Die Zukunft im Blick
Aufschwung 2007
Die deutsche Wirtschaft wächst so stark wie seit Jahren nicht mehr und wird zur Wachstumslokomotive für Europa. Ein Report über die Erfolgsstrategien der Unternehmen und die Hintergründe de Aufschwungs.
Derzeit stimmt einfach alles, sagt Helmut von Monschaw. Der Mann muss es wissen, spricht er doch aus dem Herzen der deutschen Industrie. Helmut von Monschaw ist Geschäftsführer des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinefabriken (VDW), also Sprecher der Branche, die die Fabriken mit den Maschinen beiefert, die später Autos, Möbel oder Solarzellen produzieren. Der Grund seiner Euphorie: Der Auftragseingang in dieser Schlüsselindustrie stieg im ersten Quartal 2007 um satte 40 Prozent – ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Dynamik.
So steht der VDW mit dieser Erfolgsmeldung auch nicht allein. Branchen-übergreifend jagt im Jahr 2007 ein Rekord den anderen. Der weltgrösste Chemiekonzern BASF ist mit 17 Prozent Umsatzsteigerung im ersten Quartal kraftvoll ins Jahr gestartet. Die Deutsche Bank vermeldete im Mai das beste Quartalsergegnis ihrer Geschichte.
Und der Automobilhersteller BMW verkaufte im Juni 2007 so viele Autos wie noch nie einem Monat zuvor. Die Umsätze steigen, die Gewinne sprudeln, und die Konkunkturprognosen werden laufend angehoben. Der Aufschwung ist da.
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos rechnet für dieses Jahr mit einem Wachstum von 2,3 Prozent. Das Münchner ifo-Institut für Wirtschaftsforschung hob im Juni seine Wachstumsprognose für 2007 auf 2,6 Prozent an. Und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erwartet gar 2,8 Prozent Wachstum für Deutschland. Damit liegt die deutsche Wirtschaft nicht nur über dem OECD-Durchschnitt, sonder auch an der Spitze der G7, der sieben führenden Industrienationen.
Die anziehende Konjuktur wiederum steigert die Steuereinnahmen und hilft, die Arbeitslosigkeit zu senken. Im ersten Halbjahr 2007 verzeichnete Bundesfinanzminister Peer Steinbrück einen Anstieg der Steuerreinnahmen um 18,4 Prozent. Er geht von zusätzlichen Steuereinnahmen in Höhe von 200 Milliarden Euro bis 2011 aus.
Und die Zahl der Arbeitslosen ist im vergangenen Monat auf den tiefsten Juniwert seit zwölf Jahren gesunken – auf 3,7 Millionen. Das waren 712000 weniger als vor einem Jahr. Inzwischen wird in manchen Branchen sogar ein Arbeitskräftemangel befürchtet.
Der Begriff Aufschwung scheint mir unzureichend für das, was wir gerade erleben, sagte Aussenminister Frank-Walter Steinmeier dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Ich würde es das dritte Wirtschaftswunder nennen. Das erste Wirtschaftswunder fand beim Wiederaufbau nach 1945 statt, das zweite breit angelegten Reformprozess, der Deutschlands Antwort auf die Globalisierung markiert.
Im Rausch des Aufschwungs titelte die Hamburger Wochenzeitung Die Zeit, um gleich in der Unterzeile zu fragen: Warum sind wir plötzlich so gut? Tatsächlich kommt der Aufschwung für viele Menschen überraschend. Konjunkturexperten hatten vor der Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte zu Beginn des Jahres gewarnt.
Sie könne die Binnennachfrage lahmlegen. Und auch der starke Euro sei eine Gefahr, weil er deutsche Produkte im Ausland verteure und den Export bremsen könne. Beide Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet. Denn der Aufschwung basiert auf einem soliden Fundament.
Die Bundesregierung hat mit Steuersenkungen und Reformen am Arbeitsmarkt die Grundlagen gelegt. Die Unternehmen haben ihre Einkaufs- und Kostenstrukturen optimiert, in innovative Produkte investiert und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöht.
Und die Arbeitnehmer haben durch Lohnzurückhaltung und längere Arbeitszeiten auch ihren Beitrag geleistet. So zählt Die Zeit gleich mehrere Beispiele dafür auf, warum Deutschland – natürlich auch im Umfeld einer wachsenden Weltwirtschaft – so stark ist.
Im Mittelpunkt: der Mittelstand, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Und da vor allem die sogenannten Hidden Champions, also Unternehmen, die zwar weitgehend unbekannt, aber Weltmarktführer in ihrem Bereich sind. Als Riesen aus der Provinz werden sie gefeiert, die verborgenen Stars.
Sie produzieren Tunnelbohrmaschinen, Windkraftanlagen oder Betonpumpen. Ihr Know-how und ihre Produkte sind weltweit gefragt und international im Einsatz. So ist die Firma Putzmeister aus Aichtal gerade am Bau des Turms von Dubai beteiligt, der mit 700 Metern das höchste Gebäude der Welt werden soll.
Oftmals kommen Kunden gar nicht um Produkte made in Germany herum. Denn deutsche Unternehmen sind inzwischen nicht nur in den traditionell starken Branchen wie Maschinenbau, Automobil oder Chemie führend, sondern auch in Zukunftsbranchen wie der Informationstechnologie, der Bio- und Nanotechnologie und nicht zuletzt in der Medizintechnik und bei den erneuerbaren Energien. Das Medizintechnik-Cluster in Tuttlingen in Baden-Württemberg, mit 560 Branchenspezialisten Welthauptstadt für chirurgische Instrumente, treibt die Unternehmen ähnlich Athleten in einem Trainingscamp immer wieder zu Höchstleistungen an.
Und Solarworld, ein vergleichsweise junges Umweltunternehmen, ist auf dem besten Weg, Weltmarktführer zu werden. Dafür baut es seine Produktion massiv aus. Im Juli beschloss die Firma aufgrund des boomenden Exports, die Kapazität seiner geplanten Solarwafer-Fabrik in Freiberg/Sachsen zu verdoppeln Sicherlich profitieren die deutschen Unternehmen in diesen beiden Branchen vom demografischen oder vom Klimawandel. Aber sie haben die globalen Trends auch rechzeitig erkannt.
Der Wandel in Deutschland wird im Ausland aufmerksam verfolgt. Die amerikanische Herald Tribune beschrieb ihn unter dem Titel Vom kranken Mann Europas zum Superstar, der britische Economist titelte nüchtern Deutschlands Wirtschaft kommt zurück. Und Manager von 809 internationalen Unternehmen setzten Deutschland in einer aktuellen Studie der internationalen Unternehmensberatung Ersnt & Young auf Platz eins der attraktivsten Standorte in Europa und auf Platz vier weltweit – hinter China, den USA und Indien. Internationale Investoren schätzen die neue Dynamik und den wiederwachten Optimismus in Deutschland, sagte Peter Englisch, Partner bein Ernst & Young, bei der Präsentation der Studie im Juni in Frankfurt am Main. Heute ist Deutschland die Wachstumslokomotive in Europa.
10 Gründe für Investitionen in Deutschland
Grosser Markt
Deutschland ist mit 82 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Europäische Union und damit auch der grösste Markt in der EU. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von über 2,2 Billionien Euro ist Deutschland die grösste Volkswirtschaft in Europa und die drittstärkste Volkswirtschaft der Welt.
Zentrale Lage
Die zentrale Lage in Europa macht Deutschland zu einer Drehscheibe für Waren und Dienstleistungen. Dabei profitiert Deutschland vor allem von der EU-Erweiterung. So konnte Deutschland als einziges Land der sieben wichtigsten Industrienationen seinen Anteil am Welthandel seit 1995 erhöhen.
Offener Markt
Deutschland ist ein offener Markt und ausländischen Investoren gegenüber sehr aufgeschlossen. Das belegen rund 22000 ausländische Unternehmen, die sich in Deutschland niedergelassen haben und inzwischen über 2,7 Millionen Menschen beschäftigen. Der deutsche Markt ist praktisch in allen Bereichen offen für unternehmerische Investitionen. Es existierten keine staatlich beherrschten Wirtschaftszweige mehr. Aufgrund der hohen Attraktivität der deutschen Unternehmen und der guten Investitionsbedigungen steht Deutschland zunehmend im Fokus ausländischer Private-Equity-Unternehmen und Hedge-Fonds.
Internationaler Standort
Über 7 Millionen Ausländer leben in Deutschland. In einigen Metropolregionen gibt es ausgeprägte ausländische Communities mit eigenen Schulen Kirchen, Geschäften und Restaurants. So leben im Raum Düsseldorf sehr viele Japaner, in Frankfurt und Umgebung viele Koreaner und in Hamburg viele Chinesen. Etwa 70 Prozent der deutschen Arbeiter und Angestellten sprechen Englisch.
Qualifizierte Arbeitnehmer
Deutschland bietet hervorragend qualifizierte, motivierte und verantwortungsbewusste Fackkräfte. Das hohe Niveau der Kenntnisse und Fähigkeiten der deutschen Arbeitskräfte international anerkannt.
383 Hochschulen decken den Bedarf an Spitzenkräften. Ein Pfeiler des deutschen Ausbildungsystems ist das duale System der Berufsausbildung, das innerbetriebliche mit schulischer Ausbildung verbindet und eine anerkannt hohe Ausbildungsqualität hervorbringt die sich eng an den Bedürfnissen der Wirtschaft orientiert.
Hohe Innovationskraft
Auf eine Million Einwohner kommen in Deutschland 277 weltmarktrelevante Patente – so viele wie nirgendwo sonst auf der Erde. Durch die enge Zusammenarbeit der Wirtschaft mit den grossen weltbekannten Forschungseinrichtungen wie den Max-Planck oder Fraunhofer-Instituten werden aus neuen Ideen schnell weltmarkfähige Produkte.
Hoch entwickelte Infrastruktur
Deutschland verfügt über ein dichtes Netz von Autobahnen, Eisenbahnlinien und internationalen Flughäfen. Das garantiert schnelle Verbindungen. Der Flughafen in Frankfurt ist eine internationale Drehscheibe. Der Hamburger Hafen ist einer der grössten Container-Umschlagplätze Europas. Die Kommunikationsinfrastuktur ist in ganzem Land hervorragend ausgebaut.
Hohe Rechtssicherheit
Deutschland ist ein moderner Rechtstaat mit transparenten Regelungen, die für jeden nachvollziehbar sind. Die Vorzüge sind international anerkannt. Das deutsch Rechtssystem ist Vorbild vieler Rechtordnungen in anderen Ländern. Internationale Studien belegen, dass die deutsche Rechtssicherheit bei Investoren hoch im Kurs steht. Unter allen Staaten rangiert Deutschland danach auf dem vierten Platz der rechtssichersten Länder.
Starker Mittelstand
Die deutsche Wirtschaft ist mittelständisch geprägt. 85 Prozent aller Betriebe sind kleine oder mittelgrosse Firmen. Dadurch ist die deutsche Wirtschaft sehr flexibel, vielfältig und wettbewerbsfähig. Viele der hoch spezialisierten mittelständischen Unternehmen sind Weltmarktführer in ihrem Bereich sogenannte Hidden Champions.
Weltbekanntes Markenzeichen
Deutsche Produkte mit dem Gütesiegel Made in Germany stehen weltweit für höchste Qualität. Nicht zuletzt dadurch ist Deutschland seit Jahren Warenexportweltmeister. Besonders stark sind die Branchen Automobil, Maschinenbau, Elektro und Chemie. Stark im Kommen sind Zukunftsbranchen wie die umweltfreundliche Energieerzeugung oder die Nanotechnologie, in der sich alle zwei Jahre die Zahl der Patentanmeldungen verdoppelt. Ausländische Investoren können von dem Gütesiegel Made in Germany profitieren.