Sendung: tagesschau 18.02.2020 12:00 Uhr - Ex-Umweltminister Norbert Röttgen
Sendung: tagesschau 18.02.2020 12:00 Uhr
Themen der Sendung: Ex-Umweltminister Norbert Röttgen kandidiert für CDU-Vorsitz, Nach Thüringen-Debakel: Unerwarteter Vorstoß von Ramelow, Thüringens AfD-Chef Höcke als Hauptredner bei Pegida-Demo in Dresden, Wirtschaftsminister Altmaier warnt vor Verzögerungen beim Bau des geplanten Tesla-Werkes in Brandenburg, Situation afghanischer Flüchtlinge Thema auf UN-Konferenz in Islamabad, Coronavirus bremst Wirtschaft, Deutsches Technikmuseum will mit interaktivem Projekt Erinnerung an Holocaust-Überlebende bewahren, Landwirte in Niedersachsen beklagen Feldmausplage, Ex-Basketballstar Dirk Nowitzki erhält bei Laureus-Awards in Berlin Ehrenpreis für sein Lebenswerk, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Heute im Studio: Susanne Holst.
Willkommen zur tagesschau.
Auf der Suche
nach einer CDU-Parteiführung
wurden drei Namen genannt:
Merz, Laschet und Spahn.
Sie gelten
als aussichtsreiche Kandidaten,
wenn es um die Nachfolge
von Kramp-Karrenbauer geht.
Alle drei halten sich
zu ihren Ambitionen bedeckt.
Da kommt ein weiterer Name hinzu:
Norbert Röttgen.
Der Vorsitzende im Auswärtigen
Ausschuss des Bundestages
verkündet als Erster
offiziell seine Kandidatur.
Es geht um die politische,
also personelle und inhaltliche,
strategische Positionierung der CDU.
Es geht um die Zukunft der CDU.
Und es geht um die
christlich-demokratische Idee
von der Zukunft unseres Landes.
Darum geht es.
Davon habe ich seit der Rückzugs-
Ankündigung von Kramp-Karrenbauer
wenig gehört.
Und darum kandidiere ich.
Kristin Schwietzer in Berlin:
Nobert Röttgen
wirft seinen Hut in den Ring.
Was bedeutet das für die Suche
nach einer neuen Parteispitze?
Dass die Strategie
des Konrad-Adenauer-Hauses
nicht aufgegangen ist.
Annegret Kramp-Karrenbauer
wollte die Kandidaten mitbestimmen.
Sie wollte Gespräche führen.
Jetzt ist
ein Kandidat dazugekommen.
Das hat einige überrascht.
Norbert Röttgen
hat das deutlich formuliert:
Er sei der erste Kandidat,
der sich öffentlich positioniert.
Die anderen
seien Vielleicht-Kandidaten.
Kramp-Karrenbauer trifft sich
heute mit Friedrich Merz,
morgen und übermorgen
mit Laschet und Spahn.
Ist absehbar,
was da besprochen wird?
Da wird es sicher darum gehen,
wie man eine Lösung hinbekommt.
Und um die neue Kandidatur
von Norbert Röttgen.
Man spricht immer
von einer Teamlösung.
Das scheint jetzt
schwierig zu sein.
Es scheint so zu sein,
dass es nicht nur um Personal geht,
sondern um
eine Richtungsentscheidung.
Während die CDU sich nach
dem Wahleklat von Thüringen sortiert,
ringt man in Erfurt um
eine Lösung der Regierungskrise.
Zwei Wochen ist es her,
dass der FDP-Politiker Kemmerich
mit Stimmen der AfD zum
Ministerpräsidenten gewählt wurde.
Kurz darauf trat er zurück.
Seither ist unklar,
wie es weitergeht.
Gestern ein Vorstoß
von Ex-Ministerpräsident Ramelow:
Es war die Überraschung
des gestrigen Abends.
Nach Gesprächen von Rot-Rot-Grün
mit der CDU schlägt Bodo Ramelow
Christine Lieberknecht
als Übergangsministerpräsidentin vor.
Ich habe vorgeschlagen,
Christine Lieberknecht zu bitten,
dass sie sich für die Phase
von 70 Tagen zur Verfügung stellt.
Um mit einem Justizminister,
einer Finanzministerin
und einem Chef der Staatskanzlei
die Aufgaben zu lösen.
Damit wir Rechtssicherheit haben.
Christine Lieberknecht
solle Neuwahlen organisieren.
Die 61-jährige CDU-Politikerin war
von 2009-2014 Ministerpräsidentin.
Während SPD und Linke
den Vorschlag begrüßten,
waren Grüne und CDU überrascht.
Die Grünen wollen,
dass Ramelow
die Regierungsgeschäfte führt.
Bei CDU-Abgeordneten
kam der Vorschlag nicht gut an.
Er spiegele nicht wieder,
was die CDU wolle:
Stabile Verhältnisse.
Der Vorschlag
mit Ministerpräsidentin Lieberknecht
wäre ausgerichtet
auf das Ziel Neuwahlen.
Das finde ich nicht gut.
Wobei ich es
ein gutes Zeichen finde,
dass Herr Ramelow
nicht am Amt klebt.
Am Morgen trafen sich
die Fraktionen zu Gesprächen.
Am Nachmittag verhandeln
die Parteien weiter.
Markus Reher in Erfurt:
Warum reagiert die CDU denn so
zurückhaltend auf diesen Vorschlag?
Frau Lieberknecht ist eine
renommierte CDU-Politikerin.
Das ist die Lösung,
möchte man meinen.
In der CDU in Thüringen
gibt es viel zu besprechen.
Die Fraktion tagt immer noch.
Ich sprach auf dem Flur
mit Mike Mohring.
Er ist immer noch Fraktionschef.
Grundsätzlich sei man
nicht gegen den Vorschlag.
Aber ob das Christine Lieberknecht
sei oder jemand anderes,
das müsse man beraten.
Die CDU
ist nicht auf Neuwahlen aus.
Heute wollte
der Ältestenrat des Landtags tagen,
um über die Schritte
aus der Regierungskrise beraten.
Die Sitzung wurde abgesagt.
Wie geht es weiter?
Dazu hören wir im Landtag
unterschiedliche Informationen.
Offiziell wurde die Sitzung
um 15.30 Uhr nicht abgesagt.
Man habe wohl schlicht vergessen,
sie abzusagen.
Denn um 13.30 Uhr wollen Linke,
SPD, Grüne und CDU beraten.
Heute Abend trifft sich
der CDU-Landesvorstand.
Vom "Thüringer Beben" spricht die
ausländerfeindliche Pegida-Bewegung.
Sie lud Thüringens AfD-Chef gestern
als Hauptredner zum Jubiläumsmarsch.
Mit Höcke als Wortführer
kamen zur 200. Pegida-Kundgebung
so viele Anhänger wie lange nicht:
Tausende Menschen versammelten sich
vor der Dresdner Frauenkirche.
In Hörweite protestierten
3000 Gegendemonstranten
gegen Menschenfeindlichkeit
und Rechtsextremismus.
Neben Kirchen und Gemeinden hatten
auch die FDP- und CDU-Kreisverbände
zur Gegenkundgebung aufgerufen.
90 Hektar Wald sollten Platz machen
für das geplante Tesla-Werk
in Brandenburg.
Nun wurde die Rodung nach Beschwerden
von Umweltschützern gestoppt.
Wirtschaftsminister Altmaier
warnt vor Verzögerungen.
Die Fabrik sei
von Bedeutung für mehr Klimaschutz
und wichtigste Industrie-Ansiedlung
in den neuen Ländern.
FDP-Chef Lindner
fordert eine Planungsbeschleunigung
für Großprojekte.
Seit Jahrzehnten dauern
die Konflikte in Afghanistan an.
Millionen flohen
vor der Gewalt im Land.
Die meisten leben in Pakistan.
Doch das Land ist arm.
Die Aufnahme von Flüchtlingen
erfordert die Hilfe
der internationalen Gemeinschaft.
Die stelle
immer weniger Geld zur Verfügung,
beklagt das UN-Flüchtlingshilfswerk.
Auf einer UN-Konferenz in Islamabad
wird über die Situation
der Flüchtlinge beraten.
Seine Handwerksfirma in Haripur
ernährt Habib Rehmanns Familie
in Pakistan.
Er ist vor Jahrzehnten
aus Afghanistan geflohen.
Die Töpferei
habe ihn unabhängig gemacht.
Als Flüchtling sei er
in Pakistan nicht gern gesehen.
Ich lebe hier seit 40 Jahren.
Die Polizei kommt oft vorbei.
Aber sie haben
nichts gegen mich in der Hand.
In Pakistan
leben 1,4 Millionen Afghanen.
Ein Großteil aller
afghanischen Flüchtlinge weltweit.
Die Familien sind nur geduldet.
Über ihr Schicksal wird
in Pakistans Hauptstadt beraten.
Die UN haben
zu einer Konferenz eingeladen.
Die USA und die Taliban
wollen ein Friedensabkommen
für Afghanistan unterzeichnen.
Die Flüchtlinge
könnten zurückkehren.
Die Reduzierung der Gewalt
ist wesentlich,
um den Friedensprozess
zu unterstützen.
Er führt zu einer politischen Lösung
und zu einer Waffenruhe.
Das wäre die Voraussetzung
für eine Rückkehr der Flüchtlinge.
Rückkehr nach Afghanistan:
Manche Familien wollen zurück,
auch weil sie
weniger unterstützt werden.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk beklagt,
die Staatengemeinschaft
habe ihre Zuwendungen gekürzt.
Für Habib Rehmann steht fest:
Wenn in Afghanistan
die Scharia eingeführt wird,
will er in Pakistan bleiben.
Das Corona-Virus
bremst die Wirtschaft:
Die Automobilmesse in Peking
ist verschoben.
Apple korrigiert seine Umsatzziele
und warnt vor Lieferengpässen
beim iPhone.
In China haben sich 72.000 Menschen
mit dem Virus infiziert.
Fast 1900 starben
an den Folgen der Infektion.
Unter ihnen ist ein Direktor
eines Krankenhauses in Wuhan.
In der Stadt hatte die Epidemie
ihren Ursprung genommen.
Stefan Wolff
in der Frankfurter Börse:
Wie gehen die Anleger damit um?
Sie schauen vorrangig auf Apple.
Das Unternehmen
ist doppelt getroffen.
Viele Verkaufsstellen in China
sind geschlossen.
Auf der anderen Seite ist die
Produktion heruntergefahren worden.
Sie geht langsam wieder
in Richtung Normalaktivität.
Aber viele Zulieferer
können nicht liefern.
Deshalb hat man
vor sinkenden Umsätzen gewarnt.
Das sieht man als symptomatisch
an für die gesamte Wirtschaft.
Ein Konjunktur-Index
ist eingeknickt.
Der DAX verliert.
Grünland soll -
wie der Name schon sagt - grün sein.
Doch in vielen Teilen Niedersachsens
sieht es wie Braunland aus.
Feldmäuse haben die Wurzeln
der Pflanzen aufgefressen.
Also wächst nichts mehr.
Von den Feldmäusen gibt es
dieses Jahr ungewöhnlich viele.
Für Bauern ein Problem.
Sie wollen mit ihren Wiesen nicht
Feldmäuse ernähren, sondern Rinder.
Die Wiesen sehen aus,
als ob sie vertrocknet wären.
In der Wesermarsch bei Bremen
begutachtet Milchbauer Dirk Hanken
die Schäden.
98 % seiner 180 Hektar Weideland
sind zerstört.
Das Braune kommt, weil die Mäuse
hier überfallmäßig aufgetreten sind,
ab Juli 2019.
Die haben die Gräser und Wurzeln
weggefressen.
Im Sommer hat es zu wenig geregnet.
Und jetzt – im Winter –
ist es zu warm.
Ideale Bedingungen für Feldmäuse,
die sich rasant vermehren.
Unendlich viele.
Wir haben gehört:
Von zwei Mäusen, die im Frühjahr
als Pärchen auftreten,
können wir bis zu zwei Millionen
im Jahr an Nachwuchs erhalten.
150.000 Hektar
landwirtschaftliche Fläche
sind in Niedersachsen betroffen.
Die Bauern müssen das Futter
für die Kühe zukaufen.
Wir haben letzten Herbst 80.000 Euro
ausgegeben für Futterzukauf.
Das sind 400 Euro pro Kuh.
So viel kann ein Milchbetrieb
nicht erwirtschaften.
Gras nachsähen würde nicht helfen.
Die Mäuse fressen alles wieder weg.
Die Landwirte hoffen
auf langen Frost.
Nur der könne die Plage
noch aufhalten.
"Viel Hoffnung auf eine bessere Welt
habe ich nicht."
Das Fazit einer Frau,
die Auschwitz überlebt hat.
Die 94-jährige Anita Lasker-Wallfisch
gehört zu den wenigen Zeitzeugen,
die noch leben.
Nun gibt es ein neues Projekt
am Deutschen Technikmuseum.
Ziel: die Erinnerungen der
Holocaust-Überlebenden zu bewahren.
Anita Lasker-Wallfisch
beantwortet interaktiv Fragen.
So spricht darüber,
wie sie Auschwitz erlebte.
Und über ihr Leben danach.
Über 1000 aufgezeichnete Antworten.
Eine Spracherkennungs-Software
macht sie zugänglich.
Auch dann, wenn die 94-Jährige
keine Antworten mehr geben kann.
Es ist kein Zeitzeugen-Gespräch,
wie wenn man
den Zeitzeugen im Raum hat.
Es ist ein aufgenommenes Video.
Aber um das
für die Zukunft zu erhalten,
darum haben wir
dieses Projekt aufgenommen.
Als Jugendliche
wurde Anita Lasker-Wallfisch
nach Auschwitz deportiert.
Sie überlebte,
weil sie
im Mädchenorchester Cello spielte.
Ihre Lebensgeschichte als
persönliches, digitales Gespräch:
Das erste Projekt
dieser Art auf Deutsch.
Wir hoffen, dass wir
weitere Aufklärung leisten können,
was man mit Technik
heute machen kann.
Damit in der heutigen Zeit
nicht in Vergessenheit gerät,
was damals passiert ist.
Es ist eine
sehr persönliche Interaktion.
Man hat das Gefühl,
man spricht
mit Frau Lasker-Wallfisch.
Das soll jungen Leuten nahebringen,
was passiert ist.
Ab nächster Woche testen Schulklassen
das digitale Zeitzeugen-Gespräch.
Die Spracherkennung
soll optimiert werden.
In der tagesschau um 14 Uhr halten
wir Sie weiter auf dem Laufenden.
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