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Zukker im leben, Salz für Nähmaschinen”, Jagd auf Staub

Salz für Nähmaschinen”, Jagd auf Staub

Guten Tag, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, heute ist der 23. November, herzlich willkommen zur Sendung Typisch Helene. Ich hoffe, es geht Ihnen gut und Sie lassen sich vom ganzen Vorweihnachts-Rummel [1] nicht allzu sehr stressen. Hier geht es nun gleich um den Jemen: Ich erzähle Ihnen von meinem Projekt “Salz für Nähmaschinen”, das ich in einer jemenitischen Provinz finanziere. Danach hören Sie eine kleine Reportage über meine Jagd auf Staub. Sind Sie bereit? Dann legen wir los.

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Am Anfang meines Projekts “Salz für Nähmaschinen” steht meine grosse Liebe für den Jemen. Wie ich Ihnen in der letzten Sendung erzählt habe, lerne ich seit Jahren Arabisch. Vor elf Jahren machten wir mit unserer Arabisch-Gruppe eine Reise nach Sana'a, in die Hauptstadt des Jemens, und seither ist das Land so etwas wie meine zweite Heimat. Ich bin immer wieder in den Jemen gereist und habe inzwischen viele Freundinnen und Freunde dort. Aber seit im Jemen Krieg ist, kann ich das Land nicht mehr besuchen. Dafür schicke ich meinen Freunden fast jeden Tag Nachrichten über Whatsapp oder Facebook und frage nach, wie es ihnen geht. Sie sind zum Glück alle noch am Leben. Ich will natürlich auch etwas für sie tun - und damit kommen wir zu meinem Projekt: Ein guter Freund von mir, Jamil, hat jahrelang an einem Weihnachtsmarkt in Zürich Körbchen [2] verkauft, die er mit Fleur de Sel von der jemenitischen Insel Socotra füllte. Diese Körbchen werden von seiner Schwester Bushra und ihren Freundinnen hergestellt. Bushra lebt in einem Dorf in der Provinz Ibb, etwa 150 Kilometer südlich von Sana'a entfernt. Da ich Fleur de Sel liebe und auf traditionelles Handwerk stehe[3], habe ich ihm immer viele solcher Körbchen abgekauft. Als Jamil wegen des Krieges nicht mehr nach Zürich kommen konnte, habe ich ihn gefragt, ob er mir nicht 15 Körbchen schicken könnte. Drei Wochen späterer hielt ich ein Paket mit 55 Körbchen und drei Kilo Salz.Ich war erst total verblüfft [4], wurde dann aber ziemlich wütend. 55 Körbchen! Was sollte ich mit 55 Körbchen? Als ich mich dann wieder ein bisschen beruhigt hatte, hatte ich eine Idee: Ich könnte die Körbchen doch verkaufen und aus dem Erlös [5] ein Projekt in Ibb finanzieren. Ich bat Jamil, seine Schwester zu fragen, was die Menschen in ihrem Dorf am dringendsten benötigten. Sie antwortete: „Ein bis zwei Nähmaschinen, Stoffballen und zwei Lehrerinnen. Wir brauchen eine Handarbeitsschule.“ Ehrlich gesagt, ich war zuerst etwas enttäuscht. Ich hatte etwas anderes erwartet. Ich hatte erwartet, dass sie Medikamente für das lokale Spital brauchen oder vielleicht sogar Geld für einen Brutkasten [6]. Nähmaschinen, das fand ich nun schon sehr stereotyp.Bushra aber sagte: „Wir brauchen Projekte, die es jungen Frauen ermöglichen, etwas zu erlernen, mit dem sie ihre Familien unterstützenund sich vielleicht ein kleines Einkommen erwirtschaften [7] können.Dadurch können sie womöglich sogar ihre Heiratschancen verbessern.Für die jungen Frauen hier wäre ein solches Projekt ein Traum.“ Der Krieg im Jemen, erklärte sie, hat die Infrastruktur im Dorf und die Perspektiven der Einwohner fast komplett zerstört. Wir haben keinen Strom mehr,kaum Wasser, kaum Geld für Nahrungsmittel wie Zucker und Mehl.Zudem fliehen viele Menschen zu uns ins Dorf zurück, weil es hier trotz allem sicherer ist als in den Städten.“ Ich sagte mir: “Okay, es geht hier nicht darum, was ich mir vorstelle, sondern was Bushra braucht. Und wenn es ein Handarbeitskurs ist, dann ist es eben ein Handarbeitskurs!”Mein Projekt hiess ab sofort: “Salz für Nähmaschinen”. Ich begann, die Salzkörbchen für 15 Franken pro Stück zu verkaufen und machte auf den sozialen Medien Werbung dafür. Gleichzeitig erstellten[8] Jamil und ich einen Businessplan. Wir schrieben auf: zwei Nähmaschinen, zwei grosse Arbeitstische, den Lohn für zwei Lehrerinnen, die Miete für einen Unterrichtsraum mit Toilette, zehn Stoffballen, je zwei Pakete Nadeln und Faden, acht Scheren, 16 Unterrichtsbücher sowie den Betrag für den Transport der Waren von Sana‘a nach Ibb. Der Unterricht würde immer dienstags, donnerstags und samstags stattfinden. Bushra ernannten wir zur Projektleiterin vor Ort. Innerhalb von wenigen Wochen hatten sich 48 junge Frauen für den Kurs angemeldet. Das war ein Riesenerfolg. Und bis heute kommen immer wieder neue Frauen hinzu. Die Frauen nähen wunderschöne Kleider für sich selbst, aber auch für die Mädchen im lokalen Waisenhaus [9]. Das zu wissen, ermutigt [10] mich, das Projekt in Gang zu halten [11], auch wenn es immer komplizierter wird. So kann man mir zum Beispiel nicht einfach innerhalb ein paar Wochen neue Körbchen liefern, denn Warenexporte aus dem Jemen sind fast unmöglich geworden. Das letzte Paket mit neuen Körbchen wurde mit einem UNO-Flugzeug von Sana'a nach Djibouti geschickt, von dort aus ging es nach Paris und dann nach Zürich. Ziemlich abenteuerlich. Aber eben: Solange es nur irgendwie geht, machen wir einfach weiter.

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Und jetzt, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, kommen wir zu einem Thema, das Sie ganz sicher auch sehr gut kennen: Die Jagd auf Staub. Ich habe diese Jagd erst vor kurzem wieder einmal erlebt, und zwar ausgerechnet[12] dann, als ich den Text für diesen Podcast schrieb. Ich sass am Schreibtisch in meiner Wohnung und hatte gerade einen neuen Satz angefangen, als ich aus unerfindlichen [13] Gründen auf das Fensterbrett blickte. Ich sah zuerst mal eine Spinne. Aber die störte mich nicht gross. Ich habe viele Spinnen in meiner Wohnung und habe mich längst an sie gewöhnt. Ja, ich vermisse sie sogar, wenn ich sie mal nicht sehe. Nein – ich sah Staub. Einen richtig dicken Klumpen [14] Staub. Und als ich genauer hinsah, erblickte ich ganz viele dieser Staubklumpen. Uff.Wie waren die auf einmal auf mein Fensterbrett gekommen? Am Tag zuvor waren die nämlich noch nicht dagewesen, da war ich mir ganz sicher. Echt, die mussten sich über Nacht gebildet haben. Ich vergass meinen Text auf der Stelle, rannte in die Küche, holte einen Lumpen [15] und begann, den Staub wegzuwischen [16]. Im ersten Moment fühlte ich mich erleichtert. Sie kennen das sicher, dieses Gefühl der ganz tiefen Erleichterung, wenn man den Staub weggewischt hat, oder? Das macht einen sogar richtig euphorisch. Aber dann machte ich einen Fehler: Ich schaute unter den Tisch – und entdeckte noch mehr Staub – nur waren die Klumpen auf dem Boden noch viel grösser als die auf dem Fensterbrett. Ich war entsetzt [17]! Klar, ich putze meine Wohnung nicht jeden Tag, aber habe ich wirklich eine derart schlechte Ordnung? Bin ich so schmuddlig [18]? Ich achte sehr darauf [19], dass alles immer einigermassen sauber und aufgeräumt ist, und nun das! Ich rannte wieder in die Küche, holte diesmal ein spezielles Staubtuch, kroch [20] unter den Tisch und jagte die Staubklumpen. Irgendwann begannen meine Knie zu schmerzen, aber ich beachtete die Schmerzen nicht. Ich war so auf den Staub fokussiert, dass ich an nichts anderes denken konnte. Ich hatte einen regelrechten Killerinstinkt entwickelt. Als ich wieder auftauchte, fühlte ich mich grossartig – als hätte ich eine Schlacht [21] gewonnen. Ich setzte mich auf einen Stuhl und atmete tief durch. Doch dann blickte ich auf das Büchergestell. Ich stand auf, ging langsam näher und blickte hinter die Bücher. Und ja, Sie können sich sicher vorstellen, was ich dort sah. Ganze Staub-Universen. Das war mir dann doch zu viel. Ich rannte aus dem Zimmer, zog mir Jacke und Schuhe an und ging aus dem Haus. Um das Büchergestell würde ich mir später kümmern. Um den Text auch. Und wie Sie hören – habe ich das dann auch getan.

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Ja, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, das war‘s für heute. Wir hören uns wieder am 7. Dezember, hier auf podclub.ch oder via App. Dann habe ich wieder einen Gast bei mir im Studio. Ich freue mich jetzt schon darauf, ihn Ihnen vorzustellen. Üben Sie bis dahin mit dem Vokabeltrainer in unserer App. Fotos zur Sendung finden Sie wie immer auf Instagram unter #zukkerimleben und #podclubnora. Ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit. Bis bald. Auf Wiederhören! Glossar: Zukker im Leben (D) [1] der Rummel: Aufregung, Chaos

[2] das Körbchen: kleiner Korb

[3] stehen auf: mögen, gerne haben

[4] verblüfft: sehr erstaunt

[5] der Erlös: die Summe aus den verkauften Waren

[6] der Brutkasten: Kasten für zu früh geborene Kinder

[7] erwirtschaften: verdienen

[8] erstellen: machen

[9] das Waisenhaus: Heim für Kinder, die keine Eltern mehr haben

[10] ermutigen: Mut machen

[11] in Gang halten: am Laufen halten

[12] ausgerechnet: ein Ausdruck von Verwunderung oder Ärger

[13] unerfindlich: merkwürdig, überraschend

[14] der Klumpen: Ballen

[15] der Lumpen: Lappen, Tuch

[16] wegwischen: wegputzen

[17] entsetzt: schockiert

[18] schmuddelig: nicht sauber, ungepflegt

[19] darauf achten: sich konzentrieren auf

[20] kriechen: sich auf den Knien bewegen

[21] die Schlacht: der Kampf

Salz für Nähmaschinen”, Jagd auf Staub Salt for Sewing Machines”, Chasing Dust Sal para máquinas de coser", a la caza del polvo Sel pour machines à coudre", chasse à la poussière Sale per macchine da cucire", a caccia di polvere Sāls šujmašīnām", putekļu medības Sól do maszyn do szycia", polowanie na kurz Sal para máquinas de costura", caça ao pó Соль для швейных машин", охота на пыль Dikiş makineleri için tuz", toz avcılığı Сіль для швейних машин", полювання на пил 縫紉機用鹽”,追塵

Guten Tag, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, heute ist der 23. Good day, dear listeners, today is the 23. November, herzlich willkommen zur Sendung Typisch Helene. November, welcome to the show Typisch Helene. Ich hoffe, es geht Ihnen gut und Sie lassen sich vom ganzen Vorweihnachts-Rummel [1] nicht allzu sehr stressen. I hope you are doing well and not letting all the pre-Christmas hype [1] stress you out too much. J'espère que vous allez bien et que vous n'êtes pas trop stressés par toute cette agitation d'avant Noël [1]. Hier geht es nun gleich um den Jemen: Ich erzähle Ihnen von meinem Projekt “Salz für Nähmaschinen”, das ich in einer jemenitischen Provinz finanziere. Now let's talk about Yemen: I'll tell you about my project "Salt for Sewing Machines" that I'm funding in a Yemeni province. Runa ir par Jemenu: Es jums pastāstīšu par savu projektu "Sāls šujmašīnām", ko es finansēju kādā Jemenas provincē. Danach hören Sie eine kleine Reportage über meine Jagd auf Staub. Afterwards you will hear a small report about my hunt for dust. Ensuite, vous entendrez un petit reportage sur ma chasse à la poussière. Sind Sie bereit? Are you ready? Dann legen wir los. Then let's get started.

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Am Anfang meines Projekts “Salz für Nähmaschinen” steht meine grosse Liebe für den Jemen. At the beginning of my project "Salt for sewing machines" stands my great love for Yemen. Wie ich Ihnen in der letzten Sendung erzählt habe, lerne ich seit Jahren Arabisch. As I told you on the last show, I've been learning Arabic for years. Vor elf Jahren machten wir mit unserer Arabisch-Gruppe eine Reise nach Sana'a, in die Hauptstadt des Jemens, und seither ist das Land so etwas wie meine zweite Heimat. Eleven years ago we took our Arabic group on a trip to Sana'a, the capital of Yemen, and the country has been something of my second home ever since. Pirms vienpadsmit gadiem kopā ar mūsu arābu grupu devāmies uz Jemenas galvaspilsētu Sanu, un kopš tā laika šī valsts ir kļuvusi par manām otrajām mājām. Ich bin immer wieder in den Jemen gereist und habe inzwischen viele Freundinnen und Freunde dort. I have traveled to Yemen again and again and now have many friends there. Aber seit im Jemen Krieg ist, kann ich das Land nicht mehr besuchen. But since the war in Yemen, I can no longer visit the country. Dafür schicke ich meinen Freunden fast jeden Tag Nachrichten über Whatsapp oder Facebook und frage nach, wie es ihnen geht. I send my friends messages via Whatsapp or Facebook almost every day to ask how they are doing. Sie sind zum Glück alle noch am Leben. Luckily they are all still alive. Ich will natürlich auch etwas für sie tun - und damit kommen wir zu meinem Projekt: Ein guter Freund von mir, Jamil, hat jahrelang an einem Weihnachtsmarkt in Zürich Körbchen [2] verkauft, die er mit Fleur de Sel von der jemenitischen Insel Socotra füllte. Of course, I also want to do something for them - and that brings us to my project: A good friend of mine, Jamil, sold baskets [2] at a Christmas market in Zurich for years, which he filled with fleur de sel from the Yemeni island of Socotra . Protams, arī es vēlos kaut ko darīt viņu labā, un tas noved mūs pie mana projekta: mans labs draugs Džamils gadiem ilgi Cīrihē Ziemassvētku tirdziņā tirgoja grozus [2], kurus viņš piepildīja ar Jemenas Sokotras salas fleur de sel. Diese Körbchen werden von seiner Schwester Bushra und ihren Freundinnen hergestellt. These baskets are made by his sister Bushra and her friends. Bushra lebt in einem Dorf in der Provinz Ibb, etwa 150 Kilometer südlich von Sana'a entfernt. Bushra lives in a village in Ibb Province, about 150 kilometers south of Sana'a. Da ich Fleur de Sel liebe und auf traditionelles Handwerk stehe[3], habe ich ihm immer viele solcher Körbchen abgekauft. Since I love fleur de sel and am into traditional craftsmanship[3], I always bought many of these baskets from him. Comme j'adore la fleur de sel et que j'aime l'artisanat traditionnel[3], je lui ai toujours acheté de nombreux paniers de ce type. Als Jamil wegen des Krieges nicht mehr nach Zürich kommen konnte, habe ich ihn gefragt, ob er mir nicht 15 Körbchen schicken könnte. When Jamil was no longer able to come to Zurich because of the war, I asked him if he could send me 15 baskets. Drei Wochen späterer hielt ich ein Paket mit 55 Körbchen und drei Kilo Salz.Ich war erst total verblüfft [4], wurde dann aber ziemlich wütend. Three weeks later I was holding a package containing 55 punnets and three kilos of salt. I was stunned at first [4] but then got quite angry. Trois semaines plus tard, j'ai reçu un paquet contenant 55 paniers et trois kilos de sel. Pēc trim nedēļām es saņēmu sūtījumu, kurā bija 55 grozi un trīs kilogrami sāls, kas mani sākumā pilnīgi pārsteidza [4], bet pēc tam es kļuvu diezgan dusmīgs. 55 Körbchen! 55 cups! Was sollte ich mit 55 Körbchen? What should I do with 55 cups? Als ich mich dann wieder ein bisschen beruhigt hatte, hatte ich eine Idee: Ich könnte die Körbchen doch verkaufen und aus dem Erlös [5] ein Projekt in Ibb finanzieren. When I had calmed down a bit, I had an idea: I could sell the baskets and use the proceeds [5] to finance a project in Ibb. Ich bat Jamil, seine Schwester zu fragen, was die Menschen in ihrem Dorf am dringendsten benötigten. I asked Jamil to ask his sister what the people in their village needed most. Sie antwortete: „Ein bis zwei Nähmaschinen, Stoffballen und zwei Lehrerinnen. She replied: "One or two sewing machines, bolts of fabric and two teachers. Elle répondit : "Une ou deux machines à coudre, des balles de tissu et deux enseignantes. Viņa atbildēja: "Viena vai divas šujmašīnas, auduma bultas un divi skolotāji. Wir brauchen eine Handarbeitsschule.“ Ehrlich gesagt, ich war zuerst etwas enttäuscht. We need a handicraft school.” To be honest, I was a bit disappointed at first. Nous avons besoin d'une école de travaux manuels". Pour être honnête, j'ai d'abord été un peu déçue. Ich hatte etwas anderes erwartet. I expected something different. Ich hatte erwartet, dass sie Medikamente für das lokale Spital brauchen oder vielleicht sogar Geld für einen Brutkasten [6]. I had expected that they would need medicine for the local hospital or maybe even money for an incubator [6]. Je m'attendais à ce qu'ils aient besoin de médicaments pour l'hôpital local ou peut-être même d'argent pour acheter une couveuse [6]. Nähmaschinen, das fand ich nun schon sehr stereotyp.Bushra aber sagte: „Wir brauchen Projekte, die es jungen Frauen ermöglichen, etwas zu erlernen, mit dem sie ihre Familien unterstützenund sich vielleicht ein kleines Einkommen erwirtschaften [7] können.Dadurch können sie womöglich sogar ihre Heiratschancen verbessern.Für die jungen Frauen hier wäre ein solches Projekt ein Traum.“ Der Krieg im Jemen, erklärte sie, hat die Infrastruktur im Dorf und die Perspektiven der Einwohner fast komplett zerstört. I found sewing machines very stereotypical. But Bushra said: “We need projects that enable young women to learn something that they can use to support their families and maybe generate a small income [7]. even improve their chances of getting married. Such a project would be a dream for the young women here.” The war in Yemen, she explained, has almost completely destroyed the infrastructure in the village and the prospects of the residents. Wir haben keinen Strom mehr,kaum Wasser, kaum Geld für Nahrungsmittel wie Zucker und Mehl.Zudem fliehen viele Menschen zu uns ins Dorf zurück, weil es hier trotz allem sicherer ist als in den Städten.“ Ich sagte mir: “Okay, es geht hier nicht darum, was ich mir vorstelle, sondern was Bushra braucht. We no longer have electricity, hardly any water, hardly any money for food such as sugar and flour. In addition, many people flee back to us in the village because, despite everything, it is safer here than in the cities.” I said to myself: “Okay, it works this is not about what I imagine, but about what Bushra needs. Mums vairs nav elektrības, gandrīz nav ūdens, nav naudas pārtikai, piemēram, cukuram un miltiem, un daudzi cilvēki bēg atpakaļ uz mūsu ciematu, jo, neraugoties uz visu, šeit ir drošāk nekā pilsētās." Es sev teicu: "Labi, runa nav par to, ko es iedomājos, bet gan par to, kas Bušrai ir vajadzīgs. Und wenn es ein Handarbeitskurs ist, dann ist es eben ein Handarbeitskurs!”Mein Projekt hiess ab sofort: “Salz für Nähmaschinen”. And if it's a handicraft course, then it's a handicraft course!” From now on, my project was called: “Salt for sewing machines”. Et si c'est un cours de travaux manuels, c'est un cours de travaux manuels !"Mon projet s'appelait désormais : "Du sel pour les machines à coudre". Ich begann, die Salzkörbchen für 15 Franken pro Stück zu verkaufen und machte auf den sozialen Medien Werbung dafür. I started selling the salt baskets for 15 francs each and promoted them on social media. Gleichzeitig erstellten[8] Jamil und ich einen Businessplan. At the same time[8] Jamil and I drew up a business plan. Wir schrieben auf: zwei Nähmaschinen, zwei grosse Arbeitstische, den Lohn für zwei Lehrerinnen, die Miete für einen Unterrichtsraum mit Toilette, zehn Stoffballen, je zwei Pakete Nadeln und Faden, acht Scheren, 16 Unterrichtsbücher sowie den Betrag für den Transport der Waren von Sana‘a nach Ibb. We wrote down: two sewing machines, two large work tables, the wages for two teachers, the rent for a classroom with a toilet, ten bolts of fabric, two packages each of needles and thread, eight scissors, 16 textbooks and the amount for transporting the goods from Sana 'a after Ibb. Mēs pierakstījām: divas šujmašīnas, divi lieli darba galdi, algas diviem skolotājiem, klases ar tualeti īres maksa, desmit auduma spolītes, pa diviem iepakojumiem adatu un diegu, astoņi pāri šķēru, 16 mācību grāmatas un summa par preču transportēšanu no Sanas uz Ibbu. Der Unterricht würde immer dienstags, donnerstags und samstags stattfinden. Classes would always take place on Tuesdays, Thursdays and Saturdays. Bushra ernannten wir zur Projektleiterin vor Ort. We appointed Bushra as project manager on site. Nous avons nommé Bushra chef de projet sur place. Innerhalb von wenigen Wochen hatten sich 48 junge Frauen für den Kurs angemeldet. Within a few weeks, 48 young women had registered for the course. Das war ein Riesenerfolg. That was a huge hit. Tas bija liels panākums. Und bis heute kommen immer wieder neue Frauen hinzu. And to this day, new women keep coming. Die Frauen nähen wunderschöne Kleider für sich selbst, aber auch für die Mädchen im lokalen Waisenhaus [9]. The women sew beautiful clothes for themselves, but also for the girls in the local orphanage [9]. Das zu wissen, ermutigt [10] mich, das Projekt in Gang zu halten [11], auch wenn es immer komplizierter wird. Knowing this encourages [10] me to keep the project going [11] even as it gets more and more complicated. So kann man mir zum Beispiel nicht einfach innerhalb ein paar Wochen neue Körbchen liefern, denn Warenexporte aus dem Jemen sind fast unmöglich geworden. For example, you can't just deliver new baskets to me within a few weeks, because exporting goods from Yemen has become almost impossible. Piemēram, mani nevar vienkārši apgādāt ar jauniem groziem dažu nedēļu laikā, jo preču eksports no Jemenas ir kļuvis gandrīz neiespējams. Das letzte Paket mit neuen Körbchen wurde mit einem UNO-Flugzeug von Sana'a nach Djibouti geschickt, von dort aus ging es nach Paris und dann nach Zürich. The last package of new baskets was sent on a UNO plane from Sana'a to Djibouti, from there to Paris and then to Zurich. Ziemlich abenteuerlich. Pretty adventurous. Aber eben: Solange es nur irgendwie geht, machen wir einfach weiter. But just: As long as it is somehow possible, we just keep going.

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Und jetzt, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, kommen wir zu einem Thema, das Sie ganz sicher auch sehr gut kennen: Die Jagd auf Staub. And now, dear listeners, we come to a topic that you are sure to be very familiar with: the hunt for dust. Un tagad, dārgie klausītāji, mēs nonākam pie tēmas, kas jums, bez šaubām, arī ir ļoti labi zināma: Putekļu medības. Ich habe diese Jagd erst vor kurzem wieder einmal erlebt, und zwar ausgerechnet[12] dann, als ich den Text für diesen Podcast schrieb. I experienced this hunt again just recently[12] when I was writing the lyrics for this podcast. Ich sass am Schreibtisch in meiner Wohnung und hatte gerade einen neuen Satz angefangen, als ich aus unerfindlichen [13] Gründen auf das Fensterbrett blickte. I was sitting at my desk in my apartment and had just started a new sentence when, for some reason, I looked at the window sill. Es sēdēju pie rakstāmgalda savā dzīvoklī un tikko biju sācis jaunu teikumu, kad nezināma [13] iemesla dēļ paskatījos uz palodzi. Ich sah zuerst mal eine Spinne. I first saw a spider. Aber die störte mich nicht gross. But that didn't bother me much. Ich habe viele Spinnen in meiner Wohnung und habe mich längst an sie gewöhnt. I have a lot of spiders in my apartment and have long since gotten used to them. Manā dzīvoklī ir daudz zirnekļu, un es jau sen esmu pie tiem pieradusi. Ja, ich vermisse sie sogar, wenn ich sie mal nicht sehe. Yes, I miss her even when I don't see her. Oui, ils me manquent même quand je ne les vois pas. Nein – ich sah Staub. No - I saw dust. Einen richtig dicken Klumpen [14] Staub. A really big clump of [14] dust. Und als ich genauer hinsah, erblickte ich ganz viele dieser Staubklumpen. And when I looked more closely, I saw a lot of these clumps of dust. Uff.Wie waren die auf einmal auf mein Fensterbrett gekommen? Uff.How did they suddenly get on my window sill? Kā tās pēkšņi nonāca uz manas palodzes? Am Tag zuvor waren die nämlich noch nicht dagewesen, da war ich mir ganz sicher. They hadn't been there the day before, I was quite sure of that. Echt, die mussten sich über Nacht gebildet haben. Really, they must have formed overnight. Ich vergass meinen Text auf der Stelle, rannte in die Küche, holte einen Lumpen [15] und begann, den Staub wegzuwischen [16]. I forgot my text on the spot, ran to the kitchen, got a rag [15] and started dusting [16]. J'ai oublié mon texte sur le champ, j'ai couru à la cuisine, j'ai pris un chiffon [15] et j'ai commencé à enlever la poussière [16]. Im ersten Moment fühlte ich mich erleichtert. At first I felt relieved. Sie kennen das sicher, dieses Gefühl der ganz tiefen Erleichterung, wenn man den Staub weggewischt hat, oder? You know that feeling of deep relief when you've wiped the dust off, don't you? Das macht einen sogar richtig euphorisch. It even makes you really euphoric. Aber dann machte ich einen Fehler: Ich schaute unter den Tisch – und entdeckte noch mehr Staub – nur waren die Klumpen auf dem Boden noch viel grösser als die auf dem Fensterbrett. But then I made a mistake: I looked under the table - and discovered more dust - only the clumps on the floor were much larger than those on the window sill. Ich war entsetzt [17]! I was horrified [17]! Klar, ich putze meine Wohnung nicht jeden Tag, aber habe ich wirklich eine derart schlechte Ordnung? Sure, I don't clean my apartment every day, but do I really have such a bad order? Bin ich so schmuddlig [18]? Am I that grubby [18]? Suis-je si sale [18] ? Ich achte sehr darauf [19], dass alles immer einigermassen sauber und aufgeräumt ist, und nun das! I take great care [19] that everything is always reasonably clean and tidy, and now this! Es ļoti rūpējos [19], lai viss vienmēr būtu pietiekami tīrs un kārtīgs, un tagad tas! Ich rannte wieder in die Küche, holte diesmal ein spezielles Staubtuch, kroch [20] unter den Tisch und jagte die Staubklumpen. I ran back to the kitchen, this time got a special duster, crawled [20] under the table and chased the clumps of dust. Es atkal aizskrēju uz virtuvi, šoreiz paņēmu speciālu putekļu slotiņu, ielīdu [20] zem galda un aizdzinu putekļu čupiņas. Irgendwann begannen meine Knie zu schmerzen, aber ich beachtete die Schmerzen nicht. Eventually my knees started to hurt, but I ignored the pain. Ich war so auf den Staub fokussiert, dass ich an nichts anderes denken konnte. I was so focused on the dust that I couldn't think of anything else. Ich hatte einen regelrechten Killerinstinkt entwickelt. I had developed a real killer instinct. Als ich wieder auftauchte, fühlte ich mich grossartig – als hätte ich eine Schlacht [21] gewonnen. When I emerged I felt great - like I had won a battle [21]. Ich setzte mich auf einen Stuhl und atmete tief durch. I sat down in a chair and took a deep breath. Doch dann blickte ich auf das Büchergestell. But then I looked at the bookshelf. Ich stand auf, ging langsam näher und blickte hinter die Bücher. I got up, walked slowly closer and looked behind the books. Und ja, Sie können sich sicher vorstellen, was ich dort sah. And yes, I'm sure you can imagine what I saw there. Un jā, esmu pārliecināts, ka jūs varat iedomāties, ko es tur redzēju. Ganze Staub-Universen. Whole dust universes. Das war mir dann doch zu viel. That was too much for me. Ich rannte aus dem Zimmer, zog mir Jacke und Schuhe an und ging aus dem Haus. I ran out of the room, put on my jacket and shoes and left the house. Um das Büchergestell würde ich mir später kümmern. I would take care of the bookshelf later. Par grāmatu plauktu es parūpēšos vēlāk. Um den Text auch. About the text too. Und wie Sie hören – habe ich das dann auch getan. And as you can hear - that's what I did.

***

Ja, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, das war‘s für heute. Yes, dear listeners, that's it for today. Wir hören uns wieder am 7. We'll see each other again on the 7th. Mēs atkal tiksimies 7. Dezember, hier auf podclub.ch oder via App. December, here on podclub.ch or via the app. Dann habe ich wieder einen Gast bei mir im Studio. Then I have another guest in my studio. Ich freue mich jetzt schon darauf, ihn Ihnen vorzustellen. I'm already looking forward to introducing him to you. Üben Sie bis dahin mit dem Vokabeltrainer in unserer App. Until then, practice with the vocabulary trainer in our app. Fotos zur Sendung finden Sie wie immer auf Instagram unter #zukkerimleben und #podclubnora. As always, you can find photos of the show on Instagram under #zukkerimleben and #podclubnora. Ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit. I wish you a great time. Bis bald. See you soon. Auf Wiederhören! Speak to you soon! Glossar: Zukker im Leben (D) [1] der Rummel: Aufregung, Chaos Glossary: sugar in life (D) [1] the hype: excitement, chaos

[2] das Körbchen: kleiner Korb [2] the basket: small basket

[3] stehen auf: mögen, gerne haben [3] stand up: like, like to have

[4] verblüfft: sehr erstaunt [4] amazed: very surprised

[5] der Erlös: die Summe aus den verkauften Waren [5] the proceeds: the sum of the goods sold

[6] der Brutkasten: Kasten für zu früh geborene Kinder [6] the incubator: box for prematurely born children [6] inkubators: kaste priekšlaicīgi dzimušiem bērniem

[7] erwirtschaften: verdienen [7] earn: earn

[8] erstellen: machen [8] create: make

[9] das Waisenhaus: Heim für Kinder, die keine Eltern mehr haben [9] the orphanage: Home for children who no longer have parents

[10] ermutigen: Mut machen [10] encourage: give courage

[11] in Gang halten: am Laufen halten [11] keep going: keep going

[12] ausgerechnet: ein Ausdruck von Verwunderung oder Ärger [12] of all things: an expression of astonishment or anger [12] ausgerechnet : une expression d'étonnement ou de colère [12] no visām lietām: izbrīna vai dusmu izpausme.

[13] unerfindlich: merkwürdig, überraschend [13] incomprehensible: strange, surprising

[14] der Klumpen: Ballen [14] the lump: pads

[15] der Lumpen: Lappen, Tuch [15] rags: rags, cloths [15] des chiffons : chiffon, étoffe

[16] wegwischen: wegputzen [16] wipe away: wipe away

[17] entsetzt: schockiert [17] appalled: shocked

[18] schmuddelig: nicht sauber, ungepflegt [18] dingy: not clean, unkempt [18] drūms: netīrs, nekopts

[19] darauf achten: sich konzentrieren auf [19] pay attention to: focus on

[20] kriechen: sich auf den Knien bewegen [20] crawl: move on one's knees

[21] die Schlacht: der Kampf [21] the battle: the fight [21] cīņa: cīņa