heute journal vom 10.01.2021 - Mehr Kontrolle, mehr Strafen - Halles Kampf
Guten Abend.
Ab morgen, 11. Januar, gilt der verschärfte Shutdown.
Inzwischen haben alle Länder festgelegt, wie sie
die gemeinsamen Beschlüsse von Ministerpräsidenten und Kanzleramt
umsetzen wollen.
Und siehe da: So manche Stellschraube
wurde nachträglich wieder in andere Richtung gedreht.
In Richtung weniger scharf.
Berlin zum Beispiel wollte sogar ab morgen schon wieder
die gesamten Oberstufen zum Präsenzunterricht antreten lassen.
Das wurde inzwischen wieder fallengelassen,
nach empörten Reaktionen aus den Schulen.
Tatsächlich zeigen repräsentative Umfragen, dass eine große Mehrheit
der Bundesbürger will, dass dieses Virus bekämpft wird
und auch mit konsequenten, wirksamen Maßnahmen bekämpft wird.
Viele wären sogar für einen richtigen Lockdown zu haben,
wenn damit die Ausbreitung nachhaltig gestoppt werden kann.
Nun wird man sehen müssen, wie wirksam die jetzigen Beschlüsse sind.
Hagen Mikulas und Luisa Houben mit Eindrücken aus Halle.
Kontrolle der Maskenpflicht in der Innenstadt von Halle:
Die gilt hier seit Ende Oktober.
Wer dagegen verstößt, riskiert ein Bußgeld von bis zu 75 Euro.
Diese Frau trägt keine Maske und weist ein Attest vor.
Die Beamten gleichen es mit ihrem Ausweis ab.
Eine weitere Überprüfung des Dokuments findet nicht statt.
Diese Kontrolle ist damit abgeschlossen.
Nur noch selten müssten sie Verstöße ahnden, erzählen die Beamten.
Die meisten Menschen hielten sich im öffentlichen Raum
an die strengen Regeln.
Dennoch meldet die 240.000-Einwohner-Stadt
immer mehr Corona-Fälle.
Am Wochenende übersteigt die 7-Tage-Inzidenz
erstmals die 300er-Marke.
Dass nun die neuen, strengeren Regeln Wirkung zeigen,
hofft Oberbürgermeister Bernd Wiegand.
Denn Ansteckungen fänden zumeist im Privaten statt.
Die Mittel des Staates daher nahezu ausgeschöpft.
Die nächste Möglichkeit ist dann die nächtliche Ausgangssperre
und dann letztendlich die Sperre, dass erstmal grundsätzlich
ohne triftigen Grund niemand die Wohnung verlassen kann.
Das ist sehr bedauerlich und das schmerzt, aber es betrifft momentan
den kompletten Süden des Landes Sachsen-Anhalt.
Wir müssen dringend sehen, dass wir die Zahlen runterbekommen,
damit wir überhaupt eine Chance haben,
wieder irgendwann in ein normales Leben zurückzukehren.
Zunächst aber gelten, wie landesweit beschlossen,
weitere Kontakt- und Bewegungsbeschränkungen.
Die Akzeptanz dafür in Halle ist hoch.
Grundsätzlich sind schärfere Maßnahmen gut und richtig,
denn die Zahlen sind schlecht und wieder erschreckend hoch.
Da braucht man gar nicht drüber reden,
dass was gemacht werden muss.
Bisschen spät, da hätte man eher reagieren können.
Dass man sich nur noch mit einer Person treffen darf,
ist schwierig umzusetzen.
Gerade mit den kleinen Kindern, die können nicht in die Kita.
Mehr Kontrolle und auch mehr Strafen.
Denn dann würden die Bürger erst mal wach werden.
Denn, wenn es ans Portemonnaie geht, da wird jeder hellhörig.
Große Hoffnungen in die neuen Maßnahmen
setzt auch Hendrik Liedtke.
Der Ärztliche Direktor des Kranken- hauses St. Elisabeth und St. Barbara
ist froh, sein Personal endlich impfen zu können.
Denn durch Krankheit und Quarantäne
fehle es zunehmend an Mitarbeitenden.
Unterstützung bekommt das Haus deswegen von Medizinstudierenden.
Dennoch: Es drohe der Gesundheitsnotstand.
Davon sind wir noch entfernt,
aber nicht mehr so weit wie noch vor vier Wochen.
Deshalb ist es unbedingt notwendig, dass jeder Mensch
in der Region, in diesem Land, daran mitwirkt, dass wir
verdammt noch mal diese hohen Inzidenzzahlen runter kriegen.
Täglich nehme das Krankenhaus derzeit
so viele neue Covid-Patienten auf
wie während der gesamten drei Sommermonate.
Von mehr als 1.100 Infizierten
ist in Halle fast jeder Fünfte im Krankenhaus.
Noch schlimmer ist Sachsen dran, gefolgt von Thüringen.
Darüber habe ich vorhin mit Thüringens Ministerpräsident Ramelow
gesprochen, der ja kürzlich offen zugab,
dass er die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus
unterschätzt habe.
Die Kanzlerin habe mit ihren Warnungen im Oktober recht gehabt,
er und andere Ministerpräsidenten hätten hingegen falsch gelegen.
Vor dem Interview fasst Christian Kirsch aber nochmal kurz zusammen,
welche Regeln eigentlich ab morgen gelten sollten und wie die Länder
diese Beschlüsse, teils abweichend, umsetzen.
Verschärfte Maßnahmen gegen das Virus gelten in Hamburg
bereits seit Freitag und in Brandenburg seit gestern.
Heute zogen Berlin, Niedersachsen,
Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern nach.
Die anderen Bundesländer folgen morgen.
Damit gilt nun: Der eigene Haushalt darf sich nur noch
mit einer weiteren Person treffen, für Kinder gelten Ausnahmen.
Und in Landkreisen mit mehr als 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner
innerhalb einer Woche können Einschränkungen
für den Bewegungsradius der Menschen verhängt werden.
Diese 15-Kilometer-Regel wird in den Ländern unterschiedlich umgesetzt:
In Brandenburg etwa gilt sie für Ausflüge.
Thüringen belässt es bei einer Empfehlung.
Unterschiedlich handhaben die Länder Regeln für Schulen und Kitas.
Die Politik und die Pandemie,
darüber wollen wir mit Bodo Ramelow reden, Thüringens Ministerpräsident.
Guten Abend, Herr Ramelow. Guten Abend, Frau Slomka.
Ein bisschen ist es jetzt bei diesem verschärften Shutdown,
den Ministerpräsidenten und Kanzlerin gemeinsam beschlossen hatten,
wie schon vorher: Es gibt einen gemeinsamen Beschluss,
aber danach macht jedes Land was anderes.
Z.T. werden die Kinder doch wieder in die Schule geschickt,
anderswo kann die 15-Kilometer-Regel nicht eingehalten werden.
Bei Ihnen in Thüringen haben Sie auch Schwierigkeiten, das durchzusetzen.
Wie sinnvoll ist das, das Virus ist ja nicht föderal?
Das stimmt, das Problem ist einfach, dass wir Menschen sind.
Menschen neigen dazu,
den leichteren, vielleicht hoffnungsvolleren Weg zu gehen.
Ich gestehe, dass ich mich auch von dieser Hoffnung habe leiten lassen.
Ich muss heute sagen: Es ist falsch.
Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen,
dass das Virus jetzt erst anfängt, richtig Fahrt aufzunehmen.
Wir haben die englische Mutation noch gar nicht in Deutschland,
und ich merke, dass bei mir in Thüringen gerade die Hütte brennt.
Heute ist für mich ein schlimmer Tag, denn heute haben wir
in ganz Thüringen die 300er-Inzidenz überschritten.
Und alle Landkreise und kreisfreien Städte
sind über die 200 gegangen.
Es ist kein Platz mehr für Lockerungen
und die Debatte von der Lockerung zur Lockerung.
Sie haben den Vorschlag gemacht, eigentlich gefordert,
dass man nun in einen richtigen Lockdown geht.
Den haben wir in Deutschland im Moment noch nicht.
Zumindest in Thüringen, aber da machen Ihre Koalitionspartner,
die CDU, nicht mit, das werden Sie nicht durchsetzen können, oder?
Nein, ich will das klarstellen.
Ich habe nicht gefordert,
dass wir isoliert einen Lockdown in Thüringen machen,
sondern ich habe gesagt, dass ich im Dezember den Fehler gemacht habe,
nicht darum zu kämpfen, als die Bundeskanzlerin davon sprach,
dass wir im Dezember ganz Deutschland runterfahren sollten.
Kontaktminimierung ist das Zauberwort.
Wir brauchen weniger Kontakte, wir brauchen weniger Menschen,
die im Öffentlichen Nahverkehr unterwegs sind.
Wir brauchen mehr Homeoffice.
Mein Appell an die Thüringer Wirtschaft ist,
möglichst alles zu unterlassen, was im Moment nicht notwendig ist.
Vielleicht ein paar Aufträge schieben, sich darum zu kümmern,
dass weniger Menschen zueinander kommen, miteinander sitzen,
miteinander in die Pause gehen oder zusammen eine Zigarette rauchen.
Diesen Appell gab es auch bei den Corona-Beschlüssen:
"Wir appellieren an die Wirtschaft, wer kann, sollte ins Homeoffice."
Aber das passiert ja offenbar nicht.
Die Bahnen in den großen Städten sind zur Rushhour voll,
die Straßen sind voll.
Das ist ganz anders als beim ersten Lockdown im März.
Wollen Sie ein Gesetz vorschlagen,
dass man sozusagen die Wirtschaft dazu zwingen kann?
Das scheint juristisch kompliziert.
Das weiß ich nicht, ob es juristisch kompliziert ist.
Denn eines ist ganz klar: Wer zu Hause Arbeiten erledigen könnte
und es nicht genehmigt kriegt, dafür habe ich kein Verständnis.
Alle, die zu Hause arbeiten könnten, sollten bitte zu Hause bleiben.
Die Firmen sollten daran denken, dass es auch um den Schutz
von Leib und Leben der eigenen Mitarbeiter geht.
Was völlig unterschätzt wird in der Debatte in Deutschland:
Wir reden immer nur von den vulnerablen Gruppen.
Man meint damit nur die älteren Menschen und übersieht,
dass viele junge Menschen mittlerweile
in den Krankenhäusern ankommen und behandlungsbedürftig sind
und auf den ITS Stationen, also in den Beatmungsbetten liegen.
Das ist viel zu viel.
Wir können in Thüringen
dauerhaft den Anstieg dieser Infektionen nicht mehr aushalten.
Unsere Krankenhauslandschaft, die direkt am Patienten arbeitet,
braucht auch eine Reduktion des Ansteckungsgeschehens.
Damit wir die Entlastung in der Zeitachse hinkriegen,
damit das Impfen anfängt, mehr Schwung zu kriegen.
Wir brauchen also beides.
Wir brauchen jetzt Entscheidungen und eine Zeitperspektive,
die bis ins Frühjahr trägt.
Der Arbeitgeberpräsident hat sich heute zu Ihrer Forderung
nach mehr Homeoffice geäußert, und auch die CDU in Thüringen,
nicht nur dort, sagt, damit wird die Wirtschaft so kaputtgemacht,
das kriegt man dann nicht mehr eingeholt,
wenn man jetzt richtig stilllegt und die Leute alle nach Hause schickt.
Man muss es verfassungsrechtlich auch mal umdrehen.
Wir haben vor zehn Wochen entschieden,
dass die Gastronomie, die Hotellerie,
vor acht Wochen, dass die privaten Dienstleistungen,
die personenbezogenen Dienstleistungen,
vor sechs Wochen, dass der Einzelhandel stillgelegt wird.
Und trotzdem steigen die Infektionszahlen.
Alle von den von mir genannten Wirtschaftszweigen haben gesagt:
Bei uns ist es nicht passiert.
Aber es passiert im Alltag, d.h., es passiert auch
in der Produktionshalle, auf der Baustelle.
Es passiert überall dort,
wo Menschen miteinander auch mal kurz einen Schwatz halten.
Das Virus interessiert sich dafür nicht.
Das Virus springt von Körper zu Körper.
Deswegen kann man wohlfeil darüber reden,
dass wir nichts machen müssten und dass die Wirtschaft kaputt geht.
Wenn ich mir aber angucke, wie viele Menschen dauerhaft erkranken
und wie viele Menschen langfristige körperliche Schäden haben.
Da reden wir eben nicht über ältere Menschen.
Ich kann es nicht mehr ertragen, dass man immer nur sagt:
der Schutz der älteren Menschen.
Man vergisst die ganzen jungen Menschen,
die im Moment in den Krankenhäusern liegen.
Es geht um ein Virus, das eine Lungenkrankheit auslöst.
Gegen diese Lungenkrankheit haben wir immer noch kein Medikament.
Zum Glück haben wir Impfmittel, davon brauchen wir mehr.
Aber ich habe keine Lust,
mich über die Impfstoffmengen derzeit zu streiten,
weil wir uns freuen über jedes Impfmittel,
das wir jetzt mehr kriegen.
Zumal die Länder sich auch durchaus schwer damit tun,
das, was an Impfmitteln da ist,
dann auch schnell an Mann und Frau zu bringen.
Es ist eine auf mehreren Ebenen schwierig laufende Aktion.
Aber da haben wir in Thüringen ein spezielles Problem.
Bei uns wird geimpft, aber es wird nicht gemeldet.
Deswegen wird in Deutschland immer gesagt: Thüringen ist Schlusslicht.
In Wirklichkeit ist geimpft worden.
Nur unsere Krankenhäuser haben noch nicht die richtige Schnittstelle,
um das zeitnah ans RKI zu melden.
Das ist ein Problem, das haben wir zu vertreten.
Das ist ein Meldeproblem, aber kein Impfproblem.
Ich bin froh, dass mein Appell an die Beschäftigten
in den Krankenhäusern jetzt gefruchtet hat
und dass die Bereitschaft, sich impfen zu lassen,
drastisch in den letzten Tagen gestiegen ist.
Dafür bin ich sehr dankbar.
Herr Ramelow, noch eine politische Frage zu Thüringen,
die aber auch mit Corona zusammenhängt.
Eigentlich soll es die vorgezogene Landtagsneuwahl im April geben.
Nun sieht das alles schwierig aus, auch wegen der Corona-Lage.
Wird das überhaupt stattfinden Ihrer Ansicht nach?
Politisch will ich jetzt unterscheiden
zwischen meiner Rolle als Minister- präsident und dem, was ich denke.
Als Ministerpräsident geht mich diese Entscheidung
im Moment nichts an.
Die Parteien verhandeln in der kommenden Woche
und dem will ich nicht vorgreifen.
Aber eines ist doch klar:
Wir haben 30.000 Wahlhelfer*innen, die wir auch schützen müssen.
Insoweit müssen alle Beteiligten darüber nachdenken,
wenn im Januar, Februar keine Bewegung ist,
dann werden wir auch das mitentscheiden müssen.
Aber ich will den Parteivorsitzenden in dieser Woche nicht vorgreifen.
Herr Ramelow, danke für das Gespräch.
Gerne, bleiben Sie gesund. Sie auch.
Welche Corona-Regeln ab morgen eigentlich gelten sollten
und wie die einzelnen Bundesländer davon abweichen,
können Sie bei uns online nachschauen, auf zdf.heute.de.
Jetzt macht erstmal Heinz Wolf weiter,
mit anderen Nachrichten des Tages.
Als Reaktion auf den Sturm auf das US-Kapitol in Washington
hat die Berliner Polizei ihre Präsenz zum Schutz des Bundestages erhöht.
Parlamentspräsident Schäuble erläuterte laut "Bild am Sonntag"
den Abgeordneten in einem Schreiben, die Berliner Landespolizei
habe eine Verstärkung ihrer Kräfte im Umfeld des Reichstagsgebäudes
bereits veranlasst.
Er selbst habe vom Auswärtigen Amt einen Bericht
über die Ausschreitungen in den USA erbeten und werde mit dem Bund
und dem Land Berlin klären lassen, welche Schlüsse daraus
für die Sicherung des Bundestages zu ziehen seien.
Beim digitalen Jahresauftakt für das Wahljahr 2021
stellt die Parteispitze der Linken
ihre wirtschaftspolitischen Leitlinien vor.
Parteichefin Kipping sieht Chancen auf Mehrheiten links von der Union,
nur so sei ein ökologischer und sozialer Kurswechsel möglich.
Staatliche Hilfen während der Corona-Krise hätten an Vorgaben
zum Erhalt von Arbeitsplätzen und zum Klimaschutz geknüpft werden müssen.
Im Februar will die Partei eine neue Spitze wählen.
Zum Gedenken an die ermordeten Kommunistenführer Rosa Luxemburg
und Karl Liebknecht sind in Berlin über 1.000 Demonstranten
zur Gedenkstätte im Stadtteil Lichtenberg gezogen.
Vor Beginn des Protestzuges kam es zu Auseinandersetzungen
zwischen Linksradikalen und der Polizei.
Luxemburg und Liebknecht
waren im Januar 1919 in Berlin erschossen worden.
Mehrere evangelische Theologen sprechen sich
unter bestimmten Voraussetzungen für die Möglichkeit
für assistierten Suizid in kirchlich- diakonischen Einrichtungen aus.
Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter Berufung
auf eine Stellungnahme, zu deren Unterzeichnern unter anderem
der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie, gehöre.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
erklärte laut Nachrichtenagentur dpa, es handele sich dabei um die Position
der Autoren der Stellungnahme und nicht der EKD.
Die Evangelische Kirche lehne "jede organisierte Hilfe zum Suizid,
die dazu beitrage,
dass die Selbsttötung zur Option neben anderen werde" ausdrücklich ab.
Auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz
widersprach der Position der Autoren.
Konferenzsprecher Matthias Kopp sagte der Nachrichtenagentur KNA,
man sei der Überzeugung, dass die Ermöglichung des assistierten Suizids
nicht die richtige Antwort auf die Lebenssituationen von Menschen sei,
die Suizidwünsche entwickelten oder Suizidabsichten hätten.
Vor der Küste Indonesiens haben Suchtrupps die Black Box
der abgestürzten Passagiermaschine geortet.
Zuvor waren bereits Trümmerteile des Flugzeugs aus dem Meer
geborgen worden, aber auch Leichenteile und Kleidungsstücke.
Hinweise auf Überlebende gibt es nicht.
Die Maschine war gestern kurz nach dem Start in der Hauptstadt Jakarta
vom Radar verschwunden.
62 Menschen befanden sich an Bord.
Wir stehen am Ende einer Woche,
die auf bittere Weise in die Geschichte Amerikas eingeht.
Und immer deutlicher wird,
wie gewalttätig dieser Angriff aufs Kapitol war.
Mit einem Mob, der durch die Gänge des Parlaments lief
und nach dem Vizepräsidenten suchte, um ihn "aufzuhängen".
Jener Vizepräsident, der vier Jahre lang Trumps loyalster Vasall war.
So wie sich ihm die Republikanische Partei insgesamt unterworfen hat.
Die Grand Old Party, die sich früher
als christlich-konservative Law-and- Order-Partei verstand, wozu immer
auch ein besonderer Respekt für Militär und Polizei gehörte.
Nun waren es Anhänger dieser Partei und ihres Präsidenten,
die Polizisten verprügelten, beinah zerquetschten
und einen sogar töteten.
Und das nicht aus Versehen.
Ein Capitol-Police-Beamter berichtete,
wie ihm einer der Trump-Anhänger sagte, er kämpfe doch auch für ihn,
bevor er ihm mit voller Wucht die Faust ins Gesicht schlug.
Die Republikaner erleben nun,
wovor sie sogar aus den eigenen Reihen gewarnt wurden:
Was geschieht,
wenn sich eine bürgerliche Partei mit Radikalen zusammentut.
Weil sie glaubte, den Tiger reiten zu können.
Benjamin Daniel berichtet.
♪ Musik ♪
Es war einmal vor gar nicht langer Zeit, da waren es
diese berühmten Bilder und Orte, die einem sofort
durch den Kopf schossen, wenn man an Amerika dachte.
Heute sind es solche Szenen, die man mit dem Stichwort USA assoziiert.
2021, fünf Jahre, nachdem Donald Trump ankündigte,
für das Präsidentenamt zu kandidieren.
Hemmungslos, hysterisch, hasserfüllt.
Was da im und am Kapitol passiert ist,
war viel mehr als nur ein Aufstand der Verlierer.
Die Saat aus Hass und Lügen, die der Präsident unaufhörlich gesät hat,
ist zu einer hochgiftigen Blüte gereift.
Das hatte mit gelebter Demokratie nichts zu tun.
Das war Anarchie, eine Explosion des Hasses.
Das kommt dabei heraus, wenn ein so mächtiger Anführer das Schlimmste
in den Menschen heraufbeschwört: Rassismus und Diskriminierung.
Es wurden jahrelang Ängste geschürt gegen alle,
die anders sind als man selbst.
Recherchenetzwerke tragen immer mehr Material
rund um den Sturm auf das Kapitol zusammen.
Dabei auch vieles aus dem Darknet, auf das man
mit einem normalen Internetbrowser eigentlich keinen Zugriff hat.
Je mehr auftaucht, umso deutlicher wird auch,
wie gut sich die Randalierer vernetzt und organisiert hatten.
Die Drahtzieher der Ausschreitungen, radikale Netzwerke,
nutzen die Freiheiten der Demokratie,
um sie auszuhöhlen und ins Wanken zu bringen.
Die Säulen, auf denen Amerika steht, sind schwer zu erschüttern.
Aber jedes noch so wehrhafte politische System
ist eben auch angreifbar.
Was Amerika diese Woche gelernt hat, ist,
dass eine sehr alte Verfassung, die älter ist als 200 Jahre,
nicht schützt vor Polarisierung der Gesellschaft,
vor der Bösartigkeit von Verschwörungstheorien.
Diese Probleme sind struktureller Natur.
Die sind im ersten Aufschrei des Entsetzens und der Empörung
nicht in den Griff zu bekommen.
Das wird noch sehr viel länger dauern.
Auch deshalb wollen die Demokraten morgen
ein erneutes Amtsenthebungsverfahren gegen Trump einleiten.
Es schließen sich auch immer mehr hochrangige Republikaner*innen an.
Sollte ein sog. Impeachment tatsächlich erfolgreich sein,
könnte Trump in Zukunft
nicht mehr für ein öffentliches Bundesamt kandidieren.
Und so gibt es zumindest die Hoffnung, dass sich Amerika
seinem früheren Image irgendwann wieder annähern könnte.
Wir müssen unser Amerika, wie man es kannte, wiederherstellen.
Unsere Stabilität kommt nicht durch unsere Waffen
oder unsere politische Macht.
Es sind die Freundschaften, die uns stark machen.
Unsere Alliierten, die uns respektieren
und sich an unseren demokratischen Werten orientieren.
Wir werden es dem Rest der Welt zeigen.
Wir sind immer noch das Amerika,
in das sie sich vor vielen Jahren einmal verliebt hatten.
Wir kommen wieder.
Man möchte ihm gerne Glauben schenken.
Jetzt noch mal Heinz - mit Sport.
Zuerst zur Fußball-Bundesliga.
Heute wurde der 15. Spieltag abgeschlossen.
Da hat Augsburg zu Hause verloren, 1:4 gegen Stuttgart.
Im zweiten Sonntagsspiel
hat Arminia Bielefeld 1:0 gegen Hertha BSC gewonnen.
Francesco Friedrich
hat in Winterberg auch im Viererbob den EM-Titel geholt.
Das war gleichzeitig sein 46. Weltcup-Sieg.
Und damit ist er der erfolgreichste Bob-Pilot in der Weltcup-Geschichte.
Mehr als der Rekord freut Friedrich und seine Männer,
wie gut ihr erster Viererbob-Einsatz in diesem Winter geklappt hat.
Ein Sieg in Winterberg, wie gestern im Zweierbob,
den Franceso Friedrich seit Jahren nahezu unangefochten dominiert.
46 Weltcupsiege jetzt, damit löst der 30-Jährige an der Spitze
dieser Statistik Andre Lange ab - für Friedrich eine Nebensache.
Wichtig war, dass der Vierer seine Bewährungsprobe gemacht hat.
Wir sind glücklich, dass es heute so gut gelaufen ist.
EM-Zweiter wird Österreich vor Russland.
Im Slalom-Weltcup eine weitere Top-Platzierung für Linus Straßer.
Eine Woche nach seinem Sensationssieg in Zagreb heute in Adelboden Platz 2.
Nach Platz 12 im ersten Durchgang:
Linus Straßer auch in Adelboden mit einem starken zweiten Lauf
und im Ziel mit der zwischenzeitlichen Führung.
Es war mehr ein Kampf als ein Genuss heute,
aber das wusste ich aus dem Ersten,
dass sich das auch im Zweiten nicht gut anfühlen wird.
Und ich habe es bis unten probiert durchzuziehen,
was mir, glaube ich, ganz gut gelungen ist.
So gut, dass nur der Österreicher Marco Schwarz
mit einer schnelleren Zeit ins Ziel kommt.
Dritter wird der Brite Dave Ryding.
Bleiben wir noch beim Sport:
Mitte nächster Woche startet die Handball-WM,
Gastgeberland ist Ägypten.
Eine WM in Pandemiezeiten, in einem Land, das auch ein Risikogebiet ist.
Umstritten vor allem die Frage, ob Zuschauer zugelassen werden.
Die Veranstalter wollten das unbedingt, die Sportler,
zumindest die Mannschaften aus vielen europäischen Ländern,
hatten dazu eine andere Haltung.
Lars Ruthemann berichtet.
Es ist nun wirklich nicht so,
als würde man im Stadtbild der ägyptischen Metropole erschlagen
von Hinweisen auf diese Weltmeisterschaft.
In drei Tagen geht es los, nur rund um die Cairo Stadium Sports Hall,
wo Eröffnungsspiel und Finalrunde stattfinden,
sind einige wenige Vorboten auf die Handball-WM zu erspähen.
Eine WM, die v.a. deshalb umstritten ist, weil Hassan Moustafa,
Ägyptens mächtiger Präsident des Weltverbandes,
ein Turnier mit Zuschauern plant.
Von einer Auslastung der Hallen von 20 oder gar 30 % ist die Rede.
Wir sind uns da alle komplett einig,
dass eine WM mit Zuschauern einfach nicht zeitgemäß ist.
Wir haben natürlich Angst um unsere Sicherheit,
aber auch um die Sicherheit der Zuschauer.
Das Wichtigste ist für uns am Ende die Symbolik,
die dahinter steht, wenn wir dort vor Zuschauern spielen
und zu Hause unsere Familien nicht mal mit Freunden
zusammen schauen können, das ist für uns nicht akzeptabel.
Die klare Haltung von Nationaltorwart Johannes Bitter,
im November nach einer Länderspiel- Reise selbst an Covid-19 erkrankt,
fand viele Gleichgesinnte.
Norwegens Superstar Sander Sagosen nannte eine WM mit Publikum
schlichtweg peinlich.
Die Kapitäne von 14 europäischen Verbänden
hatten den Welthandballverband in einem Brief gebeten,
sein Ansinnen noch einmal zu überdenken.
Und siehe da, am Rande des EM-Qualifikationsspiels
am Abend in Köln gegen Österreich sickert durch,
dass es definitiv keine Zuschauer in den Hallen geben werde.
Wir haben die ganze Zeit davon gesprochen,
dass wir so wenig Risikofaktoren wie möglich haben wollen,
um uns zu infizieren.
Deswegen glaube ich, ist das die richtige Entscheidung.
Wir alle würden lieber in vollen Hallen spielen,
aber aktuell ist es der richtige Weg.
Eine weitere gute Nachricht aus deutscher Sicht:
Der Europameister von 2016 scheint startklar
für das Kräftemessen mit den Weltbesten.
In dieser Höhe nicht erwartet:
der deutliche 34:20-Sieg gegen Österreich.
Überraschend deshalb,
weil Deutschland stark ersatzgeschwächt nach Kairo reist.
Neun Ausfälle, vier Spieler hatten aus Sorge um ihre Sicherheit
abgesagt, der erste war Abwehrchef Patrick Wiencek.
Ich hatte kein gutes Gefühl, wenn ich im Januar hinreisen werde.
Für mich war die Priorität meine Familie
und da stehe ich hundertprozentig dahinter.
Es wird sich zeigen, ob die Sorgen berechtigt sind.
Deutschlands erstes Spiel am Freitag gegen Uruguay.
Schaut man sich den Imagetrailer des Veranstalters an,
dann ist der Eindruck jedenfalls eher furchteinflößend.
Der Auftakt der Handball-WM ist schon mal ein Ereignis,
das für nächste Woche feststeht.
Kai-Felix Jochens hat noch weitere interessante Termine zusammengestellt
für unseren sonntäglichen Wochenausblick.
Am Montag kommt zum vierten Mal der "One Planet Summit" zusammen.
Ziel des Gipfels ist es, den Klimaschutz zu fördern
und die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu beschleunigen.
Rund 30 Staats- und Regierungschefs sowie hochrangige Vertreter
internationaler Organisationen wollen konferieren.
Das Treffen als solches wird in diesem Jahr
tatsächlich besonders klimafreundlich sein.
Pandemiebedingt findet es größtenteils per Videoschalte statt.
Bis einschließlich Donnerstag
läuft die CES, die "Consumer Electronics Show",
eine der weltweit größten Technikmessen.
Was in Normalzeiten Zehntausende nach Las Vegas lockt,
ist in diesem Jahr ein reines Online-Event.
Neuheiten im Bereich Fitness, Technik, Gaming und TV
stehen besonders hoch im Kurs.
Laut Branchenkennern: ein Wandel der Nutzerinteressen,
bedingt durch die Pandemie.
Auf ihrem ersten, Sie ahnen es schon, digitalen Parteitag
will die CDU ab Freitag einen neuen Vorsitzenden bestimmen.
Friedrich Merz, Norbert Röttgen und Armin Laschet stehen zur Wahl -
als Nachfolger für Annegret Kramp-Karrenbauer.
Virtuell abgestimmt wird bereits am Samstag.
Rechtssicher wird das Ergebnis
aber erst ein paar Tage später, am 22. Januar.
Bis dahin muss es schriftlich bestätigt sein, per Briefwahl.
Virtuell geht eben doch noch nicht alles.
Noch die Wetteraussichten zum Start in die neue Woche:
Morgen scheint im Süden häufig die Sonne,
wenn sich der Nebel denn lichtet.
Im Norden dominieren dichte Wolken, aus denen es zeitweise etwas regnet.
Die weiteren Aussichten:
In den kommenden Tagen wird es deutlich wechselhafter
mit viel Wind an den Küsten.
Im Süden dazu auch mit milderen Temperaturen.
Das war's von uns - mit dem Sonntagskrimi geht's weiter,
mit "Mord in Genua".
Um 0.20 Uhr gibt es dann die nächste heute Xpress.
Und hier an dieser Stelle
erwarten Sie morgen Bettina Schausten und Kay-Sölve Richter.
Auf Wiedersehen.