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Edgar Allan Poe - Horrorgeschichten, Der Doppelmord in der Rue Morgue - 04

Der Doppelmord in der Rue Morgue - 04

Nicht lange danach lasen wir die Abendausgabe der »Gazette des Tribunaux«. Unsere Aufmerksamkeit wurde durch folgende Stelle gefesselt:

»Sensationeller Mord. – Heute morgen gegen drei Uhr wurden die Bewohner des Quartiers St. Roch durch entsetzliche Schreie geweckt, die anscheinend aus dem vierten Stockwerk eines Hauses der Rue Morgue drangen, das, wie man wußte, von einer gewissen Madame L'Espanaye und ihrer Tochter Mademoiselle Camille L'Espanaye allein bewohnt wurde. Nach einer Verzögerung, entstanden durch den fruchtlosen Versuch, sich auf gewöhnlichem Wege Einlaß zu verschaffen, wurde das Haustor mit einer Eisenstange erbrochen, worauf acht bis zehn Nachbarn in Begleitung zweier Gendarmen in das Haus drangen. Das Geschrei war unterdessen verstummt, aber als die Leute die Treppe hinaufstürzten, vernahmen sie von oben her deutlich den Klang von zwei oder mehr rauhen Stimmen, die heftig und laut miteinander stritten. Als man den zweiten Treppenabsatz erreicht hatte, hörten auch diese Töne auf, und es wurde plötzlich totenstill. Die eingedrungenen Personen teilten sich in verschiedene Parteien und eilten von einem Zimmer in das andere. Als man endlich ein großes Hinterzimmer des vierten Stockes erreichte (die Tür dieses Zimmers war von innen verschlossen und mußte aufgebrochen werden), bot sich ein Anblick dar, der alle Anwesenden mit Grauen und höchster Verwunderung erfüllte.

In dem Zimmer herrschte die wildeste Unordnung; die Möbel waren zertrümmert und lagen überall umher. Das Zimmer enthielt eine Bettstatt, und aus dieser waren sämtliche Kissen herausgerissen und in die Mitte des Zimmers geschleppt worden. Auf einem Stuhl lag ein blutiges Rasiermesser. Auf dem Kamin fand man zwei oder drei lange dicke Strähnen grauen Menschenhaares, die ebenfalls mit Blut besudelt waren und mit den Wurzeln ausgerissen zu sein schienen. Über den Fußboden zerstreut fand man vier Napoleons, einen Topas-Ohrring, drei große silberne Löffel, drei kleinere aus Neusilber, ferner zwei Beutel, die viertausend Franken in Gold enthielten. Aus einem in der Ecke stehenden Schreibtisch waren die Schubfächer herausgezogen und offenbar ausgeplündert worden, obwohl noch viele Gegenstände darin umherlagen. Unter den Bettkissen, nicht unter der Bettstatt, entdeckte man eine kleine eiserne Kassette. Sie war offen, und der Schlüssel steckte in dem Schloß; ihr Inhalt aber bestand nur aus einigen alten Briefen und anderen belanglosen Papieren.

Von Madame L'Espanaye war keine Spur zu entdecken; da man aber den Kamin und den Fußboden davor ganz mit Ruß bedeckt fand, forschte man im Schornstein nach, und man zog – gräßlich, es zu sagen! – den Leichnam der Tochter daraus hervor, der mit dem Kopf nach unten ziemlich hoch in den engen Schornstein hinaufgestopft worden war. Der Körper war noch ganz warm. Bei der Untersuchung fanden sich zahlreiche Hautabschürfungen, die wahrscheinlich durch die Heftigkeit, mit der der Leichnam in den Schornstein hinaufgestoßen und dann wieder heruntergezogen wurde, verursacht worden waren. Auf dem Gesicht fand man viele schwere Kratzwunden, während sich am Hals schwarze Quetschwunden und der tiefe Eindruck von Fingernägeln vorfanden, die darauf hindeuteten, daß das Mädchen erdrosselt worden war. Nachdem man jeden Winkel des Hauses auf das gründlichste untersucht hatte, ohne jedoch etwas Weiteres zu entdecken, drangen die Leute in einen kleinen gepflasterten Hof, der hinter dem Haus lag. Und hier war es, wo man die Leiche der alten Dame fand. Der Kopf war vom Rumpf abgetrennt und hing nur noch durch ein Stück Haut lose damit zusammen, so daß er abfiel, als man die Leiche aufzuheben versuchte. Der Körper sowohl wie der Kopf waren in unerhörter grauenhaftester Weise verstümmelt, und besonders der erstere sah kaum noch menschenähnlich aus.

Trotz aller Bemühungen ist es bis jetzt noch nicht gelungen, den Schlüssel zu diesem entsetzlichen Geheimnis zu finden.« –

Tags darauf brachte dieselbe Zeitung noch einige weitere Einzelheiten über den grauenhaften Fall:

»Die Tragödie in der Rue Morgue. Viele Personen sind schon in dieser außergewöhnlichen und grauenhaften Sache vernommen worden, doch fand sich nicht das Geringste, was Licht in die dunkle Angelegenheit gebracht hätte. Wir geben hier die Aussagen der vernommenen Zeugen.

Pauline Dubourg, Wäscherin, sagt aus, daß sie die beiden verstorbenen Damen schon seit drei Jahren gekannt habe, da sie während dieser Zeit die Wäsche für sie besorgte. Mutter und Tochter hätten viel aufeinander gehalten und seien stets sehr zärtlich miteinander gewesen. Sie bezahlten alles sofort. Wie und wovon sie gelebt hatten, darüber könne sie nichts sagen. Man munkele, daß Madame L'Espanaye von Beruf Wahrsagerin gewesen sei. Jedenfalls ginge die Rede, daß sie Geld gehabt habe. Die Zeugin sagte ferner aus, sie sei im Haus niemals jemand begegnet, wenn sie die Wäsche geholt oder zurückgebracht habe. Sie wisse mit Bestimmtheit, daß die Damen keine Dienstboten gehabt hätten. Sie habe angenommen, daß nur der vierte Stock des Hauses möbliert gewesen und daß es sonst ganz unbewohnt gewesen sei.

Peter Moreau, Tabakhändler, sagt aus, daß er seit etwa vier Jahren der Madame L'Espanaye ab und zu kleine Quantitäten Rauch- und Schnupftabak verkauft habe. Er sei in der Nachbarschaft geboren und habe immer in der Rue Morgue gewohnt. Die alte Dame und ihre Tochter hätten schon seit mehr als sechs Jahren ganz allein in dem Hause gewohnt, in dem man ihre Leichen gefunden hatte. Das Haus gehörte Madame L'Espanaye. In früheren Zeiten hatte sie an einen Juwelier vermietet gehabt; der Mißbrauch aber, den dieser mit den obern Räumen trieb, indem er sie an alle möglichen Leute in Aftermiete gab, hatte den Unwillen der alten Dame erregt. Sie zog also selbst in das Haus und weigerte sich von da ab hartnäckig, die nicht von ihr bewohnten Räume anderweitig zu vermieten. Der Zeuge meint, Madame L'Espanaye sei etwas kindisch gewesen. Er sagt, daß er die Tochter während der sechs Jahre kaum mehr als fünf- oder sechsmal gesehen habe. Die beiden Frauen hätten ein außerordentlich zurückgezogenes Leben geführt – indessen hätten sie allgemein in dem Ruf gestanden, Geld zu haben. Er hatte auch gehört, daß die Leute in der Nachbarschaft munkelten, Madame L'Espanaye sei eine Wahrsagerin – er habe das aber niemals geglaubt. Er habe nie jemand anders in das Haus treten sehen als Mutter und Tochter, ein- oder zweimal einen Dienstmann und acht- oder zehnmal einen Arzt.

Noch viele andere Personen aus der Nachbarschaft bestätigten diese Aussage. Von irgendeinem regelmäßigen Verkehr in dem Hause konnte überhaupt gar keine Rede sein, man wußte nicht einmal, ob Madame L'Espanaye und ihre Tochter irgendwelche Verwandten hatten. Die Fensterläden der vorderen Zimmer wurden nur selten geöffnet, die nach dem Hof waren stets geschlossen, mit Ausnahme der Läden eines großen Zimmers in der vierten Etage. Das Haus war gut gebaut und nicht alt.

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Der Doppelmord in der Rue Morgue - 04 The double murder in the Rue Morgue - 04 El doble crimen de la calle Morgue - 04 Il duplice omicidio della Rue Morgue - 04 モルグ街の二重殺人事件 - 04 De dubbele moord in de Rue Morgue - 04 Podwójne morderstwo przy Rue Morgue - 04 O Duplo Assassinato na Rua Morgue - 04 Двойное убийство на улице Морг - 04 Dubbelmordet på Rue Morgue - 04 莫格街的双重谋杀案 - 04

Nicht lange danach lasen wir die Abendausgabe der »Gazette des Tribunaux«. ||later||||evening edition||gazette||courts Not long after, we read the evening edition of the "Gazette des Tribunaux". Unsere Aufmerksamkeit wurde durch folgende Stelle gefesselt: |attention|was|||passage|captivated Our attention was captured by the following passage:

»Sensationeller Mord. sensational| "Sensational Murder. – Heute morgen gegen drei Uhr wurden die Bewohner des Quartiers St. |||||||residents||quarter| - This morning at about three o'clock the residents of the neighborhood St. Roch durch entsetzliche Schreie geweckt, die anscheinend aus dem vierten Stockwerk eines Hauses der Rue Morgue drangen, das, wie man wußte, von einer gewissen Madame L'Espanaye und ihrer Tochter Mademoiselle Camille L'Espanaye allein bewohnt wurde. Roch||terrible|screams|awakened||apparently||||floor||||||poured||||knew|||certain|Madame|L'Espanaye||||Miss|Camille|||inhabited| Roch was awakened by horrible screams that apparently emanated from the fourth floor of a house on Rue Morgue, which was known to be occupied by a certain Madame L'Espanaye and her daughter Mademoiselle Camille L'Espanaye alone. Rocha obudziły przeraźliwe krzyki, dochodzące najwyraźniej z czwartego piętra domu przy Rue Morgue, o którym wiadomo było, że jest zamieszkany wyłącznie przez niejaką Madame L'Espanaye i jej córkę Mademoiselle Camille L'Espanaye. Nach einer Verzögerung, entstanden durch den fruchtlosen Versuch, sich auf gewöhnlichem Wege Einlaß zu verschaffen, wurde das Haustor mit einer Eisenstange erbrochen, worauf acht bis zehn Nachbarn in Begleitung zweier Gendarmen in das Haus drangen. ||||||||||||||||||||||||||||||Polizisten|||| ||delay|arose|||fruitless||||ordinary||entry||to gain|||front door|||iron bar|broken|which||||||accompanied|two|gendarmes||||forced After a delay caused by a fruitless attempt to gain entry by ordinary means, the front gate was broken with an iron bar, whereupon eight to ten neighbors accompanied by two gendarmes forced their way into the house. Po opóźnieniu spowodowanym nieudaną próbą dostania się do środka w zwykły sposób, drzwi frontowe zostały wyważone żelazną sztabą, po czym ośmiu do dziesięciu sąsiadów w towarzystwie dwóch żandarmów wdarło się do domu. Das Geschrei war unterdessen verstummt, aber als die Leute die Treppe hinaufstürzten, vernahmen sie von oben her deutlich den Klang von zwei oder mehr rauhen Stimmen, die heftig und laut miteinander stritten. |screaming||meanwhile|silenced|||||||rushed up|heard||||down|clearly|||||||rough|||fiercely||||argued Meanwhile, the shouting had died down, but as the people rushed up the stairs, they clearly heard from above the sound of two or more raucous voices arguing violently and loudly with each other. Als man den zweiten Treppenabsatz erreicht hatte, hörten auch diese Töne auf, und es wurde plötzlich totenstill. ||||landing||||||sounds||||||deadly quiet When one reached the second landing, these sounds also stopped, and it suddenly became dead silent. Die eingedrungenen Personen teilten sich in verschiedene Parteien und eilten von einem Zimmer in das andere. |entered||divided|||different|parties||hurried|||||| The intruded people divided into different parties and rushed from one room to another. Als man endlich ein großes Hinterzimmer des vierten Stockes erreichte (die Tür dieses Zimmers war von innen verschlossen und mußte aufgebrochen werden), bot sich ein Anblick dar, der alle Anwesenden mit Grauen und höchster Verwunderung erfüllte. |||||back room|||floor|reached||||||||locked|||broken||offered|||sight||||present||dismay||greatest|astonishment| When they finally reached a large back room on the fourth floor (the door of this room was locked from the inside and had to be broken open), a sight presented itself that filled all present with horror and utmost amazement.

In dem Zimmer herrschte die wildeste Unordnung; die Möbel waren zertrümmert und lagen überall umher. |||reigned||wildest|disorder||furniture||smashed||||around The room was in the wildest disorder; the furniture was smashed and lying all over the place. La habitación estaba en el más salvaje desorden; los muebles estaban destrozados y tirados por todas partes. Das Zimmer enthielt eine Bettstatt, und aus dieser waren sämtliche Kissen herausgerissen und in die Mitte des Zimmers geschleppt worden. ||contained||bedstead||||were|all|pillows|pulled out|||||||dragged| The room contained a bedstead, and from it all the pillows had been torn out and dragged to the center of the room. Auf einem Stuhl lag ein blutiges Rasiermesser. |||||bloody|razor On a chair lay a bloody razor. Auf dem Kamin fand man zwei oder drei lange dicke Strähnen grauen Menschenhaares, die ebenfalls mit Blut besudelt waren und mit den Wurzeln ausgerissen zu sein schienen. ||fireplace|||||||thick|strands||human hair||also|||soiled|||||roots|torn||| On the mantelpiece were found two or three long thick strands of gray human hair, also stained with blood, which seemed to have been torn out by the roots. Über den Fußboden zerstreut fand man vier Napoleons, einen Topas-Ohrring, drei große silberne Löffel, drei kleinere aus Neusilber, ferner zwei Beutel, die viertausend Franken in Gold enthielten. ||floor|scattered||||Napoleons||topaz|earring|||silver|spoons||||nickel silver|further||bags||four thousand|francs|||contained Scattered over the floor were found four Napoleons, a topaz earring, three large silver spoons, three smaller ones of nickel silver, furthermore two bags containing four thousand francs in gold. Aus einem in der Ecke stehenden Schreibtisch waren die Schubfächer herausgezogen und offenbar ausgeplündert worden, obwohl noch viele Gegenstände darin umherlagen. |a||||||||drawers|pulled out||apparently|plundered|||||objects|in it|lay around From a desk standing in the corner, the drawers had been pulled out and apparently looted, although many items were still lying around inside. Unter den Bettkissen, nicht unter der Bettstatt, entdeckte man eine kleine eiserne Kassette. ||bed pillows||||bedstead|discovered||a||iron|box Under the bed pillows, not under the bedstead, they discovered a small iron cassette. Sie war offen, und der Schlüssel steckte in dem Schloß; ihr Inhalt aber bestand nur aus einigen alten Briefen und anderen belanglosen Papieren. |||||key|stuck|||lock||content||consisted|||||letters|||meaningless|papers It was open, and the key was in the lock; but its contents consisted only of some old letters and other trifling papers.

Von Madame L'Espanaye war keine Spur zu entdecken; da man aber den Kamin und den Fußboden davor ganz mit Ruß bedeckt fand, forschte man im Schornstein nach, und man zog – gräßlich, es zu sagen! |||||trace||to discover|there||||chimney||||before|||soot|covered||searched|||chimney||||pulled|horribly||| There was no trace of Madame L'Espanaye to be discovered; but finding the fireplace and the floor in front of it all covered with soot, they investigated in the chimney, and they drew - horrid to say it! – den Leichnam der Tochter daraus hervor, der mit dem Kopf nach unten ziemlich hoch in den engen Schornstein hinaufgestopft worden war. |corpse|||out of it|out|||||||||||||stuffed up|| - the daughter's corpse out of it, which had been stuffed up the narrow chimney rather high, head down. - Il corpo della figlia era stato infilato nello stretto camino con la testa in giù. Der Körper war noch ganz warm. |body|||| The body was still quite warm. Bei der Untersuchung fanden sich zahlreiche Hautabschürfungen, die wahrscheinlich durch die Heftigkeit, mit der der Leichnam in den Schornstein hinaufgestoßen und dann wieder heruntergezogen wurde, verursacht worden waren. ||examination|||numerous|abrasions|||||violence|||||||chimney|pushed up||||pulled down||caused|| Upon examination, numerous skin abrasions were found, probably caused by the force with which the body had been pushed up the chimney and then pulled back down. Auf dem Gesicht fand man viele schwere Kratzwunden, während sich am Hals schwarze Quetschwunden und der tiefe Eindruck von Fingernägeln vorfanden, die darauf hindeuteten, daß das Mädchen erdrosselt worden war. ||face||||severe|scratches|||||black|bruises||||||fingernails|were found||to it|indicated||||strangled|| On the face were found many severe scratch wounds, while on the neck were black bruises and the deep impression of fingernails, indicating that the girl had been strangled. Nachdem man jeden Winkel des Hauses auf das gründlichste untersucht hatte, ohne jedoch etwas Weiteres zu entdecken, drangen die Leute in einen kleinen gepflasterten Hof, der hinter dem Haus lag. |||corner|||||thoroughly|examined||||||||pushed||||||paved|courtyard||behind||| After examining every corner of the house in the most thorough way, but without discovering anything further, the people entered a small paved courtyard that lay behind the house. Und hier war es, wo man die Leiche der alten Dame fand. |||||||body|||| And here was where the corpse of the old lady was found. Der Kopf war vom Rumpf abgetrennt und hing nur noch durch ein Stück Haut lose damit zusammen, so daß er abfiel, als man die Leiche aufzuheben versuchte. ||||torso|separated|||||||piece|skin|loosely||together||||fell off|||||to lift| The head had been severed from the torso and only hung loosely by a piece of skin, so that it fell off when they tried to lift the corpse. Der Körper sowohl wie der Kopf waren in unerhörter grauenhaftester Weise verstümmelt, und besonders der erstere sah kaum noch menschenähnlich aus. ||both||||||unheard of|most horrifying|manner|mutilated||especially||former||||human-like| Both the body and the head were mutilated in an extraordinarily horrific manner, and particularly the former hardly looked human anymore.

Trotz aller Bemühungen ist es bis jetzt noch nicht gelungen, den Schlüssel zu diesem entsetzlichen Geheimnis zu finden.« – ||efforts|||||||succeeded||key|||atrocious|secret|| Despite all efforts, we have not yet succeeded in finding the key to this horrible mystery." -

Tags darauf brachte dieselbe Zeitung noch einige weitere Einzelheiten über den grauenhaften Fall: thereupon||||||||details|||horrific| The following day, the same newspaper brought some more details about the gruesome case:

»Die Tragödie in der Rue Morgue. |tragedy|||| "The Tragedy in the Rue Morgue. Viele Personen sind schon in dieser außergewöhnlichen und grauenhaften Sache vernommen worden, doch fand sich nicht das Geringste, was Licht in die dunkle Angelegenheit gebracht hätte. ||||||extraordinary||||questioned|||||||slightest|was||||||| Many persons have already been questioned in this extraordinary and gruesome affair, but not the slightest thing was found that would have shed light on the dark matter. Wir geben hier die Aussagen der vernommenen Zeugen. ||||||heard|witnesses We give here the statements of the witnesses heard.

Pauline Dubourg, Wäscherin, sagt aus, daß sie die beiden verstorbenen Damen schon seit drei Jahren gekannt habe, da sie während dieser Zeit die Wäsche für sie besorgte. Pauline|Dubourg|washerwoman|says||||||||||||known||||||||laundry|||took care of Pauline Dubourg, a laundress, testifies that she had known the two deceased ladies for three years, during which time she did their laundry for them. Mutter und Tochter hätten viel aufeinander gehalten und seien stets sehr zärtlich miteinander gewesen. |||had||to each other|held||were|||affectionate|| Mother and daughter had thought a lot of each other and had always been very tender with each other. Sie bezahlten alles sofort. |paid|| They paid for everything immediately. Wie und wovon sie gelebt hatten, darüber könne sie nichts sagen. ||of which||lived|||||| She could not say anything about how they lived and what they lived on. Man munkele, daß Madame L'Espanaye von Beruf Wahrsagerin gewesen sei. |mutter|||||profession|fortune teller|| It is said that Madame L'Espanaye was a fortune teller by profession. Si dice che Madame L'Espanaye fosse una cartomante di professione. Jedenfalls ginge die Rede, daß sie Geld gehabt habe. In any case|||speech||||| In any case, the talk would go that she had money. Die Zeugin sagte ferner aus, sie sei im Haus niemals jemand begegnet, wenn sie die Wäsche geholt oder zurückgebracht habe. |witness||further|||was|||||encountered|||||brought||returned| The witness further testified that she never encountered anyone in the house when she went to get or return the laundry. Sie wisse mit Bestimmtheit, daß die Damen keine Dienstboten gehabt hätten. |know||certainty|||||servants||would have She knew for certain that the ladies did not have servants. Sie habe angenommen, daß nur der vierte Stock des Hauses möbliert gewesen und daß es sonst ganz unbewohnt gewesen sei. |||||||floor|||furnished||||||||| She had assumed that only the fourth floor of the house had been furnished and that it had otherwise been completely uninhabited.

Peter Moreau, Tabakhändler, sagt aus, daß er seit etwa vier Jahren der Madame L'Espanaye ab und zu kleine Quantitäten Rauch- und Schnupftabak verkauft habe. |Moreau|tobacconist||||||about||||||||||quantities|smoke||snuff tobacco|| Peter Moreau, a tobacconist, testified that he had been selling small quantities of smoking and snuff tobacco to Madame L'Espanaye from time to time for about four years. Er sei in der Nachbarschaft geboren und habe immer in der Rue Morgue gewohnt. He was born in the neighborhood and had always lived on Rue Morgue, he said. Die alte Dame und ihre Tochter hätten schon seit mehr als sechs Jahren ganz allein in dem Hause gewohnt, in dem man ihre Leichen gefunden hatte. |||||||||||||completely||||||||||bodies|| The old lady and her daughter had been living all alone for more than six years in the house where their bodies had been found. Das Haus gehörte Madame L'Espanaye. The house belonged to Madame L'Espanaye. In früheren Zeiten hatte sie an einen Juwelier vermietet gehabt; der Mißbrauch aber, den dieser mit den obern Räumen trieb, indem er sie an alle möglichen Leute in Aftermiete gab, hatte den Unwillen der alten Dame erregt. |||||||jeweler|rented|||abuse||that||||upper|rooms|drove|while||||||||sublet||||displeasure||||aroused In earlier times, she had rented it to a jeweler; however, the abuse he committed with the upper rooms, by subletting them to all sorts of people, had aroused the old lady's displeasure. Sie zog also selbst in das Haus und weigerte sich von da ab hartnäckig, die nicht von ihr bewohnten Räume anderweitig zu vermieten. |pulled|also||||||refused|herself|||from|persistently||||her|inhabited||otherwise||rent She then moved into the house herself and stubbornly refused from then on to rent out the rooms not occupied by her. Der Zeuge meint, Madame L'Espanaye sei etwas kindisch gewesen. |witness|thinks||||somewhat|childish| The witness thinks that Madame L'Espanaye was a bit childish. Er sagt, daß er die Tochter während der sechs Jahre kaum mehr als fünf- oder sechsmal gesehen habe. ||||||||||hardly|||||six times|| He says that he hardly saw the daughter more than five or six times during the six years. Die beiden Frauen hätten ein außerordentlich zurückgezogenes Leben geführt – indessen hätten sie allgemein in dem Ruf gestanden, Geld zu haben. |||||extremely|reclusive|life||meanwhile||||in||reputation|||| The two women had led an extraordinarily secluded life - meanwhile they had generally had a reputation for having money. Er hatte auch gehört, daß die Leute in der Nachbarschaft munkelten, Madame L'Espanaye sei eine Wahrsagerin – er habe das aber niemals geglaubt. ||||||||||whispered|||||fortune teller|||||| He had also heard that people in the neighborhood rumored that Madame L'Espanaye was a fortune teller - but he never believed it. Er habe nie jemand anders in das Haus treten sehen als Mutter und Tochter, ein- oder zweimal einen Dienstmann und acht- oder zehnmal einen Arzt. |has|||||||||||||||||servant|||||| He had never seen anyone enter the house other than mother and daughter, a servant once or twice, and a doctor eight or ten times.

Noch viele andere Personen aus der Nachbarschaft bestätigten diese Aussage. Still|||||||confirmed||statement Many more people from the neighborhood confirmed this statement. Von irgendeinem regelmäßigen Verkehr in dem Hause konnte überhaupt gar keine Rede sein, man wußte nicht einmal, ob Madame L'Espanaye und ihre Tochter irgendwelche Verwandten hatten. |any|regular|traffic|||||at all|||||||||||||||any|relatives| There was no question of any regular intercourse in the house at all; one did not even know whether Madame L'Espanaye and her daughter had any relatives. Die Fensterläden der vorderen Zimmer wurden nur selten geöffnet, die nach dem Hof waren stets geschlossen, mit Ausnahme der Läden eines großen Zimmers in der vierten Etage. |shutters|the|front|rooms|||rarely|||||||always|||||shutters|||||||floor The shutters of the front rooms were rarely opened, those facing the courtyard were always closed, except for the shutters of a large room on the fourth floor. Das Haus war gut gebaut und nicht alt. The house was well built and not old.