Was ist Gott? (Theismus, Pantheismus, Agnostizismus...)
Was ist Gott? Die alte und große
Frage. Manche sagen vorschnell, den gibt es nicht. Aber wer oder was ist überhaupt gemeint?
Es geht hier also erstmal darum, einen Begriff zu klären. Gott. Bei Gott ist das
Klären besonders schwierig. Denn wenn es Gott gibt, dann ist er vermutlich unvorstellbar und
unbegreifbar. Du sollst dir kein Bild von ihm machen, steht in der Bibel. Und auch im Koran,
glaube ich. Trotzdem hast Du einen gewissen Begriff vom Göttlichen, eine gewisse Auffassung
und vielleicht sogar eine Vorstellung, auch wenn Du weißt, dass sie falsch ist.
Ich bin im sogenannten Theismus aufgewachsen. Natürlich kannte ich den Begriff damals nicht.
Das griechische Wort theós bedeutet „Gott“. Also Theismus heißt einfach Gottlehre. Im Theismus
wird Gott als Person verstanden. Aber was ist denn überhaupt eine Person? Auch dazu könnte
man ein Video machen. Zumindest hat eine Person einen Willen und kann handeln. Also Gott handelt,
wenn er seinen Willen geschehen lässt. Und eine dieser Handlungen oder sogar die erste
Handlung war die Schöpfung der Welt. Gott ist also der Ursprung der Welt, er selbst
aber steht außerhalb dieser. Das ist typisch für den Theismus. Man sagt, Gott ist transzendent.
Allerdings greift er auch gelegentlich in die Welt ein, zum Beispiel durch Eingebungen,
Offenbarungen oder Wunder. Theisten begreifen Gott also als Schöpfer und Lenker der Welt.
Im Polytheismus geht man von mehreren Göttern aus, die unterschiedliche Persönlichkeiten haben und
gemeinsam oder sogar zum Teil widerstreitend in der Welt wirken. So ist es zum Beispiel in
den alten Göttersagen der Griechen und Römer. Die Hindus haben den Polytheismus bis heute bewahrt.
Monotheisten dagegen glauben nur an einen einzigen Gott. Juden, Christen und Muslime zum Beispiel
glauben an den Gott, der sich vor tausenden von Jahren Abraham oder Ibrahim offenbart
hat. Und seitdem lehnen sie den Polytheismus ab. Der Deismus ist eine Art Variante des Theismus. Er
verbreitete sich in Europa ab dem 16. Jahrhundert Das Wort ist vom lateinischen Deus abgeleitet,
was ebenfalls „Gott“ bedeutet. Auch im Deismus wird Gott als transzendente Person verstanden,
die die Welt erschuf. Im Gegensatz zum Theismus aber greift der Gott der Deisten
nicht ein in die Welt. Er hält sich raus. Er hat die Welt ursprünglich weise konstruiert
wie ein Uhrmacher oder ein Architekt, aber seit der Schöpfung läuft die Welt von selbst,
nach den Gesetzen der Natur. Es gibt also keine Wunder und auch für göttliche Offenbarung ist
eigentlich kein Platz. Um Gott zu erkennen, dient dem Deisten die eigene Vernunft, die selbst ein
göttliches Prinzip darstellt. Es geht in Richtung Aufklärung. Das Dogma tritt in den Hintergrund und
der freie Wille wird kultiviert. Berühmte Deisten sind zum Beispiel Leibniz, Locke und Voltaire.
Der Pantheismus ist in gewisser Hinsicht das Gegenteil. Das griechische Wort pan heißt „alles“,
und zusammen mit theos bedeutet es: Alles ist Gott. Pantheisten setzen Gott und die Welt
gleich. Das Universum, der Kosmos, die Natur ist Gott selbst. Auch wenn wir nicht alles
erkennen. Gott ist also nicht transzendent, nicht außerhalb der Welt, sondern immanent,
in der Welt. Gott durchdringt die Welt und die Welt ist göttlich. Die Begriffe
verschmelzen. Das Gottesbild verschmilzt mit dem Weltbild. Wenn man Gottwelt als eine Art Energie
oder höhere Kraft begreift, kommt man zu einem unpersönlichen Gottesbegriff. Allerdings gehen
Pantheisten oft davon aus, dass die Welt beseelt ist. Nicht nur Menschen und Tiere,
sondern auch Pflanzen und vielleicht sogar Steine und Berge und Flüsse und die ganze Welt. Und wenn
man dann einen umfassenden Weltgeist annimmt, dann könnte Gott auch als Person aufgefasst werden.
Der Pantheismus ist uralt und gilt als Vorläufer polytheistischer Religionen. Der Manitu der
Indianer zählt zum Beispiel als pantheistische Gottheit. Und man findet pantheistische
Vorstellungen in vielen Naturreligionen. Aber auch in der Neuzeit gibt es Pantheisten. Baruch
Spinoza setzte Gott mit der Natur gleich und auch Albert Einstein hatte diese Gottesauffassung.
Den Panentheismus kann man wieder als Variante sehen. Mit der eingeschobenen Silbe „en“ wird
ausgedrückt, dass zwar alles in Gott enthalten ist, aber Gott nicht mit der Welt identisch ist,
weil die Welt nur ein Teil Gottes ist. Die Welt ist in Gott. Gott umfasst die Welt.
Gott ist demnach immanent und transzendent zugleich. Diese Auffassung wird zum Beispiel
in manchen Strömungen des Buddhismus oder auch des Hinduismus vertreten. Der deutsche Dichter
Johann Gottfried Herder gilt als Panentheist. Der Agnostizismus bezeichnet eine Denkrichtung,
die grundlegend skeptisch gegenüber der Erkennbarkeit Gottes ist. Das
griechische a-gnōstikós bedeutet „nicht erkenntnisfähig“. Wir sind nicht erkenntnisfähig,
was Gott betrifft. Ein Agnostiker hält schon die Existenz Gottes für ungewiss. Er meint,
man kann die Existenz Gottes weder beweisen, noch widerlegen. Das bringt auch eine gewisse
Freiheit. Ein Agnostiker kann an Gott glauben oder nicht, er beansprucht nur
keine Gewissheit. Er kann sich auch aus dem Glaubensgeschäft so weit wie möglich raushalten.
Agnostiker gab es vermutlich in allen Kulturen zu allen Zeiten. Schon Laozi,
der legendäre Begründer des chinesischen Daoismus war Agnostiker. Oder Protagoras,
als Beispiel eines Sophisten. Auch Immanuel Kant widerlegte Gottesbeweise. Er hielt Gott für ein
unbeweisbares Postulat, obwohl er selbst an Gott glaubte. Der britische Philosoph Bertrand Russell
dagegen gilt als agnostischer Atheist. Womit wir beim Atheismus wären. Bei den
Ungläubigen. átheos bedeutet „ohne Gott“. Ein Atheist verneint die Existenz Gottes und lehnt
vielleicht sogar den Glauben an Gott ab. Es gibt für den Atheisten nur die nackte Welt mit ihrer
Natur und keine größere Wesenheit, die man Gott nennen könnte. Gott ist nur eine Vorstellung,
die in den Köpfen der Menschheit tradiert wird. Eine Projektion der menschlichen
Ideale und Hoffnungen. Die mag vielleicht manchmal tröstend und hilfreich sein, sie
ist dennoch falsch und hat auch schon viel Schaden angerichtet und muss letztlich überwunden werden.
So oder so ähnlich denken viele Wissenschaftler und auch Philosophen. Einflussreiche Beispiele
sind Ludwig Feuerbach, Karl Marx und Friedrich Nietzsche. Auch der Psychologe Sigmund Freud
war ein bekennender Atheist. Und der Existenzialismus von Jean Paul Sartre
setzt genau da ein, wo der Glaube an Gott wegfällt: Bei der Orientierungslosigkeit
einerseits und der Freiheit andererseits. Es gibt also verschiedene Auffassungen Gottes
und innerhalb dieser Kategorien könnte man noch weitere Unterscheidungen treffen. Große Geister
haben allerlei vertreten. Es gibt also keinen Grund mit der eigenen Auffassung überheblich
zu werden. Auch innerhalb einer Religion gibt es verschiedene Strömungen. Da kann
es Theisten, Deisten, Pantheisten, Panentheisten und Agnostiker geben.
Die Anhänger der linken Spalte, also Theisten und Deisten, vertreten dabei meist einen Dualismus.
Gott und die Welt werden als zwei verschiedene Substanzen betrachtet, die zwar aufeinander
einwirken können, aber doch getrennt voneinander existieren. Demgegenüber neigen Pantheisten und
Panentheisten eher zum Monismus. Das heißt, Gott ist die einzige Substanz,
die es gibt. Die Welt, wie wir sie kennen ist eine Qualität dieser göttlichen Substanz.
Und was glaubst du? Schreib es in die Kommentare...