Bevor Amanda Gorman berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
Klar, wenn ein neuer Präsident ins Weiße Haus einzieht,
richten sich alle Blicke auf ihn.
Nicht ganz im Fall von Joe Biden.
Ihm stahl ein junges schwarzes Mädchen quasi die Show.
Amanda Gorman.
In ihrem Gedicht sprach sie vielen Amerikanern aus der Seele.
Und wurde so über Nacht berühmt.
Für viele schwarze Teenager wurde sie sogar zur Trendsetterin.
Doch damit nicht genug.
2037 will sie selbst Präsidentin werden,
das stehe bereits fest.
Warum sie sich so ein hohes Ziel gesetzt hat,
und wie sie es überhaupt so weit geschafft hat,
das erfahrt ihr in diesem Video.
(Ploppgeräusche)
(Stiftekritzeln)
Amanda kann nicht schlafen.
Die 22-Jährige steht vor einer der wohl schwierigsten Aufgaben
ihres bisherigen Lebens.
Sie soll ein Gedicht über den historischen Moment schreiben,
in dem sich Amerika gerade befindet.
Zeitgleich stürmen Trumps Anhänger das Kapitol.
Die Gesellschaft Amerikas ist in Aufruhr.
Seit Monaten.
Denn seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd
fordert nicht nur die schwarze Bevölkerung
endlich Gleichheit und Gerechtigkeit für alle.
Menschen auf der ganzen Welt unterstützen den Protest.
Amanda hält inne und denkt an die Geschichte ihrer Vorfahren zurück.
Eine Geschichte, die ihre Arbeit bis heute inspiriert,
sagte sie später.
Auch ihr Urururgroßmutter hieß Amanda,
doch lebte sie als Sklavin in Amerika.
Und konnte weder lesen noch schreiben.
(Rewind-Geräusch)
Bereits früh machte Amandas Mutter ihren Kids begreiflich,
was es bedeutete, mit schwarzer Haut in den USA aufzuwachsen,
erinnert sich Amanda.
Sie, ihre Zwillingsschwester Gabrielle
sowie ihr älterer Bruder Spencer
wurden nicht nur dazu inspiriert, für Gerechtigkeit einzustehen,
sondern auch kreativ zu sein.
Fernsehen gab es für sie nur in Ausnahmefällen.
Stattdessen bauten sie Burgen oder erfanden Theaterstücke.
Die Geschwister waren ein Dreamteam und auch früh selbstständig.
Denn sie begriffen, dass es für ihre alleinerziehende Mutter
schwieriger war als für andere Eltern.
Auch in ihrem Job als Lehrerin war Mama Joan ein Vorbild.
Sagt Amanda später.
Ihre Mutter unterrichtete in einem der ärmsten Viertel von Los Angeles.
Und wusste nur zu gut, dass ausschließlich bessere Bildung hilft,
um aus dem Teufelskreis auszubrechen.
Auch ihren Kindern wollte sie Bildung ermöglichen.
Doch das Geld war oft knapp.
Aber Joan hatte Glück, sie fand eine innovative Privatschule,
auf der Kinder aus ärmeren Familien finanziell unterstützt werden,
und auch in ungewöhnlichen Fächern wie Tierschutz, Kinderarbeit
oder Protestkunst unterrichtet werden.
Von nun an reiste Amanda täglich zwischen den Welten
ihrer Heimatstadt, einer schwarzen und einer weißen.
Sagt sie.
Dank LA habe sie gelernt, die Vielfalt an Kulturen wertzuschätzen.
Sie selbst fühlte sich gleichzeitig als Außenseiterin.
Auch wenn sie sich so gut es ging anstrengte,
die anderen verstanden sie einfach nicht.
Warum? Dafür müssen wir noch einmal etwas zurückspulen.
(Rewind-Geräusch)
Amanda und ihre Schwester wurden als Frühchen geboren.
Deshalb litt Amanda unter einer Sprachstörung,
und es gelang ihr nicht, bestimmte Buchstaben auszusprechen.
Doch Amanda wollte, dass ihre Stimme wahrgenommen wird,
um das zu erreichen, fing sie an, zu schreiben.
(Dynamische Musik)
Unglaublich aber wahr,
mit fünf Jahren entstanden so ihre ersten Songs.
Anstatt sie zu singen, rappte Amanda die Texte rauf und runter.
Das half ihr bald auch dabei, besser zu sprechen.
Denn eine Sprachtherapie konnte sich die Familie nicht leisten.
(Rewind-Geräusch)
Aus den Songs wurden mit der Zeit Gedichte.
Und der Wunsch wuchs, sie mit der Welt zu teilen.
Anfänglich war die Angst der 15-Jährigen,
einige Wörter auf der Bühne nicht richtig sprechen zu können,
jedoch groß.
Doch Amanda wurde stärker von Auftritt zu Auftritt.
Plötzlich sah sie in ihrer Behinderung keine Schwäche mehr,
sondern ein Geschenk.
(Dynamische Musik)
Behauptete sie später.
(Klaviermusik)
Zur selben Zeit entdeckte sie auch zum ersten Mal
ein dunkelhäutiges Mädchen auf einem Buchcover.
Eine Erleuchtung.
Sie schwor sich, dass auch in ihren Gedichten ab sofort
immer Charaktere auftauchen werden,
die ansonsten unterrepräsentiert sind.
Und ihr kam noch eine Idee.
Wenn ihr das Schreiben geholfen hat,
dann kann es auch anderen helfen.
Fortan gab sie Schreibworkshops in der Schule ihrer Mutter
und verstand so die Probleme der anderen Teenager immer besser.
Auch wenn Amanda nebenbei noch für die Highschool ranklotzen musste
und keinen Cent in der Tasche hatte,
bewarb sie sich für ein Förderprogramm,
das Projektideen junger Frauen unterstützt.
Obwohl Amanda erst 15 Jahre alt war,
überzeugte sie die Mentoren mit ihrem Ehrgeiz.
Ein Jahr später konnte sie so eine gemeinnützige Organisation gründen,
die kostenlose Schreibkurse für Jugendliche
in Problemvierteln organisierte.
(Dynamische Musik) Damit wollte Amanda ihnen helfen,
richtig lesen und schreiben zu lernen.
Und den Stimmlosen endlich eine Stimme geben.
So wie es bereits ihre Urururgroßmutter verdient hätte.
Für ihre Vision machte sich die Teenagerin
von nun an nicht nur in ihren Gedichten stark,
sondern auch im Namen ihrer Organisation.
Dank der Events ihres Förderprogramms
traf sie sogar Michelle Obama und Hillary Clinton,
und redete so schon als 16-Jährige mit den ehemaligen First Ladies.
Kein Wunder, dass auch Joe Bidens Ehefrau Jill
bei einem von Amandas Vorträgen
auf das junge Talent aufmerksam wurde.
Sie war es, die drei Jahre später die Idee hatte,
Amanda mit einem Gedicht
zur Amtseinführung ihres Mannes einzuladen.
(Jubel)
Der Durchbruch für die damals 22-Jährige.
Mit ihrem Gedicht vom Wandel Amerikas
traf sie den Zahn der Zeit
und die Herzen der Menschen.
Danach war alles anders.
Amanda wurde zur Stilikone
und trat bei Megaevents wie dem Super Bowl auf.
Auch Modelabels wie Prada rissen sich fortan um sie
und schmückten sich gern mit Amandas Gesicht und ihrem Image.
Model, Dichterin und Politikerin in einem,
geht das?
Vor allem, weil Amanda sich nicht in eine Schublade stecken lässt,
schafft sie es, Brücken zwischen den Welten zu schlagen.
Sie gibt den Menschen das Gefühl, sie zu verstehen.
Eine wichtige Gabe in der heutigen Zeit.
Und wer weiß,
vielleicht hat sie ja genau deswegen das Zeug dazu,
irgendwann tatsächlich einmal
Präsidentin der Vereinigten Staaten zu werden.
(Dynamische Musik)
Apropos: Joe Bidens Biographie findest du übrigens hier.
Und ein interessantes Video von "MrWissen2go"
ist hier ebenfalls verlinkt.
Bis zur nächsten Inspiration, "Der Biograph".