heute journal vom 28. April 2022 - Höchste Inflation
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt das "heute journal" mit Heinz Wolf und Christian Sievers.
Hallo und guten Abend Ihnen allen.
Es ist nur eine Zahl und es ist nur ein Wort.
Aber beide haben es in sich, die Zahl und das Wort.
7,4 % Inflationsrate.
Das heißt, die Preise steigen in einem Tempo,
wie es die Bundesrepublik seit über 40 Jahren nicht erlebt hat.
Der höchste Stand seit Oktober 1981,
das haben wir seit heute amtlich von den Statistikern.
Spüren tun wir es längst.
Diese Zahl und dieses Wort bedeuten eben auch neue Fragen,
neue Unsicherheit und neue Sorgen. Stefanie Gargosch.
Viel hatten Astrid Mahlo und Sohn Johann noch nie.
1500 Euro, etwas über der Armutsgrenze.
Nun hat sich die Stromrechnung fast verdoppelt, 70 Euro zusätzlich.
Das teurere Leben kaum noch finanzierbar.
Mehr arbeiten kann die Grafikdesignerin
als Alleinerziehende nicht, die Einschnitte deutlich.
Spülmaschine steht still und ich wasche von Hand ab.
Dann habe ich auch gerne gebadet, dass ist nur noch einmal die Woche.
Ich gehe noch mehr bei Aldi einkaufen als bei Edeka
und Bio ist auch nicht drin, das ist einfach so.
Steigende Mieten, explodierende Energie - und Lebensmittelpreise,
für immer mehr Menschen reicht das erarbeitete Geld kaum noch.
In der Hauptstadt fährt Leszek Nadolski Taxi seit dreißig Jahren.
Die Spritpreise explodierte, das kratzt auch an seiner Existenz.
Ich verdiene einfach weniger, wir sind schon Niedriglohnsektor,
jetzt habe ich 800 Euro netto, was soll ich sonst machen.
Es sind keine großen Sprünge möglich,
es wird uns sowieso erst einmal in ein oder zwei Jahren erreichen,
wenn die Rücklagen aufgebraucht sind,
wenn wir uns keine Klamotten mehr kaufen können,
wenn wir keinen Urlaub machen können.
Erst die Pandemie, dann der Krieg,
tausende von Taxifahrern stiegen in Berlin auf einen anderen Beruf um.
Nadolski ist froh über seine Frau, die als Altenpflegerin mitverdient.
Im Traditionsgasthaus Ebel müssen sie die steigenden Preise
an die Kunden weitergeben, so schonend wie möglich.
Der Chef rechnet vor: der Strompreis seit 2020 fast verdoppelt,
Gas verdreifacht, rund 3000 Euro Energiekosten pro Monat,
das sind 15 Prozent des Umsatzes.
Es ist nicht nur Gas und Strom, auch alle andere Zulieferer,
ob es der Getränkelieferant, ob es der Fleischlieferant,
Entsorgungsfirmen sind, alle nehmen einen Energieaufschlag,
einen Stromaufschlag, Benzinaufschlag, was auch immer.
Und wir müssen schnell handeln, wir können nicht monatelang warten,
bis wir die Preise erhöhen, denn wir sind schon jetzt davon betroffen.
Doch was tun, wenn keine Arbeit, kein Geld da ist?
Bei der Caritas beraten sie Sozialhilfeempfänger.
Geben Tipps, wo Strom gespart werden kann.
Denn diese Kosten zahlt das Sozialamt meist nicht.
Die Nachfrage in den letzten Monaten gigantisch.
Wenn ich mir die Beratung anschaue, dann blutet mir das Herz.
Es trifft wie meistens die Ärmsten, das ist wirklich ganz eng gestrickt
und das alles zusammen wird schwierig, schwierig, schwierig.
Astrid Mahlo und ihr Sohn Johann leben an der Ostsee,
da wo andere Urlaub machen.
Ihr kleines Paradies, für sie unbezahlbar.
Was hilft gegen die Inflation?
Ein alter Spruch lautet: Erstens: Die richtige Geldpolitik,
zweitens: Die richtige Geldpolitik.
Und, ja, drittens: die richtige Geldpolitik.
Jetzt hatte die Europäische Zentralbank in der Vergangenheit
immer beschwichtigt, alles nur vorübergehend,
das hat sich als Trugschluss erwiesen.
Valerie Haller in Frankfurt am Main,
wird die EZB jetzt den Zinswecker hören?
Davon kann man ausgehen. Ziemlich laut sogar, der Wecker.
Für die Europäische Zentralbank
bedeutet die hartnäckig hohe Inflation vor allem eines:
Druck, von ihrem Kurs des billigen Geldes abzuweichen,
zumal die meisten Ökonomen davon ausgehen,
dass die Inflation nicht nur da ist,
sondern vermutlich auch erst mal bleibt, zumindest bis Jahresende.
Laut offizieller EZB Linie müssen erst die Anleihekäufe auslaufen,
bevor Zinsschritte möglich sind. Das wäre schon im Sommer möglich.
Einige Zeit danach könnten laut EZB- Chefin Lagarde die Zinsen steigen.
Viele hier tippen auf Juli.
Das wäre dann aber wahrscheinlich erst der Anfang einer Reihe
von Zinserhöhungen in den kommenden Monaten.
Vier von Fünf Deutschen schränken ihren Konsum bereits ein,
laut Umfrage.
Das führt dann ja zu weiteren Folgen.
Ja, könnte es.
Die Umfrage deckt sich auch mit dem
drastisch gesunkenen Verbrauchervertrauen.
Die Menschen sind natürlich unsicher, wieviel sie sich
wie lange noch leisten können
und sparen oder schieben größere Anschaffungen
erst mal auf die lange Bank.
Tatsächlich führen die Preissteigerungen
ja zu realen Einkommensverlusten.
Muss man mehr für Energie ausgeben,
bleibt weniger für Konsum oder Investitionen.
Das bremst am Ende die Wirtschaft.
Immer mehr Ökonomen warnen daher vor einem Abschwung in Europa.
Wenn die Zinsen steigen, dann wächst zusätzlich die Gefahr einer Rezession
Denn höhere Zinsen würden wohl die Inflation bremsen,
könnten aber auch schnell die Wirtschaft abwürgen.
Die EZB steckt also nach wie vor in einem wirklich kniffligen Dilemma.
Vielen Dank, Valerie Haller an der Börse.
Deutsche Parlamentarier stimmen mit großer Mehrheit
für schwere Waffenlieferungen an die Ukraine.
Schlagzeilen wie diese lesen die Menschen heute in Kamerun,
Israel, in Dubai, Taiwan und auf Kuba.
Wenn es dem Bundestag darum ging, ein symbolisches Signal
rund um die Welt zu senden, dann ist ihm das heute gelungen.
Was die Schlagzeilen nicht wiedergeben, ist, was vorher geschah.
Der Streit zwischen Regierung und Opposition,
die Diskussionen auch innerhalb der Ampel-Koalition um Richtung,
Kurs und Kommunikation.
Und auch der teilweise heftige Schlagabtausch
heute nochmal im Parlament. Darüber berichtet Thomas Reichart.
Eigentlich soll der Bundestag an diesem Morgen
über Waffen für die Ukraine entscheiden.
Zunächst aber geht es mehr um diesen leeren Platz.
Und den, der sonst dort sitzt, um Kanzler Scholz.
Trotz der Last-Minute-Einigung zwischen Ampel und Unions-Opposition
auf einen gemeinsamen Antrag,
Friedrich Merz hat sich vorgenommen kräftig auszuteilen gegen Scholz.
Der Bundeskanzler hat über Wochen die Diskussion über die Frage,
ob der Ukraine denn nun Waffen geliefert werden sollten oder nicht,
hingehalten, offengelassen, ausweichend beantwortet.
Das ist Zögern, das ist Zaudern und das ist Ängstlichkeit.
Die SPD dagegen behauptet, man habe nur sechs Wörter verändert,
um die Union zu überzeugen, den Ampel-Antrag mitzutragen.
Ich habe hier eigentlich auf meinem Zettel draufstehen:
Dank an die Union, weil Herr Merz,
und ich muss Ihnen das in aller Emotionalität auch sagen,
das hätte heute eine staatspolitische Rede
von Ihnen werden können.
Es ist aber es ist eine parteipolitische Rede geworden.
Es ist ein Spagat, den Merz versucht.
Zustimmung in der Sache, Kritik am Kanzler,
der mit seiner Entscheidung für Panzerlieferungen Anfang der Woche
eine atemberaubende Kehrtwende hingelegt hat.
Doch selbst die Linke, die Waffenlieferungen ablehnt,
findet, der Merz-Spagat glückt nicht.
Ihnen geht es nicht um die Ukraine.
Ihn geht es um Profilierung und innenpolitischen Geländegewinn,
gerade mit Blick auf die Wahlen
in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen.
Und das ist inakzeptabel, meine Damen und Herren.
Auch die AfD ist gegen Waffenlieferungen an die Ukraine.
Fordert gar, trotz Putins Angriffskrieg,
Russland entgegenzukommen.
Und noch mal geht's um den leeren Stuhl.
Wir streiten über die Zukunft Deutschlands.
Es geht um Krieg und Frieden, auch in Mitteleuropa,
und Herr Scholz reist zur Kirschblüte nach Japan.
Die Kirschblüte indes war in Tokio schon längst.
Vor gut einem Monat, um genau zu sein.
Scholz sieht bei seiner Ankunft heute davon nichts mehr.
Weit weg in Tokio wird bei ihm zur großen Linie,
was in Berlin viele als unentschlossen kritisieren.
Auch die Einigkeit mit der Unions-Opposition
wirkt mit Abstand weniger brüchig.
Ich bin sehr dankbar für die klare Unterstützung,
die der Deutsche Bundestag heute der Politik
der von mir geführten Regierung gegeben hat.
Das zeigt, dass man in einer so herausfordernden Zeit
eine politische Strategie verfolgen kann, die viele mittragen wollen.
Zurück im Bundestag.
Ja, um die Ukrainer geht es am Ende auch noch.
Um deren Überlebenskampf, um die Unterstützung mit schweren Waffen.
Deshalb ruft, deshalb schreit die Ukraine nach unserer Hilfe,
und das mag manchen tierisch auf den Keks gehen.
Wir sollten aber solange bereit sein dazustehen,
bis die vollständige territoriale Integrität der Ukraine
wiederhergestellt ist.
Wir wägen ab, wir zweifeln und wir hadern,
und wir entscheiden und das ist am Ende das, was zählt.
Gezählt werden dann auch noch die Stimmen.
586 Abgeordnete sind für den Antrag, 100 dagegen.
Eine große Mehrheit stimmt so für die Lieferung schwerer Waffen
in die Ukraine.
Wir bleiben bei Waffen für die Ukraine.
Die Summe klingt auf englisch noch krasser,
aber sie ist auch in der deutschen Übersetzung enorm.
33 Billion Dollars, 33 Milliarden an Hilfe für die Ukraine.
Darunter 20 Milliarden alleine für Waffen und andere Militärhilfe.
Das ist das neue Paket, für das US-Präsident Joe Biden
jetzt grünes Licht vom Parlament will.
Er hat sich aus dem Weißen Haus heute an seine Nation gewandt.
Das neue Hilfspaket ist mehr als doppelt so groß
als das vorangegangene.
Die USA stellen sich offenbar auf einen langen Krieg ein,
der sich auch ausweiten könnte.
Da kommt etwas Gewaltiges in Rollen.
Elmar, ist das auch eine Reaktion auf die russischen Warnungen,
genau das zu unterlassen?
Ja, ich glaube, das ist ein doppeltes Signal.
Zum einen das Signal,
dass man sich nicht einschüchtern lässt
von unnützen und unverantwortlichen Bemerkungen
von möglichen Atomeskalationen.
Zum zweiten, dass es wichtiger, ein Signal zur Abschreckung.
Es gibt Hinweise bei den Verbündeten, dass Russland den Krieg
ausdehnen will in andere Länder, zum Beispiel Moldau.
Vor diesem Hintergrund will Washington sehr klarmachen,
wenn Russland das tut, dann ist man bereit das Militär Russlands
weiter zu dezimieren und das über den nächsten Wochen und Monate.
Auch zu verhindern,
dass auch die Küstenlinie in die Hände Russlands fällt.
Wir haben einen Paradigmenwechsel erlebt und klarmachen,
dass Russland sich überlegen muss, das weiter ausführen zu wollen.
"Das ist viel Geld, aber wenn wir der russischen Aggression nachgeben,
dann wird es noch teurer".
Wie wird die Argumentation von Biden ankommen?
Bei Republikanern und Demokraten ist man sich einig, das muss man tun.
Es geht um mehr, als um die Ukraine.
Es ist eine Bedrohung für ganz Europa, es geht um eine Bedingung,
die hat man uns heute in einem Hintergrundgespräch gesagt.
Ein Regierungsberater sagte, wir erwarten von unseren Partnern,
dass sie im gleichen Maße weiter die Ukrainer unterstützen.
D. h., die G7,
die europäischen Partner werden in den nächsten Monaten mehr tun
müssen, als bisher.
Währenddessen verstärkt Russland
heute seine Angriffe im Süden und Osten der Ukraine.
Bilder eines britischen Fernsehteams,
unterwegs im Osten der Ukraine, in Sjewjerodonezk.
In dieser Region, heißt es heute,
käme der Beschuss der Angreifer aus fast allen Richtungen.
Russland wütet, für die Menschen bedeutet das,
nur kurz nach oben, das Nötigste holen und zurück in die Keller.
In Sicherheit, vor den Geschossen, nicht vor der Angst.
Und doch ist ihr Wille ungebrochen.
Nein, sie haben uns ganz sicher nicht vergessen,
sagt diese Bewohnerin.
Deswegen werde ich ganz sicher am Leben bleiben.
Nein, sie haben uns nicht aufgegeben, das fühle ich.
Alles wird wieder gut werden.
Alles wieder gut?
Man mag es nicht glauben, wenn man sich hier unten umsieht.
Und man muss sich rasch umsehen.
Was von einer Polizeistation übrigblieb,
kann das Team nur kurz filmen, dann wird's offenbar zu brenzlig.
Der UN-Generalsekretär, kritisiert,
weil er zuerst Moskau besuchte, heute in der Ukraine.
Er demonstriert Solidarität und macht sich ein Bild von Orten
wie Borodjanka oder Butscha,
wo man bisher die meisten toten Zivilisten fand.
Viele trügen Spuren von Folter, die ukrainische Justiz
ermittelt gegen zehn russische Soldaten.
Ich bin froh, dass der Internationale Strafgerichtshof
auf die Lage aufmerksam geworden ist und die Strafverfolger hier waren.
Ich fordere Russland auf,
einer Zusammenarbeit mit dem Strafgerichtshof zuzustimmen.
Worte, die hier in Sjewjerodonezk weit weg klingen mögen.
Besuch der UN, Untersuchung von Kriegsverbrechen.
Ob und wann sie das hier erleben, keiner weiß es.
Keine Zeit sich damit zu beschäftigen,
sie müssen erst versuchen zu überleben.
Mehr Geld, mehr Waffen, mehr Mitglieder.
Eine besondere Schlüsselrolle kommt aktuell dem NATO-Generalsekretär zu,
der Schweden und Finnland mit offenen Armen empfangen würde
im Verteidigungsbündnis, wie er heute sagt.
Wenn sie denn einen entsprechenden Antrag stellen.
Das wäre eine wirklich historische Zeitenwende
und sie wird immer wahrscheinlicher.
Auch für Jens Stoltenberg selbst hat sich einiges geändert.
Die Zeiten, als ihm vorgeworfen wurde, er sei bei der NATO
eher Sekretär als General, sind vorbei.
Florian Neuhann hat den Norweger an der NATO-Spitze
mal genauer beobachtet.
Sagen Sie, Herr Stoltenberg,
Sagen Sie, Herr Stoltenberg,
eigentlich wollten Sie aufhören hier bei der NATO.
Ja, mein Plan war zurück nach Norwegen zu gehen –
und Gouverneur der norwegischen Zentralbank zu werden.
Als ich dann gebeten wurde, hier weiterzumachen,
da dachte ich, das ist wichtiger, dringender.
Unterwegs mit dem Mann,
der in dieser Krise vielleicht zum Gesicht des Westens geworden ist.
Einer, der zwar keine großen Reden halten,
aber dafür stets verlässlich dieselben Antworten geben kann.
Egal, was auch immer gerade gefragt wird.
Das alles untermauert von stets derselben schneidenden Handbewegung.
Sie lästern in Brüssel längst über den Sprechautomaten Stoltenberg.
Sie haben Recht, ich bin schon vorsichtig.
Wegen der Dinge, über die ich spreche.
Und die Tatsache, dass ich im Namen von so vielen Regierungen spreche,
macht es extrem wichtig, dass ich vorsichtig bin mit meiner Sprache.
Formal hat ein Generalsekretär der NATO zwar keine Macht.
Doch er setzt den Ton.
Im Konflikt mit Russland wählt Stoltenberg härtere Töne,
als manchem lieb ist.
Ausgerechnet er, der in den 70er Jahren
gegen den Vietnam-Krieg demonstrierte.
Und damals, man glaubt es kaum,
für den Austritt Norwegens aus der NATO warb.
Aber ich habe dann eigentlich früh erkannt,
dass das eine absolut falsche Position war.
Das ist Jahrzehnte her, da war ich noch ein junger Mann.
Später trifft er als Ministerpräsident von Norwegen
zum ersten Mal auf Wladimir Putin.
Und schöpft, wie viele damals, Hoffnung.
Ich erinnere mich sehr gut an unser erstes Treffen, im Frühjahr 2001.
Wir trafen uns in Moskau,
und ich erinnere mich an unseren Optimismus:
Jetzt wo der Kalte Krieg zu Ende ist
und die chaotische Zeit in Russland vorbei,
dass wir eine neue Partnerschaft begründen können.
Dass Stoltenberg, genau wie die NATO, heute so gefragt ist,
dürfte er dem Gesprächspartner von damals verdanken.
Am Mittag, Dienstreise durch Brüssel zum Europaparlament.
Wo ihn unter anderem die Frage erwartet,
wann die nächsten Länder der NATO beitreten könnten:
Schweden und Finnland.
Und wo Stoltenberg so klar antwortet, wie bisher noch nicht:
Wenn diese Länder sich bewerben, werden sie willkommen sein.
Und ich erwarte, dass der Prozess der Aufnahme
dann schnell abläuft.
Sein Traumjob als Notenbankchef Norwegens
ist übrigens längst vergeben.
Sein Job als NATO-Generalsekretär endet nun im Herbst '23.
Ob der Konflikt bis dahin auch vorbei ist?
Er wagt keine Prognose.
Jetzt Heinz mit weiteren Nachrichten.
Der Bundestag hat beschlossen, dass die sogenannte EEG-Umlage
abgeschafft wird, die bislang die Stromkunden zahlen müssen.
Bei einem Durchschnittshaushalt aktuell rund 150 Euro im Jahr.
Zur Entlastung der Verbraucher übernimmt nun ab Juli
der Energie- und Klimafonds des Bundes diese Förderung
der Erneuerbaren Energien.
Ebenfalls heute im Bundestag: Die erste Debatte
zur Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro,
wie es der Gesetzentwurf von Bundesarbeitsminister Heil vorsieht.
Er warb für diesen Schritt als sozialstaatlich geboten.
Auch angesichts der aktuellen Preisentwicklung sei das wichtig,
sagte Heil.
Wer Vollzeit zum Mindestlohn arbeite, verdiene bisher brutto rund 1700 Euro
und nach der Erhöhung rund 2100 Euro.
Diese Erhöhung soll im Oktober kommen.
Zur Corona-Situation: Derzeit gibt es in den Bundesländern
unterschiedliche Regelungen,
wie lange sich Infizierte in Isolation begeben müssen.
Kommende Woche soll eine neue Empfehlung des Robert-Koch-Institut
veröffentlicht werden,
die eine Isolationsdauer von nur noch fünf Tagen vorsieht.
Das kündigte heute Abend das Bundesgesundheitsministerium
bei einer Video-Schalte der Länder-Gesundheitsminister an.
Bei der entsprechenden Anpassung
ihrer Isolations- und Quarantäneregelungen
wollen die Länder einheitlich vorgehen,
hieß es in einer Mitteilung.
Die jüngste Entwicklung der Corona-Pandemie in Deutschland
lässt sich aus Sicht des Robert Koch-Instituts
wegen der Osterfeiertage und -ferien schwer einschätzen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt laut RKI aktuell bei 826.
Das RKI registrierte binnen eines Tages 130.104 Neuinfektionen.
Das sind 56.221 weniger als vor einer Woche.
Innerhalb eines Tages wurden 246 Todesfälle erfasst.
Indien und Pakistan leiden unter einer extremen Hitzewelle,
ungewöhnlich früh für dieses Jahr.
Indien erlebte bereits den heißesten März
seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 122 Jahren.
Die Temperaturen klettern auf weit über 40 Grad,
teils bestehen Engpässe bei Strom und Wasser.
Seit Tagen kämpft die indische Feuerwehr außerdem in Neu-Delhi
gegen einen Großbrand auf einer Mülldeponie,
der giftige Gase über der Stadt verbreitet.
Wer am Yom HaShoah mal in Israel war,
wenn das Land der sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden gedenkt.
Wer erlebt hat, wie das ist, wenn laute, chaotische Städte,
und ihre quirligen Menschen plötzlich innehalten.
Komplett. Für zwei Minuten.
Der wird das nicht vergessen.
Bilder aus Tel Aviv heute Vormittag.
77 Jahre nach dem Ende des Krieges,
werden immer noch neue Spuren des Nazi-Terrors entdeckt.
Im ehemaligen Ghetto Theresienstadt in Nord-Böhmen,
zwischen 1941 und '45 ein KZ-ähnliches Gefängnis
für mehr als 140.000 Menschen, sind es geheime Arrestzellen.
Mit Botschaften, die aufwühlen,
wie Christhard Läpple zeigt.
Anfang Januar dieses Jahres.
Endlich erhält Touristenführer Lukas Lev den Schlüssel
für den Keller der ehemaligen SS-Kommandantur von Theresienstadt.
Seine Vermutung wird Gewissheit.
Statt leerer Tresore entdeckt der Tscheche ein Geheimgefängnis.
Sieben Arrestzellen für Ghetto-Gefangene.
Er entdeckt an Türrahmen Hilferufe und herzergreifende Botschaften.
Ein Tag ohne dich ist wie eine Ewigkeit.
Hier sieht man, was du für mich bedeutest.
Das tschechische Terezin.
Eine alte Garnisonsstadt mit heute knapp 3000 Einwohnern.
Weltweit berühmt-berüchtigt als Theresienstadt.
Das Nazi-Vorzeige-Ghetto für Juden aus ganz Europa.
Im Bankgebäude residierte in der ersten Etage der SS-Kommandant.
Die damals 16-jährige Vera Rosenzweig kannte das Haus.
Wir sind vorbeigegangen, wir haben nichts gehört.
Wir haben nie gehört jemanden um Hilfe bitten.
Im Geheim-Gefängnis wurden Ghetto-Insassen
wegen geringster Verstöße eingesperrt, zum Beispiel:
Rauchen in der Öffentlichkeit.
Ein Gefängnis im Gefängnis.
Verzweifelt ritzten Gefangene Nachrichten.
Einer verewigte sogar die Prager Karlsbrücke.
Die letzten Spuren von Menschen, die im Ghetto waren.
Danach wurden sie erschossen, der Rest ist verschwunden.
Der "Judenälteste von Theresienstadt" beim Rapport
vor SS-Kommandant Siegfried Seidl.
Jakob Edelstein rettete Leidensgenossen vor der Deportation,
indem er Gefangenenzahlen manipulierte.
Der Lagerälteste wurde im SS-Keller eingesperrt.
Wir finden auch seinen Namen.
Edelstein wurde im November 1944 nach Auschwitz deportiert.
Zur "Sonderbehandlung".
Die letzten Momente von Jakob, Miriam und Ariel Edelstein
waren in Auschwitz.
Sie durften sich noch einmal kurz sehen.
Dann musste Jakob mit ansehen, wie Ehefrau und Sohn erschossen wurde.
Danach wurde er erschossen.
Achtzig Jahre nach der Terrorherrschaft
werden in Theresienstadt
neue Beweise für die Verbrechen der Nazis entdeckt.
Sie sind stumme Zeugen des NS-Terrors.
Jeder Beweis sollte gesichert werden.
Wir sehen es heute in der Ukraine, wie wichtig das ist.
Geschichte wiederholt sich.
Vera, hier mit ihrem Vater, hat vier Schreckensorte überlebt.
Theresienstadt, Auschwitz, Christianstadt und Bergen-Belsen.
Eine Sache ist ihr wichtig, sagt die 96-jährige,
sie war nie nur eine KZ-Nummer.
Ich bin nicht eine Nummer geblieben.
Wahrscheinlich bin ich wirklich dickköpfig.
Vera Idan hat Hitler 77 Jahre überlebt.
Das ist ihr größter Triumph.
Namen, Gesichter und Geschichten.
Über 160.000 Überlebende des Holocaust sind noch unter uns.
Ihnen zuzuhören ist ein Geschenk, heute und an jedem anderen Tag.
Der frühere DDR-Bürgerrechtler Werner Schulz
erhält den Deutschen Nationalpreis 2022.
Der 72-Jährige, der nach dem Mauerfall für die Grünen
zunächst im Bundestag und später im Europaparlament saß,
sei ein Streiter für wertebasierte Politik,
teilte die Deutsche Nationalstiftung in Hamburg mit.
Der Förderpreis geht laut Stiftung an den Sender "OstWestTV"
mit Sitz in Berlin.
Er sei einer der wenigen TV-Sender in russischer Sprache,
der noch unabhängig und kritisch berichte.
Die Preisverleihung ist am 14. Juni in Berlin.
Auf der Internationalen Raumstation ist eine neue Besatzung angekommen.
Die Ablösung für das Team des deutschen Astronauten Matthias Maurer
soll fünf Monate auf der ISS bleiben.
Die zwei Männer und zwei Frauen aus den USA und Italien
dockten nach rund 16 Stunden Flug mit ihrer Dragon-Kapsel an der ISS an.
Die private Raumfahrtfirma SpaceX brachte damit bereits zum fünften Mal
im Auftrag der NASA Astronauten zur ISS.
Jetzt empfehlen wir Ihnen zwei Parteichefs, einen Vizekanzler,
und meine Kollegin Maybrit Illner.
Was für eine Runde.
"Schwere Waffen für Kiew – warum schwenkt Berlin jetzt um?"
Morgen freut sich Bettina Schausten hier auf Sie.
Und um 0.30 Uhr meldet sich Christopher Wehrmann
mit dem "heute journal:update".
Einen angenehmen Abend, Tschüss.´
Guten Abend, Hoch Tim bringt uns viel Sonnenschein,
einige Quellwolken, auch mal Küstennebel an der Ostsee
und von Nordwesten einige hohe Wolkenfelder.
Die ziehen heute Nacht schon zu uns rein.
Häufig aber ist es klar und selten bildet sich Nebel.
Die Temperaturen in der Nacht sinken auf Werte zwischen plus sieben
und minus ein Grad und steigen morgen auf elf Grad an der Nordseeküste
und bis 21 Grad am Oberrhein.
Am Vormittag gibt es in Süddeutschland noch sehr viel Sonne,
auch in Sachsen, sonst sind schon viele hohe Wolkenfelder unterwegs
und die ziehen im Laufe des Nachmittags weiter nach Südosten.
Dann könnte die Sonne im Nordwesten völlig hinter Wolken verschwinden.
In den nächsten Tagen geht es für die meisten
mit freundlichem Frühlingswetter weiter.
Es wird allerdings von Süden und Südwesten unbeständiger.
Dann drohen auch mal Gewitter
und das bei Temperaturen von zwölf bis 20 Grad an allen drei Tagen.
Und jetzt verlassen wir Mitteleuropa und schauen noch mal nach Pakistan.
Sie haben von der extremen Hitzewelle in Indien und Pakistan gehört.
Hier im Süden Pakistans erwarten wir jetzt Höchsttemperaturen
von lebensfeindlichen 50 Grad.
Und nachts kühlt es kaum noch ab, bei 25 bis 30 Grad.
Diese 50 Grad wären dann Rekord für die Jahreszeit.
Vor der globalen Erwärmung war eine solche Hitzewelle
etwa alle 50 Jahre zu erwarten, jetzt alle vier Jahre. Guten Abend.