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YouTube | Y-Kollektiv - kurze Videodokumentationen und Reportagen, Scheiß Corona | Teil 2: Beleidigt und bedroht - Was muss die Pflege gerade aushalten? | Y-Kollektiv (1/2)

Scheiß Corona | Teil 2: Beleidigt und bedroht - Was muss die Pflege gerade aushalten? | Y-Kollektiv (1)

Johannes: "Ihr seid nur Schmutz.

Die muss man beobachten und das machen noch viel mehr Leute als ich.

Bald werden Köpfe rollen."

Ja, das sind alles so Kommentare, die unter unserem Aufruf und unserem ersten Film zum

Thema gekommen sind. Wir wollen mit Geimpften reden und werden dafür beleidigt und bedroht.

Und die Sache ist: Es geht nicht nur uns so.

Moritz: "Hier werden auch Kollegen angefeindet, die auch hier mit der Presse unterwegs waren."

Das ist der zweite Teil der Geschichte. Eigentlich wollten wir wissen, wie geimpfte Menschen

diese Zeit gerade erleben. Jetzt ist es ein Film über Menschen, die bedroht werden.

Weil uns das wirklich jeder erzählt.

"Das macht mich ehrlich gesagt auch wütend, total wütend."

Bei dieser Politikerin standen Menschen mit Fackeln vor dem Haus.

"In meinem Fall ist es ja so, dass ich mich schützen lassen kann."

Andere können das nicht, wie die Ärztin, die mich impft.

Ärztin: "Wir haben auch schon Briefe bekommen, dass wir angezeigt werden."

Was jetzt kommt, wird hart. Schaut es lieber nicht an, wenn ihr euch psychisch nicht stabil fühlt.

Denn es geht auf die Corona-Intensivstation vom Klinikum Stuttgart. Moritz ist 27 Jahre alt

und arbeitet hier als Intensivpfleger.

Moritz: "Das ist jetzt die Patientenkarte sozusagen. Was wir alles haben. Und ihr seht glaube ich

alles voll mit Covid-19 und ein einziger ohne."

Die meisten sind unter 60. Medizinisch gesehen noch jung, sagt Moritz. Wir sind heute eine

ganze Schicht dabei.

Ist zumindest der Plan. Als wir ankommen, wollen mehrere Pfleger:innen nicht, dass wir hier filmen.

Sie werden schon so oft genug von Coronaleugnern bedroht, sagen sie.

Sie haben keinen Bock mehr darauf. Und das nur weil sie ihre Arbeit machen.

Wir einigen uns und machen jetzt genau das: Wir zeigen ihre Arbeit.

Moritz: "So jetzt ziehen wir uns um. Das heißt für dich, kannst dir gern ne Kappe rausnehmen,

deine Frisur wird leider zerstört heute Abend.

Einfach von vorne sozusagen reingehen."

Schon jetzt sehe ich, wie viel aufwendiger der Arbeitsalltag der Intensivpfleger mit

Corona ist. Jedes Mal komplette Schutzkleidung bevor es in die Station geht.

Morith: "Danke, Herr Assistenzarzt."

- "Dankeschön."

Die gute Laune ist dann aber schnell vorbei. Ich schaue in den ersten Raum.

Moritz: "Die Patientin hat ne schlimme Vorerkrankung. Pulmonal, also in der Lunge, Metastasen und

im Knochen schon Metastasen. Und da ist so Bestandsaufnahme, wie der Ausblick ist. Weil

sie auch von der Lunge her schon sehr schlecht ist. Sie hat 100 Prozent Sauerstoff, wir atmen

ja 21 Prozent in der Luft. Mehr geht nicht. Das ist vorbei schon."

- "Moment, du sagst bei ihr jetzt, die wird es nicht schaffen."

- "Nein, niemals."

-" Was denkst du, wie lange wird dir noch hier liegen?"

- "Das kommt immer darauf an, mit den 100 Prozent kann man noch immer sehr lange weiterleben,

wenn man beatmet. Weil das hält den Körper am Leben, der Sauerstoff. Sauerstoff ist einfach

das Leben. Wenn man das dann in Einklang mit den Angehörigen, so ist deutsches Recht, das

dürfen wir nicht entscheiden, entscheidet, geht das relativ schnell, dass dann das Beatmungsgerät runtergedreht wird.

Ausmachen machen wir nie sozusagen."

- "Aber das kann jetzt quasi jeden Tag passiere?."

- "Jede Sekunde, ja."

Oh Mann, geht ja gut los. Wir schauen ins Zimmer nebenan. Für diese zwei Patientinnen

ist Moritz heute verantwortlich. 54 und 67 Jahre alt.

Johannes: "Ist sie ansprechbar? Da?"

- "Ihr könnt ruhig mit reinkommen. Also das ist halt das, was ich gesagt habe: diesen Medikamenten-Cocktail,

den man bei einer Corona-Infektion bekommt, ist ja um einiges giftiger für den Körper,

der so viele Nebenwirkungen hat. Und das hat manche Patienten einfach in so eine Phase,

so eine Lethargie und so eine Abhängigkeit, einfach. Es gibt ja so Schmerzmittel, die hochpotent

sind, also fast tausendfach so potent wie Morphin, die dann gegeben werden. Und da werden

die Patienten einfach abhängig davon.

Frau alles in Ordnung. Ich red nur mit dem Kollegen ein bisschen darüber, okay?

Ja und leider ist sie halt einfach noch nicht so im Hier und Jetzt, dass wir ihr noch die

Hände fixieren müssen, weil sie sich sonst die Beatmungskanäle rausreißen würde."

- "Krass."

- "Schwierig."

- "Aber das ist schon gut? Das ist aufm guten Weg?"

- "Das ist ein guter Weg. Ein langer, aber ein guter Weg. Sie muss auf jeden Fall danach

noch in die Reha, dass sie laufen, essen, alles wieder erlernen muss."

Ich bin ziemlich überwältigt. Klar, ist eine Intensivstation, da springen nicht alle gut

gelaunt rum. Aber ey, überall liegen Körper, an Maschinen angeschlossen, sehen kaum noch aus wie Menschen.

Wenn man hier landet, dann gibt man seine Würde ab das sagen mir mehrere

Pflegekräfte während der Schicht heute.

Aber ich erlebe auch, dass das nicht immer stimmt. Moritz kümmert sich. Auch wenn die

Chancen schlecht stehen wie bei der zweiten Patientin im Raum.

Moritz: "So Frau Moritz ist mein Name, ich bin heute Mittag für Sie da, okay? Ich höre einmal auf die Lunge.

Jetzt schaue ich einmal in die Augen. Achtung Auge geht auf. Super.

Anderes Auge geht auf. Okay.

Dann fasse ich einmal geschwind an die Hände und dann die Beine.

Da gucke ich jetzt einfach, ob alles gut durchblutet ist, weil eine Coruna-Infektion löst auch

gerne so Blutgerinnsel aus, die dann auch die Gefäße verstopfen und dann ist halt diese

Gefahr groß, dass sich irgendwo was zu verschließt."

Weiter zum nächsten Raum.

Moritz: "Das ist echt scheiße bei ihr."

- "Ja? Also sie ist 40, zwei kleine Kinder. - "Zwillinge, 10 Jahre alt. Die haben bitter geweint. Wir haben extra Tablets bekommen,

Jeder facetimed nochmal mit seinen Angehörigen, bevor wir ihn intubieren.

Und die haben einfach so geweint gestern Abend."

- "Gestern Abend intubiert?

Ja, Hölle."

- "Und ich schließe daraus, die Prognose ist nicht gut."

- "Ja, sie ist halt auch schon vorgeschädigt. Sie hatte schon mal eine Influenza-Pneumonie,

also eine Lungenentzündung mit Influenza und das muss man von Tag zu Tag schauen.

Moritz sagt: Etwa 80 Prozent der Behandelten sind ungeimpft. Und unter den geimpften Infizierten

sind viele mit Vorerkrankungen oder ohne Booster. Auch die Frau gegenüber ist zweifach geimpft,

sagt Moritz. Sie ist übergewichtig, so wie viele hier. Und: Schon über 80. Moritz sagt:

Sie wird bald sterben.

Johannes: "Wie oft passiert es, dass hier auf Station jemand stirbt?"

- "Pro Woche würde ich schon hochgerechnet zwei, drei auf jeden Fall sagen. Ich meine, wenn

man einmal einen Menschen in einen Leichensack verpackt hat, macht es was mit einem.

Also ich kann mich noch an alle Gesichter erinnern, die ich da reingepackt hab."

- "Und dann kannst du sie auch zählen?"

- "Nein. Mal mehr oder mal, also nee, kann ich wirklich nicht. Das ist dann schon zu viel."

- "Oh je."

Knapp zwei Stunden Schicht vorbei. Alle meinen, das heute ist ein ganz ruhiger Tag.

Aber ich bin schon richtig durch.

Johannes: "Klingt so makaber. Ich habe gerade versucht, die Inventur zu machen, bei wie vielen Leuten

das hier nicht so gut aussieht. Also wir hatten...?"

- "Eins, zwei, drei, vier."

- "Ich war auch bei vier."

Vier von acht. Hälfte.

Ist das eine gute oder eine schlechte Quote?

Standard.

Ist doll.

Leider.

Wir machen eine kurze Pause. Ich sage Moritz wie beeindruckt ich bin von seiner Arbeit.

Er erzählt mir, wie schön dieser Beruf sein kann. Wie sehr er sich darüber freut,

wenn die Behandelten Fortschritte machen, sich langsam zurück ins Leben kämpfen.

Mit Corona ist seine Arbeit anstrengender geworden.

Das frustriert auch wirklich deshalb. Ist auch so ein Frust unter den ganzen Kollegen,

man ist sehr dünnhäutig geworden, was irgendwie. Man fährt schneller aus der Haut als auch,

ob es jetzt hier ist oder im privaten Umfeld. Das ist so ein großes ja.

Was ich ganz schlimm finde auf der Station: Wir dürfen keine Fenster aufmachen.

Können wir nicht.

Und ich finde es für mich, wenn jemand gestorben ist, müssen wir ein Fenster aufmachen.

Das habe ich immer auf meiner alten Station gemacht. Das war so ein kleines Ritual, dass wir dann die

Seele sozusagen aus dem Zimmer rausgehen lassen können. Und wir hatten dann, als die Welle

vorbei war, mal alle Fenster offen. Aber jetzt ist natürlich wieder so schwierig, wie ich find.

Die Fenster müssen zu bleiben, weil auf der Station Unterdruck herrscht.

So werden die Viren rausgefiltert.

Fühlst du dich gesehen?

Von wem gesehen?

Von der Gesellschaft.

Nee. Hier werden auch Kollegen angefeindet, die auch mit der Presse unterwegs waren.

Die Stimme wird immer lauter sein. Deshalb fühlen wir uns eigentlich auch nicht gesehen. Das ist so.

Ich wüsste auch nicht, wer von der Gesellschaft. Die wissen natürlich, dass die Pflege arbeitet,

aber was für Belastungen das sind, kann man sich, glaube ich, einfach nicht vorstellen.

Moritz erzählt mir auch, dass ihn manchmal sogar Patient:innen selbst anfeinden.

Die dann auch teilweise, also während wir sie behandeln und wirklich unser Bestes tun,

alles infrage stellen, was wir machen. Und da ist es natürlich auch mental schwierig

auch professionell zu bleiben natürlich. Während nebendran die Patientin stirbt,

zum Beispiel, und dann wirst du auf der anderen Seite von den Patientinnen beleidigt,

was du hier eigentlich machst und das ist überhaupt nicht alles stimmt und ja.

Nach der Pause. Ich erlebe, wie viel Arbeit schon eine einzelne Patientin erfordert.

Sie muss in die Bauchlage, so kann sich die Lunge besser ausdehnen. Dafür braucht es drei Personen.

Dauert über 20 Minuten - und das mehrmals am Tag.

Eins, zwei, drei.

Nochmal.

Eins, zwei, drei.

Die andere Patientin sitzt in einem Spezialstuhl. Damit ihr Körper nicht nur liegt, sich besser erholen kann.

Moritz sagt, während der Coronawelle im letzten Winter lagen sechs Menschen in diesem Raum.

Dreimal so viele. Da wurde nicht mehr gepflegt, sagt Moritz, dafür war keine Zeit.

Da ging's nur noch ums Überleben.

Ja, die zwei Sachen. Dankeschön. So und jetzt kannst du geschwind -

Ich tu die Füße hoch und du schiebst einfach die Decke drunter.

So hier? Einfach hier rein. So. Top.

Nochmal eine kurze Pause. Intensivpflegerin Gisela sagt: Vor einem Jahr, das war wie im Krieg.

Also wenn du das schon seit 32 Jahren hier machst, hast du so was in der Art schon mal erlebt?

Noch nie, noch nie. Also es gab noch nie eine Grippewelle mit so viel, also wir haben noch

nie eine Station voll gehabt mit einem Krankheitsbild. Das gab es noch nie. Das ist einfach komplettes Neuland.

Das erzählen mir auch Ärztinnen und Pfleger aus anderen Krankenhäusern. Und:

Dass die Leute auf den Intensivstationen in dieser Welle jünger sind als vorher.

Sie halten länger durch, bis sie rauskommen oder sterben. Bedeutet hart gesagt:

Die Betten sind länger belegt.

Nach über sieben Stunden ist die Schicht fast vorbei.

Also die eine Frau, bei wir vorhin drin waren, die liegt jetzt im Sterben. Das wird nicht

mehr lange gehen. Und bei der im Zimmer ist jetzt die Tochter und verabschiedet sich.

Gleichzeitig ist es irgendwie absurd, weil überall arbeiten alle weiter.

Alles läuft wie normal und hier drüben stirbt gerade ein Mensch. Ich habe langsam das Gefühl,

ich bin auch einfach so überlastet oder fast auch emotional abgestumpft, weil das so viel ist.

Also hier ist halt einfach alles auf eine Art tragisch.

Eigentlich will ich für diesen Film auch mit dem ehemaligen Bundesgesundheitsminister

Jens Spahn sprechen. Dann passiert Anfang Dezember das: Impfgegner sollen einen Mordanschlag

auf den s chsischen Ministerpräsidenten geplant haben. Und wie in diesem Video zu sehen ist,

marschieren Coronagegner mit Fackeln sogar direkt vor das Wohnhaus

der sächsischen Gesundheitsministerin Petra Köpping.

Mit ihr bin ich zum Gespräch verabredet.

Guten Morgen. Können Sie mich gut hören?

Ja, ich kann Sie gut hören. Können Sie mich jetzt auch hören?

Ich kann Sie wunderbar hören.

Petra Köpping sagt, dass sie alarmiert ist, als sie die Fackeln vor ihrem Haus sieht.

Sie ruft sofort die Polizei. Köpping sagt aber auch, dass sie als Politikerin häufiger

Konfrontationen erfährt. Ich erzähle ihr, was ich in den letzten Wochen erlebt habe.

Ich habe gemerkt, ich war mich boostern lassen. Die Ärztin hat gesagt: Wir machen das nicht öffentlich,

weil bei uns stehen die Leute vor der Tür dann und bedrohen uns.

Ich war auf der Covid-Intensivstation. Die Pflegerinnen haben gesagt: Wir werden bedroht.


Scheiß Corona | Teil 2: Beleidigt und bedroht - Was muss die Pflege gerade aushalten? | Y-Kollektiv (1)

Johannes: "Ihr seid nur Schmutz.

Die muss man beobachten und das machen noch viel mehr Leute als ich.

Bald werden Köpfe rollen." 頭はすぐに転がります。」 머리가 곧 굴러 갈 것입니다."

Ja, das sind alles so Kommentare, die unter unserem Aufruf und unserem ersten Film zum

Thema gekommen sind. Wir wollen mit Geimpften reden und werden dafür beleidigt und bedroht.

Und die Sache ist: Es geht nicht nur uns so.

Moritz: "Hier werden auch Kollegen angefeindet, die auch hier mit der Presse unterwegs waren."

Das ist der zweite Teil der Geschichte. Eigentlich wollten wir wissen, wie geimpfte Menschen

diese Zeit gerade erleben. Jetzt ist es ein Film über Menschen, die bedroht werden.

Weil uns das wirklich jeder erzählt.

"Das macht mich ehrlich gesagt auch wütend, total wütend."

Bei dieser Politikerin standen Menschen mit Fackeln vor dem Haus.

"In meinem Fall ist es ja so, dass ich mich schützen lassen kann."

Andere können das nicht, wie die Ärztin, die mich impft.

Ärztin: "Wir haben auch schon Briefe bekommen, dass wir angezeigt werden."

Was jetzt kommt, wird hart. Schaut es lieber nicht an, wenn ihr euch psychisch nicht stabil fühlt.

Denn es geht auf die Corona-Intensivstation vom Klinikum Stuttgart. Moritz ist 27 Jahre alt

und arbeitet hier als Intensivpfleger.

Moritz: "Das ist jetzt die Patientenkarte sozusagen. Was wir alles haben. Und ihr seht glaube ich

alles voll mit Covid-19 und ein einziger ohne."

Die meisten sind unter 60. Medizinisch gesehen noch jung, sagt Moritz. Wir sind heute eine

ganze Schicht dabei.

Ist zumindest der Plan. Als wir ankommen, wollen mehrere Pfleger:innen nicht, dass wir hier filmen.

Sie werden schon so oft genug von Coronaleugnern bedroht, sagen sie.

Sie haben keinen Bock mehr darauf. Und das nur weil sie ihre Arbeit machen.

Wir einigen uns und machen jetzt genau das: Wir zeigen ihre Arbeit.

Moritz: "So jetzt ziehen wir uns um. Das heißt für dich, kannst dir gern ne Kappe rausnehmen,

deine Frisur wird leider zerstört heute Abend.

Einfach von vorne sozusagen reingehen."

Schon jetzt sehe ich, wie viel aufwendiger der Arbeitsalltag der Intensivpfleger mit

Corona ist. Jedes Mal komplette Schutzkleidung bevor es in die Station geht.

Morith: "Danke, Herr Assistenzarzt."

- "Dankeschön."

Die gute Laune ist dann aber schnell vorbei. Ich schaue in den ersten Raum.

Moritz: "Die Patientin hat ne schlimme Vorerkrankung. Pulmonal, also in der Lunge, Metastasen und

im Knochen schon Metastasen. Und da ist so Bestandsaufnahme, wie der Ausblick ist. Weil

sie auch von der Lunge her schon sehr schlecht ist. Sie hat 100 Prozent Sauerstoff, wir atmen

ja 21 Prozent in der Luft. Mehr geht nicht. Das ist vorbei schon."

- "Moment, du sagst bei ihr jetzt, die wird es nicht schaffen."

- "Nein, niemals."

-" Was denkst du, wie lange wird dir noch hier liegen?"

- "Das kommt immer darauf an, mit den 100 Prozent kann man noch immer sehr lange weiterleben,

wenn man beatmet. Weil das hält den Körper am Leben, der Sauerstoff. Sauerstoff ist einfach

das Leben. Wenn man das dann in Einklang mit den Angehörigen, so ist deutsches Recht, das

dürfen wir nicht entscheiden, entscheidet, geht das relativ schnell, dass dann das Beatmungsgerät runtergedreht wird.

Ausmachen machen wir nie sozusagen."

- "Aber das kann jetzt quasi jeden Tag passiere?."

- "Jede Sekunde, ja."

Oh Mann, geht ja gut los. Wir schauen ins Zimmer nebenan. Für diese zwei Patientinnen

ist Moritz heute verantwortlich. 54 und 67 Jahre alt.

Johannes: "Ist sie ansprechbar? Da?"

- "Ihr könnt ruhig mit reinkommen. Also das ist halt das, was ich gesagt habe: diesen Medikamenten-Cocktail,

den man bei einer Corona-Infektion bekommt, ist ja um einiges giftiger für den Körper,

der so viele Nebenwirkungen hat. Und das hat manche Patienten einfach in so eine Phase,

so eine Lethargie und so eine Abhängigkeit, einfach. Es gibt ja so Schmerzmittel, die hochpotent

sind, also fast tausendfach so potent wie Morphin, die dann gegeben werden. Und da werden

die Patienten einfach abhängig davon.

Frau alles in Ordnung. Ich red nur mit dem Kollegen ein bisschen darüber, okay?

Ja und leider ist sie halt einfach noch nicht so im Hier und Jetzt, dass wir ihr noch die

Hände fixieren müssen, weil sie sich sonst die Beatmungskanäle rausreißen würde."

- "Krass."

- "Schwierig."

- "Aber das ist schon gut? Das ist aufm guten Weg?"

- "Das ist ein guter Weg. Ein langer, aber ein guter Weg. Sie muss auf jeden Fall danach

noch in die Reha, dass sie laufen, essen, alles wieder erlernen muss."

Ich bin ziemlich überwältigt. Klar, ist eine Intensivstation, da springen nicht alle gut

gelaunt rum. Aber ey, überall liegen Körper, an Maschinen angeschlossen, sehen kaum noch aus wie Menschen.

Wenn man hier landet, dann gibt man seine Würde ab das sagen mir mehrere

Pflegekräfte während der Schicht heute.

Aber ich erlebe auch, dass das nicht immer stimmt. Moritz kümmert sich. Auch wenn die

Chancen schlecht stehen wie bei der zweiten Patientin im Raum.

Moritz: "So Frau Moritz ist mein Name, ich bin heute Mittag für Sie da, okay? Ich höre einmal auf die Lunge.

Jetzt schaue ich einmal in die Augen. Achtung Auge geht auf. Super.

Anderes Auge geht auf. Okay.

Dann fasse ich einmal geschwind an die Hände und dann die Beine.

Da gucke ich jetzt einfach, ob alles gut durchblutet ist, weil eine Coruna-Infektion löst auch

gerne so Blutgerinnsel aus, die dann auch die Gefäße verstopfen und dann ist halt diese

Gefahr groß, dass sich irgendwo was zu verschließt."

Weiter zum nächsten Raum.

Moritz: "Das ist echt scheiße bei ihr."

- "Ja? Also sie ist 40, zwei kleine Kinder. - "Zwillinge, 10 Jahre alt. Die haben bitter geweint. Wir haben extra Tablets bekommen,

Jeder facetimed nochmal mit seinen Angehörigen, bevor wir ihn intubieren.

Und die haben einfach so geweint gestern Abend."

- "Gestern Abend intubiert?

Ja, Hölle."

- "Und ich schließe daraus, die Prognose ist nicht gut."

- "Ja, sie ist halt auch schon vorgeschädigt. Sie hatte schon mal eine Influenza-Pneumonie,

also eine Lungenentzündung mit Influenza und das muss man von Tag zu Tag schauen.

Moritz sagt: Etwa 80 Prozent der Behandelten sind ungeimpft. Und unter den geimpften Infizierten

sind viele mit Vorerkrankungen oder ohne Booster. Auch die Frau gegenüber ist zweifach geimpft,

sagt Moritz. Sie ist übergewichtig, so wie viele hier. Und: Schon über 80. Moritz sagt:

Sie wird bald sterben.

Johannes: "Wie oft passiert es, dass hier auf Station jemand stirbt?"

- "Pro Woche würde ich schon hochgerechnet zwei, drei auf jeden Fall sagen. Ich meine, wenn

man einmal einen Menschen in einen Leichensack verpackt hat, macht es was mit einem.

Also ich kann mich noch an alle Gesichter erinnern, die ich da reingepackt hab."

- "Und dann kannst du sie auch zählen?"

- "Nein. Mal mehr oder mal, also nee, kann ich wirklich nicht. Das ist dann schon zu viel."

- "Oh je."

Knapp zwei Stunden Schicht vorbei. Alle meinen, das heute ist ein ganz ruhiger Tag.

Aber ich bin schon richtig durch.

Johannes: "Klingt so makaber. Ich habe gerade versucht, die Inventur zu machen, bei wie vielen Leuten

das hier nicht so gut aussieht. Also wir hatten...?"

- "Eins, zwei, drei, vier."

- "Ich war auch bei vier."

Vier von acht. Hälfte.

Ist das eine gute oder eine schlechte Quote?

Standard.

Ist doll.

Leider.

Wir machen eine kurze Pause. Ich sage Moritz wie beeindruckt ich bin von seiner Arbeit.

Er erzählt mir, wie schön dieser Beruf sein kann. Wie sehr er sich darüber freut,

wenn die Behandelten Fortschritte machen, sich langsam zurück ins Leben kämpfen.

Mit Corona ist seine Arbeit anstrengender geworden.

Das frustriert auch wirklich deshalb. Ist auch so ein Frust unter den ganzen Kollegen,

man ist sehr dünnhäutig geworden, was irgendwie. Man fährt schneller aus der Haut als auch,

ob es jetzt hier ist oder im privaten Umfeld. Das ist so ein großes ja.

Was ich ganz schlimm finde auf der Station: Wir dürfen keine Fenster aufmachen.

Können wir nicht.

Und ich finde es für mich, wenn jemand gestorben ist, müssen wir ein Fenster aufmachen.

Das habe ich immer auf meiner alten Station gemacht. Das war so ein kleines Ritual, dass wir dann die

Seele sozusagen aus dem Zimmer rausgehen lassen können. Und wir hatten dann, als die Welle

vorbei war, mal alle Fenster offen. Aber jetzt ist natürlich wieder so schwierig, wie ich find.

Die Fenster müssen zu bleiben, weil auf der Station Unterdruck herrscht.

So werden die Viren rausgefiltert.

Fühlst du dich gesehen?

Von wem gesehen?

Von der Gesellschaft.

Nee. Hier werden auch Kollegen angefeindet, die auch mit der Presse unterwegs waren.

Die Stimme wird immer lauter sein. Deshalb fühlen wir uns eigentlich auch nicht gesehen. Das ist so.

Ich wüsste auch nicht, wer von der Gesellschaft. Die wissen natürlich, dass die Pflege arbeitet,

aber was für Belastungen das sind, kann man sich, glaube ich, einfach nicht vorstellen.

Moritz erzählt mir auch, dass ihn manchmal sogar Patient:innen selbst anfeinden.

Die dann auch teilweise, also während wir sie behandeln und wirklich unser Bestes tun,

alles infrage stellen, was wir machen. Und da ist es natürlich auch mental schwierig

auch professionell zu bleiben natürlich. Während nebendran die Patientin stirbt,

zum Beispiel, und dann wirst du auf der anderen Seite von den Patientinnen beleidigt,

was du hier eigentlich machst und das ist überhaupt nicht alles stimmt und ja.

Nach der Pause. Ich erlebe, wie viel Arbeit schon eine einzelne Patientin erfordert.

Sie muss in die Bauchlage, so kann sich die Lunge besser ausdehnen. Dafür braucht es drei Personen.

Dauert über 20 Minuten - und das mehrmals am Tag.

Eins, zwei, drei.

Nochmal.

Eins, zwei, drei.

Die andere Patientin sitzt in einem Spezialstuhl. Damit ihr Körper nicht nur liegt, sich besser erholen kann.

Moritz sagt, während der Coronawelle im letzten Winter lagen sechs Menschen in diesem Raum.

Dreimal so viele. Da wurde nicht mehr gepflegt, sagt Moritz, dafür war keine Zeit.

Da ging's nur noch ums Überleben.

Ja, die zwei Sachen. Dankeschön. So und jetzt kannst du geschwind -

Ich tu die Füße hoch und du schiebst einfach die Decke drunter.

So hier? Einfach hier rein. So. Top.

Nochmal eine kurze Pause. Intensivpflegerin Gisela sagt: Vor einem Jahr, das war wie im Krieg.

Also wenn du das schon seit 32 Jahren hier machst, hast du so was in der Art schon mal erlebt?

Noch nie, noch nie. Also es gab noch nie eine Grippewelle mit so viel, also wir haben noch

nie eine Station voll gehabt mit einem Krankheitsbild. Das gab es noch nie. Das ist einfach komplettes Neuland.

Das erzählen mir auch Ärztinnen und Pfleger aus anderen Krankenhäusern. Und:

Dass die Leute auf den Intensivstationen in dieser Welle jünger sind als vorher.

Sie halten länger durch, bis sie rauskommen oder sterben. Bedeutet hart gesagt:

Die Betten sind länger belegt.

Nach über sieben Stunden ist die Schicht fast vorbei.

Also die eine Frau, bei wir vorhin drin waren, die liegt jetzt im Sterben. Das wird nicht

mehr lange gehen. Und bei der im Zimmer ist jetzt die Tochter und verabschiedet sich.

Gleichzeitig ist es irgendwie absurd, weil überall arbeiten alle weiter.

Alles läuft wie normal und hier drüben stirbt gerade ein Mensch. Ich habe langsam das Gefühl,

ich bin auch einfach so überlastet oder fast auch emotional abgestumpft, weil das so viel ist.

Also hier ist halt einfach alles auf eine Art tragisch.

Eigentlich will ich für diesen Film auch mit dem ehemaligen Bundesgesundheitsminister

Jens Spahn sprechen. Dann passiert Anfang Dezember das: Impfgegner sollen einen Mordanschlag

auf den s chsischen Ministerpräsidenten geplant haben. Und wie in diesem Video zu sehen ist,

marschieren Coronagegner mit Fackeln sogar direkt vor das Wohnhaus

der sächsischen Gesundheitsministerin Petra Köpping.

Mit ihr bin ich zum Gespräch verabredet.

Guten Morgen. Können Sie mich gut hören?

Ja, ich kann Sie gut hören. Können Sie mich jetzt auch hören?

Ich kann Sie wunderbar hören.

Petra Köpping sagt, dass sie alarmiert ist, als sie die Fackeln vor ihrem Haus sieht.

Sie ruft sofort die Polizei. Köpping sagt aber auch, dass sie als Politikerin häufiger

Konfrontationen erfährt. Ich erzähle ihr, was ich in den letzten Wochen erlebt habe.

Ich habe gemerkt, ich war mich boostern lassen. Die Ärztin hat gesagt: Wir machen das nicht öffentlich,

weil bei uns stehen die Leute vor der Tür dann und bedrohen uns.

Ich war auf der Covid-Intensivstation. Die Pflegerinnen haben gesagt: Wir werden bedroht.