Mehrere Festnahmen nach Großrazzia | maintower
Von der Polizei aus dem Bett geholt und abgeführt.
Das vorläufige Ende einer mutmaßlichen Drogenhändler-Karriere.
Eine Aktion australischer Polizeibeamter,
die gestern ähnlich von Polizeikräften
in 16 Ländern durchgeführt wurde,
dank eigens entwickeltem Spionagehandy.
Ein empfindlicher Schlag gegen Kriminelle, auch hier in Hessen.
Das LKA ermittelt gegen zwei große Banden.
Es ist uns gemeinsam gelungen,
eine erhebliche Menge Rauschgift sicherzustellen.
Es war Marihuana darunter, Kokain, Amphetamine,
aber auch Bargeld, wir sprechen von 250.000 Euro,
zahlreiche hochpreisige Fahrzeuge und Waffen,
darunter scharfe Schusswaffen.
Insgesamt durchsuchten die Ermittler über 80 Objekte in ganz Hessen.
Das Rhein-Main-Gebiet war neben Kassel ein Schwerpunkt.
1500 hessische Polizisten waren im Einsatz.
Die Bilanz der Aktion "Trojan Schield", Trojanisches Schild.
60 Festnahmen, weltweit 800.
Insgesamt beschlagnahmten die Fahnder weltweit:
8 Tonnen Kokain, 5 Tonnen Cannabis, 2 Tonnen Crystal Meth
und 140 Mio US-Dollar.
Diese Maßnahme ist ein sehr sehr großer Schlag
gegen die organisierte Kriminalität.
Die versuchen verstärkt
mittels verschlüsselter Internetkommunikation
Taten abzusprechen, zu planen, in dem Bewusstsein,
dass diese Kommunikation nicht durch Strafverfolgungsbehörden
wahrgenommen und überwacht werden kann.
Aber genau das ist hier passiert:
Verdeckte US-Ermittler und IT-Spezialisten des FBIs
haben das Handy als Angriffspunkt gewählt.
Die Ermittler hatten ein hochsicheres Kryptohandy entwickelt.
Darauf die Kryptoapp ANOM, quasi ein Whatsapp für Kriminelle.
Das FBI schleuste die Handys in Banden ein.
Die Verbrecher glaubten, abhörsicher und in einem geschlossenen Netzwerk
zu kommunizieren.
Tatsächlich aber konnte das FBI mitlesen.
Wertvolle Informationen.
Denn nur so sei es gelungen,
nicht nur sprichwörtlich kleine Fische zu fangen,
sondern auch große Nummern im Drogengeschäft,
sagen die Ermittler
von der Zentralsestelle zur Bekämpfung von Internetkriminalität.
Die Täter werden immer einen Schritt voraus sein.
Das ist ja völlig normal. Das war bei der Strafverfolgung immer so.
Aber ich glaube schon, dass wir aufgeholt haben,
dass wir insbesondere keinen technischen Rückstand mehr haben.
Polizei und Staatsanwaltschaft haben sich IT-Expertise reingeholt.
Das eingeschmuggelte Spionage-Handy samt App,
ein trojanisches Pferd der Polizei.
York Yannikos ist bei uns.
Er ist Experte von Mediensicherheit und IT-Forensik
am Fraunhofer Institut SIT Darmstadt.
Er entwickelt Techniken, Methoden, die den Entwicklern dann helfen,
mit IT Verbrecher dingfest zu machen.
Wie konnte das gelingen,
dass das FBI den Ganoven diese Handys unterjubeln konnte?
Das war eine lange geplante Aktion.
Das Netzwerk wurde extra aufgebaut
mit Kontaktperson aus kriminellen Kreisen.
So konnte man die Handys da verteilen.
Es gab jemanden, der sich an FBI gemeldet hat.
Ja, ein Informant, der aus früheren Operationen
von den Ermittlern ins Visier genommen wurde.
Der war zur Kooperation bereit.
Er schlug selbst vor, diese App aufzubauen.
So hat er den Ermittlern Einsicht gegeben,
wie Kriminelle kommunizieren.
Es gab vorher schon den Encrochat, der aufgeflogen ist.
Sind Sie in diese Lücke rein?
Ja, so ungefähr.
Encrochat war ein Netzwerk, das Kriminelle aufgebaut hatten,
um sicher zu kommunizieren.
Das konnten die Ermittler knacken.
Bei den Personen, die man verhaftet hat, war so eine Kontaktperson dabei.
Encrochat war nicht das einzige. Da gab es noch andere.
Man stellt sich die Frage: Geht das nur einmal?
Ist das Pulver verschossen?
In nächster Zeit wird man in kriminellen Kreisen
sicher vorsichtiger sein.
Wenn man nach Alternativen sucht,
wird man vielleicht noch eine Chance haben.
Das war ja nicht die erste Version eines verschlüsselten Handynetzwerks.
Die werden wieder kommen.
Dann wird man schauen:
"Ist das was, dem ich als Verbrecher vertrauen kann?"
"Oder stecken Behörden dahinter?"
Aber Potenzial ist da, das noch mal ähnlich zu machen.
Ist die Internetkriminalität ein Hase-und-Igel-Spiel?
Ja.
Es wird suggeriert, dass Verbrecher meilenweit voraus sind.
Aber diesmal haben die Ermittler bewiesen,
dass sie clevere Sachen in der Hinterhand haben.
Es war ein sehr guter Coup.
Sie waren einen Schritt voraus.
Die Ermittler sind nicht der tumbe Hase, sondern auf Augenhöhe.
Definitiv, gerade im Bereich Cyberkriminalität.
In der Vergangenheit gab es Kritik,
dass Deutschland sich bei der Bekämpfung
der organisierten Kriminalität nicht hervorgetan hat.
Das scheint jetzt anders zu sein, oder?
Organisierte Kriminalität ist hier nicht so der Fokus,
sondern eher Cyberkriminalität.
Es wurden verschiedene Clans und Einzelpersonen verhaftet.
Das zählt unter organisierte Kriminalität.
Im Bereich Cyberkriminalität sind deutsche Beamte vorne dabei.
Auch wenn in Deutschland nach der Rechtslage
nicht solche Netzwerke aufgebaut werden könnten.
In Kooperation mit internationalen Behörden ist auch Expertise da.
Es ist viel Erfolg zu verzeichnen, gerade in den letzten Jahren.
Das freut uns zu hören.
Vielen Dank.