Weltuntergang durch Gamma-Ray Bursts? - Das Fermi-Paradox: Teil 6
Es gibt viele Szenarien einer existenziellen Bedrohung; Szenarien, die zur Auslöschung
ganzer intelligenter Spezies führen.
Daher haben wir heute Hilfe – Yggi's Kosmos stellt im Begleitvideo zu unserem die Bedrohung
durch Asteroiden dar – schaut unbedingt bei ihm rein und abonniert seinen Kanal.
Warum aber fragen wir nach dem wie und warum der Apokalypse?
Werfen wir nochmal einen Blick auf die Großen Filter.
„Are we almost past it?“
fragte Robin Hanson, almost – fast – also noch nicht.
Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass Zivilisationen nur eine bestimmte Zeitspanne
für ihre Entwicklung haben.
Dass sie quasi regelmäßig ausgelöscht werden oder aber sich nach einem bestimmten Punkt
immer selbst vernichten.
Aber wenn Vernichtung – dann richtig.
Als Lösung für das Fermi-Paradox eignet sich diese Vorstellung nämlich nur dann,
wenn sie IMMER eintritt.
Nicht oft, nicht meistens – Zivilisationen müssten ausnahmslos vernichtet werden, bevor
sie mit der interstellaren Kolonisation beginnen.
Schauen wir mal, ob das geht!
Ich bin Ronny, willkommen bei Raumzeit.
Also, wie groß ist die Chance, dass Zivilisationen zu 100% vernichtet werden?
Wie so oft müssen wir für eine Analyse auf uns selbst blicken.
Das eine Beispiel, das wir haben.
Wir können uns schlecht vorstellen, dass die menschliche Spezies verschwindet – ein
Glaube an die Ewigkeit der Menschen scheint uns einprogrammiert.
Natürlich sind wir als Homo Sapiens erst ca.
200.000 Jahre da – ein Wimpernschlag im der Geschichte des Kosmos.
Dinosaurier existierten mehr als 1000 Mal so lange wie wir und verschwanden plötzlich
oder – schlimmer – wurden zu Hühnern.
Eine Vernichtung oder eine irreversible Zerstörung der menschlichen Zivilisation ist NICHT unwahrscheinlich.
Ein Expertengremium auf einer Konferenz an der Oxford University (nicht groß, aber mit
renommierten Wissenschaftlern besetzt) ermittelte Anfang der 2000er Jahre eine Wahrscheinlichkeit
von 19%, dass wir noch im 21.
Jahrhundert verschwinden werden.
Wir wollen an dieser Stelle noch nicht zu theoretisch werden (das machen wir dann in
der nächsten Folge) und fangen erstmal mit einer grundlegenden Einteilung an: der Untergang
ist entweder vom Menschen selber gemacht (wir sprechen hier von anthropogenen Katastrophen)
oder eben natürlichen Ursprungs (nicht-anthropogene Ereignisse).
Die letzteren, die nicht-anthropogenen, die wollen wir uns heute anschauen.
Der Philosoph Nick Bostrom (von dem wir noch häufiger hören werden) hat eine Reihe von
kosmischen Ereignissen aufgelistet, welche die Menschheit existenziell bedrohen könnten.
Seine Aufzählung umfasst: Asteroideneinschläge, Gamma-Ray Bursts, Außerirdische Invasion
und – besonders interessant – die Annahme, wir könnten alle nur Teil einer Simulation
sein und jemand zieht den Stecker.
Die letzten zwei Möglichkeiten sind zweifelsfrei existenzbedrohend bzw. -vernichtend, allerdings
in unserem Zusammenhang unbrauchbar.
Sie würden schlagartig unsere Suche nach Aliens beenden – in doppeltem Wortsinn:
wir wären nicht nur ausgelöscht sondern wir hätten die Existenz außerirdischen Lebens
damit auch bewiesen und das Fermi-Paradox, quasi als letzte Amtshandlung der Menschheit,
erfolgreich aufgelöst.
Wenden wir uns also den Alternativen zu.
Alles Wissenswerte über die Bedrohung durch Asteroiden erfahrt ihr auf Yggi‘s Kosmos.
Hier bei uns geht es dagegen um Gamma Ray Bursts (im Deutschen Gamma Blitze).
Wie entstehen sie?
Haben sie bereits einmal zum Massenaussterben geführt?
Und … die entscheidende Frage: Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Gamma-Ray Burst in absehbarer
Zeit unsere Existenz beendet?
Gamma-Ray Bursts kommen als kurze, wenige Sekunden lange Ereignisse, oder – weit häufiger
– als minutenlange Erscheinungen vor.
Die kurzen Gamma-Ray Bursts werden als das Ergebnis von Neutronensternkollisionen betrachtet.
Die längeren Vertreter sind das Ergebnis von Supernovae.
Immer dann, wenn ein Stern zum Zeitpunkt seiner Detonation schnell rotiert und über ein starkes
Magnetfeld verfügt, kann dieses Magnetfeld große Anteile des Energieausstoßes der Supernova
bündeln.
Die Energie wird in Form von Gammastrahlung als Jets an den Polen des Magnetfeldes ausgestoßen.
Gammastrahlung ist die kurzwelligste, härteste und energiereichste Form der elektromagnetischen
Strahlung.
Dabei wird in wenigen Sekunden soviel Energie ausgestoßen wie die Sonne in ihrer gesamten
Lebensspanne erzeugt und diese Energie wird ähnlich einem Laser extrem fokussiert und
mit Lichtgeschwindigkeit durch den Kosmos geschossen.
Auslöser allerdings war ein Sternentod – nicht der Todesstern.
Die hohe Energiemenge macht es möglich, Gamma-Ray Bursts in extrem weit entfernten Galaxien
des Universums zu beobachten, wenn ihre Strahlen auf uns gerichtet sind.
Diese GRBs sind so energetisch, dass sie ihre Heimatgalaxie überstrahlen.
Einer der hellsten, die wir bisher beobachteten, war auch im sichtbaren Teil des Spektrums
so hell, dass er noch mit bloßem Auge am Nachthimmel erkennbar war– obwohl sein Ursprung
über 8 Milliarden Lichtjahre entfernt war.
Würde die Erde von einem GRB aus einem Radius von weniger als 10.000 Lichtjahren getroffen,
wird es bedrohlich.
Der Burst hätte keine unmittelbaren, sofortigen Auswirkungen auf das Leben.
Unsere Atmosphäre würde uns vor der tödlichen Strahlung effektiv schützen.
Allerdings würde der Strahl aggressiv und langfristig das Ozon der Erdatmosphäre zerstören
– und das bedeutet massive Probleme für quasi alle Lebensformen.
Da Spezies am unteren Ende der Nahrungskette und Sauerstoffproduzenten besonders anfällig
für die dann wirkende UV-Strahlung der Sonne wären, ist so ein GRB ein glaubwürdiger
Kandidat für ein Massenaussterben.
Viele Wissenschaftler glauben übrigens, dass das Aussterbeereignis am Ende des Ordoviziums
auf einen Gamma-Ray Burst zurückzuführen ist.
Die Tatsache, dass vor allem Lebewesen starben, die in den oberen Wasserschichten lebten,
und dass es zu einer folgenden Eiszeit mit massiver Vergletscherung kam, lassen einen
GRB als Auslöser durchaus plausibel erscheinen.
Ist aber nun ein GRB ein glaubwürdiger Kandidat für einen großen Filter?
Wir gehen davon aus, dass ein Gamma-Ray Burst innerhalb von 10.000 Lichtjahren zum ernsten
Problem werden könnte.
Dieser müsste dann auch exakt auf den lebenstragenden Planeten gerichtet sein.
Im Fall der Erde kommt hier der Wolf-Rayet Stern WR104 in Frage – er ist nur 8000 Lichtjahre
entfernt, seine Rotationsachse ist uns sehr wahrscheinlich zugewandt und er wird innerhalb
der nächsten halben Millionen Jahre zur Supernova werden.
Wenn der resultierende GRB uns trifft, dann gibt es keinerlei Vorwarnung – er erreicht
uns mit Lichtgeschwindigkeit.
Obwohl er Kolonien innerhalb des Sonnensystems auch treffen würde, hätte er dort kaum Auswirkungen,
da es seine Interaktion mit einer Ozonschicht ist, die ihn so gefährlich macht.
Anhand von Beobachtungen extragalaktischer Gamma-Ray Bursts kommen Berechnungen zu dem
Schluss, dass die Erde 1-3 Mal pro Milliarde Jahre einen direkten Treffer aus einer Distanz
von weniger als 10.000 Lichtjahren hinnimmt.
In der zurückliegenden Milliarde Jahren allerdings hat kein Gammablitz ausgereicht, dass Leben
oder auch nur das Landleben irreversibel zu schädigen.
Damit scheiden GRBs als Großer Filter aus.
Sie sind zu selten und obwohl sie katastrophale Auswirkungen haben können, bedeuten sie nicht
per se das Ende einer Zivilisation geschweige denn das Ende allen Lebens.
Eingangs nannten wir 19% als Wahrscheinlichkeit, dass die Menschheit noch im 21.
Jahrhundert untergehen wird.
Es spricht eine deutliche Sprache, dass kosmische Katastrophen in diesen 19% keinerlei Rolle
spielen.
Andere nicht vom Menschen gemachte, aber irdische Katastrophen – etwa eine globale Pandemie
– schlagen mit 0,05% zu Buche.
Den Experten zufolge sind es nahezu ausschließlich anthropogene – also vom Menschen gemachte
Katastrophen – welche die Auslöschung unserer Spezies wahrscheinlich machen.
Um diese hausgemachten Untergangsszenarien wird es in der nächsten Folge zum Fermi-Paradox
gehen.
Wir hoffen, auch diese Folge hat euch gefallen und vielleicht auch den einen oder anderen
neuen Aspekt aufgezeigt.
Wenn ja, dann abonniert Raumzeit und vergesst die kleine Glocke nicht.
Denkt bitte auch an das Begleitvideo drüben bei Yggi's Kosmos.
Wir sagen wie immer Danke fürs Zuschauen und in diesem Sinne, 42!