Was sind Optionen? Spezielle Derivate einfach erklärt! | Finanzlexikon
Optionen sind Derivate, die sich immer mehr auch im privaten Bereich großer Beliebtheit erfreuen. Auch bei
Unternehmen spielen Optionen eine große Rolle. Zum Beispiel werden wir uns gleich anschauen, welche Rolle
Optionen bei der Übernahmeschlacht zwischen Volkswagen und Porsche gespielt haben.
Hi, mein Name ist Thomas von "Finanzfluss", und nach unserem Video, wo wir erklärt haben, was Derivate sind,
haben wir vermehrt Anfragen bekommen, einmal auf Optionen, also einen gewissen Teilbereich der Derivate,
etwas genauer einzugehen. Von daher besprechen wir heute, was Optionen sind.
Fangen wir an, eine Option erst mal zu definieren, bevor wir uns dann diverse Beispiele für Optionen anschauen.
Eine Option ist ein Vertrag, die dem Käufer der Option ein Recht zusichert, einen bestimmten Basiswert zu
einem bestimmten Zeitpunkt entweder zu kaufen oder zu verkaufen.
Das hört sich jetzt erst mal kompliziert an - deswegen schauen wir uns die einzelnen Elemente der Definition
erst mal genauer an. Wie wir in unserem Derivate-Video ja schon gesehen haben, ist ein Derivat nichts anderes
als eine Ableitung aus einem anderen Finanzprodukt. Der Basiswert einer Option kann eine Aktie sein, eine
Anleihe sein, ein Rohstoff sein - alles, was man sich so vorstellen kann.
Mit dem Kauf der Option sichert sich der Käufer das Recht, diesen Basiswert zu einem vorher festgelegten
Preis, dem sogenannten Basispreis, zu kaufen. Der Käufer hat das Recht, aber nicht die Pflicht, die Option
auszuüben. Das bedeutet: Hat er z. B. eine Aktie zu einem Basispreis von 100,00 € gekauft, wird er dann die
Option ausüben, wenn zum Ausübungszeitpunkt der Aktienpreis über 100,00 € liegt, z. B. bei 120,00 €.
Liegt er darunter, wird er die Aktie eher am Kapitalmarkt kaufen und die Option verfallen lassen. In diesem Fall
verfällt die Option und die Optionsprämie, die er bezahlt hat, ist verloren. Bei den Optionen unterscheidet man
grundsätzlich zwischen einer Kaufs- und einer Verkaufsoption. Gehe ich z. B. davon aus, dass eine
Aktie zukünftig steigen wird, kaufe ich eine Call-Option, um in Zukunft die Möglichkeit zu haben, diese Aktie
günstiger zu kaufen. Wenn ich davon ausgehe, dass eine Aktie allerdings fällt, kaufe ich eine Put-Option, um
diese Aktie in Zukunft teurer verkaufen zu können. Was den Zeitpunkt der Opitonsausübung angeht,
unterscheidet man zwischen einer europäischen und einer amerikanischen Option. Das hat erst mal nichts mit
der Geografie zu tun, weil es auch europäische Optionen in Amerika gibt und amerikanische in Europa, sondern
einfach nur mit dem Zeitpunkt, wann ausgeübt werden darf. Bei der europäischen Option gibt es nur einen
Ausübungszeitpunkt - das bedeutet, einen gewissen Stichtag, an dem ich mich entscheide, ob ich die Option
ausübe oder nicht. Bei der amerikanischen Option hingegen gibt es einen Ausübungszeitraum, das
bedeutet, von einem gewissen Tag bis zum Stichtag darf ich innerhalb dieses Zeitraums die Option ausüben,
wann immer ich möchte. Welche Elemente gibt es jetzt bei der Option? Als erstes benötigen wir einmal einen
Basiswert. Wie schon erwähnt, können das Aktien, Rohstoffe usw. sein. Dann brauchen wir einen
Basispreis, bzw. auf Englisch auch strike price genannt, zu dem wir den Basiswert verkaufen oder kaufen dürfen.
Was dann noch ganz wichtig ist, ist die Laufzeit der Option, die bei der Bewertung des Optionpreises eine
wichtige Rolle spielt. Dann gibt es die Optionsprämie - das ist der Preis, den der Optionskäufer zahlen muss,
um sich das Recht, zu kaufen oder zu verkaufen, zu sichern. Wie diese Optionsprämie entsteht, schauen wir
uns jetzt an.
Ganz zu Beginn der Zeiten, als man Optionen eingeführt hat, gab es noch keine wirkliche Bewertungsmethode
von Optionen. Der Preis wurde also ungefähr abgeschätzt und hat sich unter den Marktteilnehmern
begründet. Heute gibt es allerdings Bewertungsmethoden, die von Akademikern entwickelt
wurden und auch von allen Banken mittlerweile angewandt werden. Zur Bewertung wurden zwei Modelle
entwickelt. Einmal das Black-Scholes-Modell und einmal das Cox-Ross-Rubinstein-Modell, die relativ komplex
sind und auf die wir jetzt nicht weiter eingehen werden. Die Hauptidee dahinter ist allerdings, dass eine Option
sich aus zwei Teilen zusammensetzt: einmal dem sogenannten inneren Wert und einmal dem Zeitwert. Der
innere Wert ist der Unterschied zwischen dem Basispreis und dem aktuellen Preis des Basiswertes.
Ist der Basispreis z. B. 80,00 €, das bedeutet, ich habe eine Kaufoption, zu 80,00 € je Aktie kaufen zu dürfen in
zwei Jahren, und der aktuelle Börsenkurs steht derzeit bei 100,00 €, ist der innere Wert der Option 20,00 € -
nämlich die Diverenz zwischen dem aktuellen Börsenkurs und meinem strike price, meinem
Basispreis. Zum inneren Wert kommt allerdings der Zeitwert hinzu. Der Zeitwert lässt sich nicht so einfach
berechnen, da er von verschiedenen Faktoren abhängt. Allerdings ist die Grundidee dahinter, dass je länger der
Zeitpunkt der Kauf- oder Verkaufsoption liegt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs in meine
gewünschte Richtung läuft. Steht mein Aktienkurs jetzt z. B. bei 100,00 € und meine Kaufoption ist z. B. bei
110,00 €, habe ich einen inneren Wert der Option von 0,00 €. Man könnte also sagen, niemand würde diese
Option kaufen. Das ist aber falsch, weil es gewisse Leute auf dem Markt geben wird, die darauf spekulieren,
dass der Aktienkurs auf 110,00 € und sogar darüber hinaus steigen wird. Es gibt also eine gewisse Hoffnung
in der Option und auch diese Hoffnung hat ihren Preis. Dementsprechen würde solche eine Option natürlich
sehr günstig bewetet sein, allerdings wäre sie nicht kostenlos. Der innere Wert hängt also vom aktuellen
Kurs des Basiswertes ab und vom strike price, also dem Ausübungspreis, zu dem ich kaufen oder verkaufen darf.
Der Zeitwert hingegen hängt davon ab, wie volatil der Basiswert ist und welchen Zinssatz es derzeit aktuell auf
dem Markt gibt. Außerdem hängt er auch ganz stark von der Laufzeit der Option ab.
Genug der Theorie - schauen wir uns jetzt erst einmal ein einfacheres Beispiel an, das wir uns auch schon im
Derivate-Video angeschaut haben, und dann ein Praxisbeispiel aus der Übernahmeschlacht zwischen
Volkswagen und Porsche.
Kommen wir auf unser Beispiel des Bauers und der Keksfabrik zurück. Schauen wir uns einmal an, wie es
aussehen würde, wenn die Keksfabrik eine Option auf den Weizenpreis kauft. Da die Keksfabrik ihr Weizen
kaufen möchte, wird sie sich eine Kaufoption, also eine Call-Option, sichern. Der Weizenpreis steht heute bei
200,00 €, und die Keksfabrik geht davon aus, dass er zukünftig steigen wird. Sie möchte sich also den Preis
von 200,00 € absichern und kauft also eine Option mit strike bzw. Ausübungspreis von 200,00 €. Um das Recht
zu bekommen, zukünftig für 200,00 € einen gewissen Anteil, sagen wir pro Option eine Tonne Weizen, kaufen
zu dürfen, muss die Fabrik eine Optionsprämie zahlen. Der innere Wert ist derzeit 0,00 €, allerdings hat die
Option einen Zeitwert - gehen wir mal davon aus, 5,00 €. Die Gegenpartei der Keksfabrik ist der Weizenbauer. Er
denkt, dass der Weizenpreis entweder stabil bleibt oder in Zukunft sogar fallen wird. Die 5,00 € Optionsprämie,
die die Keksfabrik jetzt zahlt, gehen direkt in die Tasche des Optionsherausgebers - in diesem Fall der Bauer.
Er hat also jetzt erst einmal 5,00 € gewonnen. Steigt also der Preis des Basiswertes, also unseres Weizens,
auf z. B. 230,00 €, hat die Keksfabrik die Möglichkeit, vom Bauern für 200,00 € je Tonne Weizen abzukaufen.
Der Bauer muss also 30,00 € günstiger verkaufen, als er es über den Markt hätte tun können. Er hat aber keine
30,00 € Verlust gemacht, sondern nur 25,00 €, da er ja vorab schon die Optionsprämie von 5,00 € kassiert hat.
Das zweite Szenario ist, dass der Preis des Basiswertes fällt - sagen wir, auf 140,00 €. In diesem Fall lässt die
Keksfabrik ihre Option verfallen und kauft für 140,00 € je Tonne über den Markt. Der Bauer muss also für 140,00 €
über den Markt verkaufen. Verdient hat er allerdings die 5,00 € Optionsprämie.
Kommen wir jetzt mal auf ein historisches Beispiel zu sprechen, bei dem Optionen eine erhebliche Rolle
gespielt haben. Die Rede ist vom Versuch von Porsche, den Volkswagen-Konzert zu übernehmen. Hierbei
wurden massiv Finanzprodukte eingesetzt, die sogar so weit geführt haben, dass Porsche im Geschäftsjahr
2007/2008 einen höheren Vorsteuergewinn hatte als Umsatz. Mit Finanzprodukten hat Porsche also einen
höheren Gewinn gemacht als den gesamten Absatz von Porschefahrzeugen. Wie kam es jetzt dazu?
Wendelin Wiedeking und Wolfgang Porsche, der damaligen Vorstandsvorsitzende und
Aufsichtsratvorsitzende von Porsche hatten sich damals in den Kopf gesetzt, Volkswagen zu
übernehmen. Hierzu müssen sie eine Mehrheit der Aktien besitzen. Hätten sie sich aber dazu entschieden,
die Aktien peu à peu am Markt zu kaufen, wäre der Aktienpreis von Volkswagen in die Höhe geschossen
und sie hätten immer teurer kaufen müssen. Von daher haben sich Vorstandsvorsitzender und
Finanzvorstand von Porsche überlegt, wie sie sich denn Aktien sichern können, ohne den Preis direkt in die Höhe
zu treiben. Aus diesem Grund haben sie angefangen, Kaufoptionen auf die VW-Aktie zu kaufen. Das hatte
außerdem noch den Vorteil, dass sie deutlich weniger Geld investieren mussten, da sie zum Zeitpunkt des
Kaufs der Option nur die Optionsprämie zahlen mussten, aber nicht den gesamten Preis für eine Aktie.
Um zu vereinfachen, weichen wir jetzt einmal kurz von den tatsächlichen Zahlen ab und gehen davon aus, dass
zu diesem Zeitpunkt eine VW-Aktie 100,00 € gekostet hat. Porsche hat sich nun Kaufoptionen gesichert, die
das Recht zusichern, eine VW-Aktie für 90,00 € zu kaufen. Der innere Wert war also
100,00 € - 90,00 €, also 10,00 €, und gehen wir jetzt der einfachkeithalber davon aus, dass der Zeitwert bei
2,00 € liegt. Der Optionspreis ist also 12,00 €. Porsche konnte sich also nun für 12,00 € die Option an einer
Volkswagen-Aktie sichern, die sonst 100,00 € kostete. Durch diesen aggressiven Übernahmeversuch ist auch
der Preis der VW-Aktie extrem gestiegen. Investoren haben die Aktie gekauft, weil sie wussten, dass es auf
jeden Fall einen Abnehmer geben wird. Dadurch, dass der Preis des Basiswertes steigt, steigt auch der innere
Wert einer Kaufoption. Die Optionen, die Porsche gekauft hatte, haben also einen immensen Gewinn
gemacht, der dazu geführt hat, dass das Vorsteuerergebnis von Porsche höher als der Umsatz
war. Diese Übernahmeschlacht hat zu solchen Exzessen gefüht, dass die VW-Aktie vorübergehend aus dem DAX
genommen wurde, da sie ein so hohes Handelsvolumen hatte, dass der DAX sich hauptsächlich nach der
Volkswagen-Aktie gerichtet hat und die anderen Aktien völlig untergewichtet waren. Da der Höhepunkt dieser
Übernahmeschlacht mitten in der Finanzkrise 2008/2009 gelegen hat, hatte Porsche
Finanzierungsschwierigkeiten und nicht mehr genug Kreditlinie bekommen, um die Optionen tatsächlich
auszuüben, also die Aktien auch tatsächlich zu kaufen. In dieser Notsituation hat Volkswagen Porsche einen
Kredit gewährt und schlussendlich Porsche selbst übernommen. Eine Option ist ein asymetrisches Derivat,
das dem Käufer ein Recht einräumt, allerdings keine Pflicht. In unserem Beispiel hatte Porsche das Recht,
Optionsaktien zu kaufen. Die Herausgeber der Option hatten allerdings die Pflicht, Porsche zu dem genannten
Ausübungspreis, zum strike price, diese Aktien zu liefern - unabhängig davon, wie teuer diese sind.
Das Verlustrisiko von Porsche war also nur die Optionsprämie, um bei unserem Beispiel zu bleiben,
die 12,00 €. Man nennt es deswegen ein asymetrisches Produkt, da der potenzielle Verlust des Käufers, also von
Porsche auf 12,00 € je Option begrenzt war, der potenzielle Verlust des Verkäufers aber unendlich ist.
Aufgrund der immensen Spekulation auf die Volkswagen-Aktie ist der Preis zwischenzeitlich auf über
1000,00 € je Aktie geschossen, was für manche Optionsherausgeber ein großes Problem darstellte.
Ein besonders tragisches Beispiel von jemandem, der auf den Fall des VW-Kurses gesetzt hatte, und somit die
andere Position der Option eingenommen hat als Porsche, ist der Unternehmer und mehrfache Milliardär
Adolf Merckle. Er hat mit seiner Spekulation gegen Volkswagen einen immensen Verlust eingefahren, der
nicht genau beziffert wurde, aber auf mehrere 100 Millionen bis zu einer Milliarde geschätzt wurde.
Aufgrund dieses Verlusts beging er dann im Januar 2009 Selbstmord.
Ich hoffe, wir konnten euch das komplexe Thema Optionen ein bisschen näherbringen. Wer sich mit dem
Thema wirklich vertieft noch beschäftigen will, dem empfehle ich das Buch von meinem ehemaligen
Professor, "Finanzmathematik in der Bankpraxis" - es ist allerdings schon sehr fortgeschritten, von daher
empfehle ich es wirklich nur an Leute, die schon ein bisschen Erfahrung mit dem Thema haben.
Außerdem freuen wir uns über Fragen und Ergänzungen in den Kommentaren und ein Like, wenn euch unser
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