Warum du kein Snickers kaufen solltest - Kindersklaven
Kennt ihr diese Werbung noch?
Besser?
Besser.
Seit 90 Jahren versorgt das amerikanische Unternehmen
Mars Incorporated die Welt mit Snickers,
und von Beginn an waren vermutlich Kinder an der Herstellung beteiligt.
Nicht als Testesser,
sondern als Arbeitssklaven
auf einer der unzähligen Kakaoplantagen in Westafrika.
Anfang der 2000er gab es das erste Mal solche Vorwürfe.
Eine Investigativ-Dokumentation der BBC
machte damals die ganze Welt auf das riesige Problem aufmerksam.
Die Journalisten interviewten malawische Kindersklaven.
Diese waren an Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste verkauft worden.
Neben Mars standen auch Schokoladenproduzenten
wie Herschey und Nestlé in der Kritik.
Sie alle räumten ein,
dass in der Vergangenheit einiges schiefgelaufen sei.
Jetzt wolle man die Kinderarbeit auf Kakaoplantagen aber bekämpfen.
Mittlerweile sind fast 20 Jahre verstrichen.
Und na ja, es hat sich so gut wie nichts getan.
Die größten Unternehmen der Schokoladenindustrie
haben das massive Probleme immer noch nicht in den Griff bekommen.
Millionen von Kindern schuften auch im Jahr 2020
Tag für Tag unter unmenschlichen Bedingungen auf den Plantagen.
Sie müssen Kakaofrüchte mit Macheten vom Baum schlagen
und Bohnen in brütender Hitze zum Trocknen auf Bananenblättern legen.
Sie müssen schwere Säcke schleppen
und ungeschützt giftige Pestizide versprühen.
Keines der großen Schokounternehmen kann garantieren,
dass ihre Schokolade frei von Kinderarbeit ist.
Viele wissen nicht mal, von welchen Farmen ihre Kakaobohnen kommen.
(Ratternde Geräusche)
Für Schokolade braucht man Kakaobohnen.
Die stammen größtenteils aus Westafrika,
insbesondere aus der Elfenbeinküste und Ghana.
Dort arbeiten Kinder, weil sie billige Arbeitskräfte sind
und die Bauern sich keine Erwachsenen leisten können.
Bei einigen Kinderarbeitern haben Menschenhändler ihre Finger im Spiel.
Das benachbarte Burkina Faso ist noch ärmer
als Ghana und die Elfenbeinküste.
Kinder vertrauen sich dort oft skrupellosen Schleppern an
in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
Dann werden sie aber versklavt und an ivorische Kakaoplantagen verkauft.
Die allermeisten Kinder sind jedoch in Familienbetrieben tätig.
Schulen sind oft zu teuer, oder es gibt keine.
Ihre einzige Perspektive ist die Arbeit auf der Familienplantage.
Es wird immer mehr Kakao angebaut und nachgefragt.
Dementsprechend ist die Anzahl der Kinderarbeiter ebenfalls gestiegen.
Zwischen 2009 und 2014
sind über 440.000 Kinder dazugekommen.
Insgesamt sind mittlerweile über zwei Millionen Kinder
auf ivorischen und ghanaischen Plantagen tätig.
Das gigantische Problem betrifft die gesamte Schokoladenindustrie
und ist nur sehr schwer lösbar.
Das wissen die Konzerne natürlich auch.
Es gibt nicht die eine oder zwei gigantische Plantagen,
die man einfach schließen könnte.
Tatsächlich sind es knapp zwei Millionen äußerst kleine Betriebe.
Der Weg des Kakaos von dort in die Marsfabriken in Europa und den USA
ist lang und undurchsichtig.
Also wortwörtlich.
Oft gibt es keine Straßen
und man kann die Plantagen nur über lange Fußwege erreichen.
(Abenteuerliche Musik)
Der Kampf gegen Kinderarbeit ist zeitgleich ein Kampf gegen Armut.
Die langfristige Lösung für das Problem klingt relativ simpel:
Die Bauern müssen fair vergütet werden.
(Er lacht.)
(lachend:) Okay, okay. Das ist natürlich ein Schenkelklopfer.
Aber dann könnten viele ihre Kinder zur Schule schicken
und sich erwachsene Arbeiter leisten.
Doch trotz Zertifikaten, trotz massiver Berichterstattung
und trotz Verboten verdienen sie immer noch zu wenig.
Und das, obwohl weltweit von Jahr zu Jahr mehr Leute Schokolade essen.
Sie haben keine Lobby und bei Preis- verhandlungen fast keine Macht.
Wenn sie mehr Geld verlangen,
findet man Millionen andere Bauern, die den niedrigen Preis akzeptieren.
Jedes Land der Welt hat die UN-Kinderrechtskonvention
von 1989 unterschrieben.
Also, bis auf die USA.
Kinder sollen vor Ausbeutung geschützt werden
und haben ein Recht auf Bildung.
Eigentlich sind jeweils die Regierungen der einzelnen Länder
für die Einhaltung dieser Rechte verantwortlich.
Die Elfenbeinküste etwa ist aber kaum in der Lage, sich darum zu kümmern.
Das Land ist arm, korrupt
und in den vergangenen 20 Jahren gab es zwei Bürgerkriege.
Okay. Kurzes Quiz.
(Plinglaut, Applaus) Richtig.
5.000 Dollar.
(Abenteuerliche Musik)
Als Reaktion auf die massive Berichterstattung
wurden 2001 strengere Gesetze
für die globalen Schokoladenproduzenten gefordert.
In den USA gab es bereits einen Gesetzesentwurf
für ein industrieweites Label.
Dagegen haben die Hersteller aber erfolgreich Lobbyarbeit betrieben.
Als Kompromiss wurde 2001 das Harkin- Engel Protocol unterzeichnet.
Eine Vereinbarung zwischen Regierungen,
der globalen Schokoladenindustrie und einigen NGOs.
Es verpflichtete Mars, Hershey, Nestlé und einige weitere Hersteller,
gegen Kinderarbeit auf Kakaoplantagen vorzugehen.
Die Umsetzung war aber, genau wie die Unterzeichnung des Plans, freiwillig.
Und wer hätte es gedacht?
Bis heute wurden wichtige Teile des Plans nicht erfüllt.
Deadlines wurden wiederholt verfehlt oder um mehrere Jahre verschoben.
Auch, wenn Mars, Nestlé, Hershey und Co gerne so tun, als ob,
in der Vergangenheit haben sie keine Verantwortung übernommen,
Auch das neue Ziel für 2020
wird aller Wahrscheinlichkeit nach wieder nichts.
Als Teil des Plans sollte 2005
auch ein industrieweites Siegel eingeführt werden.
Das hat bis heute noch nicht geklappt.
Stattdessen stellen nun unzählige andere Organisationen
Zertifikate für Kakao aus.
Sie garantieren zumindest, dass Bauern besser vergütet werden
und investieren in Kampagnen gegen Kinderarbeit.
Mittlerweile gibt es wahnsinnig viele dieser Anbieter,
die miteinander konkurrieren.
Sie bieten zertifizierte Kakaobohnen zu unterschiedlichen Preisen an.
Schokoproduzenten greifen immer öfter zu den günstigsten Varianten.
Der Großteil der von Fairtrade zertifizierten Bauernfamilien
in der Elfenbeinküste lebte 2018
immer noch unter der absoluten Armutsgrenze.
Und das trotz garantiertem Mindestpreis
und festgelegter Prämie.
Der führende Zertifikatsanbieter, die Rainforest Alliance,
zahlt den Bauern zwar auch mehr Geld als üblich,
es gibt aber keinen Mindestpreis.
Bauern sind vor fallenden Kakao- preisen also gar nicht geschützt.
Wenn überall ein Sigel drauf ist,
aber das zeitgleich nicht sicherstellen kann,
dass keine Kinder arbeiten, was bedeutet das letztendlich?
Sie sind aber definitiv besser als keine Zertifikate.
(Abenteuerliche Musik)
Wir haben fünf der größten Schokoladenproduzenten kontaktiert.
Unsere Fragen bezüglich des Harkin- Engel Protokolls wurden ignoriert.
Ein einheitliches Industriesiegel wird anscheinend nicht befürwortet.
Alle Unternehmen betonen, dass Systeme entwickelt wurden,
durch die gefährdete Kinder auf Farmen identifiziert
und geschützt werden.
Weiters wollen alle Produzenten in den nächsten fünf Jahren
nur noch zertifizierte Kakaobohnen nutzen,
tun es schon oder wollen ihre eigenen Standards weiter ausbauen.
All diese Initiativen der Industrie wirken vielversprechend
und proaktiv. Aber reichen sie aus?
Das ist brainwashing. Das ist, sich selber ein gutes Gewissen machen.
Autor und Kinderrechtsaktivist Benjamin Pütter
beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Kinderarbeit weltweit.
Wirklich hilft nicht Freiwilligkeit, nicht Eigenkontrollen,
wirklich hilft nur unabhängige Kontrollen von außen.
Pütter fordert deshalb seit Jahrzehnten ein Lieferkettengesetz.
Das könnte dazu beitragen,
dass Menschenrechte in der gesamten Lieferkette
und so auch im Ausland geschützt werden müssen.
Dass es dringend Regulierung braucht,
sehen mittlerweile auch einige der großen Schokohersteller ein.
Wir als Konsumenten müssen aber nicht auf Schokolade verzichten oder so.
Das würde Millionen von Bauern die Lebensgrundlage rauben.
Wir können Unternehmen mit unserer Kaufentscheidung aber dazu zwingen,
auf zertifizierte Kakaobohnen zu setzen.
Eventuell zahlen wir dann etwas mehr für unsere Schokoriegel als bisher.
Das ist aktuell die beste Option für uns,
auch wenn das leider immer noch nicht garantiert,
dass die Schokolade frei von Kinderarbeit ist.
Auf der einen Seite das Snickers für einen Euro von der Tankstelle.
Auf der anderen ein neunjähriges Kind in der Elfenbeinküste.
Dazwischen findet man wahnsinnig viel Ungerechtigkeit
und scheinheilige Unternehmen, die davon profitieren.
Sie versuchen mit aller Macht,
sich vor der Verantwortung für das Leid von Millionen von Kindern
zu drücken. Bisher leider mit Erfolg.
Wenn dein Kumpel das nächste Mal zur Diva wird,
überzeug ihn doch einfach von einer zertifizierten Variante.
Hey, hoffentlich hat euch das Video gefallen.
Schreibt uns eure Meinung zu dem Thema in die Kommentare.
Auf der Endcard findet er ein Video von uns zu Chiquita Bananen
und einen Beitrag von "Reporter" zu Kinderinfluencern.
Ansonsten bis zum nächsten Mal.