heute journal vom 13.05.2021 - Gefährliche Eskalation in Nahost - Raketenbeschuss und Luftschläge
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Auch heute Nacht sprechen die Waffen im Heiligen Land.
Israel hat diesen Konflikt nicht begonnen,
aber nun will es ihn zu seinen Bedingungen beenden.
Und noch nicht jetzt.
Israels Armee und Geheimdienste
hatten die Waffenarsenale der Hamas unterschätzt.
Jetzt will die Regierung offenbar klare Verhältnisse zu schaffen.
Nächte des Raketenterrors wie die letzten sollen ausgeschlossen werden.
Das ist aber nur ein Teil der Entwicklung.
Im Inneren Israels werden Brüche blutig sichtbar.
In einer Gesellschaft, in der ein Fünftel der israelischen Staatsbürger
arabischer Abstammung sind.
Michael Bewerunge berichtet.
Das Bombardement der israelischen Luftwaffe in Gaza
ist meist hochpräzise.
In der Regel gibt es sogar eine Vorwarnung, wie auch hier,
damit sich die zivile Bevölkerung zurückziehen kann.
Und doch wird die Umgebung immer in Mitleidenschaft gezogen,
so wie das Geschäft von Ayman Al Susi.
Fast schon ein kleines Kaufhaus für Kleidung und Mode, früher einmal.
Jetzt nur noch Schutt und Asche.
Das ist nicht der erste Angriff, der mich getroffen hat.
Das erste Mal wurde eine Moschee getroffen.
Das Minarett stürzte auf mein Geschäft.
Eine Entschädigung habe ich nie bekommen.
In den letzten Jahren ist dies nun der dritte Schlag,
ruiniert ihn endgültig.
25.000 Dollar Entschädigung hatte ihm die Hamas mal versprochen,
das Geld kam nie.
Niemand kümmert sich um uns, niemand versucht, uns zu helfen.
Es gibt keine Sicherheit für uns, keine Wirtschaft.
Wir wissen nicht,wohin oder mit wem sprechen.
Was soll ich tun?
Offizielle Kritik bekommen wir nicht zu hören.
Jede kritische Antwort würde die Leute in Gefahr bringen.
15 km weiter nördlich steht er vor den Trümmern seines Lebens.
Er kommt gerade aus dem Krankenhaus.
Den Einschlag haben er und seine Frau überlebt.
Alle lebten hier gut.
Aber die Hamas will nur Menschen umbringen.
Sein Zorn richtet sich aber nicht gegen die Palästinenser.
Ich habe mit ihnen zusammengelebt.
Wir waren befreundet.
Kritik am Kurs seiner Regierung hat er nicht.
Ein Waffenstillstand ist nicht gut.
Man muss die Hamas ruinieren.
Dann sind da noch die zivilen Opfer an der Heimatfront.
Die Hamas hat diesen Waffengang begonnen.
Mit Raketen-Salven in bisher nie erlebter Massivität.
Wann will Netanjahu ihn beenden, und wie?
Das ist offen.
Er will ihn wohl fortsetzen.
Der Armeestab hat einen operativen Plan für eine Bodenoffensive in Gaza
vorgelegt.
Die Reservisten will man von 7000 auf 15.000 erhöhen.
Ob das tatsächlich umgesetzt wird, ist offen.
Ich gehe davon aus, dass zumindest einige Tage die massive Kampagne der
Luftschläge fortgesetzt wird. Ob es die Bodenoffensive gibt, wird sich
zeigen.
Es gibt eine zweite Front im Norden Israels.
Aus dem Libanon sollen Raketen abgefeuert worden sein.
Darüber ist noch nicht viel bekannt.
Es ist so, wenn die Hisbollah Raketen abfeuern würde,
wäre das schwerere Kaliber als aus Gaza.
Beobachter gehen davon aus,
dass sie aus einem palästinensischen Flüchtlingslager gekommen sind.
In mehreren deutschen Städten hat es wegen der Entwicklung im Nahen Osten
antiisraelische Demonstrationen gegeben.
In Hannover und Gelsenkirchen schritt die Polizei ein,
um antisemitische Proteste und Parolen zu unterbinden.
In Gelsenkirchen identifizierte die Polizei
einen tatverdächtigen Deutsch-Libanesen.
Rund 1.500 Menschen folgten in Bremen einem Demonstrationsaufruf
der palästinensischen Gemeinde.
Dort gab es keine antisemitischen Vorfälle.
"Freiheit für Palästina" wurde gefordert, sowie ein Ende
der Einsätze des israelischen Militärs im Gazastreifen.
Nach Wochen der Gewalt gilt in Afghanistan
eine dreitägige Feuerpause, vereinbart von Taliban
und der Regierung in Kabul zum Ende des Fastenmonats Ramadan.
Friedlich feierten die Menschen in dem von Anschlägen erschütterten Land
das islamische Fest des Fastenbrechens.
Seit Beginn des Abzugs der NATO-Truppen am 1. Mai
hatte die Gewalt stark zugenommen.
Weltweit feiern knapp 1,9 Mrd, Muslime
das Ende das Fastenmonats Ramadan traditionell mit dem Zuckerfest,
einem der höchsten Festtage des Islam.
Drei Tage lang wird gemeinsam gebetet und gegessen.
Wegen der Pandemie aber nun zum zweiten Mal nur im kleinen Kreis
und nicht wie üblich mit der ganzen Familie.
Mit einem Aufruf zur Erneuerung der Kirchen hat in Frankfurt am Main
der 3. Ökumenische Kirchentag begonnen.
Bei dem Eröffnungsgottesdienst, corona-gerecht ohne Besucher,
auf einem Parkhausdach mahnte der Prior der Taize-Gemeinschaft,
Strukturveränderungen seien unerlässlich.
An katholische und evangelische Christen appellierte er,
aufeinander zuzugehen.
Der Kirchentag findet bis Sonntag
dezentral und überwiegend digital statt,
im Netz zu finden über zdfheute.de.
Für Reiserückkehrer nach Deutschland
gelten seit heute bundesweit einheitliche Corona-Regeln.
Vollständig Geimpfte und Genesene müssen nicht mehr in Quarantäne.
Es sei denn,
sie kommen aus einem Gebiet mit hochansteckenden Virusvarianten.
Auch für Nicht-Geimpfte gibt es Erleichterungen.
Sie können eine Quarantäne mit einem negativen Test vermeiden,
allerdings nur, wenn sie aus einem Risikogebiet kommen.
Das dringendste Thema deutscher Innenpolitik
bleiben Methoden und Tempo der Corona-Impfungen.
Impfstoff ist weiter Mangelware.
Wer die Verteilung von Mangelware freigibt,
provoziert Ungerechtigkeiten.
Wer aber noch länger genau priorisieren will,
produziert Bürokratie und Verzögerungen.
Das ist das Dilemma,
vor dem die Verantwortlichen in allen Bundesländern stehen.
Und immer mehr brechen daraus aus, indem sie die Priorisierung,
mindestens bei den Hausärzten, aufgeben.
Ab Montag fällt in Berlin die Priorisierung in den Praxen weg.
Baden-Württemberg und Bayern haben das ebenfalls angekündigt.
Dort haben die Landesregierungen offenbar den Eindruck,
dass den Bürgern Tempo wichtiger ist
als Gerechtigkeit in jedem Einzelfall.
Mag sein - aber erklären Sie das mal jemandem, der mit 69 Jahren
fast noch zur hochgefährdeten Priorität 2 gehört hätte,
und jetzt plötzlich mit Millionen viel Jüngeren
um einen Impftermin konkurriert.
Susana Santina berichtet aus Hessen.
Die Politik lädt diese Entscheidungen
und damit auch die Last der Rechtfertigung
immer mehr auf die Schultern der Hausärzte.
Jutta Guzicki macht es manchmal richtig wütend,
dass sie immer noch nicht geimpft ist.
Als 69-Jährige gehört sie gerade noch zur Priorisierungsgruppe 3
und hatte sich sofort nach der Freischaltung beim Impfzentrum
und bei Ärzten angemeldet, doch ohne Erfolg.
Im Gegensatz zu vielen, die sie kennt,
die zum Teil sogar viel jünger sind.
Mein gesamter Freundeskreis, Bekanntenkreis,
die haben sich alle ab dem 24. April erst angemeldet.
Und die haben alle schon ihre Termine,
sind teilweise schon geimpft.
Und ich war dann ganz verunsichert und hab gedacht,
warum ich immer noch nicht.
Jutta Guzicki wohnt in Vellmar im Landkreis Kassel.
Hier leben viele ältere Menschen.
Und gerade in ländlichen, abgelegenen Gebieten zeigt sich oft,
dass nicht nur viele der 60- bis 69-Jährigen noch nicht geimpft sind,
sondern auch einige der Priorisierungsgruppen 1 und 2.
Trotzdem ist geplant,
die Impfpriorisierung bundesweit im Juni aufzuheben.
Nach Ansicht der Ständigen Impfkommission
müsste man länger damit warten.
Die kommt aus dem Grund zu früh, dass momentan von den Menschen,
die am meisten gefährdet sind, eine schwere Erkrankung zu erleiden
oder an Covid-19 zu versterben, noch nicht alle geimpft sind.
Wir haben 32 % der über 60-Jährigen, die bisher noch kein Impfangebot
bekommen haben, die weder eine erste noch ein zweite Impfung haben.
Unsere größte Sorge ist,
dass einige Menschen wirklich nicht zum Zuge kommen,
die eigentlich längst geimpft werden müssten.
Im Landkreis Kassel ergeht es vielen Menschen so.
Hier im Kreishaus stand bis vor Kurzem das Telefon nicht mehr still.
Auch über 70- und 80-jährige Menschen baten um Hilfe.
Aus den Priorisierungsgruppen 1 und 2, aber auch der über 60-Jährigen,
die lange, lange auf einen Termin warten mussten.
Deswegen haben wir uns dafür entschieden,
eine eigene Terminvergabe zu schalten.
Und wir hatten so mit 2.500 - 3.000 Leuten gerechnet.
Und es kamen 18.000, allein aus dem Landkreis Kassel,
die sich bei uns gemeldet haben.
Und die arbeiten wir jetzt tapfer ab.
Die Ständige Impfkommission
ruft die Ärzteschaft und Bevölkerung zu Solidarität auf.
Innerhalb der Priorisierungsgruppe 3 gibt es keine weitere Unterteilung.
Trotzdem sollten Ärzten bis auf Weiteres
ältere und gefährdete Menschen vorrangig impfen.
Auch Jutta Guzicki hatte sich mehrfach hilfesuchend
an den Landkreis gewandt, am Ende mit Erfolg.
Demnächst lässt sie sich hier zum ersten Mal impfen.
Mit welchem Vakzin sei ihr auch vorher egal gewesen, sagt sie.
Das hätte ihre Chancen auf eine Impfung beim Arzt und im Impfzentrum
leider auch nicht erhöht.
Die Folgen der Pandemie haben auch das Hochfest des Deutschen Fußballs
heute nicht verschont: DFB-Pokalfinale in Berlin.
Dortmund gegen Leipzig, ein Spiel vor trostloser Geisterkulisse.
Veranstaltet von einem führungslosen Verband.
Der gescheiterte, abgesägte Noch-Präsident Fritz Keller
soll nicht mal mehr den Pott überreichen.
Und trotzdem konnte man eine Hoffnung hochhalten:
dass zwei starke Mannschaften ein großes Spiel auf Augenhöhe liefern.
Es wurde ein beinahe historisches Spiel.
Wenn auch nicht in erster Linie auf dem Platz,
berichtet Heiko Klasen.
Ein Hauch von Abschiedsstimmung liegt in der Berliner Luft.
Das letzte Pokalfinale für Jogi Löw.
Der Dortmunder weiß noch nicht so recht, wie es für ihn weitergeht.
Das Spiel dürfte für ihn die Jobsuche befördern.
Ausschlaggebend der Ballgewinn von Marco Reus.
Sancho Und Co. so etwas wie Angstgegner für Leipzig.
28. Minute Haaland mit dem 2:0. Das Finale wie ein Spielfilm.
Mit BVB-Drehbuch.
Es war eine perfekte Halbzeit für die Dortmunder.
Julian Nagelsmann mit einem Doppelwechsel zur Halbzeit.
In der 71. Minute 3:1, Anschlusstreffer für Leipzig.
Ein Hoffnungsschimmer für Leipzig, mehr aber auch nicht.
4:1 für Dortmund.
Zum fünften Mal der Pokalsieg für Dortmund.
Ein historisches Spiel.
Zugeschaltet ist uns jetzt Thomas Münten, guten Abend.
Dortmund ist ganz ruhig.
Aber am Platz hier sind mehrere 100 Fans.
Es wurden schon Feuerwerkskörper abgebrannt.
Es gab die unvermeidliche Autokorsoparade.
Aber die Leute hier sind überwiegend fröhlich und freundlich.
Man ist begeistert, dass der BVB gewonnen hat.
Jetzt wurde die Maßgabe ausgegeben,
dass die Mitte des Platzes geräumt wird.
Ich hoffe,
dass das ein friedlicher Abend hier bleibt.
Es müssten weniger Leute hier sein.
Aber die Polizei hat sich entschieden, deeskalierend zu
wirken.
Mittlerweile wird es auch hier wieder ruhiger.
Das Wetter heute an Christi Himmelfahrt
war vielerorts wenig frühlingshaft.
Feiernde Väter brauchten oft: Regenjacken.
Auch morgen wird es im Norden und Osten wechselnd oder stark bewölkt
und dort gibt es etwas Regen.
Im Südwesten zunächst viel Sonne, am Nachmittag häufiger Schauer.
Und so bleibt es vorerst:
sehr wechselhaft mit Schauern und Gewittern, aber auch etwas Sonne.
Es gibt Meldungen aus dem Heiligen Land,
dass Bodentruppen im Gazastreifen tätig sein sollen.
Auf Wiedersehen.