TRUMP vs IRAN: Wer vom ÖL-EMBARGO wirklich PROFITIERT - VisualPolitik DE
Wie wär's, wenn wir dieses Video mit einem kleinen Experiment beginnen? Googel mal nach diese zwei Worten: DONALD TRUMP. Was kam dabei raus?
Ganz sicher bekommst Du einen Haufen Ergebnisse zu seinem neuesten Aufreger-Tweet, einem kühnen Spruch oder einem neuen Sexskandal. Aber Du musst Dich wahrscheinlich bis auf die zweite
oder dritte Seite durchklicken, um etwas über eine seiner größten politischen Wetten überhaupt zu finden.
Wir sprechen über eine Wette, welche die globale Wirtschaft, den Ölpreis und das Schicksal
zweier Länder verändern könnte. Ja, liebe Zuschauer, die Rede ist von den Sanktionen gegen den IRAN.
Es handelt sich um eine so komplexe Thematik, dass wir dieser nicht nur ein oder zwei, sondern ganze drei Videos widmen werden, um alle Fragen dazu befriedigend beantworten zu können.
Im heutigen Video konzentrieren wir uns auf die Frage: Was hat das Atomprogramm mit dem Ölpreis zu tun? Am Ende dieses Videos wirst du genau verstehen, was ich damit meine.
Wie bei jeder guten Geschichte sollten wir mit der Vorstellung der Protagonisten beginnen.
Der erste ist natürlich die Islamische Republik Iran: ein Land, das für persische Teppiche,
Urananreicherung und.... Erdöl bekannt ist! Ja, auf diesem unseren Planeten verfügt der
Iran über das viertgrößte Vorkommen an Dinosaft überhaupt.
Profiteur
Das war aber noch lange nicht alles. Falls Ihr VisualPolitik schon länger abonniert
habt, wisst Ihr bereits, dass es verschiedene Arten von Rohöl gibt. Wenn man zum Beispiel ein Ölfass in Schottland aus der Nordsee fördern will, muss man dazu eine teure Ölbohrplatform
bauen, ein Loch ganz tief unter den Meeresboden bohren, und eine Hightech-Raffinerie für die weitere Verarbeitung braucht man auch noch. Insgesamt kommt man damit auf Förderkosten von mehr als 44 Dollar pro Barrel.
Im Iran liegen die Kosten für die Förderung derselben Menge bei weniger als einem Viertel dessen. Zusammen mit Saudi-Arabien haben sie das billigste Öl auf diesem Planeten.
Welches Problem haben die Iraner also? Nun... sie können ihr Öl in die meisten Länder der Welt einfach nicht verkaufen.
Die iranische Wirtschaft ist praktisch vom Rest der Welt abgeschnitten. Aus diesem Grund kann der Iran nur etwa 3 Millionen Barrel Erdöl pro Tag exportieren (obwohl er ihm
Rahmen der Sanktionen eigentlich nur etwa 1 Million exportieren dürfte). Das klingt
nach einer Menge, aber es ist nichts gegen die 7,5 Millionen Barrel pro Tag, die derzeit von Saudi-Arabien exportiert werden, welches derzeit insgesamt fast 11 Millionen Barrel pro Tag produziert.
Jetzt fragt ihr euch vielleicht... wer ist der ärgste Feind des Iran? Ja, ich weiß, was du denkst.... Amerika, nicht wahr?
Nun... du liegst falsch. Der Erzfeind des Iran ist eigentlich Saudi-Arabien. Ja, ich weiß... beides sind islamische Länder, verfolgen strenge religiöse Prinzipien und betrachten
Menschenrechte als... nicht gerade verbindlich. Aber der Islam ist nun mal alles andere als
homogen. Im Iran stellen schiitische Muslime die Mehrheit, während Saudi-Arabien ein von
sunnitischen Moslems domminiertes Land ist. Und vereinfacht gesagt: diese beiden Fraktionen sind sich spinnefeind. Das aber ist eine ganz andere Geschichte, die ein eigenes Video verdient hat.
Was also ist Saudi-Arabiens Problem? Nun... trotz Ölreichtum und stetem Geldsegen steht dessen Wirtschaft am Rande des Zusammenbruchs. Im Grunde genommen verschleudert das Land
sein ganzes Geld wie ein drogenabhängiger Rockstar. Und da sie nichts anderes als Erdöl
exportieren, schaltet ihre Wirtschaft jedes Mal in den Panikmodus, sobald der Preis für ein Barrel auf dem Ölmarkt fällt.
Jetzt fragt ihr euch vielleicht.... Wer ist der beste Freund Saudi-Arabiens? Nun... da kommt Amerika ins Spiel.
Nun, die Liebesbeziehung zwischen Uncle Sam und dem saudischen Königshaus ist nicht ganz so himmlisch, wie es von außen aussehen mag.
Die Obama-Regierung übte Druck auf die Saudis aus und versuchte, mit dem Iran anzubandeln.
So kam das Nuklearabkommen zustande.
Jetzt aber heißt der Präsident im Weißen Haus Donald Trump. Und in dem Moment, als er das Oval Office betrat, machte Trump klar, wer sein Verbündeter im Nahen Osten ist.
Deshalb flog er auf seiner ersten offiziellen Auslandsreise nach… Riad, in die Hauptstadt Saudi-Arabiens.
Sogar jetzt, nach der Tötung eines saudischen Dissidenten und Journalisten durch saudische Agenten in der Türkei, versucht Donald Trump, eine scharfe Verurteilung der Saudis zu vermeiden.
Aber der beste Beweis für seine Freundschaft mit dem Königshaus ist die Wiederbelebung der Nuklearsanktionen gegen den Iran. Ja, du hast richtig gehört.
Und jetzt fragst du dich vielleicht... was hat Saudi-Arabien mit den Sanktion gegen den Iran zu tun? Welche Rolle spielt dabei das
Erdöl? Heute werden wir diese Fragen beantworten, aber bevor wir das tun, lasst uns wie immer einen Blick in die Geschichte werfen.
Merkt Euch dieses Datum: April 2015. Zu diesem Zeitpunkt unterzeichnete Barack Obama das iranische Atomabkommen. Im Wesentlichen vereinbarten Amerika, China, Russland und die Europäische
Union in diesem Abkommen, dass sie mit dem Iran Handel treiben würden, wenn dieser sein Atombombenprogramm einstellen würde.
Dies erklärt, warum sich die iranischen Erdölexporte daraufhin von einem Tag auf den anderen fast verdoppelten. Sieh's dir einfach mal in dieser Tabelle an.
Vor Obamas Deal exportierte der Iran täglich 1,8 Millionen Barrel. Nach dem Deal stieg der Export des Iran auf bis zu 3 Millionen Barrel pro Tag.
Die neuen Kunden waren Spanien, Frankreich und andere europäische Länder.
Und was passiert, wenn das Angebot an Erdöl auf dem internationalen Markt steigt? Nun, der Preis pro Barrel sinkt. Das sehen wir
in dieser Tabelle. Zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung kostete ein Fass der Ölsorte BRENT 67 USD.
Ein Jahr später nur noch die Hälfte.
Natürlich gibt es viele andere Faktoren, die diesen Preisverfall erklären könnten.
Aber der Iran war definitiv einer der gewichtigeren Faktoren.
Gut… jetzt pass aber einen Augenblick auf, denn das war erst der Anfang der Entwicklung!
Langjährige VisualPolitik-Abonnenten wissen bereits, wie schwer es ist, Erdöl zu fördern.
Du brauchst eine Menge spezieller Technik, gut organisierte Unternehmensstrukturen und
vor allem.... GELD! Mit anderen Worten, wenn die National Iranian Oil Company – kurz
NIOC – mehr Öl produzieren wollte, brauchte sie Investoren.
Und zu just diesem Zeitpunkt wurde die eigentliche Finanzbombe gezündet!
Saudi-Arabien erwägt einen Börsengang von Aramco, dem wohl wertvollsten Unternehmen der Welt.
Lasst uns hier einen Moment innehalten....
Warum ist diese Nachricht so wichtig? Ok... spulen wir die Geschichte noch mal ein wenig zurück…
Ich werde dir jetzt eine Frage stellen... was ist das größte Unternehmen der Welt?
Viele von euch denken vielleicht an Apple, Amazon oder eine Bank, nicht wahr? Nun....
daneben getippt! Das größte Unternehmen der Welt ist ARAMCO. Es ist Saudi-Arabiens nationale Ölgesellschaft.
Trotzdem: nur weil man das größte Unternehmen der Welt ist, bedeutet es nicht, dass man nicht bankrottgehen kann. Falls der Ölpreis sinkt, kann Saudi-Arabien in eine ernste Notlage
geraten. Aus diesem Grund muss das Land seine Wirtschaft dringend diversifizieren und lernen,
Geld auf andere Weise als mit Erdöl zu verdienen. Und wie zieht man so eine Diversifikation am besten durch? Ganz einfach! Man legt erst mal einen Hedgefonds auf!
Saudi-Arabien will einen 2 Billionen Dollar schweren Mega-Fonds aufbauen.
Mit anderen Worten: die saudische Regierung möchte viel Geld in andere Unternehmen investieren.
So seltsam es auch scheint, dies ist nicht das erste Mal sein, dass ein ganzes Land in
Unternehmen investiert. Der weltweit größte Hedgefonds gehört nämlich keinem anderen
als der norwegischen Regierung, die mit seiner Hilfe ihre Öleinnahmen weltweit anlegt. Die
Saudis wollen nun etwas Ähnliches machen. Ihr Problem: Sie brauchen erst mal das Geld.
Tja, woher nehmen wenn nicht stehlen? Ganz easy! Wenn man das größte Unternehmen der Welt sein eigen nennt, muss man einfach nur 5% davon an der Börse verkaufen und schon hat man genügend Knete zum Investieren.
Auf diese Weise – durch das Erzeugen eines gewaltigen Geldsogs Richtung Riad – würde
die saudische Königsfamilie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: zum einen selbst
eine Menge Geld einsacken, und zum anderen die Investoren davon abhalten, genau dieses Geld im Iran zu investieren.
Kommen wir nun zum IRAN zurück. Erinnert ihr euch, als ich davon erzählt hab, dass der IRAN im Jahr 2016 auf der Suche nach Investoren für den Bau neuer Ölförderanlagen war?
Nun, bevor diese Investoren ihr Geld im Iran abladen, ließ Saudi-Arabien einfach eine noch süßere Verführung vor ihren Nasen baumeln: ARAMCO.
Jetzt warte aber noch einen Moment, denn so
einfach war es nun doch nicht!
Ein Unternehmen an der Börse zu bringen ist eine tolle Sache, weil man plötzlich viel Geld bekommt. Aber es gibt ein Problem dabei: Jedermann muss nun die Möglichkeit bekommen,
die Bilanzen dieser Firma einzusehen. Niemand würde Aktien eines Unternehmens kaufen, wenn er nicht genau wüsste, wie viel Geld es bereits verdient hat und wofür es verwendet wurde.
Mit anderen Worten... Transparenz ist nun Pflicht.
Transparenz aber ist das wohl ziemlich am wenigsten beliebte Wort des saudischen Königshauses. Seit Jahrzehnten nutzen die saudischen Monarchen
ARAMCO für all jene Dinge, nach denen ihnen gerade die Lust steht: Partys, Prunk und...
naja... jene Art von Ausgaben, von denen möglichst niemand etwas erfahren soll.
Aber das ist nicht das einzige Problem. Laut Prinz Muhammad Bin Salman, auch bekannt als MBS, ist ARAMCO 2 Billionen Dollar wert. Das
bedeutet, dass jene 5%, die er an den Mann bringen will, 100 Milliarden wert wären.
Als er jedoch anfing, über den Börsengang zu sprechen, begannen alle diese bösen Finanzanalysten damit, ihre eigenen Schätzungen anzustellen, und ihr Urteil war.....
Zwei Billionen Dollar!?!?!?!?!?? Bei dem derzeitigen
Verfall des Ölpreises? Prinz Salman, Du träumst wohl.... schau her! ARAMCO könnte 1,2 Billionen
wert sein.... 1,5, wenn wir äußerst großzügig sind, aber... mehr ist da einfach nicht drin,
Alter!
Mit anderen Worten, der Bomben-Börsengang, den sich ARAMCO so schön vorgestellt hatte,
war plötzlich nur noch ein hippes Buzzword .... Und wenn Prinz Salman während des vergangenen
Jahres danach gefragt wurde, kam nichts Besseres aus seinem Munde als.....
Oh, ja... ja, Mann.... wir müssen das machen, aber... vielleicht an einem anderen Tag, schau
mal... heute bin ich irgendwie beschäftigt... diese Woche hab ich schon so viel zu erledigen...
du weißt schon... ultrawichtiges Zeugs halt... nicht aufschiebbar… aber danach machen wir das mit dem IPO, versprochen… wir sehen uns dann… ok? ciao
Jetzt passt aber mal auf! Denn das ist noch nicht das Ende dieser Geschichte!
Merkt euch jetzt das folgende Datum: Mai 2018. Dies ist der Moment, in dem Trump das Atom-Abkommen
mit dem Iran gekündigt und neue Wirtschaftssanktionen gegen diesen angekündigt hat. Aber nicht
nur das! Er kündigte auch Sekundärsanktionen gegen all jene Länder an, die weiterhin mit
dem Iran Handel treiben würden. Mit anderen Worten, wenn ein Land nun iranisches Erdöl
kaufen möchte... nun... dann wird es sich mit Uncle Sam auseinandersetzen müssen. Und dies schließt auch die Europäische Union ein.
Manche Länder wie z.B. China haben bereits
klargestellt, dass sie nicht auf Trump hören und weiterhin Erdöl aus dem Iran beziehen
wollen. Indien, der zweitgrößte Kunde der Iraner, kündigte eine Reduktion der Importe
an aber.... ganz auf‘s Erdöl aus dem Land der Ayatolahs verzichten wollen sie dann doch nicht.
Trotzdem sieht alles danach aus, dass die EU die trumpschen Vorgaben peinlichst genau einhalten wird, auch wenn sie eigentlich keine große Lust dazu hat. Über dieses Thema werden wir im nächsten Video reden.
Das bedeutet, wenn wir den Iran aus der Gleichung herausstreichen, bleibt ein offener Posten
über eine ganze Million Fässer Öl im Einkaufsbuch Europas, der von irgendjemand befriedigt werden muss. Tag für Tag. Denn eines ist klar: Den Dinosaft braucht Europa.
Und rate mal, wer überglücklich wäre, hier als Retter in die Bresche zu springen? Genau!
Unsere Freunde aus Arabien!
Trump drängt Saudi-Arabien, seine Ölproduktion zu erhöhen.
Saudi-Arabien hat seine Produktion gerade
um 600.000 Barrel erhöht. Russland um 200.000. Macht zusammen 800.000 Fass... es bleibt also auch so immer noch ein Defizit von 200.000 Fass pro Tag übrig!
Und dämmert es euch jetzt, was passiert,
wenn man das Angebot an Erdöl auf dem internationalen Markt reduziert? Genau! Der Öl-Preis... steigt!
Lasst uns noch mal einen Blick auf das BRENT-Diagramm werfen. Wenn ihr aufmerksam wart, könnt ihr
jetzt sehen, dass gleich nachdem Trump anfing, über die Iran-Sanktionen zu sprechen, der Ölpreis auf 80 USD gestiegen ist.
Mit anderen Worten, die Sache sieht jetzt wirklich gut aus… für die saudische Wirtschaft.
Saudi-Arabiens Sovereign Wealth Fund nimmt ein Darlehen in Höhe von 11 Milliarden Dollar auf
In der Zwischenzeit gibt es zwei Dinge, die
wir behandeln sollten. Erstens steht die Islamische Republik Iran am Rande des wirtschaftlichen
Zusammenbruchs. Dies führt zu Protesten, sozialen Unruhen und einem autoritären Regime,
das sich in einer sehr unvorteilhaften Lage befindet. Zweitens steht die große Frage
im Raum... Wird die EU Trumps Sanktionen weiter einhalten? Die Debatte könnte heutzutage nicht heißer sein.
EU führt Maßnahmen ein, um Unternehmen vor den Sanktionen Donald Trumps gegen den Iran zu schützen.
Die Kernfragen lauten nun also.... Glaubt ihr, dass wir am Anfang vom Ende des Ayatolah-Regimes
stehen? Glaubt ihr, dass die Europäische Union weiterhin Öl aus dem Iran kaufen wird?
Wir würden gerne erfahren, welche Theorien ihr dazu habt und in den folgenden Videos werden wir sehen, wie sehr sich diese mit unseren eigenen decken.
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