ihm offen gesagt haben:
Er ist nicht ihr Kandidat.
Mit Reiner Haseloff muss Laschet eine Landtagswahl gewinnen.
Für viele im Osten ist Laschet der Mann aus dem Westen.
Armin Laschet muss die CDU erneuern.
Vorschusslorbeeren bekam er dafür nicht.
Aber er zeigte:
Er kann einstecken, aushalten und integrieren.
Das muss er ausspielen, wenn er die Wähler überzeugen will.
Die Meinung von Kristin Schwietzer.
Die meisten Kindergeburtstage werden verschoben auf später.
In welcher politischen Konstellation das Land ab Herbst regiert wird:
Auf Kinder und Jugendliche sollte die Politik einen Blick haben.
Denn die leiden besonders unter dem Zuhause-sein-müssen.
Oder wie es der Autor des heute vorgestellten UNICEF-Berichtes sagt:
"Kinder brauchen andere Kinder".
Nicht nur zum Spielen, auch zum Lernen.
Um zu wissen, was die Welt zusammenhält
und wie eine Gemeinschaft funktioniert.
Die Älteren sprechen da von Sozialkompetenz.
Die ist digital schwer zu erlangen, berichtet Robert Holm.
Wir gehen noch mal zur Mitte. Zieht euch schön runter.
Bauchnabel bis zum Boden.
Es geht ums Dehnen, es geht um Kraft.
Wir wechseln.
Aber bei diesem Online-Training geht es auch um Ablenkung.
Für die Mädchen eines Cheerleadingvereins -
sie machen zu Hause mit.
Vor der Pandemie sah Alina Lenzen die Mädchen
zwei-, dreimal pro Woche in der Turnhalle.
Jetzt ist sie froh, wenn es einmal pro Woche online klappt.
Es ist wichtig, den Kontakt zu den Kindern nicht zu verlieren.
Kinder wie Emily, 13 Jahre, die hier regelmäßig mitmacht.
Auch wenn's online ist,
es ist das einzige, worauf ich mich freue am Tag.
Daria, 15 Jahre, geht's ähnlich.
Das Training: das einzige Highlight.
Ich bin unmotiviert, hab keine Lust auf nix.
Das merken sie auch in der Schule.
Bei Emily wurden die Noten schlechter, erzählt sie.
Es fehlt einfach ihr Ausgleich.
Eigentlich ist das hier ihr Sport.
Cheerleading, spektakuläre Figuren, Sprünge.
Doch das ist lange her.
Geblieben sind die Übungen im Wohnzimmer.
Früher war ich sehr aufgeweckt, jetzt bin ich zurückgeschlossen.
Ich kann nicht mehr gut reden.
Man darf sich nicht mit vielen Leuten treffen.
Dieses Zuhausesitzen macht einen fertig.
Schon vor der Pandemie
waren 21 % der 15-jährigen Mädchen mit ihrem Leben unzufrieden.
Das macht Unicef heute deutlich.
Und die Pandemie hat ihre Lage verschlechtert.
Da gehen Entwicklungsmöglichkeiten in der Sozialkompetenz verloren.
Und ihnen gehen Möglichkeiten der kognitiven Kompetenz verloren.
Alina hat ihre Ansprüche an die Kinder zurückgeschraubt.
Sie machen nur Basistraining,
Technikübungen gehen erst wieder in der Turnhalle.
Ich fang mit rechts an. Das rechte Bein ist gestreckt.
Sie trainiert alle Altersklassen in einer großen Online-Gruppe.
Kleine Gruppen, je nach Alter, haben sich nicht mehr gelohnt.
Die Kinder blieben weg,
weil sie keinen Laptop für das Online-Training haben.
Das geht vielen Kindern so, besonders in Berlin Neukölln,
wo der Verein sitzt.
Wir sind 2020 mit 18 Kindern gestartet.
Leider sind in meinem Team nur noch sechs da.
Emily und Daria bleiben dabei.
Sie hält die Hoffnung,
dass es irgendwann vorbei ist mit den einsamen Übungen.
Dass sie so turnen können - und zwar möglichst bald.
Das westafrikanische Mali haben jahrzehntelange Stammeskämpfe,
Militärputsche und Dschihadisten zu einem Flecken Erde gemacht -
auf dem Sicherheit für die meisten Einwohner ein Wunsch bleibt.
Wie fast überall auf der Welt ist es auch dort so,
dass Soldaten aus dem Ausland für Ruhe und Ordnung sorgen sollen.
Das Land konnten sie aber bislang nicht wirklich befrieden.
Mehrere Militärmissionen sind in Mali aktiv.
Die Bundeswehr beteiligt sich an einer von der UN
und einer von der EU geführten Mission.
Morgen wird im Bundeskabinett
über die Verlängerung der Mandate geredet.
Frankreich griff auf Bitten Malis 2012 in den Konflikt ein.
Norbert Hahn über tödliche Waffen,
die eigentlich Schutz bringen sollen.
Mali, im Januar.
Hunderte Kilometer entfernt von der Hauptstadt Bamako,
das Dorf Bounti.
Hochzeitsvorbereitungen –
dies soll ein Handyvideo zeigen.
Einen Tag später trifft sich das Dorf für die Vermählung.
In der Gegend sind immer wieder Extremisten unterwegs.
Eine französische Drohne
will sie dort an diesem Tag gesichtet haben.
Zwei Jets starten und greifen an.
Wir Männer waren unter dem Baum, bei der Hochzeitsfeier.
Die Eltern des Bräutigams baten uns, im Schatten zu sitzen.
Die Tiere waren schon geschlachtet.
In diesem Dorf kennt sich jeder.
Da gab es keine Djihadisten.
Wir waren alle unter dem Baum, um Schatten zu haben.
Ich habe gesehen, wie das Flugzeug die Bombe abgeworfen hat.
UN-Ermittler sammeln Wochen später Bombensplitter und Aussagen.
Ergebnis ihres Berichts:
Unter den Toten waren drei Djihadisten –
19 Opfer seien aber einfache Hochzeitsgäste gewesen.
Frankreich will von zivilen Opfern aber bis heute nichts wissen.
Die Ministerin spricht von einem Informationskrieg.
Wir haben widerlegt, dass wir einen Schlag ausgeführt haben,
der zivile Opfer gefordert hat.
Wir teilen die Schlussfolgerungen der UN-Mission nicht.
Die Malier sind darüber sehr verärgert.
Es sieht so aus,
als wolle sich Frankreich der Verantwortung entziehen.
Dabei ist das Problem größer:
In Mali und den Nachbarländern seien 2020 mehr Zivilisten
durch Sicherheitskräfte als durch Extremisten ums Leben gekommen.
So heißt es in einem Bericht
der Internationalen Föderation für Menschenrechte.
Es gibt schon eine Frankreich-Raus-Bewegung,
die regelmäßig demonstriert.
Sie vertritt nach eigenen Angaben 60 Verbände.
Die ausländischen Streitkräfte
können uns nicht bei diesen Problemen helfen.
Deshalb müssen wir die Ausländer aus dem Land jagen
und das Schicksal in unsere eigene Hand nehmen.
Wir müssen Frankreich rauswerfen.
Und Deutschland gleich mit? Soweit ist es noch nicht.
Für viele Malier ist die Bundeswehr
als Teil der UN-Mission weniger sichtbar.
Dennoch dürfe sich auch Deutschland
nicht einfach mit dem mageren Ergebnis der Mission zufrieden geben.
Es ist wichtig, dass wir zu einer Diskussion kommen,
die das diskutiert.
Dass man versucht herauszufinden,
wie man eine Trendwende mit unserem Engagement erreicht.
So wie bisher kann es nicht weitergehen.
Tausende Tote in Mali und kein Ende des Krieges in Sicht.
Bounti lässt nicht hoffen,
dass endlich offen über Fehler gesprochen wird.
Neben Mali gehört der Tschad zu einer Gruppe Länder,
mit denen Frankreich
eine Militärallianz für das Sahelgebiet geschmiedet hat.
Heute starb der Präsident des zentralafrikanischen Landes.
Die Nachrichten mit Susanne Daubner.
Nach dem Tod von Präsident Deby
übernimmt die Armee die Macht im Tschad.
Das Militär verkündete die Auflösung des Parlaments und der Regierung.
Deby soll nach Kämpfen mit einer Rebellengruppe gestorben sein.
Er war 30 Jahre an der Macht
und galt als wichtiger Unterstützer im Kampf gegen Islamisten.
Das Auswärtige Amt ruft deutsche Bürger auf, den Tschad zu verlassen.
Das Strafverfahren gegen die Ex- Leiterin des Bremer Flüchtlingsamtes
wurde wegen Geringfügigkeit eingestellt.
Der Fall wurde 2018 bundesweit bekannt.
Zeitweise stand der Verdacht im Raum,
Hunderte Flüchtlinge hätten illegal Asyl erhalten.
Vor Gericht schrumpften die Vorwürfe zusammen:
Auf 14 Fälle von Verstößen gegen das Dienstgeheimnis,
Dokumentenfälschung und Vorteilsnahme.
Die Frau (60) muss 10.000 Euro als Auflage zahlen.
Der Corona-Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson kann laut Arzneimittelbehörde EMA verwendet werden.
Er solle mit einem Warnhinweis versehen werden, so die EMA.
Sehr selten könne es zu Blutgerinnseln kommen.
Grundsätzlich bewerte man den Nutzen höher als die Risiken.
In den USA waren die Impfungen
nach Fällen von Thrombosen ausgesetzt worden.
Das Vakzin ist in der EU zugelassen, wurde aber noch nicht verabreicht.
Die Nachfrage nach Impfstoffen
bescherte 2020 der deutschen Biotech-Branche einen Boom.
Umsatz und Investitionen stiegen deutlich.
Näheres von Anja Kohl aus der Frankfurter Börse.
Je länger die Pandemie dauert, desto klarer wird,
dass die Welt für lange Zeit viel Impfstoff brauchen wird.
Die aussichtsreichsten Impfstoffe wurden von Biotech-Firmen erfunden,
an denen ein Netzwerk von Laboren, Zulieferern, Test-Herstellern hängt.
2020 stieg der Umsatz der deutschen Biotech-Firmen um 36 %.
Die Firmen beschäftigen ein Zehntel mehr Mitarbeiter als vor Corona,
insgesamt 37.000.
Investoren steckten 3 Mrd. Euro in die Unternehmen,
was die Impfstoff-Entwicklung beschleunigte.
Da das Virus nicht aufgibt,
sagen Beobachter den Firmen eine "erfolgreiche Dekade" voraus.
Impfstoffe müssen angepasst, gegebenenfalls neue erfunden werden.
Schalke ging es einst wie Markus Söder:
Sie wollten Meister werden und wurden Meister der Herzen.
Kommen wir zu einem weiteren Abstieg in dieser Sendung.
Dem langen Weg des FC Schalke 04 ins Fiasko.
In schmerzlicher Erinnerung wird der Mai 2001 bleiben.
Als die Mannschaft am letzten Spieltag
ein paar Minuten Deutscher Meister war, ehe es Bayern München wurde.
Die Knappen sind sportlich gesehen so tief hinabgestiegen
wie manche Bergleute in die Schächte rund um Gelsenkirchen.
Deshalb ist Schalke nicht nur Fußball.
Schalke ist das Herz-Kreislaufsystem der Region,
wie Tobias Reckmann in Gelsenkirchen-Schalke erlebte.
Wie die Mannschaft heute in der Bundesliga gespielt hat,
das später in der Sportschau, wie die Fans leiden, schon jetzt.
* 3:1 nach Elfmeter *
* Der FC Schalke 04 ist UEFA-Pokalsieger! *
* Jubel *
* Das Spiel ist aus!*
* FC Schalke 04 ist DFB-Pokalsieger! *
Der Jubel ist verhallt in den Straßen von Gelsenkirchen.
Dass es größere Probleme gibt, als den Abstiegskampf
eines Fußball-Vereins, wird hier schnell klar.
Doch hängt vieles hier zusammen.
Er kennt noch die besseren Zeiten:
Ronald Marcinkowski
betreibt das offizielle Vereinslokal von Schalke 04.
Lange war es zu, für uns macht er es auf.
So richtig gefeiert wurde im letzten Juni.
Aber mit weniger Leuten
und der Abstand musste eingehalten werden.
Das war so mit das letzte, wo ich mich dran erinnern kann.
Ich komme aus dem Ruhrgebiet.
Fußball war hier immer schon
mehr als nur Begeisterung für eine Mannschaft.
Auf Schalke scheint das besonders zu stimmen.
Der Zusammenhalt kommt aus dem Bergbau.
Man hat immer zusammengehalten unter Tage, das war wichtig.
Jeder hat für jeden gestanden.
Das ist in den Fußball übergegangen.
Jeder ist für jeden gelaufen.
Das war 'ne Gemeinschaft.
Man hat gemeinsam gewonnen und gemeinsam verloren.
Heute kämpft die ganze Stadt gegen den Abstieg.
Die Arbeitslosigkeit
war schon vor Corona die höchste in Deutschland.
Die großen Firmen haben alle zugemacht
und da ist auch nichts nachgekommen.
Dadurch sieht's hier schlecht aus.
Sie sehen ja selber, was hier los ist.
Sonst war vor Spielen immer die Hölle los.
Jetzt ist gar nichts mehr.
Ingo Mattauch ist Pfarrer in Schalke
und kennt das Viertel wie kaum ein anderer.
Dass jetzt noch ein Erfolgssymbol verschwindet,
sei für alle ein Rückschlag.
Zum einen ist der Fußball ein sozialer Kitt.
Er führt Menschen zusammen, über verschiedene Grenzen -
Sprache, Herkunft, Nationalität hinweg.
Zum anderen gibt er den Menschen auch ein Selbstwertgefühl.
Das ist wichtig.
Aber wie im Fußball gebe es Hoffnung, erzählt er.
Stadt und Bürger halten zusammen.
Dazu gibt es viele starke Sozialbündnisse:
Schalke blüht auf, den Schalker Bildungsverbund,
oder eben auch die Stiftung Schalker Markt.
Zeichen, die deutlich machen, was wir eigentlich vorhaben:
Einen großen Wandel.
Doch bis der Stadtteil wieder blüht, wird es dauern.
Hier auf der Kampfbahn Glückauf begann vor einem Jahrhundert
der Aufstieg von Schalke und seinem Verein.
Damals ging es den Bergbau-Spielern um Kohle und Fußball.
Den Spielern heute nur noch um die Kohle, hören wir heute oft.
Vereinswirt Marcinkowski wird seinem Verein
auch in der 2. Liga treu bleiben, erzählt er mir.
Aber eine Neuerfindung müsse her.
Für den Verein - und für die Stadt.
Der letzte Niedergang der Sendung kommt von Karsten.
Die Temperaturen rutschen ganz schön ab.
Dafür gehen sie schnell wieder nach oben.
Es wird ein kurzer Abstieg, dann geht es wieder rauf.
Es hängt an einer Kaltfront.
So sah es heute Mittag aus.
Im Norden gab es keine Wolken.
Im Süden gab es Schauer und Gewitter.
Das hier ist die Kaltfront.
Wenn die näher kommt, passiert etwas mit der Bewölkung im Süden.
Hier verdeutlichen wir das:
Hier sehen wir die Quellwolken.
Wenn morgen die kältere Luft kommt,
werden diese Wolken zusammengequetscht.
Es gibt nur noch eine Richtung, in der sie ausweichen kann:
Nach oben.
Jetzt schauen wir uns das mit dem Film an.
In der Nacht und morgen Vormittag kommt die Kaltfront.
Morgen Vormittag erreichen die ersten Schauer den Norden.
Die Quellwolken fangen an zu brodeln.
Dann bilden sich dort Schauer und Gewitter.
Dahinter reißt der Himmel auf.
Die weiteren Aussichten:
Man sieht den zögerlichen Aufstieg.
Vor allem im Süden und Westen wird es sonniger.
Im Norden dauert es bis zum Wochenende.
Hier macht die Sportschau weiter
mit dem 30. Spieltag der Fußball-Bundesliga.
Das nachtmagazin meldet sich um 00.45 Uhr.
Neue tagesthemen gibt's morgen.
Bis dann.
Copyright Untertitel: NDR 2021