zu sehen bin. Nicht so von wegen, ah ja, ich bin hier die Mausi, und ah, ich bin trans
und bitte akzeptier mich als Frau. Sondern hey, ich bin auf Bühnen, ich performe,
ich bin geil, ich habe krasse Gigs gehabt, ich bin geil.
Sanni singt, steht auf der Bühne, kuratiert Ausstellungen. Die 31-Jährige kam vor 13 Jahren aus Brasilien hierher.
Okay, also ich swipe mal ein bisschen. Der sieht eigentlich sympathisch aus, aber der
sieht einfach zu klein und zu dürr aus. - Muss schon größer sein als du? - Ja.
Und auch ein bisschen muskulös oder? Nicht unbedingt muskulös, aber einfach konsistenter.
Du hast schon ganz schön hohe Ansprüche, muss man sagen. - Ich bin auch sehr hochwertig, von daher...
Ich war ja Barkeeperin und ich bin DJ und ich bin Sängerin et cetera.
Also ich werde oft gesehen. Und dadurch habe ich viele Männer kennengelernt,
die anfangs halt sehr geflasht waren von mir und sehr begeistert und irgendwie
wirklich so: Oh Gott, Liebe auf den ersten Blick und du bist die perfekte Frau überhaupt, blablabla.
Manchmal waren sie auch DJs, die jeden Monat gespielt haben, in der Bar,
wo ich gearbeitet hatte. Also dass man auch eine Basis hatte, dass man sich auch kannte, dass
eine Freundschaft davor stattgefunden hatte und dass halt eine richtige Beziehung, also
ein Verhältnis zueinander aufgebaut wurde. Und sobald ich es angesprochen habe, dass
ich trans bin, haben sie mir das auch nicht direkt gesagt, dass sie ein Problem damit hatten.
Sie hatten einfach so: Panne. Und haben sich einfach gar nicht mehr gemeldet
oder so sehr sporadisch gemeldet, aber sehr distanziert. Und sie wissen einfach nicht,
was es bedeutet für sie. Sie haben Angst davor, was ihre Freunde sagen werden.
Sie können sich nicht vorstellen, ihren Eltern mich vorzustellen und so weiter.
Und das, obwohl Sanni mittlerweile operiert ist und man mit ihr alles erleben kann, wie
mit anderen Frauen auch. Nur Kinder kann sie nicht gebären.
I could just move to one a cappella now.
Themen, die sie auch in ihrer Musik verarbeitet.
Do you hear yourself? – Yeah. – You want to roll already? – Yeah. – Rolling.
Derzeit arbeitet sie an ihrem zweiten Album. Arbeit ist ihr gerade wichtiger als Dating.
Was hast du für dich daraus jetzt irgendwie geschlussfolgert? Also lässt du dich jetzt
auf manche Leute dann halt gar nicht mehr ein, weil du schon weißt, die werden ihre Probleme haben?
Ja genau. Zum einen habe ich festgestellt, dass mein Beuteschema irgendwie
zu sehr privilegierte Männer waren, also Männer, die, keine Ahnung, gutaussehend,
erfolgreich sind, intellektuell, und die weiß sind, und die heterosexuell sind. Das habe
ich daraus gelernt. Auch wenn er denkt, dass ich total kompatibel bin mit ihm
– ich weiß für mich, dass wir inkompatibel sind. Es sei denn, er hat sich in gewisser Weise
verändert oder etwas gelernt. Aber denkst du, dass das nicht vielleicht
ein bisschen, ich sage es mal so, diese romantische Liebe kaputt macht? Es gibt ja so diese Vorstellung von:
Ich sehe jemand, und Liebe auf den ersten Blick und so? - Das ist nur für Cis-Menschen da.
Also Trans-Personen... – Warum? Weil es nicht genug war, irgendwie eine tolle Frau zu sein.
Deswegen weiß ich, dass organische Liebe und überhaupt so durch Identität und
Aussehen und Chemie, das ist nur für Menschen, die genug privilegiert sind, nicht aus deren
Chromosomen abgelehnt zu werden. Und das ist nicht mein Fall. Ich habe dieses Privileg nicht.
Also ich höre raus, du bist nicht sonderlich optimistisch? - Ne, aber ich sehe das Positive
an, weil das Problem bin nicht ich. Und ich muss dann halt nicht darunter leiden.
Also ich weiß, dass ich mit mir selbst viel glücklicher bin und viel weiterkomme als mit einem Mann,
der nicht weiß, was er will.
Respekt, wie selbstbewusst Sanni mittlerweile ist.
Für mich als schwuler Mann ist das schon deutlich einfacher. Aber auch an mir geht
nicht spurlos vorbei, wie rau der Single-Markt manchmal sein kann. Der Markt der Eitelkeiten
auf Instagram und den Dating-Apps erzeugt einen ganz schönen Druck. Nur durchtrainierte Oberkörper.
Als Single habe ich manchmal das Gefühl, den Schönheitsidealen nicht
genügen zu können. Ich gehe gerne laufen, für meine Gesundheit, aber sicherlich auch,
um wenigstens ein bisschen gut auszusehen.
Und auf Dating-Apps verzichten? Niemals. Für Menschen jenseits der Hetero-Norm sind die
Apps eine Möglichkeit, Gleichgesinnte zu finden, die man in der U-Bahn oder dem Supermarkt
niemals erkennen würde. Doch diese Apps haben Tücken.
Als vor fünf Jahren Tinder kam, das war für mich, warum ich das so sage... dieser Superhype,
der hat den Markt wirklich verändert, weil es wurde geswipt, schon diese Bewegung, dass
man sowas weggewischt und eigentlich jemanden gefühlt in den Papierkorb wischt.
Das hat natürlich eine Werte-Thematik gehabt, wo man das Gefühl hat, man wischt ein Profil
und eine Person dahinter in den Papierkorb.
Manche vergessen, dass hinter diesen Profilen alle Menschen stecken und gerade dort Verletzungen
ja besonders tiefgehen. Es geht um Liebe, man öffnet sich, und wenn dann Menschen es
nicht ernst meinen, einen ignorieren, verletzen, das tut tiefer weh, als in normalen anderen Themen.
Und es ist eben so, dass man es möglicherweise ernst meint, aussortiert wird, dass jemand
mit einem spielt. Es gibt manche Leute, die benutzen das Internet, also gerade die Apps,
die Dating-Apps, auch zur Selbstbestätigung oder um den Liebeskummer zu verarbeiten und
sich seinen Selbstwert aufpolieren zu lassen, und auf der anderen Seite sitzt jemand,
der es ernst meint. Und das kann sehr verletzen.
Theo macht deswegen erst gar kein Online-Dating.
Einmal hat er es versucht, aber nur dubiose Sex-Angebote bekommen. Nun ist er allein.
Kannst du Leute wie mich verstehen, die recht glücklich mit dem Single-Sein sind und sagen:
Naja, ich komme auch ganz gut alleine klar, habe ja Freunde und so weiter oder ist das für dich... ?
Nein, ich habe da kein Problem mit. Wenn einer sagt, ich bin glücklicher Single,
dann glaube ich ihm das zwar nicht. Ich glaube ihm das nicht, aus einem ganz einfachen Grunde nicht:
Weil er genauso solche Situationen hat wie ein 40-Jähriger, 50-Jähriger, der abends alleine
sitzt und sagt: Das wäre zu zweit doch mal schön. Und darum glaube ich das nicht, dass
man glücklicher Single ist. Definitiv nicht. Und das nehme ich dir auch nicht ab.
Sehe ich unglücklich aus? Nein, du siehst nicht unglücklich aus.
Aber... die Aussage hat es gesagt. Du hast ne gute Ausstrahlung, das finde ich schön.
Aber dass du glücklicher Single bist, das glaube ich dir definitiv nicht. Weil jeder wünscht sich eine Partnerschaft.
Es gibt halt Momente, da denkt man mal, jetzt wäre es vielleicht schön, aber die überwiegen nicht bei mir.
Es gibt auch Momente, da sagt man sich: Du kannst alleine entscheiden.
Genau. – Diese Momente gibt es. Aber ich sage mir trotzdem: Es fehlt was.
Guten Appetit. Und danke für die Einladung. – Gerne.
Senf? – Ne, Senf ist nicht so meins. Ketchup? - Ja, Ketchup vielleicht.
Ist ja sogar noch zu. - Kannste mal sehen, ist noch neu. - Extra für uns.
Ja, jetzt kommts. Kleinigkeiten. – Jetzt kommen diese handwerklichen Fähigkeiten, die fehlen.
Meinst du, das ist der Grund, warum ich noch Single bin, dass ich die Ketchup-Flasche nicht aufkriege.
- Und noch nicht mal ausdrücken kannst. Ne, guck mal, die hat hier noch so ein Fitzelchen.
- Du hast es ja auch nicht richtig abgenommen. - Doch, ich hab das hier ganz normal abgezogen.
- Nein, hast du nicht.
Das sind die schönen Momente zu zweit. Die hat man dann alleine nicht.
Also wir sind jetzt nicht in einer Partnerschaft, aber... Ja, aber man kann darüber lachen. - Dankeschön.
- Gucke mal. - Danke. - Das würde ich auch für einen Partner gerne machen.
Verstehe ich, finde ich gut. Lass es dir schmecken. – Danke, dir auch.
So langsam komme auch ich ins Grübeln. Ist schon ganz nett, so zu zweit sein Leben zu teilen.
Vor Kurzem bin ich sogar Onkel geworden. Für meinen Neffen suche ich eine Mütze.
Ihn so im Arm zu halten, sein erstes Lachen zu sehen, seine staunenden Augen
– da beginne ich zu verstehen, was Familienglück bedeutet. Besonders in Corona-Zeiten tut es gut,
Halt in der Familie zu finden. Übrigens nehme die blaue Mütze, mit den süßen Eselsohren.
Und mit Familie meine ich mehr als nur Single mit Kind. Denn auch Katrin erlebt, dass das Leben alleine
mit einem Kind ganz schön anstrengend sein kann.
Noch einmal dir die Klappe vor den Kopf hauen. Okay, danke dir.
Was hast du denn so festgestellt, jetzt in den drei Jahren,
was vielleicht doch Sachen sind, die ein bisschen problematisch sind, dass du quasi alleine bist?
Also wo du merkst: Oh, als Solomama, das ist eineganz schöne Herausforderung?
Also grundsätzlich natürlich die alleinige Verantwortung.
Das ist auf jeden Fall was, was schwer wiegt. Weil man sich darüber bewusst ist, wenn irgendwas
passiert, ist das Kind alleine. Wenn ich den Job verliere, dann ist halt kein zweites Gehalt da.
Solche Sachen sind natürlich schon schwierig. Dann auch schon auch das Thema Einsamkeit
so ein bisschen. Ich habe mal einen Blogartikel darüber geschrieben. Also ich hab mich dann
auch an die Situation erinnert, wo ich dann auch so ganz alleine mit Baby aus dem Krankenhaus kam.
Keiner hier mit irgendwie Herzlich Willkommen und die Familie und keine Ahnung.
Ich bin wirklich... Kind auf dem Arm, Tasche hinter mir hergezogen, so einen ganz unfreundlichen Taxifahrer gehabt,
quasi alleine aus dem Krankenhaus gekommen. Und war zu Hause und war einerseits
total erleichtert und auf der anderen Seite habe ich mir die Augen aus dem Kopf geflennt,
weil ich dachte, Oh Gott, was ist denn das jetzt, jetzt bin ich alleine.
Ich hab mich da wirklich echt alleine gefühlt. Und es hat sich dann zwar im Laufe der Zeit gegeben,
weil man das ja auch nicht anders kennt. Aber wenn man dann irgendwie einfach merkt, die
eigenen Reserven gehen zu Neige, und man bräuchte jetzt einfach wirklich mal ein paar
Stunden für sich, und man kann halt einfach nicht, weil man ist nun mal alleine verantwortlich,
dann ist es halt schon echt schwierig.
So mein Spatz, wollen wir gleich mal Abendbrot essen?
Schneller als der Paul, essen wir den Popel. Piep, piep, piep, guten Appetit. – Danke gleichfalls.
Katrins Sohn wächst erstmal ohne Vater auf.
Doch wenn er 18 Jahre alt ist, könnte er seinen Samenspender aus Dänemark kontaktieren.
Wie wäre das für dich jetzt, wenn du den Spender treffen würdest? Also
ich meine, er ist halt der Vater deines Kindes. Das ist eine total schwierige Frage, weil ich
mir das so noch nie vorgestellt habe, weil es einfach noch sehr, sehr weit in der Zukunft ist.
Und weil ich als Mutter auch gar kein Recht habe, nach den Daten zu fragen.
Das darf nur mein Kind, weil das ist halt sein Erzeuger. Also ja klar, ich würd wahrscheinlich
erst mal anfangen zu flennen. Oh Gott, ich fang bei der Vorstellung jetzt schon fast an.
Würde ihm in die Arme fallen, weil es ist halt einfacher total krass. Und wahrscheinlich,
und das ist ja eigentlich das Erstaunliche dabei, der wird einem wahrscheinlich relativ
vertraut sein, weil man hat halt ein Kind, was zu 50 Prozent aus seinen Genen besteht.
Aber verlieben wirst du dich nicht gleich in den? - Ne, das glaub ich nicht.
Das ist irgendwie so Hollywoodschnulze. Oh, der Spender meines Kindes, und jetzt finde ich den so
toll und heirate den. Ich glaube es nicht. Der ist auch noch ein paar Jahre jünger als ich,
das kommt auch noch dazu. Aber interessante Frage. – Ja, why not?
Wer weiß, ich sage dir dann Bescheid.
Und ich, glaube ich noch an die große Hollywoodschnulze? Geht da bei mir noch was?
Wenn Sie mal richtig Gas geben auf dem Thema Partnerschaft und "ich will in ne Partnerschaft rein",
ich nehme es mir echt zum Herzthema
und bin auch bereit, es beruflich ein bisschen anders zu strukturieren, und dies und das.
Wie selbstüberzeugt glauben Sie, sind Sie, dass Sie in Partnerschaft kommen?
Also doch, ich denke, ich würde schon auch einen Partner finden. Aber wenn ich das jetzt schon so höre:
Wenn Sie mal richtig da rein gehen, Gas geben würden und Beruf bisschen hintenanstellen,