Corona-Virus im Alltag: Echte Gefahr oder übertriebene Panikmache?
Das neuartige Coronavirus ist wie die Grippe: ähnlich ansteckend, ungefähr so tödlich,
die gleichen Risikogruppen.
Die Grippe kommt jedes Jahr und da werden nicht reihenweise Konzerte abgesagt, Menschen
in Quarantäne gesteckt oder ganze Länder abgeriegelt.
Warum also jetzt diese Virus-Hysterie?
„Es ist eine absolut ernste Situation.“
Wir müssen keine Panik haben, aber tatsächlich ist jetzt jeder von gefordert, damit unsere
Gesellschaft nicht zusammenbricht: Was wir ganz konkret tun können, auch um die Alten,
Kranken und Schwachen zu schützen: Jetzt!
Große Events werden verboten, Italien ist komplett abgeriegelt, die Menschen prügeln
sich um Toiletten-Papier: Jede Stunde eine neue Schlagzeile zum neuartigen
Coronavirus.
Dr. Andreas Gassen, der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung spricht
von einer Virus-Hysterie, einer medialen Infektion und keiner real medizinischen.
Und ja, das kann man so sehen, tust Du ja vielleicht auch.
In 4 von 5 Fällen verläuft COVID-19, die Krankheit, die das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2
auslöst, mild, sagt auch das Robert-Koch-Institut.
Der Unterschied zur Grippe: die kennen wir, jeder von uns kommt irgendwann mal mit Grippeviren
in Kontakt.
Und dadurch baut sich in der Gesellschaft eine Grundimmunität auf.
Das heißt: Wenn die Grippe kommt, werden gar nicht mehr so viele krank oder nur leicht
– Risikogruppen mal ausgenommen.
Bei diesem neuen Virus ist das anders: den kennen wir nicht, unser Körper kennt den
nicht.
Das heißt: Wir infizieren uns. 60 bis 70% der Bevölkerung wird sich mit dem neuartigen
Coronavirus anstecken.
Das sagt zum Beispiel Professor Doktor Christian Drosten, einer der führenden Virus-Forscher
Deutschlands und Leiter der Virologie in der Berliner Charité.
Und das wird sich über einen längeren Zeitraum hinziehen, vermutliche einige Jahre hinziehen.
Wie kommt der auf diese Zahl, diese erschreckende Zahl, denn das sind bei uns 53 Millionen Menschen?
Dafür müssen wir uns den R0-Wert anschauen.
Der beschreibt die Kontagiosität, also: wie ansteckend ist die Krankheit?
Bei SARS-CoV-2 geht Drosten von einem R0-Wert von 3 aus.
Das heißt: 1 Kranker infiziert 3 weitere Menschen.
Und auch von denen infiziert jeder wieder jeweils drei weitere und so weiter…
Bei einem R0-Wert von 1 bleiben die Fallzahlen konstant.
Aus einem pandemischem Virus wird ein endemisches.
Also: Nicht mehr über mehrere Länder und Landstriche verbreitet, sondern nur noch regional
begrenzt.
Bei einem R0-Wert von unter 1 läuft die Krankheit dann so langsam ins Leere.
Das heißt: das oberste Ziel muss die Absenkung des R0-Werts sein!
Und da können wir leider nicht mehr wirklich auf das Frühjahr und den Sommer hoffen.
Ich hatte ja im ersten Video gesagt: Wie bei der Grippe: Im Frühjahr, im Sommer, wenn
es wärmer wird und wir nicht mehr dicht drinnen aufeinander hocken, dann gehen die Fallzahlen
zurück.
Das hatten damals auch noch Virologen so für realistisch gehalten.
Es gibt allerding neue, glaubwürdige Modellrechnungen, die vorhersagen, bei SARS-CoV-2 haut das nicht
hin.
Das sind vielleicht 0,5 weniger beim R0-Wert, also ein halber Mensch weniger, der sich infiziert,
aber es ist kein absoluter Gewinn.
Und das ist es eben, was Drosten meint, wenn er sagt:
„Es ist eine absolut ernste Situation.
Wir haben nicht so viel Zeit, uns darauf vorzubereiten.“
Weil es eben nicht so ist, dass wir noch ein halbes Jahr Zeit haben, uns auf den neuerlichen
Anstieg im kommenden Winter vorzubereiten, sondern es jetzt darum geht, die Kurve der
Ansteckung so flach wie möglich zu halten.
Das ist das, was unter dem #Flattenthecurve durch Social Media geht.
Und letzten Endes, weil es eben kein Medikament, keinen Impfstoff gibt, erreichen wir den R0-Wert
von 1 nur durch Immunität und die kommt dann, wenn 2 von 3 sich nicht mehr anstecken können.
Und das geht, wenn 60 bis 70 Prozent der Menschen schon infiziert sind.
Dann haben wir das, was Epidemiologen „Herdenimmunität“ nennen.
Die ganz kritische Frage ist: Wann haben wir diese zwei Drittel erreicht?
Dauert das zwei Jahre, haben wir kein allzu großes Problem, dauert das 1 Jahr, dann haben
wir ein gewaltiges Problem, denn das hält unser Gesundheitssystem nicht aus.
Je breiter die Basis der Pyramide der Infizierten ist, das sind dann die milden Verläufe, desto
breiter ist auch die Spitze, das sind dann die schweren Verläufe, Menschen, die stationär
behandelt werden müssen, auf die Intensivstation müssen, beatmet werden müssen.
Ein Krankenhaus kommt mit 100 auf einmal davon zurecht, mit 1.000 auf einmal nicht.
Und das sind dann nicht nur die an COVID-19 erkrankten, sondern es gibt ja auch nach wie
vor: Herzkranke, Diabetiker, Verkehrsunfälle, Kinder, die sich einen Arm brechen.
Die alle können dann nicht mehr versorgt werden.
Und da gibt's auch noch einen großen Unterschied im System: In Deutschland gibt's viele Labore,
die haben von Anfang an getestet.
Deswegen haben wir hier mehr als 1.500 Infizierte, aber nur eine geringe Zahl an Todesfällen.
In anderen Ländern ging das leider andersrum: da gab's erst Tote, dann wurde getestet
und festgestellt, das neuartige Coronavirus ist schon da.
In Italien zum Beispiel, die haben das lange unterschätzt, nicht vernünftig getestet
und jetzt ist das Land komplett dicht.
Das ist der große systemische Unterschied, an dem auch zwei Erkenntnisse hängen:
„Erstens, es fühlt sich komisch an, jetzt über relativ einschneidende Maßnahmen zu
sprechen, aber zweitens auch die Wahrnehmung: es ist auch nicht zu spät.
Also es ist nicht so, dass man sagt, was will man denn jetzt noch erreichen über irgendwelche
Veranstaltungen zu reduzieren… Wir sind einfach früh dran in Deutschland.
Das ist ne ganz wichtige Auffassung und diese Woche die wichtigste Botschaft aus der Wissenschaft.“
Also, Veranstaltungen ab 1.000 Leute verbieten, nicht mehr reisen, Home Office, Geisterspiele
beim Fußball: ist das verhältnismäßig oder übertrieben?
Schreib mir das doch mal in die Kommentare!
„Um die Dynamik zu verlangsamen, müssen wir die Möglichkeit des Virus, sich im alltäglichen
Kontakt der Menschen auszubreiten, verringern.
Und dazu brauchen wir die gesamte Gesellschaft.
Wir brauchen jeden einzelnen Bürger und jede einzelne Bürgerin dabei.
Wir brauchen diejenigen, die bereit sind, sich im Alltag anzupassen, und auch ihren
Alltag anzupassen.“
Und zwar nicht unbedingt, um Dich als gesunden Menschen selbst zu schützen.
Das ist ja die gute Nachricht aus China: Laut Weltgesundheitsorganisation sind mehr als
70 Prozent der Coronavirus-Patienten in China wieder gesund!
Sondern um die Alten, Schwachen und Kranken zu schützen.
Es geht nicht um mich, sondern um meine Großeltern.
Es ist relativ wahrscheinlich, dass ich mich mit dem neuartigen Coronavirus infiziere,
es ist relativ unwahrscheinlich, dass ich daran schwer erkranke, aber es ist relativ
wahrscheinlich, dass ich drei weitere Menschen anstecke und das soll so lange wie möglich
rausgezögert werden.
Und da die Übertragungswege wie bei der Grippe sind, gilt: Abstand halten, nicht ins Gesicht
fassen, Hände waschen.
Menschen ab 60 Jahren wird empfohlen, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen, Einkäufe
sollten sie nach Möglichkeit nicht mehr selbst erledigen, sondern sich Lebensmittel liefern
lassen oder Nachbarn bitten, miteinzukaufen.
Und da dann bitte nicht 20 Desinfektionsmittel kaufen, sondern fair sein: 2 Stück.
Es ist jetzt nicht die Zeit für Egoismus.
Außerdem sollte Dir eher dran gelegen sein, dass sich alle desinfizieren und nicht nur
Du.
Und das kann am Ende dann auch der Vorteil sein, räumt dann auch Dr.
Andreas Gassen, der vom Anfang, ein: Wenn sich jetzt alle hygienisch korrekter verhalten,
dann profitieren wir am Ende alle davon, auch die Grippe-Kranken.
Wie stehst Du zu #FlattentheCurve?
In die Kommentare.
Besser als ein Händeschütteln in diesen Tagen ist es, einfach ein Like dazulassen,
wenn Dir das Video gefallen hat, den BR24-Kanal abonnierst Du hier und zum Coronavirus gibt's
aus dieser Reihe „Possoch klärt“ schon zwei Videos, das ganz grundlegende zum Virus
findest Du hier: und eines mit Fragen an die Kollegin in China gibt's hier!
Die BR24-App findest Du hier, da kannst Du auch immer und überall unseren Coronavirus-Ticker
im Auge behalten.
Merci und ich seh Dich gesund im nächsten Video!