Bevor Karl Marx berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
(Dynamische Musik)
In diesem Kopf scheint ganz schön viel passiert zu sein.
Schließlich taucht er heute immer wieder auf T-Shirts,
Statuen und sogar als Street Art auf.
Der Denker Karl Marx machte mit seinen Texten
eine Kampfansage für eine gerechtere Gesellschaft.
Und hat damit sogar die Weltgeschichte verändert.
Einige inspiriert das bis heute.
Wie aber hat ein scheinbar normaler Teenager aus Trier
das geschafft?
(Ploppgeräusche, Stiftekritzeln)
Partys, Degenduelle und romantische Gedichte an seine Verlobte Jenny.
Der junge Karl Marx hat alles Mögliche im Sinn,
nur nicht sein Jurastudium in Bonn.
Seinem Vater Heinrich, einem jüdischen Anwalt aus Trier,
passt das gar nicht.
Der schickt seinen Sohn also kurzerhand ins prüde Berlin,
um dort weiter zu studieren.
Schließlich soll er einmal in seine Fußstapfen treten.
Aber der 18-Jährige hat seinen eigenen Kopf,
sagt man heute.
Statt Jura zieht Karl die Philosophie Hegels in den Bann.
Der Deutsche hatte als Erster
Theorien für einen sozialen Staat aufgestellt,
Freiheit und Bildung für alle spielte dabei eine große Rolle.
(Klassische Musik) Und die Realität?
Vor den Unimauern herrscht König Friedrich Wilhelm der III.
allein über Preußen.
Er zensiert die Presse,
eine Verfassung oder Demokratie für sein Volk
waren nicht sein Ding.
Gleichzeitig klopft das Elend an die Tore Berlins.
Die ersten Mietskasernen für arme Arbeiter entstehen.
Umso begeisterter diskutieren die Studenten
der heutigen Humboldt Universität
über die Theorien Hegels
und mögliche Lösungen der gesellschaftlichen Probleme.
Doch allein das reicht schon, um ins Visier
der königlichen Geheimpolizei zu geraten.
Nach seinem Doktor in Philosophie
kann Karl einen Job an der Uni deswegen vergessen.
Seine erste Stelle als Redakteur einer monarchiekritischen Zeitung
macht es auch nicht besser.
Er schreibt immer wieder über das Elend der Arbeiter in Preußen,
und erhofft sich schon früh eine Revolution, die von ihnen ausgeht.
Immer wieder werden die Artikel zensiert
und 1843 sogar die ganze Zeitung verboten.
Karl wird also arbeitslos und muss vor der Zensur fliehen.
Gemeinsam mit seiner Frau Jenny geht er deshalb nach Paris.
Die Stadt an der Seine ist eine Intellektuellen-Hochburg.
Hier kann er erst mal wieder
gesellschaftskritische Artikel veröffentlichen
und offen mit Gleichgesinnten über sozialistische
und demokratische Gedanken diskutieren.
Vor allem aber scheint einer so zu ticken wie er:
Friedrich Engels.
Der deutsche Industriellensohn kennt das Elend der Arbeiter
seit Kindertagen
und möchte etwas daran ändern. (Französische Musik)
Engels journalistische Reportagen
über die Armut der britischen Arbeiterklasse
beeindrucken Karl so tief,
dass er beginnt, sich in Theorien
über Wirtschaft und Politik einzulesen.
Von Großbritannien aus wälzt die Industrialisierung zu dieser Zeit
ganz Europa um.
In den neuen Fabriken schuften die Arbeiter für Hungerlöhne,
bis zu 14 Stunden am Tag.
Auch Kinderarbeit ist normal.
Es ist die Geburtsstunde des Kapitalismus.
Aufstände werden oft blutig niedergeschlagen.
Und auch für Karl wird es wieder eng.
Wegen seiner journalistischen Artikel lässt ihn die preußische Regierung
aus Frankreich ausweisen.
Aber aufhören scheint nicht infrage zu kommen.
Denn Karl will die Situation der Schwächeren verbessern.
So interpretiert man es heute.
In Brüssel gestrandet, bringen er und Friedrich
ihre Gedanken zu Papier.
Beide waren gemeinsam hierher gezogen,
längst ist eine tiefe Freundschaft entstanden.
Die beiden Männer halten eine Revolution für unausweichlich,
in der sich Arbeiter und die herrschende Klasse gegenüberstehen.
Karl ist überzeugt, dass allein der Unterschied zwischen Arm und Reich
für den Umsturz sorgen wird.
Und das Ergebnis, so glauben beide, ist ein Leben ohne Eigentum
und ohne Klassenunterschiede.
Das so entstandenen kommunistische Manifest
erscheint kurz vor mehreren Revolutionen
1848 in Europa.
(Geigenmusik) Und bleibt erst mal unbeachtet.
Trotzdem halten beide an ihren Ideen fest.
Friedrich ist dabei vor allem Gesprächspartner,
Impulsgeber und Co-Autor.
Bewusst ordnet er sich Karl unter,
weil er ihn für den besseren Autoren hält.
Und damit Karl in Ruhe schreiben kann,
schiebt ihm Friedrich immer wieder Geld zu, wenn es knapp wird.
Das ist immer öfter der Fall.
Denn nachdem auch Brüssel den Unruhestifter loswerden wollte,
geht die Odyssee im Londoner Exil weiter.
Nach sechs anstrengenden Jahren finden Karl, Jenny
und die inzwischen drei Kinder im Stadtteil Soho ein neues Zuhause.
Seuchen, Überbevölkerung und Armut,
immer wieder ist die Familie krank
und oft haben sie nur das Nötigste zum Leben.
Der Leseraum der britischen Bibliothek
wird Karls Zufluchtsort, hier wälzt er Bücher und Gedanken.
Er will verstehen, wie das wirtschaftliche System
des Kapitalismus funktioniert.
Und erkennt als Erster,
Entwicklungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
hängen immer zusammen.
Sie sind voneinander abhängig.
Damit begründet er sogar die Soziologie.
Karl schreibt Tausende Seiten, wenige werden veröffentlicht.
Immer wieder plagen ihn Zweifel an seiner Arbeit.
15 Jahre wird es dauern,
bis er den ersten Teil
seines Hauptwerks "Das Kapital" veröffentlicht.
Es soll die Familie endlich aus der finanziellen Not holen.
Die Voraussetzungen der Menschen seien zu unterschiedlich,
stellt er darin fest.
Den reichen Industriellen gehören die Fabriken,
während die Belegschaft nur ihre Arbeitskraft billig verkaufen kann.
Und mit der Zeit würde diese ungerechte Verteilung
sogar noch zunehmen.
Doch das Buch ist ein Flop.
Wieder ist es Friedrich,
der seinen Freund vor dem finanziellen Ruin rettet,
indem er Anteile der Firma seines Vaters verkauft.
Als Karl 1883 an einer Kehlkopfentzündung stirbt,
ist es ebenfalls Friedrich, der die letzten beiden Bände
von "Das Kapital" vollendet und veröffentlicht.
Ohne seinen Freund Friedrich hätte es das Werk von Karl
wohl nie gegeben, weiß man heute.
Karl konnte die geschichtlichen Entwicklungen nicht mehr miterleben,
aber es war sicher nicht in seinem Interesse,
dass einige seine Ideen missbrauchten.
Regimes wie das der Sowjetunion und der DDR
bauten eine Art Scheinsozialismus auf,
mit dem sie ihre Bevölkerung unterdrückten und verfolgten.
Bis heute gibt es keinen sozialistischen Staat,
der die Freiheit für alle, die Marx sich so sehr wünschte,
erreicht hat.
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Bis zur nächsten Inspiration, "Der Biograph".