×

우리는 LingQ를 개선하기 위해서 쿠키를 사용합니다. 사이트를 방문함으로써 당신은 동의합니다 쿠키 정책.

image

Effi Briest (Graded Reader), Kapitel 9. Effis Rückkehr

Kapitel 9. Effis Rückkehr

Am übernächsten Tag kam wie versprochen ein Brief. Effi las: „Es freut mich, liebe gnädige Frau, dass ich Ihnen gute Nachricht geben kann. Alles ging gut. Ihr Herr Ehemann kann nicht nein sagen, wenn eine Dame ihn um etwas bittet. Aber ich muss Ihnen auch sagen, dass er zwar ja sagte, aber dass man gut sah, dass er es eigentlich keine gute Idee findet. Aber freuen wir uns einfach. Ihre Annie wird über Mittag kommen. Alles Gute!“

In zwei Stunden würde also Annie kommen! Eine kurze Zeit, aber immer noch zu lang. Effi ging unruhig durch die beiden Zimmer und in die Küche, wo sie mit Roswitha von allem möglichen sprach. Nur von Annie sprach sie nicht, weil sie ein bisschen Angst davor hatte, an das Treffen zu denken. Endlich wurde geklingelt. Roswitha öffnete die Tür. Richtig, es war Annie. Roswitha gab dem Kind einen Kuss und führte sie zum Zimmer.

„Da geh hinein, Annie“, sagte sie und ging in die Küche zurück, um nicht zu stören.

Effi stand am anderen Ende des Zimmers, als das Kind eintrat. „Annie!“

Aber Annie blieb verlegen an der Tür stehen. So eilte Effi auf das Kind zu, hob es hoch und küsste es.

„Annie, mein süßes Kind, wie freue ich mich. Komm, erzähl mir“, sagte sie dann und nahm Annie bei der Hand. „Weißt du wohl, Annie, dass ich dich einmal gesehen habe?“

„Ja, mir war es auch so.“

„Und nun erzähle mir. Wie groß du geworden bist! Wie geht es in der Schule? Ich denke mir, du bist immer die beste, du siehst mir so aus. Worin bist du denn am besten?“

„In der Religion.“

„Das ist sehr schön; ich war nicht so gut darin, aber daran war wohl auch der Lehrer schuld. Und was macht Johanna?“

„Johanna hat mich bis vor das Haus begleitet …“

„Und warum hast du sie nicht mit heraufgebracht?“

„Sie sagte, sie wolle lieber unten bleiben. Ich möchte sie aber nicht gerne warten lassen.“

„Ach, ich sehe, du bist sehr rücksichtsvoll, und darüber werde ich mich wohl freuen müssen. Und nun sage mir noch, was macht Rollo?“

„Rollo geht es sehr gut. Aber er ist so faul und liegt immer in der Sonne.“

„Das glaube ich. So war er schon, als du noch ganz klein warst … Annie, wirst du mich wieder besuchen?“

„O gewiss, wenn ich darf.“

„Wir könnten dann im Park spazieren gehen.“

„O gewiss, wenn ich darf.“

„Oder wir gehen Eis essen.“

„O gewiss, wenn ich darf.“

Und bei diesem dritten „wenn ich darf“ hatte Effi genug. Sie sprang auf und sah Annie böse an. „Ich glaube, es ist Zeit Annie, Johanna wird sonst ungeduldig.“

Sie rief Roswitha uns sagte: „Begleite Annie nach unten. Johanna wartet da. Grüße Johanna.“

Und nun gingen beide.

Kaum waren sie draußen, öffnete Effi ihr Kleid, weil sie das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. Sie begann krampf haft zu lachen. „So also sieht ein Wiedersehen aus. O, du Gott im Himmel, vergib mir, was ich getan habe; ich war ein Kind … Aber nein, nein, ich war kein Kind, ich war alt genug, um zu wissen, was ich tat. Ich habe es auch gewusst, ich will meine Schuld nicht kleiner machen, aber das ist zu viel. Denn das hier, mit dem Kind, das bist nicht du, Gott, der mich strafen will, das ist er, bloß er! Ich habe geglaubt, dass er ein gutes Herz hat, und habe mich immer klein neben ihm gefühlt; aber jetzt weiß ich, dass er es ist, er ist klein. Und weil er klein ist, ist er grausam. Alles, was klein ist, ist grausam. ‚O gewiss, wenn ich darf.' Das hat das Kind von ihm gelernt, er war ja schon immer ein Erzieher. Du brauchst nicht zu dürfen, ich will euch nicht mehr. Was zu viel ist, ist zu viel. Ehre, Ehre, Ehre … und dann hat er den armen Crampas totgeschossen, den ich nicht einmal liebte und den ich vergessen hatte, weil ich ihn nicht liebte. Und nun schickt er mir das Kind, weil ihn die Ministerin darum gebeten hat, und vorher bringt er ihm wie einem Papagei bei ‚Wenn ich darf ‘.“

Als Roswitha zurückkam, lag Effi am Boden. Rummschüttel wurde gerufen. Er war besorgt, als er Effi sah und schrieb einen Brief nach Hohen-Cremmen: „Gnädigste Frau! Verzeihen Sie mir diesen Brief. Ihre Frau Tochter wird immer kränker. Sie ist zu einsam, sie braucht andere Luft und andere Menschen. Aber wohin? Es darf nur Hohen-Cremmen sein. Verzeihen Sie einem alten Mann, dass er sich in fremde Dinge einmischt … Ich habe so viel vom Leben gesehen … Ergebenst, Ihr Doktor Rummschüttel.“

Frau von Briest las den Brief ihrem Mann vor. Sie saßen draußen im Garten. „Was meinst du?“

„Ach, Luise. Du weißt, wie ich darüber denke. Damals, als Innstettens Brief kam, war ich deiner Meinung. Aber das ist schon so lange her … Soll ich hier bis an mein Lebensende den Großinquisitor spielen? Ich kann dir sagen, darauf habe ich seit langem keine Lust mehr …“

„Mach mir keine Vorwürfe, Briest; ich liebe sie so wie du, vielleicht noch mehr, jeder hat seine Art. Aber man kann doch nicht immer schwach und lieb sein und alles verzeihen, wenn sich jemand schuldig macht.“

„Ach was. Eins ist wichtiger. Die Liebe der Eltern zu ihren Kindern. Und wenn man bloß ein Kind hat … Ich werde ganz einfach telegrafieren: ‚Effi, komm.' Bist du einverstanden?“

Sie stand auf und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Natürlich bin ich's. Aber unser Leben wird sich ändern.“

„Das macht nichts. Der Rotwein wird mir noch schmecken. Und wenn ich das Kind erst wieder im Haus habe, dann schmeckt er mir noch besser …“

Effi war nun schon über ein halbes Jahr wieder in Hohen-Cremmen. Wie Rummschüttel vorausgesagt hatte, ging es ihr dort besser. Es kamen Tage, wo sie wieder lachen konnte. Von Kessin und allem, was passiert war, wurde wenig gesprochen. Aber so schön und friedlich das alles war, Effis Krankheit ging weiter.

Lesen und vor allem das Malen hatte Effi ganz aufgegeben. Sie verbrachte oft den ganzen Tag draußen an der frischen Luft. Während der kalten Tage im Mai erkältete sie sich aber heftig: Sie bekam Fieber und Husten. Der Doktor, der sonst jeden dritten Tag kam, kam jetzt täglich.

„Doktor“, sagte der alte Briest, „was wird aus der Geschichte? Sie kennen sie ja von klein auf. Mir gefällt das alles nicht; die roten Flecken und der Glanz in den Augen, wenn sie mich so fragend ansieht. Was meinen Sie? Muss sie sterben?“

Der Arzt sagte: „Das will ich nicht sagen, Herr von Briest. Dass sie Fieber hat, gefällt mir nicht. Aber es wird schon wieder besser werden.“

Das war wirklich so. Als sich Effi endlich erholt hatte, machte sie wieder ihre langen, einsamen Spaziergänge.

„Du gehst immer so allein“, sagte Frau von Briest. „Unter unseren Leuten bist du sicher, aber es kommen auch so viele Fremde vorbei.“

Effi hatte nie an Gefahr gedacht, und als sie mit Roswitha allein war, sagte sie: „Dich kann ich nicht gut mitnehmen, Roswitha; du bist zu dick und nicht mehr fest auf den Füßen.“

„Nun, gnädige Frau, so schlimm ist es doch noch nicht. Ich könnte ja doch noch heiraten.“

„Natürlich“, lachte Effi. „Das kann man immer noch. Aber weißt du, Roswitha, wenn ich einen Hund hätte … Ich muss jetzt oft an Rollo denken.“

Es war drei, vier Tage nach diesem Gespräch, als Innstetten eine Stunde früher in sein Arbeitszimmer trat als sonst. Johanna brachte ihm die Zeitungen und zwei Briefe. Einer war vom Minister. Aber der andere? Weil Innstetten ein guter Beamte war, öffnete er zuerst den Brief des Ministers. „Mein lieber Innstetten! Ich freue mich, Ihnen schreiben zu können, dass Sie zum Ministerialdirektor ernannt worden sind, und gratuliere Ihnen dazu.“ Innstetten freute sich über den freundlichen Brief des Ministers, fast mehr als über die Ernennung selbst. Denn seit dem Morgen in Kessin, als Crampas mit einem Blick, den er immer vor Augen hatte, Abschied von ihm genommen hatte, war ihm seine Karriere nicht mehr so wichtig.

Er nahm nun den zweiten Brief und las: „Gnädiger Herr! Sie sind wohl überrascht, dass ich Ihnen schreibe, aber es ist wegen Rollo. Annie hat uns schon letztes Jahr gesagt, Rollo sei jetzt so faul. Aber das macht nichts, er kann hier so faul sein, wie er will, je fauler, desto besser. Und die gnädige Frau möchte ihn doch so gern. Sie sagt immer, wenn sie spazieren geht: ‚Ich habe eigentlich Angst, Roswitha, weil ich da so allein bin, aber wer soll mich begleiten? Schade, dass Rollo nicht da ist.' Das sind die Worte der gnädigen Frau, und weiter will ich nichts sagen, grüßen sie meine Annie und Johanna. Roswitha Gellenhagen.“

Diese einfachen Worte mit dem gewollten oder vielleicht auch nicht gewollten Vorwurf erinnerten Innstetten wieder an die ganze Geschichte. ,Wenn ich nur aus dieser Geschichte heraus könnte … Nichts gefällt mir mehr, je mehr man mich lobt, desto mehr fühle ich, dass dies alles nichts ist. Mein Leben ist verpfuscht. Es gibt ein Glück und ich habe es gehabt, aber jetzt habe ich es nicht mehr und kann es nicht mehr haben. Ich müsste meine Karriere vergessen und besser Lehrer werden, das würde ja zu mir passen. Aber es geht auch nicht. Wie soll man andere erziehen, wenn man selber jemanden getötet hat?‘

Der Mai war schön, der Juni noch schöner. Effi war voller Freude, Rollo wieder bei sich zu haben. Rollo war den ganzen Tag bei Effi, und nachts schlief er vor ihrer Tür.

„Wie schön dieser Sommer! Dass ich noch so glücklich sein könnte, liebe Mama, vor einem Jahr hätte ich es nicht gedacht“, sagte Effi jeden Tag.

„Werde nur erst wieder gesund, Effi, ganz gesund. Das Glück kommt dann wieder. Nicht das alte, aber ein neues. Du wirst sehen.“

So verging der Sommer. Effi saß abends bis nach Mitternacht am Fenster und sah in den Himmel. Von der kühlen Nachtluft wurde sie wieder krank. Als der Arzt sie gesehen hatte, sagte er zu Briest: „Das wird nicht mehr gut.“

Wenige Tage später kam Roswitha abends nach unten und sagte zu Frau von Briest: „Gnädigste Frau, Effi geht es sehr schlecht. Sie spricht immer so still vor sich hin. Vielleicht stirbt sie bald.“

„Will sie mit mir sprechen?“

„Sie hat es nicht gesagt. Aber ich glaube, sie möchte es.“

Frau von Briest trat bei Effi ein. Sie lag auf einem Sofa neben dem Fenster. Frau von Briest setzte sich daneben und nahm Effis Hand. „Wie geht es dir, Effi ? Roswitha sagt, du seist so fiebrig.“

„Ach, Roswitha glaubt, dass ich sterbe. Nun, ich weiß es nicht. Aber man muss ja davor nicht so große Angst haben wie sie.“

„Bist du so ruhig?“

„Ganz ruhig, Mama.“

„Bist du sicher? Alle lieben das Leben, und du bist noch so jung, liebe Effi.“

„Ja, ich bin noch jung, aber das macht nichts. Ich sterbe mit Gott und Menschen versöhnt, auch versöhnt mit ihm.“

„Warst du denn böse auf ihn? Verzeihe mir, meine liebe Effi, dass ich das jetzt noch sage, aber eigentlich warst du doch schuld an allem?“

Effi nickte. „Ja, Mama. Und traurig, dass es so ist. Aber als dann all das Schreckliche kam, und zuletzt das mit Annie, da wurde ich böse auf ihn. Aber jetzt ist mir klar geworden, dass er alles richtig gemacht hat. Lass ihn das wissen.“

Frau von Briest sah, dass Effi schlief oder schlafen wollte. Sie stand leise auf und ging. Doch kaum war sie fort, stand auch Effi auf und setzte sich an das offene Fenster. Im Park war alles still. Plötzlich fühlte sie sich befreit. „Ruhe, Ruhe.“

Es war einen Monat später, der September war fast zu Ende. Das Wetter war schön, aber die Bäume wurden schon rot und gelb. Im Garten lag seit gestern eine weiße Marmorplatte. Darauf stand „Effi Briest“ und darunter war ein Kreuz. Das war Effis letzte Bitte gewesen: „Ich möchte auf meinem Stein meinen alten Namen wieder haben.“ Und es war ihr versprochen worden.

Ja, gestern war die Marmorplatte gekommen. Nun saßen Briest und seine Frau im Garten.

„Sieh, Briest, Rollo liegt wieder vor dem Stein. Er ist ja trauriger als wir. Er frisst auch nicht mehr.“ Nach einer Weile sagte sie: „Ich kann dir sagen, es vergeht kein Tag, seit das arme Kind da liegt, wo ich mir nicht Fragen stelle …“

„Was für Fragen?“

„Ob nicht wir vielleicht schuld sind?“

„Unsinn, Luise. Wie meinst du das?“

„Ob wir sie nicht anders hätten erziehen müssen. Und ob sie nicht doch vielleicht zu jung war?“

Rollo, der bei diesen Worten aufwachte, schüttelte den Kopf langsam hin und her, und Briest sagte ruhig: „Ach, Luise, lass … das ist eine zu schwierige Frage.“

Learn languages from TV shows, movies, news, articles and more! Try LingQ for FREE

Kapitel 9. Effis Rückkehr chapter|Effi's|return Κεφάλαιο 9 Η επιστροφή της Έφης Capítulo 9. El regreso de Effi Chapitre 9 : Le retour d'Effi Capitolo 9. Il ritorno di Effi Rozdział 9. Powrót Effi Bölüm 9 Effi'nin dönüşü 第九章 艾菲归来 Chapter 9. Effi's Return

Am übernächsten Tag kam wie versprochen ein Brief. on the|next|day|came|as|promised|a|letter The day after next, a letter arrived as promised. Effi las: „Es freut mich, liebe gnädige Frau, dass ich Ihnen gute Nachricht geben kann. Effi|said|it|pleases|me|dear|gracious|lady|that|I|you|good|news|to give|can Effi read: "I am pleased, dear gracious lady, to be able to give you good news. Alles ging gut. everything|went|well Everything went well. Ihr Herr Ehemann kann nicht nein sagen, wenn eine Dame ihn um etwas bittet. your|Mr|husband|can|not|no|to say|when|a|lady|him|for|something|asks Your husband cannot say no when a lady asks him for something." Aber ich muss Ihnen auch sagen, dass er zwar ja sagte, aber dass man gut sah, dass er es eigentlich keine gute Idee findet. but|I|must|you|also|to say|that|he|indeed|yes|said|but|that|one|well|saw|that|he|it|actually|no|good|idea|finds But I must also tell you that while he said yes, it was clear that he actually doesn't think it's a good idea. Aber freuen wir uns einfach. but|are happy|we|ourselves|simply But let's just be happy. Ihre Annie wird über Mittag kommen. your|Annie|will|over|noon|come Your Annie will come over lunch. Alles Gute!“ all|good All the best!

In zwei Stunden würde also Annie kommen! in|two|hours|would|thus|Annie|come So Annie would come in two hours! Eine kurze Zeit, aber immer noch zu lang. a|short|time|but|still|yet|too|long A short time, but still too long. Effi ging unruhig durch die beiden Zimmer und in die Küche, wo sie mit Roswitha von allem möglichen sprach. Effi|went|restlessly|through|the|two|rooms|and|into|the|kitchen|where|she|with|Roswitha|about|everything|possible|spoke Effi walked restlessly through the two rooms and into the kitchen, where she talked about all sorts of things with Roswitha. Nur von Annie sprach sie nicht, weil sie ein bisschen Angst davor hatte, an das Treffen zu denken. only|of|Annie|spoke|she|not|because|she|a|little|fear|of it|had|to|the|meeting|to|to think She just didn't talk about Annie because she was a little afraid to think about the meeting. Endlich wurde geklingelt. finally|was|rung Finally, the doorbell rang. Roswitha öffnete die Tür. Roswitha|opened|the|door Roswitha opened the door. Richtig, es war Annie. correct|it|was|Annie That's right, it was Annie. Roswitha gab dem Kind einen Kuss und führte sie zum Zimmer. Roswitha|gave|the|child|a|kiss|and|led|her|to the|room Roswitha gave the child a kiss and led her to the room.

„Da geh hinein, Annie“, sagte sie und ging in die Küche zurück, um nicht zu stören. there|go|inside|Annie|said|she|and|went|into|the|kitchen|back|to|not|to|disturb "Go in there, Annie," she said and went back to the kitchen to avoid disturbing.

Effi stand am anderen Ende des Zimmers, als das Kind eintrat. Effi|stood|at the|other|end|of the|room|when|the|child|entered Effi stood at the other end of the room when the child entered. „Annie!“ Annie "Annie!"

Aber Annie blieb verlegen an der Tür stehen. but|Annie|stayed|embarrassed|at|the|door|to stand But Annie stood awkwardly at the door. So eilte Effi auf das Kind zu, hob es hoch und küsste es. so|hurried|Effi|to|the|child|to|lifted|it|high|and|kissed|it So Effi hurried towards the child, lifted it up, and kissed it.

„Annie, mein süßes Kind, wie freue ich mich. Annie|my|sweet|child|how|am happy|I|myself "Annie, my sweet child, how happy I am. Komm, erzähl mir“, sagte sie dann und nahm Annie bei der Hand. come|tell|me|said|she|then|and|took|Annie|by|the|hand Come, tell me," she then said and took Annie by the hand. „Weißt du wohl, Annie, dass ich dich einmal gesehen habe?“ do|you|indeed|Annie|that|I|you|once|seen|have "Do you know, Annie, that I have seen you once?"

„Ja, mir war es auch so.“ yes|to me|was|it|also|like this "Yes, it was the same for me."

„Und nun erzähle mir. and|now|tell|me "And now tell me. Wie groß du geworden bist! how|big|you|become|are How much you have grown! Wie geht es in der Schule? how|goes|it|in|the|school How is it going in school? Ich denke mir, du bist immer die beste, du siehst mir so aus. I|think|to myself|you|are|always|the|best|you|look|to me|so|out I imagine you are always the best, you look like it to me." Worin bist du denn am besten?“ in what|are|you|then|in the|best "What are you best at?"

„In der Religion.“ in|the|religion "In religion."

„Das ist sehr schön; ich war nicht so gut darin, aber daran war wohl auch der Lehrer schuld. this|is|very|beautiful|I|was|not|so|good|in it|but|to it|was|probably|also|the|teacher|fault "That's very nice; I wasn't so good at it, but that was probably also the teacher's fault." Und was macht Johanna?“ and|what|does|Johanna "And what is Johanna doing?"

„Johanna hat mich bis vor das Haus begleitet …“ Johanna|has|me|to|in front of|the|house|accompanied "Johanna accompanied me to the front of the house..."

„Und warum hast du sie nicht mit heraufgebracht?“ and|why|have|you|her|not|with|brought up "And why didn't you bring her up?"

„Sie sagte, sie wolle lieber unten bleiben. she|said|she|would like|rather|down|to stay "She said she would rather stay down." Ich möchte sie aber nicht gerne warten lassen.“ I|would like|her|but|not|gladly|to wait|to let "But I don't want to keep her waiting."

„Ach, ich sehe, du bist sehr rücksichtsvoll, und darüber werde ich mich wohl freuen müssen. oh|I|see|you|are|very|considerate|and|about it|will|I|myself|probably|to be happy|must "Oh, I see, you are very considerate, and I suppose I will have to be pleased about that." Und nun sage mir noch, was macht Rollo?“ and|now|say|to me|also|what|does|Rollo "And now tell me, how is Rollo?"

„Rollo geht es sehr gut. "Rollo is doing very well. Aber er ist so faul und liegt immer in der Sonne.“ but|he|is|so|lazy|and|lies|always|in|the|sun But he is so lazy and always lies in the sun."

„Das glaube ich. this|believe|I "I believe that. So war er schon, als du noch ganz klein warst … Annie, wirst du mich wieder besuchen?“ so|was|he|already|when|you|still|completely|small|were|Annie|will|you|me|again|to visit He was like that even when you were very little... Annie, will you visit me again?"

„O gewiss, wenn ich darf.“ oh|certainly|if|I|may "Oh certainly, if I may."

„Wir könnten dann im Park spazieren gehen.“ we|could|then|in the|park|for a walk|go "We could then go for a walk in the park."

„O gewiss, wenn ich darf.“ oh|certainly|if|I|may "Oh certainly, if I may."

„Oder wir gehen Eis essen.“ or|we|go|ice cream|to eat "Or we could go get ice cream."

„O gewiss, wenn ich darf.“ oh|certainly|if|I|may "Oh certainly, if I may."

Und bei diesem dritten „wenn ich darf“ hatte Effi genug. and|at|this|third|if|I|may|had|Effi|enough And with this third "if I may," Effi had enough. Sie sprang auf und sah Annie böse an. she|jumped|up|and|saw|Annie|angrily|at She jumped up and looked at Annie angrily. „Ich glaube, es ist Zeit Annie, Johanna wird sonst ungeduldig.“ I|believe|it|is|time|Annie|Johanna|will|otherwise|impatient "I think it's time Annie, otherwise Johanna will get impatient."

Sie rief Roswitha uns sagte: „Begleite Annie nach unten. she|called|Roswitha||said|accompany|Annie|down to|below She called Roswitha and said: "Accompany Annie downstairs. Johanna wartet da. Johanna|waits|there Johanna is waiting there." Grüße Johanna.“ greetings|Johanna Greet Johanna."

Und nun gingen beide. and|now|went|both And now both went.

Kaum waren sie draußen, öffnete Effi ihr Kleid, weil sie das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. hardly|were|they|outside|opened|Effi|her|dress|because|she|the|feeling|had|no|air|more|to|to get Hardly were they outside, Effi opened her dress because she felt like she couldn't breathe anymore. Sie begann krampf haft zu lachen. she|began|convulsively|to|to|laugh She began to laugh convulsively. „So also sieht ein Wiedersehen aus. so|also|looks|a|reunion|out "So this is what a reunion looks like. O, du Gott im Himmel, vergib mir, was ich getan habe; ich war ein Kind … Aber nein, nein, ich war kein Kind, ich war alt genug, um zu wissen, was ich tat. O|you|God|in the|heaven|forgive|me|what|I|done|have|I|was|a|child|But|no|no|I|was|no|child|I|was|old|enough|to|to|to know|what|I|did Oh, God in heaven, forgive me for what I have done; I was a child... But no, no, I was not a child, I was old enough to know what I was doing. Ich habe es auch gewusst, ich will meine Schuld nicht kleiner machen, aber das ist zu viel. I|have|it|also|known|I|want|my|guilt|not|smaller|make|but|this|is|too|much I knew it too, I don't want to lessen my guilt, but this is too much. Denn das hier, mit dem Kind, das bist nicht du, Gott, der mich strafen will, das ist er, bloß er! for|this|here|with|the|child|that|are|not|you|God|who|me|to punish|wants|that|is|he|only|he Because this here, with the child, is not you, God, who wants to punish me, it is him, just him! Ich habe geglaubt, dass er ein gutes Herz hat, und habe mich immer klein neben ihm gefühlt; aber jetzt weiß ich, dass er es ist, er ist klein. I|have|believed|that|he|a|good|heart|has|and|have|myself|always|small|next to|him|felt|but|now|know|I|that|he|it|is|he|is|small I believed that he had a good heart, and I always felt small next to him; but now I know that it is he, he is small. Und weil er klein ist, ist er grausam. and|because|he|small|is|is|he|cruel And because he is small, he is cruel. Alles, was klein ist, ist grausam. everything|that|small|is||cruel Everything that is small is cruel. ‚O gewiss, wenn ich darf.' Das hat das Kind von ihm gelernt, er war ja schon immer ein Erzieher. oh|certainly|if|I||this|has|the|child|from|him|learned|he|was|indeed|already|always|a|educator 'Oh certainly, if I may.' The child learned that from him, he has always been an educator. Du brauchst nicht zu dürfen, ich will euch nicht mehr. You don't need permission, I don't want you anymore. Was zu viel ist, ist zu viel. what|too|much|is||too|much What is too much is too much. Ehre, Ehre, Ehre … und dann hat er den armen Crampas totgeschossen, den ich nicht einmal liebte und den ich vergessen hatte, weil ich ihn nicht liebte. honor|||and|then|has|he|the|poor|Crampas|shot dead|whom|I|not|even|loved|and|whom|I|forgotten|had|because|I|him|not|loved Honor, honor, honor... and then he shot the poor Crampas dead, whom I didn't even love and whom I had forgotten because I didn't love him. Und nun schickt er mir das Kind, weil ihn die Ministerin darum gebeten hat, und vorher bringt er ihm wie einem Papagei bei ‚Wenn ich darf ‘.“ and|now|sends|he|me|the|child|because|him|the|minister|for it|asked|has|and|before|brings|he|it|like|a|parrot|to|if|I|may And now he sends me the child because the minister asked him to, and before that, he teaches him like a parrot 'If I may'.

Als Roswitha zurückkam, lag Effi am Boden. when|Roswitha|returned|lay|Effi|on the|ground When Roswitha returned, Effi was lying on the ground. Rummschüttel wurde gerufen. rumble shake|was|called Rummschüttel was called. Er war besorgt, als er Effi sah und schrieb einen Brief nach Hohen-Cremmen: „Gnädigste Frau! he|was|worried|when|he|Effi|saw|and|wrote|a|letter|to|||Most gracious|lady He was worried when he saw Effi and wrote a letter to Hohen-Cremmen: "Most gracious lady!" Verzeihen Sie mir diesen Brief. forgive|you|me|this|letter Please forgive me this letter. Ihre Frau Tochter wird immer kränker. your|wife|daughter|becomes|always|sicker Your daughter is getting sicker and sicker. Sie ist zu einsam, sie braucht andere Luft und andere Menschen. she|is|too|lonely|she|needs|other|air|and|other|people She is too lonely, she needs different air and different people. Aber wohin? but|where to But where to? Es darf nur Hohen-Cremmen sein. it|may|only|||to be It can only be Hohen-Cremmen. Verzeihen Sie einem alten Mann, dass er sich in fremde Dinge einmischt … Ich habe so viel vom Leben gesehen … Ergebenst, Ihr Doktor Rummschüttel.“ forgive|you|a|old|man|that|he|himself|in|foreign|things|interferes|I|have|so|much|of the|life|seen|respectfully|your|doctor|Rummschüttel Forgive an old man for meddling in foreign matters... I have seen so much of life... Yours sincerely, Doctor Rummschüttel.

Frau von Briest las den Brief ihrem Mann vor. woman|of|Briest|read|the|letter|to her|husband|out Mrs. von Briest read the letter to her husband. Sie saßen draußen im Garten. they|sat|outside|in the|garden They were sitting outside in the garden. „Was meinst du?“ "What do you mean?"

„Ach, Luise. oh|Luise "Oh, Luise. Du weißt, wie ich darüber denke. you|know|how|I|about it|think You know how I feel about it. Damals, als Innstettens Brief kam, war ich deiner Meinung. then|when|Innstetten's|letter|came|was|I|your|opinion Back then, when Innstetten's letter arrived, I agreed with you. Aber das ist schon so lange her … Soll ich hier bis an mein Lebensende den Großinquisitor spielen? but|that|is|already|so|long|ago|should|I|here|until|to|my|end of my life|the|Grand Inquisitor|to play But that was such a long time ago... Should I play the Grand Inquisitor here until the end of my life? Ich kann dir sagen, darauf habe ich seit langem keine Lust mehr …“ I|can|you|to say|for that|have|I|for|a long time|no|desire|more I can tell you, I haven't felt like that for a long time..."

„Mach mir keine Vorwürfe, Briest; ich liebe sie so wie du, vielleicht noch mehr, jeder hat seine Art. make|me|no|accusations|Briest|I|love|her|so|as|you|maybe|even|more|everyone|has|his|way "Don't blame me, Briest; I love her just like you do, maybe even more, everyone has their own way. Aber man kann doch nicht immer schwach und lieb sein und alles verzeihen, wenn sich jemand schuldig macht.“ but|one|can|however|not|always|weak|and|kind|to be|and|everything|to forgive|when|oneself|someone|guilty|makes But one can't always be weak and kind and forgive everything when someone commits a fault."

„Ach was. "Oh, come on. Eins ist wichtiger. One thing is more important. Die Liebe der Eltern zu ihren Kindern. the|love|of the|parents|to|their|children The love of parents for their children. Und wenn man bloß ein Kind hat … Ich werde ganz einfach telegrafieren: ‚Effi, komm.' Bist du einverstanden?“ and|if|one|just|a|child|has|I|will|completely|simply|to telegraph|Effi|come|are|you|in agreement And if you only have one child... I will simply telegraph: 'Effi, come.' Do you agree?

Sie stand auf und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. she|stood|up|and|gave|him|a|kiss|on|the|forehead She stood up and gave him a kiss on the forehead. „Natürlich bin ich's. of course|am|I "Of course I do." Aber unser Leben wird sich ändern.“ but|our|life|will|itself|change But our life will change.

„Das macht nichts. that|makes|nothing "That doesn't matter. Der Rotwein wird mir noch schmecken. the|red wine|will|to me|still|taste The red wine will still taste good to me. Und wenn ich das Kind erst wieder im Haus habe, dann schmeckt er mir noch besser …“ and|if|I|the|child|only|again|in the|house|have|then|tastes|it|to me|even|better And when I have the child back in the house, it will taste even better to me..."

Effi war nun schon über ein halbes Jahr wieder in Hohen-Cremmen. Effi|was|now|already|for|a|half|year|again|in|| Effi had now been back in Hohen-Cremmen for over half a year. Wie Rummschüttel vorausgesagt hatte, ging es ihr dort besser. as|Rummschüttel|predicted|had|went|it|her|there|better As Rummschüttel had predicted, she was better there. Es kamen Tage, wo sie wieder lachen konnte. it|came|days|where|she|again|to laugh|could There were days when she could laugh again. Von Kessin und allem, was passiert war, wurde wenig gesprochen. of|Kessin|and|everything|what|happened|was|was|little|spoken Little was said about Kessin and everything that had happened. Aber so schön und friedlich das alles war, Effis Krankheit ging weiter. but|so|beautiful|and|peaceful|that|everything|was|Effi's|illness|went|on But as beautiful and peaceful as it all was, Effi's illness continued.

Lesen und vor allem das Malen hatte Effi ganz aufgegeben. reading|and|for|all|the|painting|had|Effi|completely|given up Effi had completely given up reading and especially painting. Sie verbrachte oft den ganzen Tag draußen an der frischen Luft. she|spent|often|the|whole|day|outside|in|the|fresh|air She often spent the whole day outside in the fresh air. Während der kalten Tage im Mai erkältete sie sich aber heftig: Sie bekam Fieber und Husten. during|the|cold|days|in|May|caught a cold|she|herself|but|severely|she|got|fever|and|cough However, during the cold days in May, she caught a severe cold: she developed a fever and cough. Der Doktor, der sonst jeden dritten Tag kam, kam jetzt täglich. the|doctor|who|otherwise|every|third|day|came|came|now|daily The doctor, who usually came every third day, now came daily.

„Doktor“, sagte der alte Briest, „was wird aus der Geschichte? doctor|said|the|old|Briest|what|will|from|the|history "Doctor," said old Briest, "what will happen with the situation? Sie kennen sie ja von klein auf. You have known her since she was little." Mir gefällt das alles nicht; die roten Flecken und der Glanz in den Augen, wenn sie mich so fragend ansieht. to me|pleases|this|everything|not|the|red|spots|and|the|shine|in|the|eyes|when|she|me|so|questioning|looks at I don't like any of this; the red spots and the shine in her eyes when she looks at me so questioningly. Was meinen Sie? what|do you mean|you What do you mean? Muss sie sterben?“ must|she|to die Does she have to die?

Der Arzt sagte: „Das will ich nicht sagen, Herr von Briest. the|doctor|said|that|want|I|not|to say|Mr|of|Briest The doctor said: "I don't want to say that, Mr. von Briest." Dass sie Fieber hat, gefällt mir nicht. that|she|fever|has|pleases|me|not I don't like that she has a fever. Aber es wird schon wieder besser werden.“ but|it|will|already|again|better|to become "But it will get better again."

Das war wirklich so. that|was|really|so That was really the case. Als sich Effi endlich erholt hatte, machte sie wieder ihre langen, einsamen Spaziergänge. when|herself|Effi|finally|recovered|had|made|she|again|her|long|lonely|walks When Effi finally recovered, she took her long, solitary walks again.

„Du gehst immer so allein“, sagte Frau von Briest. you|go|always|so|alone|said|Mrs|of|Briest "You always go alone," said Mrs. von Briest. „Unter unseren Leuten bist du sicher, aber es kommen auch so viele Fremde vorbei.“ among|our|people|are|you|safe|but|it|come|also|so|many|strangers|by "You are safe among our people, but so many strangers come by as well."

Effi hatte nie an Gefahr gedacht, und als sie mit Roswitha allein war, sagte sie: „Dich kann ich nicht gut mitnehmen, Roswitha; du bist zu dick und nicht mehr fest auf den Füßen.“ Effi|had|never|to|danger|thought|and|when|she|with|Roswitha|alone|was|said|she|you|can|I|not|well|to take along|Roswitha|you|are|too|fat|and|not|anymore|firmly|on|the|feet Effi had never thought of danger, and when she was alone with Roswitha, she said: "I can't take you with me, Roswitha; you are too heavy and not steady on your feet anymore."

„Nun, gnädige Frau, so schlimm ist es doch noch nicht. now|gracious|lady|so|bad|is|it|yet|still|not "Well, my lady, it's not that bad yet." Ich könnte ja doch noch heiraten.“ I|could|indeed|still|yet|to marry "I could still get married."

„Natürlich“, lachte Effi. of course|laughed|Effi "Of course," laughed Effi. „Das kann man immer noch. this|can|one|always|still "That is still possible." Aber weißt du, Roswitha, wenn ich einen Hund hätte … Ich muss jetzt oft an Rollo denken.“ but|know|you|Roswitha|if|I|a|dog|had|I|must|now|often|of|Rollo|to think But you know, Roswitha, if I had a dog... I often think about Rollo now.

Es war drei, vier Tage nach diesem Gespräch, als Innstetten eine Stunde früher in sein Arbeitszimmer trat als sonst. it|was|three|four|days|after|this|conversation|than|Innstetten|one|hour|earlier|in|his|study|entered|than|usual It was three or four days after this conversation when Innstetten entered his study an hour earlier than usual. Johanna brachte ihm die Zeitungen und zwei Briefe. Johanna|brought|him|the|newspapers|and|two|letters Johanna brought him the newspapers and two letters. Einer war vom Minister. One was from the minister. Aber der andere? but|the|other But the other? Weil Innstetten ein guter Beamte war, öffnete er zuerst den Brief des Ministers. because|Innstetten|a|good|official|was|opened|he|first|the|letter|of the|Minister Because Innstetten was a good civil servant, he first opened the letter from the minister. „Mein lieber Innstetten! my|dear|Innstetten "My dear Innstetten!" Ich freue mich, Ihnen schreiben zu können, dass Sie zum Ministerialdirektor ernannt worden sind, und gratuliere Ihnen dazu.“ Innstetten freute sich über den freundlichen Brief des Ministers, fast mehr als über die Ernennung selbst. I|am happy|myself|to you|to write|to|can|that|you|to the|Ministerial Director|appointed|become|are|and||you|for it|Innstetten|was happy|himself|about|the|friendly|letter|of the|Minister|almost|more|than|about|the|appointment|itself "I am pleased to write to you that you have been appointed Ministerial Director, and I congratulate you on this." Innstetten was pleased with the minister's friendly letter, almost more than with the appointment itself. Denn seit dem Morgen in Kessin, als Crampas mit einem Blick, den er immer vor Augen hatte, Abschied von ihm genommen hatte, war ihm seine Karriere nicht mehr so wichtig. for|since|the|morning|in|Kessin|when|Crampas|with|a|glance|which|he|always|in front of|eyes|had|farewell|from|him|taken|had|was|to him|his|career|not|more|so|important For since the morning in Kessin, when Crampas had taken his leave with a look that he always had in mind, his career had not seemed so important to him anymore.

Er nahm nun den zweiten Brief und las: „Gnädiger Herr! He then took the second letter and read: "Gracious Sir!" Sie sind wohl überrascht, dass ich Ihnen schreibe, aber es ist wegen Rollo. you|are|probably|surprised|that|I|you|write|but|it|is|because of|Rollo You are probably surprised that I am writing to you, but it is about Rollo. Annie hat uns schon letztes Jahr gesagt, Rollo sei jetzt so faul. Annie|has|us|already|last|year|said|Rollo|is|now|so|lazy Annie told us last year that Rollo is now so lazy. Aber das macht nichts, er kann hier so faul sein, wie er will, je fauler, desto besser. but|that|makes|nothing|he|can|here|so|lazy|to be|as|he|wants|the|lazier|the|better But that doesn't matter, he can be as lazy here as he wants, the lazier, the better. Und die gnädige Frau möchte ihn doch so gern. and|the|gracious|woman|would like|him|however|so|gladly And the gracious lady would really like him. Sie sagt immer, wenn sie spazieren geht: ‚Ich habe eigentlich Angst, Roswitha, weil ich da so allein bin, aber wer soll mich begleiten? she|says|always|when|she|for a walk|goes|I|have|actually|fear|Roswitha|because|I|there|so|alone|am|but|who|should|me|accompany She always says when she goes for a walk: 'I am actually afraid, Roswitha, because I am so alone, but who is supposed to accompany me? Schade, dass Rollo nicht da ist.' Das sind die Worte der gnädigen Frau, und weiter will ich nichts sagen, grüßen sie meine Annie und Johanna. It's a pity that Rollo is not here.' Those are the words of the gracious lady, and I don't want to say anything more, greet my Annie and Johanna. Roswitha Gellenhagen.“ Roswitha Gellenhagen.

Diese einfachen Worte mit dem gewollten oder vielleicht auch nicht gewollten Vorwurf erinnerten Innstetten wieder an die ganze Geschichte. these|simple|words|with|the|intended|or|perhaps|also|not|intended|accusation|reminded|Innstetten|again|of|the|whole|story These simple words, with the intended or perhaps unintended reproach, reminded Innstetten of the whole story. ,Wenn ich nur aus dieser Geschichte heraus könnte … Nichts gefällt mir mehr, je mehr man mich lobt, desto mehr fühle ich, dass dies alles nichts ist. if|I|only|out of|this|story|out|could|nothing|pleases|me|more|the|more|one|me|praises|the|more|feel|I|that|this|all|nothing|is If only I could get out of this story... Nothing pleases me more, the more I am praised, the more I feel that this is all nothing. Mein Leben ist verpfuscht. My life is messed up. Es gibt ein Glück und ich habe es gehabt, aber jetzt habe ich es nicht mehr und kann es nicht mehr haben. there|is|a|happiness|and|I|have|it|had|but|now|||it|not|more||||||to have There is a happiness and I have had it, but now I no longer have it and cannot have it anymore. Ich müsste meine Karriere vergessen und besser Lehrer werden, das würde ja zu mir passen. I|should|my|career|forget|and|better|teacher|to become|that|would|indeed|to|me|fit I would have to forget my career and become a better teacher, that would suit me. Aber es geht auch nicht. but|it|goes|also|not But that is not possible either. Wie soll man andere erziehen, wenn man selber jemanden getötet hat?‘ how|should|one|others|educate|if|one|oneself|someone|killed|has How can one educate others when one has killed someone oneself?

Der Mai war schön, der Juni noch schöner. the|May|was|beautiful|the|June|even|more beautiful May was beautiful, June even more beautiful. Effi war voller Freude, Rollo wieder bei sich zu haben. Effi|was|full of|joy|Rollo|again|with|herself|to|to have Effi was full of joy to have Rollo with her again. Rollo war den ganzen Tag bei Effi, und nachts schlief er vor ihrer Tür. Rollo|was|the|whole|day|at|Effi|and|at night|slept|he|in front of|her|door Rollo was with Effi all day, and at night he slept in front of her door.

„Wie schön dieser Sommer! how|beautiful|this|summer "How beautiful this summer is!" Dass ich noch so glücklich sein könnte, liebe Mama, vor einem Jahr hätte ich es nicht gedacht“, sagte Effi jeden Tag. that|I|still|so|happy|to be|could|dear|mom|ago|one|year|would|I|it|not|thought|said|Effi|every|day "That I could still be so happy, dear Mama, I wouldn't have thought it a year ago," Effi said every day.

„Werde nur erst wieder gesund, Effi, ganz gesund. become|only|first|again|healthy|Effi|completely|healthy "Just get well again, Effi, completely well." Das Glück kommt dann wieder. the|luck|comes|then|again Happiness will come again. Nicht das alte, aber ein neues. not|the|old|but|a|new Not the old one, but a new one. Du wirst sehen.“ you|will|see You will see.

So verging der Sommer. thus|passing|the|summer Thus the summer passed. Effi saß abends bis nach Mitternacht am Fenster und sah in den Himmel. Effi|sat|in the evening|until|after|midnight|at the|window|and|saw|in|the|sky Effi sat by the window until after midnight and looked at the sky. Von der kühlen Nachtluft wurde sie wieder krank. of|the|cool|night air|became|she|again|sick The cool night air made her sick again. Als der Arzt sie gesehen hatte, sagte er zu Briest: „Das wird nicht mehr gut.“ when|the|doctor|her|seen|had|said|he|to|Briest|this|will|not|more|good When the doctor had seen her, he said to Briest: "This will not end well."

Wenige Tage später kam Roswitha abends nach unten und sagte zu Frau von Briest: „Gnädigste Frau, Effi geht es sehr schlecht. A few days later, Roswitha came downstairs in the evening and said to Mrs. von Briest: "Dear Madam, Effi is very ill. Sie spricht immer so still vor sich hin. she|speaks|always|so|quietly|in front of|herself|to herself She always speaks so quietly to herself." Vielleicht stirbt sie bald.“ maybe|dies|she|soon Perhaps she will die soon."

„Will sie mit mir sprechen?“ will|she|with|me|speak "Does she want to talk to me?"

„Sie hat es nicht gesagt. she|has|it|not|said "She didn't say that. Aber ich glaube, sie möchte es.“ but|I|believe|she|would like|it But I think she wants to."

Frau von Briest trat bei Effi ein. woman|of|Briest|entered|at|Effi|in Mrs. von Briest entered where Effi was. Sie lag auf einem Sofa neben dem Fenster. she|lay|on|a|sofa|next to|the|window She was lying on a sofa next to the window. Frau von Briest setzte sich daneben und nahm Effis Hand. woman|of|Briest|set|herself|next to it|and|took|Effi's|hand Mrs. von Briest sat down next to her and took Effi's hand. „Wie geht es dir, Effi ? how|goes|it|to you|Effi "How are you, Effi?" Roswitha sagt, du seist so fiebrig.“ Roswitha|says|you|are|so|feverish Roswitha says you are so feverish."

„Ach, Roswitha glaubt, dass ich sterbe. oh|Roswitha|believes|that|I|die "Oh, Roswitha thinks I'm dying. Nun, ich weiß es nicht. now|I|know|it|not Well, I don't know." Aber man muss ja davor nicht so große Angst haben wie sie.“ but|one|must|indeed|before that|not|so|great|fear|to have|as|her But you don't have to be so afraid of it like she is.

„Bist du so ruhig?“ are|you|so|calm "Are you so calm?"

„Ganz ruhig, Mama.“ completely|calm|mom "Completely calm, Mom."

„Bist du sicher? are|you|sure "Are you sure?" Alle lieben das Leben, und du bist noch so jung, liebe Effi.“ all|love|the|life|and|you|are|still|so|young|dear|Effi Everyone loves life, and you are still so young, dear Effi.

„Ja, ich bin noch jung, aber das macht nichts. yes|I|am|still|young|but|that|makes|nothing "Yes, I am still young, but that doesn't matter. Ich sterbe mit Gott und Menschen versöhnt, auch versöhnt mit ihm.“ I|die|with|God|and|people|reconciled|also|reconciled|with|him I will die reconciled with God and man, also reconciled with him."

„Warst du denn böse auf ihn? were|you|then|angry|at|him "Were you angry with him? Verzeihe mir, meine liebe Effi, dass ich das jetzt noch sage, aber eigentlich warst du doch schuld an allem?“ forgive|me|my|dear|Effi|that|I|this|now|still|say|but|actually|were|you|indeed|guilty|for|everything Forgive me, my dear Effi, for saying this now, but actually, you were to blame for everything?"

Effi nickte. Effi|nodded Effi nodded. „Ja, Mama. "Yes, Mom. Und traurig, dass es so ist. and|sad|that|it|so|is And sad that it is this way. Aber als dann all das Schreckliche kam, und zuletzt das mit Annie, da wurde ich böse auf ihn. but|when|then|all|the|terrible|came|and|finally|the|with|Annie|then|became|I|angry|at|him But when all the terrible things happened, and finally what happened with Annie, I became angry with him. Aber jetzt ist mir klar geworden, dass er alles richtig gemacht hat. but|now|is|to me|clear|become|that|he|everything|right|done|has But now I have realized that he did everything right. Lass ihn das wissen.“ let|him|that|know Let him know that."

Frau von Briest sah, dass Effi schlief oder schlafen wollte. woman|of|Briest|saw|that|Effi|slept|or|to sleep|wanted Mrs. von Briest saw that Effi was sleeping or wanted to sleep. Sie stand leise auf und ging. she|stood|quietly|up|and|went She got up quietly and left. Doch kaum war sie fort, stand auch Effi auf und setzte sich an das offene Fenster. but|hardly|was|she|away|stood|also|Effi|up|and|set|herself|at|the|open|window But hardly had she gone, when Effi also got up and sat down at the open window. Im Park war alles still. in the|park|was|everything|quiet Everything was quiet in the park. Plötzlich fühlte sie sich befreit. suddenly|felt|she|herself|liberated Suddenly she felt liberated. „Ruhe, Ruhe.“ silence|calm "Silence, silence."

Es war einen Monat später, der September war fast zu Ende. it|was|one|month|later|the|September|was|almost|to|end It was a month later, September was almost over. Das Wetter war schön, aber die Bäume wurden schon rot und gelb. the|weather|was|beautiful|but|the|trees|became|already|red|and|yellow The weather was nice, but the trees were already turning red and yellow. Im Garten lag seit gestern eine weiße Marmorplatte. in the|garden|lay|since|yesterday|a|white|marble slab In the garden, there was a white marble slab since yesterday. Darauf stand „Effi Briest“ und darunter war ein Kreuz. on it|stood||Briest|and|below|was|a|cross On it was written "Effi Briest" and below it was a cross. Das war Effis letzte Bitte gewesen: „Ich möchte auf meinem Stein meinen alten Namen wieder haben.“ Und es war ihr versprochen worden. the|was|Effi's|last|request|been|I|would like|on|my|stone|my|old|name|again|to have|and|it|was|her|promised|been That had been Effi's last request: "I want my old name back on my stone." And it had been promised to her.

Ja, gestern war die Marmorplatte gekommen. yes|yesterday|was|the|marble slab|arrived Yes, the marble slab had arrived yesterday. Nun saßen Briest und seine Frau im Garten. now|sat|Briest|and|his|wife|in the|garden Now Briest and his wife were sitting in the garden.

„Sieh, Briest, Rollo liegt wieder vor dem Stein. look|Briest|Rollo|lies|again|in front of|the|stone "Look, Briest, Rollo is lying in front of the stone again. Er ist ja trauriger als wir. He is sadder than we are. Er frisst auch nicht mehr.“ Nach einer Weile sagte sie: „Ich kann dir sagen, es vergeht kein Tag, seit das arme Kind da liegt, wo ich mir nicht Fragen stelle …“ "He doesn't eat anymore." After a while she said: "I can tell you, not a day goes by since the poor child has been lying there that I don't ask myself questions..."

„Was für Fragen?“ what|for|questions "What kind of questions?"

„Ob nicht wir vielleicht schuld sind?“ whether|not|we|perhaps|guilty|are "Whether we might be to blame?"

„Unsinn, Luise. nonsense|Luise "Nonsense, Luise." Wie meinst du das?“ how|mean|you|that "What do you mean by that?"

„Ob wir sie nicht anders hätten erziehen müssen. whether|we|her|not|differently|would have|to raise|to have to "Whether we should have raised her differently. Und ob sie nicht doch vielleicht zu jung war?“ and|whether|she|not|indeed|perhaps|too|young|was And whether she might have been too young after all?"

Rollo, der bei diesen Worten aufwachte, schüttelte den Kopf langsam hin und her, und Briest sagte ruhig: „Ach, Luise, lass … das ist eine zu schwierige Frage.“ Rollo|who|at|these|words|woke up|shook|the|head|slowly|back|and|forth|and|Briest|said|calmly|oh|Luise|let|this|is|a|too|difficult|question Rollo, who woke up at these words, slowly shook his head back and forth, and Briest said calmly: "Oh, Luise, let it be... that's too difficult a question."

SENT_CWT:AaQn3dSF=1797 PAR_TRANS:gpt-4o-mini=1797 SENT_CWT:AaQn3dSF=5.65 PAR_TRANS:gpt-4o-mini=200.83 openai.2024-11-21