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2022 Tagesschau, tagesthemen 25.11.2022, 22:45 Uhr - Wie weit darf Protest

tagesthemen 25.11.2022, 22:45 Uhr - Wie weit darf Protest

* Gong *

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (25.11.2022)

Heute im Studio: Aline Abboud und Jens Riewa.

Willkommen am Freitagabend. Guten Abend.

Sie blockieren einen Flughafen, bewerfen Kunstwerke

Wahlweise mit Kartoffelbrei, Tomatensuppe oder Öl.

Oder Sie kleben sich auf Straßen fest.

Die Letzte Generation schafft es mit ihren Aktionen regelmäßig

in die Schlagzeilen.

Sie sorgen für viel Aufmerksamkeit,

die sie auch wollen, aber auch für viel Kritik.

Ihr Ziel:

Die Regierung zu mehr Klimaschutz zu bewegen.

Aber sind dafür alle Mittel recht?

Die Frage steht im Raum:

Wie weit darf Klimaprotest gehen?

Nutzen die Aktionen ihrem Ziel oder schaden sie eher?

Jaqueline Piwon.

Die Klimaaktivisten verschafften sich mit einer Zange

Zugang zum Flughafengelände des BER.

In der Nähe des Rollfeldes kleben sie sich fest.

Knapp zwei Stunden war der Flugverkehr lahmgelegt.

Aus Sicht vieler Politiker

ist mit dieser Aktion eine neue Dimension erreicht.

Das ist kein legitimer Protest.

Es ist ein gefährlicher Eingriff in den Flugverkehr,

gefährdet Menschen.

Deswegen ist es nicht in Ordnung und muss bestraft werden.

Fünf Männer und eine Frau wurden nach der Aktion vorläufig festgenommen.

Das LKA ermittelt unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs

in den Luftverkehr und Hausfriedensbruchs.

Der Protest wird krasser, die Kritik daran lauter.

Die Grünen zeigen Verständnis für den Zorn der Protestler,

kritisieren aber die Aktion an sich:

Mein Ratschlag an diese jungen Menschen:

Bringt eure Energie ein, dass ihr helft,

dass wir Klimaschutz durchsetzen.

Helft nicht den Gegnern des Klimaschutzes.

Diese Maßnahmen sind Wasser auf die Mühlen von denjenigen,

die gegen Klimaschutz sind.

Das kann nicht Sinn und Zweck dieser Aktion sein.

Schon in den letzten Monaten haben Aktivisten mit ihren Aktionen

öffentliche Debatten um die Verhältnismäßigkeit ausgelöst.

Die FDP fordert die volle Härte des Rechtsstaates.

Wer gefährliche Situationen herbeiführt,

ist mit beiden Beinen jenseits von Demokratie und Rechtsstaat.

Und das können wir uns nicht gefallen lassen.

Die Kritik zieht sich durch alle Parteien.

Diese Klimaextremisten haben einen Punkt erreicht,

wo eine Linie überschritten wurde.

Jetzt muss es Konsequenzen geben.

In Leipzig wurden die Wohnungen von zwei Mitgliedern durchsucht,

die sich in Dresden an ein Kunstwerk geklebt hatten.

In Bayern gingen zuletzt Hunderte Menschen auf die Straße,

weil Klimaaktivisten der in Haft sitzen.

In "Präventivgewahrsam".

Unterstützung kommt von Fridays for Future.

Das eigentliche Thema sei schließlich die Klimakrise:

Der Kern des Protestes ist,

dass die Klimaziele nicht eingehalten werden.

Darum drückt sich die Politik immer wieder,

indem sie versucht, Aktivist*innen zu kriminalisieren.

Die Letzte Generation hat am Abend angekündigt,

ihre Aktionen vorerst für eine Woche auszusetzen.

Wir befinden uns weiter auf der Autobahn

in Richtung Klimahölle.

Und die Bundesregierung drückt weiter aufs Gas.

Das wissen wir, die UN haben das bestätigt

und unser Expertenrat hat das bestätigt.

Wir dürfen nicht ignorieren,

dass wir in den Kollaps unserer Gesellschaft geführt werden.

Man hoffe auf konkrete Entscheidungen der Bundesregierung,

sonst werde der Protest weitergehen.

Erreichen die Protestler mit ihren Aktionen

mehr Aufmerksamkeit für den Klimaschutz?

Darüber habe ich vor der Sendung mit dem Hamburger Klimaforscher

Mojib Latif gesprochen.

Schön, dass Sie da sind. Guten Abend.

Sie warnen als Klimaforscher schon seit Jahrzehnten

vor dem Klimawandel und fordern radikale Veränderungen.

Das Thema hat uns mittlerweile alle erreicht.

Auch dank der radikalen Proteste.

Freut Sie das?

Nein, das freut mich ganz und gar nicht.

Einerseits deswegen, weil wir in einer Demokratie leben.

Niemand steht über dem Gesetz.

Der Zweck heiligt nicht die Mittel.

Andererseits freut es mich nicht, weil es kontraproduktiv ist.

Wir diskutieren nur über die Art des Protestes,

aber nicht darüber, wie wir den Klimawandel begrenzen können.

Welche Maßnahmen wir sofort anwenden könnten.

Also die Letzte Generation, die Art wie sie protestieren,

dafür sind Sie nicht?

Nein, ich bin dagegen.

Das spaltet Gesellschaften.

Wir sehen es in Amerika, wenn Gesellschaften gespalten sind,

geht nichts mehr.

Auch beim Klimaschutz.

Anstelle des Festklebens - wie soll Protest aussehen?

Protest ist gut, man kann friedlich demonstrieren.

Das passiert bei Fridays for Future, wo ich auch selbst auftrete.

Aber es müssen noch mehr Menschen auf die Straße gehen

und den Politikern klarmachen, dass es wirklich wichtig ist.

Aber das machen die ja gerade.

Ja, aber man kann solche Mittel nicht anwenden.

Das ist ein No-Go, denn es gefährdet Menschen.

Und in dem Moment hört der Spaß auf.

Deswegen noch mal:

Es ist wichtig, dass sich möglichst viele Menschen einmischen.

Dass jeder versucht, etwas zu tun.

Nicht gleich zumachen, wenn etwas Neues diskutiert wird,

sondern wir müssen neue Wege gehen.

Das wird am Ende unseren Wohlstand sichern.

Die Letzte Generation schürt Endzeitängste.

Sie scheinen aber optimistischer.

Sie loben die Verdienste Deutschlands im Klimaschutz.

Wie passt das zusammen?

Wir müssen sehen, dass wir eine neue Herausforderung haben.

Die Menschheit muss gemeinsam handeln, alle Länder.

Egal wo CO2 herkommt, es verteilt sich um den Erdball.

Deswegen braucht es internationale Kooperation.

Zwei Zahlen dazu:

Weltweit ist der Ausstoß von CO2 seit 1990 um 60 Prozent gestiegen.

In Deutschland ist er um 40 Prozent gesunken.

Relativ zum weltweiten Ausschuss haben wir also schon viel gemacht.

Auch die erneuerbaren Energien bezahlbarer gemacht.

Deshalb finde ich, dass Deutschland ...

Eine Vorreiterrolle hat.

Aber Deutschland hätte mehr machen können.

Sie warnen regelmäßig vor dem Klimawandel.

Sie haben es gerade angesprochen, dass viele zusammenarbeiten müssen.

Aber können Sie nicht verstehen, wenn man auf die Proteste schaut,

dass die junge Generation Angst vor ihrer Zukunft hat?

Angst ist nie ein guter Ratgeber.

Die Lösungen sind da.

Was wir versuchen müssen ist, die Lösungen zur Anwendung zu bringen.

Wir sollten dafür protestieren, dass mehr Windräder gebaut werden.

Dass öffentliche Gebäude Solardächer haben.

Dass wir andere Länder mitreißen.

Dafür brauchen wir Energie.

Energie darauf zu verschwenden, sich festzukleben,

das ist verschwendete Energie.

Aber protestiert wird ja.

Aber wir müssen nach vorne blicken,

sonst werden wir das enorme Problem nicht lösen können.

Sie haben den Wohlstand schon angesprochen.

Wie kriegen wir jetzt alle ins Boot?

Es geht nicht um Verzicht, sondern um Gewinn.

Letztlich geht es auch um die Sicherung unseres Wohlstandes.

Wir erleben durch den Krieg,

wie unsicher unsere Energieversorgung ist.

Es geht um viel mehr als ums Klima,

wenn wir über erneuerbare Energie sprechen.

Es geht um innere und äußere Sicherheit.

Insofern sollten wir keine Angst vor der Zukunft haben,

sondern unseren Wohlstand durch den Klimaschutz sichern.

Und andere Dinge sichern wir damit dann gleich mit.

Vielen Dank für das Gespräch. Sehr gern.

Auf der Stelle kleben, statt sich fortzubewegen.

Die Meinung zu den Protesten von Jörg Thadeusz vom RBB.

Diese Demonstranten setzen auf die Macht ihres Hinterteils.

Sie sind damit nicht die Ersten.

Ich habe als junger Mann im Hunsrück auf der Wiese gesessen.

Gegen den NATO-Doppelbeschluss.

Die Welt war bereits damals am Ende.

No Future haben wir auf unsere Etuis gekritzelt

und waren uns absolut sicher.

Menschliches Mitgefühl entsteht nicht im Gesäß.

Das haben die und Anhänger der Letzten Generation

in aller Hässlichkeit bewiesen.

Ihnen sind die Nöte von Kurierfahrern egal.

Von Handwerkern, von Hebammen, von Feuerwehrleuten,

von allen Menschen, die unterwegs sein müssen.

In einem der Flugzeuge, die in Berlin ankommen sollten,

saß eine Freundin fest.

Sie war auf dem Weg zu ihrer kranken Schwester.

Die beiden haben keine Stunde zu verschenken.

Die Aktivisten behaupten, sie würden im Namen ihrer Generation sprechen.

Nur gibt es Menschen, die halb so alt sind wie ich und

die lassen sich nicht von aggressiven Anorak-Menschen als Geiseln nehmen.

Im Zentrum für Luft- und Raumfahrt versuchen junge Wissenschaftler

herauszufinden, wie Luftfahrt CO2-frei möglich ist.

Sie lassen sich nicht einschüchtern, vom Albtraum des Weltuntergangs.

Sondern sie tun vieles dafür,

damit der Traum vom Fliegen weitergeträumt werden kann.

Die Forschenden sind nur ein Beispiel für viele junge Persönlichkeiten.

Die kämen leichter in eine Talkshow,

würden sie auf Rigorismus setzen und sich irgendwohin kleben.

Es sind aber Leute,

die sich nicht auf ihren Hintern verlassen.

Stattdessen zapfen sie an einer Kraftquelle:

dem menschlichen Geist.

Die Meinung von Jörg Thadeusz.

Es ist wieder Black Friday.

Alles 30 Prozent günstiger. Quatsch - 50 Prozent.

Solche Werbung werden sie häufiger gesehen, gelesen haben.

Auch in diesem Jahr ist wieder Black Friday

und nach dem Wochenende Cyber Monday.

Offensichtlich sind selbst in Zeiten von Inflation

und hoher Energiepreise die Schnäppchentage anziehend.

Oder gerade deswegen?

Es wird damit gerechnet,

dass an beiden Tagen 5,7 Mrd. Euro ausgegeben werden.

Das ist fast doppelt so viel wie noch vor drei Jahren.

Trotz dieser Umsatzaussichten machen nicht alle Händler mit.

Ann-Brit Bakkenbül.

Hier sind sie bislang stets gegen den Black-Friday Strom geschwommen.

In diesem Jahr gibt es aber zu jeder Bestellung etwas dazu.

Kleine Reparatur-Kistchen.

Nachhaltigkeit gehört zur DNA des Hamburger Modelabels Jan 'n June.

Dazu passen keine Rabattschlachten.

Auch wenn die helfen könnten, den Umsatz anzukurbeln.

Wir haben 2022 mehr als 30 % draufgezahlt

auf die Herstellung unserer Kleidung.

Gleichzeitig beenden wir das Jahr mit einem Minus von 10, 15 %.

Die Inflation drückt aufs Portemonnaie der Kunden.

Die halten sich seit Wochen beim Shoppen zurück.

Man merkt, dass drauf gewartet wird, dass Rabatte kommen.

Das kennen wir aus den letzten Jahren,

aber nicht so extrem.

Der November ist einfach schlecht.

Da kommt der Black Friday genau zur richtigen Zeit.

Mit hohen Rabatten hofft der Handel, die Menschen in Kauflaune zu bringen.

Viele müssen sich inzwischen einschränken, achten auf Schnäppchen.

Man guckt, dass man Dinge kauft, die man braucht.

Wegen dieses Angebots kann man sich das vielleicht leisten,

aber ist nicht immer so.

Man guckt rum, vergleicht die Preise

und freut sich, wenn man einen Schnapper macht.

Die Rabatt-Welle, die in den USA das Weihnachtsgeschäft einläutet,

ist vor einiger Zeit auch nach Deutschland geschwappt.

In diesem Jahr ist die Aktion für den Handel besonders wichtig.

Verbraucher*innen werden in den nächsten Wochen spüren,

dass sie weniger Geld zur Verfügung haben.

Das heißt der Handel sieht zu, dass er den Umsatz mitnimmt,

um gestiegene Energierechnungen zahlen zu können.

Die Aussichten auf attraktive Preise lassen übers Wochenende

einen Umsatz von rund 5,7 Mrd. Euro erwarten.

Das wäre ein Plus von 22 % gegenüber 2021.

Der Hamburger Modedesigner Bahd'or will davon nicht profitieren -

aus Prinzip.

Black Friday doesn“t matter. Finde ich gut.

Aus Protest gegen die Dimension des Black Fridays

setzt er ein Zeichen.

Da machen wir nicht mit und da sagen wir:

Für einen Black Friday zahlt man bei Bahd'or drauf.

Das ist in erster Linie ein Anstoß, um Leuten vor den Kopf zu stoßen.

Dass wirklich jemand zu seinen erhöhten Preisen zuschlägt,

glaubt er nicht.

Und wenn doch: Den Zusatzgewinn will er spenden.

Der Rest der Welt hat sich daran gewöhnt,

mit dem Coronavirus zu leben.

China lässt nicht von seiner Null-Covid-Politik.

Die Behörden registrieren die höchste Zahl an Neuinfektionen

seit dem Ausbruch der Pandemie vor drei Jahren.

412 Mio. Menschen sollen im Land im Lockdown sein.

Der Unmut vieler Menschen über die strikten Regeln steigt -

wie die Überwachung derer mit kritischer Meinung.

Tamara Anthony.

Hier tummeln sich sonst Kauflustige.

Aber Peking gleicht einer Geisterstadt.

Häuserblocks sind im Lockdown, ganze Viertel sind abgesperrt.

Wir sind mit dem Wanderarbeiter Zhang Jianfang verabredet,

der uns mal beim Umzug geholfen hat.

Seit zehn Tagen darf er seine Wohnanlage nicht verlassen.

Wir können kein Geld verdienen.

Die Situation in Peking ist schlecht.

Und das, nachdem das Jahr für uns schwierig war

wegen der Corona-Maßnahmen.

Wir verlassen hektisch den Ort, weil die Polizei kommt.

Sie will Interviews wegen Corona-Maßnahmen verhindern.

Am Morgen wollten wir ihn treffen, einen Essensauslieferer.

Kurz vorher kam die Absage.

Offenbar wurden unsere Nachrichten mitgelesen.

Kurz vor dem Interview wurde er von der Polizei abgeholt

und auf die Wache geführt.

Aus der Wache schickt er Videos.

Erst nach fünf Stunden wird er freigelassen.

Die Behörden im Land werden immer nervöser.

Über soziale Medien verbreiten sich Bilder

von neuen Containerdörfern.

Die erinnern eher an Gefängnisse.

In Peking werden dort

Corona-Infizierte ohne Symptome eingesperrt.

Die Geduld vieler ist nach drei Jahren strikter Maßnahmen am Ende.

Wie bei einem Apple-Zulieferer,

wo Arbeiter seit Wochen auf dem Werksgelände eingesperrt sind.

Sie hatten demonstriert,

weil versprochene Corona-Sonderzahlungen nicht kamen.

Heute brachen Proteste in Urumqi aus.

Die Stadt in der Uiguren-Region ist seit 108 Tagen im Lockdown.

Viele Menschen sind in ihren Wohnungen eingeschlossen.

Auslöser der Proteste:

Ein Feuer im Hochhaus

bei dem zehn Menschen in ihren Wohnungen verbrannten.

Zurück bei unseren Interview-Versuchen in Peking.

Wir werden ständig von Polizeiwagen verfolgt.

Unser Interview-Partner vom Morgen hat sich gemeldet.

Die Leute im weißen Anzug kamen und fragten:

"Mit wem hast du gesprochen?"

Ich habe gesagt,

dass ich mit ausländischen Freunden gesprochen habe.

Darauf sie:

"Du hast ausländische Freunde? Du geht nicht mehr raus."

Er ist hier auf unbestimmte Zeit eingesperrt.

Er zeigt uns per Video sein Zuhause.

Eine Hofanlage, die er sich mit 14 anderen teilt.

Die Küche ist halb draußen. Sein Zimmer ist ohne Fenster.

Der dritte Corona-Winter scheint der schlimmste zu werden.

Gehen wir nach Russland.

Wir blicken auf russische Mütter, die 1996 mit den Porträts

ihrer im Tschetschenienkrieg getöteten Söhne protestieren.

Die nach dem Warum des Feldzuges fragten.

Aus der Demonstration ging eine Menschenrechtsorganisation hervor.

In Putins Russland, wagen Mütter, Ehefrauen und Freundinnen

der eingezogenen Soldaten es kaum, nach dem Warum zu fragen.

Erst recht nicht ihren Präsidenten, der sie heute zum Gespräch bat.

Demian von Osten über ein Leben in Furcht.

Solche Begegnungen sind in Russland selten geworden.

Angehörige von Soldaten, die über ihre Sorgen sprechen.

Tatjana aus einer Provinzstadt in Südrussland ist so eine.

Ihr Freund wurde Mitte Oktober zur russischen Armee eingezogen und

trainiert einige Hundert Kilometer entfernt für den Ukraine-Einsatz.

Wenn ich alleine bin, will ich nur heulen.

Es ist hart.

Mir macht die Situation Angst, Angst um Ivan und die anderen Jungs.

In einer Messenger-Gruppe tauscht sie sich aus

mit Ehefrauen, Eltern und Geschwistern Mobilisierter.

Sie haben eine Petition unterschreiben

für bessere Ausrüstung ihrer Soldaten.

Die Behörde nahm das nur zur Kenntnis.

Tatjana kritisiert,

dass viele Angehörige den Ernst der Lage nicht verstünden.

Unsere Männer können morgen mitgenommen

und ins Unbekannte geschickt werden.

Wie das enden kann verstehen viele nicht,

sie glauben, das ist ein Spiel.

In Russland Spezialoperation genannt.

Tatjanas Tochter musste im Kindergarten

Postkarten mit dem Buchstaben Z malen.

Der steht für Russlands Truppen.

Ihr Sohn schrieb Briefe an Soldaten.

Lieber Soldat, egal wie du heißt, ich möchte dir sagen,

dass ich dich moralisch unterstütze.

Doch bei Tatjana wächst die Angst.

Es geht mir deutlich schlechter,

ich bin angespannt und lebe in Ungewissheit.

Diese Unruhe bei den Menschen hat auch der Kreml mitbekommen.

Das russische Fernsehen zeigt,

wie sich Putin mit Müttern von Soldaten trifft.

Putin tut sich schwer damit,

obwohl die Frauen sorgfältig ausgewählt worden sein dürften.

Diese Mutter hat ihren Sohn verloren.

Er ist getötet worden, aber dank seinem Einsatz leben andere.

Ihr Junge ist ein echter Held, er hat bewusst das getan,

was ihn am Ende das Leben gekostet hat.

Nicht überall in Russland dürften Putins Worte

bei den Angehörigen beruhigend wirken.

Tatjana in der südrussischen Provinz

macht sich große Sorgen um ihren einberufenen Freund.

Das ist kaum auszuhalten.

Ich kann es mir kaum vorstellen, wenn sie ihn an die Front schicken.

Tatjana erzählt, sie fahre regelmäßig in die Kaserne,

um ihrem Freund Dinge vorbeizubringen.

Sie wünscht sich, dass die Kämpfe in der Ukraine schnell aufhören.

Bevor noch mehr russische Soldaten dort ihr Leben verlieren.

Zu weiteren Nachrichten des Tages mit Jens.

Die beginnen mit neuen Regeln für die deutsche Staatsbürgerschaft.

Ausländern in Deutschland soll die Einbürgerung erleichtert werden.

Ein Gesetzentwurf dazu ist laut Innenministeriums fast fertig.

Danach sollen Menschen, die mehrere Jahre hier leben,

die deutsche Staatsbürgerschaft schneller erhalten können als bisher

- und zwar bereits nach fünf Jahren.

Ende 2021 waren etwa 10,7 Mio. Menschen

mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Deutschland gemeldet.

Das Bürgergeld kann - wie geplant - zum Jahresanfang in Kraft treten.

Nach wochenlangem Streit stimmten Bundestag und Bundesrat

heute dem Kompromiss von Ampelkoalition und Union zu.

Die Sozialreform soll das Hartz-IV-System ablösen.

Ebenfalls beschlossen hat das Parlament

heute den Bundeshaushalt für 2023.

Sie liegt damit innerhalb der Grenze der Schuldenbremse.

Die Bundesregierung hat ihren Gesetzentwurf

für die Gas- und Strompreisbremse fertiggestellt.

Das Kabinett billigte den Vorschlag des Wirtschaftsministeriums,

sodass Bundestag und Bundesrat im Dezember darüber abstimmen können.

Ab Januar sollen die Preise für Gas, Strom und Fernwärme

durch staatliche Zuschüsse gedeckelt werden.

Das gilt nur für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs,

damit ein Anreiz bleibt, Energie zu sparen.

Bei Protesten zum Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen

wurden in Istanbul viele Menschen festgenommen.

Hunderte Demonstranten hatten sich auf dem Taksim-Platz versammelt.

Mit Parolen riefen sie auf zur Verteidigung der Freiheit

und dem Ende patriarchaler Gewalt.

Die türkische Polizei veranlasste Straßensperrungen

und versuchte, den Protestmarsch zu verhindern.

In der Gruppe B der Fußball-WM hat der Vize-Europameister England

den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale verpasst.

Das Spiel gegen die USA endete 0:0.

Das Duell zwischen England und den USA entwickelt sich

zur Partie der ungenutzten Möglichkeiten.

Den ersten Akzent setzen die Engländer in Weiß.

Bellingham, Saka - und Kane.

Beste Gelegenheit nach zehn Minuten.

In der Folge die Amerikaner aktiver. England seltsam gehemmt.

Die USA, angetrieben von McKennie und Musah,

erspielen die beste Chance der Partie für Pulisic,

nach gut 30 Minuten.

Das 0:0 zur Pause ist schmeichelhaft für die favorisierten Engländer.

Die USA bleiben in der zweiten Hälfte dominant.

Große Torgefahr strahlen die Stürmer um McKennie nicht mehr aus.

Die Engländer enttäuschend ideenlos. Sie wechseln mehrfach.

Sie kommen aber erst drei Minuten vor dem Ende zu einer Art Torchance

durch Rashford.

Insgesamt bleiben sie harmlos.

Nach der Partie beide Trainer sichtlich erleichtert

über die Punkteteilung.

Aber die Amerikaner waren beim 0:0 die bessere Mannschaft.

Kommen wir zu einem Thema, über das meist nur geredet wird,

wenn die Zahl der Drogentoten veröffentlicht wird:

Das Leben von Drogenabhängigen, die Heroin und Opiate nehmen.

Im letzten Jahr starben daran 1826 Menschen,

so viel wie seit 20 Jahren nicht mehr.

Es ist schwer, den Abhängigen zu helfen.

Es gibt nur wenige, die sich um sie kümmern.

Alexander Noodt war mittendrin in Bremen in einer Welt,

die dringend Hilfe bräuchte.

Ein Crackrausch dauert maximal 15 Minuten,

dann fordert der Körper Nachschub.

Am Bremer Hauptbahnhof treffen Konsumenten und Dealer aufeinander.

Der Suchtdruck ist riesig.

Konsum, Nachschub, Konsum, Nachschub -

alle 15 Minuten.

Ein ununterbrochener Konsum über Tage hinweg.

Das ist ganz neu bei Crack.

Die Sozialarbeiter nehmen wahr, wie die Szene stetig wächst.

Es ploppen täglich neue Leute auf, wo wir nicht wissen,

woher sie kommen und was sie für einen Background haben.

Wer am Bremer Bahnhof Crack konsumiert,

lebt mit dem zermürbenden Drang nach der nächsten Pfeife.

Der letzte Anker in die geordnete Welt sind die Sozialarbeiter

Anna Tibert und Felix Moh.

Sie kennen die Szene - wir halten bewusst Abstand.

Kamerateams sind nicht willkommen -

das werden wir heute noch häufiger erleben.

Auf dem Weg zur Bremer Drogenambulanz.

Das ist ein Ort, wo die Drogenszene stattfindet.

Hinter dieser Tür

gibt es medizinische Hilfe und Gesprächsangebote.

Ein geschützter Raum - drinnen sollen wir nicht drehen.

Vor der Tür verscheucht die Kamera schnell die Konsumenten.

Hier werden sie geduldet,

es ist ein Ort, an dem Bremen Drogenkranke toleriert.

Es ist kein Ort, an dem sich Menschen gerne aufhalten.

Das ist aber der einzige Ort, der zur Verfügung steht.

Es fehlt an Alternativen.

Wir können nur basal helfen, wir können helfen,

am Leben zu bleiben.

Wir können keine Perspektiven bieten.

Es gibt nur einen provisorischen Konsumraum.

Eine feste Einrichtung fehlt bisher - 2024 soll sie fertig sein.

Die kurzfristige Antwort der Politik sind stärkere Polizeikontrollen.

Sie schrecken auf, das Problem lösen sie aber nicht.

Ortswechsel in den Park hinter dem Hauptbahnhof.

Hier sind ein paar Kanülen.

Matthias Schoth wohnt direkt neben dem Park.

Da sollte man vorsichtig sein, denn wenn man da in Kot tritt,

ist das nicht vom Tier.

Die Funde auf und unter dem Laub, lassen erahnen,

wofür der Park genutzt wird und wer sich hier aufhält.

Die Bank ist auch oft frequentiert von Heroinabhängigen.

Am Elefanten ist mehr die Crackszene zu Hause.

Die verschwinden sofort, wenn sie die Kamera sehen.

Die ziehen die Mütze runter und verschwinden.

Offner Crack-Konsum gehört inzwischen zum Bild des Parks.

Matthias Schoth ist ein Konsument schon einmal sehr nahegekommen.

Als er zu einer Radtour aufbrechen will,

versperrt ein Konsument den Eingang.

Wir haben 30 Minuten gewartet, bis der Herr fertig war.

Er hätte gern den Park zurück und würde sich wünschen,

dass es endlich einen Ort für die Drogenkranken gibt.

Zurück vor den Bahnhof.

Anna Tibert und Felix Moh motiviert,

dass es immer wieder Menschen raus aus der Cracksucht schaffen.

Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft sich fragt:

Was führt dazu, dass Menschen so wenig Teilhabe haben,

dass sie so enden.

Und nicht mit dem Finger draufzeigen.

Ich wünsche mir, dass Menschen, die vorbeigehen,

Menschen sehen und keine Abhängigen, die stören.

Sie bleiben am Bremer Hauptbahnhof, an der Seite derjenigen,

für die Bremen bislang keinen lebenswerten Ort gefunden hat.

Er wurde "zorniger junger Mann" genannt,

kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.

Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger

wollte nicht ertragen, dass Nazi-Traditionen weiterlebten.

Der Protest gegen das Gestrige, das vermeintlich so Etablierte,

sollte das Leben von Enzensberger bestimmen.

Mit klugen Sätzen in Büchern und lauten Worten auf den Podien

wurde er einer der führenden Intellektuellen Deutschlands.

Gestern ist Enzensberger mit 93 Jahren gestorben.

Peter Jagla und Daniel Satra.

Was Sie vor Augen haben, meine Damen und Herren,

dieses Gewimmel, das sind Buchstaben.

Buchstaben:

Für Hans Magnus Enzensberger waren sie sein Leben und Ventil.

Er formte sie zu Kritik.

Geboren 1929 in Kaufbeuren wird er zum kritischen Geist

und eine weltweit geachtete intellektuelle Instanz.

In der Studentenbewegung der 68er debattiert er sich zum Wortführer.

Mit anderen Intellektuellen und Literaturkritikern

gehört er zur Gruppe 47.

Die stieß bis in die 60er

wichtige Diskussionen in der jungen Bundesrepublik an.

Enzensberger schreibt im Kursbuch über weltpolitische Zusammenhänge.

Weit gereist und weltgewandt arbeitet er als Dichter,

Essayist, Herausgeber, Übersetzer.

Englisch, Französisch, bisschen Norwegisch, Spanisch,

klein bisschen Italienisch habe ich mir auch angeschafft.

Ich übersetze gern.

Es ist einer der Berufe, die ein Dichter heutzutage eben hat.

Seine Essays über Krieg, Gentechnik oder soziale Gerechtigkeit

sind Zeugnisse eines unabhängigen Denkers.

Mal schreibt er humorvoll,

dann kommentiert er scharf die politische Lage.

Immer kritisch – nie dogmatisch:

Adenauer war ein Inbegriff eines autoritären Kanzlers.

Das hat uns alles nicht gefallen. Die Perspektive ändert sich.

Heute macht es mir nichts aus,

die Verdienste Adenauers zu formulieren.

Mit 33 Jahren zählt er zu den jüngsten Georg-Büchner-Preisträgern.

2015 bekommt er den Frank-Schirrmacher-Preis.

Auch für den Literaturnobelpreis wurde Enzensberger vorgeschlagen.

Ein intellektueller Aufklärer.

Fernsehen empfand er dagegen als "Nullmedium".

Ich glaube nicht ans Fernsehen.

Fernsehen mache Menschen zu passiven Konsumenten.

Die Digitalisierung lasse sie zu Konsummaschinen werden.

Zum Thema Tod soll er Gottfried Benn zitiert haben:

"Am schlimmsten:

Nicht im Sommer sterben, wenn alles hell ist

und die Erde für Spaten leicht."

Gestern – im November - starb er mit 93 Jahren.

Seine analogen Gedanken überleben im Deutschen Literaturarchiv Marbach.

Dort steht auch Enzensbergers Poesieautomat,

der auf Knopfdruck dichtet.

Ein Gewimmel von Buchstaben.

Am Ende der Sendung sehen wir,

dass Konferenzen auch Erfolge haben können.

Für Tigerhaie etwa, deren Handel soll nun streng kontrolliert werden,

wie auch der anderer Hai- und Rochenarten.

Hat die Weltartenkonferenz heute beschlossen.

Tierschützer nennen das historisch.

Zum Wetter.

Sven, wie wird das Wochenende?

Das war ein interessanter Bildwechsel.

Am Wochenende ist der erste Advent.

Wir haben typisches Novemberwetter.

Ich will kurz auf etwas anderes schauen:

Gestern Abend habe ich gesagt,

viele Regionen Europas sind derzeit sehr warm.

Abweichend vom derzeitigen Mittel.

In Asien liegen die Temperaturen weit im Minusbereich.

In Argentinien gibt es momentan eine Hitzewelle.

Wenn man sich überlegt, dass das übersetzt der Mai ist,

dann sind das ungewöhnlich hohe Temperaturen.

Jetzt gucken wir zu uns.

Das Frontensystem zieht nach Osten.

Dahinter lockert es auf.

Es bilden sich Nebel- und Hochnebelfelder.

Dann kommt die Sonne raus.

Wir gucken auf die nächsten Tage:

Am Sonntag ist es grau.

Zwischendurch kommt länger die Sonne raus.

Später kann es regnen.

Am Montag wird es eher regnen.

Vielen Dank für die Aussichten.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht es weiter mit der "Sportschau Thema",

natürlich zur Fußball-WM in Katar.

Und einer Diskussion darüber wie politisch der Sport ist,

etwa am Beispiel des heutigen Iranspiels.

Wir sind morgen wieder da

und wünschen Ihnen einen angenehmen Abend.

Tschüss.

Copyright Untertitel: NDR 2022


tagesthemen 25.11.2022, 22:45 Uhr - Wie weit darf Protest tagesthemen 25.11.2022, 22:45 Uhr - How far may protest go? tagesthemen 25.11.2022, 22:45 - Jusqu'où peut aller la protestation ? tagesthemen 25.11.2022, 22:45 - Fin dove può arrivare la protesta? tagesthemen 25.11.2022, 22:45 - Jak daleko może posunąć się protest? tagesthemen 25.11.2022, 22:45 - Как далеко может зайти протест?

* Gong * * gong *

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen. Here is the first German television with the daily topics.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (25.11.2022) This show was subtitled live by NDR (25.11.2022) Bu şovun altyazısı NDR tarafından canlı yayınlandı (25.11.2022)

Heute im Studio: Aline Abboud und Jens Riewa. In the studio today: Aline Abboud and Jens Riewa. Bugün stüdyoda: Aline Abboud ve Jens Riewa.

Willkommen am Freitagabend. Cuma gecesine hoş geldiniz. Guten Abend.

Sie blockieren einen Flughafen, bewerfen Kunstwerke Bir havaalanını bloke ederler, sanat eserlerini fırlatırlar

Wahlweise mit Kartoffelbrei, Tomatensuppe oder Öl.

Oder Sie kleben sich auf Straßen fest.

Die Letzte Generation schafft es mit ihren Aktionen regelmäßig The last generation makes it with their actions regularly

in die Schlagzeilen.

Sie sorgen für viel Aufmerksamkeit, They draw a lot of attention

die sie auch wollen, aber auch für viel Kritik. which they also want, but also for a lot of criticism.

Ihr Ziel:

Die Regierung zu mehr Klimaschutz zu bewegen. Getting the government to do more climate protection.

Aber sind dafür alle Mittel recht? But are all means right for this?

Die Frage steht im Raum: The question is in the room:

Wie weit darf Klimaprotest gehen?

Nutzen die Aktionen ihrem Ziel oder schaden sie eher? Do the actions benefit their goal or do they harm?

Jaqueline Piwon.

Die Klimaaktivisten verschafften sich mit einer Zange The climate activists procured themselves with pliers

Zugang zum Flughafengelände des BER. Access to the airport area of BER.

In der Nähe des Rollfeldes kleben sie sich fest.

Knapp zwei Stunden war der Flugverkehr lahmgelegt.

Aus Sicht vieler Politiker From the point of view of many politicians

ist mit dieser Aktion eine neue Dimension erreicht.

Das ist kein legitimer Protest.

Es ist ein gefährlicher Eingriff in den Flugverkehr, It is a dangerous intervention in air traffic,

gefährdet Menschen. endangers people.

Deswegen ist es nicht in Ordnung und muss bestraft werden. That is why it is wrong and must be punished.

Fünf Männer und eine Frau wurden nach der Aktion vorläufig festgenommen.

Das LKA ermittelt unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs

in den Luftverkehr und Hausfriedensbruchs.

Der Protest wird krasser, die Kritik daran lauter.

Die Grünen zeigen Verständnis für den Zorn der Protestler,

kritisieren aber die Aktion an sich:

Mein Ratschlag an diese jungen Menschen:

Bringt eure Energie ein, dass ihr helft,

dass wir Klimaschutz durchsetzen.

Helft nicht den Gegnern des Klimaschutzes.

Diese Maßnahmen sind Wasser auf die Mühlen von denjenigen,

die gegen Klimaschutz sind.

Das kann nicht Sinn und Zweck dieser Aktion sein.

Schon in den letzten Monaten haben Aktivisten mit ihren Aktionen

öffentliche Debatten um die Verhältnismäßigkeit ausgelöst.

Die FDP fordert die volle Härte des Rechtsstaates.

Wer gefährliche Situationen herbeiführt,

ist mit beiden Beinen jenseits von Demokratie und Rechtsstaat.

Und das können wir uns nicht gefallen lassen.

Die Kritik zieht sich durch alle Parteien.

Diese Klimaextremisten haben einen Punkt erreicht,

wo eine Linie überschritten wurde.

Jetzt muss es Konsequenzen geben.

In Leipzig wurden die Wohnungen von zwei Mitgliedern durchsucht,

die sich in Dresden an ein Kunstwerk geklebt hatten.

In Bayern gingen zuletzt Hunderte Menschen auf die Straße,

weil Klimaaktivisten der in Haft sitzen.

In "Präventivgewahrsam".

Unterstützung kommt von Fridays for Future.

Das eigentliche Thema sei schließlich die Klimakrise:

Der Kern des Protestes ist,

dass die Klimaziele nicht eingehalten werden.

Darum drückt sich die Politik immer wieder,

indem sie versucht, Aktivist*innen zu kriminalisieren.

Die Letzte Generation hat am Abend angekündigt,

ihre Aktionen vorerst für eine Woche auszusetzen.

Wir befinden uns weiter auf der Autobahn

in Richtung Klimahölle.

Und die Bundesregierung drückt weiter aufs Gas.

Das wissen wir, die UN haben das bestätigt

und unser Expertenrat hat das bestätigt.

Wir dürfen nicht ignorieren,

dass wir in den Kollaps unserer Gesellschaft geführt werden.

Man hoffe auf konkrete Entscheidungen der Bundesregierung,

sonst werde der Protest weitergehen.

Erreichen die Protestler mit ihren Aktionen

mehr Aufmerksamkeit für den Klimaschutz?

Darüber habe ich vor der Sendung mit dem Hamburger Klimaforscher

Mojib Latif gesprochen.

Schön, dass Sie da sind. Guten Abend.

Sie warnen als Klimaforscher schon seit Jahrzehnten

vor dem Klimawandel und fordern radikale Veränderungen.

Das Thema hat uns mittlerweile alle erreicht.

Auch dank der radikalen Proteste.

Freut Sie das?

Nein, das freut mich ganz und gar nicht.

Einerseits deswegen, weil wir in einer Demokratie leben.

Niemand steht über dem Gesetz.

Der Zweck heiligt nicht die Mittel.

Andererseits freut es mich nicht, weil es kontraproduktiv ist.

Wir diskutieren nur über die Art des Protestes,

aber nicht darüber, wie wir den Klimawandel begrenzen können.

Welche Maßnahmen wir sofort anwenden könnten.

Also die Letzte Generation, die Art wie sie protestieren,

dafür sind Sie nicht?

Nein, ich bin dagegen.

Das spaltet Gesellschaften.

Wir sehen es in Amerika, wenn Gesellschaften gespalten sind,

geht nichts mehr.

Auch beim Klimaschutz.

Anstelle des Festklebens - wie soll Protest aussehen?

Protest ist gut, man kann friedlich demonstrieren.

Das passiert bei Fridays for Future, wo ich auch selbst auftrete.

Aber es müssen noch mehr Menschen auf die Straße gehen

und den Politikern klarmachen, dass es wirklich wichtig ist.

Aber das machen die ja gerade.

Ja, aber man kann solche Mittel nicht anwenden.

Das ist ein No-Go, denn es gefährdet Menschen.

Und in dem Moment hört der Spaß auf.

Deswegen noch mal:

Es ist wichtig, dass sich möglichst viele Menschen einmischen.

Dass jeder versucht, etwas zu tun.

Nicht gleich zumachen, wenn etwas Neues diskutiert wird,

sondern wir müssen neue Wege gehen.

Das wird am Ende unseren Wohlstand sichern.

Die Letzte Generation schürt Endzeitängste.

Sie scheinen aber optimistischer.

Sie loben die Verdienste Deutschlands im Klimaschutz.

Wie passt das zusammen?

Wir müssen sehen, dass wir eine neue Herausforderung haben.

Die Menschheit muss gemeinsam handeln, alle Länder.

Egal wo CO2 herkommt, es verteilt sich um den Erdball.

Deswegen braucht es internationale Kooperation.

Zwei Zahlen dazu:

Weltweit ist der Ausstoß von CO2 seit 1990 um 60 Prozent gestiegen.

In Deutschland ist er um 40 Prozent gesunken.

Relativ zum weltweiten Ausschuss haben wir also schon viel gemacht.

Auch die erneuerbaren Energien bezahlbarer gemacht.

Deshalb finde ich, dass Deutschland ...

Eine Vorreiterrolle hat.

Aber Deutschland hätte mehr machen können.

Sie warnen regelmäßig vor dem Klimawandel.

Sie haben es gerade angesprochen, dass viele zusammenarbeiten müssen.

Aber können Sie nicht verstehen, wenn man auf die Proteste schaut,

dass die junge Generation Angst vor ihrer Zukunft hat?

Angst ist nie ein guter Ratgeber.

Die Lösungen sind da.

Was wir versuchen müssen ist, die Lösungen zur Anwendung zu bringen.

Wir sollten dafür protestieren, dass mehr Windräder gebaut werden.

Dass öffentliche Gebäude Solardächer haben.

Dass wir andere Länder mitreißen.

Dafür brauchen wir Energie.

Energie darauf zu verschwenden, sich festzukleben,

das ist verschwendete Energie.

Aber protestiert wird ja.

Aber wir müssen nach vorne blicken,

sonst werden wir das enorme Problem nicht lösen können.

Sie haben den Wohlstand schon angesprochen.

Wie kriegen wir jetzt alle ins Boot?

Es geht nicht um Verzicht, sondern um Gewinn.

Letztlich geht es auch um die Sicherung unseres Wohlstandes.

Wir erleben durch den Krieg,

wie unsicher unsere Energieversorgung ist.

Es geht um viel mehr als ums Klima,

wenn wir über erneuerbare Energie sprechen.

Es geht um innere und äußere Sicherheit.

Insofern sollten wir keine Angst vor der Zukunft haben,

sondern unseren Wohlstand durch den Klimaschutz sichern.

Und andere Dinge sichern wir damit dann gleich mit.

Vielen Dank für das Gespräch. Sehr gern.

Auf der Stelle kleben, statt sich fortzubewegen.

Die Meinung zu den Protesten von Jörg Thadeusz vom RBB.

Diese Demonstranten setzen auf die Macht ihres Hinterteils.

Sie sind damit nicht die Ersten.

Ich habe als junger Mann im Hunsrück auf der Wiese gesessen.

Gegen den NATO-Doppelbeschluss.

Die Welt war bereits damals am Ende.

No Future haben wir auf unsere Etuis gekritzelt

und waren uns absolut sicher.

Menschliches Mitgefühl entsteht nicht im Gesäß.

Das haben die und Anhänger der Letzten Generation

in aller Hässlichkeit bewiesen.

Ihnen sind die Nöte von Kurierfahrern egal.

Von Handwerkern, von Hebammen, von Feuerwehrleuten,

von allen Menschen, die unterwegs sein müssen.

In einem der Flugzeuge, die in Berlin ankommen sollten,

saß eine Freundin fest.

Sie war auf dem Weg zu ihrer kranken Schwester.

Die beiden haben keine Stunde zu verschenken.

Die Aktivisten behaupten, sie würden im Namen ihrer Generation sprechen.

Nur gibt es Menschen, die halb so alt sind wie ich und

die lassen sich nicht von aggressiven Anorak-Menschen als Geiseln nehmen.

Im Zentrum für Luft- und Raumfahrt versuchen junge Wissenschaftler

herauszufinden, wie Luftfahrt CO2-frei möglich ist.

Sie lassen sich nicht einschüchtern, vom Albtraum des Weltuntergangs.

Sondern sie tun vieles dafür,

damit der Traum vom Fliegen weitergeträumt werden kann.

Die Forschenden sind nur ein Beispiel für viele junge Persönlichkeiten.

Die kämen leichter in eine Talkshow,

würden sie auf Rigorismus setzen und sich irgendwohin kleben.

Es sind aber Leute,

die sich nicht auf ihren Hintern verlassen.

Stattdessen zapfen sie an einer Kraftquelle:

dem menschlichen Geist.

Die Meinung von Jörg Thadeusz.

Es ist wieder Black Friday.

Alles 30 Prozent günstiger. Quatsch - 50 Prozent.

Solche Werbung werden sie häufiger gesehen, gelesen haben.

Auch in diesem Jahr ist wieder Black Friday

und nach dem Wochenende Cyber Monday.

Offensichtlich sind selbst in Zeiten von Inflation

und hoher Energiepreise die Schnäppchentage anziehend.

Oder gerade deswegen?

Es wird damit gerechnet,

dass an beiden Tagen 5,7 Mrd. Euro ausgegeben werden.

Das ist fast doppelt so viel wie noch vor drei Jahren.

Trotz dieser Umsatzaussichten machen nicht alle Händler mit.

Ann-Brit Bakkenbül.

Hier sind sie bislang stets gegen den Black-Friday Strom geschwommen.

In diesem Jahr gibt es aber zu jeder Bestellung etwas dazu.

Kleine Reparatur-Kistchen.

Nachhaltigkeit gehört zur DNA des Hamburger Modelabels Jan 'n June.

Dazu passen keine Rabattschlachten.

Auch wenn die helfen könnten, den Umsatz anzukurbeln.

Wir haben 2022 mehr als 30 % draufgezahlt

auf die Herstellung unserer Kleidung.

Gleichzeitig beenden wir das Jahr mit einem Minus von 10, 15 %.

Die Inflation drückt aufs Portemonnaie der Kunden.

Die halten sich seit Wochen beim Shoppen zurück.

Man merkt, dass drauf gewartet wird, dass Rabatte kommen.

Das kennen wir aus den letzten Jahren,

aber nicht so extrem.

Der November ist einfach schlecht.

Da kommt der Black Friday genau zur richtigen Zeit.

Mit hohen Rabatten hofft der Handel, die Menschen in Kauflaune zu bringen.

Viele müssen sich inzwischen einschränken, achten auf Schnäppchen.

Man guckt, dass man Dinge kauft, die man braucht.

Wegen dieses Angebots kann man sich das vielleicht leisten,

aber ist nicht immer so.

Man guckt rum, vergleicht die Preise

und freut sich, wenn man einen Schnapper macht.

Die Rabatt-Welle, die in den USA das Weihnachtsgeschäft einläutet,

ist vor einiger Zeit auch nach Deutschland geschwappt.

In diesem Jahr ist die Aktion für den Handel besonders wichtig.

Verbraucher*innen werden in den nächsten Wochen spüren,

dass sie weniger Geld zur Verfügung haben.

Das heißt der Handel sieht zu, dass er den Umsatz mitnimmt,

um gestiegene Energierechnungen zahlen zu können.

Die Aussichten auf attraktive Preise lassen übers Wochenende

einen Umsatz von rund 5,7 Mrd. Euro erwarten.

Das wäre ein Plus von 22 % gegenüber 2021.

Der Hamburger Modedesigner Bahd'or will davon nicht profitieren -

aus Prinzip.

Black Friday doesn“t matter. Finde ich gut.

Aus Protest gegen die Dimension des Black Fridays

setzt er ein Zeichen.

Da machen wir nicht mit und da sagen wir:

Für einen Black Friday zahlt man bei Bahd'or drauf.

Das ist in erster Linie ein Anstoß, um Leuten vor den Kopf zu stoßen.

Dass wirklich jemand zu seinen erhöhten Preisen zuschlägt,

glaubt er nicht.

Und wenn doch: Den Zusatzgewinn will er spenden.

Der Rest der Welt hat sich daran gewöhnt,

mit dem Coronavirus zu leben.

China lässt nicht von seiner Null-Covid-Politik.

Die Behörden registrieren die höchste Zahl an Neuinfektionen

seit dem Ausbruch der Pandemie vor drei Jahren.

412 Mio. Menschen sollen im Land im Lockdown sein.

Der Unmut vieler Menschen über die strikten Regeln steigt -

wie die Überwachung derer mit kritischer Meinung.

Tamara Anthony.

Hier tummeln sich sonst Kauflustige.

Aber Peking gleicht einer Geisterstadt.

Häuserblocks sind im Lockdown, ganze Viertel sind abgesperrt.

Wir sind mit dem Wanderarbeiter Zhang Jianfang verabredet,

der uns mal beim Umzug geholfen hat.

Seit zehn Tagen darf er seine Wohnanlage nicht verlassen.

Wir können kein Geld verdienen.

Die Situation in Peking ist schlecht.

Und das, nachdem das Jahr für uns schwierig war

wegen der Corona-Maßnahmen.

Wir verlassen hektisch den Ort, weil die Polizei kommt.

Sie will Interviews wegen Corona-Maßnahmen verhindern.

Am Morgen wollten wir ihn treffen, einen Essensauslieferer.

Kurz vorher kam die Absage.

Offenbar wurden unsere Nachrichten mitgelesen.

Kurz vor dem Interview wurde er von der Polizei abgeholt

und auf die Wache geführt.

Aus der Wache schickt er Videos.

Erst nach fünf Stunden wird er freigelassen.

Die Behörden im Land werden immer nervöser.

Über soziale Medien verbreiten sich Bilder

von neuen Containerdörfern.

Die erinnern eher an Gefängnisse.

In Peking werden dort

Corona-Infizierte ohne Symptome eingesperrt.

Die Geduld vieler ist nach drei Jahren strikter Maßnahmen am Ende.

Wie bei einem Apple-Zulieferer,

wo Arbeiter seit Wochen auf dem Werksgelände eingesperrt sind.

Sie hatten demonstriert,

weil versprochene Corona-Sonderzahlungen nicht kamen.

Heute brachen Proteste in Urumqi aus.

Die Stadt in der Uiguren-Region ist seit 108 Tagen im Lockdown.

Viele Menschen sind in ihren Wohnungen eingeschlossen.

Auslöser der Proteste:

Ein Feuer im Hochhaus

bei dem zehn Menschen in ihren Wohnungen verbrannten.

Zurück bei unseren Interview-Versuchen in Peking.

Wir werden ständig von Polizeiwagen verfolgt.

Unser Interview-Partner vom Morgen hat sich gemeldet.

Die Leute im weißen Anzug kamen und fragten:

"Mit wem hast du gesprochen?"

Ich habe gesagt,

dass ich mit ausländischen Freunden gesprochen habe.

Darauf sie:

"Du hast ausländische Freunde? Du geht nicht mehr raus."

Er ist hier auf unbestimmte Zeit eingesperrt.

Er zeigt uns per Video sein Zuhause.

Eine Hofanlage, die er sich mit 14 anderen teilt.

Die Küche ist halb draußen. Sein Zimmer ist ohne Fenster.

Der dritte Corona-Winter scheint der schlimmste zu werden.

Gehen wir nach Russland.

Wir blicken auf russische Mütter, die 1996 mit den Porträts

ihrer im Tschetschenienkrieg getöteten Söhne protestieren.

Die nach dem Warum des Feldzuges fragten.

Aus der Demonstration ging eine Menschenrechtsorganisation hervor.

In Putins Russland, wagen Mütter, Ehefrauen und Freundinnen

der eingezogenen Soldaten es kaum, nach dem Warum zu fragen.

Erst recht nicht ihren Präsidenten, der sie heute zum Gespräch bat.

Demian von Osten über ein Leben in Furcht.

Solche Begegnungen sind in Russland selten geworden.

Angehörige von Soldaten, die über ihre Sorgen sprechen.

Tatjana aus einer Provinzstadt in Südrussland ist so eine.

Ihr Freund wurde Mitte Oktober zur russischen Armee eingezogen und

trainiert einige Hundert Kilometer entfernt für den Ukraine-Einsatz.

Wenn ich alleine bin, will ich nur heulen.

Es ist hart.

Mir macht die Situation Angst, Angst um Ivan und die anderen Jungs.

In einer Messenger-Gruppe tauscht sie sich aus

mit Ehefrauen, Eltern und Geschwistern Mobilisierter.

Sie haben eine Petition unterschreiben

für bessere Ausrüstung ihrer Soldaten.

Die Behörde nahm das nur zur Kenntnis.

Tatjana kritisiert,

dass viele Angehörige den Ernst der Lage nicht verstünden.

Unsere Männer können morgen mitgenommen

und ins Unbekannte geschickt werden.

Wie das enden kann verstehen viele nicht,

sie glauben, das ist ein Spiel.

In Russland Spezialoperation genannt.

Tatjanas Tochter musste im Kindergarten

Postkarten mit dem Buchstaben Z malen.

Der steht für Russlands Truppen.

Ihr Sohn schrieb Briefe an Soldaten.

Lieber Soldat, egal wie du heißt, ich möchte dir sagen,

dass ich dich moralisch unterstütze.

Doch bei Tatjana wächst die Angst.

Es geht mir deutlich schlechter,

ich bin angespannt und lebe in Ungewissheit.

Diese Unruhe bei den Menschen hat auch der Kreml mitbekommen.

Das russische Fernsehen zeigt,

wie sich Putin mit Müttern von Soldaten trifft.

Putin tut sich schwer damit,

obwohl die Frauen sorgfältig ausgewählt worden sein dürften.

Diese Mutter hat ihren Sohn verloren.

Er ist getötet worden, aber dank seinem Einsatz leben andere.

Ihr Junge ist ein echter Held, er hat bewusst das getan,

was ihn am Ende das Leben gekostet hat.

Nicht überall in Russland dürften Putins Worte

bei den Angehörigen beruhigend wirken.

Tatjana in der südrussischen Provinz

macht sich große Sorgen um ihren einberufenen Freund.

Das ist kaum auszuhalten.

Ich kann es mir kaum vorstellen, wenn sie ihn an die Front schicken.

Tatjana erzählt, sie fahre regelmäßig in die Kaserne,

um ihrem Freund Dinge vorbeizubringen.

Sie wünscht sich, dass die Kämpfe in der Ukraine schnell aufhören.

Bevor noch mehr russische Soldaten dort ihr Leben verlieren.

Zu weiteren Nachrichten des Tages mit Jens.

Die beginnen mit neuen Regeln für die deutsche Staatsbürgerschaft.

Ausländern in Deutschland soll die Einbürgerung erleichtert werden.

Ein Gesetzentwurf dazu ist laut Innenministeriums fast fertig.

Danach sollen Menschen, die mehrere Jahre hier leben,

die deutsche Staatsbürgerschaft schneller erhalten können als bisher

- und zwar bereits nach fünf Jahren.

Ende 2021 waren etwa 10,7 Mio. Menschen

mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Deutschland gemeldet.

Das Bürgergeld kann - wie geplant - zum Jahresanfang in Kraft treten.

Nach wochenlangem Streit stimmten Bundestag und Bundesrat

heute dem Kompromiss von Ampelkoalition und Union zu.

Die Sozialreform soll das Hartz-IV-System ablösen.

Ebenfalls beschlossen hat das Parlament

heute den Bundeshaushalt für 2023.

Sie liegt damit innerhalb der Grenze der Schuldenbremse.

Die Bundesregierung hat ihren Gesetzentwurf

für die Gas- und Strompreisbremse fertiggestellt.

Das Kabinett billigte den Vorschlag des Wirtschaftsministeriums,

sodass Bundestag und Bundesrat im Dezember darüber abstimmen können.

Ab Januar sollen die Preise für Gas, Strom und Fernwärme

durch staatliche Zuschüsse gedeckelt werden.

Das gilt nur für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs,

damit ein Anreiz bleibt, Energie zu sparen.

Bei Protesten zum Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen

wurden in Istanbul viele Menschen festgenommen.

Hunderte Demonstranten hatten sich auf dem Taksim-Platz versammelt.

Mit Parolen riefen sie auf zur Verteidigung der Freiheit

und dem Ende patriarchaler Gewalt.

Die türkische Polizei veranlasste Straßensperrungen

und versuchte, den Protestmarsch zu verhindern.

In der Gruppe B der Fußball-WM hat der Vize-Europameister England

den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale verpasst.

Das Spiel gegen die USA endete 0:0.

Das Duell zwischen England und den USA entwickelt sich

zur Partie der ungenutzten Möglichkeiten.

Den ersten Akzent setzen die Engländer in Weiß.

Bellingham, Saka - und Kane.

Beste Gelegenheit nach zehn Minuten.

In der Folge die Amerikaner aktiver. England seltsam gehemmt.

Die USA, angetrieben von McKennie und Musah,

erspielen die beste Chance der Partie für Pulisic,

nach gut 30 Minuten.

Das 0:0 zur Pause ist schmeichelhaft für die favorisierten Engländer.

Die USA bleiben in der zweiten Hälfte dominant.

Große Torgefahr strahlen die Stürmer um McKennie nicht mehr aus.

Die Engländer enttäuschend ideenlos. Sie wechseln mehrfach.

Sie kommen aber erst drei Minuten vor dem Ende zu einer Art Torchance

durch Rashford.

Insgesamt bleiben sie harmlos.

Nach der Partie beide Trainer sichtlich erleichtert

über die Punkteteilung.

Aber die Amerikaner waren beim 0:0 die bessere Mannschaft.

Kommen wir zu einem Thema, über das meist nur geredet wird,

wenn die Zahl der Drogentoten veröffentlicht wird:

Das Leben von Drogenabhängigen, die Heroin und Opiate nehmen.

Im letzten Jahr starben daran 1826 Menschen,

so viel wie seit 20 Jahren nicht mehr.

Es ist schwer, den Abhängigen zu helfen.

Es gibt nur wenige, die sich um sie kümmern.

Alexander Noodt war mittendrin in Bremen in einer Welt,

die dringend Hilfe bräuchte.

Ein Crackrausch dauert maximal 15 Minuten,

dann fordert der Körper Nachschub.

Am Bremer Hauptbahnhof treffen Konsumenten und Dealer aufeinander.

Der Suchtdruck ist riesig.

Konsum, Nachschub, Konsum, Nachschub -

alle 15 Minuten.

Ein ununterbrochener Konsum über Tage hinweg.

Das ist ganz neu bei Crack.

Die Sozialarbeiter nehmen wahr, wie die Szene stetig wächst.

Es ploppen täglich neue Leute auf, wo wir nicht wissen,

woher sie kommen und was sie für einen Background haben.

Wer am Bremer Bahnhof Crack konsumiert,

lebt mit dem zermürbenden Drang nach der nächsten Pfeife.

Der letzte Anker in die geordnete Welt sind die Sozialarbeiter

Anna Tibert und Felix Moh.

Sie kennen die Szene - wir halten bewusst Abstand.

Kamerateams sind nicht willkommen -

das werden wir heute noch häufiger erleben.

Auf dem Weg zur Bremer Drogenambulanz.

Das ist ein Ort, wo die Drogenszene stattfindet.

Hinter dieser Tür

gibt es medizinische Hilfe und Gesprächsangebote.

Ein geschützter Raum - drinnen sollen wir nicht drehen.

Vor der Tür verscheucht die Kamera schnell die Konsumenten.

Hier werden sie geduldet,

es ist ein Ort, an dem Bremen Drogenkranke toleriert.

Es ist kein Ort, an dem sich Menschen gerne aufhalten.

Das ist aber der einzige Ort, der zur Verfügung steht.

Es fehlt an Alternativen.

Wir können nur basal helfen, wir können helfen,

am Leben zu bleiben.

Wir können keine Perspektiven bieten.

Es gibt nur einen provisorischen Konsumraum.

Eine feste Einrichtung fehlt bisher - 2024 soll sie fertig sein.

Die kurzfristige Antwort der Politik sind stärkere Polizeikontrollen.

Sie schrecken auf, das Problem lösen sie aber nicht.

Ortswechsel in den Park hinter dem Hauptbahnhof.

Hier sind ein paar Kanülen.

Matthias Schoth wohnt direkt neben dem Park.

Da sollte man vorsichtig sein, denn wenn man da in Kot tritt,

ist das nicht vom Tier.

Die Funde auf und unter dem Laub, lassen erahnen,

wofür der Park genutzt wird und wer sich hier aufhält.

Die Bank ist auch oft frequentiert von Heroinabhängigen.

Am Elefanten ist mehr die Crackszene zu Hause.

Die verschwinden sofort, wenn sie die Kamera sehen.

Die ziehen die Mütze runter und verschwinden.

Offner Crack-Konsum gehört inzwischen zum Bild des Parks.

Matthias Schoth ist ein Konsument schon einmal sehr nahegekommen.

Als er zu einer Radtour aufbrechen will,

versperrt ein Konsument den Eingang.

Wir haben 30 Minuten gewartet, bis der Herr fertig war.

Er hätte gern den Park zurück und würde sich wünschen,

dass es endlich einen Ort für die Drogenkranken gibt.

Zurück vor den Bahnhof.

Anna Tibert und Felix Moh motiviert,

dass es immer wieder Menschen raus aus der Cracksucht schaffen.

Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft sich fragt:

Was führt dazu, dass Menschen so wenig Teilhabe haben,

dass sie so enden.

Und nicht mit dem Finger draufzeigen.

Ich wünsche mir, dass Menschen, die vorbeigehen,

Menschen sehen und keine Abhängigen, die stören.

Sie bleiben am Bremer Hauptbahnhof, an der Seite derjenigen,

für die Bremen bislang keinen lebenswerten Ort gefunden hat.

Er wurde "zorniger junger Mann" genannt,

kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.

Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger

wollte nicht ertragen, dass Nazi-Traditionen weiterlebten.

Der Protest gegen das Gestrige, das vermeintlich so Etablierte,

sollte das Leben von Enzensberger bestimmen.

Mit klugen Sätzen in Büchern und lauten Worten auf den Podien

wurde er einer der führenden Intellektuellen Deutschlands.

Gestern ist Enzensberger mit 93 Jahren gestorben.

Peter Jagla und Daniel Satra.

Was Sie vor Augen haben, meine Damen und Herren,

dieses Gewimmel, das sind Buchstaben.

Buchstaben:

Für Hans Magnus Enzensberger waren sie sein Leben und Ventil.

Er formte sie zu Kritik.

Geboren 1929 in Kaufbeuren wird er zum kritischen Geist

und eine weltweit geachtete intellektuelle Instanz.

In der Studentenbewegung der 68er debattiert er sich zum Wortführer.

Mit anderen Intellektuellen und Literaturkritikern

gehört er zur Gruppe 47.

Die stieß bis in die 60er

wichtige Diskussionen in der jungen Bundesrepublik an.

Enzensberger schreibt im Kursbuch über weltpolitische Zusammenhänge.

Weit gereist und weltgewandt arbeitet er als Dichter,

Essayist, Herausgeber, Übersetzer.

Englisch, Französisch, bisschen Norwegisch, Spanisch,

klein bisschen Italienisch habe ich mir auch angeschafft.

Ich übersetze gern.

Es ist einer der Berufe, die ein Dichter heutzutage eben hat.

Seine Essays über Krieg, Gentechnik oder soziale Gerechtigkeit

sind Zeugnisse eines unabhängigen Denkers.

Mal schreibt er humorvoll,

dann kommentiert er scharf die politische Lage. then he sharply comments on the political situation.

Immer kritisch – nie dogmatisch:

Adenauer war ein Inbegriff eines autoritären Kanzlers.

Das hat uns alles nicht gefallen. Die Perspektive ändert sich.

Heute macht es mir nichts aus,

die Verdienste Adenauers zu formulieren.

Mit 33 Jahren zählt er zu den jüngsten Georg-Büchner-Preisträgern.

2015 bekommt er den Frank-Schirrmacher-Preis.

Auch für den Literaturnobelpreis wurde Enzensberger vorgeschlagen.

Ein intellektueller Aufklärer.

Fernsehen empfand er dagegen als "Nullmedium".

Ich glaube nicht ans Fernsehen.

Fernsehen mache Menschen zu passiven Konsumenten.

Die Digitalisierung lasse sie zu Konsummaschinen werden.

Zum Thema Tod soll er Gottfried Benn zitiert haben:

"Am schlimmsten:

Nicht im Sommer sterben, wenn alles hell ist

und die Erde für Spaten leicht."

Gestern – im November - starb er mit 93 Jahren.

Seine analogen Gedanken überleben im Deutschen Literaturarchiv Marbach.

Dort steht auch Enzensbergers Poesieautomat,

der auf Knopfdruck dichtet.

Ein Gewimmel von Buchstaben.

Am Ende der Sendung sehen wir,

dass Konferenzen auch Erfolge haben können.

Für Tigerhaie etwa, deren Handel soll nun streng kontrolliert werden,

wie auch der anderer Hai- und Rochenarten.

Hat die Weltartenkonferenz heute beschlossen.

Tierschützer nennen das historisch.

Zum Wetter.

Sven, wie wird das Wochenende?

Das war ein interessanter Bildwechsel.

Am Wochenende ist der erste Advent.

Wir haben typisches Novemberwetter.

Ich will kurz auf etwas anderes schauen:

Gestern Abend habe ich gesagt,

viele Regionen Europas sind derzeit sehr warm.

Abweichend vom derzeitigen Mittel.

In Asien liegen die Temperaturen weit im Minusbereich.

In Argentinien gibt es momentan eine Hitzewelle.

Wenn man sich überlegt, dass das übersetzt der Mai ist,

dann sind das ungewöhnlich hohe Temperaturen.

Jetzt gucken wir zu uns.

Das Frontensystem zieht nach Osten.

Dahinter lockert es auf.

Es bilden sich Nebel- und Hochnebelfelder.

Dann kommt die Sonne raus.

Wir gucken auf die nächsten Tage:

Am Sonntag ist es grau.

Zwischendurch kommt länger die Sonne raus.

Später kann es regnen.

Am Montag wird es eher regnen.

Vielen Dank für die Aussichten.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht es weiter mit der "Sportschau Thema",

natürlich zur Fußball-WM in Katar.

Und einer Diskussion darüber wie politisch der Sport ist,

etwa am Beispiel des heutigen Iranspiels.

Wir sind morgen wieder da

und wünschen Ihnen einen angenehmen Abend.

Tschüss.

Copyright Untertitel: NDR 2022