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DW Sprachbar, Der eingebildete Kranke

Der eingebildete Kranke

Krankheiten sind genauso zahlreich wie Krankheitsursachen und Krankheitssymptome. Kränklich ist nicht ganz krank, krankfeiern keine Party zum Gesundwerden, und ein eingebildeter Kranker hat eine besondere Krankheit.

Montagmorgen, sechs Uhr dreißig, der Wecker klingelt. Es regnet in Strömen. Kai hat Schmerzen am ganzen Körper. Als ob ein kleines Männlein mit einem Hammer fröhlich die Innenwand seines Schädels bearbeitet, fühlt sich sein Kopf an. Einen kurzen Moment bleibt er liegen, dann entscheidet er, dass er dringend einen Schluck Wasser trinken muss, denn seine Kehle fühlt sich wie ein Reibeisen an, ganz rau. Langsam setzt er sich im Bett auf und schlüpft in seine von der Nacht noch kühlen Hausschuhe. Bei jeder Bewegung ein schmerzender Stich in der Rückengegend. Mit der rechten Hand stützt er sich am Bettrand, mit der Linken hält er sich den schmerzenden Rücken.

Er ist nicht ganz auf dem Damm

Auf halber Strecke zur Küche wirft er einen Blick in den Garderobenspiegel. Sein Gesicht ist knallrot. Nun kommen auch noch heftige Bauchschmerzen dazu. „Was ist nur schon wieder mit mir los?“ Seit Monaten hatte Kai schon das Gefühl, nicht ganz auf dem Damm zu sein, war gesundheitlich angeschlagen, nicht wirklich krank, aber doch kränklich und eben überhaupt nicht fit. Er litt an Kopfschmerzen oder Magenproblemen, war anfällig für Krankheiten und fing sich eine Erkältung nach der anderen ein.

In der Küche lässt sich Kai auf einen Stuhl sinken. Er fühlt sich matschig, schlapp, und elend. Kurz gesagt: todsterbenskrank. „Das ist dieses Mal was Ernstes“, denkt er sich und fühlt sich mit der Hand die Stirn. „Bestimmt habe ich Fieber. So kann ich nicht zur Arbeit gehen. Mit Sicherheit ist es etwas Ansteckendes.“ Kraftlos greift Kai zum Telefon, um sich in der Firma krankzumelden. „Geh zum Arzt und lass dich krankschreiben. Du weißt, ohne das Attest vom Arzt bekommst du Ärger. Wo doch der Krankenstand momentan ohnehin so hoch ist. Schon vier andere Kollegen haben sich heute krankgemeldet“, mahnt ihn seine Kollegin Susanne am Telefon. „Nicht, dass der Chef denkt, du würdest krankfeiern und hättest einfach nur keine Lust, zur Arbeit zu kommen.“

Krank und gesund – mehr als nur Antonyme

Das Adjektiv krank ist das Antonym von gesund. Wer krank ist, ist nicht gesund und umgekehrt. In der Umgangssprache wird als krank auch bezeichnet, was unsinnig oder absurd ist, etwa eine kranke Fantasie . Ähnlich ist die Bedeutung von krankhaft. Wer beispielsweise krankhaft eifersüchtig ist, vertraut der Partnerin oder dem Partner nicht und vermutet Verhältnisse mit anderen, wo es keine gibt.

Bei Verben lässt sich krank auch als verstärkende Vorsilbe benutzen, wie in sich kranklachen, sich krankärgern. Im eigentlichen Sinn ist die Person dann nicht wirklich krank. Ähnlich sieht es aus, wenn es an etwas krankt. Dann wird damit nämlich ausgedrückt, dass etwas aufgrund einer Beeinträchtigung nicht so funktioniert, wie es sollte. So kann beispielsweise die Wirtschaft am schwachen Export kranken. Mit einer Kränkung kann man die Gefühle seines Gegenübers verletzen, jemanden diskriminieren, jemanden kränken. Wer allerdings kränklich ist, ist nicht ganz gesund.

Er sieht aus wie das Leiden Christi

Auf dem Weg zum Arzt trifft Kai seinen Kumpel Stefan. Der strotzt mal wieder vor Gesundheit, sieht aus, als wäre er gerade aus dem Urlaub gekommen. Als Stefan Kai sieht, fängt er kräftig an zu lachen und klopft seinem blassen Freund auf die Schulter. „Ich lach mich krank! Kai, du siehst ja aus wie das Leiden Christi“.

„Ich finde es gar nicht witzig, Stefan, dass du gleich sagen musst, dass ich wie eine lebende Leiche aussehe! Sag mir lieber, wie ich wieder auf die Beine komme und gesund werde“, entgegnet Kai gekränkt und geht wortlos weiter.

Es plagen ihn die Volkskrankheiten

Das Wartezimmer von Dr. Schneider ist voll. Der alte Mann, der neben Kai sitzt, hustet ohne Unterbrechung. Kai fühlt sich immer miserabler, es geht ihm schlechter und schlechter. Als er endlich drankommt, zählt Kai dem Arzt all seine Symptome auf und fügt dann noch hinzu: „ Herr Doktor, ich habe das Gefühl, mein Gesundheitszustand verschlechtert sich von Minute zu Minute.“

Dr. Schneider untersucht Kai ausführlich. Das hohe Fieber kann er nicht bestätigen. „Können Sie mir denn nicht ein wirksames Medikament verschreiben?“ „Herr Schubert“, entgegnet der Arzt streng „Sie kennen doch die Volkskrankheiten: hoher Blutdruck, Übergewicht und Rückenschmerzen. Und Stress, zu wenig Bewegung und ungesunde Ernährung, das sind Ihre Probleme! Ändern Sie dringend ihre Gewohnheiten! Ich werde Sie ein paar Tage krankschreiben. Aber hüten Sie bloß nicht das Bett, sondern gehen Sie raus, bewegen sich und ernähren Sie sich gesund!“

Wehwehchen adé

Ein paar Tage später sind alle Schmerzen und Wehwehchen verschwunden. Kai hat einige Ratschläge des Arztes befolgt. Jetzt sitzt er im Café, trinkt einen Tee und hört einer Gruppe Rentner zu, die am Nachbartisch bei Kaffee und Kuchen sitzt. Auf dem Tisch liegt die „Apotheken-Umschau“, gerne auch „Rentner-Bravo“ genannt, das kostenlose Kundenmagazin der Apotheken, in dem sich alles um Gesundheit dreht.

Und worüber wird wohl geredet? Na klar: Krankheiten. Jeder hat etwas zu berichten über das eine oder andere Gebrechen, über die Zipperlein des Ehemanns oder der Nachbarin. Im Augenwinkel sieht Kai jemanden auf Krücken näher kommen. Es ist Stefan.

Die kranke Sportskanone

„Mensch, was ist denn mit dir los?“, fragt Kai. Aus Stefans Gesicht ist die ganze Farbe von neulich verschwunden. „Ach, hör mir auf. Dienstag beim Training hab ich eine doofe Bewegung gemacht und schon war das Knie kaputt. Nächste Woche muss ich zur zweiten Operation und dann dauert es erst mal Monate, bis ich das auskuriert haben werde.“ Kai nimmt einen Schluck Tee. „Ach, das tut mir aber leid! Vielleicht solltest du einfach mal mit dem krankhaften Sporttreiben aufhören und es etwas langsamer angehen lassen. Setz dich zu mir und gönn' dir ein leckeres Stück Kuchen.“

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Der eingebildete Kranke The imaginary sick

Krankheiten sind genauso zahlreich wie Krankheitsursachen und Krankheitssymptome. Diseases are as numerous as the causes and symptoms of illness. Kränklich ist nicht ganz krank, krankfeiern keine Party zum Gesundwerden, und ein eingebildeter Kranker hat eine besondere Krankheit. Sickly is not completely sick, sick parties do not celebrate to get well, and an imaginary sick person has a special illness.

Montagmorgen, sechs Uhr dreißig, der Wecker klingelt. Es regnet in Strömen. Kai hat Schmerzen am ganzen Körper. Kai has pain all over. Als ob ein kleines Männlein mit einem Hammer fröhlich die Innenwand seines Schädels bearbeitet, fühlt sich sein Kopf an. His head feels as if a little man happily worked the inside wall of his skull with a hammer. Einen kurzen Moment bleibt er liegen, dann entscheidet er, dass er dringend einen Schluck Wasser trinken muss, denn seine Kehle fühlt sich wie ein Reibeisen an, ganz rau. Langsam setzt er sich im Bett auf und schlüpft in seine von der Nacht noch kühlen Hausschuhe. Bei jeder Bewegung ein schmerzender Stich in der Rückengegend. Mit der rechten Hand stützt er sich am Bettrand, mit der Linken hält er sich den schmerzenden Rücken.

Er ist nicht ganz auf dem Damm

Auf halber Strecke zur Küche wirft er einen Blick in den Garderobenspiegel. Sein Gesicht ist knallrot. Nun kommen auch noch heftige Bauchschmerzen dazu. „Was ist nur schon wieder mit mir los?“ Seit Monaten hatte Kai schon das Gefühl, nicht ganz auf dem Damm zu sein, war gesundheitlich angeschlagen, nicht wirklich krank, aber doch kränklich und eben überhaupt nicht fit. Er litt an Kopfschmerzen oder Magenproblemen, war anfällig für Krankheiten und fing sich eine Erkältung nach der anderen ein.

In der Küche lässt sich Kai auf einen Stuhl sinken. Er fühlt sich matschig, schlapp, und elend. Kurz gesagt: todsterbenskrank. „Das ist dieses Mal was Ernstes“, denkt er sich und fühlt sich mit der Hand die Stirn. „Bestimmt habe ich Fieber. So kann ich nicht zur Arbeit gehen. Mit Sicherheit ist es etwas Ansteckendes.“ Kraftlos greift Kai zum Telefon, um sich in der Firma krankzumelden. „Geh zum Arzt und lass dich krankschreiben. Du weißt, ohne das Attest vom Arzt bekommst du Ärger. Wo doch der Krankenstand momentan ohnehin so hoch ist. Schon vier andere Kollegen haben sich heute krankgemeldet“, mahnt ihn seine Kollegin Susanne am Telefon. „Nicht, dass der Chef denkt, du würdest krankfeiern und hättest einfach nur keine Lust, zur Arbeit zu kommen.“

Krank und gesund – mehr als nur Antonyme

Das Adjektiv krank ist das Antonym von gesund. Wer krank ist, ist nicht gesund und umgekehrt. In der Umgangssprache wird als krank auch bezeichnet, was unsinnig oder absurd ist, etwa eine kranke Fantasie . Ähnlich ist die Bedeutung von krankhaft. Wer beispielsweise krankhaft eifersüchtig ist, vertraut der Partnerin oder dem Partner nicht und vermutet Verhältnisse mit anderen, wo es keine gibt.

Bei Verben lässt sich krank auch als verstärkende Vorsilbe benutzen, wie in sich kranklachen, sich krankärgern. Im eigentlichen Sinn ist die Person dann nicht wirklich krank. Ähnlich sieht es aus, wenn es an etwas krankt. Dann wird damit nämlich ausgedrückt, dass etwas aufgrund einer Beeinträchtigung nicht so funktioniert, wie es sollte. So kann beispielsweise die Wirtschaft am schwachen Export kranken. Mit einer Kränkung kann man die Gefühle seines Gegenübers verletzen, jemanden diskriminieren,  jemanden kränken. Wer allerdings kränklich ist, ist nicht ganz gesund.

Er sieht aus wie das Leiden Christi

Auf dem Weg zum Arzt trifft Kai seinen Kumpel Stefan. Der strotzt mal wieder vor Gesundheit, sieht aus, als wäre er gerade aus dem Urlaub gekommen. Als Stefan Kai sieht, fängt er kräftig an zu lachen und klopft seinem blassen Freund auf die Schulter. „Ich lach mich krank! Kai, du siehst ja aus wie das Leiden Christi“.

„Ich finde es gar nicht witzig, Stefan, dass du gleich sagen musst, dass ich wie eine lebende Leiche aussehe! Sag mir lieber, wie ich wieder auf die Beine komme und gesund werde“, entgegnet Kai gekränkt und geht wortlos weiter.

Es plagen ihn die Volkskrankheiten

Das Wartezimmer von Dr. Schneider ist voll. Der alte Mann, der neben Kai sitzt, hustet ohne Unterbrechung. Kai fühlt sich immer miserabler, es geht ihm schlechter und schlechter. Als er endlich drankommt, zählt Kai dem Arzt all seine Symptome auf und fügt dann noch hinzu: „ Herr Doktor, ich habe das Gefühl, mein Gesundheitszustand verschlechtert sich von Minute zu Minute.“

Dr. Schneider untersucht Kai ausführlich. Das hohe Fieber kann er nicht bestätigen. „Können Sie mir denn nicht ein wirksames Medikament verschreiben?“ „Herr Schubert“, entgegnet der Arzt streng „Sie kennen doch die Volkskrankheiten: hoher Blutdruck, Übergewicht und Rückenschmerzen. Und Stress, zu wenig Bewegung und ungesunde Ernährung, das sind Ihre Probleme! Ändern Sie dringend ihre Gewohnheiten! Ich werde Sie ein paar Tage krankschreiben. Aber hüten Sie bloß nicht das Bett, sondern gehen Sie raus, bewegen sich und ernähren Sie sich gesund!“

Wehwehchen adé

Ein paar Tage später sind alle Schmerzen und Wehwehchen verschwunden. Kai hat einige Ratschläge des Arztes befolgt. Jetzt sitzt er im Café, trinkt einen Tee und hört einer Gruppe Rentner zu, die am Nachbartisch bei Kaffee und Kuchen sitzt. Auf dem Tisch liegt die „Apotheken-Umschau“, gerne auch „Rentner-Bravo“ genannt, das kostenlose Kundenmagazin der Apotheken, in dem sich alles um Gesundheit dreht.

Und worüber wird wohl geredet? Na klar: Krankheiten. Jeder hat etwas zu berichten über das eine oder andere Gebrechen, über die Zipperlein  des Ehemanns oder der Nachbarin. Im Augenwinkel sieht Kai jemanden auf Krücken näher kommen. Es ist Stefan.

Die kranke Sportskanone

„Mensch, was ist denn mit dir los?“, fragt Kai. Aus Stefans Gesicht ist die ganze Farbe von neulich verschwunden. „Ach, hör mir auf. Dienstag beim Training hab ich eine doofe Bewegung gemacht und schon war das Knie kaputt. Nächste Woche muss ich zur zweiten Operation und dann dauert es erst mal Monate, bis ich das auskuriert haben werde.“ Kai nimmt einen Schluck Tee. „Ach, das tut mir aber leid! Vielleicht solltest du einfach mal mit dem krankhaften Sporttreiben aufhören und es etwas langsamer angehen lassen. Setz dich zu mir und gönn' dir ein leckeres Stück Kuchen.“