Leben wir in einer Matrix? | Die Lust auf die Wahrheit!
Wollen Sie die blaue Pille?
Und Sie wachen morgen früh auf und glauben wieder ganz unbeschwert alles wäre Realität?
Oder nehmen Sie die rote Pille?
Und ich zeige Ihnen die Matrix!
Ja, so war das ja damals schon. Es gibt ja …
Lessing hat ja auch mal sowas geschrieben.
Wenn Gott Dir anböte, …
… die Lust auf die Wahrheit – also die Neugier …
– oder die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit…
Was würdest Du nehmen?
Und der weise Mann sagt natürlich:
Die Lust auf die Wahrheit!
Denn eine Wahrheit, diese ganze Wahrheit…
... ist nur für einen Gott geschaffen.
Aber nehmen wir mal an, man hätte wirklich irgendwie rausgefunden, …
wir würden in etwas leben, wo es gewisse Probleme gibt, …
… die man als so eine Art von, ja Inkonsistenzen…
… also wo man einfach merkt:
Ups - da hat die Simulation nicht ganz hingehauen!
Kennt man ja vom Computer.
Wenn man es merken würde.
Und? Was wüsste man dann?
Dann wüssten wir: Es gibt also offenbar Lebewesen, …
… die uns in eine Welt gesetzt haben, die wir Matrix nennen, …
… und die diese Welt so perfekt simuliert haben, …
… dass wir die ganze Zeit gedacht haben, …
… das ist perfekte - das ist die Wirklichkeit.
Mit anderen Worten: Es gibt etwas außerhalb von unserer Wirklichkeit.
Und das hat diese Wirklichkeit geschaffen.
Die Wirklichkeit, die wir für die Wirklichkeit halten, …
ist eigentlich eine Matrix! Also gibt es welche, …
die diese Wirklichkeit gemacht haben, diese Matrix gemacht haben.
Ja und dann? Was ist damit gewonnen?
Nix! Weil wir können uns, wir hinterhältigen Fragesteller, …
… können die Frage stellen:
„Und… leben vielleicht die Macher dieser Matrix ebenfalls in einer Matrix?“
„Und leben die Macher der Macher der Macher der Matrix auch in einer Matrix?“
„Gibt es irgendwelche Über- Über- Überwesen?“
Und wir landen bei einem Problem, das nennt man in der Logik ‚infiniten Regress‘.
Du kommst einfach an kein Ende!
Und das liegt daran, weil die Sprache, …
… wenn wir jetzt mal wieder davon zurückgehen, …
… in dieser Matrix, es erlaubt, eine Aussage zu verneinen.
Sie behaupten etwas, ich sage: „Nö!“
Wunderbares Beispiel ist ja, die Sache mit dem Urknall.
Ja. Doch. Perfekt!
Da behauptet jemand, die Welt hätte angefangen - irgendwann.
Und sofort kommt garantiert jemand und fragt:
„Und? Was war davor?“
Und dann geht es wieder los. Es wird geforscht und geforscht und geforscht.
Aussage: „Ja, davor war es so und so!“
Das reicht aber nicht, weil derjenige der vorher schon diese Frage gestellt hat, …
… fragt wieder: „Und? Was war davor?“
[brummbrummbrumm]
Das heißt, jede Antwort bringt eigentlich nichts anderes, …
… als wieder die alte Frage „Und…“ [Blum]
Also man geht einfach immer weiter und weiter…
… stellt immer die gleiche Frage. Vergrößert das System …
… ins Unermessliche und hat letzten Endes nix davon.
Also die Frage ist doch dann vielmehr:
Warum stellen wir uns eigentlich Fragen?
Warum stellen wir uns Fragen über die ganze Wirklichkeit?
Wo dann rauskommt, die Frage: „Leben wir in einer Matrix?“
Also selbst wenn wir irgendwelche Hinweise darauf hätten:
Erstens, dass wir in einer leben würden.
Was also schwierig ist, ehrlich gesagt.
Weil diese Superwesen, die diese Matrix programmiert haben, …
… müssten die ganze Welt so genau kennen, dass sie alles über diese Welt wissen!
Sie leben vielleicht selber in so einer Superwelt, …
… wo alles nochmal ganz viel toller ist.
Aber sie müssen über unsere Welt alles wissen. Also ohne Ausnahme.
Also da würde nichts fehlen. Alles wäre bekannt. Alles.
Jeder der schon mal ein Computerprogramm geschrieben hat, …
… der weiß, dass es sowas nicht gibt.
Es gibt kein Computerprogramm, das absolut fehlerfrei ist!
Aber gut, dann würden wir so einen Fehler feststellen und so weiter und so weiter …
und dann würden wir feststellen, wir leben in einer Matrix …
… und dann würden wir feststellen, ok, es gibt also jemanden der die Matrix gemacht hat usw.
Wir kommen da nicht raus. Bringt nichts.
Ist nur eine nette Denkübung.
Aha. Man kann auch über sowas nachdenken.
Dabei ist es in der Philosophie durchaus nicht unüblich über so etwas nachzudenken.
Eine ganz alte Tradition in der sogenannten rationalistischen Philosophie…
… war die Frage: „Wer bin ich?“
„Und bin ich überhaupt?“
Und dann kommt ja der berühmte Franzose René Descartes mit seinem Satz:
„Ich denke, also bin ich.“
Also der Gedanke alleine ist schon Beweis dafür, dass ich bin.
Das ist das Mindeste. Alle Sinne können mich täuschen.
Aber die Tatsache, dass ich denke, das kann mich nicht täuschen.
Immerhin. Das wissen wir.
Wir sind Menschen und wir können denken.
Wir können uns an solchen Fragen fast das Hirn verknoten.
Vielleicht freut sich unser Gehirn einfach, …
sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen - und da kommt mein Freund …
… ist er ja leider nicht geworden, aber da kommt ja mein großer Held…
… Immanuel Kant wieder ins Spiel.
Der hat ja in seiner Vorrede der „Kritik der reinen Vernunft“ geschrieben, …
… dass sich eben unsere Vernunft Fragen stellen kann, …
… von denen sie von vorne herein weiß:
„Darauf wirst du nie eine Antwort bekommen!“
Aber das Gehirn liebt diese Fragen. Es mag sie.
Wenn nicht als Hauptgang, dann als Dessert.
Und das ist ja häufig das Süßeste beim Essen.