Starlink - Elon Musk's Internet für die ländlichen Regionen | mex
* Musik *
Rätselhafte Lichter am Nachthimmel, wie an einer Schnur gezogen.
Beobachtet und im Zeitraffer gefilmt in mehreren Regionen in Deutschland.
Auch in Hessen.
* Musik *
In den Sozialen Medien fragen die Nutzer:
Sind das Außerirdische? Oder Luftangriffe?
Oder die Vermutung: zu viel Alkohol im Blut?
Solche und ähnliche Fragen bekommt Hansjürgen Köhler oft gestellt. Der Hobby-Astronom betreibt in Lützelbach im Odenwald
die UFO-Meldestelle CENAP.
Allein im vergangenen Jahr haben sich gut 600 Menschen
wegen der mysteriösen Perlenketten am Himmel an ihn gewandt.
Du hast mehr oder weniger die ganze Bandbreite
des menschlichen Lebens, sage ich mal.
Von den tierisch Aufgeregten bis zu denen,
die das relaxt sehen und sagen:
Ich habe das Ding jetzt beobachtet, ich will nur wissen, was das ist.
Herr Köhler, sagen Sie es mal.
Er selbst ist nicht etwa ein verrückter Spinner,
der an grüne Männchen glaubt.
Im Gegenteil: Er klärt die Menschen seriös über die Raumfahrt auf.
Und weiß deshalb: Die Lichter am Nachthimmel
stammen vom milliardenschweren US-Unternehmer Elon Musk.
Seine Firma SpaceX schickt inzwischen
alle paar Wochen eine Falcon-Rakete ins All.
Jeweils an Bord sind 60 kleine Satelliten,
die die Welt mit Internet versorgen sollen.
Die kreisen dann zunächst im Formationsflug im Orbit.
Nach dem Start drüben in Florida ist es so:
20 Minuten später sind sie bei uns über Europa.
Und noch mal eine Stunde später sind die vom Satelliten gelöst
und dann fliegt das eine schöne Sternenkette
auf einmal von Westen in Richtung Osten rüber.
Das Satelliten-Projekt trägt den Namen "Starlink".
Karsten Klees aus Düsseldorf ist einer von rund 10.000 weltweit,
die das Internet-Produkt von SpaceX schon geliefert bekommen haben.
Die weiße Scheibe erinnert
an eine gängige Satellitenschüssel fürs Fernsehen.
Standardmäßig kommt die Antenne auf einem Dreibein.
Hinstellen, einstecken, beides an den Strom:
Router und die Stromversorgung für die Schüssel.
Dann richtet sich, wie wir gesehen haben,
die Antenne gerade aus und sie haben sofort Internet.
Die Bandbreiten reichen für den Privatnutzer aus:
Der Speedtest von Starlink zeigt heute
eine Download-Geschwindigkeit von fast 300 Megabit pro Sekunde an.
Aktuelle DSL-Angebote von Telekom oder Vodafone
sind deutlich günstiger.
Das Bundesverkehrsministerium hat allerdings vor Kurzem angekündigt,
das Satelliten-Internet mit pauschal 500 Euro Zuschuss
für die Hardware fördern zu wollen.
Für Karsten Klees ist die Technik überall dort sinnvoll,
wo es noch kein schnelles Internet gibt.
Zum Beispiel in der Schule seiner Kinder.
Die warten seit 3 Jahren auf die Infrastruktur,
auf die Verlegung eines Kabels,
um dann 500 Mbit zu bekommen für 1.200 Personen.
Und mit der Schüssel, eine Schüssel hingestellt,
jetzt im Beta-Betrieb, bekomme ich 300 Mbit.
Vermutlich zum Ende des Jahres habe ich Gigabit-Performance
und ich habe Installationsaufwand von einer Viertelstunde.
Satelliten-Internet gibt es in Deutschland
schon seit mindestens 15 Jahren.
Das Besondere an Starlink ist,
dass die Satelliten viel niedriger fliegen.
In rund 530 Kilometer Höhe statt in zehntausenden Kilometern.
Das garantiert höhere Übertragungsraten.
Interview-Termin im Kontrollraum
der Europäischen Raumfahrtagentur in Darmstadt.
Holger Krag ist bei der ESA für die Weltraumsicherheit zuständig.
Sein Kollege Hermann Ludwig Möller
arbeitet in der Telekommunikationsabteilung
und ist aus Paris zugeschaltet.
In Bezug auf die neuen Satelliten spricht er von einer Zeitenwende.
Starlink und andere Entwicklungen weltweit haben den Unterschied,
dass die Satelliten nur wenige hundert Kilometer hoch fliegen.
Damit ist diese Verzögerung vernachlässigbar
und vergleichbar mit dem, was sie in normalen Netzen haben.
Und das ändert alles.
Damit wird die Raumfahrt und die Kommunikation in der Raumfahrt
sicher ein fester Bestandteil in der ganz normalen Kommunikation werden.
Gut 1.600 Starlink-Satelliten kreisen seit 2019 schon im Orbit.
12.000 weitere will SpaceX bis Ende des Jahrzehnts nach oben bringen.
Am Firmament wird es immer voller.
Auf jeden Fall hat sich in den letzten 2 Jahren
eine Dynamik entfaltet, die wir so nicht kennen.
Wir hatten üblicherweise Startraten
von 100 Satelliten in den niedrigen Erdorbit pro Jahr.
Das durchaus konstant seit den 60er-Jahren.
Und diese Startrate geht jetzt hoch auf über 1.000.
All das natürlich nicht nur,
um schnelles Internet in entlegene Orte zu bringen.
Die Technik birgt ein viel größeres Potential.
Eine Verbindung mit dem Mobilfunk zum Beispiel.
Der Einsatz auf Schiffen oder besonders in selbstfahrenden Autos.
Diese Autos werden zukünftig zu einer Digitalplattform werden,
zumal wenn Autos autonom fahren oder autonomer fahren.
Dann wird die Erwartung sein, dass man, wo immer man ist,
auch kommunizieren kann, wie Sie es heute mit WiFi zu Hause machen.
So wird das auch im Flugzeug, im Zug, im Auto sein.
Im Orbit entsteht ein neuer Wettlauf.
China plant ein eigenes Satelliten-System.
Genauso wie Europa.
Die EU will zusammen mit Industriepartnern
6 Mrd Euro investieren.
Die ESA forscht zum Beispiel
an einem automatischen Anti- Kollisionssystem für Satelliten.
Schon heute kostet das Orbit- Management viel Geld und Personal.
Hier kommt es immer wieder regelmäßig zu Kollisionswarnungen.
Es ist inzwischen fester Bestandteil des Alltags eines Betriebsingenieurs
auszuweichen, mit unserer Flotte ca. alle zwei Wochen.
Vor 10 Jahren war das nur halb so oft.
Für Hobby-Astronom Hansjürgen Köhler gibts noch ein anderes Problem:
Das Fotografieren von Planeten und Sternen wird immer kniffliger.
Wenn wir Langzeitaufnahmen machen, hast du das Problem,
dass wir kurz nach dem Start der Satelliten die Spuren sehen.
Da wir jetzt wissen, dass auch Konkurrenzunternehmen
diesen Markt nicht mehr Elon Musk alleine überlassen wollen,
werden wir noch viel mehr von diesen Streifen bekommen.
Seine Hoffnung ist auch, dass sich künftig weniger Sternengucker
bei ihm wegen der Starlink-Satelliten melden.
Gerade Anrufe mitten in der Nacht seien doch recht lästig.