heute journal vom 21.12.2020 - Impfstoff zugelassen - Licht am Ende des Tunnels?
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Es war so erwartet worden
und trotzdem ist das heute ein einschneidendes Datum:
der Tag, an dem der erste Corona-Impfstoff
für die Europäische Union zugelassen wurde.
Die förmliche Zulassung durch die EU-Kommission kam jetzt am Abend,
zuvor hatten die Experten der Europäischen Arzneimittel-Agentur
grünes Licht gegeben.
Der BioNTech-Pfizer-Impfstoff wird in mehreren anderen Länder
ja bereits verwendet.
Heute ließ sich unter anderem der künftige US-Präsident Joe Biden
damit impfen.
Dass er in Deutschland entwickelt wurde, darauf verwies heute auch
Kommissionschefin von der Leyen in ihrer Zulassungsverkündung.
Lassen Sie mich sagen, wie stolz ich bin, dass der erste in Europa
verfügbare Impfstoff ein Produkt europäischer Innovation ist.
Etwas überschattet wird dieser Erfolg allerdings durch die Irritationen,
die die in Großbritannien entdeckte Virusmutation auslöst.
Dazu gleich noch ein Gespräch.
Doch zunächst berichtet Susanne Gelhard
über den Startschuss für BioNTech.
Prüfung bestanden: Das Mainzer Unternehmen BioNTech
und sein Partner Pfizer können liefern - Europa kann loslegen.
Der Chef und Forschungsleiter des Unternehmens ist zuversichtlich,
dass der Impfstoff auch gegen das mutierte Coronavirus
aus Großbritannien wirkt.
Wir werden uns dran gewöhnen müssen,
dass immer wieder neue Virusvarianten aufkommen.
Es ist richtig, dass zwar einige Stämme mutiert sind,
aber über 95 % oder 98 % des Virus ist nicht mutiert.
Dadurch, dass wir in unserem Impfstoff
sehr viele Stellen auf einmal angreifen,
halten wir es für unwahrscheinlich, dass eine Virusvariante sich
plötzlich komplett einer Impfstoffaktivität entzieht.
Sicherheitshalber wird BioNTech in den kommenden zwei Wochen
die Wirkung des Impfstoffes auf das mutierte Virus genau prüfen.
Ohnehin müssen ständig Daten nach Brüssel gegeben werden,
denn anders als z.B. in den USA geht es nicht um eine Notfallgenehmigung,
sondern um eine weitergehende be- dingte Marktzulassung für ein Jahr.
Nach Ablauf eines Jahres sind drei Szenarien möglich:
Die bedingte Zulassung wird in eine reguläre umgewandelt.
Oder die Wirksamkeit bestätigt sich langfristig nicht -
der Impfstoff wird vom Markt genommen.
Ebenso kann die bedingte Zulassung um ein Jahr verlängert werden.
Für die Qualitätskontrolle in Deutschland
ist das Paul-Ehrlich-Institut verantwortlich.
Wir erwarten in den nächsten Tagen bis Wochen
ein ganze Reihe von Proben von über zehn Herstellungsvorgängen.
Bei jeder einzelnen Charge, für jeden einzelnen Herstellungsvorgang
nimmt das Paul-Ehrlich-Institut diese experimentellen Prüfungen vor,
genau, wie der Entwickler das tut.
Damit gesichert ist, dass die Produktqualität sehr hoch ist,
wie es erforderlich ist für die Anwendung am Menschen.
Die Impfzentren stehen bereit.
Bundespräsident Steinmeier besuchte heute das größte in Berlin,
in der Treptow-Arena.
13 Mio. BioNTech-Impfdosen für das erste Quartal 2021
erwartet der Bundesgesundheits- minister für Deutschland.
Die EU-Zulassung habe aus gutem Grund länger gedauert.
Wir sind nach der Schweiz am Wochenende die erste Region,
das erste Land sozusagen, wo es eine ordentliche Zulassung gibt
und keine Notzulassung.
Das finde ich sehr wichtig, dass wir jetzt für einen -
nachdem, was wir heute wissen - sehr sicheren und wirksamen Impfstoff
auch werben können, dass sich viele impfen lassen.
Am kommenden Sonntag soll es los gehen.
Ein Hoffnungsschimmer, aber sicher noch nicht das Ende der Pandemie.
Zugeschaltet ist mir nun der Virologe Dr. Martin Stürmer.
Guten Abend.
Der Inhaber von BioNTech hat sich zu der Mutation geäußert.
Ist es Konsens zwischen den Wissenschaftlern, zu sagen,
es wird sich nicht auswirken auf den Impfstoff?
Ich kann mich dem anschließen.
Wir reden über einzelne Mutationen.
Insgesamt wird es wahrscheinlich keine Einschränkung geben.
Wieso wird dann so viel darüber geredet?
Es gibt tausende Varianten des Virus auf der Welt.
Diese hat aber den unangenehmen Charakter,
sich bei den Menschen schneller zu verbreiten.
Wir haben unser Infektionsgeschehen nicht optimal kontrolliert.
Die Variante ist vielleicht unpassend zu dieser Zeit.
Aber es ist doch noch nicht belegt, dass es ansteckender ist?
Die Zahl von 70 %, dann müsste man noch vorsichtig sein?
Ganz genauso sehe ich das auch.
Die Variante ist nicht nur in England aufgetaucht,
sondern schon überall auf der Welt.
Es ist wohl eher ein Zufallsprodukt.
Ich denke, dass man abwarten muss,
aber nicht in Panik verfallen sollte.
Bringt es noch was, Flughäfen abzuschotten
oder den Eurotunnel zuzumachen?
Es ist eine prophylaktische Maßnahme.
Ich kann verstehen,
dass man versucht,
diese Variante erst verzögert in Deutschland einfallen zu lassen.
Aber es wird so oder so passieren.
Aber es ist ganz gut, wenn es nicht zur Weihnachtszeit passiert.
Einerseits gibt es viele Mutationen, aber andererseits heißt es,
dass Coronavirus sei stabil.
Wie passt das zusammen?
Viren mutieren grundsätzlich.
Das Covid-Virus ist aber träge, was das angeht.
Es ist nicht so mutationsfreudig wie andere Viren.
Im Süden Englands und vor allem in der Hauptstadt London
hat das mutierte Virus bereits Chaos ausgelöst.
Was weniger an dem Virus selbst
liegt als an der politischen Reaktion darauf.
Nachdem Boris Johnson eine rigide Ausgangssperre verhängte
und praktisch jede Form von Weihnachtsbesuchen absagte,
setzte im Großraum London prompt eine Art Exodus ein.
Hunderttausende versuchen,
schnell noch per Auto oder Zug nach Hause zu kommen.
Was natürlich genau das ist, was nicht geschehen soll, weil damit
das mutierte Virus munter im ganzen Königreich verbreitet wird.
Doch pandemische Vernunft und Weihnachten,
das passt auch bei den Briten nicht optimal zusammen.
Hinzu kommt, dass sich die EU von Großbritannien
und seiner Virusvariante eilig abzuschotten versucht.
Die Grenzen dicht - ein Vorgeschmack auf den Brexit.
Yacin Hehrlein berichtet.
Er ist handelstechnisch gesehen eh schon ein ziemliches Nadelöhr -
der Ärmelkanal mit seinen Häfen
und dem Tunnel in Dover und Folkestone.
Jedes Jahr vor Weihnachten nimmt der Frachtverkehr zu,
was zu Lkw-Schlangen führen kann.
Dazu kamen zuletzt Brexit-bedingte
Ein- und Ausfuhren auf den letzten Drücker.
Und jetzt auch noch die Franzosen mit ihrer Grenzblockade.
Vielleicht ist es eine Lösung, Fahrer auf Corona zu testen,
bevor sie nach Europa zurückkehren.
Wenn die Sperre über 48 Stunden andauert,
wird das zu einer echten Herausforderung.
Schuld an dem Durcheinander und an der Tatsache, dass sich ein Großteil
des Königreichs nun wieder im Shutdown befindet,
ist also jene Variante des Virus,
die sich angeblich schneller verbreitet.
Dies bekräftigte Premierminister Johnson heute nochmal
auf einer weiteren Corona-Pressekonferenz.
Sobald wir in der Regierung von der größeren Ansteckungsgefahr
durch diese Variante des Virus unterrichtet wurden,
haben wir bereits am nächsten Tag schnell und entschieden gehandelt.
"Die Franzosen zeigen keine Gnade"
und "Europa schlägt Großbritannien die Türe zu",
titelten da die britischen Blätter.
Angesichts immer noch ergebnisloser Brexit-Verhandlungen
Schlagzeilen mit einer besonderen Note.
In der Presse findet sich aber auch die Aufforderung
an den Premierminister, sich zu entschuldigen.
Dafür, dass er Weihnachten gestrichen hat, oder,
weil er in der Corona-Krise wenig überzeugend agiert.
Letzteres wird in jedem Fall vom Oppositionsführer so gesehen.
Jetzt alles auf die neue Virus- variante zu schieben, ist falsch.
Die Infektionsrate war außer Kontrolle.
Der Premierminister hätte das begreifen sollen,
statt am Mittwoch noch allen fröhliche Weihnachten zu wünschen.
Die Anzeichen, in welche Richtung das geht, waren doch offensichtlich.
Nach der Bekanntgabe des jüngsten Shutdowns
versuchten gestern zahlreiche Londoner verbotenerweise,
noch die Stadt zu verlassen,
um vor Weihnachten noch zu ihren Familien zu kommen.
So lässt sich die Ausbreitung des Virus wohl kaum stoppen.
Nach den Einreiseverboten zahlreicher Länder
geht es an den Flughäfen entsprechend ruhiger zu.
Am Wochenende bildeten sich
vor einigen Supermärkten längere Schlangen.
Die Unternehmen bekräftigen aber, dass sämtliche Vorräte
für die Feiertage bereits im Lande sind.
Nur, wenn die Grenzblockade länger andauern soll, könnte es später
bei einigen Obst-und Gemüsesorten zu Engpässen kommen.
Familienfeiern weitgehend gestrichen, von Europa ausgesperrt,
noch immer kein Handelsvertrag in Sicht
und das Virus außer Kontrolle.
Weihnachtsstimmung will da bei den aller wenigsten Briten aufkommen.
Pandemie, neue Virusvariante und das drohende Brexit-Chaos.
Stefan Leifert in Brüssel:
Wie reagiert man denn in Brüssel auf diese neue Lage?
Heute v.a. mit dem Versuch,
die vielen Einzelmaßnahmen irgendwie zu koordinieren.
Eine Handvoll von EU-Staaten macht aber gar nichts,
Spanien und Portugal zum Beispiel.
Bis morgen soll eine Krisenstrategie entwickelt werden.
Es geht darum, die neue Virusvariante einzudämmen.
Die Hoffnung ist, dass der Druck auf Boris Johnson wachsen könnte.
Wie ist denn beim Thema Brexit aktuell der Stand?
Viel Zeit bleibt ja nicht mehr, oder?
Das ist wohl wahr.
Die Brexit-Frist des Europaparlaments ist abgelaufen.
Ein Szenario ist die No-Deal-Variante.
Es könnte nächstes Jahr weiterverhandelt werden.
Es geht jetzt v.a. auch um die Fangquoten der Fischerei.
Ein Gespräch über Brexit und Virus gibt es nachher auch
im heute journal:update, da ist Katarina Barley zu Gast.
Jetzt macht erstmal Heinz weiter, mit den Nachrichten.
In den USA wird der Kongress voraussichtlich noch heute
ein neues Corona-Hilfspaket von rund 900 Mrd. Dollar auf den Weg bringen.
Demokraten und Republikaner hatten nach langen Verhandlungen gestern
am späten Abend eine Einigung über das Paket bekannt gegeben.
Vorgesehen sind unter anderem
eine zeitlich begrenzte Aufstockung von Arbeitslosenhilfen
und weitere finanzielle Unterstützung für kleine Betriebe.
32 Jahre nach dem Flugzeugattentat von Lockerbie
hat US-Justizminister Barr angekündigt, die USA wollten
einen weiteren Verdächtigen in dem Fall vor Gericht stellen.
Nach Angaben Barrs handelt es sich
um einen früheren libyschen Geheimdienstmitarbeiter,
der die Bombe für das Attentat gebaut haben soll.
Der Mann sei schon lange im Visier der Ermittler
und sei in Libyen in Haft.
Am 21. Dezember 1988
war das Flugzeug auf das schottische Dorf Lockerbie gestürzt.
270 Menschen starben bei dem Attentat.
Die meisten Todesopfer waren Amerikaner.
Bundesaußenminister Heiko Maas
sieht das Atomabkommen mit Iran an einer Weggabelung.
In den nächsten Wochen und Monaten werde sich entscheiden,
ob es gelinge, das Abkommen zu retten oder nicht, sagte Maas
nach einer Videokonferenz mit den Außenministern Irans
und der anderen verbliebenen Unterzeichnerstaaten Frankreich,
Großbritannien, Russland und China.
Der designierte US-Präsident Joe Biden hatte eine mögliche Rückkehr
seines Landes zum Abkommen angedeutet,
wenn Iran wieder die Vorgaben der Vereinbarung einhalte.
In der Zentralafrikanischen Republik
nehmen im Vorfeld der Wahlen am Sonntag Gewalt und Spannungen zu.
Der Vormarsch von Rebellenmilizen auf die Hauptstadt Bangui
konnte von UN-Blauhelmen gestoppt werden.
Zur Sicherstellung der Wahlen
haben Russland und Ruanda hunderte weitere Soldaten entsandt.
Zweidrittel des Staatsgebietes wird von Rebellen kontrolliert,
jeder vierte Einwohner ist auf der Flucht.
Seit einem Bürgerkrieg schwelt in der zentralafrikanischen Republik
ein vielschichtiger Konflikt,
auch zwischen muslimischen und christlichen Gruppen.
Der Anschlag in Halle
war eines der bestürzendsten Ereignisse des letzten Jahres.
Am 9. Oktober 2019 attackierte der rechtsextremistische Täter
die Synagoge in Halle und einen Kebabimbiss.
Dort tötete er einen jungen Mann, der gerade Mittagspause machte.
Zuvor hatte er vor der Synagoge, in die er nicht reinkam,
eine 40-jährige Passantin erschossen.
Auf seiner Flucht verletzte er dann noch weitere Menschen:
ein Ehepaar, das er anschoss.
Und einen aus Somalia stammenden Mann, den er mit dem Wagen anfuhr.
Er traumatisierte darüber hinaus noch viele weitere Menschen,
die er in Todesangst versetzte.
Aus seiner antisemitischen und rassistischen Gesinnung
hat der Täter auch vor Gericht keinen Hehl gemacht.
Heute wurde das Urteil gegen ihn verkündet:
lebenslänglich mit Sicherungsverwahrung.
Andreas Weise berichtet.
Ein letztes Mal fährt die Kolonne mit Blaulicht los
vom Magdeburger Landgericht.
In einem der Wagen: der Verurteilte.
Zurück ins Gefängnis.
Hinter Gittern könnte er nun den Rest seines Lebens verbringen.
Das Ergebnis und auch der Verlauf dieses Prozesses
soll und muss uns ein Ansporn sein,
weiterhin auf vielen Ebenen Radikalisierungen, Gewalttaten,
politischem Irrsinn und Fanatismus entgegenzuwirken.
Ein Menschenfeind sei der Täter, so die Vorsitzende Richterin Mertens,
der bei ihrer knapp dreistündigen Begründung heute
öfter die Stimme stockte.
Das Urteil, auch für die Verteidigung nicht überraschend.
Das Urteil ist nicht wirklich überraschend,
auch nicht für unseren Mandanten.
Die bereits im Plädoyer eingeräumten Taten
hätten diese Strafe bereits begründen können.
Fünf Monate dauerte der Prozess.
Viele Wunden wurden wieder aufgerissen.
Ich bin wieder sehr schreckhaft, ich schlafe schlecht bis gar nicht,
ich habe Albträume.
Da mischt sich viel Angst hinein,
dass die Stimme der Nebenkläger*innen, die wir hier
so mühsam erkämpft und aufgebaut haben in den letzten Monaten,
nach Prozessende versickert und vergessen wird.
Das wäre schade und ein Armutszeugnis.
Gleichzeitig bin ich unglaublich erleichtert.
Ich bin so müde, ich kann's kaum in Worte fassen.
Die Tür, die damals den Attentäter daran hinderte,
in die Synagoge zu kommen und dort ein Massaker anzurichten:
heute Teil eines Denkmals.
Die Gemeinde hat viel Solidarität erfahren.
Doch im Prozess blieb für den Vorsteher zu viel ungeklärt.
Dieser Zeitpunkt, dass man entscheidet:
Ich hasse Juden so stark, dass ich sie umbringen muss.
Auf diese Frage habe ich keine Antwort.
Schwere Vorwürfe deshalb von der Nebenklage
gegen Ermittlungsbehörden wie das BKA.
Viel Lob dagegen für die Art und Weise,
wie das Gericht und speziell die Vorsitzende Ursula Mertens agierte.
Sie hat allen Gelegenheit gegeben, sich zu äußern.
Sie hat dazu beigetragen, dass wir alle das besser verarbeitet haben,
was in uns geblieben ist nach diesem Anschlag.
Die eine Lehre ist auf jeden Fall,
solchen Tätern keine Plattform zu geben,
so wie es die Richterin und das ganze Gericht hier auch getan hat,
indem die Opfer in den Mittelpunkt gerückt werden.
Die andere Lehre ist für die Ermittlungsbehörden:
Wie sollen solche Fälle in Zukunft verhindert werden?
Da hat man ja versprochen, im Internet, in solchen Foren
in Zukunft besser aufzupassen.
Wie das gelingen soll, das ist noch weitgehend offen.
Der Attentäter von Halle, er ist verurteilt.
Lebenslang mit anschließender Sicherungsverwahrung.
Lebenslang werden aber auch die, die überlebten oder Angehörige verloren,
mit den Dämonen zu kämpfen haben,
die die Tat von Halle heraufbeschwor.
Eine ganz andere Form von Attentat
hat in diesem Jahr weltweit Aufmerksamkeit erregt:
der Anschlag auf den russischen Regimekritiker Alexej Nawalny.
Er selbst sprach von Anfang an von Staatsterrorismus.
Nawalny hat nicht den geringsten Zweifel,
dass der russische Geheimdienst hinter dem Giftanschlag
mit einem chemischen Kampfstoff stand.
Eine Einschätzung, die von westlichen Regierungen geteilt wird.
Sieht man vom noch amtierenden US-Präsidenten Trump ab.
Aber dessen Neigung zu konsequenter Unschuldsvermutung gegenüber Russland
ist ja auch besonders ausgeprägt.
Zuletzt hat eine Gruppe internationaler Medien,
darunter der "Spiegel", Recherchen zu acht mutmaßlichen Tätern
veröffentlicht, allesamt im Dienste des russischen Inlandsgeheimdienstes.
Alexej Nawalny selbst setzt jetzt noch einen obendrauf:
Er rief einige der Verdächtigen an.
Und siehe da: Einer der Männer begann, am Telefon zu reden.
Von dieser und anderen filmreifen Szenen berichtet Andreas Kynast.
Es gehört zur Methode Nawalny, alles herauszufinden,
was sich herausfinden lässt.
Über Russlands Führung, über ihre superreichen Begünstigten,
über seine Gegner.
Vor drei Tagen taucht Nawalny in Dresden auf.
Er besichtigt den Plattenbau, in dem Wladimir Putin in den Achtzigern
als junger KGB-Agent gelebt hat.
Nawalny gegen Putin und Putins Geheimdienst gegen Nawalny,
so war es bis zum 14. Dezember.
Dann griff Nawalny Putins Geheimdienst an.
* Telefonklingeln *
Konstantin? Ist dort Konstatin Borisowitsch?
Ja, sagt die Stimme am anderen Ende, es ist eine Sensation.
Nawalny spricht mit einem seiner acht mutmaßlichen Attentäter,
mit dem Chemiker und Geheimdienstagenten
Konstantin Kudrjawzew.
Das Recherchenetzwerk Bellingcat und u.a. der "Spiegel"
hatten zuvor die Identitäten enthüllt.
Jetzt können sie kaum fassen, dass es funktioniert.
Nawalny gibt sich als rechte Hand des Chefs
des russischen Sicherheitsrates aus und fragt, gespielt streng,
wie es sein kann, dass die Zielperson überleben konnte.
Ich denke, diese Ermittlung, diese Recherche
kommt einem rauchenden Colt sehr nahe.
Natürlich ist es vielleicht in Deutschland nicht gerichtsfest,
aber wir sollten Herr Nawalny bitten,
seine Informationen unbedingt mit unseren Diensten
und den russischen Behörden zu teilen.
Nawalnys Gesprächspartner
soll für die Beseitigung der Spuren zuständig gewesen sein.
die Spuren des Nowitschok.
Es hat einen Einfluss auf den Diskurs in Deutschland.
Weil die gesamte Geschichte dadurch plastischer wird.
Es wird konkreter vorstellbar, was sich dort abgespielt hat.
Die sogenannte Untersuchung sei eine Fälschung, so aus Moskau.
Die Coronavirus-Ängste waren heute offenbar an der Börse zurück.
Der DAX verlor heute deutlich.
Schauen wir auf eine Branche, deren Dienstleistungen
auch gerade in dieser Pandemie besonders gefragt sind,
die Paketbranche, Sina Mainitz:
Ja, die Paketbranche boomt wie kaum eine andere in diesem Jahr.
Meterlange Schlangen vor den Postfilialen
sind selbst vor der Weihnachtszeit keine Ausnahme gewesen.
Die Corona-Pandemie hat dem Online-Handel
einen ordentlichen Schub verpasst.
Der Einzelhandel hingegen
hat dieses Jahr rund 20 % seines Vorjahres-Umsatzes eingebüßt.
Deshalb nun auch der Vorschlag seitens der Union zur Paket-Steuer.
Sie soll dem stationären Einzelhandel zugute kommen.
Ein dickes Plus sieht man dieses Jahr bei den Zustellern.
Schon bis November hatte die Deutsche Post 1,6 Mrd. Pakete ausgeliefert.
So viele wie im gesamten Vorjahr.
Post, Hermes und DPD verzeichnen in diesem Jahr bis zu 30 % mehr Fracht.
Allein in der vergangenen Woche hat DHL 61 Mio. Pakete
von Montag bis Samstag ausgeliefert - ein Rekord.
Die Mitarbeiter der Logistik-Unternehmen
kommen dem Ansturm kaum nach und arbeiten am Limit.
Der Online-Handel ist seinerseits gerade unter Druck.
Es gibt in der Weihnachtswoche
wieder Streiks an einigen Amazon-Standorten.
Die Beschäftigten fordern eine fairere Bezahlung
und wollen am Erfolg des Unternehmens beteiligt werden.
Eine unendliche Geschichte.
Amazon-Gründer Jeff Bezos stemmt sich bislang energisch gegen höhere Löhne.
Zum Fußball:
hohe Strafe für Gladbachs Stürmer Marcus Thuram.
Wegen seiner Spuckattacke wurde der 23-Jährige vom DFB-Sportgericht
zu einer Sperre von sechs Spielen, eins davon auf Bewährung, verurteilt.
Thuram soll zudem eine Geldstrafe von 40.000 Euro zahlen.
Die Sportler des Jahres 2020
wurden bei der traditionellen Ehrung in Baden-Baden ausgezeichnet.
Gestern am späten Abend hier im ZDF zu sehen.
Ohne Publikum im Saal
wurde die weltbeste Weitspringerin Malaika Mihambo
zum zweiten Mal nacheinander
als "Sportlerin des Jahres" ausgezeichnet.
Eishockey-Star Leon Draisaitl gewann die Wahl bei den Männern
und Triple-Sieger FC Bayern München bei den Mannschaften.
Gleich nach dem Wetter gibt's Couchkino,
genau das Richtige für Pandemie-Abende aufm Sofa:
"Mord im Orient-Express".
Um 23.55 Uhr dann unser heute journal:update
mit Wulf Schmiese.
Und uns gibt's morgen wieder, auf Wiedersehen.
Heute war astronomischer Winteranfang,
ab sofort werden die Tage wieder länger.
Das werden windige, regnerische und milde Tage.
Das liegt an diesen Tiefs, die von West nach Ost über uns hinweg sausen
und erstmal viel Regen mitbringen.
So schüttet es heute Nacht besonders im Nordwesten
und das bei einem starken bis stürmischen Südwest-Wind.
Die Nacht bleibt recht mild.
Dazu fällt immer noch viel Regen,
bei einem kräftigen Wind aus westlichen Richtungen.
Chancen auf Sonne gibt es allenfalls im Norden, Richtung Nordfriesland.
Und auch südlich der Donau, dort bleibt es zum Teil auch trocken.
Am Mittwoch überqueren v.a. die Mitte
und den Norden Deutschlands Regenwolken.
An Heiligabend dreht der Wind auf Nordwest
und dann gibt es im Tagesverlauf in den nördlichen Mittelgebirgen
bereits Schneeflocken.
Winterlich wird dann der 1. Feiertag.
Wie man hier am Trend für Plauen im Vogtland sehen kann,
wird es auch nach den Feiertagen erstmal kalt weitergehen.