Falscher Vermieter: Betrugsopfer in Not | Markt | NDR
Eigentlich will Jan Demuth nur kurz etwas kaufen,
aber dann geht an der Tankstelle nichts mehr - er kann nicht bezahlen.
Seine EC-Karte ist gesperrt.
Ich hab's aufs Gerät geschoben, gefragt: Habt ihr Probleme damit?
Das hat man verneint.
Hab die Tankstelle verlassen mit 'nem unguten Gefühl.
Hab mich zu Hause im Online-Banking eingeloggt
und hatte 'ne Nachricht von meiner Bank.
Man hätte aufgrund eines negativen Schufa-Eintrags
meinen Dispositions-Vertrag gekündigt.
Die peinliche Situation an der Tankstelle:
Der erste Hinweis auf ein Problem.
Schock, weil ich jemand bin, der seine Finanzen gut im Blick hat.
Ich wusste sofort: Hier ist was faul.
Er ist Opfer eines Betrügers geworden.
So ist es wahrschlich gelaufen:
Ein Mann schaltet eine Wohnungsanzeige.
Komplett frei erfunden.
Jan Demuth sucht eine Wohnung und bewirbt sich -
schon schnappt die Falle zu.
Der mutmaßliche Betrüger will nur die persönlichen Daten von Demuth.
Der gibt sie ihm – und damit geht der Mann sofort dreist einkaufen.
Die Masche:
Bei den Versandhändlern gibt der Mann den Namen
und die Adresse von Jan Demuth an, die Kontonummer aber ist ausgedacht.
Die Händler können nicht abbuchen und melden das der Schufa.
Jan Demuth merkt erst etwas, als die Bank den Geldhahn zudreht.
Mit der Folge:
Die einzige Konsequenz war der Schufa-Eintrag.
Für mich persönlich die Konsequenz,
dass diverse Beträge wie Miete usw nicht abgebucht werden konnten.
Da durch Anschaffungen für meine Wohnung ich mein Konto ein bisschen überzogen hatte.
Und die Bank, meine Bank aufgrund des Schufa-Eintrags
meinen Dispositionskredit gekündigt hatte.
Von heute auf morgen stand ich mit null Euro da.
Was er nicht weiß:
Auch die Hamburger Polizei ermittelt bereits.
Neben Jan Demuth haben sich weitere Opfer gemeldet.
Auch die Unternehmen, bei denen der Mann eingekauft hat.
Hier setzen sie jetzt die Puzzleteile zusammen.
Es gab Anzeigen, wo Unternehmen gesagt haben:
"Wir haben Ware ausgeliefert."
Und die Geschädigten haben gesagt: "Wir haben diese Ware nie bekommen."
Immer wieder eine bestimmte Adresse als Empfängeradresse auftauchte
Man hat die Anzeigen zusammengefasst und festgestellt:
Dahinter steckt ein konkreter Mann.
Dass die Polizei dem Mann auf die Spur kommt,
hilft jetzt den Opfern, denn sie sind in der Beweispflicht.
Müssen nachweisen, dass nicht sie die teuren Geräte bestellt haben.
Wenn man einen negativen Schufa-Eintrag bekommt,
ist man in der Bringschuld, der Schufa zu beweisen:
Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen.
Dieser Prozess hat sich vier Wochen hingezogen,
bis ich das alles geregelt hatte.
90.000 Euro Schaden, insgesamt 60 Opfer.
Sie haben Daten wie Ausweiskopien oder Gehaltsnachweise weitergegeben,
als sie sich auf die falsche Wohnungsanzeige meldeten.
Im Nachhinein: gefährlicher Leichtsinn.
Der Wohnungsmarkt ist heiß umkämpft.
Interessante Wohnungen in guten Lagen sind begehrt.
Die Menschen sind immer mehr bereit, in Vorleistung zu treten
und weit von sich preiszugeben als normalerwise gemacht hatten
Betrüger gehen nicht nur auf Einkaufstour.
Adressen, eine Schufa-Auskunft oder ein gemailter Einkommensnachweis
eignen sich auch für andere Maschen.
Wir haben Sachverhalte gehabt,
da haben Betrüger die Daten genutzt und den Arbeitgeber angeschrieben:
"Ich habe mein Konto gewechselt: Bitte überweisen Sie mein Gehalt
ab dem nächsten Ersten auf die Bank XY."
Dann wunderte sich die Geschädigte, warum das Gehalt nicht ankam.
Und die Personalabteilung sagte: "Du hast doch ein neues Konto."
Betrügereien mit gefälschten Wohnungsanzeigen sind nicht selten.
Das Unternehmen Immobilienscout 24 veröffentlicht Wohnungsanzeigen im Internet
Täglich arbeitet ein Team daran, verdächtige Anzeigen aufzuspüren.
Mit großem Erfolg,
sagt Abteilungsleiterin Kerstin von Blumröder.
Sie entwickelt Kriterien,
nach denen dubiose Inserate aus dem Netz genommen werden.
Wie aber findet man heraus,
ob eine Anzeige seriös oder gefälscht ist?
Ich sollte misstrauisch werden, wenn der Preis zu günstig ist,
die Nebenkosten zu gering.
Wenn die Bilder drauf hindeuten,
dass es sich vielleicht auch um ein Hotelzimmer handelt.
Die Objektbeschreibung nicht das abbildet,
was auf den Bildern zu sehen ist.
Und wenn ich kontaktiert werde und zu einer Zahlung aufgefordert werde,
weil das ist absolut unüblich.
Die Online-Plattform von Immobilienscout 24
hat für solche Fälle einen Meldeknopf.
Hier kann man auf verdächtige Inserate hinweisen.
Hamburg: eine 3-Zimmer-Wohnung in der teuren Hafencity inseriert.
Voll möbliert, 80 Quadratmeter für 400 Euro.
Kaum realistisch, meint Raphael Herder,
Makler in der Hafencity.
Wir zeigen ihm Bilder der verdächtigen Anzeige.
Das sieht nach gestagten Fotos aus,
extra hergerichtet für so 'n Fotoshooting.
Das sind ja teilweise Markenmöbel.
Wenn 'n Stuhl schon 400 Euro kostet, kann die Miete nicht bei 400 liegen.
Dass da was nicht stimmt, fällt auch Janina Gätz auf.
Sie sucht schon lange in Hamburg eine bezahlbare Wohnung,
als sie die Anzeige entdeckt.
Und ärgert sich, dass jemand ihre Not ausnutzen will.
Ich wurde richtig sauer,
dass irgendwelche Betrüger sich solche Machenschaften erlauben.
Mit Menschen, die nicht unbedingt Geld haben
und nur eine Wohnung haben wollen.
Da dachte ich mir, da muss man was machen,
ich schreibe einfach, ob da was passiert.
Es passiert etwas:
Nach der ersten Kontaktaufnahme kommt die Antwort,
dass jederzeit eine Besichtigung arrangiert werden könne.
Für die "Reservierung" sei aber eine Anzahlung von 800 Euro nötig.
Janina Gätz meldete die Betrugsanzeige der Polizei.
In der Zwischenzeit ist sie deaktiviert.
Wir raten grundsätzlich,
im Zweifel die Finger von einem Angebot zu lassen.
Die Wahrscheinlichkeit,
dass Straftäter dahinterstehen, ist groß.
Sie verpassen womöglich eine Wohnung,
aber retten Ihr Geld.
Janina Gätz ist auf den Betrug nicht hereingefallen.
Eine Wohnung hat sie nach langem Suchen gefunden.