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2021 Tagesschau, tagesthemen 17.09.2021, 21:45 Uhr - Nach Afghanistan-Evakuierungseinsatz Bundesverdienstkreuz für Brigadegeneral Arlt

tagesthemen 17.09.2021, 21:45 Uhr - Nach Afghanistan-Evakuierungseinsatz Bundesverdienstkreuz für Brigadegeneral Arlt

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (17.09.2021)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Elf Tage riskierten sie ihr Leben, um ihre Mission zu erfüllen.

Sie retteten fast 5500 Menschen:

Die Soldaten der Bundeswehr,

die die Luftbrücke nach Kabul aufrechtgehalten hatten.

So lange es ging ...

Sie wussten, Zigtausende zurücklassen zu müssen,

die noch vor den Taliban fliehen wollten.

Es war die wohl gefährlichste Rettungsmission der Bundeswehr.

Jens Arlt hat sie angeführt.

Stellvertretend für alle Beteiligten an der Evakuierung

verlieh ihm Präsident Steinmeier das Bundesverdienstkreuz.

Es ist die höchste Anerkennung für Brigadegeneral Jens Arlt:

Das Verdienstkreuz Erster Klasse.

Für seine Leistung

in der wohl gefährlichsten Rettungsmission der Bundeswehr.

Wir würdigen einen Einsatz, der den Beteiligten viel abverlangt hat,

mehr, als sich die meisten vorstellen können.

Ein Einsatz, dessen Wohl und Wehe

unser Land zwei Wochen in Atem hielt.

Elf Tage fliegt die Bundeswehr Menschen aus Kabul aus.

Eine Luftbrücke im August, unter extremem Zeitdruck.

Über 5000 Menschen sind es - doch viele bleiben zurück.

Am Flughafen herrschen Chaos und Panik.

Er muss den Einsatz unter schwierigsten Bedingungen meistern:

Jens Arlt, seit über 30 Jahren Soldat,

Auslandseinsätze u.a. im Kosovo und in Afghanistan.

Die Operation in Kabul ist besonders herausfordernd.

Ein sehr dynamischer Einsatz,

mit nichts zu vergleichen, was ich bis dato erlebt habe.

Jeder geht an die Belastungsgrenze, um das Ganze möglich zu machen.

Dieser Einsatz wird uns alle prägen.

Auch dieses Bild wird hängen bleiben:

Die Verteidigungsministerin umarmt den General vor drei Wochen.

Erleichterung, als die Truppe auf deutschen Boden zurückkehrte.

Aber es bleiben auch Fragen nach 20 Jahren in Afghanistan.

Fragen zu einem eiligen Abzug, die auch das Parlament aufarbeiten muss.

Ich konnte kurz nach der Feierstunde im Schloss Bellevue

mit Brigadegeneral Arlt über den Kabul-Einsatz sprechen.

Guten Tag, General Arlt.

Guten Tag, Herr Zamperoni.

"Dieser Einsatz wird mich prägen":

Das haben Sie nach Ihrer Rückkehr aus Kabul gesagt.

Inwiefern?

Es sind viele Eindrücke und Facetten,

was man sich als verantwortlicher Führer nicht hat träumen lassen.

Die kümmern sich auf einmal um Frauen, Familien, Kinder,

um Ernährung, um das Leid zu lindern.

Sie kümmern sich um versprengte Personen.

Das zeigt die Bandbreite dessen, was sie alles leisten müssen.

Es war militärisch sehr gefährlich,

aber auch diplomatisch sehr kompliziert.

Sie mussten koordinieren, improvisieren,

verhandeln mit anderen Streitkräften und mit deutschen Ministerien.

Und mit den Taliban.

Wie stellt man sich das vor?

Das sind mehrere Facetten.

Das gesamte Team, alle Ressorts haben ineinander gegriffen.

Jeder hat auf seiner Ebene die Dinge mitgestaltet.

Das Auswärtige Amt, Bundespolizei, Bundesnachrichtendienst ...

Alle haben ihren Beitrag geleistet.

Militärisch war günstig,

dass ich vor Ort alte Kameraden aus anderen Nationen getroffen habe.

Mit denen ich zum Beispiel vor zehn Jahren dort gekämpft habe.

Solche glücklichen Fügungen haben vieles erleichtert.

Die dritte Dimension ist: Sie müssen sich mit allen Akteuren einlassen.

Sie können in dem Land nichts bewegen,

ohne die Taliban zu berücksichtigen oder andere Gruppierungen.

Sie sind ein entscheidender Baustein im Gesamtkonstrukt.

Sie müssen sich einlassen mit diesen Kräften.

Das zeigt die Komplexität.

Sie können stolz sein auf diese Mission.

Fast 5500 Menschen konnten Sie retten.

Aber Zigtausende mussten zurückbleiben.

Wie gehen Sie mit diesem Wissen um?

Das ist kein gutes Gefühl, ein moralisches Dilemma.

Zum einen wissen Sie: Die Zeit läuft Ihnen davon.

Sie müssen so viel wie möglich Personal ausfliegen,

um Leid und Elend zu mildern.

Sie wissen aber auch: In Gänze wird das nicht gelingen.

In diesem Dilemma stecken Sie.

Jeder Einzelne erlebt unterschiedliche Facetten.

Da sind die Personen, die überprüfen, wer ausreisen darf.

Die stellen fest:

Wir müssen die Leute wieder ausweisen.

Oder Sie bringen wildfremde Leute in den Innenbereich,

die Ihnen blind vertrauen müssen.

Und auf einmal haben die kein Vertrauen mehr.

Die sagen dann: "Ich kann das nicht."

In dieses Dilemma laufen Sie immer wieder.

Sie erleben Kinder, Frauen, Leid, Elend,

versprengte Familien, die Sie wieder zusammenführen wollen.

Sie können keine Großfamilien mitnehmen, und die sagen:

"Entscheiden Sie, wer mitgehen kann!"

Immer im Zusammenspiel mit dem Charge d'Affaires vor Ort,

der mich unterstützt hat und tolle Arbeit geleistet hat.

Das war der schwierige Teil dieser Mission.

Zum Glück wurde niemand verletzt von Ihren Soldaten.

Aber seelische Wunden hinterlässt der Einsatz sicherlich.

Ja, Sie erleben alles.

Sie sehen Dinge vor den Toren,

wo Brutalität und Härte an der Tagesordnung lagen.

Sie haben nicht nur Stockhiebe gesehen,

sondern auch den Einsatz von letalen Wirkmitteln.

Sie sehen die Grausamkeit der Leute.

Sie merken, wie verzweifelt manche sind.

Zu Evakuierende versuchen, reinzukommen.

Die werden niedergewalzt.

Sie sehen verzweifelte Familien,

die ihnen ein Kind in die Hand drücken.

Das alles erleben sie.

Und das berührt sie.

Und das Leid hört nicht auf.

Wenn sie den inneren Bereich erreicht haben,

müssen sie Personal ausselektieren, ob es die Richtigen sind.

Sie versorgen das Personal und begleiten es bis zum Abflug.

Das berührt sie überall, jeden unterschiedlich.

Je nachdem, wo man eingesetzt war und das Ganze miterlebt hat.

Der Abzug aus Afghanistan hatte einen bitteren Beigeschmack.

Sie waren dort zuvor schon mehrmals im Einsatz.

Welche Bilanz ziehen Sie nach 20 Jahren Bundeswehr in Afghanistan?

In Gänze kann ich das noch gar nicht fassen.

Das muss noch analysiert werden.

Es muss geprüft werden, was wann wie wo passiert ist.

Was war mit der Sicherheitsarchitektur?

Warum sind die Kräfte auf einen Schlag umgeklappt?

Wo war der Widerstand oder auch nicht?

Das gilt es zu klären.

Aber ich habe unter Afghanistan

ein Stück weit einen Schlussstrich gezogen.

Zur Evakuierung kann ich nur sagen:

Wir haben in der verbleibenden Zeit das Maximum ermöglicht.

Wir haben alles Menschenmögliche gemacht.

Wir sind alle über die Leistungsgrenzen gegangen.

Das gesamte Team und alle Ressorts: Keiner hat sich geschont.

Die Zeit war begrenzt bis Ende des Monats.

Eine militärische Liegenschaft wurde aufgegeben.

Wir sind zur richtigen Zeit rausgegangen.

Brigadegeneral Jens Arlt, danke für das Gespräch.

Vielen Dank.

Die Feierstunde war eine Art Schlusspunkt

nach 20 Jahren Bundeswehrmission in Afghanistan.

Zu der hat Stephan Stuchlik vom WDR folgende Meinung:

Die Operation, für die General Arlt das Bundesverdienstkreuz bekam,

hatte ein klares Ziel.

Der Bundeswehreinsatz in Afghanistan hatte das nicht.

Wenn man ihn bewerten will, sollte man vorwegschicken:

Wer von einer Armee verlangt,

auch für Menschenrechte und Demokratie zu sorgen,

hat falsche Vorstellungen von der Aufgabe einer Armee.

Unklare politische Vorgaben haben zu einem Desaster geführt,

das die Leistung der Soldaten im Nachhinein entwertet.

Gefährlich ist der Einsatz: 59 Soldaten sterben.

Und die Politik verlängert einen Einsatz,

der für sechs Monate geplant war, immer wieder.

In Berlin streitet man, ob man den Krieg "Krieg" nennen darf.

Erst nach der Bombardierung der Tanklaster in Kundus

stellen sie fest:

Deutsche Soldaten können auch Täter sein.

Die Bundeswehr in Afghanistan wurde lange unter Wert geführt.

Wer Offensichtliches beschönigt, kann keine klaren Vorgaben machen.

Die Politik folgt nur der Öffentlichkeit.

Wir wollen nichts hören von Kriegsversehrten.

Wir verdrängen 20 Jahre kollektiv, dass Deutschland

mit zeitweise über 5000 Mann in einem Krieg kämpft.

Damit muss Schluss sein.

Der Einsatz in Mali, sagt Arlt,

sei nicht vergleichbar mit dem in Afghanistan.

Militärisch hat er recht.

Aber auch in Mali kämpfen 1000 deutsche Soldaten.

Wissen Sie, warum?

Wir sollten über das Für und Wider diskutieren.

Am besten sofort.

In ganz Deutschland wird übernächsten Sonntag gewählt -

in zwei Bundesländern gleich doppelt.

Dort wird auch noch ein neuer Landtag gewählt:

In Mecklenburg-Vorpommern und in Berlin.

In der Hauptstadt kommt ein Volksentscheid hinzu.

Die Initiatoren wollen den Mieten-Anstiegstoppen

durch die Vergesellschaftung von Wohnungskonzernen.

Die Mieten haben sich in zehn Jahren fast verdoppelt.

Deshalb sind sie für viele Berliner zu einem wichtigen Thema geworden.

Tina von Löhneysen hat drei Bürgermeisterkandidaten getroffen.

Morgens um 9, Bahnhofsmission am Berliner Ostbahnhof.

Franziska Giffey, SPD-Spitzenkandidatin,

hat sich zum Helfen angekündigt.

Schnell wird es im Gespräch mit den Bedürftigen politisch.

Haben Sie einen Wunsch für Berlin?

Was, wo sie sagen, das brauchen wir?

Ein großer Wunsch wäre für mich - die Mieten.

Bezahlbares Wohnen – das Thema in diesem Wahlkampf.

Ich bin dafür,

dass wir die Mieter schützen mit allen Regularien, die wir haben.

Dafür, dass wir Wohnungen bauen, besonders bezahlbare Wohnungen,

Sozialwohnungen für Menschen, die in Not sind.

Eine Woche vor den Wahlen bestätigte der rot-rot-grüne Berliner Senat

den Ankauf von 15.000 Wohnungen durch drei Wohnungsbaugesellschaften.

Kaufpreis: 2,46 Mrd. Euro.

Parallel zur Wahl findet am 26.9. ein Volksentscheid statt:

Sollen große Wohnungsunternehmen enteignet werden?

Die SPD lehnt das ab:

Statt in Entschädigungen solle in Neubauten investiert werden.

Die grüne Spitzenkandidatin Jarasch wird mit Ja stimmen.

Enteignung sei aber nur das letzte Mittel.

Sie will einen Pakt aushandeln:

Faire Mieten gegen Vorrang beim Zugriff auf Grundstücke.

Das andere große Thema sei der Klimaschutz.

Alle Ressorts und alle Bezirksämter, alle Verwaltungen

sollen zur Einsparung von C02 einen Beitrag leisten.

Klimaschutz muss Priorität haben,

der kann nicht mehr bei einer Senatorin abgeladen werden.

Dazu gehört auch die Verkehrswende.

Ein Mobilitätsgesetz hat Rot-Rot-Grün bereits auf den Weg gebracht.

CDU-Spitzenmann Kai Wegner geht das viel zu weit.

Wir haben unterschiedlichste Mobilitätsbedürfnisse.

Viele Berliner wollen mit dem Fahrrad fahren,

viele nutzen den öffentlichen Nahverkehr.

Und es gibt auch Menschen, die gerne Auto fahren.

Für Wegner ein weiteres großes Thema: die Sicherheit.

Am S-Bahnhof Zehlendorf werden viele Räder geklaut.

Die Antwort der CDU: Kameraüberwachung.

Wer zieht ein ins Abgeordnetenhaus?

Claudia Müller hat die letzte Befragung.

Was sagen die Zahlen?

Die Mehrheitsverhältnisse sind nicht klar.

Die SPD konnte sich leicht absetzen.

Aber schauen wir auf die Zahlen.

Die Zahlen bilden die Stimmung der Woche ab.

Die Berliner sind mehrheitlich unzufrieden mit der Regierung.

Die Fragmentierung in der Parteienlandschaft

zeigt sich auch beim Blick auf die Personen.

Am ehesten an sie ran kommt der Kandidat der Linken.

Aber bei den anderen Parteien sieht man:

Überzeugung sieht anders aus.

Ich will noch einmal in Erinnerung rufen:

Leichte Verschiebungen können große Auswirkungen haben.

Jeder achte Berliner sagt:

Ich könnte mir vorstellen, noch eine andere Partei zu wählen.

Das könnte Auswirkungen darauf haben,

welche Koalitionen gebildet werden können.

Vielen Dank für diese Zahlen.

Und damit weiter nach Mecklenburg-Vorpommern.

Wer hat dort die Nase vorn im Rennen um den Landtag?

Mecklenburgische Herzöge residierten im schönen Sitzungsgebäude.

Die CDU will die SPD-Vorherrschaft ins Wanken bringen.

Aber ihr Spitzenkandidat war als zweite Wahl gestartet.

Der hat keinen leichten Stand gegen die SPD-Ministerpräsidentin.

Und die CDU ist auch noch deren Koalitions-Partner.

Malchin liegt in der Mitte von Mecklenburg-Vorpommern.

Am Freitag ist Markttag.

Hier ist der beste Platz für den Landtags-Wahlkampf.

Links-Partei, AfD und CDU sind gekommen.

Die Spitzenkandidatin der SPD lächelt nur vom Plakat.

1000 Wände hat ihre Partei aufstellen lassen.

Spitzenkandidat der Christdemokraten ist Michael Sack.

Er ist ein Verlegenheitskandidat.

Der Hoffnungsträger war Philipp Amthor.

Nach einer Lobbyisten-Affäre musste er verzichten.

Sack will Schwesig nun ablösen.

Sein Problem: Viele kennen ihn gar nicht.

Das ist eine andere Situation als bei Frau Schwesig.

Sie nimmt Termine wahr als Ministerpräsidentin.

Die haben eine gewisse Relevanz, weil sie öffentlich sind.

Dort hat sie den Auftritt, der den Wahlkampf unterstützen kann.

Inhaltlich hat er es schwer.

SPD und CDU regieren gemeinsam.

Es gibt nur wenige Streitpunkte:

Die kann kostenlose Kita finanziert werden?

Wie hoch müsste der Mindestlohn sein?

Keine Politikerin ist präsenter als Manuela Schwesig.

Sie konnte punkten mit ihrem strikten Corona-Management.

Ihr Einsatz für die Ostsee-Pipeline findet auch Zustimmung.

Ich stehe zu dieser Partnerschaft mit Russland.

Und ich halte nichts davon,

andere Ostsee-Staaten gegen Russland zu stellen.

In Malchin hatte die SPD bei der letzten Wahl knapp gewonnen.

CDU und AfD lagen auf Platz zwei mit je 20 Prozent.

Der Zuspruch am AfD-Stand ist eher mäßig.

Ein Triumph der SPD wäre der erste Wahlsieg von Schwesig.

Sie hatte das Amt von ihrem Vorgänger übernommen.

Erwin Sellering war zurückgetreten.

Wir gehen noch einmal zu Claudia Müller.

In Mecklenburg-Vorpommern wird auch im Doppel-Pack gewählt.

Was sagt die Vorwahlumfrage?

Seit 23 Jahren regiert die SPD in Mecklenburg-Vorpommern.

Es sind noch anderthalb Wochen bis zur Wahl.

Und Manuela Schwesig kann sich berechtigte Hoffnungen machen,

dass sie auch nach der Wahl regieren kann.

Die Grünen und die FDP sind aktuell nicht im Landtag.

Die Zahlen bilden die Stimmung der Woche ab.

Dieser Trend für die SPD hat mit der Amtsinhaberin zu tun.

Manuela Schwesig ist beliebt.

Sie überstrahlt alle anderen.

Die Frage nach der Regierungsführung bringt deshalb ein klares Bild.

Wir kommen zur Frage der Koalitionen.

Mit diesen Zahlen könnten SPD und CDU weitermachen.

Auch SPD und Grüne könnten ein Bündnis eingehen.

Das wäre allerdings knapp.

Und die Grünen müssten es in den Landtag schaffen.

Wir werden es sehen.

Vielen Dank.

Der Schock war groß in Hagen.

Ermittler hatten Hinweise erhalten,

es drohe ein Anschlag auf die Synagoge.

Ein festgenommener 16-Jähriger muss in U-Haft.

Damit zu weiteren Nachrichten:

Laut Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf besteht der Verdacht

der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat.

Der 16-jährige Syrer war gestern festgenommen worden.

Laut Sicherheitskreisen gestand er den Kontakt

zu einem Bombenbau-Experten, der mutmaßlich dem IS angehört.

Anschlagsabsichten bestritt er.

In Gorleben wird endgültig kein Endlager für Atommüll entstehen.

Die Bundesregierung teilte mit,

das Erkundungsbergwerk würde geschlossen und verfüllt.

Sie folgt damit einer Empfehlung der Gesellschaft für Endlagerung.

Ende der 70er war beschlossen worden,

in dem Salzstock ein Endlager einzurichten.

Dies hatte jahrzehntelange Proteste zur Folge.

1,5 Jahre nach dem Corona-Ausbruch im österreichischen Ischgl

hat der erste von 15 Prozessen um Schadensersatz begonnen.

Kläger sind die Witwe und der Sohn eines Österreichers,

der sich dort im Urlaub infizierte und später verstarb.

Sie werfen dem Staat vor, zu spät reagiert zu haben.

Einen Vergleich hat Österreich abgelehnt.

Russland ist flächenmäßig das größte Land der Erde.

Drei Tage lang wählt es ein neues Parlament.

Die zeitliche Entzerrung hat den Vorteil,

dass sich die Bürger im Wahllokal weniger drängen müssen.

Aber es hat auch den Nachteil,

dass das Fenster für Manipulationen größer wird.

Überhaupt wird die Duma-Wahl von Betrugsvorwürfen überschattet.

Es ist die Rede von vorausgefüllten Wahlzetteln.

Es ist die Rede vom Druck am Arbeitsplatz.

Zahlreiche Regierungskritiker wurden nicht zugelassen.

Dazu ist unklar,

wie sicher die Stimmabgabe ist, die erstmals online möglich ist.

Wer genau hinschaute, als der orthodoxe Patriarch

sein Kreuzchen machte, konnte erkennen:

Er hat wohl die Liste 5 gewählt -

die Regierungspartei "Geeintes Russland".

Die stellt traditionell die Mehrheit im Parlament.

Und traditionell, sagen Kritiker, werde dabei nachgeholfen.

Heute begann der Wahlmarathon, der wegen Corona drei Tage dauert.

Wer nicht ins Wahllokal kann, kann online wählen.

Präsident Putin ist in Quarantäne wegen mehrerer Covid-Fälle im Umfeld.

Er macht es vor:

"Danke, Ihre Stimme wurde gezählt."

Dieses System nutzen viele Staaten.

Jetzt auch einige unserer Regionen.

Ich zähle auf Ihre aktive Haltung.

Treffen Sie Ihre Wahl!

Hier landen verschlüsselte Ausdrucke der elektronischen Stimmen.

Schön transparent – und kaum zu überprüfen.

Drei Tage und zwei Nächte stehen in Tausenden Wahllokalen Urnen.

Leichter, sagt die Opposition, war das Manipulieren nie.

Und sie sind kreativ, sagt Boris Wischnewski.

Er kandidiert für die Duma und den Sankt Petersburger Stadtrat

und fand sich plötzlich in unerwarteter Gesellschaft.

Ende Juli hat die Wahlkommission zwei Kandidaten zugelassen.

Einem Journalisten fiel auf:

Die hatten neulich ganz andere Namen.

Jetzt heißen die beiden anderen wie er: "Boris Wischnewski".

In der Stadtverwaltung hängen sie auf dem Wahlplakat nebeneinander.

Der echte ganz rechts, nur er gehört zur Opposition.

Ansonsten: alle Boris, alle Wischnewski, alle mit Bart.

Wer soll da nicht durcheinanderkommen?

Einer der Neu-Wischnewskis war vor Kurzem noch bei der Regierungspartei.

Keinen konnten wir ausfindig machen.

Die Wahlkommission wollte nicht mit uns reden.

Doppelgänger zu erfinden, sei eine typische Methode.

Aber jetzt hat Wischnewski eine gute Chance.

Er ist plötzlich bekannt, sie haben das Gegenteil erreicht.

Um ihn zu verhindern, müssen sie nun noch mehr fälschen.

Überraschungen wird es kaum geben.

Schwer vorstellbar,

dass die Regierungspartei nicht die Mehrheit stellen wird.

Auf welchem Weg auch immer.

Gerade fliegen vier Amateure als Weltraumtouristen durch das All.

Da landet in Hamburg ein amerikanischer Künstler.

Er nimmt uns auf eine Reise mit ins All der Imagination.

Man fliegt nicht mit dem letzten Schrei der Technik,

sondern man gondelt durch die Atmosphäre.

Man blickt auf eine Erde,

die es sich nicht leisten kann, alle Ressourcen zu verpulvern.

Im zerknitterten Raumanzug beginnt die Reise

in die unendlichen Weiten des Menschen.

Ein kleiner Schritt für die Astronautin,

ein großer Schritt für Tom Sachs.

Er ist gelandet in den Deichtorhallen.

Wir reisen in andere Welten, um zurückzublicken

und uns daran zu erinnern, dass es uns gibt.

Manchmal merken wir erst, wenn wir an einem Spiegel vorbeilaufen:

"Mich gibt's, ich lebe, und irgendwann endet das."

Dieser Blick in den Spiegel ist ein Blick von oben.

Auf uns und unsere Welt.

Auf Konsum und Verschwendungssucht, Erreichbarkeitsterror und Handywahn.

All diesen Ballast streift Tom Sachs für uns ab.

Aus Materialien wie Sperrholz, Pappe und Klebeband

baut er Space Shuttle, Astronautenanzüge, ein Mondfahrzeug.

Jeder kann mitmachen, als Astronaut oder Bodenpersonal.

Wir werden in den Weltraum katapultiert

und schauen von oben auf unsere Welt zurück.

Das eröffnet neue Dimensionen.

Zu den Sternen fliegen können wir mit diesen Objekten nicht.

Aber sehr wohl ankommen bei uns selbst.

Auch wir blicken nach oben.

Karsten, wie sind die Aussichten?

Manche sehen es als bestes Fußballwetter an.

Andere sehen den Frühherbst.

Wir nehmen den Mittelweg.

Wir sehen Inseln der Bahamas.

Innerhalb von 60 Minuten entwickelt sich eine Gewitterwolke.

Und dann geht der Wolke die Luft aus.

Die kalte Luft breitet sich aus.

Traumhaft schön.

In Deutschland kommen dichtere Wolken über den Nordosten.

Im Westen und Süden ist es leicht bewölkt.

Tagsüber scheint aber die Sonne.

Am Sonntag haben wir Sonnenschein.

Im Süden gibt es Regen.

Auch am Montag scheint die Sonne.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht es weiter mit einem "Tatort" aus München.

Tschüss.

Und bleiben Sie zuversichtlich.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 17.09.2021, 21:45 Uhr - Nach Afghanistan-Evakuierungseinsatz Bundesverdienstkreuz für Brigadegeneral Arlt tagesthemen 17.09.2021, 21:45 - Federal Cross of Merit for Brigadier General Arlt after Afghanistan evacuation mission tagesthemen 17.09.2021, 21:45 - Croce al merito federale per il generale di brigata Arlt dopo la missione di evacuazione in Afghanistan tagesthemen 2021.09.17, 21:45 - Brigados generolui Arltui po evakuacijos misijos Afganistane įteiktas Federalinis kryžius už nuopelnus tagesthemen 2021 年 9 月 17 日,晚上 9:45 - 阿富汗撤离任务结束后,阿尔特准将荣获联邦十字勋章

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (17.09.2021)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Elf Tage riskierten sie ihr Leben, um ihre Mission zu erfüllen.

Sie retteten fast 5500 Menschen:

Die Soldaten der Bundeswehr,

die die Luftbrücke nach Kabul aufrechtgehalten hatten.

So lange es ging ...

Sie wussten, Zigtausende zurücklassen zu müssen,

die noch vor den Taliban fliehen wollten.

Es war die wohl gefährlichste Rettungsmission der Bundeswehr.

Jens Arlt hat sie angeführt.

Stellvertretend für alle Beteiligten an der Evakuierung

verlieh ihm Präsident Steinmeier das Bundesverdienstkreuz.

Es ist die höchste Anerkennung für Brigadegeneral Jens Arlt:

Das Verdienstkreuz Erster Klasse.

Für seine Leistung

in der wohl gefährlichsten Rettungsmission der Bundeswehr.

Wir würdigen einen Einsatz, der den Beteiligten viel abverlangt hat,

mehr, als sich die meisten vorstellen können.

Ein Einsatz, dessen Wohl und Wehe

unser Land zwei Wochen in Atem hielt.

Elf Tage fliegt die Bundeswehr Menschen aus Kabul aus.

Eine Luftbrücke im August, unter extremem Zeitdruck.

Über 5000 Menschen sind es - doch viele bleiben zurück.

Am Flughafen herrschen Chaos und Panik.

Er muss den Einsatz unter schwierigsten Bedingungen meistern:

Jens Arlt, seit über 30 Jahren Soldat,

Auslandseinsätze u.a. im Kosovo und in Afghanistan.

Die Operation in Kabul ist besonders herausfordernd.

Ein sehr dynamischer Einsatz,

mit nichts zu vergleichen, was ich bis dato erlebt habe.

Jeder geht an die Belastungsgrenze, um das Ganze möglich zu machen.

Dieser Einsatz wird uns alle prägen.

Auch dieses Bild wird hängen bleiben:

Die Verteidigungsministerin umarmt den General vor drei Wochen.

Erleichterung, als die Truppe auf deutschen Boden zurückkehrte.

Aber es bleiben auch Fragen nach 20 Jahren in Afghanistan.

Fragen zu einem eiligen Abzug, die auch das Parlament aufarbeiten muss.

Ich konnte kurz nach der Feierstunde im Schloss Bellevue

mit Brigadegeneral Arlt über den Kabul-Einsatz sprechen.

Guten Tag, General Arlt.

Guten Tag, Herr Zamperoni.

"Dieser Einsatz wird mich prägen":

Das haben Sie nach Ihrer Rückkehr aus Kabul gesagt.

Inwiefern?

Es sind viele Eindrücke und Facetten,

was man sich als verantwortlicher Führer nicht hat träumen lassen.

Die kümmern sich auf einmal um Frauen, Familien, Kinder,

um Ernährung, um das Leid zu lindern.

Sie kümmern sich um versprengte Personen.

Das zeigt die Bandbreite dessen, was sie alles leisten müssen.

Es war militärisch sehr gefährlich,

aber auch diplomatisch sehr kompliziert.

Sie mussten koordinieren, improvisieren,

verhandeln mit anderen Streitkräften und mit deutschen Ministerien.

Und mit den Taliban.

Wie stellt man sich das vor?

Das sind mehrere Facetten.

Das gesamte Team, alle Ressorts haben ineinander gegriffen.

Jeder hat auf seiner Ebene die Dinge mitgestaltet.

Das Auswärtige Amt, Bundespolizei, Bundesnachrichtendienst ...

Alle haben ihren Beitrag geleistet.

Militärisch war günstig,

dass ich vor Ort alte Kameraden aus anderen Nationen getroffen habe.

Mit denen ich zum Beispiel vor zehn Jahren dort gekämpft habe.

Solche glücklichen Fügungen haben vieles erleichtert.

Die dritte Dimension ist: Sie müssen sich mit allen Akteuren einlassen.

Sie können in dem Land nichts bewegen,

ohne die Taliban zu berücksichtigen oder andere Gruppierungen.

Sie sind ein entscheidender Baustein im Gesamtkonstrukt. They are a crucial building block in the overall construct.

Sie müssen sich einlassen mit diesen Kräften.

Das zeigt die Komplexität.

Sie können stolz sein auf diese Mission.

Fast 5500 Menschen konnten Sie retten.

Aber Zigtausende mussten zurückbleiben.

Wie gehen Sie mit diesem Wissen um?

Das ist kein gutes Gefühl, ein moralisches Dilemma.

Zum einen wissen Sie: Die Zeit läuft Ihnen davon.

Sie müssen so viel wie möglich Personal ausfliegen,

um Leid und Elend zu mildern.

Sie wissen aber auch: In Gänze wird das nicht gelingen.

In diesem Dilemma stecken Sie.

Jeder Einzelne erlebt unterschiedliche Facetten.

Da sind die Personen, die überprüfen, wer ausreisen darf.

Die stellen fest:

Wir müssen die Leute wieder ausweisen.

Oder Sie bringen wildfremde Leute in den Innenbereich,

die Ihnen blind vertrauen müssen.

Und auf einmal haben die kein Vertrauen mehr.

Die sagen dann: "Ich kann das nicht."

In dieses Dilemma laufen Sie immer wieder.

Sie erleben Kinder, Frauen, Leid, Elend,

versprengte Familien, die Sie wieder zusammenführen wollen.

Sie können keine Großfamilien mitnehmen, und die sagen:

"Entscheiden Sie, wer mitgehen kann!"

Immer im Zusammenspiel mit dem Charge d'Affaires vor Ort,

der mich unterstützt hat und tolle Arbeit geleistet hat.

Das war der schwierige Teil dieser Mission.

Zum Glück wurde niemand verletzt von Ihren Soldaten.

Aber seelische Wunden hinterlässt der Einsatz sicherlich.

Ja, Sie erleben alles.

Sie sehen Dinge vor den Toren,

wo Brutalität und Härte an der Tagesordnung lagen.

Sie haben nicht nur Stockhiebe gesehen, Not only did you see stick blows,

sondern auch den Einsatz von letalen Wirkmitteln.

Sie sehen die Grausamkeit der Leute.

Sie merken, wie verzweifelt manche sind.

Zu Evakuierende versuchen, reinzukommen.

Die werden niedergewalzt.

Sie sehen verzweifelte Familien,

die ihnen ein Kind in die Hand drücken.

Das alles erleben sie.

Und das berührt sie.

Und das Leid hört nicht auf.

Wenn sie den inneren Bereich erreicht haben,

müssen sie Personal ausselektieren, ob es die Richtigen sind. they have to select personnel to see if they are the right ones.

Sie versorgen das Personal und begleiten es bis zum Abflug.

Das berührt sie überall, jeden unterschiedlich.

Je nachdem, wo man eingesetzt war und das Ganze miterlebt hat.

Der Abzug aus Afghanistan hatte einen bitteren Beigeschmack.

Sie waren dort zuvor schon mehrmals im Einsatz.

Welche Bilanz ziehen Sie nach 20 Jahren Bundeswehr in Afghanistan?

In Gänze kann ich das noch gar nicht fassen.

Das muss noch analysiert werden.

Es muss geprüft werden, was wann wie wo passiert ist.

Was war mit der Sicherheitsarchitektur?

Warum sind die Kräfte auf einen Schlag umgeklappt?

Wo war der Widerstand oder auch nicht?

Das gilt es zu klären.

Aber ich habe unter Afghanistan

ein Stück weit einen Schlussstrich gezogen.

Zur Evakuierung kann ich nur sagen:

Wir haben in der verbleibenden Zeit das Maximum ermöglicht.

Wir haben alles Menschenmögliche gemacht.

Wir sind alle über die Leistungsgrenzen gegangen.

Das gesamte Team und alle Ressorts: Keiner hat sich geschont.

Die Zeit war begrenzt bis Ende des Monats.

Eine militärische Liegenschaft wurde aufgegeben.

Wir sind zur richtigen Zeit rausgegangen.

Brigadegeneral Jens Arlt, danke für das Gespräch.

Vielen Dank.

Die Feierstunde war eine Art Schlusspunkt

nach 20 Jahren Bundeswehrmission in Afghanistan.

Zu der hat Stephan Stuchlik vom WDR folgende Meinung:

Die Operation, für die General Arlt das Bundesverdienstkreuz bekam,

hatte ein klares Ziel.

Der Bundeswehreinsatz in Afghanistan hatte das nicht.

Wenn man ihn bewerten will, sollte man vorwegschicken:

Wer von einer Armee verlangt,

auch für Menschenrechte und Demokratie zu sorgen,

hat falsche Vorstellungen von der Aufgabe einer Armee.

Unklare politische Vorgaben haben zu einem Desaster geführt,

das die Leistung der Soldaten im Nachhinein entwertet.

Gefährlich ist der Einsatz: 59 Soldaten sterben.

Und die Politik verlängert einen Einsatz,

der für sechs Monate geplant war, immer wieder.

In Berlin streitet man, ob man den Krieg "Krieg" nennen darf.

Erst nach der Bombardierung der Tanklaster in Kundus

stellen sie fest:

Deutsche Soldaten können auch Täter sein.

Die Bundeswehr in Afghanistan wurde lange unter Wert geführt.

Wer Offensichtliches beschönigt, kann keine klaren Vorgaben machen.

Die Politik folgt nur der Öffentlichkeit.

Wir wollen nichts hören von Kriegsversehrten.

Wir verdrängen 20 Jahre kollektiv, dass Deutschland

mit zeitweise über 5000 Mann in einem Krieg kämpft.

Damit muss Schluss sein.

Der Einsatz in Mali, sagt Arlt,

sei nicht vergleichbar mit dem in Afghanistan.

Militärisch hat er recht.

Aber auch in Mali kämpfen 1000 deutsche Soldaten.

Wissen Sie, warum?

Wir sollten über das Für und Wider diskutieren.

Am besten sofort.

In ganz Deutschland wird übernächsten Sonntag gewählt -

in zwei Bundesländern gleich doppelt.

Dort wird auch noch ein neuer Landtag gewählt:

In Mecklenburg-Vorpommern und in Berlin.

In der Hauptstadt kommt ein Volksentscheid hinzu.

Die Initiatoren wollen den Mieten-Anstiegstoppen

durch die Vergesellschaftung von Wohnungskonzernen.

Die Mieten haben sich in zehn Jahren fast verdoppelt.

Deshalb sind sie für viele Berliner zu einem wichtigen Thema geworden.

Tina von Löhneysen hat drei Bürgermeisterkandidaten getroffen.

Morgens um 9, Bahnhofsmission am Berliner Ostbahnhof.

Franziska Giffey, SPD-Spitzenkandidatin,

hat sich zum Helfen angekündigt.

Schnell wird es im Gespräch mit den Bedürftigen politisch.

Haben Sie einen Wunsch für Berlin?

Was, wo sie sagen, das brauchen wir?

Ein großer Wunsch wäre für mich - die Mieten.

Bezahlbares Wohnen – das Thema in diesem Wahlkampf.

Ich bin dafür,

dass wir die Mieter schützen mit allen Regularien, die wir haben.

Dafür, dass wir Wohnungen bauen, besonders bezahlbare Wohnungen,

Sozialwohnungen für Menschen, die in Not sind.

Eine Woche vor den Wahlen bestätigte der rot-rot-grüne Berliner Senat

den Ankauf von 15.000 Wohnungen durch drei Wohnungsbaugesellschaften.

Kaufpreis: 2,46 Mrd. Euro.

Parallel zur Wahl findet am 26.9. ein Volksentscheid statt:

Sollen große Wohnungsunternehmen enteignet werden?

Die SPD lehnt das ab:

Statt in Entschädigungen solle in Neubauten investiert werden.

Die grüne Spitzenkandidatin Jarasch wird mit Ja stimmen.

Enteignung sei aber nur das letzte Mittel.

Sie will einen Pakt aushandeln:

Faire Mieten gegen Vorrang beim Zugriff auf Grundstücke.

Das andere große Thema sei der Klimaschutz.

Alle Ressorts und alle Bezirksämter, alle Verwaltungen

sollen zur Einsparung von C02 einen Beitrag leisten.

Klimaschutz muss Priorität haben,

der kann nicht mehr bei einer Senatorin abgeladen werden.

Dazu gehört auch die Verkehrswende.

Ein Mobilitätsgesetz hat Rot-Rot-Grün bereits auf den Weg gebracht.

CDU-Spitzenmann Kai Wegner geht das viel zu weit.

Wir haben unterschiedlichste Mobilitätsbedürfnisse.

Viele Berliner wollen mit dem Fahrrad fahren,

viele nutzen den öffentlichen Nahverkehr.

Und es gibt auch Menschen, die gerne Auto fahren.

Für Wegner ein weiteres großes Thema: die Sicherheit.

Am S-Bahnhof Zehlendorf werden viele Räder geklaut.

Die Antwort der CDU: Kameraüberwachung.

Wer zieht ein ins Abgeordnetenhaus?

Claudia Müller hat die letzte Befragung.

Was sagen die Zahlen?

Die Mehrheitsverhältnisse sind nicht klar.

Die SPD konnte sich leicht absetzen.

Aber schauen wir auf die Zahlen.

Die Zahlen bilden die Stimmung der Woche ab.

Die Berliner sind mehrheitlich unzufrieden mit der Regierung.

Die Fragmentierung in der Parteienlandschaft

zeigt sich auch beim Blick auf die Personen.

Am ehesten an sie ran kommt der Kandidat der Linken.

Aber bei den anderen Parteien sieht man:

Überzeugung sieht anders aus.

Ich will noch einmal in Erinnerung rufen:

Leichte Verschiebungen können große Auswirkungen haben.

Jeder achte Berliner sagt:

Ich könnte mir vorstellen, noch eine andere Partei zu wählen.

Das könnte Auswirkungen darauf haben,

welche Koalitionen gebildet werden können.

Vielen Dank für diese Zahlen.

Und damit weiter nach Mecklenburg-Vorpommern.

Wer hat dort die Nase vorn im Rennen um den Landtag?

Mecklenburgische Herzöge residierten im schönen Sitzungsgebäude.

Die CDU will die SPD-Vorherrschaft ins Wanken bringen.

Aber ihr Spitzenkandidat war als zweite Wahl gestartet.

Der hat keinen leichten Stand gegen die SPD-Ministerpräsidentin.

Und die CDU ist auch noch deren Koalitions-Partner.

Malchin liegt in der Mitte von Mecklenburg-Vorpommern.

Am Freitag ist Markttag.

Hier ist der beste Platz für den Landtags-Wahlkampf.

Links-Partei, AfD und CDU sind gekommen.

Die Spitzenkandidatin der SPD lächelt nur vom Plakat.

1000 Wände hat ihre Partei aufstellen lassen.

Spitzenkandidat der Christdemokraten ist Michael Sack.

Er ist ein Verlegenheitskandidat. He's an embarrassment candidate.

Der Hoffnungsträger war Philipp Amthor.

Nach einer Lobbyisten-Affäre musste er verzichten.

Sack will Schwesig nun ablösen.

Sein Problem: Viele kennen ihn gar nicht.

Das ist eine andere Situation als bei Frau Schwesig.

Sie nimmt Termine wahr als Ministerpräsidentin.

Die haben eine gewisse Relevanz, weil sie öffentlich sind.

Dort hat sie den Auftritt, der den Wahlkampf unterstützen kann.

Inhaltlich hat er es schwer.

SPD und CDU regieren gemeinsam.

Es gibt nur wenige Streitpunkte:

Die kann kostenlose Kita finanziert werden?

Wie hoch müsste der Mindestlohn sein?

Keine Politikerin ist präsenter als Manuela Schwesig.

Sie konnte punkten mit ihrem strikten Corona-Management.

Ihr Einsatz für die Ostsee-Pipeline findet auch Zustimmung.

Ich stehe zu dieser Partnerschaft mit Russland.

Und ich halte nichts davon,

andere Ostsee-Staaten gegen Russland zu stellen.

In Malchin hatte die SPD bei der letzten Wahl knapp gewonnen.

CDU und AfD lagen auf Platz zwei mit je 20 Prozent.

Der Zuspruch am AfD-Stand ist eher mäßig.

Ein Triumph der SPD wäre der erste Wahlsieg von Schwesig.

Sie hatte das Amt von ihrem Vorgänger übernommen.

Erwin Sellering war zurückgetreten.

Wir gehen noch einmal zu Claudia Müller.

In Mecklenburg-Vorpommern wird auch im Doppel-Pack gewählt.

Was sagt die Vorwahlumfrage?

Seit 23 Jahren regiert die SPD in Mecklenburg-Vorpommern.

Es sind noch anderthalb Wochen bis zur Wahl.

Und Manuela Schwesig kann sich berechtigte Hoffnungen machen,

dass sie auch nach der Wahl regieren kann.

Die Grünen und die FDP sind aktuell nicht im Landtag.

Die Zahlen bilden die Stimmung der Woche ab.

Dieser Trend für die SPD hat mit der Amtsinhaberin zu tun.

Manuela Schwesig ist beliebt.

Sie überstrahlt alle anderen.

Die Frage nach der Regierungsführung bringt deshalb ein klares Bild.

Wir kommen zur Frage der Koalitionen.

Mit diesen Zahlen könnten SPD und CDU weitermachen.

Auch SPD und Grüne könnten ein Bündnis eingehen.

Das wäre allerdings knapp.

Und die Grünen müssten es in den Landtag schaffen.

Wir werden es sehen.

Vielen Dank.

Der Schock war groß in Hagen.

Ermittler hatten Hinweise erhalten,

es drohe ein Anschlag auf die Synagoge.

Ein festgenommener 16-Jähriger muss in U-Haft.

Damit zu weiteren Nachrichten:

Laut Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf besteht der Verdacht

der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat.

Der 16-jährige Syrer war gestern festgenommen worden.

Laut Sicherheitskreisen gestand er den Kontakt

zu einem Bombenbau-Experten, der mutmaßlich dem IS angehört.

Anschlagsabsichten bestritt er.

In Gorleben wird endgültig kein Endlager für Atommüll entstehen.

Die Bundesregierung teilte mit,

das Erkundungsbergwerk würde geschlossen und verfüllt.

Sie folgt damit einer Empfehlung der Gesellschaft für Endlagerung.

Ende der 70er war beschlossen worden,

in dem Salzstock ein Endlager einzurichten.

Dies hatte jahrzehntelange Proteste zur Folge.

1,5 Jahre nach dem Corona-Ausbruch im österreichischen Ischgl

hat der erste von 15 Prozessen um Schadensersatz begonnen.

Kläger sind die Witwe und der Sohn eines Österreichers,

der sich dort im Urlaub infizierte und später verstarb.

Sie werfen dem Staat vor, zu spät reagiert zu haben.

Einen Vergleich hat Österreich abgelehnt.

Russland ist flächenmäßig das größte Land der Erde.

Drei Tage lang wählt es ein neues Parlament.

Die zeitliche Entzerrung hat den Vorteil,

dass sich die Bürger im Wahllokal weniger drängen müssen.

Aber es hat auch den Nachteil,

dass das Fenster für Manipulationen größer wird.

Überhaupt wird die Duma-Wahl von Betrugsvorwürfen überschattet.

Es ist die Rede von vorausgefüllten Wahlzetteln.

Es ist die Rede vom Druck am Arbeitsplatz.

Zahlreiche Regierungskritiker wurden nicht zugelassen.

Dazu ist unklar,

wie sicher die Stimmabgabe ist, die erstmals online möglich ist.

Wer genau hinschaute, als der orthodoxe Patriarch

sein Kreuzchen machte, konnte erkennen:

Er hat wohl die Liste 5 gewählt -

die Regierungspartei "Geeintes Russland".

Die stellt traditionell die Mehrheit im Parlament.

Und traditionell, sagen Kritiker, werde dabei nachgeholfen.

Heute begann der Wahlmarathon, der wegen Corona drei Tage dauert.

Wer nicht ins Wahllokal kann, kann online wählen.

Präsident Putin ist in Quarantäne wegen mehrerer Covid-Fälle im Umfeld.

Er macht es vor:

"Danke, Ihre Stimme wurde gezählt."

Dieses System nutzen viele Staaten.

Jetzt auch einige unserer Regionen.

Ich zähle auf Ihre aktive Haltung.

Treffen Sie Ihre Wahl!

Hier landen verschlüsselte Ausdrucke der elektronischen Stimmen.

Schön transparent – und kaum zu überprüfen.

Drei Tage und zwei Nächte stehen in Tausenden Wahllokalen Urnen.

Leichter, sagt die Opposition, war das Manipulieren nie.

Und sie sind kreativ, sagt Boris Wischnewski.

Er kandidiert für die Duma und den Sankt Petersburger Stadtrat

und fand sich plötzlich in unerwarteter Gesellschaft.

Ende Juli hat die Wahlkommission zwei Kandidaten zugelassen.

Einem Journalisten fiel auf:

Die hatten neulich ganz andere Namen.

Jetzt heißen die beiden anderen wie er: "Boris Wischnewski".

In der Stadtverwaltung hängen sie auf dem Wahlplakat nebeneinander.

Der echte ganz rechts, nur er gehört zur Opposition.

Ansonsten: alle Boris, alle Wischnewski, alle mit Bart.

Wer soll da nicht durcheinanderkommen?

Einer der Neu-Wischnewskis war vor Kurzem noch bei der Regierungspartei.

Keinen konnten wir ausfindig machen.

Die Wahlkommission wollte nicht mit uns reden.

Doppelgänger zu erfinden, sei eine typische Methode.

Aber jetzt hat Wischnewski eine gute Chance.

Er ist plötzlich bekannt, sie haben das Gegenteil erreicht.

Um ihn zu verhindern, müssen sie nun noch mehr fälschen.

Überraschungen wird es kaum geben.

Schwer vorstellbar,

dass die Regierungspartei nicht die Mehrheit stellen wird.

Auf welchem Weg auch immer.

Gerade fliegen vier Amateure als Weltraumtouristen durch das All.

Da landet in Hamburg ein amerikanischer Künstler.

Er nimmt uns auf eine Reise mit ins All der Imagination.

Man fliegt nicht mit dem letzten Schrei der Technik,

sondern man gondelt durch die Atmosphäre.

Man blickt auf eine Erde,

die es sich nicht leisten kann, alle Ressourcen zu verpulvern.

Im zerknitterten Raumanzug beginnt die Reise

in die unendlichen Weiten des Menschen.

Ein kleiner Schritt für die Astronautin,

ein großer Schritt für Tom Sachs.

Er ist gelandet in den Deichtorhallen.

Wir reisen in andere Welten, um zurückzublicken

und uns daran zu erinnern, dass es uns gibt.

Manchmal merken wir erst, wenn wir an einem Spiegel vorbeilaufen:

"Mich gibt's, ich lebe, und irgendwann endet das."

Dieser Blick in den Spiegel ist ein Blick von oben.

Auf uns und unsere Welt.

Auf Konsum und Verschwendungssucht, Erreichbarkeitsterror und Handywahn.

All diesen Ballast streift Tom Sachs für uns ab.

Aus Materialien wie Sperrholz, Pappe und Klebeband

baut er Space Shuttle, Astronautenanzüge, ein Mondfahrzeug.

Jeder kann mitmachen, als Astronaut oder Bodenpersonal.

Wir werden in den Weltraum katapultiert

und schauen von oben auf unsere Welt zurück.

Das eröffnet neue Dimensionen.

Zu den Sternen fliegen können wir mit diesen Objekten nicht.

Aber sehr wohl ankommen bei uns selbst.

Auch wir blicken nach oben.

Karsten, wie sind die Aussichten?

Manche sehen es als bestes Fußballwetter an.

Andere sehen den Frühherbst.

Wir nehmen den Mittelweg.

Wir sehen Inseln der Bahamas.

Innerhalb von 60 Minuten entwickelt sich eine Gewitterwolke.

Und dann geht der Wolke die Luft aus.

Die kalte Luft breitet sich aus.

Traumhaft schön.

In Deutschland kommen dichtere Wolken über den Nordosten.

Im Westen und Süden ist es leicht bewölkt.

Tagsüber scheint aber die Sonne.

Am Sonntag haben wir Sonnenschein.

Im Süden gibt es Regen.

Auch am Montag scheint die Sonne.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht es weiter mit einem "Tatort" aus München.

Tschüss.

Und bleiben Sie zuversichtlich.

Copyright Untertitel: NDR 2021