Sendung: nachtmagazin 12.02.2020 00:15 Uhr - Vorwahl bei den US-Demokraten
Sendung: nachtmagazin 12.02.2020 00:15 Uhr
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit dem nachtmagazin
Diese Sendung wurde vom NDR
live untertitelt (12.02.2020)
Heute im Studio: Anna Planken
Einen schönen guten Abend.
Unser Tag in Deutschland ist
fast gelaufen
und was von heute festzuhalten ist,
liefern wir Ihnen gleich.
Aber in den USA
steht eine Entscheidung noch an:
Wer bekommt die meisten Stimmen
in New Hampshire?
Bei der zweiten Vorwahl
der Demokraten.
Der Gewinner der ersten Wahl,
der Mann mit dem unaussprechlichen
Nachnamen: Pete Buttigieg.
Alle gucken jetzt auf ihn,
ob sein Stern weiter steigt.
Oder ob die üblichen Verdächtigen,
wie zum Beispiel Bernie Sanders,
das Rennen
bei den Demokraten machen.
Die Auszählung der Vorwahlen
beginnt in einer Stunde,
aber vorher haben sich alle
Kandidaten den Wählern präsentiert.
Annabelle ist drei Stunden gefahren,
gemeinsam mit ihrer Schulklasse.
von Connecticut nach New Hampshire -
um Joe Biden live zu erleben.
Sie darf
im November das erste Mal wählen.
Politik ist
ihre Leidenschaft und ihr Berufsziel.
Sie glaubt zu wissen, was
ihre Generation sich wünscht.
Viele stimmen eher
mit den Demokraten überein.
Ihre Ansichten
über Sexualität, Klimawandel
und die Waffengesetze passen zu dem,
woran ich glaube.
Ein 77-jähriger Ex-Vize-Präsident
als Magnet für Erstwähler,
die Generation Z,
die 23 und jünger sind?
Annabelle
hat einen zweiten Favoriten.
Ich bin ein großer Fan
von Buttigieg und Biden.
Sie sind beide gemäßigt
und können Trump besiegen.
Pete Buttigieg wurde
im Wahlkampf zum Star.
Seine Umfragewerte steigen.
Vorn liegt Bernie Sanders,
gerade die Jungen brennen für ihn.
Auch wegen seines Versprechens,
horrende Studiengebühren
abzuschaffen.
An den Unis in New Hampshire
sind nun viele Aktivisten unterwegs.
Sie werben dafür, wählen zu gehen.
Auch Olivia.
Ihr gehe es nicht um einen
Kandidaten, es gehe um Themen.
Junge Leute wollen einen Kandidaten,
der ihre Anliegen ernst nimmt.
Wenn Kandidaten die Themen nicht
benennen, werden sie nicht gewählt.
Zuletzt lag
die Wahlbeteiligung bei den Jüngeren
immer unter dem Durchschnitt
anderer Altersgruppen.
Das soll sich nun ändern.
Egal ob die Jungen
dann republikanisch oder demokratisch
wählen.
Annabelle hat sich schon
für die Demokraten entschieden.
Aber noch nicht
für Trumps Gegenspieler.
Biden gilt vielen als zu alt.
Ich verstehe das, aber ich
fühle mich von ihm angesprochen.
Hi.
How are you?
Ein Erinnerungsfoto für Annabelle.
Immerhin war Biden
mal Vize-Präsident.
Das sei cool, sagt sie noch.
Wer ist cool und kommt
bei jungen Wählern an?
Lange gab es für die einen Star,
den parteilinken Bernie Sanders.
Der war schon bei der letzten Wahl
ein Konkurrent für Hillary Clinton.
Nun entwickelt sich
vielleicht ein neuer Star:
Pete Buttigieg gewann die erste
Vorwahl knapp vor Sanders.
Er hofft jetzt auf Platz 1.
Claudia Buckenmeier
ist auf seiner Wahlparty.
Vorweg die Technikfrage:
Wie zuversichtlich
sind die Demokraten,
heute Abend ein Ergebnis
präsentieren zu können?
Die Demokraten
sind sehr zuversichtlich.
Hier ist die Auszählung
Sache der Städten und Gemeinden.
Es gibt hier
traditionelle Stimmzettel aus Papier.
Die werden ausgezählt.
Dann gibt es einen Wahlleiter.
Der wird das Ergebnis verkünden.
Die Demokraten gehen davon aus,
dass heute ein Ergebnis vorliegt.
Pete Buttigieg hatte
in Iowa überraschend gewonnen.
Wie haben Sie die Stimmung
heute in New Hampshire erlebt?
Ich war heute viel unterwegs hier.
Ich habe mit Wählern gesprochen,
die alle möglichen Kandidaten
unterstützt haben.
Sie sind stolz darauf,
dass New Hampshire
eine so große Rolle
bei den Wahlen spielt.
Sie freuen sich,
die Kandidaten persönlich zu treffen.
New Hampshire ist
für eine Überraschung gut.
Heute haben sich
noch Menschen registrieren lassen.
Sie wollten unbedingt
an der Vorwahl teilnehmen.
Hier liegt Bernie Sanders
in den Vorhersagen vorne.
Vor welchem Kandidaten
müsste Trump am meisten zittern?
Das ist schwer zu sagen.
Da gehen hier
die Meinungen auseinander.
Manche sagen, es muss
ein moderater Kandidat sein.
Damit er auch für
konservative Menschen wählbar ist.
Andere meinen, man brauche
nun ein klares Gegenprogramm.
Da fiel dann
der Name Bernie Sanders.
Über allem schwebt noch
der Name Michael Bloomberg.
Claudia Buckenmeier.
Von den USA nach China zu den
neuesten Zahlen beim Corona-Virus:
42.000 Infizierte und 1000 Tote,
so der Stand heute.
Laut Weltgesundheitsorganisation
könnten die bekannten Fälle
vielleicht nur
die Spitze des Eisberg sein.
Durch den milden Verlauf,
den die Erkrankung oft nimmt,
fielen viele Infizierte nicht auf
und könnten das Virus verbreiten.
"Was tun?" fragen seit heute
400 Wissenschaftler,
die sich bei der WHO
zwei Tage lang zusammensetzen.
Sie wollen die wichtigsten Fragen
zum Corona-Virus erörtern
und einen Fahrplan festlegen,
was wann gemacht werden muss.
Wie kann das Corona-Virus
am besten bekämpft werden?
Fachleute tauschen sich darüber
auf einer zweitägigen Konferenz
der Weltgesundheitsorganisation aus.
Viele Fragen sind offen.
Woher stammt das Virus?
Wie wird es übertragen?
Im Bereich der Epidemiologie
sieht man zunehmend,
dass das Virus
viele milde Fälle hervorrufen kann.
Das sind Menschen, die nicht
das Gesundheitssystem aufsuchen,
die nicht für den Erreger
getestet werden.
Wir wissen nicht
das Ausmaß der Infizierten.
Welcher Teil der Infizierten
tatsächlich krank wird,
schwer krank wird oder stirbt,
können wir nicht sagen.
Die Experten beraten auch,
wo Forschungsschwerpunkte
gelegt werden sollen.
Die Entwicklung
von Impfstoffen und Medikamenten
soll vorangetrieben werden.
Die WHO bremst
vor zu großen Erwartungen.
Ein Impfstoff könne frühestens
in 18 Monaten bereitstehen.
Die neuartige Lungenkrankheit hat
jetzt offiziell einen Namen erhalten:
Covid-19.
Die WHO fordert,
es müsse jetzt in Forschung
und Entwicklung investiert werden.
Wenn wir in wissenschaftlich
fundierte Intervention investieren,
haben wir eine Chance,
den Ausbruch zu stoppen.
Für Verunsicherung sorgte
eine erneute Änderung der Statistik
der chinesischen Gesundheitsbehörden.
Menschen, die infiziert sind,
aber keine Symptome aufweisen,
werden in einer
gesonderten Statistik erfasst.
Noch ist viel Forschung notwendig,
um eine Ausbreitung
wirksam zu bekämpfen.
Politisch gesehen sucht auch
in Deutschland eine Partei gerade
ein wirksames Heilmittel.
Die CDU leidet unter einer Lücke.
Diese beiden Plätze
sind noch nicht leer, aber:
Parteivorsitzende Kramp-Karrenbauer
und die Kanzlerin sind auf Abruf.
Sie haben angekündigt, bald nicht
mehr an ihren Positionen zu stehen.
Das fühlt sich für viele
wie eine Lücke an.
Die sind für Parteien nie gesund
und jetzt wird diskutiert:
Wie schnell
muss die Lücke geschlossen werden?
Sie will nicht mehr kandidieren -
und wirft erneut
die Führungsfrage auf.
Aber wie viel Zeit darf sich
die Partei bei der Suche lassen?
Zum Zeitplan wollte sich
Kramp-Karrenbauer heute nicht äußern,
sagte aber gestern:
Wir wollen daran arbeiten,
dass wir bis Ende 2020
inhaltlich und personell
fit sind für den Wahlkampf.
Bis zum Ende des Jahres.
Viel zu spät, findet die CSU,
sie fordert eine schnelle Lösung.
Der Unionsfraktions-Chef
plädiert für einen Mittelweg:
Wir sollten zügig
eine Personallösung finden,
aber nicht
unter Druck setzen lassen.
Wichtig ist auf dem Platz.
Das ist der Parteitag
und der ist im Dezember.
Die Linke sieht die Gefahr,
dass eine Personaldebatte
die Regierungsfähigkeit gefährde
und moniert:
Es wird hier
von Krise zu Krise getaumelt.
Erst gab's bei der SPD
einen Findungsprozess,
jetzt bei der Union.
Das behindert sämtliche Politik.
Man kommt zu keinen Ergebnissen.
Wenn, findet man
den kleinsten gemeinsamen Nenner.
Zweifel an der Arbeitsfähigkeit
durch Personalprobleme?
Das kennt die SPD gut.
Sehen sie
die GroKo selbst in Gefahr?
Die Koalition ist
arbeitsfähig und arbeitswillig.
Wir haben das als Sozialdemokraten
auch da deutlich gemacht,
wo wir manchen Druck spürten.
AKK will sich offenbar
nicht stressen lassen.
Für die CDU-Vorsitzende
geht es auch darum,
wer die Partei
in welche Richtung führt.
Und mit welcher Haltung, besonders
gegenüber der Linken und der AfD.
Dass sich eine Partei gegenüber
einer anderen abgrenzen will,
ist selbstverständlich.
Aber darf das ein Minister auch?
Innenminister Seehofer ist bekannt
dafür, dass er Klartext redet,
seine Meinung äußert,
ohne Rücksicht auf Konventionen.
Die AfD nannte er "staatszersetzend"
in einem Interview.
Das wurde auf der Internetseite des
Innenministeriums veröffentlicht.
Hat so eine Meinungsäußerung
auf der Seite des Innenministeriums
etwas zu suchen?
Darüber entscheidet jetzt
das Bundesverfassungsgericht.
September 2018:
Die AfD-Fraktion will
eine Diskussion über den Haushalt
des Bundespräsidenten durchsetzen.
Steinmeier hatte zur Unterstützung
des Chemnitzer Konzerts
gegen Rassenhass aufgerufen.
Später äußert sich Innenminister
Seehofer in einem DPA-Interview.
Das wird auf der Homepage
des Ministeriums veröffentlicht.
Die AfD sagt,
er habe seine Neutralitätspflicht
und das Recht auf Chancengleichheit
der Parteien verletzt.
Wenn ich auf der Internetseite eines
Ministeriums etwas veröffentliche,
dann sieht es so aus, als ob es
die staatliche Amtsautorität ist.
Und dass die Beschimpfung der AfD
Teil des Staates ist.
Das Bundesinnenministerium
hält dagegen:
Einem Minister müssten zugespitzte
Äußerungen erlaubt sein.
Die Menschen erwarten nicht,
dass man ein Schild hoch hält:
Bin ich als Minister in
einer Äußerung oder als Politiker?
In ähnlichen Fällen
hat Karlsruhe betont:
Minister dürfen sich
parteipolitisch äußern.
Kritisch wird es, wenn sie dafür
Mittel ihres Amtes nutzen.
Es gab viele Nachfragen,
ob das Interview auf der Homepage
des Ministeriums stehen musste.
Das Urteil fällt in wenigen Monaten.
Heute wurde die Rücktrittswelle
der letzten Tage fortgesetzt.
Kardinal Marx hat überraschend
gesagt: Jetzt sollen andere ran.
Mitten in einem Reformprozess,
den er in der Kirche mitgestaltet,
geht er.
Marx findet, seine Zeit
in der ersten Reihe ist vorbei.
Offiziell stellt er sich aus
Altersgründen nicht mehr zur Wahl.
Reformer hoffen, dass er
sich aktiver einmischt,
weil er keine Rücksicht auf
seine Moderatorenrolle nehmen muss.
Machtmensch,
Moderator, Klassensprecher:
So wird Kardinal Marx beschrieben,
Vorsitzender der Bischofskonferenz.
Gegen teils heftigen Widerstand
stieß Marx zuletzt
Reform-Diskussionen
von Bischöfen mit Laien an.
Synodaler Weg genannt.
Es geht etwa um Fragen, ob Priester
homosexuelle Paare segnen sollten
oder was gegen Frauen in Weiheämtern
spricht.
Nach dem Reform-Auftakt
will sich Marx
nun von der Spitze
der Bischofskonferenz zurückziehen.
Der 66-Jährige schreibt:
Seine Kritiker fanden zuletzt:
Diskussion von Bischöfen
und Laien auf Augenhöhe -
das habe nichts mehr
mit katholischer Kirche zu tun.
Ich glaube, er hatte
ein bisschen die Nase voll
von den Streitigkeiten
in der Bischofskonferenz.
Es ist ermüdend,
das sechs Jahre zu tragen.
Missbrauchsopfer
sind von Marx Rückzug überrascht.
Leider zieht sich
der Kardinal zurück.
Er hat dazu beigetragen,
dass wir Hoffnung
auf eine einheitliche Lösung hatten:
Zwischen Bischöfen
und Ordensgemeinschaften
beim Thema
Aufarbeitung und Entschädigung.
Nun droht, dass jedes Bistum die
eigene Regelung auf den Weg bringt
und Betroffene darunter leiden.
Anfang März wählen
die deutschen Bischöfe
einen neuen Vorsitzenden.
Einen Rücktritt haben wir noch:
Jürgen Klinsmann,
so was wie ein Liebling der Nation,
tritt zurück.
Der Weltmeister von 1990 hatte
nach seinen Fußballer-Erfolgen
als Trainer dann weniger zu lachen.
Er steht zwar für diese Energie
des Sommermärchens 2006.
Aber die konnte er 2008
nicht mehr nach München retten,
als er Trainer bei Bayern wurde.
Dann, vor Wochen, die Rückkehr
in die Bundesliga zur Hertha.
Heute der Hammer:
Rücktritt nach nur elf Wochen
in Berlin - per Facebook.
Kurz nach 10 Uhr heute:
Via Facebook
macht der Weltmeister von 1990
Andeutungen
über mangelndes Vertrauen.
Er stelle daher sein Amt
als Chef-Trainer zur Verfügung.
Minuten später:
Co-Trainer Nouri
leitet das Vormittagstraining.
Auch die Profis
wirken vom Rücktritt überrascht.
Es gab ein Treffen im Sitzungsraum.
Wir dachten, es ging um
die Analyse der Mainz-Niederlage.
Aber Klinsmann sagte,
dass er als Trainer zurücktritt.
Alle waren verwirrt.
In einem "Bild"-Interview
spricht Klinsmann nun
von einem "Himmelfahrtskommando".
Offenbar wollte er die alleinige
sportliche Verantwortung.
Geschäftsführer Preetz
sei vom Rücktritt überrascht worden.
Vor die Kameras
treten die Verantwortlichen nicht.
Klinsmann hatte rund 75 Mio. Euro
in neue Spieler investiert,
das Ziel internationaler Wettbewerb
ausgegeben.
Nach elf Wochen Arbeit hinterlässt er
den Verein in Abstiegsnot.
Ob Nouri bis Saisonende Chef bleibt,
ist unklar.
Klar ist,
Hertha BSC steckt in Turbulenzen.
Das Wetter:
Man weiß nicht,
ob man lachen oder weinen soll.
In der Nacht
bis in die Niederungen Schnee.
Schauerschwerpunkte
liegen im Süden und an den Küsten.
Dort am Meer Gewitter.
Am Tag ab und zu Sonne,
einige Regen- Schnee-
und Graupelschauer.
Oberhalb von 500 Metern
Schneeschauer.
Windig bleibt es,
in der Nordosthälfte
ist es morgen stürmisch.
Eigentlich ist das ja
normal für Februar!
Kommen Sie gut durch die Nacht.
Die nächsten Nachrichten gibt es
in der tagesschau gegen 2.10 Uhr.
Gute Nacht.
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