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Funkkreis. Podcast der Bundeswehr, Podcast #41| Operation Mask Force | Bundeswehr

Podcast #41| Operation Mask Force | Bundeswehr

Delta to all, Radiocheck, over Hier ist Bravo, kommen

This is Tango, over.

Funkkreis, Podcast der Bundeswehr.

1: Willkommen bei Funkkreis. Ich bin Christin Schulenburg aus der Redaktion der Bundeswehr in Berlin.

Unser heutiges Thema beschäftigt uns und die Bundeswehr

bereits eine ganze Weile - Corona.

Langsam wird es zäh und viele Maßnahmen werden nicht mehr so eingehalten

wie am Anfang. Dabei sollten wir genau das tun. Um uns dies näher zu erläutern haben

wir wieder mit einer Expertin gesprochen. Bei mir am Telefon habe ich Dr. Svenja Liebler.

Frau Doktor ist Oberfeldarzt in Koblenz. Frau Doktor was ist ihr Dienstposten und womit

haben Sie täglich zu tun?

2: Ich arbeite im Kommando Sanitätsdienst

in der Unterabteilung 6. Die ist für die Präventivmedizin zuständig. Ich selbst bin

Krankenhaushygienikerin und normalerweise eben für die Hygiene in den Krankenhäusern,

in den medizinischen Einrichtungen in den Auslandseinsätzen zuständig. Aber im Moment

ist ein Schwerpunkt natürlich die Prävention von Corona-Infektionen.

1: Gibt es denn bzw. gab es denn Fälle in der Bundeswehr an Corona?

2: Wir haben Fälle in der Bundeswehr gehabt bereits zu Beginn, wo sich auch Soldaten angesteckt

haben. Im zivilen Umfeld war das damals viel mehr. Wir haben aber vor allem aber auch im

Moment wieder 43 aktive Fälle in der Bundeswehr und damit sind wir leider wieder auf dem Stand

angekommen den wir im März schon mal hatten, als die Coronazahlen in Deutschland insgesamt

anstiegen. Zwischenzeitlich sah das deutlich besser aus, aber im Moment sind es eben insgesamt

auch die Urlaubsrückkehrer, die das Virus wieder nach Deutschland einschleppen und das

spiegelt sich natürlich auch bei den aktiven Fällen in der Bundeswehr wieder. Insofern

muss man eben ganz klar sagen, dass dieser einmalige negative Test bei Einreise oder

eventuell sogar 48 Stunden vor der Einreise nach Deutschland nicht ausreichen kann um

mit Sicherheit zu sagen, dass dieser Mensch nicht infektiös ist bzw. sich selbst nicht

angesteckt hat. Und insofern müssen wir eben einfach für die Bundeswehr sagen, dass wir

die Menschen, die sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben, bitten, nicht mit diesen

einmaligen negativen Test wieder in den Dienst zu kommen, sondern eben sich für sieben Tage

in Quarantäne zu begeben, sich frühestens am 7. Tag beim Truppenarzt testen zu lassen

und erst dann mit dem negativen Testergebnis wieder den Dienst am Dienstort aufzunehmen.

1: Sollte sich nun doch jemand anstecken, wie sieht denn das momentan mit den Erkenntnissen

aus? Junge und gesunde Menschen, wie sie häufig in der Bundeswehr vertreten sind, haben die

auch eine besonders hohe Gefahr eventuell von Spätschäden oder ähnlichem?

2: Im Vergleich zu älteren Menschen, vor allem mit Vorerkrankungen, haben die jungen

und gesunden Menschen ein geringeres Risiko. Dennoch kann es eben auch die treffen und

im Einzelfall können auch junge gesunde Menschen einen schweren Verlauf haben, im Sinne von

überschießenden Reaktionen des Immunsystems, die dann eben wirklich diese schweren Verläufe

auch mit Beatmungspflichtigkeit verursachen können und selbst Patienten die eigentlich

nur sozusagen den Atemweginfekt hatten, merken zum Teil noch Wochen oder Monate später eine

eingeschränkte körperliche Belastbarkeit. Das kann dann eben für den Soldaten durchaus

relevant sein, wenn er eben schneller erschöpft ist oder ein geringeres Lungenvolumen hat

je nachdem welche Funktion die ausüben. Also wenn jemand jetzt am Schreibtisch tätig ist,

so wie ich das bin, dann mag das vielleicht keine großen Folgen haben, wenn ich jetzt

die nächsten 3- 4 Monate schlechter die Treppen hoch komme, aber bei jemandem der tatsächlich

körperlich schwere Tätigkeiten verrichten muss, für den kann es durchaus relevant sein.

Auch junge Menschen, auch an sich gesunde Menschen können schwere Verläufe erleiden.

Wir haben es auch im Einsatz gesehen, wo eben ein ausländischer Pilot repatriiert werden

musste, weil er einen schweren Verlauf entwickelt hat, weil er kurz vor der Beamtmungspflichtigkeit

war und solche Menschen haben natürlich wie wir es auch bei anderen Atemwegserkrankungen

sehen, lange noch mit den Folgen zu kämpfen im Sinne von eingeschränkter körperlicher

Belastbarkeit. Was die Lungenfunktion betrifft sind diese Menschen eingeschränkt und das

merke ich natürlich dann, wenn ich Treppen steige, wenn ich sportlich aktiv sein will,

wenn ich mich eben körperlich belaste. Insofern kann mich das durchaus betreffen. Das betrifft

auch Menschen die eine bakterielle Lungenentzündung erlitten haben, daher kennen wir das schon.

Somit ist das natürlich nichts Neues, was wir bei diesem Virus sehen, aber das ist eben

etwas, das viele junge Menschen etwas verdrängen. Die denken, das ist ein Schnupfen und nach

14 Tagen ist alles wieder gut. Das ist auch in der Mehrzahl der Fälle so. Wenn ich aber

gerade der eine bin, den es schwer trifft, dann kann ich durchaus lange damit zu tun haben.

1: Wie lange ist den lange?

Lange ist zum Teil über mehrere Monate hin, bis zu einem halben Jahr und länger. Letztendlich

wissen wir ja überhaupt erst seit einem guten halben Jahr oder seit einem dreiviertel Jahr

inzwischen, dass es dieses Virus gibt und insofern kann man natürlich noch nicht über

lebenslange oder jahrelange Spätfolgen sprechen. Aber was wir natürlich sehen ist, dass Menschen

die künstlich beatmet werden mussten enorme Problem haben und ein sehr eingeschränktes

Lungenvolumen haben können und das sind dann natürlich wirklich relevante Spätschäden.

Es kann natürlich dazu führen, dass ich für eine gewisse Zeit erstmal nicht mehr

auslandsverwendungsfähig bin. Auch wenn man jetzt Spezialkräfte vor Augen hat, Kampfschwimmer,

Minentaucher oder ähnliches, die eben natürlich enorm auf ihr Lungenvolumen angewiesen sind

oder auch Militärmusiker, Blasmusiker die leben natürlich davon, dass sie dieses Lungenvolumen

haben, um ihr Instrument spielen zu können. Insofern sind es ganz verschiedene Bereiche,

die davon betroffen sein können.

1: Und nun bin ich Bundeswehrsoldat und bin

ganz sportlich, mache nicht nur meinen Dienstsport, sondern auch darüber hinaus. Das heißt,

mein Herz und meine Atemwege sind eigentlich gut trainiert. Nichtsdestotrotz muss ich mich

wie alle anderen auch schützen?

2: Ich sollte mich auf jeden Fall schützen.

Denn man muss ja auch sagen, es geht nicht nur um den Soldaten selbst, sondern es geht

auch darum, dass der Soldat vielleicht auch Angehörige hat, Eltern, Großeltern, die

möglicherweise Vorerkrankungen haben. Dass der Soldat aber auch Kollegen im zivilen Umfeld,

aber auch Kameraden hat, die wiederum Angehörige haben und die eben auch verhindern möchten,

dass diese Infektion weitergetragen wird und eben vulnerable Patienten befallen könnte.

Was sehr häufig gesagt wird, dass wir in Deutschland gerade so wenig aktive Fälle

im Moment haben, dass unsere Todesraten sehr gering sind. Das Ganze liegt natürlich daran,

dass wir sehr konsequent und sehr frühzeitig massiv Maßnahmen ergriffen haben und insofern

eben italienischen Verhältnissen vorbeugen konnten. Wir haben es tatsächlich geschafft

vulnerable Patientengruppen zu schützen. Das ist den Schweden nicht so gut gelungen.

Die haben eine enorme Übersterblichkeit gerade bei den alten Patienten gehabt, bei den alten

Menschen und insofern ist das eben dieses Präventionsparadox. Den Schaden, den wir

verhindert haben, den sehen wir nicht und insofern erscheint uns diese Coronapandemie

in Deutschland oder bezogen auf Deutschland als nicht so dramatisch. Das hätte hier aber

auch ganz anders ausgesehen, wenn wir nicht so konsequent und so massiv Maßnahmen ergriffen

hätten, die viele natürlich auch als Beschränkungen der persönlichen Freiheit sehen.

1: Das heißt, wenn wir jetzt lockerlassen und tatsächlich die berühmte zweite Welle

kommt, dann kann oder könnte uns das trotzdem noch treffen wie in anderen Ländern?

2: Dann könnte uns das auch noch treffen wie in anderen Ländern. Zumindest dann, wenn

sich wieder vermehrt alte Menschen anstecken. Das was wir im Moment sehen ist, dass sich

junge Menschen anstecken. Eben gerade die, die aus dem Urlaub zurückkommen, die auch

ein geringeres Risiko für einen schweren Verlauf haben,

sodass natürlich das Gesundheitssystem

derzeit weit entfernt von einer Überlastung ist. Wenn die das Virus aber breit in der

Bevölkerung verteilen und sich vermehrt auch alte Menschen und Risikopatienten anstecken,

dann werden wir auch wieder mehr Fälle im Krankenhaus sehen, dann werden wir auch wieder

steigende Todesfälle haben. Wenn wir den Herbst und den Winter vor Augen haben, haben

wir natürlich auch die vollen Wartezimmer beim Truppenarzt vor Augen, wo die Soldaten

mit den Erkältungssymptomen sitzen und wenn ich jetzt gegen Grippe geimpft bin habe ich

schon mal eine infektiöse Erkrankung die ich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit

ausschließen kann. Und dadurch wird natürlich das Gesundheitssystem enorm entlastet.

Das betrifft aber nicht nur die Grippeschutzimpfung sondern es betrifft genauso die Impfung gegen

Keuchhusten. Auch da sollte man nochmal schauen, dass die tatsächlich aktuell ist und das

betrifft bei entsprechend lebensalten Kameraden gegebenenfalls die Pneumokokkenimpfung oder

auch bei Mitarbeitern oder Kameraden mit Vorerkrankungen.

Das betrifft letztendlich alle Impfungen gegen

respiratorische Erkrankungen, also gegen Erkrankungen der Atemwege. Die sollten alle auf dem neusten

Stand sein, um eben dadurch, dass man zumindest gegen diese Erkrankungen geschützt ist das

Gesundheitssystem auch zu entlasten. Natürlich werden wir im Herbst vor dem Problem stehen,

dass wir eben differenzieren müssen, ist das eine Virusgrippe, ist es Corona oder ein

banaler Atemwegsinfekt. Aber wenn eben schon ein hoher Anteil der Soldaten gegen Influenza

durchgeimpft ist kann es auch dazu beitragen, dass die Kapazitäten des Truppenarztes und

die Kapazitäten der Testlabore nicht an ihre Grenzen stoßen.

1: Wenn ich jetzt merke ich habe einen Atemwegsinfekt und fühle mich nicht gut,

wie verhalte ich mich dann richtig?

2: Wichtig ist, dass man erst telefonisch

beim Truppenarzt einen Untersuchungstermin vereinbart und nicht einfach mit dem Verdacht

im Hinterkopf es könnte ja auch Cororna sein ohne vorherige Terminabsprache beim Truppenarzt

eintrifft. Denn wir möchten natürlich nicht, dass Patienten die potenziell ansteckend sind,

dort im Wartezimmer sitzen und dann vielleicht auch den Soldaten anstecken der sich einfach

nur das Sprunggelenk verstaucht hat.

Insofern macht es durchaus Sinn das auf spezielle Sprechstunden

einzurichten wo eben nur die Abstrichdiagnostik erfolgt. Soweit ich mich noch so gesund fühle,

dass ich meine, dass ich das Ganze auch ohne ärztliche Behandlung sozusagen überstehe,

kann ich mich auch telefonisch melden, eventuell auch telefonisch „Krank zu Hause“ schreiben

lassen und eben erstmal das Ganze zu Hause auskurieren. Nicht krank in den Dienst kommen

als Held der Arbeit, denn damit ist, denke ich, niemanden gedient, wenn man dann das

Risiko eingeht seine Kameraden anzustecken.

1: Sehr guter Schlusspunkt. Genau. Danke, Wiederhören.

2: Tschüss.

1: Danke fürs Reinschalten in den Funkkreis. Weitere Informationen zum Thema finden Sie

wie immer Internet oder schreiben Sie uns eine E-Mail auf podcast@bundeswehr.org . Passen

Sie auf sich auf und auf die Menschen in Ihrer Umgebung. Bis nächsten Donnerstag, Tschüss.


Podcast #41| Operation Mask Force | Bundeswehr Podcast #41| Operation Mask Force | German Armed Forces

Delta to all, Radiocheck, over Hier ist Bravo, kommen

This is Tango, over.

Funkkreis, Podcast der Bundeswehr.

1: Willkommen bei Funkkreis. Ich bin Christin Schulenburg aus der Redaktion der Bundeswehr in Berlin.

Unser heutiges Thema beschäftigt uns und die Bundeswehr

bereits eine ganze Weile - Corona.

Langsam wird es zäh und viele Maßnahmen werden nicht mehr so eingehalten

wie am Anfang. Dabei sollten wir genau das tun. Um uns dies näher zu erläutern haben

wir wieder mit einer Expertin gesprochen. Bei mir am Telefon habe ich Dr. Svenja Liebler.

Frau Doktor ist Oberfeldarzt in Koblenz. Frau Doktor was ist ihr Dienstposten und womit

haben Sie täglich zu tun?

2: Ich arbeite im Kommando Sanitätsdienst

in der Unterabteilung 6. Die ist für die Präventivmedizin zuständig. Ich selbst bin

Krankenhaushygienikerin und normalerweise eben für die Hygiene in den Krankenhäusern,

in den medizinischen Einrichtungen in den Auslandseinsätzen zuständig. Aber im Moment

ist ein Schwerpunkt natürlich die Prävention von Corona-Infektionen.

1: Gibt es denn bzw. gab es denn Fälle in der Bundeswehr an Corona?

2: Wir haben Fälle in der Bundeswehr gehabt bereits zu Beginn, wo sich auch Soldaten angesteckt

haben. Im zivilen Umfeld war das damals viel mehr. Wir haben aber vor allem aber auch im

Moment wieder 43 aktive Fälle in der Bundeswehr und damit sind wir leider wieder auf dem Stand

angekommen den wir im März schon mal hatten, als die Coronazahlen in Deutschland insgesamt

anstiegen. Zwischenzeitlich sah das deutlich besser aus, aber im Moment sind es eben insgesamt

auch die Urlaubsrückkehrer, die das Virus wieder nach Deutschland einschleppen und das

spiegelt sich natürlich auch bei den aktiven Fällen in der Bundeswehr wieder. Insofern

muss man eben ganz klar sagen, dass dieser einmalige negative Test bei Einreise oder

eventuell sogar 48 Stunden vor der Einreise nach Deutschland nicht ausreichen kann um

mit Sicherheit zu sagen, dass dieser Mensch nicht infektiös ist bzw. sich selbst nicht

angesteckt hat. Und insofern müssen wir eben einfach für die Bundeswehr sagen, dass wir

die Menschen, die sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben, bitten, nicht mit diesen

einmaligen negativen Test wieder in den Dienst zu kommen, sondern eben sich für sieben Tage

in Quarantäne zu begeben, sich frühestens am 7. Tag beim Truppenarzt testen zu lassen

und erst dann mit dem negativen Testergebnis wieder den Dienst am Dienstort aufzunehmen.

1: Sollte sich nun doch jemand anstecken, wie sieht denn das momentan mit den Erkenntnissen

aus? Junge und gesunde Menschen, wie sie häufig in der Bundeswehr vertreten sind, haben die

auch eine besonders hohe Gefahr eventuell von Spätschäden oder ähnlichem?

2: Im Vergleich zu älteren Menschen, vor allem mit Vorerkrankungen, haben die jungen

und gesunden Menschen ein geringeres Risiko. Dennoch kann es eben auch die treffen und

im Einzelfall können auch junge gesunde Menschen einen schweren Verlauf haben, im Sinne von

überschießenden Reaktionen des Immunsystems, die dann eben wirklich diese schweren Verläufe

auch mit Beatmungspflichtigkeit verursachen können und selbst Patienten die eigentlich

nur sozusagen den Atemweginfekt hatten, merken zum Teil noch Wochen oder Monate später eine

eingeschränkte körperliche Belastbarkeit. Das kann dann eben für den Soldaten durchaus

relevant sein, wenn er eben schneller erschöpft ist oder ein geringeres Lungenvolumen hat

je nachdem welche Funktion die ausüben. Also wenn jemand jetzt am Schreibtisch tätig ist,

so wie ich das bin, dann mag das vielleicht keine großen Folgen haben, wenn ich jetzt

die nächsten 3- 4 Monate schlechter die Treppen hoch komme, aber bei jemandem der tatsächlich

körperlich schwere Tätigkeiten verrichten muss, für den kann es durchaus relevant sein.

Auch junge Menschen, auch an sich gesunde Menschen können schwere Verläufe erleiden.

Wir haben es auch im Einsatz gesehen, wo eben ein ausländischer Pilot repatriiert werden

musste, weil er einen schweren Verlauf entwickelt hat, weil er kurz vor der Beamtmungspflichtigkeit

war und solche Menschen haben natürlich wie wir es auch bei anderen Atemwegserkrankungen

sehen, lange noch mit den Folgen zu kämpfen im Sinne von eingeschränkter körperlicher

Belastbarkeit. Was die Lungenfunktion betrifft sind diese Menschen eingeschränkt und das

merke ich natürlich dann, wenn ich Treppen steige, wenn ich sportlich aktiv sein will,

wenn ich mich eben körperlich belaste. Insofern kann mich das durchaus betreffen. Das betrifft

auch Menschen die eine bakterielle Lungenentzündung erlitten haben, daher kennen wir das schon.

Somit ist das natürlich nichts Neues, was wir bei diesem Virus sehen, aber das ist eben

etwas, das viele junge Menschen etwas verdrängen. Die denken, das ist ein Schnupfen und nach

14 Tagen ist alles wieder gut. Das ist auch in der Mehrzahl der Fälle so. Wenn ich aber

gerade der eine bin, den es schwer trifft, dann kann ich durchaus lange damit zu tun haben.

1: Wie lange ist den lange?

Lange ist zum Teil über mehrere Monate hin, bis zu einem halben Jahr und länger. Letztendlich

wissen wir ja überhaupt erst seit einem guten halben Jahr oder seit einem dreiviertel Jahr

inzwischen, dass es dieses Virus gibt und insofern kann man natürlich noch nicht über

lebenslange oder jahrelange Spätfolgen sprechen. Aber was wir natürlich sehen ist, dass Menschen

die künstlich beatmet werden mussten enorme Problem haben und ein sehr eingeschränktes

Lungenvolumen haben können und das sind dann natürlich wirklich relevante Spätschäden.

Es kann natürlich dazu führen, dass ich für eine gewisse Zeit erstmal nicht mehr

auslandsverwendungsfähig bin. Auch wenn man jetzt Spezialkräfte vor Augen hat, Kampfschwimmer,

Minentaucher oder ähnliches, die eben natürlich enorm auf ihr Lungenvolumen angewiesen sind

oder auch Militärmusiker, Blasmusiker die leben natürlich davon, dass sie dieses Lungenvolumen

haben, um ihr Instrument spielen zu können. Insofern sind es ganz verschiedene Bereiche,

die davon betroffen sein können.

1: Und nun bin ich Bundeswehrsoldat und bin

ganz sportlich, mache nicht nur meinen Dienstsport, sondern auch darüber hinaus. Das heißt,

mein Herz und meine Atemwege sind eigentlich gut trainiert. Nichtsdestotrotz muss ich mich

wie alle anderen auch schützen?

2: Ich sollte mich auf jeden Fall schützen.

Denn man muss ja auch sagen, es geht nicht nur um den Soldaten selbst, sondern es geht

auch darum, dass der Soldat vielleicht auch Angehörige hat, Eltern, Großeltern, die

möglicherweise Vorerkrankungen haben. Dass der Soldat aber auch Kollegen im zivilen Umfeld,

aber auch Kameraden hat, die wiederum Angehörige haben und die eben auch verhindern möchten,

dass diese Infektion weitergetragen wird und eben vulnerable Patienten befallen könnte.

Was sehr häufig gesagt wird, dass wir in Deutschland gerade so wenig aktive Fälle

im Moment haben, dass unsere Todesraten sehr gering sind. Das Ganze liegt natürlich daran,

dass wir sehr konsequent und sehr frühzeitig massiv Maßnahmen ergriffen haben und insofern

eben italienischen Verhältnissen vorbeugen konnten. Wir haben es tatsächlich geschafft

vulnerable Patientengruppen zu schützen. Das ist den Schweden nicht so gut gelungen.

Die haben eine enorme Übersterblichkeit gerade bei den alten Patienten gehabt, bei den alten

Menschen und insofern ist das eben dieses Präventionsparadox. Den Schaden, den wir

verhindert haben, den sehen wir nicht und insofern erscheint uns diese Coronapandemie

in Deutschland oder bezogen auf Deutschland als nicht so dramatisch. Das hätte hier aber

auch ganz anders ausgesehen, wenn wir nicht so konsequent und so massiv Maßnahmen ergriffen

hätten, die viele natürlich auch als Beschränkungen der persönlichen Freiheit sehen.

1: Das heißt, wenn wir jetzt lockerlassen und tatsächlich die berühmte zweite Welle

kommt, dann kann oder könnte uns das trotzdem noch treffen wie in anderen Ländern?

2: Dann könnte uns das auch noch treffen wie in anderen Ländern. Zumindest dann, wenn

sich wieder vermehrt alte Menschen anstecken. Das was wir im Moment sehen ist, dass sich

junge Menschen anstecken. Eben gerade die, die aus dem Urlaub zurückkommen, die auch

ein geringeres Risiko für einen schweren Verlauf haben,

sodass natürlich das Gesundheitssystem

derzeit weit entfernt von einer Überlastung ist. Wenn die das Virus aber breit in der

Bevölkerung verteilen und sich vermehrt auch alte Menschen und Risikopatienten anstecken,

dann werden wir auch wieder mehr Fälle im Krankenhaus sehen, dann werden wir auch wieder

steigende Todesfälle haben. Wenn wir den Herbst und den Winter vor Augen haben, haben

wir natürlich auch die vollen Wartezimmer beim Truppenarzt vor Augen, wo die Soldaten

mit den Erkältungssymptomen sitzen und wenn ich jetzt gegen Grippe geimpft bin habe ich

schon mal eine infektiöse Erkrankung die ich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit

ausschließen kann. Und dadurch wird natürlich das Gesundheitssystem enorm entlastet.

Das betrifft aber nicht nur die Grippeschutzimpfung sondern es betrifft genauso die Impfung gegen

Keuchhusten. Auch da sollte man nochmal schauen, dass die tatsächlich aktuell ist und das

betrifft bei entsprechend lebensalten Kameraden gegebenenfalls die Pneumokokkenimpfung oder

auch bei Mitarbeitern oder Kameraden mit Vorerkrankungen.

Das betrifft letztendlich alle Impfungen gegen

respiratorische Erkrankungen, also gegen Erkrankungen der Atemwege. Die sollten alle auf dem neusten

Stand sein, um eben dadurch, dass man zumindest gegen diese Erkrankungen geschützt ist das

Gesundheitssystem auch zu entlasten. Natürlich werden wir im Herbst vor dem Problem stehen,

dass wir eben differenzieren müssen, ist das eine Virusgrippe, ist es Corona oder ein

banaler Atemwegsinfekt. Aber wenn eben schon ein hoher Anteil der Soldaten gegen Influenza

durchgeimpft ist kann es auch dazu beitragen, dass die Kapazitäten des Truppenarztes und

die Kapazitäten der Testlabore nicht an ihre Grenzen stoßen.

1: Wenn ich jetzt merke ich habe einen Atemwegsinfekt und fühle mich nicht gut,

wie verhalte ich mich dann richtig?

2: Wichtig ist, dass man erst telefonisch

beim Truppenarzt einen Untersuchungstermin vereinbart und nicht einfach mit dem Verdacht

im Hinterkopf es könnte ja auch Cororna sein ohne vorherige Terminabsprache beim Truppenarzt

eintrifft. Denn wir möchten natürlich nicht, dass Patienten die potenziell ansteckend sind,

dort im Wartezimmer sitzen und dann vielleicht auch den Soldaten anstecken der sich einfach

nur das Sprunggelenk verstaucht hat.

Insofern macht es durchaus Sinn das auf spezielle Sprechstunden

einzurichten wo eben nur die Abstrichdiagnostik erfolgt. Soweit ich mich noch so gesund fühle,

dass ich meine, dass ich das Ganze auch ohne ärztliche Behandlung sozusagen überstehe,

kann ich mich auch telefonisch melden, eventuell auch telefonisch „Krank zu Hause“ schreiben

lassen und eben erstmal das Ganze zu Hause auskurieren. Nicht krank in den Dienst kommen

als Held der Arbeit, denn damit ist, denke ich, niemanden gedient, wenn man dann das

Risiko eingeht seine Kameraden anzustecken.

1: Sehr guter Schlusspunkt. Genau. Danke, Wiederhören.

2: Tschüss.

1: Danke fürs Reinschalten in den Funkkreis. Weitere Informationen zum Thema finden Sie

wie immer Internet oder schreiben Sie uns eine E-Mail auf podcast@bundeswehr.org . Passen

Sie auf sich auf und auf die Menschen in Ihrer Umgebung. Bis nächsten Donnerstag, Tschüss.