Ein Jahr Corona Das Virus, das die Welt verändert
Vom Kleintiermarkt in Wuhan bis zur Intensivstation in Starnberg: Das Coronavirus hat mehr als 60 Millionen Menschen befallen und das Leben von Milliarden verändert. 2020 – das Jahr der Seuche.
Transkript:
»Das New-York'sche an New York ist weggefallen.« »Ich habe diese Stadt noch nie so dunkel gesehen.« »Ich musste also dreimal für 14 Tage in eine harte Quarantäne, das letzte Mal sogar in einen einzigen Raum.« »Rom fühlte sich an wie eine Geisterstadt.«
Das Virus, das die Welt verändert hat, ist gerade mal 100 millionstel Millimeter klein. Es hat sich rasend schnell auf der Erde verbreitet und in den Atemwegen von über 60 Millionen Menschen festgesetzt. Wir zeichnen den Weg der Seuche nach und zeigen auf, welche Spuren das Virus in nur einem Jahr hinterlassen hat.
Es beginnt als mysteriöse Lungenerkrankung in der chinesischen Millionenmetropole Wuhan. Die Gesundheitskommission der Stadt identifiziert bis Ende Dezember 27 Infizierte. Mehrere Fälle können auf den Besuch des Huanan-Marktes zurückgeführt werden. Hier werden vor allem Fische und Meeresfrüchte, an einigen Ständen aber auch Krokodil- und Schleichkatzenfleisch verkauft.
Die chinesischen Behörden versuchen die Gefahr zunächst kleinzureden. Am 1. Januar wird der Fischmarkt geschlossen. Acht Tage später stirbt der erste Mensch in Wuhan an Covid-19. Am 23. Januar wird Wuhan abgeriegelt, in den Tagen darauf die komplette Provinz Hubei. Rund 60 Millionen Menschen sitzen in ihren Wohnungen fest. Es ist die bis dahin größte Quarantäne, die je in der Geschichte der Menschheit verhängt wurde.
Die Zentralregierung mobilisiert nun alle Ressourcen. Innerhalb von zwei Wochen werden zwei Notfallkrankenhäuser mit 2500 Betten in Wuhan aus dem Boden gestampft. Mit einer Mischung aus brachialen Quarantänemaßnahmen und künstlicher Intelligenz versucht Chinas Staatsführung die Krankheit einzudämmen.
Bernhard Zand, China-Korrespondent DER SPIEGEL »China war natürlich schon lange vor der Coronakrise ein Überwachungsstaat, vielleicht der übergriffigste Überwachungsstaat überhaupt auf der Welt. Und dieser Trend, diese Entwicklung hat sich durch die Krise nur noch beschleunigt und verstärkt. Sowohl was den Zugriff des Staates angeht. Er agiert heute noch selbstverständlicher und holt sich noch mehr, als er vorher kriegen konnte. Als auch was die Wirtschaft, die Überwachungstechnologie und die angeschlossene Wirtschaft betrifft. China exportiert ja nicht nur Masken, demnächst wahrscheinlich Impfstoff, sondern auch Überwachungstechnologie, Langzeit-Fieberthermometer, die an Flughäfen, in Shoppingmalls und so weiter die Temperatur von Menschen messen. Es hat sich auch auf die Chinesen selbst ausgewirkt und paradoxerweise so, dass, glaube ich, viele Chinesen bereiter sind, heute Daten-, Gesundheits- und Bewegungsdaten mit dem Staat, mit Unternehmen zu teilen, weil sie einen positiven Effekt sehen.«
Doch Covid-19 breitet sich nicht nur in China aus. Der globale Flug- und Warenverkehr trägt das Virus in die Welt. Am 24. Januar werden die ersten Fälle in Frankreich bekannt. In Starnberg in Bayern infizieren sich zwei Mitarbeiter eines Autozulieferers.
Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor WHO: »Ich erkläre hiermit einen Gesundheitsnotstand von internationalem Ausmaß wegen der globalen Verbreitung des neuartigen Coronavirus.«
An den Börsen herrscht im März Panik, die Aktienmärkte sacken in atemberaubendem Tempo ab. Der Dax erreicht ein historisches Tief bei 8.256 Punkten.
Steffen Klusmann, Chefredakteur DER SPIEGEL »Ich dachte, Corona könnte ausschlaggebend sein für eine schwere Krise, einen Crash an den Börsen. Und dann fällt ein Dominostein nach dem anderen. Das ist ausgeblieben, weil die Notenbanken gut reagiert haben und weil die Regierungen mit gigantischen Programmen gegenhalten. Man weiß, da ist jemand, der dafür Sorge trägt, dass nichts kaputtgeht. Das macht es aber auch gefährlich. Es ist wie eine Badewanne, die vollläuft und irgendwann ist sie übervoll und irgendwann muss man mal den Stöpsel ziehen und dann wird es gefährlich. Und ich glaube auch, dass das noch nicht ganz ausgestanden ist.«
In Italien ist im März zu sehen, was dem Rest von Europa noch blühen könnte. Die Krankenhäuser in der Lombardei sind am Limit, die Bilder der überfüllten Intensivstationen gehen um die Welt. Das komplette Land wird zur roten Zone. Faktisch müssen 60 Millionen Italiener in Quarantäne – und singen sich vom Balkon aus Mut zu.
Frank Hornig, Italien-Korrespondent DER SPIEGEL »Wirklich bedrückend waren die vielen Gespräche, die Interviews, die ich mit Betroffenen in Norditalien geführt habe. Ärzte, die entscheiden mussten, wen sie ans Beatmungsgerät lassen und wen nicht, weil zu wenig Geräte da waren. Angehörige, die ihre sterbenden Eltern nicht mehr besuchen konnten, im Krankenhaus mit ihnen keinen Kontakt mehr hatten. Priester, die Särge wie am Fließband segneten. Bestatter, die im Krematorium einfach nicht hinterherkam, die Särge zu verbrennen, die Toten zu verbrennen. Es hat sich über Italien so ein Trauma natürlich gelegt, so ein Gefühl von Verletzlichkeit, von Zerbrechlichkeit, das sich nicht ganz leicht abschütteln lässt.«
So sportlich waren die Pariser wohl noch nie wie in diesem Frühling. Am 17. März beschließt die französische Regierung den Lockdown – aber Joggen ist noch erlaubt. Ansonsten darf man nur zum Einkaufen, für Arztbesuche oder die Arbeit das Haus verlassen. Das Leben in Paris steht plötzlich still, die wirtschaftlichen Folgen sind bis heute gravierend.
Britta Sandberg, Frankreich-Korrespondentin DER SPIEGEL »An manchen Tageszeiten wirkt es, als sei ein großer Staubsauger durch die Straßen gegangen, hätte jegliches Leben weggesaugt. Der erste Lockdown im Frühjahr wie der zweite Lockdown jetzt im Herbst haben hier vor allem die kleinen Läden, die sogenannten petit commerce, hart getroffen. Dazu gehören alle Läden, die jetzt nicht öffnen können und die keine Läden des täglichen Bedarfs, also vor allem Lebensmittelläden sind. Das sind Buchhandlungen, Friseure, aber auch Schuster. Für sie ist es ganz schwierig. Noch schwieriger aber ist es für Cafés, Bars, Restaurants und Hotels, also für den gesamten Hotellerie- und Gastronomiebereich, der in Frankreich einen großen Teil ausmacht«
In Deutschland wird die Bevölkerung unruhig. Die Supermarktregale werden leer gekauft. Klopapier und Mehl gehamstert. Wichtigster Corona-Erklärer in dieser Zeit: Virologe Christian Drosten, der das Infektionsgeschehen täglich im NDR-Podcast einordnet und kommentiert. Bundeskanzlerin Merkel muss sich einmal mehr als Krisenmanagerin beweisen – und wendet sich in einer Fernsehansprache direkt ans Volk.
Angela Merkel, Bundeskanzlerin: »Seit der Deutschen Einheit, nein, seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt. Im Moment ist nur Abstand Ausdruck von Fürsorge.«
Um die Infektionszahlen zu drücken, werden nun Kitas und Schulen geschlossen, Bund und Länder einigen sich auf strenge Kontaktbeschränkungen. Viele Deutsche arbeiten im Homeoffice oder gar nicht mehr.
Am stärksten wütet das Virus in den USA. Ende März gibt es hier 190.000 Infizierte. Besonders betroffen sind die, die auch sonst immer als Erste und am meisten leiden.
Marc Pitzke, US-Korrespondent DER SPIEGEL »Die Krise hat vor allem Minderheiten betroffen und Arme, hauptsächlich Afroamerikaner und Latinos. Das lag zum einen natürlich daran, dass diese Leute zum Teil nicht aus dem Homeoffice arbeiten können, sondern Jobs haben, die erfordern, dass sie weiter mit der U-Bahn ins Büro fahren oder ins Krankenhaus oder in den Supermarkt, um dort zu arbeiten. Die hatten Jobs, die sich nicht einfach digital machen lassen. Und sie leben natürlich gerade in New York unter ganz besonders bedrängten Lebensumständen. Also viele Leute in einer Wohnung, alles eng. Man kann schlecht Social Distancing machen.«
Um die Wirtschaft nach dem wochenlangen Stillstand wieder anzukurbeln, öffnen in Deutschland Ende April die Geschäfte. Hier und in öffentlichen Verkehrsmitteln gilt nun in den meisten Bundesländern: Maskenpflicht. Die Bundesregierung beschließt zudem Ende Mai ein umfassendes Rettungspaket für die Lufthansa in Höhe von rund neun Milliarden Euro. Viele Selbstständige, Künstlerinnen oder Mitarbeiter im Gesundheitswesen fühlen sich hingegen alleingelassen.
Steffen Klusmann, Chefredakteur DER SPIEGEL »Klar, wenn man irgendwie einen kleinen Laden hat und man muss sein Geschäft aufgeben, weil die Hilfen nicht ankommen oder nicht in ausreichendem Maße ankommen, dann fühlt man sich schon schlecht behandelt im Vergleich zu den großen Konzernen. Man muss aber auch sagen: So eine Firma wie die Lufthansa kann man nicht einfach sich selbst überlassen in so einer Situation. Die Lufthansa ist eine nationale Airline, da hängen Lande- und Startrechte und alles Mögliche dran. Und die jetzt einfach vor die Hunde gehen zu lassen, das geht nicht. Das machen die anderen Staaten auch nicht. Da hängt zu viel dran. Und irgendwann werden die Leute auch wieder fliegen. Und wenn es dann keine deutsche Airline mehr gäbe, wäre das schon komisch und auch nicht ganz ungefährlich.«
Je länger die Corona-Maßnahmen andauern, desto mehr machen sich die Unzufriedenen bemerkbar – auch in Deutschland. In Berlin demonstrieren Zehntausende Menschen gegen die Politik der Bundesregierung. Ohne Abstand, ohne Masken.
Währenddessen scheint in China wieder ein Stück Normalität eingekehrt zu sein. In Wuhan, dem einstigen Epizentrum der Pandemie, feiern Tausende Menschen eine Poolparty. Auch wirtschaftlich geht es in China bergauf: Mitten in der globalen Coronakrise vermeldet Peking im Oktober ein Plus der Wirtschaftsleistung von 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Ist die Coronakrise in China überwunden?
Bernhard Zand, China-Korrespondent DER SPIEGEL »Ich bin, kurz bevor ich nach Hongkong kam, von Nord nach Süd 4000 km durch das ganze Land gereist und das war weder logistisch noch gesundheitlich noch sonst irgendwie ein großes Problem. Man musste sich alle paar Tage einen neuen Test besorgen, aber man konnte von Provinz zu Provinz reisen. Man bekam von Provinz zu Provinz eine neue App auf sein Handy aufgespielt. Die Menschen tragen die Masken, und ich glaube, niemand würde im Großen und Ganzen heute, ein Jahr nach Ausbruch der Krise, die Zahlen bezweifeln, die wir aus China hören. Kaum tritt irgendwo ein Fall auf, wird riesig in den chinesischen Staatsmedien berichtet. Wird mit gewaltigem administrativem Aufwand dagegen vorgegangen, werden Millionen-, ja Zehnmillionen-Städte praktisch in wenigen Tagen durchgetestet. Das alles sieht sehr positiv aus und bis zum Beweis des Gegenteils kann man, glaube ich, sagen, dass China die Krise überwunden hat.«
In Amerika hingegen ist von Normalität nichts zu spüren. Am 2. Oktober vermelden US-Nachrichtensender: Donald Trump hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Der Mann, der das Virus monatelang verharmlost hat, muss nun ins Krankenhaus.
Mit viel Pathos kehrt der US-Präsident bereits vier Tage später ins Weiße Haus zurück. Auf Twitter veröffentlicht er ein dramatisch inszeniertes Video. Trump spielt das Virus weiter herunter.
Donald Trump, US-Präsident »Ich habe so viel über das Coronavirus gelernt … Eins ist sicher: Lasst euch nicht davon dominieren. Habt keine Angst davor.«
Nach einem verhältnismäßig ruhigen Sommer steigen die Infektionszahlen in Europa im Herbst wieder stark an. Ende Oktober wird Italien in drei Zonen eingeteilt. Während im Norden und in Kalabrien harte Ausgangssperren gelten, dürfen sich die Menschen in Rom freier bewegen als im März.
Frank Hornig 2, Italien-Korrespondent DER SPIEGEL »Wie man hier auf diesem Platz sieht, sind die Restaurants und Cafés tagsüber geöffnet bis 18 Uhr. Das heißt, zum Mittagessen gehen viele Leute nach draußen. Zum Café geht man raus in die Gelateria. Also ist es ein viel entspannteres Verhältnis diesmal. Dahinter steht aber auch die Absicht der Regierung, zwei Dinge gleichzeitig zu lösen: die Pandemie irgendwie in den Griff zu bekommen. Aber eben auch darauf achtzugeben, dass die Wirtschaft nicht kollabiert, sondern dass Restaurants, Cafés, der Einzelhandel weiter ihre Geschäfte machen können. Was nicht funktioniert, wie in vielen anderen Ländern auch, ist Contact Tracing. Dafür sind die Zahlen der täglichen Neuinfektionen viel zu groß. In Italien sind es über 30.000 pro Tag. Im Moment noch. Und wie desolat die Lage in manchen Landesteilen immer noch ist, hat man in Neapel gesehen, wo Krankenhäuser wirklich kurz vor dem Zusammenbruch standen. Oder auch in Kalabrien, wo ungefähr zwei Millionen Menschen wohnen und es insgesamt vielleicht 200 Betten auf Intensivstationen gibt.«
Auch in Frankreich werden wieder Ausgangssperren verhängt, die Restaurants geschlossen. Wochenlang dürfen die Franzosen ihr Haus nur in einem Radius von einem Kilometer verlassen. Doch in Paris haben die Menschen offenbar Wege gefunden, damit umzugehen.
Britta Sandberg, Frankreich-Korrespondentin DER SPIEGEL »Es haben mehr Geschäfte auf, die Schulen sind geöffnet, Leute fahren mehr zur Arbeit. Insgesamt sind mehr Menschen, aber auch mehr Autos auf den Straßen zu sehen. Nichtsdestotrotz sind die Regeln gleichermaßen streng geblieben. Es gelten immer noch diese ganz strikten Ausgangsregeln. Es lässt sich aber feststellen, dass die Pariser sich mehr und mehr über diese strengen Regeln hinwegsetzen, weil sie wahrscheinlich auf Dauer nicht durchzuhalten sind und sich dann eben zwei, drei, vier Zettel hintereinander ausfüllen, um bei Kontrollen nicht aufzufallen. Es gibt also nicht diese großen Anti-Corona-Demonstrationen, wie man sie aus Deutschland kennt, aber einen wachsenden zivilen Ungehorsam in Paris.«
Derweil geht in den USA ein Wahlkrimi zu Ende. Erst nach vier quälenden Tagen der Auszählung steht fest: Joe Biden hat die Wahl gewonnen. Trump jedoch räumt seine Niederlage nicht ein und weigert sich drei Wochen lang eine Amtsübergabe zu organisieren. Der US-Präsident setzt damit die Gesundheit von Millionen Amerikanern aufs Spiel – und hinterlässt seinem Amtsnachfolger Joe Biden eine Herkulesaufgabe.
Mark Pitzke, US-Korrespondent DER SPIEGEL »Die Amerikaner rasseln hier in einen sehr harten Corona-Winter rein mit steigenden Fallzahlen, steigenden Infektionen, steigenden Todeszahlen. Joe Biden hat ein Konzept vorgelegt, bereits jetzt schon, um das zu lösen oder um das zu bekämpfen. Dieses Konzept stützt sich wieder sehr auf die Wissenschaftler. Man kann davon ausgehen, dass Leute wie Anthony Fauci, der Chef-Corona-Experte Amerikas, wieder mehr zu Wort kommen wird, auch in den Medien. Und dass das Weiße Haus und dass die Regierung auf ihn hört. Die CDC, die Gesundheitsbehörde Amerikas, wird auch wieder mehr zum Tragen kommen. Donald Trump hat hier alle zur Seite gedrängt. Und Biden wird ihnen wieder mehr Gehör geben und sich auch auf ihren Ratschlag verlassen. Denn auf diese Leute kommt es natürlich an, die wissen, wo es langgeht.«
In Deutschland wird derweil mit allen Mitteln versucht, das Weihnachtsfest zu retten. Besinnlichkeit trotz Abstandsregeln – wie auf diesem Drive-in-Christkindlmarkt im bayerischen Landshut. In zähen Verhandlungsrunden beschließen Kanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten einen »Lockdown light«:
Angela Merkel, Bundeskanzlerin »Damit wir dann zu den Weihnachtstagen vom 23.12. bis 1. Januar ein Fest im engsten Familien- und Freundeskreis mit maximal zehn Personen feiern können.«
Das Jahr 2020 endet mit ermutigenden Nachrichten. Ende November befinden sich drei Impfstoffe kurz vor der Zulassung, darunter einer entwickelt vom deutsch-amerikanischen Duo Biontech / Pfizer.
Jens Spahn, Gesundheitsminister »Wir rechnen, Stand heute, mit ersten Zulassungen im Dezember. « Rund ein Jahr lang ist das Virus nun in unserer Welt – und hat sie nachhaltig geprägt und verändert. Steffen Klusmann, Chefredakteur DER SPIEGEL »Ich glaube schon, dass wir in gewisser Weise gelernt haben, dass man nicht mehr für alles einen Riesenaufwand betreiben muss, und dass halt viel auch digital geht, dass es schneller geht, angenehmer ist, effizienter ist, kostengünstiger und weniger Ressourcen braucht. Und vielleicht lässt sich ein Teil davon im Guten herüberretten. Ich bin sehr gespannt.«
2020 war auch eine Bewährungsprobe für politische Systeme. Autoritäre Staaten schienen zunächst im Vorteil: Pekings hartes Durchgreifen wurde belohnt, Corona ist in China so gut wie besiegt. Doch das Virus hat dem Staat eine Steilvorlage geliefert, die Überwachung ihrer Bürger auszubauen. Freiheit in Pandemiezeiten bezahlen die Chinesen mit zusätzlicher Unfreiheit.
Der Westen hat einen anderen, vermeintlich beschwerlicheren Weg gewählt.
Angela Merkel, Bundeskanzlerin »Das Virus ist eine demokratische Zumutung«
Einschränkungen der Freiheitsrechte wurden in den Parlamenten permanent neu ausgehandelt – einfache Antworten gab es in der Coronakrise nicht. Vermutlich ist das ein Grund dafür, warum Populisten in diesem Jahr vielerorts gescheitert sind.