Sendung: tagesschau 26.03.2020 16:00 Uhr - 5000 neue Corona-Fälle
Themen der Sendung: Weitere Zunahme von Corona-Infektionen in Deutschland: Uni-Kliniken sollen sich im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus vernetzen, Corona-Krise: Regierung informiert über Versorgungslage, EU-Staats- und Regierungschefs beraten über ein gemeinsames Vorgehen, Coronavirus legt New York lahm, Christchurch-Attentäter bekennt sich schuldig, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Heute im Studio: Claus-Erich Boetzkes
Willkommen zur tagesschau.
Fast 5000 neue Corona-Fälle
binnen eines Tages
meldete das Robert Koch-Institut
am Morgen.
Um das Vorgehen besser abzustimmen,
sollen sich Unikliniken vernetzen:
Sie werden Daten zu Diagnose
und Behandlung austauschen
für einheitliche Maßnahmepläne.
Koordinieren wird den Verbund
die Berliner Charite.
Das Forschungsministerium
unterstützt das mit 150 Mio. Euro.
Krankenhäuser bereiten sich vor
auf die erwartete Zunahme
an Covid-19-Patienten.
Besonders gefordert
sind die Unikliniken.
Die Unikliniken
können das meistern.
Aber nur dann,
wenn sie Patienten verlegen,
die andere Krankhäuser
auch behandeln können.
Die nicht diesen maximalen
Versorgungsbedarf haben.
Um im Ernstfall Kapazitäten
optimal zu nutzen,
können Kliniken jetzt
auf eine Datenbank zurückgreifen.
Das sei weltweit einmalig.
Die Kliniken, die sich einloggen
in den geschützten Bereich,
können sehen, wenn sie
an Kapazitätsgrenzen geraten:
Wo gibt es freie Betten?
Zu Forschungszwecken soll es
auch hier bessere Vernetzung geben.
Zu dieser Datensammlung
können Wissenschaftler,
die nicht medizinisch forschen,
dazugeholt werden.
Sie werden durch ihre Forschung
die Ärzte unterstützend flankieren.
Die Koordinierung des Netzwerks
übernimmt die Berliner Charite.
Wir telefonieren jeden Tag
mit den Kollegen in den Uniklinika.
Jeder hat an seinem Standort
ein Modell entwickelt,
wie man mit der Krise umgeht.
Immer wieder denken Sie: Darauf
hätte man selber kommen können.
Für den Fall,
dass trotz Anstrengungen
Beatmungsplätze nicht ausreichen,
gibt es eine Handlungsempfehlung.
Diagnose und Patientenwille sollen
für die Behandlung entscheidend sein.
Fast rund um die Uhr
gibt's alles im Supermarkt -
für uns war das Normalität,
bis jetzt.
Denn die Corona-Krise
hatte Lieferketten unterbrochen.
Agrarministerin Klöckner
betonte erneut,
die Grundversorgung sei gesichert.
Durch die Reisebeschränkungen gebe es
aber in manchen Bereichen Probleme.
So fehlen Landwirten und Schlachtern
Saisonarbeitskräfte aus dem Ausland.
Immer wieder sind Regale
in den Supermärkten leergekauft.
Besonders beliebt und schnell weg:
Reis, Nudeln, Klopapier.
Aber niemand müsse hamstern,
ermahnt die Ministerin.
Wir werden nicht verhungern, wir
müssen die Kirche im Dorf lassen.
Es wird sicher bei manchen Waren
mal Engpässe geben.
Aber bei Grundnahrungsmitteln sind
wir wirklich sehr gut aufgestellt.
Schwierig sei, dass
in der Landwirtschaft Saisonarbeiter,
aber auch Berufspendler
aus dem Ausland fehlten:
Erntehelfer oder Mitarbeiter
in Schlachthöfen und Molkereien.
Und beim Gütertransport:
Viele Einzelhändler
haben keine Lager,
müssen täglich beliefert werden.
Dauereinsatz für Speditionen.
Sonntagsfahrverbot und Fahrzeiten:
bereits gelockert.
Der Verkehrsminister
will noch mehr unterstützen.
Ich werde nicht akzeptieren,
dass Brummifahrer
teils schlecht behandelt werden
an einigen Logistikzentren:
Wo es schnell schnell gehen muss.
Wo es auch
an sanitären Einrichtungen hakt,
dass die Lkw-Fahrer eine
gewisse Aufenthaltsqualität haben.
Nicht nur dafür
schloss das Verkehrsministerium
mit den Logistikverbänden
einen Gütertransportpakt.
Dieser Pakt
ist eine Absichtsbekundung.
Beide Seiten
garantieren sich maximale Zuarbeit.
Verkehrsministerium
und Bundesregierung
haben den gesetzlichen Rahmen
gelockert.
Wir stellen sicher,
dass wir genug Transportkapazitäten
aufrechthalten können.
So kann die Versorgung von
Industrie, Handel und Bevölkerung
weiter geschehen.
Aber nicht nur den Brummifahrern
will der Bund helfen.
Der Verkehrsminister kündigte an,
auch die Luftfahrtbranche
unterstützen zu wollen.
Auch die Logistik eines EU-Gipfels
ändert sich:
Das EU-Parlament tagt noch.
Die Staats- und Regierungschefs
beraten per Videokonferenz darüber,
was die Staaten gegen die
Wirtschaftsflaute tun können.
Und wie weit sich die Staaten
selbst verschulden dürfen.
Aus dem Süden der EU kommt,
wie schon in der Euro-Krise,
der Ruf nach gemeinsamen Krediten.
Deutschland und andere Staaten
lehnen solche Euro-Bonds ab.
Saaldiener mit Gummihandschuhen.
Das Plenum ist weitgehend leer.
Und die Anwesenden
sind besonders vorsichtig.
Es ist eine spezielle Sitzung
des EU-Parlaments.
Kommissionspräsidenten von der Leyen
räumt ein,
dass die EU zuletzt
kein gutes Bild abgegeben hat.
Als Europa füreinander
hätte da sein sollen,
haben zu viele erst mal
auf sich geschaut.
Ob sich das heute ändert?
In einer Videokonferenz
wollen die Regierungschefs
über Wirtschaftshilfen beraten.
Umstritten sind gemeinsame Schulden.
Um den am schwersten
getroffenen Ländern zu helfen,
brauchen wir "Corona-Anleihen".
So können Italien oder andere
wieder auf die Beine kommen.
Die Idee der Corona-Bonds:
Die EU würde in der Krise
gemeinsame Schulden aufnehmen.
Dadurch bleiben die Zinsen niedrig.
Die Rückzahlung würde
von allen EU-Staaten garantiert.
Auch wenn das Geld nur in einem
oder wenigen Ländern ausgegeben wird.
Neun Länder sind dafür: u.a. Italien,
Spanien oder Frankreich.
Dagegen sind: Deutschland,
Finnland, die Niederlande.
Viele starke Länder denken,
da geht es darum, dass wir Geld in
transferieren in den Süden Europas.
Weniger radikal wäre die Nutzung
des Europäischen Rettungsschirmes.
Der wurde
in der Euro-Krise geschaffen.
Auch über die Behörde in Luxemburg
könnte man
gemeinsame Schulden aufnehmen.
Ausgezahlt würde
in Relation zur Größe der Länder.
Italien könnte dann
höchstens 17 % der Gelder bekommen.
Auch die Stadt, die niemals schläft,
ist dieser Tage menschenleer -
kein pulsierendes Leben.
Das Corona-Virus
hat New York lahmgelegt.
Es gilt eine Ausgangssperre.
Die Metropole verzeichnet mit 280
Toten die meisten Opfer in den USA
und entwickelt sich
zum Epizentrum des Ausbruchs.
In den Krankenhäusern
gibt es zu wenig Personal,
es fehlen Intensivbetten
und Beatmungsgeräte.
In New York
ist die Nervosität gewachsen,
seit die Zahlen sprunghaft ansteigen.
Vor diesem Krankenhaus in Queens
stehen die Menschen
Schlange vor der Notaufnahme.
Ärzte fürchten den Zusammenbruch
des Gesundheitssystems.
Wir sehen 30-, 40-, 50-Jährige
ohne Vorerkrankungen.
Menschen,
die eigentlich gesund sind.
Gouverneur Cuomo versucht, so
viele Betten wie möglich aufzubauen,
allein 1000
in diesem Kongresszentrum.
Er fürchtet neben Personalmangel
vor allem
den Mangel an Beatmungsgeräten.
Wir brauchen 30.000 Beatmungsgeräte,
wir haben 4000.
7000 sind erst unterwegs.
Je mehr Menschen getestet werden,
desto höher die Zahl der Infizierten.
Das Virus verbreitete sich wochenlang
in der Stadt, ehe es Tests gab.
New York versucht,
funktionsfähig zu bleiben.
U-Bahn und Busse fahren weiter,
werden ständig gereinigt.
Und doch bereitet sich
die Stadt auf das Schlimmste vor.
Hinter diesem Krankenhaus
stehen Kühlwagen für die Toten.
Provisorische Leichenhallen.
Etwa ein Jahr nach dem Terroranschlag
auf zwei Moscheen in Neuseeland
hat sich der Angeklagte
überraschend schuldig bekannt.
Vor dem Obersten Gericht
gab der 29-jährige die 51 Morde
und 40 versuchten Morde zu.
Im Juni hatte der Australier erklärt,
in allen Punkten unschuldig zu sein.
Der Prozess gegen den selbsterklärten
Rassisten soll im Juni beginnen.
Ihm droht lebenslange Haft.
Das Wetter:
Morgen meist noch mal sonnig
oder nur leicht bewölkt.
Im Osten etwas kompaktere Wolken.
Die nächste tagesschau
gibt's um 17 Uhr.
Bis dahin.
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