Das Herz stärken durch niedrigen Ruhepuls | Visite | NDR
Test auf einem Hamburger Weihnachtsmarkt:
Wie hoch ist Ihr Puls?
Ich schätze mal, 125:70?
Nicht ihr Blutdruck, der Puls. Ach so.
95?
Ich hab keine Ahnung.
60 ungefähr. Woher wissen Sie das? Ich trag ne Sportuhr.
Ich schätze mal, 77.
Keine Ahnung, wie hoch ein Puls sein sollte.
Da messen wir doch mal nach.
114.
Die Nächste: 110.
Ganz schön hoch.
Und 116.
Vielleicht bin ich aufgeregt wegen Ihnen.
Wirklich ziemlich hoch - und das beginnt hier.
Im Sinusknoten im rechten Vorhof des Herzens.
Hier gibt es spezielle Zellen, die sich elektrisch aufladen.
Den Impuls geben sie geordnet an die Herzmuskulatur.
Sie zieht sich zusammen und stößt das Blut in einer Welle durch den Körper.
Diesen Stoß merken wir,
wenn wir unsere Finger ans Handgelenk legen.
Das ist das Leben, was man da unten spürt.
Wir können am Handgelenk mit unseren Fingern hier den Puls fühlen.
Da muss man ein bisschen üben, aber dann gelingt es fast immer.
Und das Fühlen lohnt sich.
Der Ruhepuls sollte bei Erwachsenen unter 80 liegen.
Optimal zwischen 50 und 60.
Im Alter: etwas höher.
Sonst droht dem Herzen irgendwann Überlastung.
Der Herzmuskel braucht viel Blut, viel Sauerstoff,
damit er den Körper versorgen kann.
Er muss also auch selbst gut versorgt sein.
Wenn der Herzmuskel sich zusammenzieht,
findet keine Durchblutung des Herzmuskels statt.
Erst wieder im zweiten Abschnitt des Herzzyklus'
wird er gut durchblutet.
Schlägt das Herz zu oft, ist diese Phase zu kurz.
Das Herz wird auf Dauer unterversorgt.
Es kann zu Herzrhythmusstörungen oder Herzschwäche kommen.
Hendrik Graf hatte vor zwei Jahren mit 49 schon einen Herzinfarkt.
Was er nicht ahnte:
Sein Ruhepuls war damals viel zu hoch.
War für mich kein Thema, hab ich mich nie mit befasst.
Nie dran gedacht, ihn zu messen.
War für mich jetzt nicht wichtig, dieser Ruhepuls.
Sein Ruhepuls lag damals bei 85 - ein hohes Risiko.
Das hat eine Langzeitstudie der Universität Göteborg gezeigt.
Die Forscher haben 800 Männer 21 Jahre lang beobachtet.
Schon die Zunahme des Ruhepulses um einen Schlag
erhöht das Risiko, früher zu sterben, um drei Prozent.
Die Männer, deren Ruhepuls zu Beginn der Studie 1993 schon über 75 lag,
waren besonders gefährdet.
Ihre Sterberate:
Doppelt so hoch wie bei den Männern mit einem Puls von unter 55.
Senken kann man seinen Puls durch regelmäßigen Sport.
Auch, wenn der den Herzschlag erst mal hochtreibt.
Wie hoch, das zeigt unser Versuch.
20 Kniebeugen. Wären Sie so nett?
Natürlich.
20 Kniebeugen? Oh Gott ...
Wirklich? Müssen es 20 sein?
Ja, Sie dürfen gerne mitzählen.
Die Faustregel für einen gesunden Belastungspuls:
Mehr sollte es nicht sein.
... und 20.
Danke, danke.
Der Puls: rasant gestiegen.
159.
Solide.
Ich hätt's nicht gedacht, von 20 Kniebeugen.
143 sagt er jetzt.
Das ist erstaunlich.
Ich hab mich oft gefragt, warum.
Aber ist schon wieder bei 101.
Bei Sport braucht der Körper mehr Sauerstoff in den Zellen.
Dafür erhöht er die Herzfrequenz.
Trotzdem: Sport wirkt auf Dauer pulssenkend.
Das Herz ist ja 'ne Pumpe.
Und die muss Kraft aufwenden, um Blut durch den Körper zu pumpen.
Wenn ich sportlich trainiert bin, wird diese Pumpe effektiver,
Der Muskel gewinnt an Kraft, es kann besser gepumpt werden.
Diese Wirkung ist nachweisbar, zeigt uns Prof. Stefan Blankenberg.
Er ist Mitinitiator der "Hamburg City Health Study",
der größten lokalen Gesundheitsstudie weltweit.
45.000 Hamburger werden dazu gerade untersucht.
Die Ergebnisse der ersten 10.000
hat er auf ihren Puls hin für Visite analysiert und herausgefunden:
Diejenigen, die keinen Sport treiben, haben einen Ruhepuls von 71.
Diejenigen, die drei Stunden Sport pro Woche machen, schon nur noch 69.
Und die, die mindestens fünf Stunden aktiv sind,
haben einen Ruhepuls von 68.
Es ist eindrucksvoll zu sehen, dass die körperliche Betätigung
mit dem niedrigeren Ruhepuls einhergeht.
Und wir wissen alle, dass ein niedrigerer Ruhepuls
zu einem besseren, längeren Leben führt.
Auch Hendrik Graf trainiert jetzt regelmäßig.
Einmal die Woche geht er zum Herz-, einmal zum Vital-Sport.
Immer mit Crosstrainer oder Fahrrad.
Ideal, denn Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen oder Radeln
senken den Puls am besten.
Mir geht's dadurch besser.
Hätt nie gedacht, dass es mir so viel Spaß macht, Sport zu treiben.
Nach dem Herzinfarkt.
Sein Puls ist damit gesunken,
in anderthalb Jahren von gefährlichen 85 auf gesunde 62.
Man muss regelmäßig Sport machen, also mehrmals die Woche.
Und dann nicht nur 'ne Viertelstunde, sondern länger.
Und man darf nicht wieder aufhören.
Denn der Trainings-Effekt lässt binnen einiger Monate nach.
Der Puls steigt wieder.
Auch deshalb kommt für Hendrik Graf Aufhören gar nicht infrage.