Hitlers Machtergreifung | musstewissen Geschichte
In diesem Video schauen wir uns acht Fakten an,
die zum Aufstieg der Nationalsozialisten
in der Weimarer Republik beigetragen haben.
Eben alles, was ihr dazu wissen müsst.
Zunächst müssen wir uns noch einmal klarmachen,
dass man in der Politik viele Ideen entwickeln
und viele Pläne schmieden können.
Aber dass der Erfolg oder Misserfolg nicht von einem alleine abhängt.
Sondern von allgemeinen Umständen.
Politik ist eben kein Wunschkonzert.
Viele verschiedene Dinge, die man nicht beeinflussen kann,
spielen eine Rolle.
Und so ist ein Politiker auch immer von Zufall und Glück abhängig.
Nichts von dem, was passiert, passiert zwangsläufig.
Mit Notwendigkeit.
Immer wieder gibt es auch Alternativen, andere Möglichkeiten.
Deshalb sage ich gleich vorneweg:
Der Aufstieg
der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, NSDAP,
war kein unumstößliches Naturgesetz.
Hitler musste nicht als Kanzler werden.
Deshalb ist es so wichtig, sich genau anzuschauen,
wie es dazu kam.
Im Jahr 1923 versuchen Adolf Hitler und seine Parteigenossen,
die Macht im Staat ist gewaltsam an sich zu reißen.
Aber der Putsch misslingt.
Zum Krisenjahr 1923 könnt ihr euch auch dieses Video anschauen.
Hitler sitzt im Endeffekt nur ein paar Monate im Gefängnis.
Das war's auch schon. Eine sehr milde Strafe für den Putschversuch.
Die Nazi-Partei und die bewaffneten Schlägertrupps der SA,
SA steht übrigens für Sturmabteilung, werden verboten.
Für Hitler hat sich die Sache, auf längere Sicht gesehen,
trotzdem gelohnt.
Vorher war er ein Provinzpolitiker.
Jetzt ist er in ganz Deutschland bekannt.
Nach dem Ende seiner Haftung wird die NSDAP 1925 neu gegründet.
Und auch die SA wird wieder aufgestellt.
Außerdem ändert Hitler seine Strategie.
Ab sofort wird auf das Legalitätsprinzip gesetzt.
Die Demokratie soll auch durch legale Mittel beseitigt werden.
Aber zwischen
ich nehme mir ein Gewehr und erschieße alle,
die sich mir in den Weg stellen und mache mich zum Herrscher,
und ich überzeuge die Wähler mit der Kraft meiner Argumente,
da gibt es sehr viele möglichkeiten, wie man sich verhalten kann.
Was Hitler wirklich will, wird klar,
wenn man sich anschaut, wie er seine Partei umbaut.
Zunächst steht er alleine als Führer an der Spitze.
Er entscheidet. Mit Demokratie hat das nichts zu tun.
Die Parteimitglieder grüßen sich noch mit dem Gruß "Heil Hitler".
Zum anderen kämpft die SA weiter gegen politische Gegner.
Es gibt Saalschlachten.
Die Plakat-Klebe-Trupps anderer Parteien werden zusammengeschlagen.
Andere Politiker verprügelt.
Auch das hat mit Rechtsstaat nichts zu tun.
Und wie reagiert der Wähler auf die Aktion der NSDAP?
In den goldenen 20ern, auch dazu könnt ihr euch ein Video anschauen,
kann die NSDAP keine Wahlerfolge einfahren.
Von 6,6% fällt sie auf 2,6%. Eine bedeutungslose Splitterpartei.
Das Auftreten und die Themen der Partei schrecken die Wähler ab.
Zu viel Antisemitismus, zu viel Weltuntergangsstimmung.
Zu viel Gewalt.
Aber auch in den einigermaßen ruhigen und stabilen Jahren
der Weimarer Republik festigt sich die junge Demokratie nicht.
Die Parteien sind zu wenig kompromissfähig.
Die Feinde der Demokratie von rechts und links
setzen der Republik dauernd zu.
Viele Wähler haben kein wirkliches Vertrauen
in die demokratischen Politiker.
Politisch gesehen befindet sich das Land in einer Dauerkrise.
Die Parteien der Mitte verlieren immer mehr an Einfluss.
Die Wähler wenden sich verstärkt den radikalen Parteien zu.
Die Kommunisten, die Monarchisten, die DNVP,
auch die Deutsch-Nationale Volkspartei,
die legen daher immer mehr zu.
Im Jahr 1925 wird Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt.
Hindenburg, im 1. Weltkrieg führte er die Oberste Heeresleitung an.
Man kann ihn wohl als Antidemokraten bezeichnen.
Die politische Auseinandersetzung
entwickelt sich immer mehr zum politischen Kampf.
Fast jede Partei hat Ende der 20er Jahre
ihre eigenen bewaffneten Einheiten.
Die Kommunisten haben den Roten Frontkämpferbund.
Mit mehr als 100.000 Mitgliedern.
Die DNVP hat den Stahlhelm. Mit etwa 500.000 Mitgliedern.
Die NSDAP hat Anfang der 30er Jahre die SA, mit rund 400.000 Mann.
Dazu noch 50.000 SS-Männer.
Das SPD-nahe Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold,
der einzige demokratische Kampfverband,
hat mehr als 1 Million Mitglieder.
Alle Verbände sind bewaffnet.
Nur mal zum Vergleich,
die Reichswehr, auch die deutsche Armee,
die kommt auf gerade mal 100.000 Soldaten.
1929 kommt dann die Weltwirtschaftskrise.
Dazu hab ich euch auch schon mal ein Video gemacht. Oben verlinkt.
Zu dieser Zeit wird die Weimarer Republik
von einer Koalition aus vielen Parteien regiert.
Aber mit der Weltwirtschaftskrise zerbricht diese Koalition.
Im September 1930 kommt es zu Neuwahlen.
In der Krise werden die Leute radikaleren Parteien zu vermehrt.
Die Kommunisten steigern sich auf 13,1%.
Die Nazis explodieren förmlich. Von 2,6% auf 18,3%.
Sie sind plötzlich zweitstärkste Kraft im Parlament.
Jetzt schlägt die Stunde der übrigen Präsidialkabinette.
Die Idee dahinter ist folgende:
Die Regierung soll auch ohne Mehrheit im Parlament regieren.
Dazu nutzt man zwei Artikel der Weimarer Verfassung.
Vor allem den Art. 48.
Der Reichspräsident darf mit Notverordnungen regieren.
Also ohne Zustimmung des Parlaments.
Das geht so, die Regierung schlägt ein Gesetz vor.
Das Parlament lehnt das Gesetz ab.
Jetzt geht die Regierung zum Reichspräsidenten.
Und bittet ihn, das Gesetz als Notverordnung zu erlassen.
Das ist übrigens verfassungswidrig.
Der Reichstag darf eine Notverordnung außer Kraft setzen.
Auch wenn es keine Mehrheit für die Regierung gibt,
a mehrheit gegen die regierung gibt es allemal.
Das Parlament verlangt auch, die Notverordnung außer Kraft zu setzen.
Jetzt nutzt der Reichspräsident aber einen anderen Artikel.
Den Art. 25 der Verfassung. Er löst das Parlament auf.
Bis es einen Wahlkampf, Neuwahlen, ein neues Parlament
und vielleicht eine neue Regierung gibt, dauert es 60 Tage.
Auch zwei Monate.
In dieser Zeit setzt der Präsident die Notverordnung wieder in Kraft.
Und die Regierung regiert per Notverordnung.
Ohne Kontrolle durch den Reichstag.
Dieses Vorgehen ist natürlich verheerend.
Weil die Demokratie so nicht mehr funktioniert.
Die Präsidialkabinette zeigt schon in Richtung Diktatur.
Denn die Kontrolle der Regierung durch das Parlament
ist außer Kraft gesetzt.
Es gibt nicht wenige Politiker, die meinen,
dass eine Art Hindenburg-Diktatur
langsam wieder zu einer Monarchie führen sollte.
Hier findet ihr ein eigenes Video zur Verfassung der Weimarer Republik.
Dazu kommt, dass man die rechten Parteien nun verbünden.
Im Oktober 1931 treffen sich die zu einer bestimmten Kundgebung.
In Bad Harzburg. Einem Städtchen im heutigen Niedersachsen.
Die Idee zur Harzburger Mütze Alfred Hugenberg.
Ein Verleger,
dessen Konzern ca. 1.600 Zeitungen herausgibt.
Dabei tritt ein Mann sehr selbstbewusst auf. Adolf Hitler.
Er lässt schnell 100.000 Männer von SA, SS und Hitlerjugend aufmarschieren.
Also, wenn Sie die verschiedenen Kräfte bei den Rechtsextremen
nicht über den Weg trauen,
schaffen sie es, zumindest irgendwie zusammenzuarbeiten.
Auf der politisch linken Seite dagegen
sind KPD und SPD total verfeindet.
Im Wahlkampf im Juli 1932 ziehen die Nazis alle Register.
Zunächst passen sie ihre Themen und Slogans an.
Der Antisemitismus tritt in den Hintergrund.
Denn mann wird ja niemanden verschrecken.
Jede Zielgruppe bekommt ihre Ansprache.
Die Partei heißt ja:
Den Arbeitern und kleinen Angestellten
präsentiert man sich als sozialistische Arbeiterpartei.
Den Reichen und Traditionalisten als nationale deutsche Partei.
Man muss eben flexibel sein.
Man kann auch sagen, die NSDAP versteht es,
in fremden Gewässern zu fischen.
Außerdem setzt Joseph Goebbels,
voll auf Personalisierung.
Oft steht nicht mal NSDAP auf den Plakaten, sondern nur Hitler.
Der Kandidat ist überall. Wegen des Flugzeugs.
Unter dem Motto "Hitler über Deutschland"
Hitler fliegt in vier großen Reisen kreuz und quer durch die Republik.
Von einer Großkundgebung zur anderen.
Das ist eine Attraktion.
Die Nazis erreichen dort so viele Wähler wie noch nie zuvor.
Und die SA prügelt währenddessen den politischen Gegner tot.
Dutzende Menschen sterben.
Hunderte werden bei Straßenschlachten verletzt.
Als die Stimmen am 31. Juli 1932 ausgezählt werden,
can be the Nazis a Triumph.
Sie verdoppeln ihre Stimmenzahl.
Mehr als 13,7 Mio. Wähler haben ihr Kreuz bei Hitler gemacht.
Das darf man nicht vergessen, dass die Deutschen die Nazis
in den freien Wahlen zur Abstand größten Partei gemacht haben.
Aber Hitler kann in diesem Jahr nicht feiern.
Denn der Reichspräsident ernennt ihn nicht zum Reichskanzler.
Hitler wird auch nicht als Minister in eine Regierung eintreten.
Die von einem anderen Reichskanzler geführt wird.
Denn für ihn gilt: Alles oder nichts.
Und genau das stürzt die Nazis in eine tiefe Krise.
Die SA hat sich die allergrößten Hoffnungen gemacht.
Und als die nun enttäuscht werden, laufen die Schlägertrupps Amok.
Politische Gegner werden angegriffen, verletzt und getötet.
Häuser werden angezündet.
Der Judenhass wird wieder öffentlich gezeigt.
Eine Regierung kommt nicht zustande.
Die NSDAP und die KPD,
die beiden demokratiefeindlichen Parteien an den Rändern,
haben sich zusammen über 50% der Stimmen geholt.
Eine negative Mehrheit.
Die Präsidialregierung macht erst einmal weiter.
Und es kommt gleich wieder zu Neuwahlen.
Im November 1932 verlieren die Nazis 2 Mio. Stimmen.
Sie sind zwar weiter die stärkste Partei.
Aber weiter von der Macht entfernt als vorher.
Hitler ist am Boden zerstört.
Er erkennt, dass die Nazis trotz aller Erfolge
nicht durch Wahlen an the power come can.
Damit ist seine Strategie gescheitert.
Der "Führer" überlegt sogar, sich umzubringen.
Da kommt unerwartete Hilfe.
Der Ende 1932 von Hindenburg berufene Reichskanzler
General Kurt von Schleicher wird sich selbst als starker Mann zeigen.
Der Interessengegensätze in der Gesellschaft ausgleichen kann.
Er wird mit allen gutwilligen Kräften zusammenarbeiten.
Und eine Querfront bilden.
Schleicher wird die Arbeitervertreter von SPD, Zentrum,
DNVP und NSDAP hinter sich scharen.
Nur mit Mühe kann Hitler verhindern,
dass die linken Teile der Nazis zu Schleicher wechseln.
Im Endeffekt wird Schleicher den Reichstag auflösen.
Und ohne Parlament
mit einer befristeten Militärdiktatur regieren.
Aber damit stößt er auf Widerstand. Der Reichspräsident
will keinen so offensichtlichen Bruch der Verfassung.
Die Reichswehr hat Angst,
dass sie gegen die 100.000 SA-Männer nicht ankommt.
Großgrundbesitzer und Industrielle, die Hindenburg stützten,
lehnen Schleicher als zu "sozialistisch" ab.
Schleichers Vorgänger im Amt des Reichskanzlers,
Franz von Papen, wird an die Macht zurück.
Dazu wird von Papen die NSDAP nutzen.
Vor allem von Papen,
aber auch Hindenburgs Berater aus Politik und Wirtschaft,
davon überzeugen den Reichspräsidenten,
Hitler zum Reichskanzler zu ernennen.
Papen denkt, als Vize-Kanzler kann er Hitler steuern.
Im Kabinett einrahmen und ausbremsen.
Aber er begeht einen schweren Fehler.
Er unterschätzt Hitlers Hartnäckigkeit und Skrupellosigkeit.
Sehr schnell nutzt der nämlich alle Möglichkeiten,
um sich selbst die Macht zu sichern.
Wenn man das zusammenfasst, dann seht ihr,
die Demokratie war praktisch schon am Ende,
bevor Hitler Reichskanzler wurde.
Die Eliten in der Reichswehr
und in der Gruppe rund um den Reichspräsidenten,
natürlich der Reichspräsident selbst,
wollten einen autoritären, diktatorischen Staat aufbauen.
Vielleicht zurück zur absolutistischen Monarchie.
Und sie dachten, sie könnten sich dank der Nazis
die Unterstützung der Massen sichern.
Auf der anderen Seite waren die demokratischen Kräfte nicht fähig,
gemeinsam gegen die Feinde der Demokratie vorzugehen.
Und viele Wählerinnen und Wähler haben die Nazis gewählt,
weil sie darauf hofften,
dass sich ihre wirtschaftliche Lage verbessert.
Hitler hat es sehr geholfen, dass er unterschätzt wurde.
Die nationalkonservativen Eliten und viele Wähler
haben nicht begriffen, was für eine Bewegung die NSDAP war.
Und wie radikal ihre Ideologie, ihre Weltanschauung, war.
Die Sozialdemokraten und die Kommunisten
waren fast die Einzigen,
die verheerenden Folgen
von Hitlers Ernennung zum Reichskanzler ahnten.
Sobald die Nationalsozialisten an der Macht waren,
haben sie auch sofort daran gearbeitet,
ihre Diktatur aufzubauen und ihre Gegner loszuwerden.
Wie das passiert,
dazu gibt es bei dir noch ein Video auf dem Kanal.
Und wenn ihr mehr über die Weimarer Republik wisst,
dann schaut euch einfach hier auf dem Kanal um.
Da gibt es eine ganze Menge Videos.
Wenn ihr Fragen habt, dann postet sie gerne in den Kommentaren.
Und zum Schluss noch der obligatorische Hinweis,
wenn ihr bei uns kein Video verpasst, dann abonniert uns einfach.
Danke euch fürs Zuschauen. Bis zum nächsten Mal.
Untertitel: ARD-Text im Auftrag von Funk (2018)