Goldene Worte
Gold steht für Beständigkeit und Schönheit, man braucht es für Zahnersatz und Computerchips. Um es zu besitzen, wurden ganze Völker ausgerottet, denn sein Anblick verzaubert den Betrachter wie nichts auf der Welt.
Die Archäologen datieren den ersten Goldschmuck auf die Zeit vor 4500 Jahren vor Christus. Später ließen sich die ägyptischen Pharaonen Gold in ihre Grabkammern legen, dann tanzten die biblischen Israeliten um das goldene Kalb. Und kaum waren die europäischen Seefahrer – seien es nun die Wikinger oder die spanischen Eroberer – halbwegs in der Lage, Schiffe zu bauen, mit denen man neue Kontinente entdecken konnte, hatten sie nichts Besseres zu tun, als die Welt nach Gold abzusuchen. Wofür man Gold so dringend braucht, bleibt dabei im Dunkeln. Gut, es hat eine schöne Farbe und es ist wirklich selten. Doch dafür dieses ganze Theater? Immerhin: Wenn man die deutsche Sprache anschaut, scheint es nichts Wertvolleres zu geben als Gold.
Golden durchs Leben
„Ist es nicht goldig?“, ruft die Mutter aus, wenn sie ihr Baby in der Wiege anschaut. „Ja“, meint der Vater, „das ist wirklich unser Goldkind.“ Wenn es dann größer ist, das, sagen wir mal, kleine Mädchen, und in der Schule auch noch „Goldkind“ genannt wird, dann ist da schon Neid im Spiel. Denn Klassenbeste zu sein, ist nicht immer angenehm.
Doch die Entscheidung, die Tochter auf diese Privatschule zu schicken, hat sich als goldrichtig erwiesen. Denn hier sagt niemand zu ihr: „Ihr habt wohl zu Hause goldene Wasserhähne!“ Auch wenn sie mit einem goldenen Löffel zur Welt gekommen war, also in eine wohlhabende Familie hineingeboren wurde, und die Eltern wollten, dass ihr Goldstück ordentlich Karriere macht, erinnert sich die Tochter an den Spruch „Handwerk hat goldenen Boden“ und wird Goldschmiedin.
Von der Goldmedaille zum goldenen Handschlag
Allerdings hat sie noch andere Qualitäten. Sie hatte schon immer dieses Gold in der Stimme, konnte so schön singen wie ein Goldkehlchen. Und damit gewinnt sie in einem Gesangswettbewerb die Goldmedaille und bekommt später, weil alle ihre Musik hören wollen, noch eine Goldene Schallplatte.
Auch die Firma, bei der sie arbeitet, erweist sich als wahre Goldgrube und die Goldringe, die sie herstellt, sind wirklich wunderschön und werden zum Goldstandard. Man könnte glauben, was sie anfasst, wird zu Gold. Doch Erfolg ist nicht alles – und manchmal fühlt sie sich wie im goldenen Käfig. Nur wie kommt sie hier raus? Wer baut ihr die goldene Brücke? Da passt es ganz gut, dass die Firma auf einmal nicht mehr so gut läuft und ihr Chef zu ihr sagt: „Auch wenn Sie unser Goldesel sind und man die Gans, die goldene Eier legt, ja nicht schlachten soll, glaube ich, dass wir Sie leider mit einem goldenen Handschlag verabschieden müssen.“
Goldene Zeiten
Eigentlich hatte sie darauf ja gewartet. Und sie hat genug gearbeitet, ihr Leben reichlich vergoldet. Es war wirklich gut gelaufen. Sie hat genug beiseite gelegt. Sie hat Goldbarren im Tresor und reichlich in Betongold investiert, so dass dem goldenen Herbst ihres Lebens nichts mehr im Wege steht.
Auch ihr Mann, ihr Goldschatz, hat sich als richtige Wahl erwiesen. Und wenn das so weitergeht, werden sie es bis zur goldenen Hochzeit schaffen. Das bisschen Hüftgold, was sich in den letzten Jahren angesammelt hat, das wird sie auch noch wegtrainieren – und außerdem: Man soll ja auch wirklich nicht alles auf die Goldwaage legen.
Die goldene Regel
Wenn man sie fragt, wie sie das alles geschafft hat, ob es eine goldene Regel gibt, die sie befolgt, sagt sie nur tiefsinnig: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ – und vielleicht noch „Morgenstund hat Gold im Mund“. Und dann schweigt sie, denn eins ist sicher: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.