×

LingQをより快適にするためCookieを使用しています。サイトの訪問により同意したと見なされます cookie policy.


image

YouTube | Y-Kollektiv - kurze Videodokumentationen und Reportagen, Scheiß Corona | Teil 1: Wie geht es Geimpften nach zwei Jahren Pandemie? | Y-Kollektiv (1/2)

Scheiß Corona | Teil 1: Wie geht es Geimpften nach zwei Jahren Pandemie? | Y-Kollektiv (1)

Das ist macht mich traurig.

Und das hier macht mich wütend.

Moritz: "Hier wird noch Kollegen angefeindet, die mit der Presse unterwegs waren.

Die Menschen werden bedroht und Chris verlässt sogar das Land.

Chris: "Ich war einfach angepisst, dass alle nur noch auf sich geguckt haben."

Geht mir ähnlich meine. Meine Corona App ist rot. Ich teste mich fast jeden Tag und lass mich das dritte Mal impfen,

Anfang Dezember in einer Frauenarztpraxis.

Johannes: "Ich habe nicht mehr so wirklich Bock auf die ganze Sache.

Ich bin irgendwie genervt und wütend. Und weil ich nicht wirklich weiß, was ich sonst machen soll, mache ich halt einen Film darüber."

"Geht Ihnen das auch so? Sind Sie auch so ein bisschen...?" - Ärztin: "Vollkommen entnervt." -"Ja?"

- "Na klar. Also es hätte schon viel bessere Maßnahmen geben müssen,

damit die Zahlen nicht so hoch gehen. Und die Infektionszahlen runtergehen."

- "Ich weiß gar nicht gegen wen ich meine Genervtheit und Wut richten soll. Wie ist es bei ihnen?"

- "Die Ungeimpften, klar kann man auf die sauer sein. Aber die, die wirklich eine Agenda haben und Leute bedrohen,

das geht gar nicht! Also deswegen machen wir das auch ein bisschen unter der Hand.

Wir haben es nicht öffentlich gepostet, weil man hat dann irgendwelche komischen Leute vor der Tür stehen,

die herum krakelen." - Ist das so?" - "Ja, wir haben auch schon Briefe bekommen, dass wir angezeigt werden.

Also wirklich! Ich mache das hier im kleineren Rahmen. Also Hausarztpraxen, die im großen Rahmen impfen,

die brauchen zum Teil Polizeischutz."

Johannes: "Hey, das ist doch total verrückt, dass die Ärztin hier so halb im geheimen impfen muss

weil sie Angst hat, dass sonst Impfgegner vor der Tür stehen und sie bedrohen.

Also wie ist das denn so weit gekommen?

Ich mache mir Sorgen um unsere Gesellschaft. Darum wie wir im Moment miteinander umgehen.

Vor ein paar Monaten habe ich deshalb schon einen Film über Ungeimpfte gemacht. In diesem Film will ich von Geimpften hören.

Ganz wichtig ist mir aber es geht nicht um Geimpfte gegen Ungeimpfte. Ich finde nur, wenn wir

die Ungeimpften hören dann müssen wir auch die Geimpften hören. Deshalb mache ich wieder einen

Aufruf an unsere Community. Ich will wissen wie es den Geimpften gerade geht, wie sie Corona erleben.

Es melden sich so viele Menschen wie noch nie auf einen Aufruf von uns.

Über 200 e-Mails und über 1000 Kommentare. Viele der Geschichten sind krass!

Deshalb entscheiden wir uns zwei Filme zu machen.

Teil 2 könnt ihr nächste Woche sehen. Zuerst geht es nach Baden Württemberg.

Wir haben vergessen Desinfektionsmittel mitzunehmen. Aber das brauchen wir auf

jeden Fall, weil wir bei dem Dreh ziemlich vorsichtig sein müssen. Wir treffen nämlich

gleich Chris und für wäre eine Corona Infektion vermutlich tödlich.

Das ist er, Chris. Er haut ab aus Deutschland, weil ihm die Lage zu gefährlich ist, nach Portugal.

Wir treffen ihn am Abend vor der Abfahrt. Er holt uns am Bahnhof ab. auch so ein bisschen.

Johannes: "Brauchst du ein bisschen Lüftung? Luft rein lassen? Oder wie? Das oben hier auf machen? Achso, muss gedrückt halten."

Chris ist 27. Arbeitet als Fotograf und er gehört zur Risikogruppe. Er fährt einen Jaguar finde ich

erst komisch aber ich verstehe schnell, dass Autos für Chris ziemlich wichtig sind.

"Wann ist das letzte Mal, dass du Bahn gefahren bist?" - "Sehr lange her. Ich hatte ja schon vor der Pandemie eine Empfehlung

vom Arzt es nicht zu tun. Und in der Pandemie war dann komplett die Bahn und das

Flugzeug auch gestrichen. Deswegen muss ich nach Portugal auch im Auto fahren.

Menschenmengen sind gefährlich für ihn. Chris hat Mukoviszidose eine Stoffwechselkrankheit seine Lunge verschleimt.

Im Dezember vor zwei Jahren kann er kaum noch atmen. Seine Eltern holen den Notarzt.

Chris muss wiederbelebt werden, fällt danach ins Koma, wird künstlich beatmet.

Im Februar 2020 bekommt er eine neue Lunge transplantiert.

Seitdem lebt er in einem kleinen Anbau direkt neben dem haus seiner Eltern.

Gleich als Erstes zeigt er mir die Namen von den Maschinen im Krankenhaus die ihn am Leben gehalten haben.

Chris: "Das ist Hilfebeatmung." - "Und das wirst du Dein Leben lang haben?" - "Ja, leider.

Ich habe lange gebraucht, das ich es akzeptiere. Heute geht's."

Wir gehen rein, setzen uns sicherheitshalber ans offene Fenster.

Anne, hinter der Kamera, und ich sind übrigens mehrfach getestet und geimpft.

Chris zeigt mir ein paar Fotos. Chris: "Aber auch spannend für mich hier zu sehen. Ich hab ja so und mich selber

gar nicht in Erinnerung. Also in der Nacht wo ich quasi in Heidelberg ankam, sah das ganz dann so aus.

Und so sah ich dann aus am ersten Tag zu Hause."

- "Also wirklich richtig richtig abgemagert! Wie viele Kilogramm wiegst du da?"

- "41kg. Insgesamt war ich über vier Monate, glaube ich, im Krankenhaus.

Und da haben sie mich nur entlassen, weil die die Pandemie zu groß wurde. Sie haben gesagt:

"Wir können das Personal nicht mehr stemmen um sie zu isolieren."

Meine Pfleger oder Pflegerinnen durften nicht gleichzeitig in der Corona Station helfen.

Das ging nicht. Dann wurde über über Face-Time meine Eltern quasi eingelernt. Meine Mutter hat auch ihren job aufgegeben."

"Und das belastet Dich?

Es ist okay, wenn du eine Pause oder so machen willst. Alles in Ordnung"

- "Was soll man sagen?

Man will ja quasi eigentlich,

Ich wollte ja nicht, dass meine Mutter

jetzt irgendwie einen Job aufgeben muss wegen mir.

Und auch meine kleine Schwester,

die auch ihre erste Ausbildung abgebrochen hat. Weil... Ja...

Es ging halt nicht mehr so. Die haben das halt einfach nicht geschafft psychisch wahrscheinlich auch.

Ich weiß es nicht. Heute geht es natürlich allen gut und man muss ja auch ganz trocken sagen: Wir

hatten Lockdown in Deutschland 1. März 2020, irgendwie so. Ich wurde am 21. Februar transplantiert.

Wäre ich eine Woche später transplantiert worden, dann hätten sie nicht mehr die

Menge an Blut gehabt, die benötigt geworden wäre. Weil wir hatten..., weil die Blutbanken im Lockdown leer waren.

Das sind alle so viele Dinge, die die Leute glaube ich gar nicht so

richtig auf dem Schirm haben. Was das bedeutet oder was diese Pandemie für Menschen, die auf solche OP's

angewiesen sind bedeutet. Die OP's konnten zumindest im ersten Lockdown,

wo alles neu war nicht mehr stattfinden."

Morgen früh will Chris los nach Portugal. Dort sind 90% der Menschen vollständig geimpft.

In Deutschland nur knapp 70%.

Und in Portugal ist das Wetter besser. Die Menschen sind mehr draußen.

Er fährt hin in der Hoffnung, dass die Ansteckungsgefahr dort niedriger ist.

Denn Chris ist zwar geimpft, eine Infektion könnte für ihn trotzdem tödlich enden.

Also hat er seine Sachen gepackt. Darunter diese große Tasche voll mit Medikamenten und medizinischen Geräten.

Johannes: "Also zum Vergleich. Das ist eine Tasche mit den Anziehsachen inkl. Klamotten?"

- "Das was hier ist." - "Aber ja ok, deine Medizintasche ist nicht so weit hinterher in der Größe.

Also fast genauso groß." - "Ja ja ja, stimmt!" - "Wann hast du dich entschieden eigentlich zu sagen, ich hau jetzt ab?"

- "Als meine App das zweite mal mir dann eine Warnung gezeigt hat.

Wie soll man sagen? Ich habe eine zweite Chance bekomme. Und als die App zum zweiten mal angeschlagen hat,

mit erhöhtes Risiko, war ich zum Glück wieder negativ. Dann habe ich einfach gemerkt,

dass es immer knapper wird. Dann wurden die Nachbarn positiv getestet. Die Nachbarn positiv getestet und

dann irgendwann saß bei meiner Mutter im Auto jemand, der im Nachhinein positiv getestet wurde.

Also wirklich diese Situation auf der Intensivstation an der Ecke zu liegen. Du bist halt umzingelt von

Maschinen mit Mitte-Ende zwanzig. Ich würde alles dafür tun, dass das nie wieder passiert.

Und lass einen mit mit Krebs mit Mukoviszidose mit MS einen Schub bekommen und dann musst du in das

nächste Krankenhaus. So wie ich auch damals ins nächste Krankenhaus kam. Dort musste ich

quasi reanimiert werden. Wäre das voll gewesen und hat mich weiter fahren müssen oder hätten

vorher noch telefonieren müssen, dann wäre das wahrscheinlich hier an dem Punkt vorbei gewesen.

Das ist Fakt und das ist mir auch bewusst. Ich versuche den Leuten bewusst zu

machen aber man kommt nicht überall durch.

Das ist... ich weiß nicht."

"Ja, was soll man dazu sagen? Ich denke mir das kann doch nicht sein, dass er jetzt

abhauen muss. In ein anderes Land, weil wir das hier nicht gebacken kriegen, dass sich genug

Leute impfen, dass er sicher ist. Das er mit seiner Spenderlunge nicht am Ende doch noch stirbt.

Ich habe jetzt in dem Moment, ganz ehrlich, eigentlich kein Verständnis für Leute,

die sich nicht impfen lassen.

Der nächste Morgen.

Chris: "Gut geschlafen?" - "Joa, guten Morgen. Johannes.

Für wie lange soll das reichen?" - "Also Klamotten habe ich jetzt für zwei Wochen oder eine.

Nach einer Woche wieder waschen. "

Wie lange er bleibt, weiß Chris noch nicht.

Er will erst zurück wenn Deutschland wieder sicher genug ist bis dahin will er von Portugal aus arbeiten.

Johannes: "Was ist mit den T-Shirts? Da lagen noch so zwei T-Shirts auf dem Bett."

- "Die haben nicht mehr reingepasst."

Nicht das beste Auto für so viel Gepäck. Ganz schönes Tetris hier.

Ha, Erfolg!

2200 Kilometer hat Chris vor sich. Von seiner Mutter verabschiedet er sich im Haus, ohne Kamera.

Chris: "Wird schon werden.

Ich bin gespannt wie warm es da ist. Das Bild. Ich schicke euch dann Fotos! Okay, bis dann.

Die Mutter von Chris sagt: "Es ist das erste Mal, dass er seit seinem Krankenhausaufenthalt so weit weg fährt.

"Ist es auch ein bisschen gut so, dieses, dass er überhaupt euch sagt, ich mach das jetzt?"

- "Ich freue mich total für ihn. Es wäre ja früher nicht möglich gewesen.

Ich weine auch. Aber ich bin halt Mama.

Er soll einfach auf sich aufpassen. Und dann ist alles gut."

- "Aber selbst ich freue mich für dich, dass Du jetzt fahren kannst.

Und ich meine hier: Wir sehen unseren Atem.

Und, dass du jetzt da runter fährst damit Du ein bisschen Sonne und ein bisschen Strand hast.

In der Nähe von Augsburg treffe ich Richie.

Richie: "Joa, ist frisch."

Richie arbeitet als Streetworker in einem Jugendzentrum, ist zweifach geimpft.

Er meldet sich bei uns und erzählt: Viele junge Menschen leiden sehr unter der Pandemie. Einige trinken häufiger,

konsumieren mehr Drogen und kaum jemand kümmert sich darum.

Er schon. Deswegen ist er heute wieder auf Mission.

Das heißt, er ist in der Stadt unterwegs, will mit Jugendlichen sprechen und sich ihre Probleme anhören.

Auf unserer Runde trifft er niemanden, zu kalt. Also weiter mit dem Streetwork-Mobil.

Richie: "So.

Mich nervt es, wenn, sage ich mal jetzt, die erwachsenen Menschen einfachheit null, sich in die Lage der

Jugendlichen versetzen können. Wie schwer das für die ist. Mit Schule, keine Schule, Homeschooling,

Freunde treffen keine Freunde treffen. Mich nervt dieses Unverständnis haben."

Die Pandemie hat Ritchies Arbeit schwerer gemacht. Im Jugendzentrum gilt 2G.

Viele Jugendliche sind aber noch nicht geimpft. Können also nicht rein. Wenn es so kalt ist wie

jetzt bleiben die meisten zu Hause. Richie sagt er weiß oft mehr über die Probleme der

Jugendlichen als ihre Eltern. Wenn sie zu viel trinken oder wieder Stress mit der Polizei haben.

Richie: "Wo wir jetzt hinfahren, da wüsste ich jetzt im Sommer safe drei-vier die jetzt am kicken sind oder Basketball spielen.

Hier fahren wir jetzt mal kurz rein und können ja mal kurz reinschauen, Tod, keiner da.

Aber wenn sie nicht hier wären, weil es jetzt z.B: regnen würde,

dann wären höchstwahrscheinlich in oder ums Jugendzentren. Da kommt man halt einfach

viel besser ins Gespräch und kann einfach mehr Jugendarbeit betreiben."

Richie muss weiter zu einem Termin. Ich gucke im Jugendzentrum nach, ob ich noch mit ein paar jungen Menschen sprechen kann...

Begrüßung

... und finde sie im ziemlich fett eingerichteten Musikstudio.

Lilly ist 17 macht nächstes Jahr Abi. Mario, links, ist 21 hat letztes Jahr Abi gemacht.

und Felix rechts ist 19, macht gerade eine Ausbildung.

Zusammen schrauben sie an Musik. Hört mal rein.

Johannes: "Es geht ja um die Pandemie, deswegen die Frage wie geht's euch?" - "Joa, es gab schon so recht schwere


Scheiß Corona | Teil 1: Wie geht es Geimpften nach zwei Jahren Pandemie? | Y-Kollektiv (1)

Das ist macht mich traurig.

Und das hier macht mich wütend.

Moritz: "Hier wird noch Kollegen angefeindet, die mit der Presse unterwegs waren.

Die Menschen werden bedroht und Chris verlässt sogar das Land.

Chris: "Ich war einfach angepisst, dass alle nur noch auf sich geguckt haben."

Geht mir ähnlich meine. Meine Corona App ist rot. Ich teste mich fast jeden Tag und lass mich das dritte Mal impfen,

Anfang Dezember in einer Frauenarztpraxis.

Johannes: "Ich habe nicht mehr so wirklich Bock auf die ganze Sache.

Ich bin irgendwie genervt und wütend. Und weil ich nicht wirklich weiß, was ich sonst machen soll, mache ich halt einen Film darüber."

"Geht Ihnen das auch so? Sind Sie auch so ein bisschen...?" - Ärztin: "Vollkommen entnervt." -"Ja?"

- "Na klar. Also es hätte schon viel bessere Maßnahmen geben müssen,

damit die Zahlen nicht so hoch gehen. Und die  Infektionszahlen runtergehen."

- "Ich weiß gar nicht gegen wen ich meine Genervtheit und Wut richten soll. Wie ist es bei ihnen?"

- "Die Ungeimpften, klar kann man auf die sauer sein. Aber die, die wirklich eine Agenda haben und Leute bedrohen,

das geht gar nicht! Also deswegen machen wir das auch ein bisschen unter der Hand.

Wir haben es nicht öffentlich gepostet, weil man hat dann irgendwelche komischen Leute vor der Tür stehen,

die herum krakelen." - Ist das so?" - "Ja, wir haben auch  schon Briefe bekommen, dass wir angezeigt werden.

Also wirklich! Ich mache das hier im kleineren Rahmen. Also Hausarztpraxen, die im großen Rahmen impfen,

die brauchen zum Teil Polizeischutz."

Johannes: "Hey, das ist doch total verrückt, dass die Ärztin hier so halb im geheimen impfen muss

weil sie Angst hat, dass sonst Impfgegner vor der Tür stehen und sie bedrohen.

Also wie ist das denn so weit gekommen?

Ich mache mir Sorgen um unsere Gesellschaft. Darum wie wir im Moment miteinander umgehen.

Vor ein paar Monaten habe ich deshalb schon einen Film über Ungeimpfte gemacht. In diesem Film will ich von Geimpften hören.

Ganz wichtig ist mir aber es geht nicht um Geimpfte  gegen Ungeimpfte. Ich finde nur, wenn wir

die Ungeimpften hören dann müssen wir auch die  Geimpften hören. Deshalb mache ich wieder einen

Aufruf an unsere Community. Ich will wissen wie  es den Geimpften gerade geht, wie sie Corona erleben.

Es melden sich so viele Menschen  wie noch nie auf einen Aufruf von uns.

Über 200 e-Mails und über 1000 Kommentare. Viele der  Geschichten sind krass!

Deshalb entscheiden wir  uns zwei Filme zu machen.

Teil 2 könnt ihr nächste  Woche sehen. Zuerst geht es nach Baden Württemberg.

Wir haben vergessen Desinfektionsmittel  mitzunehmen. Aber das brauchen wir auf

jeden Fall, weil wir bei dem Dreh ziemlich vorsichtig sein müssen. Wir treffen nämlich

gleich Chris und für wäre eine Corona Infektion vermutlich tödlich.

Das ist er, Chris. Er haut ab aus Deutschland, weil ihm die Lage zu gefährlich ist, nach Portugal.

Wir treffen ihn am Abend vor der Abfahrt. Er holt uns am Bahnhof ab. auch so ein bisschen.

Johannes: "Brauchst du ein bisschen Lüftung? Luft rein lassen? Oder wie? Das oben hier auf machen? Achso, muss gedrückt halten."

Chris ist 27. Arbeitet als Fotograf und er gehört  zur Risikogruppe. Er fährt einen Jaguar finde ich

erst komisch aber ich verstehe schnell, dass Autos  für Chris ziemlich wichtig sind.

"Wann ist das letzte Mal, dass du Bahn gefahren bist?" - "Sehr lange her. Ich  hatte ja schon vor der Pandemie eine Empfehlung

vom Arzt es nicht zu tun. Und in der Pandemie war dann komplett die Bahn und das

Flugzeug auch gestrichen. Deswegen muss ich nach  Portugal auch im Auto fahren.

Menschenmengen sind gefährlich für ihn. Chris hat Mukoviszidose eine Stoffwechselkrankheit seine Lunge verschleimt.

Im Dezember vor zwei Jahren kann er kaum noch atmen. Seine Eltern holen den Notarzt.

Chris muss wiederbelebt werden, fällt danach ins Koma, wird künstlich beatmet.

Im Februar 2020 bekommt er eine neue Lunge transplantiert.

Seitdem lebt er in einem  kleinen Anbau direkt neben dem haus seiner Eltern.

Gleich als Erstes zeigt er mir die Namen von den  Maschinen im Krankenhaus die ihn am Leben gehalten haben.

Chris: "Das ist Hilfebeatmung." - "Und das wirst du Dein Leben lang haben?" - "Ja, leider.

Ich habe lange gebraucht, das ich es akzeptiere. Heute geht's."

Wir gehen rein, setzen uns sicherheitshalber ans offene Fenster.

Anne, hinter der Kamera, und ich  sind übrigens mehrfach getestet und geimpft.

Chris zeigt mir ein paar Fotos. Chris: "Aber auch spannend für  mich hier zu sehen. Ich hab ja so und mich selber

gar nicht in Erinnerung. Also in der Nacht wo ich  quasi in Heidelberg ankam, sah das ganz dann so aus.

Und so sah ich dann aus am ersten Tag zu Hause."

- "Also wirklich richtig richtig  abgemagert! Wie viele Kilogramm wiegst du da?"

- "41kg. Insgesamt war ich über vier Monate, glaube ich, im Krankenhaus.

Und da haben sie mich nur entlassen, weil die die Pandemie zu groß wurde. Sie haben gesagt:

"Wir können das Personal nicht mehr stemmen um sie zu isolieren."

Meine Pfleger oder Pflegerinnen durften nicht gleichzeitig in der Corona Station helfen.

Das ging nicht. Dann wurde über über Face-Time meine Eltern quasi eingelernt. Meine Mutter hat auch ihren job aufgegeben."

"Und das belastet Dich?

Es ist okay, wenn du eine Pause oder  so machen willst. Alles in Ordnung"

- "Was soll man sagen?

Man will ja quasi eigentlich,

Ich wollte ja nicht, dass meine Mutter

jetzt irgendwie einen Job aufgeben  muss wegen mir.

Und auch meine kleine Schwester,

die auch ihre erste Ausbildung abgebrochen hat. Weil... Ja...

Es ging halt nicht mehr so. Die haben das halt einfach nicht geschafft psychisch wahrscheinlich auch.

Ich weiß es nicht. Heute geht es natürlich allen  gut und man muss ja auch ganz trocken sagen: Wir

hatten Lockdown in Deutschland 1. März 2020, irgendwie so. Ich wurde am 21. Februar transplantiert.

Wäre ich eine Woche später transplantiert worden, dann hätten sie nicht mehr die

Menge an Blut gehabt, die benötigt geworden wäre. Weil wir hatten..., weil die Blutbanken im Lockdown leer waren.

Das sind alle so viele  Dinge, die die Leute glaube ich gar nicht so

richtig auf dem Schirm haben. Was das bedeutet oder was  diese Pandemie für Menschen, die auf solche OP's

angewiesen sind bedeutet. Die OP's konnten zumindest im ersten Lockdown,

wo alles neu war nicht mehr stattfinden."

Morgen früh will Chris los nach Portugal. Dort sind 90% der Menschen vollständig geimpft.

In Deutschland nur knapp 70%.

Und in Portugal ist das Wetter besser. Die Menschen sind mehr draußen.

Er fährt hin in der Hoffnung, dass die Ansteckungsgefahr dort niedriger ist.

Denn Chris ist zwar geimpft, eine Infektion könnte für ihn trotzdem tödlich enden.

Also hat er seine Sachen gepackt. Darunter diese große Tasche voll mit Medikamenten und medizinischen Geräten.

Johannes: "Also zum Vergleich. Das ist eine Tasche mit den Anziehsachen inkl. Klamotten?"

- "Das was hier ist." - "Aber ja ok, deine Medizintasche ist nicht so weit hinterher in der Größe.

Also fast genauso groß." - "Ja ja ja, stimmt!" - "Wann  hast du dich entschieden eigentlich zu sagen, ich hau jetzt ab?"

- "Als meine App das  zweite mal mir dann eine Warnung gezeigt hat.

Wie soll man sagen? Ich habe eine zweite Chance bekomme. Und als die App zum zweiten mal angeschlagen hat,

mit erhöhtes Risiko, war ich zum Glück wieder negativ. Dann habe ich einfach gemerkt,

dass es immer knapper wird. Dann wurden die Nachbarn  positiv getestet. Die Nachbarn positiv getestet und

dann irgendwann saß bei meiner Mutter im Auto jemand, der im Nachhinein positiv getestet wurde.

Also wirklich diese Situation auf der Intensivstation an der Ecke zu liegen. Du bist halt umzingelt von

Maschinen mit Mitte-Ende zwanzig. Ich würde alles dafür tun, dass das nie wieder passiert.

Und lass einen mit mit Krebs mit Mukoviszidose mit  MS einen Schub bekommen und dann musst du in das

nächste Krankenhaus. So wie ich auch damals ins nächste Krankenhaus kam. Dort musste ich

quasi reanimiert werden. Wäre das voll gewesen und hat mich weiter fahren müssen oder hätten

vorher noch telefonieren müssen, dann wäre das  wahrscheinlich hier an dem Punkt vorbei gewesen.

Das ist Fakt und das ist mir auch bewusst. Ich versuche den Leuten bewusst zu

machen aber man kommt nicht überall durch.

Das ist... ich weiß nicht."

"Ja, was soll man dazu sagen? Ich denke mir das kann doch nicht sein, dass er jetzt

abhauen muss. In ein anderes Land, weil wir das hier nicht gebacken kriegen, dass sich genug

Leute impfen, dass er sicher ist. Das er  mit seiner Spenderlunge nicht am Ende doch noch stirbt.

Ich habe jetzt in dem Moment, ganz  ehrlich, eigentlich kein Verständnis für Leute,

die sich nicht impfen lassen.

Der nächste Morgen.

Chris: "Gut geschlafen?" - "Joa, guten Morgen. Johannes.

Für wie lange soll das reichen?" - "Also Klamotten habe ich jetzt für zwei Wochen oder eine.

Nach einer Woche wieder waschen. "

Wie lange er bleibt, weiß Chris noch nicht.

Er will erst zurück wenn Deutschland wieder sicher genug ist bis dahin will er von Portugal aus arbeiten.

Johannes: "Was ist mit den T-Shirts? Da lagen noch so zwei T-Shirts auf dem Bett."

- "Die haben nicht mehr reingepasst."

Nicht das beste Auto für so viel Gepäck. Ganz schönes Tetris hier.

Ha, Erfolg!

2200 Kilometer hat Chris vor sich. Von seiner Mutter verabschiedet er sich im Haus, ohne Kamera.

Chris: "Wird schon werden.

Ich bin gespannt wie warm es da ist. Das Bild. Ich schicke euch dann Fotos! Okay, bis dann.

Die Mutter von Chris sagt: "Es ist das erste Mal, dass er seit seinem Krankenhausaufenthalt so weit weg fährt.

"Ist es auch ein bisschen gut so, dieses, dass er überhaupt euch sagt, ich mach das jetzt?"

- "Ich freue mich total für ihn. Es wäre ja früher nicht möglich gewesen.

Ich weine auch. Aber ich bin halt Mama.

Er soll einfach auf sich aufpassen. Und dann ist alles gut."

- "Aber selbst ich freue mich für dich, dass Du jetzt fahren kannst.

Und ich meine hier: Wir sehen unseren Atem.

Und, dass du jetzt da runter fährst damit Du ein bisschen Sonne und ein bisschen Strand hast.

In der Nähe von Augsburg treffe ich Richie.

Richie: "Joa, ist frisch."

Richie arbeitet als Streetworker in einem Jugendzentrum, ist zweifach geimpft.

Er meldet sich bei uns und erzählt: Viele junge Menschen leiden  sehr unter der Pandemie. Einige trinken häufiger,

konsumieren mehr Drogen und kaum jemand kümmert  sich darum.

Er schon. Deswegen ist er heute wieder auf Mission.

Das heißt, er ist in der Stadt unterwegs, will mit Jugendlichen sprechen und sich ihre Probleme anhören.

Auf unserer Runde trifft er niemanden, zu kalt. Also weiter mit dem Streetwork-Mobil.

Richie: "So.

Mich nervt es, wenn, sage ich mal jetzt, die erwachsenen Menschen einfachheit null, sich in die Lage der

Jugendlichen versetzen können. Wie schwer das für die ist. Mit Schule, keine Schule, Homeschooling,

Freunde treffen keine Freunde treffen. Mich nervt dieses Unverständnis haben."

Die Pandemie hat Ritchies Arbeit schwerer gemacht. Im Jugendzentrum gilt 2G.

Viele Jugendliche sind aber noch nicht geimpft. Können also  nicht rein. Wenn es so kalt ist wie

jetzt bleiben die meisten zu Hause. Richie sagt er weiß oft mehr über die Probleme der

Jugendlichen als ihre Eltern. Wenn sie zu viel trinken oder wieder Stress mit der Polizei haben.

Richie: "Wo wir jetzt hinfahren, da wüsste ich jetzt im Sommer safe drei-vier die jetzt am kicken sind oder Basketball spielen.

Hier fahren wir jetzt mal kurz rein und können ja mal kurz reinschauen, Tod, keiner da.

Aber wenn sie nicht hier  wären, weil es jetzt z.B: regnen würde,

dann wären höchstwahrscheinlich in oder  ums Jugendzentren. Da kommt man halt einfach

viel besser ins Gespräch und kann einfach mehr  Jugendarbeit betreiben."

Richie muss weiter zu einem Termin. Ich gucke im Jugendzentrum nach, ob  ich noch mit ein paar jungen Menschen sprechen kann...

Begrüßung

... und finde sie im ziemlich fett  eingerichteten Musikstudio.

Lilly ist 17 macht nächstes Jahr Abi. Mario, links, ist 21 hat letztes Jahr Abi gemacht.

und Felix rechts ist 19, macht gerade eine Ausbildung.

Zusammen schrauben sie an Musik. Hört mal rein.

Johannes: "Es geht ja um die Pandemie, deswegen die Frage wie geht's euch?" - "Joa, es gab schon so recht schwere