ZDF heute Sendung vom 26.09.2021 - Bundestagswahl 2021; Wahl zum Abgeordnetenhaus; Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommer
Diese Untertitel sind live produziert.
* Jubel *
Jubel bei der SPD.
Sie legt zu und liefert sich mit ihrem Kanzlerkandidaten Olaf Scholz
ein enges Rennen um die Spitzen- position nach der Bundestagswahl.
Es ist ein spannender Politabend in Deutschland.
Denn der Vorsprung der SPD ist dünn.
Knapp dahinter, aber wohl mit einem historisch schlechten Ergebnis
und mit langen Gesichtern, die CDU/CSU
und ihr Kanzlerkandidat Laschet.
Diese Wahl wird uns länger beschäftigen.
Ein Feiertag der Demokratie.
Guten Abend.
Ergebnisse, Analysen, Reaktionen,
alles rund um die Bundestagswahl in den kommenden 30 Minuten.
Und natürlich vergessen wir auch die beiden Landtagswahlen heute nicht,
in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern.
Sport nachher im Programm mit Katja Streso.
Die Wählerinnen und Wähler haben entschieden:
Nach den Hochrechnungen geht die SPD gestärkt aus der Bundestagswahl
hervor, liegt aktuell knapp vor CDU/CSU,
die dramatische Verluste hinnehmen müssen.
Die Grünen auf Platz 3.
Die FDP liegt vor der AfD.
Die Linke könnte unter der 5-%-Grenze bleiben.
Das werden hochinteressante Koalitionsgespräche.
Für die aktuellen Details gehen wir live in unser Wahlstudio nach Berlin,
zu Matthias Fornoff, für eine neue Hochrechnung.
Wir versuchen, eine Datenbasis zu legen.
Mit der zweiten Hochrechnung.
24,4 % für CDU/CSU.
Die CSU trägt 5 % zu dem Ergebnis bei.
Das ist weniger als vor vier Jahren.
Die AfD mit 10,3 %.
Die FDP mit leichten Gewinnen.
Die Linke hat deutliche Verluste.
Schauen wir was das für die Sitzverteilung heißt.
Es gibt zwei Modelle, abhängig von der Frage,
ob die Linke über die Fünf-Prozent-Hürde kommen.
Links das Modell, wenn die Linke in den Bundestag kommt.
Wir sehen an der Gesamtzahl der Sitze, 721,756.
Das ist Rekord.
Was heißt das für künftige Koalitionen?
Das ist die spannende Frage.
Stand jetzt sieht es so aus:
Rot-Grün würde nicht reichen.
Schwarz-Grün würde auch nicht reichen.
Selbst wenn die Linke drin wäre,
bekäme auch Rot-Grün-Rot keine Mehrheit.
Die Deutschen haben gewählt,
und es war ein Tag mit z.T. langen Schlangen vor den Wahllokalen.
Zum Teil waren deutlich mehr Menschen unterwegs als erwartet.
Zum Teil gab es, wie hier in Berlin, auch erhebliche Probleme,
etwa, weil Wahlzettel fehlten, dazu später mehr in der Sendung.
Erst mal hören wir jetzt die Reaktionen aus der Politik,
und gehen dazu zu Bettina Schausten in unser Wahlstudio.
Bevor wir die Reaktionen hören, müssen wir schauen,
wenn Olaf Scholz vor die Basis tritt.
Ich freue mich, hier so viele zu sehen.
Liebe Freunde,
liebe Freunde,
ich freue mich,
so viele hier zu sehen.
Und natürlich freue mich über das Wahlergebnis.
Die Wähler haben entschieden, dass die SPD nach oben geht.
* Applaus *
Es wird ein langer Wahlabend.
Aber sicher ist auch,
dass viele Wähler ihr Kreuz bei der SPD gemacht haben.
Weil sie wollen, dass der nächste Kanzler Olaf Scholz heißt.
Die ersten Worte des SPD-Kanzlerkandidaten.
Er hat fast das Unglaubliche möglich gemacht.
Vor einem halben Jahr hätte ihm das niemand zugetraut.
Er wird sicher Regierungsverhandlungen führen zur
Bildung einer Ampelregierung.
Später in unserer Wahlsendung ausführlicher.
Auch der Unions Kanzlerkandidat hat sich schon gemeldet.
Da hören wir kurz rein.
Das war ein gelungener Endspurt.
Es war eine große Aufholjagd.
Ihr habt nie aufgegeben.
Das ist auch mein Antrieb.
Dieses Land braucht eine Erneuerung.
Dieses Land braucht eine Klimaregierung.
Das ist das Ergebnis dieser Bundestagswahl.
Dafür kämpfen wir weiter mit euch allen.
Robert und ich werden das in den nächsten Tagen gemeinsam tun,
dieser Verantwortung gerecht werden.
Das waren die Statements der drei Kanzlerkandidaten.
Es ist noch nicht klar, wer wird der neue Merkel.
Wir beginnen den Reigen durch die Parteizentralen.
Wir beginnen bei der SPD.
Die SPD hat ein Plus von fünf Prozentpunkten.
Wir haben den Jubel gehört.
Und er reißt auch gar nicht ab.
Olaf Scholz hat gesagt, dass er dagegenhalten wird,
gegen das, was Armin Laschet gesagt hat.
Er will sich um eine Regierungsbildung bemühen.
Es wird sehr spannend zu sehen sein,
wie sich die Parteien umeinander bemühen werden.
Danke.
Wir gehen weiter zur CDU.
CDU/CSU hat deutliche Verluste.
Mehr als acht Prozentpunkte im Vergleich zu 2017.
Aber Armin Laschet will versuchen, eine Regierung zu bilden.
Wie wird es dort diskutiert?
Das Ergebnis wurde mit Schweigen hingenommen.
Jubel gab es allerdings bei der Zahl,
dass Rot-Grün-Rot nicht fusionieren wird.
Man will aber eine Regierung bilden.
Paul Ziemiak ist bei mir.
Es wird ein langer Wahlabend.
Die Verluste sind schmerzlich.
Wir dürfen da nicht schönreden.
Aber wir haben unser Credo, erst das Land, dann die Partei.
Armin Laschet kündigte an, dass er in seinen Sondierungsgesprächen
ganz viel Platz für die beiden anderen Parteien geben würde.
Das klingt nach einer sehr schwachen Position für die Union.
In dieser Zeit, in der wir leben, ist eine wichtige Frage,
das Land zusammenzuhalten. Das kann Armin Laschet.
Auch die anderen haben einen Auftrag ihrer Wähler.
Deswegen suchen wir nach der Möglichkeit,
eine Zukunftskoalition zu bilden.
Eine klare Ansage:
Sie werden jetzt sondieren für eine Jamaika-Koalition?
Wir schauen, wie die Zahlen sich entwickeln.
Jamaika hätte eine Zukunft.
Man hört das Werben um die Grünen heraus.
Für die Grünen ist es das beste Ergebnis im Bund.
Es sind gespaltene Gefühle bei den Grünen.
Das kann man so sagen. Es sind gemischte Gefühle hier.
Einerseits war der Jubel riesengroß, als das Ergebnis für Berlin kam.
Hier könnte die grüne Spitzen- kandidatin an erster Stelle liegen.
Natürlich wurde das Ergebnis verbessert.
Aber die rund 20 %, die die Grünen seit Monaten hatten,
die wurden nicht erreicht. Bei mir steht Robert Habeck.
Ist das Wahlergebnis nicht eher enttäuschend?
Nein, wir haben uns deutlich verbessert.
Es ist nicht das, was wir erreichen wollten.
Die nächste Regierung: Armin Laschet verkündete, er werde sondieren,
er wolle gerne Jamaika. Was wäre ihre Präferenz?
Meine Präferenz wäre eine Regierung, die zur Zeit passt.
Es war ein merkwürdiger Wahlkampf.
Derjenige hat den Regierungsauftrag, der eine Koalition anführen kann,
die zur Zeit passt.
Wir wollen regieren.
Wir haben eine SPD Nähe.
Ein anderes Bündnis müsste eine eigene Idee formulieren.
Wenn das gelingt, ist es interessant.
Das sind ziemlich klare Worte.
Die Grünen legen sich nicht fest, werden sondieren.
Sie schließen nichts aus.
Die Frage ist, ob das bei der FDP auch so wäre.
Sie hat sich etwas verbessert in der Hochrechnung.
Sie kann mit entscheiden über die künftige Regierungskoalition.
Frank Buchwald ist bei den Liberalen.
Die FDP freut sich, zum zweiten Mal hintereinander zweistellig.
Und keine Koalition geht ohne die FDP.
Mit wem wollen Sie als erstes sondieren?
Für uns gilt nach der Wahl, was er vor der Wahl sagten.
Wir werden nicht für Koalitionen, sondern für Konzepte.
Wir freuen uns, dass wir zweistellig sind.
Was die nächsten Tage bringen, das muss man dann sehen.
Der klare Auftrag ist, das Land voranzubringen.
Mit langfristigem Denken bei den großen Herausforderungen.
Danach messen wir Koalition Fragen.
Vielen Dank. So viel von der FDP.
Die AfD war Oppositionsführer im Bundestag.
Sie hat etwas verloren.
Das Wahlziel wurde verfehlt.
Hier brandete bei der AfD Applaus auf,
als die negativen Ergebnisse für die Union kamen.
Als der eigene Balken auch nach unten gingen, ebbte der Applaus ab.
Wer trägt politische Verantwortung?
Es ist nicht der Abend,
um über persönliche Verantwortung zu sprechen.
Die Ergebnisse sind doch sehr volatil.
Wir müssen schauen, wo wir Fehler gemacht haben.
Aber wir sind deutlich zweistellig.
Kein großer Sieg, sagte Parteichef Meuthen.
Wir gehen weiter zur Linken. In der Hochrechnung 5 %.
Es ist nicht sicher, ob es dabei bleibt.
Sie wäre dann vielleicht die kleinste Kraft, wenn sie einziehen.
Jetzt ist die Stimmung wohl gedrückt.
Das ist hier eine große Enttäuschung und eine Art Schockstarre.
Man richtet sich darauf ein, dass es die Oppositionsbank ist.
Sollte die Partei unter die 5 % rutschen,
wären es drei Direktmandate, die in den Bundestag einziehen könnten.
Wie schauen Sie auf diese Zahlen?
Das ist in jeder Hinsicht beschissen. Es ist katastrophal.
Dass es so schlecht wird, hätte ich nicht für möglich gehalten.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Wir müssen darüber nachdenken, was wir versemmelt haben.
Wir haben wahrscheinlich eher ein Grundproblem.
Wir haben nicht offen analysiert.
Die Debatte um das Linksbündnis, das genutzt oder geschadet?
Man muss bereit sein, eine Alternative anzubieten.
Aber das hat nicht verfangen in diesem Land.
Das wird hier bei der Linken ein langer Abend.
Es ist zwischen zittern und hoffen.
Ein Blick nach München zur CSU.
Die bayerische Union Schwester trägt ihren Teil zum Ergebnis bei.
Das waren 5 %.
Die Verluste werden aber nicht der CSU zugerechnet,
sondern bei der CDU und Armin Laschet zu geladen.
Es ist eine interessante Stimmung hier.
Eine Mischung aus Jubel und verhaltenem Jubel.
Es sind bescheidene Ansprüche,
mit denen man in München in den Wahlabend ging.
Bei mir ist der CSU Generalsekretär Markus Blume.
Was macht sie zuversichtlich, dass die Grünen am Ende mitmachen?
Es gibt keine Wende, sondern es ist klar, dass wir antreten,
weil wir eine bürgerliche Regierung wollen.
Dafür ist es nötig, dass wir als Union stark werden.
Ein Linksbündnis, was viele Menschen besorgt hat,
wird es offenbar nicht geben.
Aber es gibt eine Option für eine bürgerliche Koalition.
Das wäre ein weiter Weg zu den Grünen. Was können Sie denn bieten?
Der Abend ist noch zu früh,
um in diese Sondierungsgespräche einzutreten.
Aber es geht um Stabilität in unsicheren Zeiten.
Es geht um Modernität. Wir bringen als Union viel mit.
Man muss aber schon, ob man diese Möglichkeit realisieren kann.
Wir als CSU haben ein gutes Ergebnis geliefert.
Welche Konsequenzen ziehen Sie aus dem desaströsen Wahlergebnis?
Auch ein Wahlergebnis von 33 %, da muss mehr drin sein.
Aber wir haben unser Potenzial besser ausgeschöpft
in den letzten Wochen.
Das gibt uns jetzt die Kraft, eine bürgerliche Regierung zu bilden,
wenn es möglich ist.
Damit ist auch klar,
dass die CSU offensichtlich den Dolch im Gewand lässt.
Zunächst Reaktionen von Siegern und Verlierern,
es bleibt viel Diskussionsstoff.
Es war ein Wahltag mit einigen Auffälligkeiten:
Speziell in Berlin gab es sehr lange Schlangen vor den Wahllokalen,
in einigen Bezirken sind sie deshalb auch nach 18 Uhr noch geöffnet.
Und Probleme mit Stimmzetteln: mal zu wenig,
mal wurden sie vertauscht.
Und als der Kanzlerkandidat der Union, Armin Laschet,
in Aachen seine Stimme abgab, war nicht alles so geheim,
wie es sein sollte.
Ein Spitzenkandidat beim sog. Urnengang.
Das gehört zu den Ritualen jedes Wahlsonntags,
auch heute Früh in Aachen.
Armin Laschet scherzt noch über das Wetter,
dann geht es ab in die Wahlkabine.
Stimmzettel ausfüllen, anschließend dann Fototermin.
Das Problem: Die Stimmzettel
des Ehepaars Laschet sind falsch gefaltet.
Die Kreuze für die CDU sind außen sichtbar.
Ein Verstoß gegen das Gebot der geheimen Wahl.
Der Bundeswahlleiter meldet sich zu Wort:
Laschet hat also nicht geheim, aber gültig gewählt.
Und in Berlin gibt es derweil erhebliche Probleme
bei der Stimmabgabe: Schlangen, sehr lange Schlangen.
Wer zu blöd ist, einen Flughafen zu bauen,
der kriegt auch keine Wahl hin.
So sieht es heute mal aus.
Marathon und Wahl an einem Tag, das ist einfach mal desaströs.
Es ging offenbar einiges schief in der Hauptstadt heute.
Es klingt unglaublich.
In einigen Wahllokalen sind schon am Vormittag
die Stimmzettel ausgegangen.
Andere haben Stimmzettel
aus den falschen Bezirken geliefert bekommen,
sodass Stimmen für ungültig erklärt werden mussten.
Und es dauerte teilweise sehr lange, bis die Nachlieferung kam,
weil zeitgleich hier in Berlin der Marathon stattgefunden hat
und die Transporter an Straßen- sperrungen hängen geblieben sind.
Immerhin: Einige Wahllokale bleiben auch nach 18 Uhr offen.
Wir haben es gerade gehört: In Berlin ging es heute
neben der Bundestagswahl auch um die Landespolitik,
um die Wahl zum Abgeordnetenhaus.
Und damit die Frage, wer regiert künftig im Roten Rathaus?
Eins ist klar: jemand Neues,
denn der bisherige Amtsinhaber trat nicht mehr an.
Derzeit aussichtsreichste Kandidatin für das Amt
der Regierenden Bürgermeisterin sind Franziska Giffey von der SPD
und Bettina Jarrasch von den Grünen.
Wie sehen die aktuellen Zahlen für Berlin aus?
Die Bundestagswahl hat beim auszahlen Vorfahrt.
Deswegen leben wir erst mal mit der Prognose von 18:00 Uhr weiter.
Die Grünen legen deutlich zu.
Die AfD verliert recht deutlich.
Für Rot-Grün wird es knapp nicht reichen.
Es gibt verschiedene Optionen.
Stephan Merseburger ist in Berlin und hat erste Reaktionen.
Das wird ein richtig spannender Abend.
Sicher scheint zu diesem Zeitpunkt nur eins:
Zum ersten Mal wird es eine regierende Bürgermeisterin geben
in Berlin.
Franziska Giffey hat die Partei aus dem Umfragetief geholt
und ihre Mission war, das Rote Rathaus zu verteidigen.
Die Frage ist, ob er das gelingt.
Bettina Jarasch und ihre Grünen waren lange Favoriten.
Dann kam mit dem Bundestrend auch der Sinkflug hier in Berlin.
Aber sie haben einen beachtlichen Endspurt hingelegt.
Sie könnte ihren Traum verwirklichen und als erste grüne Bürgermeisterin
von Berlin werden.
Beide Damen hoffen auf das Beste.
Doppelte Wahl auch in Mecklenburg-Vorpommern.
Hier konnten die Menschen auch über die Zusammensetzung
des neuen Landtags im Schweriner Schloss abstimmen.
Manuela Schwesig, SPD-Ministerpräsi- dentin, will eine zweite Amtszeit.
Mit wem sie in einer Koalition regieren will,
ließ sie bis zuletzt offen.
Sie kann sich auf eine zweite Amtszeit
berechtigte Hoffnungen machen?
Auch hier haben wir erst mal keine Hochrechnung.
Die SPD gewinnt deutlich dazu.
Wer könnte mit wem regieren?
Für die große Koalition wird es wieder reichen.
Auch hier mehrere Optionen.
Reaktionen aus Schwerin, live von Bernd Mosebach.
Hinter mir im Schloss feiert die CDU,
sie hat aber nichts zu feiern heute mit 14 %.
Man war selber überrascht von den sehr mauen Ergebnis.
Eine Mitwirkung in der Landesregierung ist noch offen,
denn das war das schlechteste Ergebnis der CDU in 30 Jahren.
Die SPD hat mächtig aufgeholt.
Manuela Schwesig hat es jetzt auch auf diesem Platz eins geschafft.
Es ist das zweitbeste Ergebnis in Mecklenburg-Vorpommern
in den letzten 30 Jahren. Damit ist sie weiter Ministerpräsidenten.
Zum Wetter:
Im Norden viele Wolken, im Osten den ganzen Tag über Schauer und Gewitter.
Im Süden ist es oft freundlich.
Wahl 2021 im ZDF, so viel von der heute-Redaktion.
Wir danken herzlich für Ihr Interesse,
sind natürlich auch morgen, am Tag danach, wieder für Sie da.
Aber jetzt erst mal einen angenehmen Abend für Sie.
Tschüss.