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2020 Tagesschau, Sendung: tagesthemen 06.06.2020 23:35 Uhr

Sendung: tagesthemen 06.06.2020 23:35 Uhr

Themen der Sendung: Deutschlandweite Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus, Polizei in Münster ermittelt gegen Kindermissbrauchs-Netzwerk: Elf Tatverdächtige verhaftet, Ausländische Arbeitskräfte im Libanon leiden unter Auswirkungen der Corona-Krise, Weitere Meldungen im Überblick, Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen zeigt den Sommer in der Pop-Art, Meldungen aus dem Sport, Die Lottozahlen, Das Wetter

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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen

mit den tagesthemen.

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Willkommen zu den tagesthemen.

Erstaunlich,

wie laut Stille sein kann.

Und wie schwer sie auszuhalten ist,

wenn sie länger anhält:

8 Minuten und 46 Sekunden lang.

So lange, wie der Todeskampf

von George Floyd dauerte,

während ein Polizist

auf seinem Hals kniete.

Mit stillem Protest

und lautstarken Kundgebungen

gedachten Zehntausende

der Opfer von Polizeigewalt.

Sie zeigten Solidarität

und demonstrierten gegen Rassismus:

Gegen den in den USA

und gegen den bei uns.

Ob in München,

Frankfurt oder Hamburg:

Die Größe der Kundgebungen überstieg

die angemeldete Zahl bei Weitem.

Sie rufen "Black lives matter" -

schwarze Leben zählen.

Damit protestieren sie gegen

Rassismus, Intoleranz und Gewalt.

Dinge, die er fast täglich erlebt.

Rex Osa ist 47, in Nigeria geboren.

Seit 15 Jahren

lebt er in Deutschland.

Diese Form von Rassismus gegenüber

Menschen mit anderer Hautfarbe:

Dass das hier noch passiert,

ist eine Schande.

Tausende kamen nach Stuttgart,

um sich der weltweiten

Protestbewegung anzuschließen.

Ich bin hier,

weil ich viel Ungerechtigkeit

erfahren hab.

Weil ich oft geschwiegen hab.

Weil ich heute

uns eine Stimme geben will.

Wir wollen alle in Frieden leben.

In ganz Deutschland

protestieren Zehntausende Menschen.

14.000 sind es in Hamburg.

Acht Minuten und 46 Sekunden

Schweigen -

so lange dauerte

der Todeskampf von George Floyd.

Der Alexanderplatz in Berlin:

Die Polizei musste

die Zugänge teilweise absperren.

Bis zu 15.000 Teilnehmer

kamen in die Innenstadt.

In Frankfurt

waren es 8000 Demonstranten,

in Köln protestierten Tausende.

Rassistische Polizeigewalt

gibt's auch hier.

Das ist vielen nicht klar.

Das Thema bekommt endlich

die verdiente Aufmerksamkeit.

Bis auf vereinzelte

Auseinandersetzungen

blieben die Kundgebungen friedlich.

Rex Osa hofft, dass der friedliche

Kampf gegen Rassismus Wirkung zeigt.

Das hoffen sie auch in den USA,

wo wieder

Großdemonstrationen stattfanden.

Claudia Buckenmaier in Washington,

haben die Demos

schon Auswirkungen gezeigt?

Es gibt erste kleine Schritte.

Das ist die Polizei-Reform,

aber nur in einzelnen Bundesstaaten.

Zum Beispiel in Kalifornien

soll künftig

im Polizeidienst kein Würgegriff

mehr ausgebildet werden.

Wichtiger ist aber, dass

die Demonstranten klarmachen wollen,

dass ihr Protest

nicht wieder verpuffen darf.

Sowie nach allen anderen Fällen

von Polizeigewalt.

Die Menschen hier sagen,

es fühle sich anders an.

Es seien mehr Menschen da und

es werden alle Hautfarben vertreten.

Und das alles im ganzen Land.

Das motiviert die Leute hier.

Es gibt viel Aufbruchstimmung.

Aber es gibt auch Realismus.

Sie sagen, so etwas

braucht ein ganzes Menschenleben,

um eine richtige Reform

durchzusetzen.

Wenn Ermittler

von "unfassbaren" Bildern sprechen:

Dann kann man nur erahnen,

wie grausam die Taten

gewesen sein müssen.

Die Polizei in Münster deckte

ein Kindermissbrauchs-Netzwerk auf.

In mehreren Bundesländern

wurden elf Verdächtige festgenommen.

Der Tatort ist eine Gartenlaube

im Norden von Münster.

Der Missbrauch von Jungen

wurde dort stundenlang gefilmt.

Dieses Mal ist es Münster.

Wieder ein Fall von Kindesmissbrauch,

wieder in NRW.

Die Ermittler sind stolz

auf ihren Fahndungserfolg.

Schwerer wiegt

das Entsetzen über die Taten.

Vier erwachsene Männer vergehen sich

an zwei kleinen Jungs -

wechselseitig und aufs Schlimmste.

Erfahrene Kriminalbeamte stießen

an die Grenzen

des menschlich Erträglichen.

Und weit darüber hinaus.

Diese Gartenlaube in Münster

ist wohl der Haupttatort.

Versteckte Kameras im Innern

filmen den Missbrauch.

Die mutmaßlichen Täter

sind IT-Profis.

Sie sitzen in ganz Deutschland,

der Kontakt läuft übers Darknet.

Die Geräte sind verschlüsselt.

Die gefilmten Taten

werden immer schlimmer.

Die Verbreitung

von Missbrauchsdarstellungen

nimmt deutlich zu.

Und die online

gefundenen Missbrauchsdarstellungen

zeigen immer jüngere Kinder

und immer schwereren Missbrauch.

Ende 2018 kamen die Ermittler

dem Hauptverdächtigen auf die Spur.

Sie brauchten über ein Jahr,

um den Laptop zu knacken.

Seit Mitte Mai:

Festnahmen in mehreren Bundesländern,

sechs Männer und eine Frau

sitzen in U-Haft.

Nach Lügde und Bergisch Gladbach,

der dritte große Fall

von Kindesmissbrauch

binnen weniger Jahre.

In unserer Republik

hat sich etwas entwickelt

und über Jahre guckten alle weg.

Wenn man anfängt hinzugucken,

Polizei einsetzt und aufklärt,

wird man immer mehr erwischen.

Wir sind noch nicht am Ende.

Auch die Ermittler

rechnen mit weiteren Verdächtigen.

Der Großteil der Beweisstücke

sei noch nicht ausgewertet.

In Beirut protestierten Tausende

gegen Korruption

und die politische Elite.

Der geben die Demonstranten

die Schuld an der Wirtschaftskrise,

dem Libanon

droht der Staatsbankrott.

"Wir wollen ein besseres Leben"

war das Motto des Protestes.

Das gilt umso mehr

für ausländische Arbeiter,

deren Lage sich in der Corona-Krise

dramatisch verschlechtert.

Sie kamen nach Beirut,

um für ihre Familien

Geld zu verdienen.

Nun konnten sie

über Wochen kaum raus

wegen der Ausgangssperre.

Bald stehen die drei Äthiopierinnen

auf der Straße.

Sie haben ihren Job verloren

und ihr Erspartes aufgebraucht,

die Miete

seit zwei Monaten nicht bezahlt.

Die Situation ist schlecht,

alle Ausländer leiden hier.

Wir haben kein Geld mehr,

können unsere Familien

nicht unterstützen.

Seit über einem Monat

haben wir nichts mehr überwiesen.

Den Libanon trifft es doppelt hart:

Die schwerste Wirtschaftskrise

seit den 90er-Jahren und Corona.

Die Schwächsten leiden am meisten.

250.000 Gastarbeiter aus Äthiopien,

den Philippinen oder Bangladesch

arbeiten in Beirut als Müllmänner,

Haushaltshilfen, Putzfrauen.

Viele müssen ihre Pässe abgeben,

arbeiten bis zur Erschöpfung.

Gewalt und Missbrauch

sind sie schutzlos ausgeliefert.

Mit der Krise wurde vielen

das Gehalt um die Hälfte gekürzt,

andere einfach entlassen.

Es ist furchtbar.

Die Arbeiter haben Angst

und fühlen sich alleingelassen

von ihren Arbeitgebern.

Und von der Regierung des Libanon.

Vier Jahre haben die Frauen

in diesem Restaurant geputzt.

Zunächst für 400 Euro monatlich,

zuletzt waren es noch 90 Euro.

Dann machte es dicht,

beide sind arbeits- und mittellos.

Meine Familie

hat nichts mehr zu essen.

Mein Sohn

geht nicht mehr zur Schule,

weil ich dafür kein Geld mehr habe.

Sie wollen zurück.

Bei der äthiopischen Botschaft

haben sie sich

für einen Rückflug eintragen lassen.

Aber die Warteliste ist lang

und der Flug teuer.

Statt ihre Lieben

zu Hause zu versorgen,

kämpfen sie nun selbst ums Überleben.

Die Medienberichte

über einen möglichen Teilabzug

der US-Truppen aus Deutschland:

Das hat das politische Berlin

offenbar beschäftigt.

Der Transatlantik-Koordinator

der Bundesregierung

befürchtet einen Schaden für die

deutsch-amerikanischen Beziehungen:

Die Qualität der Kommunikation

und des Miteinanders erodiere.

Grünen-Politiker Nouripour

sprach von einem Erpressungsversuch

durch US-Präsident Trump.

Bestätigt sind die Pläne

vom Weißen Haus nicht.

Sollten sie zutreffen,

würde mehr als ein Viertel

der in Deutschland stationierten

US-Soldaten das Land verlassen.

Wirtschaftsverbände befürchten bei

der geplanten Mehrwertsteuersenkung

einen zusätzlichen Aufwand

in den Betrieben.

Der Bundesverband der Industrie und

der Industrie- und Handelskammertag

beklagen in "Die Welt":

Kassensysteme

müssten neu programmiert,

Preislisten neu erstellt

und Preise neu ausgezeichnet werden.

Die Umstellung

werde für Abrechnungsprobleme sorgen.

Die bis Jahresende

vorgesehene Mehrwertsteuersenkung

ist Teil des Corona-Konjunkturpakets.

Zum 500. Todesjahr des italienischen

Künstlers Raffael präsentieren

die Staatlichen Kunstsammlungen

Dresden eine Sonderausstellung.

In der Gemäldegalerie Alte Meister

sind Leihgaben

aus dem In- und Ausland zu sehen:

Skulpturen, Zeichnungen, Gemälde und

Wandteppiche mit Motiven von Raffael.

Er zählt zu den bedeutendsten Malern

und Architekten der Renaissance.

Mit seinen Werken

hat er neue Maßstäbe gesetzt.

Lange war es unsicher.

Jetzt stehen die Chancen gut,

dass wir im Sommer abtauchen können:

Viele in der Ost- oder Nordsee,

andere im Mittelmeer.

Sommer, Sonne, Strand

und ein gutes Feeling:

Das brachte mit leuchtenden Farben

und unzähligen Rasterpunkten

die Pop-Art in die Kunstwelt ein,

vor über 60 Jahren.

Wer die Vorfreude

auf den Urlaub aufheizen will,

ist im Wilhelm-Hack-Museum

in Ludwigshafen richtig:

Das zeigt den Sommer in der Pop-Art.

"Good Vibrations" von den Beach Boys,

ein Klassiker.

Motto der neuen Schau im

Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen.

Die Ausstellungsmacher wollen

die Stimmung der 60er transportieren.

Damals prägt die Pop-Art

das Lebensgefühl.

Der Optimismus: grenzenlos.

Diese Aufbruchstimmung

soll beim Neustart jetzt helfen.

Viel ist wieder möglich.

Im Museum gehen wir

wieder kleine Schritte voran.

Das ist mit großer Freude verbunden,

wieder etwas

zurück in den Alltag zu finden.

Bei den Ausstellungsmachern

war zunächst das positive Motto da.

Erst danach

wurden die Bilder gesucht.

Das Museum sitzt auf einem Schatz.

Im Keller lagern Tausende Werke,

ein Mäzen

schenkte dem Haus seine Sammlung.

Darunter Andy Warhols

Porträt von Liz Taylor.

Die leuchtenden Bilder

faszinieren die ersten Besucher.

Viele warteten lange

auf diesen Moment.

Museen haben gefehlt.

Es gibt viel im Internet.

Aber das Erlebnis,

wenn man vor so einem Bild steht,

ist was ganz anderes.

Es gibt einem

die guten Schwingungen,

von denen die Beach Boys singen.

Die brauchen wir einfach.

Lebensfreude und Zuversicht:

Die Ausstellungsmacher wollen

den Kontrast zur Corona-Krise.

Eine kleine Auszeit

vom Ausnahmezustand.

Die Fußball-Bundesliga biegt

mit aller Stille in den Stadien

auf die Schlussgerade dieser Saison.

Vier Spieltage

sind noch zu absolvieren.

In der Spitzengruppe konnte

Bayern München den Vorsprung halten.

Die Hinweise verdichten sich,

dass die Münchner demnächst

der erste und hoffentlich

letzte Geister-Meister sein werden.

Der 4:2-Sieg in Leverkusen war der

elfte Pflichtspiel-Erfolg in Folge.

Der Rekordmeister

sicherte sich rechnerisch

die Champions-League-Teilnahme.

FC Bayern dominiert die Liga

auch nach der Corona-Pause.

Heute Abend zweifelte kaum noch

einer am nächsten Meistertitel.

Allmählich können die Kollegen

Hansi Flick und seinem Team

zum 30. Meistertitel

des FC Bayern gratulieren.

Die Münchner ließen sich von

einem Rückstand nach zehn Minuten

nicht beirren.

Der Treffer zählte,

es war kein Abseits.

Die Bayern antworteten schnell.

Goretzkas Zuspiel vor dem Ausgleich

von Coman in der 27. Minute.

Drei Minuten vor der Pause

brachte er die Bayern auf Siegkurs.

Wir sind selbstbewusst

und haben uns eine gute Situation

herausgearbeitet.

Aber wir müssen noch Punkte holen.

Wir werden den Fuß

nicht vom Gaspedal nehmen.

Ein 56-Meter-Pass von Kimmich

leitete das 3:1 ein.

Gnabry zum 3:1-Pausenstand.

Entschieden war die Partie

nach 66 Minuten:

Lewandowski traf zum 4:1

mit seinem 30. Saisontor.

Leverkusen vermisste

den verletzten Kai Havertz.

Wirtz schrieb zwei Minuten vor Ende

noch Bundesliga-Geschichte:

Mit dem 2:4

und mit 17 Jahren und 34 Tagen

ist er der jüngste Spieler, der

in der Bundesliga ein Tor erzielte.

Dass der FC Bayern

vorwegmarschieren kann,

daran sind auch die Leipziger schuld.

Einst als Münchner Gegenspieler

hoch gehandelt,

hat ihre Formschwäche einen Strich

durch die Rechnung gemacht.

Heute die nächste Enttäuschung

für RB mit einem 1:1 zu Hause

gegen Schlusslicht Paderborn.

Auch wenn die Leipziger

nach den Patzern der Konkurrenz

um einen Champions-League-Platz

mit einem blauen Auge davonkommen:

Der Ärger über

die Schlüsselszene der Partie

war lange zu spüren.

Zwei Minuten vor der Pause

sah Leipzigs Upamecano Gelb-Rot,

weil er den Ball wegschlug.

Bekommt er Haue von Ihnen?

Ich hoffe, von der Mannschaft.

Dass die das Gefühl dafür hat,

das selbst zu klären.

Der Franzose leistete sich

nach dem Neustart einige Patzer -

das war der größte.

Denn seine Mannschaft führte

durch das Tor von Schick

in der 27. Minute.

Sein zehnter Saisontreffer,

parallel die achte Torvorlage

von Werner.

RB spielte über eine Hälfte

in Unterzahl.

In der 92. Minute

gelang Paderborn der Ausgleich.

Kapitän Strohdiek erzielte

sein erstes Bundesliga-Tor.

Der Abstiegskandidat

überzeugte durch Leidenschaft.

Letzte Woche ein 6:1 gegen Dortmund

und dann trete ich heute so auf:

Mehr geht nicht.

Das 1:1 hilft aber

weder Leipzig noch Paderborn.

Auch die Profi-Basketballer

setzen ihre Saison fort.

Zehn Teams ermitteln

in einem Finalturnier in München

unter Hygienebedingungen

und ohne Zuschauer ihren Meister.

Das sind die Ergebnisse

der ersten beiden von 35 Partien:

und Bayern

verliert gegen Ulm 85:95.

Die Zahlen, die jetzt kommen,

sind zwar niedriger,

können aber Millionen wert sein.

Beim Wetter wäre für morgen

Blau am Himmel schön.

Claudia, auf welche Farbe

müssen wir uns einstellen?

Zumindest wird es

für einige Blau geben.

Hier habe ich

farblich das richtige Bild.

Leuchtende Nachtwolken sieht man

nur um die Sommersonnenwende herum,

kurz vor Sonnenaufgang

und Sonnenuntergang.

Dazu muss die Sonne 6 bis 16 Grad

unter dem Horizont stehen.

Dann wird es

selbst nach Sonnenuntergang

noch mal so schön

und die Eiskristalle beleuchtet.

Mehr Wolken gab es heute,

aber auch Sonne.

Im Nordwesten gibt es in der Nacht

Schauer und einzelne Gewitter.

Die ziehen in den Südosten Bayerns.

Über der Mitte gibt es einen

Streifen mit blauem Himmel.

Die Temperaturen steigen im Laufe

des Nachmittages.

Am Montag erneut Schauer und

Gewitter.

Am Dienstag im Süden noch nass.

Danke, Claudia.

Es geht weiter

mit dem "Wort zum Sonntag"

und Gedanken über Urlaubspläne.

Wir sind morgen wieder für Sie da.

Tschüss -

und bleiben Sie zuversichtlich.

Copyright Untertitel: NDR 2020


Sendung: tagesthemen 06.06.2020 23:35 Uhr Broadcast: tagesthemen 06.06.2020 23:35 Émission : tagesthemen 06.06.2020 23:35 Transmissão: tagesthemen 06.06.2020 11:35 pm Трансляция: tagesthemen 06.06.2020 11:35 pm

Themen der Sendung: Deutschlandweite Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus, Polizei in Münster ermittelt gegen Kindermissbrauchs-Netzwerk: Elf Tatverdächtige verhaftet, Ausländische Arbeitskräfte im Libanon leiden unter Auswirkungen der Corona-Krise, Weitere Meldungen im Überblick, Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen zeigt den Sommer in der Pop-Art, Meldungen aus dem Sport, Die Lottozahlen, Das Wetter

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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen

mit den tagesthemen.

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Willkommen zu den tagesthemen.

Erstaunlich,

wie laut Stille sein kann.

Und wie schwer sie auszuhalten ist,

wenn sie länger anhält:

8 Minuten und 46 Sekunden lang.

So lange, wie der Todeskampf

von George Floyd dauerte,

während ein Polizist

auf seinem Hals kniete.

Mit stillem Protest

und lautstarken Kundgebungen

gedachten Zehntausende

der Opfer von Polizeigewalt.

Sie zeigten Solidarität

und demonstrierten gegen Rassismus:

Gegen den in den USA

und gegen den bei uns.

Ob in München,

Frankfurt oder Hamburg:

Die Größe der Kundgebungen überstieg

die angemeldete Zahl bei Weitem.

Sie rufen "Black lives matter" -

schwarze Leben zählen.

Damit protestieren sie gegen

Rassismus, Intoleranz und Gewalt.

Dinge, die er fast täglich erlebt.

Rex Osa ist 47, in Nigeria geboren.

Seit 15 Jahren

lebt er in Deutschland.

Diese Form von Rassismus gegenüber

Menschen mit anderer Hautfarbe:

Dass das hier noch passiert,

ist eine Schande.

Tausende kamen nach Stuttgart,

um sich der weltweiten

Protestbewegung anzuschließen.

Ich bin hier,

weil ich viel Ungerechtigkeit

erfahren hab.

Weil ich oft geschwiegen hab.

Weil ich heute

uns eine Stimme geben will.

Wir wollen alle in Frieden leben.

In ganz Deutschland

protestieren Zehntausende Menschen.

14.000 sind es in Hamburg.

Acht Minuten und 46 Sekunden

Schweigen -

so lange dauerte

der Todeskampf von George Floyd.

Der Alexanderplatz in Berlin:

Die Polizei musste

die Zugänge teilweise absperren.

Bis zu 15.000 Teilnehmer

kamen in die Innenstadt.

In Frankfurt

waren es 8000 Demonstranten,

in Köln protestierten Tausende.

Rassistische Polizeigewalt

gibt's auch hier.

Das ist vielen nicht klar.

Das Thema bekommt endlich

die verdiente Aufmerksamkeit.

Bis auf vereinzelte

Auseinandersetzungen

blieben die Kundgebungen friedlich.

Rex Osa hofft, dass der friedliche

Kampf gegen Rassismus Wirkung zeigt.

Das hoffen sie auch in den USA,

wo wieder

Großdemonstrationen stattfanden.

Claudia Buckenmaier in Washington,

haben die Demos

schon Auswirkungen gezeigt?

Es gibt erste kleine Schritte.

Das ist die Polizei-Reform,

aber nur in einzelnen Bundesstaaten.

Zum Beispiel in Kalifornien

soll künftig

im Polizeidienst kein Würgegriff

mehr ausgebildet werden.

Wichtiger ist aber, dass

die Demonstranten klarmachen wollen,

dass ihr Protest

nicht wieder verpuffen darf.

Sowie nach allen anderen Fällen

von Polizeigewalt.

Die Menschen hier sagen,

es fühle sich anders an.

Es seien mehr Menschen da und

es werden alle Hautfarben vertreten.

Und das alles im ganzen Land.

Das motiviert die Leute hier.

Es gibt viel Aufbruchstimmung.

Aber es gibt auch Realismus.

Sie sagen, so etwas

braucht ein ganzes Menschenleben,

um eine richtige Reform

durchzusetzen.

Wenn Ermittler

von "unfassbaren" Bildern sprechen:

Dann kann man nur erahnen,

wie grausam die Taten

gewesen sein müssen.

Die Polizei in Münster deckte

ein Kindermissbrauchs-Netzwerk auf.

In mehreren Bundesländern

wurden elf Verdächtige festgenommen.

Der Tatort ist eine Gartenlaube

im Norden von Münster.

Der Missbrauch von Jungen

wurde dort stundenlang gefilmt.

Dieses Mal ist es Münster.

Wieder ein Fall von Kindesmissbrauch,

wieder in NRW.

Die Ermittler sind stolz

auf ihren Fahndungserfolg.

Schwerer wiegt

das Entsetzen über die Taten.

Vier erwachsene Männer vergehen sich

an zwei kleinen Jungs -

wechselseitig und aufs Schlimmste.

Erfahrene Kriminalbeamte stießen

an die Grenzen

des menschlich Erträglichen.

Und weit darüber hinaus.

Diese Gartenlaube in Münster

ist wohl der Haupttatort.

Versteckte Kameras im Innern

filmen den Missbrauch.

Die mutmaßlichen Täter

sind IT-Profis.

Sie sitzen in ganz Deutschland,

der Kontakt läuft übers Darknet.

Die Geräte sind verschlüsselt.

Die gefilmten Taten

werden immer schlimmer.

Die Verbreitung

von Missbrauchsdarstellungen

nimmt deutlich zu.

Und die online

gefundenen Missbrauchsdarstellungen

zeigen immer jüngere Kinder

und immer schwereren Missbrauch.

Ende 2018 kamen die Ermittler

dem Hauptverdächtigen auf die Spur.

Sie brauchten über ein Jahr,

um den Laptop zu knacken.

Seit Mitte Mai:

Festnahmen in mehreren Bundesländern,

sechs Männer und eine Frau

sitzen in U-Haft.

Nach Lügde und Bergisch Gladbach,

der dritte große Fall

von Kindesmissbrauch

binnen weniger Jahre.

In unserer Republik

hat sich etwas entwickelt

und über Jahre guckten alle weg.

Wenn man anfängt hinzugucken,

Polizei einsetzt und aufklärt,

wird man immer mehr erwischen.

Wir sind noch nicht am Ende.

Auch die Ermittler

rechnen mit weiteren Verdächtigen.

Der Großteil der Beweisstücke

sei noch nicht ausgewertet.

In Beirut protestierten Tausende

gegen Korruption

und die politische Elite.

Der geben die Demonstranten

die Schuld an der Wirtschaftskrise,

dem Libanon

droht der Staatsbankrott.

"Wir wollen ein besseres Leben"

war das Motto des Protestes.

Das gilt umso mehr

für ausländische Arbeiter,

deren Lage sich in der Corona-Krise

dramatisch verschlechtert.

Sie kamen nach Beirut,

um für ihre Familien

Geld zu verdienen.

Nun konnten sie

über Wochen kaum raus

wegen der Ausgangssperre.

Bald stehen die drei Äthiopierinnen

auf der Straße.

Sie haben ihren Job verloren

und ihr Erspartes aufgebraucht,

die Miete

seit zwei Monaten nicht bezahlt.

Die Situation ist schlecht,

alle Ausländer leiden hier.

Wir haben kein Geld mehr,

können unsere Familien

nicht unterstützen.

Seit über einem Monat

haben wir nichts mehr überwiesen.

Den Libanon trifft es doppelt hart:

Die schwerste Wirtschaftskrise

seit den 90er-Jahren und Corona.

Die Schwächsten leiden am meisten.

250.000 Gastarbeiter aus Äthiopien,

den Philippinen oder Bangladesch

arbeiten in Beirut als Müllmänner,

Haushaltshilfen, Putzfrauen.

Viele müssen ihre Pässe abgeben,

arbeiten bis zur Erschöpfung.

Gewalt und Missbrauch

sind sie schutzlos ausgeliefert.

Mit der Krise wurde vielen

das Gehalt um die Hälfte gekürzt,

andere einfach entlassen.

Es ist furchtbar.

Die Arbeiter haben Angst

und fühlen sich alleingelassen

von ihren Arbeitgebern.

Und von der Regierung des Libanon.

Vier Jahre haben die Frauen

in diesem Restaurant geputzt.

Zunächst für 400 Euro monatlich,

zuletzt waren es noch 90 Euro.

Dann machte es dicht,

beide sind arbeits- und mittellos.

Meine Familie

hat nichts mehr zu essen.

Mein Sohn

geht nicht mehr zur Schule,

weil ich dafür kein Geld mehr habe.

Sie wollen zurück.

Bei der äthiopischen Botschaft

haben sie sich

für einen Rückflug eintragen lassen.

Aber die Warteliste ist lang

und der Flug teuer.

Statt ihre Lieben

zu Hause zu versorgen,

kämpfen sie nun selbst ums Überleben.

Die Medienberichte

über einen möglichen Teilabzug

der US-Truppen aus Deutschland:

Das hat das politische Berlin

offenbar beschäftigt.

Der Transatlantik-Koordinator

der Bundesregierung

befürchtet einen Schaden für die

deutsch-amerikanischen Beziehungen:

Die Qualität der Kommunikation

und des Miteinanders erodiere.

Grünen-Politiker Nouripour

sprach von einem Erpressungsversuch

durch US-Präsident Trump.

Bestätigt sind die Pläne

vom Weißen Haus nicht.

Sollten sie zutreffen,

würde mehr als ein Viertel

der in Deutschland stationierten

US-Soldaten das Land verlassen.

Wirtschaftsverbände befürchten bei

der geplanten Mehrwertsteuersenkung

einen zusätzlichen Aufwand

in den Betrieben.

Der Bundesverband der Industrie und

der Industrie- und Handelskammertag

beklagen in "Die Welt":

Kassensysteme

müssten neu programmiert,

Preislisten neu erstellt

und Preise neu ausgezeichnet werden.

Die Umstellung

werde für Abrechnungsprobleme sorgen.

Die bis Jahresende

vorgesehene Mehrwertsteuersenkung

ist Teil des Corona-Konjunkturpakets.

Zum 500. Todesjahr des italienischen

Künstlers Raffael präsentieren

die Staatlichen Kunstsammlungen

Dresden eine Sonderausstellung.

In der Gemäldegalerie Alte Meister

sind Leihgaben

aus dem In- und Ausland zu sehen:

Skulpturen, Zeichnungen, Gemälde und

Wandteppiche mit Motiven von Raffael.

Er zählt zu den bedeutendsten Malern

und Architekten der Renaissance.

Mit seinen Werken

hat er neue Maßstäbe gesetzt.

Lange war es unsicher.

Jetzt stehen die Chancen gut,

dass wir im Sommer abtauchen können:

Viele in der Ost- oder Nordsee,

andere im Mittelmeer.

Sommer, Sonne, Strand

und ein gutes Feeling:

Das brachte mit leuchtenden Farben

und unzähligen Rasterpunkten

die Pop-Art in die Kunstwelt ein,

vor über 60 Jahren.

Wer die Vorfreude

auf den Urlaub aufheizen will,

ist im Wilhelm-Hack-Museum

in Ludwigshafen richtig:

Das zeigt den Sommer in der Pop-Art.

"Good Vibrations" von den Beach Boys,

ein Klassiker.

Motto der neuen Schau im

Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen.

Die Ausstellungsmacher wollen

die Stimmung der 60er transportieren.

Damals prägt die Pop-Art

das Lebensgefühl.

Der Optimismus: grenzenlos.

Diese Aufbruchstimmung

soll beim Neustart jetzt helfen.

Viel ist wieder möglich.

Im Museum gehen wir

wieder kleine Schritte voran.

Das ist mit großer Freude verbunden,

wieder etwas

zurück in den Alltag zu finden.

Bei den Ausstellungsmachern

war zunächst das positive Motto da.

Erst danach

wurden die Bilder gesucht.

Das Museum sitzt auf einem Schatz.

Im Keller lagern Tausende Werke,

ein Mäzen

schenkte dem Haus seine Sammlung.

Darunter Andy Warhols

Porträt von Liz Taylor.

Die leuchtenden Bilder

faszinieren die ersten Besucher.

Viele warteten lange

auf diesen Moment.

Museen haben gefehlt.

Es gibt viel im Internet.

Aber das Erlebnis,

wenn man vor so einem Bild steht,

ist was ganz anderes.

Es gibt einem

die guten Schwingungen,

von denen die Beach Boys singen.

Die brauchen wir einfach.

Lebensfreude und Zuversicht:

Die Ausstellungsmacher wollen

den Kontrast zur Corona-Krise.

Eine kleine Auszeit

vom Ausnahmezustand.

Die Fußball-Bundesliga biegt

mit aller Stille in den Stadien

auf die Schlussgerade dieser Saison.

Vier Spieltage

sind noch zu absolvieren.

In der Spitzengruppe konnte

Bayern München den Vorsprung halten.

Die Hinweise verdichten sich,

dass die Münchner demnächst

der erste und hoffentlich

letzte Geister-Meister sein werden.

Der 4:2-Sieg in Leverkusen war der

elfte Pflichtspiel-Erfolg in Folge.

Der Rekordmeister

sicherte sich rechnerisch

die Champions-League-Teilnahme.

FC Bayern dominiert die Liga

auch nach der Corona-Pause.

Heute Abend zweifelte kaum noch

einer am nächsten Meistertitel.

Allmählich können die Kollegen

Hansi Flick und seinem Team

zum 30. Meistertitel

des FC Bayern gratulieren.

Die Münchner ließen sich von

einem Rückstand nach zehn Minuten

nicht beirren.

Der Treffer zählte,

es war kein Abseits.

Die Bayern antworteten schnell.

Goretzkas Zuspiel vor dem Ausgleich

von Coman in der 27. Minute.

Drei Minuten vor der Pause

brachte er die Bayern auf Siegkurs.

Wir sind selbstbewusst

und haben uns eine gute Situation

herausgearbeitet.

Aber wir müssen noch Punkte holen.

Wir werden den Fuß

nicht vom Gaspedal nehmen.

Ein 56-Meter-Pass von Kimmich

leitete das 3:1 ein.

Gnabry zum 3:1-Pausenstand.

Entschieden war die Partie

nach 66 Minuten:

Lewandowski traf zum 4:1

mit seinem 30. Saisontor.

Leverkusen vermisste

den verletzten Kai Havertz.

Wirtz schrieb zwei Minuten vor Ende

noch Bundesliga-Geschichte:

Mit dem 2:4

und mit 17 Jahren und 34 Tagen

ist er der jüngste Spieler, der

in der Bundesliga ein Tor erzielte.

Dass der FC Bayern

vorwegmarschieren kann,

daran sind auch die Leipziger schuld.

Einst als Münchner Gegenspieler

hoch gehandelt,

hat ihre Formschwäche einen Strich

durch die Rechnung gemacht.

Heute die nächste Enttäuschung

für RB mit einem 1:1 zu Hause

gegen Schlusslicht Paderborn.

Auch wenn die Leipziger

nach den Patzern der Konkurrenz

um einen Champions-League-Platz

mit einem blauen Auge davonkommen:

Der Ärger über

die Schlüsselszene der Partie

war lange zu spüren.

Zwei Minuten vor der Pause

sah Leipzigs Upamecano Gelb-Rot,

weil er den Ball wegschlug.

Bekommt er Haue von Ihnen?

Ich hoffe, von der Mannschaft.

Dass die das Gefühl dafür hat,

das selbst zu klären.

Der Franzose leistete sich

nach dem Neustart einige Patzer -

das war der größte.

Denn seine Mannschaft führte

durch das Tor von Schick

in der 27. Minute.

Sein zehnter Saisontreffer,

parallel die achte Torvorlage

von Werner.

RB spielte über eine Hälfte

in Unterzahl.

In der 92. Minute

gelang Paderborn der Ausgleich.

Kapitän Strohdiek erzielte

sein erstes Bundesliga-Tor.

Der Abstiegskandidat

überzeugte durch Leidenschaft.

Letzte Woche ein 6:1 gegen Dortmund

und dann trete ich heute so auf:

Mehr geht nicht.

Das 1:1 hilft aber

weder Leipzig noch Paderborn.

Auch die Profi-Basketballer

setzen ihre Saison fort.

Zehn Teams ermitteln

in einem Finalturnier in München

unter Hygienebedingungen

und ohne Zuschauer ihren Meister.

Das sind die Ergebnisse

der ersten beiden von 35 Partien:

und Bayern

verliert gegen Ulm 85:95.

Die Zahlen, die jetzt kommen,

sind zwar niedriger,

können aber Millionen wert sein.

Beim Wetter wäre für morgen

Blau am Himmel schön.

Claudia, auf welche Farbe

müssen wir uns einstellen?

Zumindest wird es

für einige Blau geben.

Hier habe ich

farblich das richtige Bild.

Leuchtende Nachtwolken sieht man

nur um die Sommersonnenwende herum,

kurz vor Sonnenaufgang

und Sonnenuntergang.

Dazu muss die Sonne 6 bis 16 Grad

unter dem Horizont stehen.

Dann wird es

selbst nach Sonnenuntergang

noch mal so schön

und die Eiskristalle beleuchtet.

Mehr Wolken gab es heute,

aber auch Sonne.

Im Nordwesten gibt es in der Nacht

Schauer und einzelne Gewitter.

Die ziehen in den Südosten Bayerns.

Über der Mitte gibt es einen

Streifen mit blauem Himmel.

Die Temperaturen steigen im Laufe

des Nachmittages.

Am Montag erneut Schauer und

Gewitter.

Am Dienstag im Süden noch nass.

Danke, Claudia.

Es geht weiter

mit dem "Wort zum Sonntag"

und Gedanken über Urlaubspläne.

Wir sind morgen wieder für Sie da.

Tschüss -

und bleiben Sie zuversichtlich.

Copyright Untertitel: NDR 2020