Sendung: tagesschau 21.05.2020 14:14 Uhr - Rettungspaket für Lufthansa
Themen der Sendung: Corona-Pandemie: Rettungspaket für Lufthansa, Bundesregierung plant Hilfen für Kulturbereich und Tourismusbranche, Schlechte Chancen für Azubis und Berufseinsteiger, Gottesdienste zu Christi Himmelfahrt finden unter Einhaltung der Corona-Auflagen statt, Ausflüge an Vatertag mit Kontakbeschränkung erlaubt, Brasilien meldet 20.000 Neuinfektionen, Ungarn schließt Transitzonen für Schutzsuchende, Zyklon "Amphan" fordert in Indien und Bangladesch mehr als 80 Menschenleben, 75 Jahre Pippi Langstrumpf, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Heute im Studio: Michail Pawaletz
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
Die Lufthansa geriet
in der Corona-Krise
in finanzielle Schwierigkeiten.
Ohne Finanzspritze droht ihr
nach eigenen Angaben die Insolvenz.
Seit Wochen verhandeln Lufthansa und
Bundesregierung über Staatshilfen.
Nun sind sie wohl
auf der Zielgeraden.
Es gebe fortgeschritten Gespräche,
so die Lufthansa
in einer Pflichtmitteilung
an die Börse.
Ziel sei ein zeitnaher Abschluss.
Passagiermaschinen abheben lassen:
Das möchte die von Corona
hart getroffene Lufthansa wieder.
Am Morgen teilte die Airline mit:
Die Verhandlung
über ein staatliches Rettungspaket
nähern sich dem Abschluss.
Der Staat steigt
bei der Lufthansa ein,
damit die Maschine nicht dauerhaft
am Boden bleiben müssen.
Der Bund soll 20 Prozent
Beteiligung erhalten.
Weitere fünf Prozent plus eine Aktie
könnte er sich
durch eine Wandelanleihe sichern.
Die Mitsprache des Bundes
wird deutlich geringer ausfallen
durch die Wandelanleihe.
Es sind nicht 25 Prozent
plus eine Aktie.
Es sind 20 Prozent
plus Wandelanleihe.
Die kann man in Aktien umwandeln.
Der Bund hat erreicht,
dass eine Übernahme durch andere
Airlines verhindert werden kann.
Der Bund wird 20 Prozent
am Unternehmen kaufen.
Bedingungen
für die Staatshilfen sind:
Aktionäre erhalten keine Dividenden.
Dazu wird die Vergütung
der Manager beschränkt.
Dazu sollen zwei Sitze
im Aufsichtsrat
in Abstimmung mit der Bundesregierung
besetzt werden.
Die Bundesregierung
will auch anderen Branchen
wieder auf die Beine helfen.
Finanzminister Scholz nannte heute
Gaststätten, Hotels, Reisebüros,
Messebetreiber
und Unternehmen im Kulturbereich.
Auch Familien,
denen Einkommen weggebrochen seien.
Für die EU kündigte
Wirtschaftskommissar Gentiloni an:
Es werde über Hilfen
für Unternehmen nachgedacht,
die keine Unterstützung
in ihrem Heimatland bekämen.
Davon könne
die Autobranche profitieren.
Die Folgen der Pandemie
für Deutschlands Wirtschaft
sind noch nicht abzusehen.
Aber viele Betriebe
reduzieren ihr Personal.
Das trifft auch Azubis
und Berufsanfänger.
Ihre Chancen auf den Einstieg
in einen sicheren Job schwinden.
Corona ließ seinen Traum
vom Auslandsjahr vorerst platzen.
Hotel-Azubi Dustin Hoffmann aus Köln:
Mein Plan nach Sommer,
nach meinen Ausbildungsabschluss,
wäre es, nach Vancouver zu gehen,
in der Hotellerie zu arbeiten.
Und mein Englisch zu verbessern
und mich weiterzuentwickeln.
Doch ein Aufenthalt in Kanada
ist derzeit nicht möglich.
Sein Englisch will er zu Hause
in Online-Kursen verbessern.
Wegen der Krise ist unklar, ob er
nach der Ausbildung übernommen wird.
Obwohl sein Arbeitgeber
sehr zufrieden mit ihm ist.
Jessica Marx
berät an der Uni Köln
Jobsuchende aus
Kultur- und Geisteswissenschaften.
Sie sieht unsichere Perspektiven
auch bei Studierenden.
Die haben Sorge,
dass die Auswahl viel kleiner ist.
Dass die Stellen
überfrachtet sind mit Bewerbungen,
sodass ihre Chancen geringer werden.
Arbeitsmarktforscher Enzo Weber
befürchtet dauerhafte Nachteile
für Azubis und Studienabsolventen,
die jetzt arbeitslos werden.
Bestehende Jobs
würden durch Kurzarbeit gerettet,
für Berufseinsteiger
tue der Staat zu wenig.
Wir brauchen einen Rettungsschirm
für Neueinstellungen.
Das könnte so funktionieren,
dass der Bund 2020
die Sozialbeiträge
bei Neueinstellungen übernimmt.
Und man so finanzielle Anreize
für Einstellungen setzt.
Ein Rettungsschirm
für Berufseinsteiger:
Um die Jobchancen
der "Generation Corona"
ein bisschen zu erhöhen.
Die Corona-Krise überschattet auch
den heutigen Himmelfahrtstag,
den Christen
40 Tage nach Ostern feiern.
Gottesdienste in Kirchen sind unter
Einhaltung der Vorschriften erlaubt.
Auch im Landkreis Tirschenreuth
in Bayern,
der besonders
von der Pandemie betroffen war.
Die Hände müssen desinfiziert werden,
Schutzmasken sind Pflicht
in der Stiftsbasilika Waldsassen im
bayerischen Landkreis Tirschenreuth.
Wochenlang kämpfte die Gegend
mit hohen Corona-Zahlen.
Erst seit 2,5 Wochen gibt es hier
wieder öffentliche Messen.
Es ist toll,
dass wieder die Messe stattfindet.
Dass wir gemeinsam das Erlebnis
haben, Kirche zu feiern.
Ein bissl was von Normalität –
dass man das Gefühl hat,
es geht noch was mit Gemeinschaft.
Etwa 70 Menschen dürfen heute
in die Stiftsbasilika –
Platz wäre für 450.
Auch wenn der Gottesdienst
damit kleiner ausfällt
wie sonst an Himmelfahrt üblich:
Er ist gerade in der von Corona
gezeichneten Gegend wichtig.
Nach einer langen Zeit,
die von Distanz geprägt war,
wieder zu spüren,
dass man zusammengehört.
Und sich gegenseitig ermutigt
und bestärkt, dass es weitergeht.
Befördert hat die Krise aber auch
die Kreativität der Kirchen.
In Hildesheim wird der Gottesdienst
im Format eines Autokinos gefeiert.
Mehr als 500 Menschen kamen.
Es gibt die Möglichkeit,
Mitfeiernde segnen zu können,
sie anlächeln zu können.
Gemeinschaft
ist den Menschen wichtig.
Die Kirchen reagieren darauf,
auch mit neuen Formen.
Viele verbinden den Himmelfahrtstag
mit Ausflügen zum Vatertag,
etwa mit Bollerwagen-Touren.
Doch auch das steht im Zeichen
der Corona-Krise.
So ist vieles nicht erlaubt.
Polizei und Gastronomen riefen
zu Achtsamkeit und Vernunft auf.
Den Wirten solle es
nicht zu schwer gemacht werden,
heißt es in Bayern.
Der DGB warnte davor,
Frauen in alte Rollenmuster
zurückzudrängen.
Was macht Corona mit Vätern?
Bei den Wienrichs ist der Vater
auch Kindergärtner
und Grundschullehrer
für seine drei Töchter.
Er ist in Kurzarbeit
und übernimmt mehr im Haushalt.
So kann seine Frau im Homeoffice
in Ruhe arbeiten.
Ich kümmere mich im Moment
mehr um die Kinder.
Das hat sich geändert.
Eine neue Rollenverteilung
in Familien bleibt in Corona-Zeiten
die Ausnahme.
Ergebnisse einer Studie zeigen:
Bei 21 Prozent wurde sie ungleicher
zulasten der Mütter.
Das Vaterbild hat sich historisch
längst gewandelt,
vom Familienoberhaupt
zum Familienmitglied.
Allerdings mehr in der Theorie.
Fast 70 Prozent der Frauen
arbeiten bei Kindern in Teilzeit.
Aber nur sechs Prozent der Väter.
Die Zeit, die Väter in Familien
investieren können, ist begrenzt.
Mehr Zeit hat Jan Wienrich
gerade für seine Töchter.
Aber vor lauter Homeschooling
kommen solche Momente oft zu kurz.
Stark von der Corona-Pandemie
betroffen ist Brasilien.
Dort meldeten die Behörden erstmals
fast 20.000 Neuinfektionen
an einem Tag.
Die Zahl der gemeldeten Infizierten
stieg auf etwa 291.000.
Die Dunkelziffer
dürfte weit höher liegen -
unter anderem wegen fehlender Tests
und ausstehender Laborergebnisse.
Fast 19.000 starben in Brasilien
im Zusammenhang mit einer Infektion.
Es darf sich nur
eine kleine Trauergemeinde
auf diesem Friedhof
von Rio de Janeiro versammeln.
Die Verstorbene war 22 Jahre alt und
zeigte laut Ärzten Covid-19-Symptome.
Für den Vater ein bitterer Moment.
Viele Brasilianer
tragen keine Masken.
Die sollten besser aufpassen,
denn das Virus ist real.
Meine Tochter liegt dort hinten.
Vor dem Maracana-Stadion
ist ein Corona-Notfallzentrum.
Ärzte berichten,
es gebe zu wenige Medikamente
und Beatmungsgeräte.
Die Zahl der Patienten
steige kontinuierlich.
An Rios Stränden
und auf den Märkten
ist das öffentliche Leben
nur etwas heruntergefahren.
Bislang hat die Stadt
keine Ausgangssperre verhängt.
Die meisten Corona-Patienten
treffen in den Krankenhäusern
von Sao Paulo ein.
In der Metropole könnte demnächst
das Gesundheitssystem kollabieren.
Wir sind dabei, den Kampf
gegen das Virus zu verlieren.
Nach jetzigem Stand
gewinnt Covid-19 diesen Krieg.
Hunderte Gräber wurden ausgehoben,
um für den schrecklichen Höhepunkt
der Krise gewappnet zu sein.
Ungarn schließt
zwei umstrittene Transitlager
für Schutzsuchende
an der Grenze zu Serbien.
Die rechtsnationale Regierung
folgt einem Urteil des EuGH.
Der hatte die Festsetzung
von Asylbewerbern in vier Fällen
als widerrechtliche Inhaftierung
bewertet.
Die 280 Menschen aus den Lagern
sollen in offene Einrichtungen
gebracht worden sein.
Das Land verfolgt
unter Regierungschef Orban
eine Politik
der Abschottung gegen Migranten.
Mitten in der Corona-Pandemie
wurden Indien und Bangladesch
von einem Zyklon getroffen.
Laut Meteorologen
einer der schlimmsten Stürme
der letzten Jahre.
Über 80 Menschen starben,
das ganze Ausmaß ist erst
in ein paar Tagen abzuschätzen.
Mit fast 190 km/h traf der Zyklon
auf die ostindische Küste,
ehe er nach Bangladesch zog.
Der Zyklon richtete in Kolkata
schwere Schäden an.
Die Stromversorgung war in der Nacht
teilweise unterbrochen.
Bäume blockieren den Straßenverkehr.
Stadtviertel stehen unter Wasser.
Wegen des starken Regens
konnten die Rettungskräfte
bisher nicht alle Regionen erreichen.
Die Flutwellen des Indischen Ozeans
werden Überschwemmungen
im Landesinnern auslösen.
Wir schätzen, dass Gebiete,
die 10 bis 15 km
von der Küste entfernt sind,
betroffen sein werden.
Indien brachte über 2,5 Mio. Menschen
in Sicherheit.
Einige werden nicht
in ihrer Häuser zurückkehren können.
Die Pandemie erfordert Abstand.
Daran kann hier keiner denken.
Auch in Bangladesch trifft der Zyklon
die Ärmsten besonders hart.
Aufräumarbeiten
im Flüchtlingslager der Rohingya.
In Bangladesch fürchten die Behörden,
dass die Wassermassen
einen Teil der Ernte vernichteten
und fruchtbares Land wegspülten.
Sie hebt Pferde in die Höhe,
geht nur, wenn sie will, zur Schule,
hält wenig von Autoritäten -
und lebt ohne Eltern in einer Villa.
Dafür wird Pippi Langstrumpf seit
Generationen von Kindern geliebt -
und möglicherweise beneidet.
Erdacht wurde sie
von der Schwedin Astrid Lindgren -
das erste Pippi-Langstrumpf-Buch
erschien heute vor 75 Jahren.
Ein Buch erobert die Welt,
in 77 Sprachen und einer Auflage
von über 65 Millionen:
Pippi Langstrumpf.
In dieser Stockholmer Wohnung
hat alles angefangen.
Für Johan Palmberg,
Urenkel von Astrid Lindgren,
ist Pippi Familiengeschichte.
Seine Großmutter Karin lag
im Winter 1941 krank im Bett.
Ihre Mutter Astrid wusste nicht mehr,
was sie noch vorlesen sollte.
Großmutter bettelte:
"Erzähl mir was."
Astrid fragte: "Was denn?"
"Erzähl mir was
von Pippi Langstrumpf."
Sie hatte den Namen
einfach erfunden.
Astrid Lindgren
erzählte und erzählte.
Am Ende schrieb sie alles auf
und schenkte das Buch ihrer Tochter
zum 10. Geburtstag am 21.05. - daher heute das Jubiläum. Für den Verlag sind die Bücher
auch nach 75 Jahren noch Bestseller.
Pippi hat so lange überdauert,
weil viel über sie diskutiert wurde.
Ein eigenwilliges Mädchen,
eine glückliche,
empathische Anarchistin
mit Zivilcourage.
Sehr selbstständig.
Sie ist längs mehr
als eine Kinderbuchfigur.
Sie ist zur Ikone
für Rechte von Kinder geworden.
Die Wetteraussichten:
Heute oft sonnig,
in Norden teils wolkig.
Auch über dem Bergland Wolken.
Im Südwesten und am Alpenrand
auch Schauer oder Gewitter.
Die lassen in der Nacht nach.
Dann funkeln die Sterne.
Die werden im Norden und Westen
zeitweise von Schleierwolken getrübt.
Der Freitag beginnt
teilweise freundlich.
Aus Nordwesten kommen Wolken
mit Regen oder Gewitter.
Am Sonnabend windig und kühl,
im Südosten zeitweise
kräftiger Regen oder Gewitter.
Am Sonntag
von Süden her freundlicher,
im Norden wechselhaft und windig.
Die nächste tagesschau sehen Sie
gegen 17.25 Uhr.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
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